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Fridays for Future als geistiges EigentumDie Marke Thunberg

Kann man eine Bewegung als Marke anmelden? Man kann. Die Thunbergs – also Greta und ihre Familie – haben genau das getan.

Eine Bewegung als Marke – geht das? Foto: Michael Schick/imago

Am 23. Dezember reichten die Thunbergs beim Europäischen Amt für geistiges Eigentum den Antrag ein, Fridays for Future als Marke schützen zu lassen. Eine Thunberg-Vertraute, die Australierin Janine O’Keeffe, hat bereits im November einen ähnlichen Antrag eingereicht. Das klingt erst mal bescheuert: FFF steht dann neben anderen Produkt- und Firmennamen wie Coca-Cola, Siemens oder Shell.

Jeder, der den Markennamen in einem anderen Sinn als dem geschützten nutzt, muss mit einer Strafe rechnen. Die Thunbergs sichern sich mit den Anträgen verschiedene Nutzungsfelder wie Werbung und Marketing, Finanzwesen, kulturelle Aktivitäten, aber auch Software, Regenschirme und das Bereitstellen von Informationen im Namen von FFF.

Die Idee dahinter, eine Marke zu schützen, ist, ihre Zweckentfremdung zu verhindern. Wenn beispielsweise Tesla ein Elektroauto, Modell „Fridays for Future“, rausbringen würde, könnte Thunberg dagegen vorgehen. Oder wenn Siemens demnächst auf die Idee kommen sollte, seine Energiesparte Siemens Energy in „Siemens Fridays for Future“ umzubenennen. Also doch eine gute Idee? Geht so.

Hierarchie und Personenkult

Das Problem ist, dass sich die Hierarchie und der Personenkult in der Bewegung weiter verstärken. Thunberg hat da bislang gegengesteuert, etwa beim UN-Klimaforum, als sie schnell aus dem Scheinwerferlicht trat und die Bühne weniger bekannten Aktivist*innen überließ. Sich jetzt die Marke zu sichern, auch wenn andere Umweltaktivist*innen sie weiter nutzen können, ist kontraproduktiv.

Aber wie verhindert man, dass sich bei so einer breiten Bewegung Menschen oder Unternehmen einmischen, die nur vom Image profitieren wollen? Nicht unbedingt, indem man die Marke schützt. Besser wäre es, inhaltlich klare Kante zu zeigen. Gegen Kapitalist*innen, Faschist*innen, Chauvi­nist*in­nen, gegen Klimaschutz aus patriotischen Gründen.

Die Stärke von FFF ist bislang, dass es sich nicht um die „üblichen Verdächtigen“ handelt. FFF ist eine relativ heterogene Graswurzelbewegung. Trotzdem stellt sich irgendwann die Frage nach der Institutionalisierung: Soll FFF eine NGO werden oder nicht? Für den Bewegungscharakter ist wichtig, dass sich die Macht nicht konzentriert. Die Frage, wo es hingehen soll, muss mit allen ausgehandelt werden.

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37 Kommentare

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  • "Für den Bewegungscharakter ist wichtig, dass sich die Macht nicht konzentriert. Die Frage, wo es hingehen soll, muss mit allen ausgehandelt werden."

    Schön gesagt. Danke dafür. Auch Luisa Neubauer sollte diesen Satz lesen.

  • Gretas Eltern erinnern mich an Steffis Eltern. (Steffi Graf, wer sich erinnert)

  • 0G
    07324 (Profil gelöscht)

    Das ist doch Wasser für die Mühlen der Kritiker. Damit tun sich die Thunbergs keinen Gefallen. Überhaupt ist auch die finanzielle Bereicherung an der Thematik wirklich kritisch zu sehen.



    Korrekte Schritt wäre nun einfach unter neuen Namen weiterzumachen. Es ist nur ein Name. Am Ende zählt nur Content.

  • Btw - FFF -

    war in den 80-90 das Kürzel für

    Fresssen Fic... Fernsehen

    Times are changin.

  • "Aber wie verhindert man, dass sich bei so einer breiten Bewegung Menschen oder Unternehmen einmischen, die nur vom Image profitieren wollen? Nicht unbedingt, indem man die Marke schützt. Besser wäre es, inhaltlich klare Kante zu zeigen. Gegen Kapitalist*innen, Faschist*innen, Chauvi­nist*in­nen, gegen Klimaschutz aus patriotischen Gründen."

    Oh mein Gott, das ist so 90er und naiv, kaum zu fassen. Inhaltliche klare Kante hat nichts damit zu tun, dass sich Konzerne Logos etc sichern und benutzen. Herrjeh.

    • @siri nihil:

      Habe ich auch gedacht. Alles so abgedroschene Phrasen.

  • "Die Idee dahinter, eine Marke zu schützen, ist, ihre Zweckentfremdung zu verhindern."

    Ach was? Verrückte Welt! Aber irgendwas gegen FFF muss man sich halt jede Woche aus den Griffeln saugen. Schützt euch doch den Slogan "Belanglos for Clickbait", bevors die BILD macht.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Welche Rechtsform bzw. Rechtsfähigkeit hat FFF gleich nochmal?

    Über die Marke als Privateigentum der Thunbergs hinaus?

