Israels Kriegsführung im Libanon: Ein Waffenembargo ist zwingend
UN-Blauhelme geraten unter israelischen Beschuss. Ein Stopp der Waffenlieferungen ist die einzige Sprache, die Netanjahu versteht.
W ie wenig Benjamin Netanjahu von den Vereinten Nationen hält, hat er mehrfach demonstriert. Auch die israelische Armee nimmt wenig Rücksicht auf sie. In den vergangenen Tagen sind mehrere UN-Blauhelmsoldaten, die im Süden des Libanons stationiert sind, unter Beschuss geraten. Nun fordert Israels Regierungschef, dass sie die Zone verlassen sollen. Sonst, so musste man ihn verstehen, könne er nicht für ihre Sicherheit garantieren.
Die UN-Friedenstruppen im Libanon (Unifil) hatten die Aufgabe, die Einhaltung der Waffenruhe nach dem Libanon-Krieg 2006 zu überwachen. Die rund 10.000 UN-Soldaten aus über 40 Ländern verfügen über kein robustes Mandat; auch die aktuelle Eskalation konnten sie nicht verhindern. Nun gerät Unifil zwischen die Fronten, wieder einmal. Sie wirft der israelischen Armee Vorsatz vor.
Deutschland hat sich einem Statement angeschlossen, das 40 Länder unterschrieben haben, die an der UN-Mission im Libanon beteiligt sind. Darin werden die Angriffe auf Blauhelmsoldaten verurteilt, und es wird gefordert, dass diese sofort enden müssten. Einige Länder reagierten schärfer: Italien sprach von „Kriegsverbrechen“ und bestellte wegen der verletzten Blauhelmsoldaten den israelischen Botschafter ein, ebenso wie die französische Regierung.
Spaniens Staatschef Pedro Sanchez und Frankreichs Präsident Macron haben sich außerdem dafür ausgesprochen, Israel keine Waffen mehr zu liefern, die bei den Konflikten im Libanon und im Gazastreifen eingesetzt werden könnten. Schon jetzt dürfen Schiffe, die Waffen für Israel transportieren, keine spanischen Häfen anlaufen.
Olaf Scholz dagegen hat erst jüngst im Bundestag bekräftigt, seine Regierung wolle Israel auch weiter mit Waffen beliefern. Dabei wäre ein Waffenembargo die einzige Sprache, die Netanjahu versteht. Wer dieses Druckmittel nicht einsetzt, macht sich mitschuldig daran, wenn UN-Soldaten angegriffen werden – und damit auch die internationale Ordnung, für die die Vereinten Nationen stehen, unter Beschuss gerät.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour