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Kardinal Marx über sexuellen MissbrauchErschütterung als Dauerzustand

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Es reicht nicht, sich bei den Opfern zu entschuldigen. Die Kirche muss sich reformieren und Konsequenzen ziehen.

Ist wieder und wieder erschüttert: Kardnal Marx Foto: Felix Hörhager/dpa

W ie oft kann ein Mensch erschüttert sein? Für Kardinal Reinhard Marx ist dies wohl ein Dauerzustand. So auch an diesem Donnerstag, als er das 1.900 Seiten starke Gutachten zu sexualisierter Gewalt im Erzbistum München und Freising kommentiert. Marx ist wieder erschüttert, wieder erschrocken, wieder betroffen. Wieder entschuldigt er sich bei den Opfern sexualisierter Gewalt, für Taten, die ihnen Vertreter der katholischen Kirche angetan haben. Marx übernimmt moralische Verantwortung dafür, dass er ihr Leid übersehen hat.

Eine Woche ist es her, dass die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl ein Gutachten vorgestellt hat, in dem es Hinweise auf mehr als 200 Tä­te­r:in­nen gibt. Die Mehrheit sind katholische Priester, die über Jahre hinweg nahezu unbehelligt Kindern und Jugendlichen Gewalt antun konnten. Marx spricht von einem „Desaster“, von einer „dunklen Seite“, die Teil der Geschichte des Erzbistums sei. Auch das klingt nach Wiederholung.

Natürlich will Marx aufklären, innerhalb der Kirche gemeinsam mit den Betroffenen. Personelle Konsequenzen für sich sieht er nicht. Bereits 2021 hatte er seinen Rücktritt bei Papst Franziskus eingereicht. Dieser lehnte ab, Marx bleibt. Jetzt wartet er auf mehr Akten und Einschätzungen. Vor allem vom emeritierten Papst Benedikt. Dieser äußerte sich auf rund 80 Seiten im Gutachten. Marx lässt sich aber nicht zu einem Urteil über den Ex-Papst hinreißen und verweist darauf, dass ihm dazu die „fachliche Expertise“ fehle. Es bleibt der fahle Geschmack von Vertuschung, von der Ahnung, dass die Täter und diejenigen, die sie deckten, unantastbar bleiben.

„Es gibt keine Zukunft des Christentums in unserem Land, ohne eine erneuerte Kirche.“ Dies ist einer der wenigen Sätze des Kardinals, der von minimaler Selbsterkenntnis zeugt. Es brodelt in den Gemeinden. Wütend sind die, die aus Überzeugung seit Jahren für die Kirche arbeiten. Es geht um mehr als um Kirchenaustritte. Es geht um die Restglaubwürdigkeit einer Institution. Erschütterung rettet sie nicht, vielleicht ein Schuldeingeständnis mit juristischen und personellen Folgen.

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Tanja Tricarico
Ressort ausland
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Seit März 2024 im Ressort ausland der taz, zuständig für EU, Nato und UN. Davor Ressortleiterin Inland, sowie mehrere Jahre auch Themenchefin im Regie-Ressort. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
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58 Kommentare

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  • Bevor man Marx schlechtredet, sollte man wissen, dass er sich tatsächlich seit langem engagiert für die Aufklärung von sexuellem Missbrauch einsetzt.

    Angesichts der Stimmung, die in den Medien verbreitet wird, habe ich den Eindruck, es wird aus Prinzip nicht gewürdigt, wenn sich ein hochrangiger Geistlicher korrekt verhält. Und wenn man nichts wirkliches anzukreiden hat, wird nebulös von "fahle[m] Geschmack" und von einer "Ahnung" geschwurbelt, wie hier.

    Die Presse sollte diejenigen angreifen, die tatsächlich Dreck am Stecken haben. Es gibt genügend Täter, die selbst Kinder missbraucht oder den Missbrauch anderer gedeckt haben. Diese Personen sollte man gezielt bloßstellen. Aber bitte keine pauschalverurteilende Stimmungsmache gegen die Kirche und kein Mobbing gegen Kleriker aus Prinzip!

