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SPD-Haustürwahlkampf in Gelsenkirchen: Andrea Henze ist die Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin Foto: Fabian Ritter

Kommunalwahlen in Nordrhein-WestfalenAlles guckt nach Gelsenkirchen

Bei der Bundestagswahl holte die AfD dort die meisten Zweitstimmen. Am Sonntag ist in NRW Kommunalwahl. Vertrauen die Ar­bei­te­r:in­nen der SPD nicht mehr?

L aut und trubelig geht es an diesem Nachmittag am Fuße einer Abraumhalde zu. Kinder rennen, spielen und lassen sich trösten von Vätern und Müttern, mit und ohne Kopftuch. Die städtische Kita inmitten einer ehemaligen Zechensiedlung in Gelsenkirchen feiert ihr 30-jähriges Jubiläum, passend zum Anlass scheint die Sonne. Die lokale Politikprominenz ist auch gekommen, schließlich ist bald Kommunalwahl.

Ein Vater steht an einem der Stehtische und nippt an seiner Limonade. Seine beiden Kinder besuchen die Kita. Darf man fragen, für welche Partei er stimmen wird. Klar, darf man. „Für die AfD.“ Aha. Und weshalb? „Frust.“

Er erzählt von seinem Job bei einem Autozulieferer in Essen, der auf der Kippe steht. „Seit Monaten schon Kurzarbeit, ich weiß nicht wie das weitergehen soll, ich bin ja der Haupternährer der Familie.“ Er atmet schwer aus. Das geplante Verbrenner-Aus müsse weg, das solle der Markt regeln, da habe sich die Politik nicht einzumischen. Und die Energie müsse wieder billiger werden. „Wir hatten sauberes russisches Gas und kaufen nun teures Frackinggas aus Amerika. Versteht kein Mensch.“

Er redet offen, blickt einem beim Sprechen in die Augen. Kein strammer Rechter mit tätowierter schwarzer Sonne, sondern ein biederer Familienvater im Poloshirt. Ein Facharbeiter, der sich Sorgen um seine Zukunft macht. Wäre nicht eigentlich die SPD die Partei, die seine Interessen vertritt? „Is so“, sagt er. „Ich habe jahrelang SPD gewählt. Aber seit Olaf Scholz ist nur noch Frust.“ Und zu CDU-Kanzler Friedrich Merz habe er auch kein Vertrauen. Der habe versprochen die Schuldenbremse einzuhalten und mache nun Milliardenschulden. „In meinem Bekanntenkreis und im Betrieb denken 90 Prozent so.“

wochentaz

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Stimmungstest für die Bundesregierung

Die in Nordrhein-Westfalen zur Wahl stehenden Oberbürgermeister:innen, Stadträte und Ge­mein­de­ver­tre­te­r:in­nen werden nicht über Staatsschulden oder die deutsche Energieversorgung entscheiden, sondern über Kitaplätze, ob der Bolzplatz saniert, die Straße neu asphaltiert oder der Müll abgeholt wird. Aber die Bundespolitik lässt sich nicht ausblenden. Und so werden die Kommunalwahlen am 14. September im bevölkerungsreichsten Bundesland auch ein Stimmungstest für die Bundesregierung.

Bei der Bundestagswahl wurden die Parteien der Ampel – SPD, Grüne und FDP – abgestraft. Von der Unzufriedenheit profitierte vor allem die AfD. Besonders in den einstigen SPD-Hochburgen im Ruhrgebiet konnten die extrem Rechten punkten. In Gelsenkirchen holten sie mit fast 25 Prozent die meisten Zweitstimmen von allen Parteien.

Vor den landesweiten Kommunalwahlen steht die Stadt wieder im Fokus. Kann die AfD ihren Erfolg wiederholen, löst sie gar die SPD in ihrer einstigen Hochburg ab?

Das Empfinden, kollektiv abgewertet zu sein als Arbeiter, sucht sich ein Ventil

Klaus Dörre, Soziologe

Der Soziologe Klaus Dörre hat selbst einige Zeit in NRW gelebt und gearbeitet. Seit Jahren beschäftigt er sich mit dem zunehmenden Anklang der radikalen Rechten in der Arbeiterschaft. Er sagt: „Es gibt ein kollektives Abwertungsempfinden von konventionellen Lebensentwürfen.“ Leute hätten das Gefühl, sie seien in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit unterrepräsentiert, was am Stolz rühre.

Im gewerkschaftlichen Bereich sei der Eindruck verbreitet, viele hätten es sich im Bürgergeld bequem gemacht, der kollektive Status werde als bedroht wahrgenommen.

Wirtschaftlicher Abstieg und AfD-Aufstieg

In Städten wie Gelsenkirchen kommt noch der Strukturwandel hinzu. „Lange Zeit haben viele Arbeiter gar nicht gewählt, jetzt kommen Arbeiterprobleme über hohe Zustimmungswerte zur AfD in die Öffentlichkeit – das ergibt einen sich selbst verstärkenden Mechanismus.“ Es führe dazu, dass Arbeiter in gewisser Weise gegen ihre eigenen Interessen wählten. „Das Empfinden, kollektiv abgewertet zu sein als Arbeiter, ‚Ruhri‘ oder selbst auch Migrant sucht sich ein Ventil – und findet es bei einer Partei, die marktradikal ist.“

Dörre verweist auf den französischen Soziologen Didier Eribon. In seinem Bestseller „Rückkehr nach Reims“ beschreibt Eribon am Beispiel seiner eigenen Familie die Entfremdung des Proletariats von der politischen Linken und ihre Hinwendung zur extremen Rechten. Eine Entwicklung, die in allen Industrieländern zu beobachten ist. Droht der einstigen Malocherpartei SPD in Gelsenkirchen also ein ähnliches Schicksal wie Frankreichs Sozialistischer Partei, die inzwischen in der Bedeutungslosigkeit versunken ist?

Gelsenkirchen steht nicht nur für den Aufstieg der AfD, sondern auch für wirtschaftlichen Abstieg. Die Stadt war im 20. Jahrhundert ein indus­triel­les Zentrum, hatte zu Hochzeiten 400.000 Einwohner:innen. Mit der Schließung der Zechen und Hochöfen und dem Niedergang der Textilindustrie kam der Abschwung. Heute wohnen 260.000 Menschen hier.

In einer Stadt, die bekannt ist, für den Zweitligaverein Schalke 04 und die Statistik: Niedrigstes Durchschnittseinkommen, höchste Pro-Kopf-Verschuldung, vor sechs Jahren landete man in einem Ranking der lebenswerten Städte auf dem letzten Platz: 401. Findige Marketingstrategen machten daraus den Hashtag #401.

Seit Jahrzehnten stellen die Sozialdemokraten fast ununterbrochen das Stadtoberhaupt. Doch die SPD-Amtsinhaberin tritt nicht mehr an, die Partei hat sich für eine eher unbekannte Kandidatin entschieden, eine Newcomerin in doppelter Hinsicht. Andrea Henze ist Sozialdezernentin im Rathaus und erst vor drei Jahren nach Gelsenkirchen gezogen.

Die Devise der SPD: mit Optimismus gegen Fatalismus

Auch die New York Times will die SPD-Kandidatin treffen

Genauso lange ist sie SPD-Mitglied. Mit Mitte 40 Mitglied einer Partei zu werden, ist eher ungewöhnlich. Henze sagt, für sie sei das eben lange kein Thema gewesen. Sie ist in der DDR geboren, wo man in die einzig maßgebliche Partei, die SED, weniger aus Überzeugung denn aus Opportunismus eintrat. Henze hat über den zweiten Bildungsweg Verwaltungswissenschaften studiert und sich bis zur Chefin der Dessauer Wirtschaftsförderungsagentur hochgearbeitet.

Vor zehn Jahren bewarb sie sich weg aus Sachsen-Anhalt ins Ruhrgebiet, leitete das Jobcenter in Hagen und seit 2021 den Vorstandsbereich V im Gelsenkirchener Rathaus: Wohngeld, Jobcenter, Krankenhäuser oder Tierschutz – alles ihre Themen. Keine Arbeiterführerin, sondern eine Vorarbeiterin im Maschinenraum der Bürokratie. Henze sieht es als Vorteil: „Ich habe 32 Jahre Verwaltungserfahrung, ein breites Netzwerk und weiß, wo man anpacken kann, und wo es sinnvoll ist, von Land und Bund was einzufordern.“

Mit Hochsteckfrisur und Perlenohrringen steht sie auch optisch eher für Büro als für Bergbau. Das passt dann irgendwie auch zur Transformation der einstigen Industriehochburg Gelsenkirchen und zum Wandel der SPD von der Arbeiter- zur Akademikerpartei.

SPD-Kandidatin Andrea Henze vor dem SPD-Wahlkampfbus in Gelsenkirchen-Buer Foto: Fabian Ritter

Vor Medienanfragen kann sich An­drea Henze gerade kaum retten. Für den Wahlsonntag haben sich die New York Times und das ZDF angemeldet. Die regierende SPD und Henze versuchen, dem Fatalismus mit Optimismus zu begegnen. Im Wahlkampf tourt Henze im „Aufstiegsmobil“ durch die Stadt. „Anpacken. Aufsteigen“ steht auf dem schwarzen Bus.

Sie will die „Kohle“ ins Ruhrgebiet zurückholen und Schulen zu „Fördertürmen der Zukunft machen. Und so den Beweis antreten, dass Gelsenkirchen besser ist als sein Ruf, nämlich „unfassbar grün und wirklich lebenswert“. Die Frau aus Sachsen-Anhalt, wo die Wirtschaft vor 35 Jahren komplett zusammenbrach, ist nun in Sachen Aufbau West unterwegs. Wer will, kann das ironisch finden.

Im Haustürwahlkampf

Im Stadtteil Buer trifft Henze an einem Freitag im September auf Helga und Karl-Heinz Mohr, beide über 70. Sie sind schon so lange in der SPD wie Henze auf der Welt ist – seit 50 Jahren. Die pensionierten Leh­re­r:in­nen begleiten Henze im Haustürwahlkampf. Auch das ist symbolisch: Die Älteren sind das Rückgrat der Sozialdemokratie und ihre treueste Wähler:innengruppe.

In Buer ist man auf CDU-Terrain, zweistöckige Häuser mit holzgetäfelten Wohnungstüren. „Auch bei vielen CDU-Wählern kommt Andrea gut an“, flüstert Helga Mohr als Henze klingelt.

„Guten Tag, ich bin Andrea Henze und kandidiere als Oberbürgermeisterin. Ich wollte mich vorstellen, damit sie wissen wie das Original aussieht“, sagt Henze zu einem Mann im „Glück auf“- T-Shirt. Seine Frau schiebt sich an ihm vorbei: „Endlich lerne ich Sie mal kennen“, sie strahlt Henze an. Sie sei Musikerin, ihre Band heißt „Get back Buer“. „Sie sind in der richtigen Partei, gibt aber auch viel zu meckern“, sagt sie zu Henze. Und deutet zur Straße. „Ist ’ne Katastrophe, wie die Autos hier durchrasen.“ Henze freut sich trotzdem. „Habe ich auf dem Schirm. In unserem Aufstiegsplan sind schon ganz viele Maßnahmen drin, der wird jetzt durch die Bürger ergänzt.“ Man wolle die Stadt ja nach vorn bringen.

Beim nächsten Haus hat die Kandidatin weniger Glück. „Raus, alle raus“, brüllt ein Mann, noch bevor Henze ein Wort sagen kann. Sie seufzt. „Auch solche Leute gibt’s.“

Henze ist keine Lautsprecherin. Sie sagt oft, das müsse man differenziert betrachten und plädiert für „Augenmaß“. Auch bei den gerade heiß diskutierten Bürgergeldsanktionen. „Wir müssen Menschen in Arbeit bringen, und wenn notwendig, müssen wir die Menschen entsprechend qualifizieren“, sagt sie. Das koste aber erst mal. „Einen Haushalt saniert man damit nicht.“ In Gelsenkirchen lebt jeder Vierte von Grundsicherung.

Leere Läden in der Innenstadt

Helga Mohr ist hier geboren, ihr Vater hat bei Thyssen gearbeitet. „Das war mal eine prosperierende Stadt“, erzählt sie. Doch seit die Industrie weg ist, stehen viele Läden in der Innenstadt leer. Und seit 2014 die vollständige Arbeitnehmerfreizügigkeit für Menschen aus Rumänien und Bulgarien eingeführt wurde, kamen auch viele, die vor der Armut flohen. Etwa 13.000 leben zurzeit in der Stadt, darunter viele Sinti und Roma.

Während die Beschäftigungsquote von Rumänen und Bulgaren bundesweit auf vergleichbar hohem Niveau wie in der Gesamtbevölkerung liegt, beträgt sie in Gelsenkirchen nur 13 Prozent. Viele werden angelockt von billigen Mieten, aber auch von skrupellosen Hinterleuten, die ganze Familien systematisch ausbeuten: Sie melden sie beim Jobcenter an, bringen sie in abbruchreifen Häusern unter, beschäftigen sie schwarz und kassieren ihre Sozialleistungen.

Das sorgt selbst in einer Stadt wie Gelsenkirchen, in die Menschen seit 150 Jahren zuwandern, für Verdruss. „Viele Leute sagen uns, es reicht. Wir wollen endlich wieder Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung“, erzählt Helga Mohr. „Die stimmen nicht für die AfD, sondern gegen die anderen Parteien.“

Die Mohrs, selbst in der Flüchtlingshilfe aktiv, finden, die SPD habe sich beim Thema Migration zu sehr weggeduckt. „Wir haben gedacht, das sind CDU-Themen. Aber bestimmte Sachen kann man eben nicht dulden, selbst wenn man auf der Seite der Geflüchteten steht.“ Ganz wichtig sei es, in Bildung zu investieren, sagen sie, und dafür zu sorgen, „dass die Kinder hier zur Schule gehen“.

