Hohe Positionen in der Politik: So geht weibliche Macht

Weniger laut, aber mit genialen Strategien: Drei Frauen haben es an zentrale politische Stellen geschafft. Sie zeigen: Macht kommt von machen.

Annegret Kramp-Karrenbauer, Ursula von der Leyen und Angela Merkel sitzen nebeneinander

Ganz oben: Kramp-Karrenbauer (v. l.), von der Leyen und Merkel Foto: dpa

Ob Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer und Ursula von der Leyen Feministinnen sind – who cares? Es sind drei extrem erfolgreiche Frauen an zentralen politischen Stellen, die den Kindern dieser Gesellschaft zeigen, dass eine Frau Kanzlerin kann, CDU-Chefin, EU-Chefin und, wiederholt, Verteidigungsministerin. Was macht die CDU uns hier machtpolitisch vor?

Punkt eins: Dieses Trio ist der Beweis dafür, dass Frauen auch ohne ausladende Breitbeinigkeit an die mächtigsten Positionen kommen können. Was wurde vor der Wahl zum CDU-Parteivorsitz von Friedrich Merz geprahlt, wie viel Raum hat Jens Spahn in den vergangenen Tagen eingenommen! Am Ende kommt Kramp-Karrenbauer ums Eck. Leise. Man hört die Frauen nicht kommen.

Punkt zwei: Begraben wir das alte Klischee, Frauen könnten nicht netzwerken. Denn während die männlichen Kollegen Kraft und Zeit mit der eindrücklichen Außendarstellung verschwendet zu haben scheinen, wurden woanders die wichtigen Worte gewechselt.

Punkt drei: Macht kommt von machen. Wer die politische Landschaft gestalten will, muss nach der Macht greifen. Und die liegt in der Politik, gemacht von Politiker*innen, in Parteien. Besserwisserische Debattenbeiträge auf Twitter schlagen Wellen, bringen aber keine konkrete Veränderung. Das „Politiker*innen müssten mal“ ist durchaus bequem, Frauenquoten konkret zu verankern schon etwas komplexer.

Lehrstück über weibliche Macht

Für Frauen, die gestalten wollen, ist die CDU gerade um einiges attraktiver geworden. Machtpolitisch hat diese Partei es in puncto Frauen einfach drauf. So viel Sisterhood wie im Trio Merkel/von der Leyen/Kramp-Karrenbauer gibt es bei SPD, Linken oder Grünen nicht zu sehen. Dabei ließe sich dort, anders als in der CDU, weibliche Führung auch mit feministischen Inhalten verbinden. Inhaltlich wird diese christliche Damenunion – da darf man sich nichts vormachen – enttäuschen.

Denn natürlich ist Merkel immer noch die Kanzlerin, der man die Ehe für alle hinterhertragen musste, und Kramp-Karrenbauer immer noch diejenige, die meint, genau diese Öffnung der Ehe führe zu „einer Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen“. Am Ende werden wir auch diese Frauen an ihrer Politik messen müssen, nicht an ihrem Geschlecht.

Und trotzdem: Dieses Trio liefert gerade ein Lehrstück über weibliche Macht. Die drei stützen sich über Jahre, spielen das Spiel auf ihre Weise – weniger laut, strategisch genial. Und im entscheidenden Moment greifen sie zu. Das ist einfach nicht schlecht.

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Stellvertretende Chefredakteurin der taz seit April 2016. Vorher Chefredakteurin des Missy Magazine. Aufgewachsen in Dresden. Schreibt über Kultur, Feminismus und Ostdeutschland. In der Chefredaktion verantwortlich für die digitalen Projekte der taz. Jahrgang 1985.

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