  • taz: "Marx ist wieder erschüttert, wieder erschrocken, wieder betroffen. Wieder entschuldigt er sich bei den Opfern sexualisierter Gewalt, für Taten, die ihnen Vertreter der katholischen Kirche angetan haben."

    Marx ist eben ein echter Katholik. *LOL*. Das 'Browser Ballett' ist ein deutsches Satire-Format der ARD und hat die Idiotie in der katholischen Kirche sehr gut "zusammengefasst". www.youtube.com/watch?v=QiHY7mWl0tM

  • "Es reicht nicht, sich bei den Opfern zu entschuldigen. Die Kirche muss ..."

    Wann entschuldigt sich die Bundesregierung, Länderregierungen und Kommunen für all den Missbrauch, im Zusammenhang mit öffentlichen Institutionen: Heime, Schulen, Kindergärten, für das Wegschauen dort und in den Jugendämtern?

    • @Rudolf Fissner:

      Die betroffenen Heime, Schulen und Kindergärten wurden geschlossen und die Verantwortlichen von der Staatsanwaltschaft strafrechtlich verfolgt. Wann geschieht dies bei den Kirchen!

      • @Jonas Goldstein:

        Und woher haben Sie die Zahlen? Wieviel Gutachten alleine kennen Sie? Zwei Heime? Bitte posten Sie doch die Quellen, die ihre mutige aber völlig unglaubwürdige Behauptung stützen.

        • @Rudolf Fissner:

          Das können Sie auch selber googlen, gleich der erste Treffer ist ein in der breiten Öffentlichkeit bekannter Fall! Den sollten Sie auch mitbekommen haben!

          • @Jonas Goldstein:

            Beispiel Hamburg: Suche nach Gutachten zur Aufklärung der Missbrauchgeschichte in den letzten 70 Jahren: Nüscht außer Artikel zu Vertuschungsversuchen: www.google.de/sear...121&bih=1442&dpr=2

            Es gibt keine umfassenden Gutachten. Sie können offensichtlich außer Hinwrise zum Selbergurgeln ja auch keine nennen.

    • @Rudolf Fissner:

      Haben denn Mitglieder der Bundesregierung und Länderregierungen sexuellen Missbrauch an Kindern begangen?

      • @Der Cleo Patra:

        Sind Lehrer, Erzieher, Mitarbeiter beim Jugendamt nun nicht mehr Angestellte des Staates?

        • @Rudolf Fissner:

          Aber die fliegen raus.



          Da gibt es einen Automatismus im Rausfliegen.

          Bei den Katholiken scheinen ja fast alle zu bleiben.

          • @rero:

            Es gibt auch keinen Automatismus. Beispiele finden Sie nach kurzem Googeln: "Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) lässt prüfen, ob ein wegen sexuellen Missbrauchs einer 15-Jährigen vorbestrafter Lehrer kurzfristig in die Schulverwaltung versetzt werden kann."



            Ein Automatismus muss nicht geprüft werden!

            Wer sperrt sich also in DE gegen eine umfassende Untersuchung? Es ist wie bei den Untersuchungen zum Racial Profiling. Jeder weiß, dass es geschah und geschieht, doch Gutachten werden nicht angeschoben.

            Es sind die gleichen Wiederstände. Bei "uns" gibt es das nicht, das gibts nur bei "denen"

            • @Rudolf Fissner:

              § 42 Beamtenstatusgesetz sieht vor, dass man aber einer Freiheitsstrafe von 6 bzw. 12 Monaten raus ist.

              www.gesetze-im-int...beamtstg/__24.html

              Da ist ein Automatismus drin, den die katholische Kirche - so mein Eindruck - nicht hat.

              Ferndiagnosen zu Einzelfällen mache ich nicht gern.

              Das Beispielurteil erscheint mir auch sehr billig, vielleicht gab es aber einen Grund.

              • @rero:

                "Beamtenstatusgesetz" ?

                Bedeutet dies, für Beamte gibt es da irgendwelche Sonderregelungen bei Kindesmissbrauch für Beamte wie bei der katholischen Kirche?

                Wird ja immer bunter.

                Und was wollen Sie zu dem missbrauchenden Lehrer aus NS dagen. Dass es da vielleicht doch mit rechten Dingen zugeht mit der Versetzung nach Missbrauch einer 15 jährigen?

                Was soll an dem Beispiel billig sein? Solche Fälle findet man halt nach ein paar Minuten Internetrecherche. Es zeigt halt gut, dass der von ihnen behauptete Automatismus Missbrauch-Rausschmiss nicht existiert.

                Und ihr Gesetz: Das greift erst ab einer Freiheitsstrafe von 1. Jahr. Die Mindeststrafe für Missbrauch mit Körperkontakt liegt bei einem 1/2 Jahr.



                Verjährung gibt es natürlich auch für Beamte.

                Auch für minderschweren Missbrauch ist staatlicherseits also keine automatische Entlassung vorgesehen.

  • Die Bischöfe arbeiten wirklich hart daran, den Trend nicht abreissen zu lassen.

    www1.wdr.de/nachri...issbrauch-100.html

    Braucht man dazu jetzt wirklich einen Termin beim Amtsgericht? Als ich vor 30 Jahren ausgetreten bin, ging das einfach beim Standesamt in der Kommunalverwaltung.

    • @Flachköpper:

      Upsi, upsi - das ging auch damals schon nur durch einen Richter.



      Es war häufig vorgekommen, dass ein Kommunalbeamter oder ein Rechtspfleger das bearbeitet hat.



      Dann könnte der Austritt unter Umständen unwirksam sein.

      Vorsicht wegen der Kirchensteuer !



      Bei einigen Leuten wurden da hohe Nachzahlungen fällig!

      • @Bolzkopf:

        Da haben Sie mir echt einen Schrecken eingejagt. Aber ich habs nochmal überprüft: in BaWü läuft der Austritt jetzt immer noch übers Standesamt, und das ist bei der Kommunalverwaltung angesiedelt. Vielleicht ist das von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

        • 1G
          164 (Profil gelöscht)
          @Flachköpper:

          Ja, das ist offenbar unterschiedlich. Ich musste (in NRW) vor 35 Jahren auch zum Amtsgericht. Da war das aber auch nur ne schnelle Formalie.

    • RS
      Ria Sauter
      @Flachköpper:

      Wir waren im Finanzamt, vor vielen Jahren.



      Der Weg ist unüberschaubar!

  • Der Pope hat den Rücktritt abgelehnt.



    Dann kann man wohl nichts machen.

    Dann wird ihre Eminenz wohl gezwungen weiterhin für eine kriminelle Organisation zu arbeiten, nicht wahr ?

    Puuh... gut das der Pope nicht der Pate ist...

    • RS
      Ria Sauter
      @Bolzkopf:

      Der Pope ist der Pate!



      Versteckt es nur gut durch Winken vom Balkon!

    • @Bolzkopf:

      Die Kirche scheint wohl die einzige "kriminelle Organisation" in DE zu sein, die erstens alles in Archiven festhält und zweitens diese auch noch aufarbeiten läßt.

      Es ist schon irgendwie skurril, wie Rest-Germany das genüßlich beobachtet und dabei bräsig auf den eigenen Archiven sitzt damit nichts nach außen dringt.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        ÖH, wenn es um die Sozialindustrie geht, also u.a. Kinderbetreuung, Kinderheime und Religionsunterricht, haben die Kirchen immer die fettesten Aufträge bekommen. Die Kirchen hatten eine Monopolstellung in einigen Gegenden.



        Jetzt weiß ich auch warum.

        • @4813 (Profil gelöscht):

          Das stimmt doch vorne wie hinten nicht. Auf Schulen freier Träger jeder Schüler mit weniger Geld pro Kopf vom Staat gefördert wird als auf staatlichen Schulen. Es liegt an falschen Aussagen wie die von Ihnen dass der Staat bei der Bildung pro Schüler bei freien Trägern spart.