Die Stadt Gelsenkirchen hat 100 Millionen Euro von Land und Bund zugesagt bekommen, um Schrottimmobilien aufzukaufen und abzureißen. Henze zeigt beim Weiterfahren auf ein Plakat vor einer Brache: „Aufbruch durch Abbruch“ steht drauf. „Wir nehmen in den nächsten zehn Jahren 500 solcher Schrottimmobilien vom Markt. Das hilft gegen Sozialmissbrauch, und so können wir auch was für die Stadtentwicklung tun.“

Strukturwandel und Industriepolitik

Klar ist aber auch: Aus eigener Kraft und ohne vernünftige finanzielle Ausstattung wird hochverschuldeten und wirtschaftlich abgehängten Städten der Aufstieg nicht gelingen.

Der Soziologe Dörre sagt, vom Strukturwandel betroffene Regionen bräuchten eine Industriepolitik, für die es im Ruhrgebiet eigentlich eine lange Tradition gibt. Er verweist auf Dortmund. Nach dem Niedergang der Steinkohleindustrie entstand dort mit staatlichen Zuschüssen und unter Mitwirkung der Gewerkschaften ein Technologiepark, der heute einer der führenden in Europa sei. Gerade Gewerkschaften seien auch wichtig, um die Belegschaft in den Betrieben gegen den Rechtsruck zu immunisieren.

Im benachbarten Dortmund legte die AfD bei der Bundestagswahl ebenfalls zu, kam aber nur auf knapp 17 Prozent. Aber in Industriepolitik müsse der Staat kräftig investieren, sagt Dörre: „Solche Projekte müssen immer durch ein Tal des Todes, bis sie rentabel werden. Dafür brauchen sie ausreichend staatliche Finanzierung.“

Auch Henze weiß um die Grenzen der Kommunalpolitik. Etwa beim Thema Migration. „Das ist ein europäi­sches Thema – über Schulplätze und Sprache kann man einiges tun, aber wenn die Integrationsfähigkeit einer Stadt aufgrund der finanziellen Ressourcen begrenzt ist, dann sind einem irgendwann die Hände gebunden.“ Ihr gehe es darum, dass die Gesamtintegrationsleistung der Stadt wahrgenommen und berücksichtigt werde. Wo Henze auf Zukunftspartnerschaften und Maßnahmenpläne verweist, appelliert die AfD plump an niedere Gefühle.

Johlende AfD-Klientel in der Fußgängerzone

Gelsenkirchens AfD-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Enxhi Seli-Zacharias hat sich am Wochenende vor der Wahl in der Fußgängerzone postiert und fordert Deutschlandfahnen statt Halal-Essen an Schulen, beschwört Abstiegsängste und imaginiert eine angeblich bevorstehende Unterwerfung unter den Islam.

Klassische Arbeiterthemen bespielt sie nicht, dafür umso mehr Rassismus: „Es geht auch um den sozialen Zusammenhalt – dazu gehört auch, dass du nicht reihenweise Geschäfte sehen musst, die in arabischer Sprache beschriftet sind. Wir werden dieses Gefühl von Fremdsein beenden!“, schreit sie ins Mikro und: „Wir werden dieses korrupte politische System zu Fall bringen!“ Dafür gibt es Applaus und Johlen vom AfD-Kernklientel, das sich versammelt hat.

Der OB-Kandidat der AfD, Norbert Emmerich, wirkt neben ihr eher blass. Der 72-jährige Bankkaufmann im Ruhestand ist gebürtiger Gelsenkirchener und wird als „einer von euch“ vorgestellt. Er regt sich über abgestellte Schrottautos auf, über Zweite-Reihe-Parker und vermüllte Straßen. Sein Slogan „SOS – Sauberkeit, Ordnung, Sicherheit“ sei ihm beim Spaziergehen durch die Fußgängerzone eingefallen, sagt er. Weitere Ideen formuliert er nicht.

„Ich will euch nicht länger langweilen“, leitet er das Ende seiner Rede ein. Aus AfD-Sicht scheint das für Gelsenkirchen zu reichen. Aber so wirklich glaubt auch in der AfD niemand daran, dass er in einer Stichwahl gewählt würde. Ein Selbstläufer ist die Kommunalwahl für die AfD nicht: Kaum ein Landesverband ist so zerstritten wie der in NRW. Der Landesvorsitzende leistet sich seit Jahren einen erbitterten Kampf gegen den völkisch-nationalistischen Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich. Selbst im Wahlkampf überziehen sich die Lager mit Parteiausschlussverfahren, wüsten Beschimpfungen und Intrigen.

AfD-Strategie: Sand ins Getriebe streuen

Auch kommunalpolitisch hat die AfD außer Blockaden bislang wenig zu bieten. Ein Beispiel liefert der Leverkusener AfD-Stadtratsfraktionsvorsitzende Yannick Noe. Im Identitären-nahen Podcast „Ein Prozent“, wo Noe zu Gast war, rät er, Wahlen über jede Kleinigkeit zur Geheimabstimmung zu machen, so zieht man Sitzungen ewig in die Länge.

Um Sand ins Getriebe der ehrenamtlichen Kommunalpolitik zu streuen und Einfluss zu erpressen. „Wir haben geheime Wahl beantragt, und sie waren so unvorbereitet“, berichtet Noe von einer Kommunalparlamentssitzung. „Diese Veranstaltung, die sonst 90 Minuten dauert, haben wir auf sechseinhalb Stunden gebracht – es war eine Genugtuung.“

Frage an den Familienvater beim Kita-Fest: Traut er der AfD wirklich zu, die Probleme zu lösen? „Nein“, sagt er. Für ihn sei die AfD einfach das nächste Übel. „Aber die sollen jetzt mal machen. Wenn sie es nicht packen, dann kann ich sie ja wieder abwählen.“ Wenn er sich da mal nicht täuscht.

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58 Kommentare

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  • Die Sozialdemokratie hat früher im Ruhrgebiet das Leben der kleinen Leute verbessert. Wenn es keinen Sportclub gab, dann wurde ein Arbeitersportverein gegründet. Arbeitersamariterbund, Hilfe bei Behördengängen, Rechtsberatung, alles zusammen mit der Gewerkschaft. Das war Selbsthilfe, eine Kümmererpartei, die wirklich was bewirkt hat.



    Heute bestehen die Parteikader auf Landes- und Bundesebene aus abgehobenen Geistes- oder Gesellschaftswissenschaftlern. Die Wählerbasis der SPD wird mit irgendwelchen Identitätsthemen aus der Hochschulszene genervt, die niemanden interessieren. Um die Themen vor Ort kümmert man sich viel zu wenig.

    • @Spickerfresse:

      Den Arbeitersamariterbund (ASB) gibt es immer noch. Ich bin Beitragszahler -als pensionierter Lehrer...

      Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kümmert sich selbstlos um alles mögliche, z.B. im Bereich der Integration von Kindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist...

