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Sie oder er? Foto: Sean Gallup /getty images

Grüne SpitzenkandidaturAnnalena Baerbocks Aufholjagd

Jetzt wird es ernst: Die Grünen wollen die K-Frage nach Ostern klären. Kann Annalena Baerbock überhaupt noch Nein sagen?

R obert Habeck sitzt am 9. Dezember 2017, einem Samstag im Advent, zu Hause mit seiner Ehefrau und seinen Söhnen beim Kaffee, sie spielen Siedler. Plötzlich klingelt sein Telefon, Annalena Baerbock ist dran. „Du, ich hab mir überlegt, ich kandidiere auch. Morgen läuft es bei dpa.“

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Der Anruf wirft Habecks Planung über den Haufen. Er will in einem taz-Interview, das am Montag erscheinen soll, seine Kandidatur für den Bundesvorsitz bekannt geben. Sehnlichst wird seine Ansage in der Partei erwartet. Alle hoffen, dass der Vize-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein endlich nach Berlin wechselt.

Wer die Frau an seiner Seite sein soll? Interessiert kaum jemanden. Aber Baer­bocks Anruf ändert alles.

Habecks Coup rückt in den Hintergrund, Baerbock prescht an ihm vorbei, die Scheinwerfer richten sich auf sie. Wie er selbst später erzählt, verabschiedet er sich genervt vom Siedler-Spiel mit der Familie und verbringt den Rest des Tages am Telefon. Alle wollen wissen, was er von ihrer Kandidatur hält.

Gut drei Jahre führen Baerbock und Habeck die Grünen nun gemeinsam. Sie tun das so harmonisch, wie es damals niemand für möglich hielt, bis heute sind nicht mal feinste Brüche im Verhältnis der beiden zueinander erkennbar.

Aber die K-Frage schwebt bedrohlich über ihnen. Nach Ostern wollen sie klären, wer sich um das Kanzleramt bewerben wird. Das gleichberechtigte Traumduo wird dann automatisch zu einer Nummer 1 und einer Nummer 2. Und klar ist auch: Beide wollen den Job.

Es gehe, bei aller Freundschaft, jetzt um die „Klärung der Machtfrage“, heißt bei den Grünen. Wie heikel das ist, zeigt schon die Aufschieberitis. Erst hieß es, die K-Frage werde nach der Baden-Württemberg-Wahl entschieden, dann sollte es Ostern sein, jetzt heißt es zwischen Ostern und Pfingsten.

Um zu verstehen, wie traumatisch der Einschnitt wirken kann, muss man noch einmal zurückblicken: Als Baerbock und Habeck als Duo im Amt starteten, war er der unangefochtene Star. Schriftsteller, Doktor der Philosophie, von den Medien gefeiert als nachdenklicher Politiker, der einen ganz neuen Stil prägt. Baerbock war ein No-Name, eine unbekannte Bundestagsabgeordnete aus Potsdam, Schwerpunkte Europa und Klimaschutz.

Wie alles anfing – Robert Habeck bei seiner Rede um das Amt des Parteivorsitzenden im Januar 2017 Foto: Joachim Sielski/imago

Hätte man damals gefragt, wer bei der Bundestagswahl 2021 KanzlerkandidatIn werden soll, wäre man ausgelacht worden. Annalena … wer? Heute liegt die Sache anders. Die Frage lautet nicht mehr: Kann sie es? Sondern eher: Kann sie überhaupt noch Nein sagen?

Baerbock hat viele UnterstützerInnen in der Partei. Sie, sagen jene, besitze die innere Härte, die Belastbarkeit, die Klarheit für den Spitzenjob – und habe die Fähigkeit, alle Fäden zusammenzuhalten. Was die Leute nicht dazu sagen, aber meinen: Baerbock wäre besser in dem Amt als Habeck.

Die K-Frage war lange ein gelungener Werbestunt, der den Grünen viele Zeitungstexte bescherte, in denen die Wörter Baerbock, Habeck und Kanzleramt vorkamen. Perfekt. Aber jetzt wird es ernst. Aus dem Märchen ist eine realistische Variante geworden, seitdem die CDU im Niedergang ist.

Bei den Grünen haben sich die Gewichte verschoben. Baerbock hat sich mit Ausdauer, Kompetenz und einer ordentlichen Portion Chuzpe aus Habecks Schatten herausgearbeitet. Sie hat sich strategisch ein hartes Themenfeld nach dem anderen erschlossen, die Flüchtlings-, die Außen- und die Verteidigungspolitik. Sie hat ihn bei der Zahl der Talkshow-Auftritte überholt, das bessere Ergebnis bei der Wiederwahl des Vorstandes eingefahren.

Aber greift Baerbock auch zu? Sagen wir es so: Müsste man wetten, würde man nicht mehr auf Robert Habeck setzen. Aber nicht, weil Annalena Baerbock eine Frau ist, sondern weil sie Annalena Baerbock ist

Nicht nur Baerbocks Fans bei den Grünen loben sie überschwänglich. Führende CDU-Politiker sagen öfter ihren Namen, wenn es darum geht, wen sie für besonders gefährlich halten. Das kann natürlich Kalkül sein, who knows. Und ja, Baerbock ist eine Frau, was in einer feministischen, die Quote hochhaltenden Partei immer ein Faktor ist.

Frauen haben bei den Grünen traditionell den ersten Zugriff, auf Ämter, auf Listenplätze, auf Redezeit. Bei Anne Will hat Habeck das neulich auf etwas verquaste Art formuliert. Wenn Baer­bock „als Frau sagen würde, ich mache es, weil ich eine Frau bin – und die Frauen haben das erste Zugriffsrecht – dann hat sie es, natürlich“.

Aber, auch das sagen alle, ausschlaggebend solle das Geschlecht natürlich nicht sein. Es ist also kompliziert.