          • 4G
            4813 (Profil gelöscht)
            @Rudolf Fissner:

            Sorry, ich war Mal für eine Weile Vereinsvorsitzender eines größeren Kinderbetreuungsvereines. Die Kirchen haben 120% Kosten erstattet bekommen, wir 65%. Das hörte erst auf, als die CDU nicht mehr an der Macht war. In der katholischen Schule könnte man sein Abitur zur Not kaufen. Eine Religionslehrerin dort, später hessische Bildungsministerin hat die Evolutionstheorie abgelehnt. Schöpfung sollte Teil des Biologie Unterrichts werden. Hören sie mir auf...

      • @Rudolf Fissner:

        Ist es denn nicht angemessen, an eine Institution, die von sich behauptet, die Repräsentanz eines guten Gottes auf Erden zu sein, etwas andere Maßstäbe anzulegen?

        Stimmt schon, sie lässt aufarbeiten, ist erschüttert, lässt weiter aufarbeiten, ist wieder erschüttert und so weiter und so fort.

        Können Sie berechnen, wie lange es dauern wird, bis das letzte Mitglied dieses Vereins zur Vernunft kommt sein wird und austritt?

        • @Jim Hawkins:

          Ich glaube nicht an Gott, würde diesen also nicht als Maßstab für irgendetwas heranziehen.

          Und wie habe ich dass mit den Maßstäben zu verstehen? Welche Sonderbehandlungen haben Sie bei religösen Menschen angedacht?

          Die Untersuchungen liefen bereits bei einigen Bistümern. Ja da wäre noch Luft nach oben.

          Und wenn die 30% Katholiken im Land mit ihrer Aufarbeitung fertig sind, dann haben die restlichen 60% noch immer nicht angefangen.

          Wo sind die Untersuchungen zu Heimkinder in der DDR, zum Missbrauch in Schulen, Heimen, Vereinen. Wann fangen die an? Überlastete Jugendämter, die weggeschaut haben gibt es beispielsweise sicherlich genug. Die schaffen es bereits jetzt schon vereinzelt in die Medien.

          Können Sie sagen, wann diese zumindest mit den Untersuchungen anfangen?



          Können Sie eine größere Gruppe nennen, die das nicht nötig hätte?

          • @Rudolf Fissner:

            In einem Rechtsstaat übernimmt die Strafverfolgung die Staatsanwaltschaft und nicht eine obskure Organsiation für sich selbst und erstellt mal ein Gutachten. Was ist das für eine Parallelgesellschaft bzw. Paralleljustiz?

            • @Jonas Goldstein:

              Keine Ahnung, warum die Staatsanwaltschaft nicht zu Potte kommt? Vielleicht gibt es keine Anzeigen, nicht einmal für die nicht verjährten Fälle.

              Und wieso ist der Staat nun eine "obskure Organisation" wenn man fordert, dass dieser Missbrauch endlich mal dort aufarbeitet sollte wo er selber zuständig ist: Heime, Schulen ...

              Die Kirchen können das doch nicht auch noch leisten bzw. sind auch nicht dafür null zuständig. Es ist wie beim Racial Profiling der Polizei. Der Staat kommt nicht in die Pötte. Die Gesellschaft kommt da insgesamt nicht in die Pötte.

              • @Rudolf Fissner:

                Na dann sind wir uns ja einig, dass die Staatsanwaltschaft da dringend ermitteln muss, auch gegen den ehemaligen Papst und dessen Mitverantwortung!

          • @Rudolf Fissner:

            Wir zwei Königskinder werden nie zueinander finden.

            • @Jim Hawkins:

              Dann legen se ma weiter ihre Gott-bezogenen Extrakriterien an.

      • @Rudolf Fissner:

        Die Haken, die die katholische Kirche beider Aufarbeitung geschlagen hat und (Ratzinger) noch schlägt, haben Sie bemerkt?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Das das in einem Gutachten steht, welches die katholische Kirche in Auftrag gegeben hat, haben Sie bemerkt? Insofern: Alle Achtung, die machen auch vor ehemaligen Päpsten nicht halt.

  • Kirche down, jetzt kommen keine Helikopter Päpste mehr.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Wenn eine Gemeinschaft höhere moralische Werte institutionalisiert, ist sie auf dem besten Wege unmenschlich zu werden.



    Die katholische Kirche hat noch dazu das Büßen für Verfehlungen integriert und organisiert.