      Der große Anteil von Akademikern in der AfD ist viel zu wenig bekannt. Sie sind so zahlreich, dass sie zur Verbreitung ihrer "Identitätsthemen" erst gar nicht die "Hochschulszene" brauchen...

      • @Auweiowei:

        Sie argumentieren I.w.,dass die AfD noch schlechter als die SPD sei.

        Aber viele AfD Wähler wählen die AfD nicht, weil sie besser ist.

        Sie wählen die AfD, weil sie die Nase gestrichen voll haben von allen etablierten Parteien.

        Mit Worten wird man diese Wähler nicht zurückgewinnen. Egal wie wahr die sind. Nur Taten werden irgendetwas ändern.

        Diese Wähler werden erst dann aufhören, die AfD zu wählen, wenn entweder die AfD an die Macht gekommen ist und sie mit ihren Taten genauso enttäuscht hat. Oder wenn die etablierten Parteien sie mit ihren Taten nicht mehr enttäuschen. Aber dazu wäre eine radikale Neuausrichtung nötig. Nicht mehr Wachstum muss an erster Stelle stehen, sondern Gerechtigkeit.

        Und für alle, die meinen, dass Gerechtigkeit erst möglich ist, wenn genug erwirtschaftet wurde, die sollten endlich verstehen, dass genug erwirtschaftet wird. Die reichsten 500 Deutschen haben ihr Vermögen von 2020-2024 um 500 Mrd. € vergrößert (um 80% von 600 Mrd.€ auf 1100 Mrd.) . Das Problem ist nicht, dass nicht genug erwirtschaftet wird, Das Problem ist, dass es nicht gerecht verteilt wird.

        • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

          Leider sehe ich nicht, warum Sie ausgerechnet mir das alles erzählen. Ich habe doch die SPD mit keiner Silbe erwähnt.

          Für @Nachtsonne, etwas weiter unten (bitte nachlesen), zählt jetzt das akademische Spitzenpersonal der AfD (auf das ich angespielt habe) zu den Etablierten.



          ASB und GEW sind nicht mit der SPD verbandelt (wie Sie anscheinend glauben) und können so wenig wie Sie und ich für eine gerechtere Umverteilung tun.



          Glauben Sie etwa, die Wirtschaftswissenschaftlerin Weidel, die in der Schweiz lebt (und dort Steuern zahlt?) wird sich jemals Ihnen zuliebe um mehr Steuergerechtigkeit kümmern? Wie naiv muss/darf man eigentlich sein?

  • "In Gelsenkirchen wird es eine Stichwahl um das Amt für das neue Stadtoberhaupt geben. SPD und AfD gehen ins Rennen."



    In Hagen und Duisburg ist d. AfD auch in dieser Position.



    Dort werden SPD/CDU wahrscheinlich ebenfalls m. einem "blauen Auge" davongekommen.



    www1.wdr.de/nachri...l-aktuell-100.html



    Die traditionellen und Jahrzehnte etablierten großen demokratischen Parteien werden sich hier zusammenschließen, gegen die AfD, haben sie angekündigt.



    "Die Landesvorsitzenden von SPD und CDU in Nordrhein-Westfalen kündigten an, sich gemeinsam gegen AfD-Kandidaten zu stellen. SPD-Landeschefin Sarah Philipp sagte dem WDR: "Wo die CDU mit der AfD in der Stichwahl ist, da ist für mich als Sozialdemokratin ganz klar: Wir unterstützen natürlich die CDU-Kandidatur – und ich erwarte das auch in der umgekehrten Variante."



    Bei zeit.de



    Weiter dort:



    "Hendrik Wüst (CDU): "Wenn jemand von der AfD in der Stichwahl ist und jemand von einer demokratischen Partei, dann wissen Christdemokraten – und ich bin sicher auch die Wählerinnen und Wähler – was zu tun ist."



    Das befürchtete Desaster ist ausgeblieben; kein OB mit AfD-Parteibuch, das ist die Devise.

  • "Alles guckt nach Gelsenkirchen"

    ...und genau das ist das Problem! Er wäre Jahre( zehnte) lang Zeit gewesen, auch mal auf Gelsenkirchen oder andere sterbende Städte und Regionen zu schauen.



    Stattdessen ging es immer nur um Berlin und die Befindlichkeiten um Prenzlauer Berg

    • @R. Mc'Novgorod:

      Ich glaube, das ist Unsinn.

    • @R. Mc'Novgorod:

      "Stattdessen ging es immer nur um Berlin und die Befindlichkeiten um Prenzlauer Berg"

      Ich hingegen denke, dass es in den letzten 20 Jahren wahrscheinlich JEWEILS mindestens 10x so viele Berichte, Artikel, Sendungen etc. über irgendwelche Dörfer irgendwo im Osten gegeben hat, als über Gelsenkirchen. Ganze Sendereihen haben sich mit jeder noch so nebensächlichen Befindlichkeit befasst. Es hat schlicht keine S** interessiert, wie es im Pütt den Leuten geht.

      • @Kaboom:

        Aber das bestätigt doch genau das, was ich schreibe bzw steht gar nicht im Widerspruch dazu.

        Wählt ein sächsisches Dorf mehrheitlich AFD, dann ist den Bewohnern des Dorfes die mediale Aufmerksamkeit in ganz Deutschland sicher.

        ...Und zu Gelsenkirchen und anderen schrumpfenden Großstädten in Deutschland: Deutschland wurde in den letzten Jahrzehnten immer weiter zentralisiert. Ich habe das Gefühl, das vor 25 Jahren kleinen und mittelgroßen Großstädten wie Gelsenkirchen, Karlsruhe, Augsburg, Hannover etc mehr Aufmerksamkeit zuteil wurde, als dies heute der Fall ist.

        • @R. Mc'Novgorod:

          Wir stimmen bei 50 % Ihrer Aussage absolut überein 😀. Wie auch immer, Teilen des Pütts geht's - nicht erst seit gestern - schlecht. Interessierte niemand. Bis heute morgen.



          Und es ist nicht die beste Erziehungsmassnahne, dass erst Braun gewählt werden muss, um Aufmerksamkeit zu erhalten

  • Lassen wir die Kirche im Dorf, die Panik ist unbegründet....



    Die AfD wird keinen Oberbürgermeister und keinen Bürgermeister stellen.



    Die AfD wird mit ca. 15% ein brauchbares " gutes" Ergebnis einfahren ( nach 5,1%) mehr aber nicht.



    Und am Montag wird auch in NRW ( wie im übrigen Deutschland) wieder die Sonne aufgehen.

    Die Panikmacher werden noch 1 bis 2 Wochen nach maulen....dann wird der Bürger merken es bleibt alles beim alten......Schlagzeilen, wie immer, zum Trotze.... der Weltuntergang ist wiedermal ausgeblieben.