Aber greift Baerbock auch zu? Sagen wir es so: Müsste man wetten, würde man nicht mehr auf Robert Habeck setzen. Aber nicht, weil Annalena Baer­bock eine Frau ist, sondern weil sie Annalena Baerbock ist.

Annalena Baerbock im Januar 2018, auch sie bewirbt sich um das Amt der Parteivorsitzenden Foto: Joachim Sielski/imago

Ein Freitagvormittag im März, eine Industriehalle im Berliner Westhafen, Baerbock und Habeck sitzen auf einer grünen Bühne vor einer rohen Backsteinmauer. Sie trägt ein knallrotes Kleid, er die Uniform jugendlich wirken wollender Politiker: dunkles Jackett mit weißem Hemd, den obersten Knopf offen. Es ist ein entscheidender Termin, die ParteichefInnen stellen den Entwurf für das Bundestagswahlprogramm vor. 136 Seiten, auf denen steht, wie die Grünen die Republik verändern wollen. Die optimistische Überschrift: Alles ist drin.

Beide schauen ernst, sammeln sich. Sie wissen, dass jede Geste unter dem Brennglas beobachtet wird. „Alles klar“, sagt Habeck leise und schaut zur Pressesprecherin hinüber. „Soll ich anfangen?“ Was nun folgt, ist eine Art Ballett. Habeck startet mit seinem Input, dann folgt Baerbock, dann wieder er, sie endet, alles säuberlich austariert.

Auch als die JournalistInnen Fragen stellen, wechseln sie sich ab. Professionell vorgetragene Harmonie. Kein Journalist fragt nach der Kanzlerkandidatur. Normalerweise interessieren sich HauptstadtjournalistInnen brennend für Personalien, die Details der Schuldenbremse sind weniger sexy. Die Pressekonferenz wirkte, als „ließe eine Horde Alkoholiker das Schnaps­regal links liegen und prostete sich stattdessen mit veganen Proteinshakes zu“, schrieb der Spiegel danach.

Baerbock und Habeck haben die JournalistInnen einfach müde gequatscht. Monatelang wiederholten sie auf Fragen nach der Kanzlerkandidatur die immer gleichen Phrasen, so dass selbst hartnäckigsten BerichterstatterInnen das Ganze zu blöd wurde.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

„Wir sind in der wunderbaren Lage, zwei exzellente KandidatInnen zu haben“, sagt Agnieszka Brugger, die Verteidigungsexpertin der Bundestagsfraktion. „Annalena und Robert können bei dieser Entscheidung keinen Fehler machen.“ Solche Sätze sagen alle Grünen, mit denen man telefoniert. Aber so einfach ist es nicht.

Die Klärung der K-Frage ist für die Grünen in etwa so brisant wie der Nahostkonflikt. Sonst sehr thesenstarke PolitikerInnen ringen einem das heilige Versprechen ab, sie auf keinen Fall zu zitieren. Sie sagen, jede Silbe werde gerade in die eine oder andere Richtung gedeutet. Auch anonyme Einschätzungen werden nachträglich geändert und angepasst, nichts soll schieflaufen.

Anruf bei Jürgen Trittin, der vergleichsweise heiter klingt, vermutlich trägt die Lage der Union dazu bei. Worauf kommt es bei Baerbocks und Habecks Entscheidung an? „Die Frage ist, was die Erzählung für den Wahlkampf ist“, antwortet er nach kurzem Nachdenken. „Der Titel unseres Grundsatzprogramms lautet: ‚Veränderung schafft Halt‘. Zwischen den Polen bewegen sich die Narrative.“

Trittin ist einer der ausgebufftesten Politiker, den die Grünen haben. Er war Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und lange Fraktionschef, er stand in dem brutalen Wahlkampf 2013 an der Spitze, als Grünen in Fußgängerzonen wegen der Pädophiliedebatte vor die Füße gespuckt wurde. Er deutet nicht mal an, wen er besser fände. Aber denkt man seinen Ansatz weiter, landet man bei einer interessanten Analyse.

Ein Baerbock-Wahlkampf sähe nämlich etwas anders aus als ein Habeck-Wahlkampf, auch wenn beide nach der Entscheidung betonen werden, dass sie weiter auf Augenhöhe und partnerschaftlich unterwegs seien. Habeck stünde näher bei „Veränderung“. Neben seiner sechsjährigen Regierungserfahrung als Landesminister wird von vielen als Stärke gesehen, dass er nach der ermüdenden Merkel-Ära ein neues Kapitel aufschlüge.

Habeck spricht anders als ein klassischer Politiker, lädt Politik philosophisch auf. Damit berührt er Menschen. Auch die Gabe, Zweifel zuzulassen und auszudrücken, wirkt angesichts der Komplexität der Probleme wohltuend ehrlich.

Manchmal geht unter, wie konsequent Habeck an seinen Schwächen arbeitet. Um den Vorwurf zu kontern, er interessiere sich nicht für Spiegelstriche, friemelt er sich in knäckebrot­trockende Themen hinein, etwa die Finanzpolitik. Heute tritt er am liebsten im Sakko auf, die Zeiten von gebatiktem, aus der Hose hängendem Hemd und Cowboystiefeln sind vorbei.

Auch allzu penetrante Selbstdarstellung vermeidet Habeck inzwischen. Auf seinem Instagram-Account veröffentlicht er keine intim anmutenden Einblicke mehr. Die Wildpferde im Naturschutzgebiet Schäferhaus dürfen an Gräsern und Klee schnuppern, aber ganz bestimmt nicht mehr am Grünen-Vorsitzenden. Stattdessen gibt es Bilder von Habeck bei der Betriebsbesichtigung, im Bürgergespräch, bei Anne Will. Man kann dem Mann, der nie ein klassischer Politiker werden wollte, bei der Politikerwerdung zusehen.