    Kannste nichts mehr machen. Der Verein ist unreformierbar, weil zu groß.

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    Wenigstens könnte man die Opfer anständig entschädigen. Ab 100.000 € aufwärts!

    • @47202 (Profil gelöscht):

      Zu ihrem Nick & Che-Bild: Sie sollten vielleicht erwägen angesichts des staatlich kaum sanktionierten Sextourismus nach Kuba und des damit verbundenen Missbrauchs von Kindern sich einen anderen Nick und Bild zuzulegen: www.zeit.de/wirtsc...2Fwww.google.de%2F

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    Treten Sie endlich zurück!!!!!!!!

    Marx ist klug genug, um die Sache um seinen Posten einschätzen zu können.

  • "Es gibt keine Zukunft des Christentums in unserem Land, ohne eine erneuerte Kirche.“? Ein sehr problematischer Satz. Selbstverständlich muss es eine Zukunft des Christentums geben können und es gibt sie auch, und zwar ohne dass sich "die Kirche" erneuert und auch wenn sich "die Kirche" nicht erneuert. Der Glaube ist in die Gefangenschaft der Institution geraten, er sollte sich davon frei machen und nicht wieder und weiter darauf warten, dass man sich in Rom ein bisschen bewegt. Ein Mann wie Marx, auch wenn er persönlich vielleicht zu echter Einsicht fähig und bereit ist, wird immer an die Kirche glauben, wird immer Kirche und Glauben gleichsetzen. Das ist fundamental falsch und ist es immer gewesen. Nicht nur angesichts des immer mehr zutage tretenden dauerhaften und dauerhaft begünstigten Missbrauchs. Aussitzen hilft nicht mehr. Die jetzige Entwicklung steuert zumindest in Deutschland dahin, dass es demnächst entweder eine Kirche ohne Gläubige gibt, oder Gläubige ohne Kirche, in dem Sinne, dass sich Gemeinden von der Amtskirche lösen oder in Opposition gehen. Alternativ muss sich die deutsche Amtskirche gegen Rom positionieren, denn Rom stützt sich auf Südamerika, manche asiatischen Länder, Spanien und Italien und interessiert sich nicht wirklich für unsere "Probleme". Wollte sich die Amtskirche aber vielleicht doch reformieren, dann muss ihr klar sein, dass es nicht unter einer Abschaffung des generellen Zölibats und der Priesterweihe für Frauen geht. Wenn sie das nicht schafft wird sie in Deutschland jedenfalls untergehen.

    • 4G
      47202 (Profil gelöscht)
      @Benedikt Bräutigam:

      "Selbstverständlich muss es eine Zukunft des Christentums geben können ...."

      Sorry, aber so selbstverständlich ist das für mich nicht.



      Ich bin mit 18 aus der Kirche ausgetreten und habe es nie bereut! Warum auch! Ich will nicht Teil dieses seit Jahrhunderten verbrecherischen Systems sein.



      Konfirmation/ Kommunion der Kinder muss aufhören!

      • @47202 (Profil gelöscht):

        Kinder ohne Religion aufzuziehen klingt für mich ähnlich absurd wie ohne Muttersprache.

        Verbrecher gibt es in jedem Milieu. Was das Christentum in dieser Hinsicht vom Atheismus unterscheidet, ist, dass es einen moralischen Kompass bereithält. Das bedeutet leider nicht, dass sich alle daran halten. Aber Ihre pauschale Kirchenfeindlichkeit ist fehl am Platze.

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @Ein alter Kauz:

          Ich bin schon in zweiter Generation gottlos. Trotzdem habe ich einen moralischen Kompass. Was nun?

          PS meine Kinder sind sogar noch moralischer und belehren mich manchmal - zu Recht.

          • 4G
            47202 (Profil gelöscht)
            @4813 (Profil gelöscht):

            Sie haben völlig Recht.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Wie die Kirche organisiert ist, ist eine Frage. Aber Christentum ohne Kirche ist nicht denkbar, da der Glaube an die Kirche zu den zentralen christlichen Glaubensinhalten gehört. Die Definition dessen, was und wie Kirche sein soll, geht dabei auseinander. Aber eine individualistische "Gottgläubigkeit" wie sie die Nazis propagierten, um jene der Kirche abspenstig zu machen, denen Atheismus zu radikal war, ist weder mit der Bibel, noch mit altkirchlichen Bekenntnissen zu vereinbaren.