    • @Fairness85:

      Die AFD hat ihr Ergebnis verdreifacht! Die Brandmauer funktioniert also unverändert wunderbar in der Praxis (Ironie). In Deutschland erfolgt meiner Beobachtung nach die Etablierung von Parteien von unten. Die AFD ist damit auch in Westdeutschland und ausgerecht in NRW als feste Größe angekommen. Dazu musste die AFD absolut nichts machen - außer vielleicht ausnahmsweise keine Skandale zu erzeugen. Die Wahlerfolge der AFD könnten also durch die Politik der etablierten Parteien begründet sein. Da die AFD nicht gerade vor hat die Sozialleistungen auszubauen oder auch nur da zu lassen, wo sie sind, wird der Grund ein anderer sein. Tja, was könnte das sein? Egal, einfach weiter so. Es muss wohl erst auf Landtagswahlebene knallen bis man links der Mitte wach und selbstkritisch wird.

      • @Nachtsonne:

        "In Deutschland erfolgt meiner Beobachtung nach die Etablierung von Parteien von unten."



        Das kann allerdings von der AfD, um die es Ihnen ja geht, so nicht gesagt werden.



        Bernd Lucke, der sie 2013 mitgegründet hat: Universitätsprofessor!



        Alexander Gauland:



        Jurist und Publizist!



        Alice Weidel:



        Wirtschaftswissenschaftlerin!



        usw.usw.



        Aber sie haben natürlich - als Kinder - alle einmal klein (sozusagen ganz unten) angefangen, da gebe ich Ihnen recht.

        • @Auweiowei:

          Genau die aufgeführten Personen waren bisher in NRW nicht etabliert. Das wird sich jetzt in NRW ändern.

          • @Nachtsonne:

            Weidel, Gauland und Lucke ("genau die angeführten Personen") sind also jetzt in NRW "etabliert", Lucke freilich nur als verirrter Geist. (Und Gauland? Und Weidel?)

            Hätte ich den Akademiker Höcke mit angeführt, wäre sein (Un-)Geist jetzt sicher genauso etabliert. Oder ist er es nicht schon längst?

            Und was "wird sich jetzt in NRW ändern"? Auf geistiger oder kommunaler Ebene? Nur soviel: Die völkischen Geister (also die "von unten"), die man rief, die wird man so leicht nicht mehr los.

          • @Nachtsonne:

            Weidel, Gauland und Lucke "waren bisher in NRW nicht [von unten?] etabliert" -



            da vermag ich sprachlich nicht wirklich zu folgen, und so tappe ich leider im Dunkeln. Allerdings klingt Ihr zweiter Satz in meinen Ohren fast schon bedrohlich. (Aber das ist womöglich einfach dem 'Dunkeln' geschuldet, in dem ja bekanntlich nicht gut 'munkeln' ist.)

    • @Fairness85:

      Weil aus 'Frust' eine rechtsextreme Partei gewählt wurde, sollen wir uns entspannt zurücklehnen? Na dann bis zur nächsten Wahl.

      Wer sich beim Dagegen nicht für das interessiert, was er da eigentlich tut (wählen zum Beispiel), kann schlicht und ergreifend als dumm bezeichnet werden, da fällt mir kein anderes Wort ein. Denn wenn er die Mehrheit ist, wird ein Umbau in eine Diktatur erfolgen (siehe USA) und Menschen wie er werden im Falle eines Krieges an vorderster Front verheizt.

      • @TV:

        Steht doch dar gar nicht. Zwischen "entspannt zurücklehnen" und "im Falle eines Krieges an vorderster Front verheizt werden" liegt doch sehr viel. Das ist doch genau diese apoklayptische Überdrehung, die niemandem weiterhilft. Die AfD ist drittstärkste Kraft geworden und weitweg von einer Mehrheit, nicht schön, aber erwatbar.



        Und sicher kann man AfD Wähler als dumm beschimpfen, weil sie sich nicht dafür interessieren, was wirklich hinter ihrem "Dagegen" steht. Die AfD Wähler beschimpfen dann halt die SPD Wähler als dumm, weil die wieder diejenigen wählen, die seit Jahrzehnten die Stadt regieren, in der so Vieles im Argen liegt.



        Die Frage ist schlicht Wem hilft das Alles weiter?

  • Hm, und das schlimmsten ist, dass man ein (hoffentlich nicht eintretenden) Wahlerfolg der AfD nicht den politisch ungebildeten Ossi in die Schuhe schieben kann. Das war immer so schön einfach.

    • @Müller Christian:

      Dar wäre auch zu einfach. Der politisch Ungebildete wohnt eben nicht in Ostdeutschland, er wohnt überall und ist in allen Kommunen zuhause und in bestimmten Vierteln ist er über-, in anderen unterrepräsentiert. Anders lässt es sich nicht erklären, dass die AfD - obwohl überall hochgejazzt - in der Vierteln mit hohem Einkommen und hoher Bildung kaum mehr als 10 % der Stimmen bekommt. In den gegenteiligen Ecken einer Stadt aber 30 % oder mehr. Und das Muster sieht man leider überall.

  • Gelsenkirchen ist ein gutes Beispiel.



    Der Frust der Bürger über den Dreck in der Stadt und orientierungslosigkeit der Regierung (SPD) geht durch jede Nationalität und Migrationshintergrund. Das ist keine deutsche Tugend, das ist ein internationales Bedürfnis. Die AfD muss keine Lösungen liefern Sie brauchen nur fortwährend auf Missstand hinweisen und Fragen stellen auf die es keine einfachen Antworten gibt. Damit kann sich der "ungehörte Wähler" identifizieren. Er fühlt sich von der Partei verstanden, nur weil sie einfache Fragen stellen. Zur Bundestagswahl war hier auch ein Aufmarsch der ganz Rechten. ca. 80 Teilnehmer machten sich mehr lächerlich als das sie sorgen verursachten. Hier gibt es keine HöckeJugend, weil der Landesverband es versteht die braunen Tendenzen zu vernebeln und die Seele der Bevölkerung anzusprechen.



    Die SPD hat verlernt auf das Volk zu hören und verkauft nur ihre Ideologie. Die AfD bietet keine Lösung, nur das sie sich dem Problem annehmen würden. Das ist gefühlt mehr als die CDU und SPD in den letzten Dekaden machten. Dieses Gefühl wird geschürt. Hat nichts mit Realität zu tun.



    Mir graut es vor den Zahlen um 18 Uhr

    • @Ramaz:

      Danke - Sie bennen das Problem exakt. Und es ist vielleicht spießig, sich etwas Sauberkeit und Bekämpfung von nahezu folgenlosem Regelbruch zu wünschen - aber in diesem Punkt sind die meisten Menschen (egal woher sie stammen oder ihre Vorfahren) sehr spießig, erst Recht, wenn sie Kinder haben.

  • "Besonders in den einstigen SPD-Hochburgen im Ruhrgebiet konnten die extrem Rechten punkten."



    Das legt eigentlich nahe, dass man die Ideen und den Werdegang der SPD hart ins Gericht nehmen müsste, stattdessen wird lieber in Endlosschleife die Union kritisiert - das verstehe wer will.



    Wenn die AfD heute Ämter holt, dann hat sie sie zuallererst der SPD abgerungen.



    Dennoch scheint der Artikel explizit nochmal darauf hinweisen zu müssen, dass der befragte Familienvater "Kein strammer Rechter mit tätowierter schwarzer Sonne, sondern ein biederer Familienvater im Poloshirt (ist). Ein Facharbeiter, der sich Sorgen um seine Zukunft macht."



    Das erzählen wir Ostdeutschen euch seit Jahren. Aber das wollte und will keiner hören. Alles Nazis im Osten. So wurden wir stets beschimpft. Besonders von links.



    Nun triumphiert die AfD immer öfter auch im Westen und plötzlich fällt euch auf, dass auch Otto Normal die AfD wählt...



    Diese Borniertheit ist nur schwer zu ertragen.

    • @Saskia Brehn:

      "Alles Nazis im Osten. So wurden wir stets beschimpft."

      Fahren Sie mal nach Gelsenkirchen, und anschließend nach Dresden. Und anschließend melden Sie sich nochmal zu Wort.

      Im Übrigen ist die AfD hier in NRW bei 14,5% gelandet. Das ist irgendwie was anderes, als komplett verbraunte Regionen im Osten

    • @Saskia Brehn:

      "Das erzählen wir Ostdeutschen euch seit Jahren."



      "Das"? - Dass "biedere" Bürger jetzt AfD wählen...?



      "wir"? - Die sog. schweigende Mehrheit im Osten, die "das" ja immer schon wusste...?



      "euch [Linken?]" - wohl in erster Linie die nicht mehr zeitgemäße alte SPD: "Ideen" und "Werdegang" - seit 1945 oder schon seit 1919...? Oder sogar schon seit August Bebel?



      Mit solchen Pauschalisierungen kann in so einer Situation jede*r das Narrativ von den 'Abgehängten' leichtredend bedienen, nachplappern und sich groß tun: sozusagen original 'AfD light'. Jedenfalls ganz im Sinn der AfD.



      (Ich bin übrigens kein Mitglied irgendeiner "linken" Partei, habe und hatte aber sog. "Otto Normal [verbraucher]" in meiner östlichen Verwandtschaft.)

    • @Saskia Brehn:

      Jedenfalls bestätigt sich einmal mehr, dass Ostdeutsche mittlerweile so hermetisch in der Mischung aus Opferrolle und Triumph gefangen sind wie die Trumpisten.

    • @Saskia Brehn:

      Linke Politik ist nie schuld. Weil sie nie falsch liegt. Nicht falsch liegen kann. Per Definition. Das muss man doch mal verstehen.

      • @Querbeet:

        Welche Linke Politik? Selbst die SPD ist nicht mehr Links.



        Nur weil man ein paar Almosen nach unten verteilt ist das noch keine Linke Politik.

        • @Captain Hornblower:

          Ich verstehe den Beitrag von Querbeet nicht als Hinweis auf Parteipolitik, sondern politische Positionierung - und stimme insoweit zu, wobei ich den Sarkamsus durchaus erkennne.

          Denn selbst wenn die Ziele richtig sein mögen, der Weg dahin, der die Interessen zahlreicher Menschen ignoriert und von ihnen mehr Solidarität verlangt, als sie bereit sind zu leisten (etwa im Bereich Sozialsystem für Menschen, die selbst nie eingezahlt haben), ist offenbar nicht so perfekt.

          • @Dr. McSchreck:

            Man sieht gerade in den USA, was passiert, wenn die feuchten Träume der Rechten wahr werden. 30 % der bäuerlichen Betriebe dort überstehen vermutlich dieses Jahr nicht, wesentlich mehr werden es aller Wahrscheinlichkeit nächstes Jahr sein.



            Und ich sag mal so: Wenn ich sowas lese, kann ich mir meist ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.



            Es gibt Tage, da wünsche ich mir was Ähnliches für D. Das Problem ist leider, dass man sowas nicht auf AfD-Wähler beschränken kann.

            • @Kaboom:

              In den USA geht man schneller pleite - man kommt aber auch schneller wieder hoch. So funktioniert das dortige System eben.

              Im übrigen ist es auch ein Teil des Problems, dass viele derjenigen, die mit dem Rücken zur Wand stehen, diese Häme bemerken - und die anderen (AfD) sagt ihnen dagegen, dass sie nichts dafür können und die hämischen Linken sie bewusst in den Abgrund führen....

              • @Dr. McSchreck:

                "In den USA geht man schneller pleite - man kommt aber auch schneller wieder hoch."

                Wenn in den USA ein Bauer pleite geht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er seinen Grund an einen Agrarkonzern verkaufen muss. Da ist nichts mit "wieder hochkommen"

                "Im übrigen ist es auch ein Teil des Problems, dass viele derjenigen, die mit dem Rücken zur Wand stehen, diese Häme bemerken [...]"

                Es liegt allein in der Verantwortung der Bürger, sich zu informieren. Wenn man keine Ahnung hat, was man tut, wird man zwangsläufig früher oder später Opfer von Scharlatanen.



                Wenn jemand es vorzieht, bei hohem Fieber statt eines Arztes einen Geistheiler zu konsultieren, muss er sich über die Ergebnisse nicht wundern. Und in der Politik gilt dasselbe.

    • @Saskia Brehn:

      Da haben Sie recht, der Aufstieg der AfD in der „Herzkammer“ der Sozialdemokratie ist v.a. ein Problem der SPD selbst.



      Aber der infrastrukturelle Niedergang der Ruhrpott-Städte, die an vielen Stellen dort tatsächlich zu beobachtende Verwahrlosung, die viele Bürger, auch ehemals überzeugte SPD-Wähler, in die Arme der AfD treibt, ist nicht das Resultat einer (wie auch immer definierten) linken oder rot-grünen Kommunalpolitik. Vor Ort konnten in NRW‘s Städten CDU oder Grüne die Hegemonie der SPD schon brechen, bevor überhaupt an den Aufstieg der AfD zu denken war.



      Es steht eher im Kontext einer nunmehr 40 Jahre andauernden Durchsetzung der neoliberalen Ideologie, nach der Wirtschaft und Gesellschaftlich dem freien Spiel des Marktes überlassen werden sollten. Der Fehler der SPD und zugleich ihr Verhängnis ist, sich dieser Ideologie weitgehend ausgeliefert, sie als Prämisse politischen Handelns anerkannt zu haben, von deren Folgen (wirtschaftlicher Niedergang, Armut und Verwahrlosung) nun die AfD auch im Westen profitieren kann.



      Insofern möglicherweise unterschiedliche Motive in Ost und West, AfD zu wählen.

    • @Saskia Brehn:

      Es sind doch aber CDU und FDP, die das Geld immer mehr nach oben verteilen. Und dieses Geld, enorme Summen übrigens, fehlen jetzt unten und in der Mitte.

      • @Jelli:

        CDU und FDP sind Schuld, der Klassiker...



        Fakt ist: NRW wurde seit Ewigkeiten von der SPD regiert. Es geht hier um Landespolitik. Da hat die Bundesregierung nur bedingten Einfluss drauf.