Mein politisches Vertrauen in die Grünen wäre komplett aufgebraucht, wenn es Habeck wird

Margarete Stokowski, Autorin

Trotz solcher Wandlungen: Habeck vermittle am ehesten den Eindruck, mit dem Politikbetrieb wenig am Hut zu haben, sagen seine Fans. Dieser Typus war in den USA oder in Frankreich sehr erfolgreich, siehe Obama oder Macron. Die Zeit zitierte neulich einen anonymen Grünen aus der erweiterten Führung mit der Einschätzung, mit Baerbock als Spitzenkandidatin lande man zwischen „17 und 19 Prozent“, mit Habeck zwischen „14 und 24 Prozent“.

Baerbock wäre in dieser Denke der langweilige, aber sichere Bausparvertrag, Habeck das Lotterielos, mit dem man verlieren, aber auch den Hauptgewinn holen kann. Das führt zu einer Überlegung, die bei den Grünen im allertiefsten Keller vergraben liegt.

Ist nur mit Habeck das Kanzleramt drin, auch wenn die Kandidatur des Mannes die Grünen in Rechtfertigungsnöte brächte? Schließlich hielt Habeck stets ein bisschen Distanz zur eigenen Partei, eine Kunst, die auch die erfolgreichsten Grünen überhaupt beherrsch(t)en, Joschka Fischer und Winfried Kretschmann. Baerbock hingegen ist Grüne durch und durch, lebt und liebt die Partei. Zieht er deshalb mehr in der bürgerlichen Mitte?

Für diese These ließen sich vor einem Jahr Belege finden, heute ist das Bild unklarer. In Beliebtheitsumfragen liegen Baerbock und Habeck dicht beieinander. Laut Politbarometer trauen ihm 28 Prozent zu, das Zeug zum Kanzler zu haben – bei ihr sind es 25 Prozent. In einer Forsa-Umfrage sah es neulich ähnlich aus. Beide lagen übrigens vor Olaf Scholz und Armin Laschet. „KABOOOOMMM“, twitterte die Europaabgeordnete Terry Reintke.

Aber funktioniert Habecks Pathos auf Dauer? Schon jetzt ist er angeschossen, wird über seine komplizierten Formulierungen auf Twitter gespottet.

Zurück zu den Polen, auf die Trittin am Telefon hinwies. Baerbock stünde nämlich eher für „Halt“. Sie macht weniger Fehler als Habeck, ist faktensicherer. Wer mit ihr über das 1,5-Grad-Ziel streiten will, kann sich auf einen einstündigen Vortrag gefasst machen und auf zwei, drei SMS im Nachgang, mit denen sie sichergehen will, dass man es auch wirklich verstanden hat.

Baerbock rufe nachts um eins an, weil sie einen völkerrechtlichen Vertrag gelesen und eine Detailfrage habe, erzählte mal eine Abgeordnete. Das ist eher Modell Merkel, aber mit mehr Veränderung. „Die Deutschen suchen nach einem Jahr chaotischer Coronapolitik nach Verlässlichkeit“, sagt eine gut vernetzte Grüne. „Das bedient eher Annalena.“ Die These, dass mit Habeck mehr drin sei, halten ihre UnterstützerInnen für „Quatsch“. Baerbock stelle schnell Nähe zu Menschen her, stehe für den Typus der mitten im Leben stehenden Politikerin, sei auch als Mutter von zwei kleinen Töchtern gerade für Frauen ein Role-Model.

Kurzer Gegencheck in der feministischen Außenwelt. Margarete Stokowski antwortet innerhalb weniger Minuten, wenn man sie per Twitter-Direktnachricht um ihre Meinung bittet. „Ich stimme mit Baerbock politisch bestimmt nicht in allen Punkten überein, aber mein politisches Vertrauen in die Grünen wär komplett aufgebraucht, wenn es Habeck wird“, schreibt sie.

Das Charisma, das viele bei ihm sähen, komme bei ihr nicht an. „Ich sehe da nur einen von sich überzeugten Typen, der behauptet, feministisch zu sein, und dann nicht mal von alleine im entscheidenden Moment den richtigen Schritt macht, nämlich zu sagen: Wenn eine Frau es genau so kann, dann soll sie es machen.“ Drei Pünktchen pulsieren in dem Twitter-Fenster, Stokowski tippt. „Ich meine, Putin setzt sich halbnackt auf Pferde, Habeck legt sich angezogen drunter, das nimmt sich für mich nicht so viel in punkto männlicher Inszenierung.“

KABOOOOMMM.

Stokowski ist nicht irgendwer. Ihre Kolumne auf Spiegel Online hat eine enorme Reichweite, auf Twitter folgen ihr fast 140.000 Menschen. Sie ist die Stimme einer jungen Generation von Feministinnen, die erwarten, dass alte weiße Männer Platz machen.

Aber die Frage ist, ob aus dieser Erwartung Konsequenzen folgen würden, wenn sie enttäuscht wird. Dass grünenaffine Frauen die Partei wegen einem Kanzlerkandidaten Habeck nicht wählen, sondern lieber Scholz-SPD oder Linkspartei, ist eine steile These.