      Eigentlich geht es aber gar nicht um die Organisationsform oder um die Kirche im allgemeinen. Es geht um die Verbrechen und Versäumnisse von Personen. Das muss aufgearbeitet werden. Und man muss die, die jetzt in Amt und Würden sind, schulen und sensibilisieren, damit zukünftige Verbrechen schnell erkannt und beendet werden können.

  • Marx hat sich für die kath. Kirche als Geistlicher ganz schön weit vorgewagt. Das sollte man zur Kenntnis nehmen. Er ist - wie Bosse dieser Kirche allgemein sind - Kind einer anderen Generation mit anderen Werten. Über diese Hürden zu springen ist - je nach eigener Erziehung - fast unmöglich.

    Marx ist sicher im Sinne einer beinahe Unmöglichkeit der Kritik an der 'heiligen Kirche' im vergangenen Jhdt. erzogen und kann das nicht völlig überspringen. Aber ich als großer Kritiker und Schon-Lange-Nicht-Mehr-Mitglied dieses Vereins zolle ihm dennoch Respekt.

    Ich vergleiche ihn mit dem früheren 'heiligen Bimbam' aus dem Vatikan, der wohl mit den Werten des Mittelalters erzogen wurde und heute noch darin feststeckt. Ich kenne ihn über Kontakt zu Theologiestudenten zu seiner Zeit in Tübingen als Dozent der reinen theologischen Theorie ohne seelsorgerische Ambitionen. Ich glaube der hat sich in seinem Wesen nicht verändert und ist immer noch genau der Gleiche! Nach meinem Dafürhalten hat Marx sich aber verändert!

    Es ist eben verdammt schwer, über seinen eigenen Schatten zu springen, selbst wenn dies wie bei Ratzi (so nannte man ihn schon damals) moralisch richtig, und sogar schon lange notwendig gewesen wäre.

    Bitte nicht bei allem nur draufhauen, wenn die eigenen berechtigten Forderungen nicht zur Revolution sondern nur zur Evolution führen!

  • Tja, streng genommen ist das Ganze ein Auftragsarbeit genau von dem Interessenskreis lanciert, der ja beleuchtet werden soll. Die Frage lautet doch, was steht alles in der Auftragsarbeit nicht drin, womit hat man sich nicht befasst? Die ganze Debatte auf den Emeritus und seine „Gedächtnislücken“ zu lenken erscheint mir doch arg durchsichtig.

  • "Bundesländer zeigen wenig Interesse an eigenen Missbrauchs­beauftragten

    Berlin – Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung findet in den Bundesländern kaum Gehör für seine Forderung, dort vergleichbare Stellen einzurichten. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab wenig Bereitschaft, eigene Landesbeauftragte zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt einzusetzen. Oft wird auf vor­handene andere Strukturen verwiesen. Nur Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt prüfen ernsthaft, solche Stellen zu schaffen." 7 www.aerzteblatt.de...rauchsbeauftragten )

  • Die wissenschaftlichen Untersuchungen zu Missbrauch zeigen, dass was in der katholischen Kirche passierte nur die Spitze eines Eisbergs ist.

    Schutzbefohlene gab es nicht nur in der Obhut katholischer Institutionen. Das ist sogar nur ein kleiner Teil von allen. Missbrauch iist ein wesentlich größeres Ding.

    Wenn der Fokus allein bei den Kirchen stehen bleibt versagt die Gesellschaft.

    Wir brauchen weitere Institutionen, die wie die Kirchen ihre Archive öffnen und ebenso Untersuchungen in Auftrag geben. Alles wäre besser als das Nichts, was aktuell herrscht.





    Jede Stadt, jedes Bundesland, die Jugendämter, die Sportvereine, Heime in öffentlicher Hand und weitere Träger und vor allem auch Ostdeutschland vor 1989 sollte da initiativ werden.

  • Immer die gleichen leeren technokratischen Gesten. Nichtmal zum Canossagang im Büßergewand reicht es. Diese Kirche ist nicht mehr reformierbar. Wo sind die Opferfonds in Millionenhöhe? Wo die Gedenkorte für die Opfer? Wo der sexuelle Diskurswandel in den Priesterseminaren? Die Aufgabe der kirchlichen Souveränität zugunsten weltlicher Strafverfolgungsbehörden? Eine neue in gleichberechtigtem Gespräch mit Opferverbänden zu entwickelnde Strategie zur Zerschlagung der pädokriminellen Netzwerke innerhalb der Kirche und dem Schutz potenzieller Opfer?

  • Nein, wir können nichts mehr von der Kirche fordern, sie ist in sich zusammengebrochen. Aber der Staat ist gefordert, denn die Kirche hat jedes moralische recht verwirkt, in Ethik Räten zu sitzen. Sie hat jedes Anrecht darauf verwirkt, das Gehälter vom Staat und damit auch Kirchgegnern übernommen werden. Selbst der Einzug der Kirchensteuer durch den Staat muss überdacht werden. Hey Staat, tu was

    • @Thomas Derrek:

      Wen wollen Sie dann noch in Ethikräten sitzen sehen, wenn nicht mal mehr die Kirchen.



      Es gibt keine Gruppen, die nicht Dreck am Stecken haben?



      Kindesmissbrauch findet sich überall und gehäuft dort wo es um Schutzbefohlene geht.

  • RS
    Ria Sauter

    Was , meiner Meinung nach, ebenso unglaublich ist, dieses "um Entschuldigung" bitten.



    Missbrauch kann nicht entschuldigt werden. Das hiesse ja im Wortsinn, die Schuld ist entsorgt.



    Wer jetzt noch in diesem Verein bleibt, seine Kinder hinschickt, dem ist nicht mehr zu helfen.



    Was macht eigentlich die evang. Gläubige KGE? Hat sie sich geäussert?

  • Die katholische Kirche ist für mich völlig unten durch.



    Deshalb bin ich schon vor über 30 Jahren ausgetreten.



    Jeder andere Verein würde mit diesen Vergehen als kriminelle Organisation eingestuft.



    Die Kirche braucht kein gläubiger mehr, an Gott kann man auch ohne diesen Vertuschungsverein glauben.

  • Die erste Perversion war und ist die Verteufelung der Sexualität.



    Wenn Kirchenväter mit ihrer eigenen Sexualität nicht zurecht kamen, haben sie sehr wohl die Wirkmächtigkeit der Sexualfeindlichkeit für die religiöse Beherrschung der Menschen erkannt.



    Das mündet dann im Zölibat, der letztlich größten christlichen Perversion, die geradezu maßgeschneidert Steilvorlage für Menschen ist die Probleme mit ihrer Sexualität haben.



    Meine Empfehlung an Herrn Kardinal Marx und alle Kleriker lesen sie die Moraltheologiebücher des 19.Jahrhunderts und dort nur die Passagen zur Wollust, wir haben unseren katholischen Religionslehrer einen Dominikanerpater durch das Vorlesen dieser Bücher in die theologische Aporie geführt.

    • @Friedrich Spee:

      Das Ding ist nicht die Wahl eines Zölibats. Das bedeutet nur Ehelosigkeit ( von lateinisch caelebs ‚allein, unvermählt lebend‘, lateinisch caelibatus ‚Ehelosigkeit‘ ).

      Das Ding ist im Gegenteil die Bevorzugung und das Predigen einer Ehe gegenüber anderen Formen des Zusammenlebens.

      Bei dem nicht-zölibaterem Leben, der Ehe, kommt am Ende nur diese konservative Gedöns "die Frau gehört hinter den Herd" bei raus.

  • Nirgendwo sehe ich weniger Gott als in der katholischen Kirche.

    • @K2BBQ:

      Ich sehe überhaupt keinen Gott - weil es keinen gibt.

      Und die Missbrauchsfälle haben erstmal gar nichts mit Religion zu tun. Es strukturelle Probleme, es geht um Macht und Machtmissbrauch. Und der funktioniert auch in anderen Institutionen.