        Aber selbst wenn der Einfluss aus Berlin ausschlaggebend sein sollte, dann sei noch folgende Info gegeben:



        Keine Partei war seit der Wiedervereinigung öfter an Bundesregierungen beteiligt als die SPD.



        Aber klar, die SPD ist das Opfer, Union und FDP richten sie zugrunde...



        So lange sich diese sich selbst in Unschuld waschende Überzeugung hält, wirds für die SPD immer weiter abwärts gehen.

        • @Saskia Brehn:

          Ihre Fakten und Infos ("seit Ewigkeiten") sind nicht dazu geeignet, das kapitalistische Grundprinzip (@Jelli) zu entkräften, schon gar nicht aus Ost-Perspektive.

    • @Saskia Brehn:

      Ihr Ostdeutschen? Macht sich da jemand zum Sachwalter einer abstrakten, angeblich im Meinungsbild einheitlichen Gruppe?



      Das Versagen liegt vor allem bei der CDU, dort wo es um die Konservativen/Rechten im demokratischen Spektrum geht. Grund ist das Kopieren der AfD-Konzepte, die völlig abstrus und sogar gegen den besorgten Familienvater gerichtet aber deswegen attraktiv sind, weil sie Disruption und Randale versprechen.



      Das Versagen der SPD liegt darin, dass sie ihr Klientel verrät. Der Arbeitnehmer, der Mieter, allgemein die Kleinen, Schwachen in der Gesellschaft, was haben die von den vielen Jahren der SPD in der Regierung gehabt? Das Sabbatjahr für Akademiker, das Lars Klingbeil als Generalsekretär vorgeschlagen hat.



      Das sage ich als bornierter Berufswessi.

      • @FtznFrtz:

        Sie haben den Kommentar von @Saskia Brehn ungenau gelesen, denn sie widersprechen sich in der globalen Sicht eigentlich nicht.

        Wenn die SPD aber in ihren eigenen Hochburgen abkackt, liegt das sicher in erster Linie an der SPD und weniger an Fehlern der CDU.

        • @Sonntagssegler:

          Das ist unstrittig so.

  • "Es gibt ein kollektives Abwertungsempfinden von konventionellen Lebensentwürfen.“ Leute hätten das Gefühl, sie seien in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit unterrepräsentiert, was am Stolz rühre."

    Herzlich Willkommen in den Auswirkungen linker Identitätspoitik.

    Statt umzusteuern, pflegt man lieber das Narrativ, der Zulauf zu rechten Identitätsangeboten sei irgendwie vom Himmel gefallen oder eine genetische Frage, weil ja schon 1933 ...

    • @rero:

      Noch schlimmer. Man kanzelt selbst seriöse Kritik von Außen unreflektiert als Linken-Bashing ab. Das größte Problem, dass die Linken heute haben, ist die weitgehende Entkopplung von der Mehrheitsgesellschaft, die man aufgrund eben der Übergewichtung identitätspolitischer Themen in Teilen ziemlich offen verachtet.

      • @Deep South:

        "Das größte Problem, dass die Linken heute haben, ist die weitgehende Entkopplung von der Mehrheitsgesellschaft"

        Das größte Problem, dass die Linken heute haben, ist die ständige wahrheitswidrige Behauptung dieses hanebüchenen Unsinns.

        • @Kaboom:

          Können Sie diesen "Unsinn" auch widerlegen? Ich halten ihn nämlich nicht für "Unsinn".

          • @Dr. McSchreck:

            Klar kann ich. Dazu muss man sich nur die Anträge der Linken oder der Grünen oder die Gesetzesentwürfe der SPD (wenn man die dann dem linken Lager zugehörig zählen möchte) ansehen. Und was kommt dann raus? Es existieren ein paar Gesetze / Anträge zum Schutz bzw. zur Gleichstellung von LSBTIQ, und das wars dann auch.

            www.gruene-bundest...nsere-ziele/queer/

            So, und jetzt beweisen SIE mal. Da bin ich jetzt mal richtig gespannt.

            • @Kaboom:

              Es geht um Aufmerksamkeit, Arbeitsplätze, die bedroht sind und Kriminalität. Wenn Grüne und vor allem Linke zum Beispiel fordern, mehr Geld für die psychologische Betreuung von Flüchtlingen aufzuwenden (was im Prinzip nicht falsch wäre, allerdings reicht Geld nicht, wenn kein Fac- Personal da ist und die Frage wäre, wie viele überhaupt empfänglich für Gespräche mit solchen wären), dann fühlen sich Leute missachtet, die monatelang darauf warten, dass ihr Kind einen Platz bei einem Psychologen bekommt - und sie stellen die Frage, wer möglicherweise "zuerst" an der Reihe wäre.

              Da kann man sagen, wer die größte Not hat (das wäre vielleicht ein Flüchtling), man kann aber auch sagen, wer das ganze finanziert (also Sozialabgaben seit Jahren zahlt, um in solchen Situationen ärztlich versorgt zu werden).

              Die Grünen sind die Partei mit den höchsten Einkommen, für die stellen sich solche Fragen nicht - und wenn dann noch Solaranlagen auf dem Dach stehen und der Arbeiter hat das Gefühl, er zahlt an den Studienrat für den Strom....

              hat die o.g. Geschichte vielleicht doch einen wahren Kern.

              Forderungen wie "Lastenräder bezuschussen" fallen in den Hochhaussiedlungen auch eher negativ auf.

              • @Dr. McSchreck:

                Das Ausspielen von Flüchtlingen gegen den ärmeren Teil der Gesellschaft ist ja seit langem ein wichtiger Punkt bei der Desinformation vom rechten Rand.



                Ihr Argument im Kontext Psychologen hört sich für mich ähnlich "substantiell" an, wie das entsprechende Argument von Merz im Kontext Zahnarzt. Oder mal ganz deutlich: ohne jeden Bezug zur Realität.

                " und wenn dann noch Solaranlagen auf dem Dach stehen und der Arbeiter hat das Gefühl, er zahlt an den Studienrat für den Strom"

                Wenn es "den Arbeiter" wirklich stört, dass ein paar zehntel eines Cents seiner Stromrechnung an irgendwelche Leute geht, die Solarstrom ins Netz einspeisen, während es ihn offenkundig nicht stört, dass die AfD die Mietpreisbremse beenden, und den sozialen Wohnungsbau einstampfen will, dann kann ich nur attestieren, dass die rechte Desinformation erfolgreich war.

                Forderungen wie "Lastenräder bezuschussen" fallen in den Hochhaussiedlungen auch eher negativ auf.

                Auch so ne typische Agitprop vom rechten Rand. Kosten-technisch völlig irrelevant. Hilft aber vielen kleinen Startups. Sie mögen das nicht? Ok. Bedeutet weniger Arbeitsplätze.

                • @Kaboom:

                  Ich habe einfach Beispiele genannt, warum sich Leute benachteiligt fühlen. Sie müssen das nicht ernst nehmen, sollten sich dann aber eben über Wahlergebnisse nicht wundern.

  • Ich gebe mittlerweile auch einer wenig beachteten Gruppe eine große Schuld an den Geschehnissen, den pseudo Linken. Ne Freundin meiner Mutter ist so eine.



    Frühpensionierte Grundschullehrerin (u.a. für Deutsch). Begeisterte Anhängerin der Grünen. Während der Ampel Jahre auf jeder pro Asyl Demo in der Nähe vertreten. Sie wohnt ca 300m Luftlinie von einer Arche entfernt, das ist eine deutschlandweit vertretene Hilfsorganisation. Als der Arche Gründer in der Bild "um Hilfe" schrie (bzw schrieb), das sie die Integration nicht gestemmt kriegen, dringend Hilfe brauchen, u.a. für Deutsch Kurse, hatte ich ihr den Artikel verlinkt mit dem Satz "hey wohnst ja ganz in der Nähe einer Arche". Hat sich nichts raus ergeben, hat sie angeblich meine Zeit für...

    Sorry, aber ich finde so geht es nicht. Man kann nicht einerseits überall und lauthals mehr Asyl und Migration fordern, und auf der anderen Seite sich dann schön raus halten. Und die Probleme die sich ergeben, den anderen überlassen.



    Die Afd wartet dann nämlich schon an der nächsten Ecke und empfängt die wütenden.



    Oh und gleichzeitig alles noch schlimmer machen, weil man natürlich auch nichts für Wohnungsbau und Co tut, -auch schlecht...

    • @Rikard Dobos:

      Man sollte aus Einzelfällen kein Muster machen – ich kenne selbst viele Menschen (darunter auch eine pensionierte Lehrerin), die sich ehrenamtlich im Deutschunterricht für Geflüchtete engagieren. Oft ist Migration nur das vorgeschobene Thema, wie auch im Artikel deutlich wird. Viele wählen AfD, weil sie den wirtschaftlichen Abstieg spüren. Das eigentliche Problem ist der Strukturwandel: Wenn eine Region stark von einer Branche abhängt, lassen sich wegfallende Jobs kaum durch gleichwertige Arbeit ersetzen. Politik kann das nur begrenzt abfedern – daraus entstehen Frust und Verunsicherung. Das Ruhrgebiet hat das mit Kohle und Stahl erlebt, nun trifft es die Autoindustrie, die lange auf den Verbrenner gesetzt hat. Die AfD vereinfacht diese komplexen Entwicklungen, indem sie Migration oder das Verbrennerverbot als einfache Schuldige präsentiert und dabei ausblendet, dass die deutsche Autoindustrie vom Export lebt und viele Deutsche ihre Produkte gar nicht mehr bezahlen können.

    • @Rikard Dobos:

      Ja aber echt genau so ist es !!!

    • @Rikard Dobos:

      Wenn ich Ihre Gedanken zu Ende führen darf, dann gibt es in dieser Republik überwiegend Pseudo-Vertreter: Pseudo-Linke, Pseudo-Liberale, Pseudo-Rechte etc. Die wenigstens der Wählerschaft, egal welcher Richtung lassen ihrer Haltung nämlich Taten folgen.



      Man könnte aber mal eine Untersuchung machen, aus welcher Anhängerschaft sich die meisten Menschen auch tatkräftig engagieren, sei es in den Parteien selbst, in Gewerkschaften, als Ehrenamtliche etc.

      • @Il_Leopardo:

        Natürlich aus linker Anhängerschaft.

        • @Querbeet:

          Natürlich! Wer hat denn 2015 die Flüchtlinge mit Wasser, Kleidung und Schokolade schon in den Bahnhöfen versorgt - ganz bestimmt nicht die Rechten.

          • @Il_Leopardo:

            Da wo ich lebe, hat die Mitte der Gesellschaft geholfen. Vermutlich alle, abgesehen vom rechten Rand.



            Abgabestellen für Spenden (Kleidung, Spielzeug etc.) mussten immer wieder mal geschlossen werden, weil die Ehrenamtler die eingehenden Mengen nicht bewältigen konnten.

        • @Querbeet:

          Der Witz ist gut!🤣

      • @Il_Leopardo:

        Da wir in Deutschland mittlerweile alles untersuchen und nichts tun. Eine Demonstration ist aber nie eine ehrenamtliche Hilfe. Die wichtigen Ehrenamtlichen sieht man nicht in der Öffentlichkeit, die haben keine Zeit dafür. In der staatlichen Ordnung steht das Konnexitätsprinzip auf der Kippe. Bei Forderungen an den Staat sollte auch ein sinnvolles Gespräch über die eingesetzten Resourcen geführt werden. Von Linken kommt hauptsächlich die Kritik an unserem Wehretat und die Vermögen. Das können sie gut fordern, weil sie die Bundeswehr verweigern. Bei den Vermögen wird eine Scheinlösung durch Andere eingefordert. Beides muß sachlich besprochen und umgesetzt werden. Es ist wichtig die Demokratie täglich weiter zu entwickeln, bei Rechten aber auch Linken sehe ich dazu wenig Ansätze. Der CDU die Schuld am erstarken der AFD anzulasten ist einfach abstrus. In der Natur ist angelegt, dass sich Gegensätze antreiben. Es sollte eine klare Grenzziehung geben, demokratische und undemokratische Parteien. Es muß stärker aufgeklärt werden, das Rechte und Linke kein tragfähiges Politikkonzept haben. Der Druck sollte die demokratischen Parteien zu sinnvollen Kompromissen leiten.

        • @jogi19:

          "Es sollte eine klare Grenzziehung geben, demokratische und undemokratische Parteien."

          Ich sehe nur demokratische Parteien. Auch wenn dieses Label gerne für Wahlkampfzwecke mißbraucht wird. Überzeugende Argumente, dass die eine oder andere Partei nicht demokratisch sein soll habe ich noch nicht gehört, lediglich Spekulationen und Fantasien.

          Aus meiner Sicht hat man mit sachlicher, respektvoller und offener Kommunikation die besten Chancen seine Argumente überzeugend seinen Wählern zu vermitteln. Dazu scheint z.Zt. keine Partei in der Lage zu sein.

        • @jogi19:

          Zum "nichts tun" gehört für mich auch die im Artikel erwähnte Ausnutzung der Situation bulgarischer und rumänischer Migranten durch skrupellose Ausbeuter. Das Phänomen ist ja nicht neu und nicht auf Gelsenkirchen beschränkt.

          Aber das die zuständigen Behörden offenbar gar nichts tun, das merken die Menschen, die in der Nachbarschaft solcher Brennpunkte leben und für die Verhältnisse nicht verantwortlich sind. Aber die Folgen mit ausbaden müssen.

          Und über Berichte in den Medien oder Gespräche am Stammtisch oder im Verein erfährt auch der im Artikel erwähnte Facharbeiter davon. Und wählt am Ende die AfD, weil die behauptet, sie könne diese Probleme lösen. Möglicherweise glaubt er das zwar nicht, aber nachdem die etablierten Parteien das Problem seit Jahren nicht angegangen sind, haben die ihre Glaubwürdigkeit verspielt.