Allerdings lauert hier eine Falle für Baerbock. Wenn sie zugreift, werden manche sagen, dass sie es nur geworden sei, weil sie die Frau sei. Diesen altbackenen Vorwurf versuchen die Grünen schon jetzt zu kontern. „Natürlich ist das Frauenargument ein starkes, das ist bei der Konkurrenz – Laschet, Söder, Scholz, Lindner – doch offensichtlich“, sagt Jürgen Trittin. „Aber es ist nicht allein entscheidend.“

Franziska Brantner, europapolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, sagt: „Mich nervt es, wenn jemand sagt, Annalena müsse es machen, weil sie die Frau sei. Das reduziert sie auf ihr Frausein, und das wird weder ihr noch anderen Frauen in Spitzenpositionen gerecht.“ Auch Claudia Roth, grüne Bundestagsvizepräsidentin, regt sich über die Debatte auf. „Mich nervt die patriarchale Begleitmusik in manchen Medien“, sagt sie am Telefon. In einem Kommentar habe sich ein Journalist etwa gefragt, ob Annalena überhaupt wolle. Roth lacht. „Das würde beim Mann so nicht gefragt, da wird einfach angenommen, dass es so ist.“

Wobei man der Fairness halber hinzufügen muss, dass die Reflexe bei den Grünen etwas anders sind. Wer als Mann in der feministisch geprägten Partei wichtig werden will, darf seinen Machtanspruch nicht allzu offensiv formulieren. Habeck hat diese Demut perfektioniert. Auch seine Unterstützer sind maximal vorsichtig. Winfried Kretschmann wagte es im November 2019 zu sagen, dass er Habeck besser fände, weil er ein Kommunikator sei und über Exekutiverfahrung verfüge. Er musste öffentlich zurückrudern.

Baerbock dagegen zeigte zuletzt erneut, dass sie bereit ist. Vor gut einer Woche ließ sie sich im Spiegel und in der Süddeutschen Zeitung fast zeitgleich zitieren mit dem Satz, dass es dann doch „ein kleiner Stich ins Herz“ wäre, wenn sie verzichten würde. Selbst diese größtmögliche Emotion und vermeintliche Offenheit ist perfekt kontrolliert, von der Pressestelle autorisiert und mundgerecht verpackt.

Sie hat kein Problem mit klassischen Machtgesten. Sie verkündete im Dezember in der Bild am Sonntag, dass sie sich das Kanzleramt zutraue. Das Foto dazu: Baerbock im feuerroten Mantel und mit schwarzer Atemschutzmaske stützt sich mit beiden Armen lässig in einer Aufzugtür ab. Hätte Habeck sich so dominant hingestellt, hätte ihn seine Pressesprecherin zurückgepfiffen.

Am vergangenen Samstag treffen sich Schleswig-Holsteins Grüne zu einem digitalen Parteitag. Es geht auch um die Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl. Robert Habeck bewirbt sich um Platz 2, den besten Männerplatz. „Führung heißt nicht „Ich, ich, ich“, Führung heißt nicht, der Erste sein zu wollen, Führung heißt nicht, alles besser können zu wollen“, sagt er. „Führung heißt, das Beste und das Kreativste, das Stärkste und das Mutigste in anderen zu wecken und groß werden zu lassen.“

Seine Sätze lassen sich auf zwei Arten deuten. Einerseits als Appell an Baerbock. Oder als vorsichtige Vorbereitung des eigenen Rückzugs. Nach der Rede dürfen Delegierte Fragen stellen. Eine Frau weist Habeck auf die rein männlichen Bewerber der anderen Parteien hin. Dann fragt sie ihn: „Warum hältst du nach wie vor an der Option fest, Kanzlerkandidat zu werden, und wie stehst du in Folge zu den Gleichstellungszielen unserer Partei?“

Habeck antwortet: „Erlaubt es mir, dass ich auf diese Frage heute nicht eingehe.“ Die Frage werde in vertrauten Gesprächen geklärt. Habeck ist noch nicht bereit, das Feld zu räumen.

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41 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Habeck ist nur aus von vornherein sattgrün getünchter Sicht die Veränderung. Er ist z. B. auch eher der an Merkel erinnernde Ausgleicher, der auf einem Problem lieber so lange herumsitzt, bis es durch einen wachsweichen Kompromiss vom Tisch geschlichen werden kann, als Kopf und Kragen in der offenen Auseinandersetzung zu riskieren. Das Herumeiern um die Kanzlerkandidatur trägt auch eher seine Handschrift, kann sich aber als die für die Partei genau richtige Strategie herausstellen.

    Baerbock tendiert dagegen eher zu "klarer Kante" und Kopf-durch-die-Wand-Stringenz, macht sich schlau und lässt dann aber auch schwer anderen Meinungen einen Raum. Die Anekdote zum Vortrag und den nachgeschossenen SMS illustriert das sehr schön. So eine selbstgewisse Art kommt natürlich fachlich toll konsequent rüber und versprüht grünen Stallgeruch wie nix Gutes. Aber Kopf-durch-die-Wand endet halt - je nach Wand - auch gerne mal mit einer große Beule oder auch einem Genickbruch. Spitzer ausgedrückt verkörpert Baerbock aus Sicht von NICHT in der Wolle gefärbten Grünen-Wählern - nicht reinrassig aber doch ein wenig mehr - den Fundi-Bürgerschreck von einst. "Halt" gibt ihnen das nicht.

    • @Normalo:

      Nachtrag:

      Ich bleibe dabei, dass die Grünen mt Habeck wahrscheinlich bessere Chancen hätten, tatsächlich den Kanzler zu stellen. Ich sehe auch nicht, dass er das Risiko eines deutlich schlechteren Wahlergebnisses als mit Baerbock birgt. Dann mal ehrlich: Ein Spitzenkandidat Habeck würde noch weniger die Wähler:innen in die Arme der anderen Parteien treiben als umgekehrt Baerbock, die eher bei der nicht wechselgeneigten Stammwählerschaft stärker punktet.

      Aber die Grünen wären mit ihm auch die leibhaftige Widerlegung ihres eigenen Quotenprinzips. Die harte Quote hätte sich dann ziemlich endgültig als untauglich erwiesen, den Durchmarsch männlicher Alphatiere bei gleichwertiger weiblicher Konkurrenz zu verhindern - was aus meiner Sicht freilich auch mal eine gute Erkenntnis wäre.

  • Die Kandidatenfrage ist die erste Stufe spätestens im Sommer wird sich die Frage der Koalition stellen und da sind nunmal SG und GRR so grundverschieden das eine Festlegung auch getroffen werden sollte......

  • Stellt mal jemand in dieser emanzipierten Runde die Frage, wer den Pateivorsitz übernehmen würde, falls die derzeitigen Vorsitzenden in die Regierung wechseln würden? Was hilft es super in der Regierung angekommen zu sein, wenn einem dann ggf. wieder die eigene Partei und Fraktion querspielt?, sobald die Realitäten des Regierungsalltags der Partei und Fraktion unpopuläre Entscheidungen abnötigen. Das ist die klassische Situation, die auch beantwortet werden möchte. Strategisch gut wäre es, wenn eine/r der Beiden zumindest der Fraktion vorsäße, der/die andere in die Regierung geht, als was auch immer. Oder halt eine/r Parteichefin bliebe und sich nen neuen Co sucht. Da stellt sich nunmehr auch bei den Grünen die Frage nach Nummer 3 und 4. Die staatstragende Einigkeit, wie nun doch seit ner Weile nach außen hingestellt, kann schnell wieder pfutsch gehen. Sobald das Ziel "Regierungsbeteiligung" erreicht wurde, gehr es um Inhalte und Anliegen.



    Robert Habeck sehe ich daher im Kabinet. Wenn Frau Baerbock in der Partei so angesagt ist, wie ihre Hochschreiber*innen in der TAZ denken, dann wäre das ihre Rolle. Parteivorsitz oder Fraktionschefin. Anderes herum machte es wenig Sinn. Habeck wird Regierung besser können, dort liegen seine Stärken, oder Parteichef bleiben. Beide in der Regierung zu verschleißen fände ich quatsch. Nur in die Regierung zu kommen, um dort zu scheitern hilft nicht dabei, ein ambitioniertes Wahlprogramm zu realisieren.



    Die K-Frage greift zu kurz. Schade dass sie auch in der TAZ fast genauso flach diskutiert wird, wie bei Lanz & Co..



    In den Artikeln und Kommentaren lese ich zu viel hintergründiges Gendergerangel, wie in einer Minibubenmannschaft alle auf den Ball gehen. So gewinnt man keine Meisterschaften. Wer auf so einer einfach gestrickten Basis seine brüchigen, knappen Resourcen einsetzt, wird scheitern. Intern und extern.

  • Mich stört die kulturelle Aneignung, wenn Frau Baerbock hier als Brandenburgerin oder Potsdamerin bezeichnet wird. Sie ist Niedersächsin und kann somit allenfalls als hinzugezogene gelten. Eine ostdeutsche Führungspersönlichkeit fehlt den Grünen ebenso wie eine migrantische.

    Vielleicht sollten wir mal weniger auf die Macht der alten weißen Männer starren, sondern schauen, was weiße Frauen bei den so progressiven Grünen so tun.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - da isser ja:

    “ - bayernkurier verde - taz.de/Gruene-Spit...ndidatur/!5760256/



    "Seine Stärke kommt besonders zur Geltung, wenn er einen Chef hat." (Daniel Günther, MP von SH, über Robert Habeck in der NOZ).



    Eine Chefin wäre doch auch gut.



    Die könnte ihm erklären, dass Mann sich nicht mehr so zugeknöpft geben soll. (Ich liebe ja Reizverschlüsse.)“

    Öh - am Hemd? In echt? Mach Bosse.

  • Ich finde die beiden ziemlich austauschbar. Beide haben keine Ecken und Kanten, beide haben dazu beigetragen, dass bei den Grünen Inhalte durch positive Emotionen ersetzt werden, dass es keine inhaltlichen Debatten mehe gibt, dass aus einer Basispartei eine Hinterzimmerpartei geworden ist (kann man schön an der Koalitionsentscheidung in Baden-Württemberg und an der Entscheidungsfindung in der K-Frage sehen, auch und gerade, wenn für die Entscheidung am Ende das Geschlecht ausschlaggebend sein sollte) .

    Diese Politik ist durchaus erfolgreich, wenn man Erfolg in Wahlprozenten misst und nicht in der Umsetzung politischer Ziele. Die Grünen sind für so viel wählbar, wie noch nie, weil jeder seine Wünsche in sie projizieren kann.

    Man kann sich H und B gleichermaßen als mittelmäßige Minister in Ressorts ohne all zu große Verantwortung und mit relativ kleinem politischen Gestaltungsspielraum vorstellen. Aber als Kanzler? Kriarnkanzler gar? Da hat sogar ein Armin L. aus D. nehr Format für.

    • @Ruediger:

      Naja, dass ein Laschet als Kanzler mehr Format hätte als diese beiden, halte ich aber auch für ein Gerücht ... eher sehe ich es so, dass für beide potentiellen grünen Kandidat*innen die Chancen auf diesen Titel steigen, je mehr sich der glücklose CDU-Parteivorsitzende hinsichtlich des Coronamanagements um Kopf und Kragen redet.



      Aber man hört ja, dass die Union außer Pat & Patachon (Laschet, Söder) wohl noch andere Pfeile in den Köcher legen will (Brinkhaus, Merz?), um die Wahlschlacht dann doch noch zu gewinnen ... darin haben sich die Unionisten schon immer als recht erfolgreich erwiesen.



      Ob also mit Baerbock oder Habeck, zu früh, um bei den Grünen den Sekt schon kaltzustellen.

    • @Ruediger:

      "Diese Politik ist durchaus erfolgreich, wenn man Erfolg in Wahlprozenten misst und nicht in der Umsetzung politischer Ziele."

      Stringenz in der politischen Zielsetzung OHNE Wahlprozente ist aber erst recht kein Weg zur Umsetzung selbiger Ziele. Wer in einer pluralistischen Gesellschaft etwas durchsetzen will, MUSS kompromissbereit sein. "Klare Kante" in allen Dingen sieht zwar schön aus, ist aber letzlich nie mehrheitsfähig.

      Die Kunst ist die Wahrung der richtigen Balance. Das soll nicht heißen, dass "rundgelutschte" Realos die zwangsläufig beherrschen. Aber ihre Kompromissbereitschaft per se als Rezept zum Misserfolg zu werten, täte ihnen massiv Unrecht.

      • @Normalo:

        Ich bin immer für eine konsens- und kompromissorientierte Politik. Aber ich habe immer wieder den Eindruck, dass die Grünen in Koalitionsverhandlungen dort wo sie mitregieren außer ein paar Posten nicht viel rausholen. Das hat auch damit zu tun, dass sie inhaltlich in vielen wichtigen Bereichen (Wirtschaft, Finanzen, Soziales, Innenpolitik) eher diffus auftreten.

        • @Ruediger:

          Ok, dann sind wir uns weitgehend einig.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Doppelspitzen sind manchmal kontraproduktiv. Es wird ein/eine Verliererin geben!

  • Frau Baerbock hatte noch nie ein Amt, nicht mal in einer Landesregierung (wie Habeck).



    Vielleicht sollte man nicht gleich mit dem Bundeskanzleramt beginnen...

  • Wer von einer Wahl den universellen Aufbruch in eine neue Zeit oder die Erlösung von allem Schlechten erwartet, wird immer enttäuscht werden.

    Wer nicht mit dem Parteibuch schläft, wählt immer das kleinere Übel. Wer nicht wählt, muss nehmen was er kriegt.

    So gegesehen bin ich da ganz pragmatisch. Solange die Alternativen Söder, Laschet oder Scholz heißen und die (wählbare) Opposition seit Jahren nur noch ein ein Trauerspiel ist, müssten die Zwei da oben schon sehr viel falsch machen, damit ich in den Kanon der Unken einstimme.

  • Endlich haben wir wieder ein neues Traumpaar....66 Jahre nach Romy Schneider und Karlheinz Böhm .....Schicksalsjahre einer Kanzlerin

  • Faß die Hofberichterstattung. Gellewelle => “heutiger Journalismus: Der Blinde schreibt auf - was der Taube gehört hat!“ * - mal knapp zusammen:

    Dank fürs Harbeck-Fotto - “offener Hemdknopf“ - Schonn.



    Aber der 2. Kopf !!! => Mal im Ernst!



    Soran erkennbar - Schwurbler-Klemmi!!



    Würd ich nie wählen. Gellewelle & •



    &Annalena“…faktensicherer…“??Bitte? *



    Bitte Andreas Rebers: laß KOBOLDen 😱



    m.youtube.com/watch?v=iK7Xiu0C_iM “Ich helfe gern“ ab 23:14



    (Davor - Rattenlinie is aber auch a point)

    kurz - “Um es mit Karl Kraus zu sagen:



    Es reicht halt nicht, daß man nichts zu sagen hat. Man muß auch unfähig sein, es auszudrücken.“ Wohl wahr. Normal.



    Liggers. Daschan - 🐣 -

    Na Mahlzeit

    • RS
      Ria Sauter
      @Lowandorder:

      Mal wieder auf den Punkt gebracht. Köstlich!

    • @Lowandorder:

      Herzlichen Dank! Gut dass ein alter Haudegen weiß was er sagt...und Andreas Rebers köstlich...

  • Danke für diesen ausführlichen Artikel mit interessantem Input, der auch sehr unterhaltsam zu lesen war. Dass wir nicht nur in sehr spannenden Zeiten leben, sondern dass ich auch positiv in die Zukunft blicken kann, ist in erster Linie den Grünen zu verdanken. Und die Erfolgsstory scheint weiter zu gehen ...

  • An einem Symptom lässt sich zeigen, dass das Reden an der Sache vorbeigeht, als ginge es nicht um Herrn oder Frau x oder y sondern um Lieschen oder Fritzchen: Wem in Coronazeiten immer noch nicht aufgefallen ist, dass es beim Regieren um Herrschaft geht, könnte es sich auch daran klar machen, dass ein Obama die Ermordung Bin Ladens angeordnet und sich live hat übertragen lassen... Von einer kritischen Presse würde ich erwarten, dass die Kandidaten auf inhaltlihe Divergenzen abgeklopft werden und erst wenn keine vorhanden sein sollten, Fragen der Inszenierungschancen erörtert werden.

    • RS
      Ria Sauter
      @Gottfried Scherer:

      Inhalte? Interessieren die heute noch jemanden von der Hofberichterstattung?



      Rotes Kleid und Sakko sind doch viel wichtiger.

    • @Gottfried Scherer:

      " Von einer kritischen Presse würde ich erwarten, dass die Kandidaten auf inhaltliche Divergenzen abgeklopft werden und erst wenn keine vorhanden sein sollten, Fragen der Inszenierungschancen erörtert werden." Diesem Satz und ähnlich lautenden Kommentaren, weiter unten, ist nichts hinzuzufügen!

  • Zitat aus dem letzten Drittel des Artikels: „Selbst diese größtmögliche Emotion und vermeintliche Offenheit ist perfekt kontrolliert, von der Pressestelle autorisiert und mundgerecht verpackt.“



    Damit ist die Sinnkrise der größeren Parteien im Allgemeinen und der Grünen im Besonderen perfekt auf den Punkt gebracht: Inszenierung ist alles, Ideen, Konzepte, Programme spielen - wenn überhaupt - nur vor dem Hintergrund eine Rolle, zu wem sie am besten passen, vulgo wer sie am besten verkaufen kann. Die viel wichtigere Frage, WIE (nicht wer) sie am besten umgesetzt werden können, wird zwar auch gern mal betont, scheint dann aber irgendwie doch immer weniger wichtig, als die leidige Personalfrage.



    Das ist maximale Entfremdung von der Lebensrealität derer, die progressive Politik zu vertreten beansprucht. Dass diese sich dann früher oder später parteipolitischer Abstinenz oder schlimmeren „Alternativen“ zuwenden, muss vor diesem Hintergrund nicht wundern. Gas-Gerd und seine Clique haben die SPD seinerzeit erst ins Kanzleramt und dann in das Reich der politisch Untoten inszeniert - Boulevard, Boulevard. Die permanente Hyperventilation der tatsächlich völlig uninteressanten Frage „Analena oder Robert?“ stinkt nach dem Beginn der gleichen Entwicklung für die Grünen. Daran haben Artikel wie dieser erheblichen Anteil. Was soll das?!

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Eigentlich kann es nur noch besser werden, aber das Leben hält halt so manche Überraschung bereit.

  • Vielleicht ist "man" Traumtänzer, wenn "man" v. einem als Traumpaar apostrophierten Duo in d. Führungsspitze einer Partei m. Machtanspruch und -option erwartet, dass es eben nicht dichotomisch abgeht o. auseinander geht. Warum fokussieren viele das Richlinienkompetenzamt u. stilisieren z. Frage aller Fragen hoch, wer es anvisieren darf? Bleiben wir geerdet, sind Unwägbarkeiten mehr denn Gewissheiten. Die Gemengelage ist demoskopisch bestimmt sehr interessant, weil vielschichtig komplex u. dynamisch. Wer ist "Sitzplatzverteidiger" f. d. Exekutivposten m. d. erhöhten Rückenlehne im Kabinett? Was sagen Wechselwähler:innen u. Erstwähler:innen zur Kandidat:innenkür im bunten Spektrum? Wie sehen weiterhin Ausgleichskompromisse f. d. Vize-Nummer (2. Platz) aus? Fraktionsvorsitzende haben früher durchaus ihre Hausmacht i.d. Lenkung d. Legislative durch d. Souverän, mittels Parlament, unter Beweis gestellt. Herbert Wehner medienwirksam oft "laut & lästig", als Zuchtmeister verschrien: Er war angebl. die "strategische Stütze" d. charismatischen Willy Brandt. Diplomatie wird ebenso wie Toleranz & Wertschätzung vorausgesetzt f. d. Fall einer Wahl auf die jew. andere Person. Zweiter ist nicht erster Verlierer, in Berlin. Eine Alternative in der Führungskultur, die - legendär als Triumvirat gestartete - SPD-Troika war schnell erledigt, offenbar ein geplatzter Tagtraum. Das Narrativ v. Philosophen als Kandidaten bedient m.E. Klischees, niemand spricht v. promov. Geisteswissenschaftler Habeck als mögl. Nachfolger der Physikerin u. zugleich "Wissenschaftskanzler". Welche Narrative braucht ein Land, i. d. die Partei der Nichtwähler:innen erschreckend "stark" ist? Hoffentlich nicht als Narrativ-Narrativ etwas aus d. verbalen Werkzeugkasten der gescheiterten Troika, die einem Vorurteil später gerecht wurde: Bei solchen Parteifreunden braucht's keine Feinde. Bei Politikverdruss könnte stärkste Gruppe werden: NICHTWÄHLER:INNEN (zul. zw. ~25 u. ~ 30%). Das wäre dann eher ein Albtraum.

  • Schaue ich auf die letzten 15 Jahre bin ich froh keinen GÜNEN im Kanzleramt gesehen zu haben. Da ich jetzt aber fast 70 bin, kann ich es mir gelassener ansehen, mein Leben können sie nicht mehr verpfuschen.

    • RS
      Ria Sauter
      @Eimsbüttler:

      Bin auch in Ihrer Altersgruppe.



      Das mit dem Leben verpfuschen sehe ich allerdings anders.



      Da geht noch was, bestimmt!

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @Ria Sauter:

        Nachdem Kretschmann seine schützende Hand über Daimler gehalten hat und hält, wird die Niedersächsin Anna- Lena das Händchen halt über VW halten. Grün ist halt auch nur eine Farbe.

  • Boris Palmer wäre sicherlich der beste Kandidat für den Job.

    In seiner langen Zeit als OB Tübingens und erst recht in der Pandemie, immer beste Ergebnisse.

    Kreativität, Mut und Pragmatismus, immer wieder unter Beweis gestellt.

    Neben Kretschmann der wohl fähigste und beliebteste Grüne.

    • @shantivanille:

      Jeeez ...

    • @shantivanille:

      ??? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daßdieser eitle Selbstdarsteller, in der Lage wäre, in einer wie auch immer aussehenden Koalition, kompromissfähig wäre!

    • @shantivanille:

      "In seiner langen Zeit als OB Tübingens und erst recht in der Pandemie, immer beste Ergebnisse."

      Aber nur, wenn man sich seine Schönfärbereien nicht genau anschaut.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich bezweifle, dass die Spontaneität eines Boris Palmer so eine Position zuließe.

  • Was für ein langer Artikel. Wirklich Neues steht auch nicht drin. In Wirklichkeit gilt einfach, dass noch viel Zeit ist und die Grünen überhaupt keine Not haben. Es gilt auch, dass das Tandem überhaupt nicht zerbrechen muss, im Wahlkampf nicht und sogar für den unwahrscheinlichen Fall nicht, dass wirklich das Kanzleramt möglich wäre. Sicher ist, dass Habecks Kandidatur die Anhängerinnen der Grünen enttäuschen würde, von daher hat Baerbock so eine Art Erstzugriffsrecht. Habeck hat das auch längst selber so formuliert. Es gilt auch, dass Baerbock vielleicht eher in der Rolle einer geduldig verhandelnden Kanzlerin vorstellbar ist und Habeck eher als ein vorpreschender Superminister für Zukunftsfragen. Man kann die Rollen aber auch vertauschen und selbst innerhalb einer von den Grünen geführten Koalition kann man erfolgreich zusammen Hase und Igel spielen. So klug wie sich die beiden Vorsitzenden bislang verhalten haben werden sie irgendwann zusammen verkünden, wer es sein soll und zwar so, dass der Andere dabei nicht geschwächt wird. Wahrscheinlich wird Baerbock die Kandidatin, wichtig ist aber, dass Habeck dann voll im Boot bleibt, oder sogar den offensiveren Part übernimmt.

  • Annalena wirds. Das ist jetzt schon sicher. Am Ende müssen die Wählerinnen und Wähler in Zeiten einer Pandemie entscheiden zwischen einem, der Regierungserfahrung hat und einer, die keine hat. Und einem laschen Laschet.

    • @Taxi fahrer:

      Es gibt keine Vorschrift oder Gesetz, die verbietet, mit beiden anzutreten, und die endgültige Entscheidung dem neuen Bundestag oder dessen Grünen-Fraktion entscheiden zu überlassen. Mit 2 SpitzenkandidatInnen anzutreten ist Usus bei Grünen (und Linkspartei), und der Unterschied ist lediglich, dass sie zum ersten Mal ernsthafte Aussichten auf die Regierungsspitze haben.

      Die Wahl auf 1 Person zuzuspitzen ist im BRD-Wahlsystem keine bindende Vorschrift. Es ist eine Tradition von SPD und CDU, mehr nicht. Die Grünen können die Tradition aufrechterhalten, oder mit ihr brechen und ihr bisheriges System beibehalten. Wer RegierungschefIn wird, bestimmt ja nicht das Wahlvolk, sondern das Parlament; insofern ist es *in der Sache* völlig latte wer auf Platz 1 und wer auf Platz 2 steht.

      Und nur mal so: Helmut Kohl ist nicht als Spitzenkandidat Kanzler geworden. Der Spitzenkandidat der CDU/CSU bei der Wahl zum Neunten Deutschen Bundestag hieß "Franz-Josef Strauß" und hat krachend verloren.

      Der rechtliche Spielraum der Grünen ist also riesig. Klein wird er nur, wenn sie sich an die von SPD und CDU definierten Traditionen halten. Das wäre eine idiotische Entscheidung, aber andererseits auch nicht idiotischer, als in BaWü die große schwarze und nicht die kleine gelbe Covidiotenpartei in die Regierung zu holen.

      Mal schauen wie die sich aus der Situation rauswinden. Der aktuelle Trend geht jedenfalls für Schwarzgrün, Ampel und R2G auf Gleichstand (im Rahmen der Ungenauigkeit, also 1-2% Unterschied), und die Groko verpaßt die Mehrheit knapp bis deutlich. Prinzipiell können die Grünen sich auch erst entscheiden, wenn die Wahlplakate in Druck gehen, und bis dahin bei bioveganem Popcorn aus samenfestem Mais dem suizidalen Amoklauf der CDU/CSU zusehen...

      Wenns Habeck wird, dann jedenfalls weil er Statist in der Pandemiepolitik eines der ganz ganz wenigen nicht völlig inkompetenten und/oder von Habgier zum Berufsverbrechertum gerittenen CDUler ist. Ironie des Schicksals.

      • @Ajuga:

        Klingt hübsch, würde die Grünen aber für die Wähler noch mehr zu einer Wundertüte machen als sie es in ihrem Wabern zwischen parlamentarischer Scharfkantigkeit und vollpragmatischer Regierungsarbeit (s. Fischer und Kretschmann) ohnehin schon sind. Die letzten fünfzehn Jahre sollten deutlich gemacht haben, dass es letztlich wichtiger ist, WER im Kanzleramt sitzt als welchem Parteiprogramm dieser Mensch - theoretisch - verpflichtet ist.

        Deshalb wäre es sicher "reine Lehre", weiter auf die Partei insgesamt und das Führungsduo nur als deren "Erste Diener" zu setzen. Aber es würde im Zweifel - und aus meiner Sicht zurecht - mehr Wähler kosten, als sich für die oder andere Variante zu entscheiden.

      • @Ajuga:

        Genialer Gedanke, die Spannung bis zuletzt aufrecht zu erhalten: Nur wer den Grünen zur Kanzler:in-Mehrheit verhilft, würde je erfahren, wer es letztlich wird...

      • @Ajuga:

        "Die Wahl auf 1 Person zuzuspitzen ist im BRD-Wahlsystem keine bindende Vorschrift. Es ist eine Tradition von SPD und CDU, mehr nicht."

        Diese Tradition steckt aber in den Köpfen der Wähler. Sie wollen wissen, wen sie (indirekt) ins Kanzleramt wählen. Besonders sie letzten Wahlen waren ja davon geprägt, dass sehr viele Wähler, warum auch immer, Merkel wollten.

        "Helmut Kohl ist nicht als Spitzenkandidat Kanzler geworden."

        Kohl wurde Kanzler, weil die FDP mitten in der Wahlperiode die Seiten gewechselt hat. Eine völlig andere Situation. Bei den folgenden Wahlen ist er als Spitzenkandidat angetreten.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Taxi fahrer:

      Regierungserfahrung hin oder her. Parteiprogramm ist wichtig und im Falle von Koalitionen, keine Gesetze erfinden, die vom Koaltionspartner eigentlich abgelehnt, aber nur durchgewunken werden, um den Koalitionsfrieden nicht zu gefährden. Im letzten Jahr z.B. wurden dann eben mal schnell SteuerGesetze verabschiedet, bei denen vom Bundesrat verfassungsrechtliche Bedenken geäußert wurden. Verfassungsklage läuft.

    • @Taxi fahrer:

      Die Erfahrung des Warburg-Kuschlers, G20-Haudraufs und Wirecard-Wegschauers? Kann sich Annalena Baerbock in drei Tagen mittels "how not to"-Büchern anlesen.