  • Leider hat die Autorin da was durcheinandergebracht, bzw. ist einem Trugschluss aufgesessen, und leitet insofern auch ihre Bewertung aus diesem Trugschluss ab:



    "Kann man eine Bewegung als Marke anmelden?" Nein, kann man natürlich nicht. Was man kann, und nur das ist hier geschehen: einen Namen, Begriff, Slogan (ggf. inkl. optischem Erscheinungsbild) als Marke eintragen lassen, zusammen mit Angaben dazu, für welches Produkt oder Dienstleistung der Markenschutz beansprucht werden soll.



    Im aktuellen Fall kann man sich diese Angaben hier anschauen:



    euipo.europa.eu/eS...ademarks/018171377

  • Festzustellen ist, dass die Familie Thunberg den Eintrag als geschützte Marke vornehmenliß. Nicht Greta Thunberg. Deren Eltern wissen durch Herausgabe von Büchern und unzähligen Interviews im schwedischen Fernsehen, ganz ordemtlich Kapital zu machen.

    • @Hampelstielz:

      Nun, das war sicher auch ein Motiv für die fff-Bewegung. Aber mittlerweile hat sich da einiges verselbstständigt, dass nun wieder eingefangen werden soll.

  • Zitat: "Wenn beispielsweise Tesla ein Elektroauto, Modell „Fridays for Future“, rausbringen würde, könnte Thunberg dagegen vorgehen."



    Gerade hat sie noch versucht, das Markenrecht zu erklären und dann hat sie die eigene Erklärung nicht verstanden. Die Automobilbranche fällt ja laut Artikel gerade nicht in die geschützten Nutzungsfelder.

  • Ich habe mich gewundert warum das bis jetzt noch nicht passiert ist.

    Dieses mimimi dagegen ist peinlich.

  • Wer hat eigentlich die Rechte am Antifa-Logo?

    • @Jim Hawkins:

      Die Ersteller? Ursprünglich die KPD also. Ist die Linkspartei Rechtsnachfolger?

      • @Rudolf Fissner:

        Ja - das sind so eine eine Fragen - wa?!

        Des Schweißes der Edlen wert.



        &



        Sie. Sie sammeln doch sicher Doktorhüte - wie andere Kerbe - Gelle.



        Also ran an die Bulletten. Farbe egal.



        Hauptsache Brötchen. Newahr.



        Normal.



        &



        kurz - Wir dürfen gespannt sein.



        Dank im Voraus.



        &



        Dr.multi - Das putzt doch ungemein.



        Nicht nur Mutti. - 🧐 -

        • @Lowandorder:

          Mit den rechtlichen Buletten kennen Sie sich sicher besser aus. Da überlasse ich völlig ihnen alle weiteren Recherchen.

  • Ich sehe das mit dem "geht so" ähnlich. Markenrecht ist wenig hilfreich für die "Reinhaltung" eines nichtkommerziell genutzten Begriffs, wenn man nicht bereit ist, richtig ranzuklotzen, und das scheint nicht der Fall.

    Auf den ersten Blick taugt nämlich der Markenschutz von FFF nicht wirklich zur Sicherung gegen irgendwelche kommerziellen Trittbrettfahrer, sondern allenfalls zur Wahrung von Exklusivität eigener Kommunikation und Vermarktungsaktivitäten. Denn nur darauf ist der genannte Waren- und Dienstleistungskatalog zugeschnitten.

    Wer die Marke für ein Auto oder die Energiesparte seines Konzerns verwenden will, ist darin solange frei, wie die Marke nicht auch z. B. für "Kraftfahrzeuge" oder "Anlagen zur Energieerzeugung" angemeldet ist. Im Gegenteil lädt ein enger Schutzbereich Nachahmer ein, sich jetzt ihrerseits die Marke für andere Bereiche schützen zu lassen, wo sie selbst aktiv werden wollen.

  • So dumm ist das meiner Meinung nach nicht. Die Taz hatte damit ja auch schon Erfahrungen und hätte sich im Nachhinein bestimmt gewünscht, die Tatze geschützt zu haben:



    www.spiegel.de/net...n-ab-a-655890.html

  • Wie war das noch mit der taz-Tatze, die sich ein Klamottenkonzern unter den Nagel reißen konnte, weil die taz ihr Logo nicht rechtzeitig geschützt hat?

  • Ach Taz. Die Solarsonne ist auch ein geschütztes Markenzeichen. Schlicht genau aus dem Grund um ihren Missbrauch zu verhindern.

    Es kommt doch darauf an, was Thunberg jetzt mit dem Markenschutz macht.

  • Nein, ich bin _nicht_ „...gegen Klimaschutz aus patriotischen Gründen...“!!!



    Was soll diese Gesinnungsschnüffelei schon wieder?! Wenn irgendein AfD/Pegidafuzzi nunmal auch ökologisch aktiv ist werde ich das auf jeden Fall gutheißen, auch wenn ich dessen sonstigen Ansichten weiterhin strikt ablehne!

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - fragt sisch

    “ ®Greta







    Ist ®Trittbrettfahrer:in schon geschützt?







    taz.de/Fridays-for...Eigentum/!5657309/







    Dann wolle mer schon mal üben ® ® (alt169)







    ®Greta ®Fridays vor Future “

    kurz - Keine eine eine Frage - anschließe mich - 😱 - ®

  • Das ganze als Marke zu schützen, ist ja erst einmal nicht dumm. Das Problematische daran ist allerdings, dass die Marke - bislang - in den Händen von einigen wenigen liegt. Viele Menschen hatten schon anfangs Edeles vor, wollen ihr Eigentum (z.B. Eigentum an der Hausprojektimmobilie) zur kollektiven Nutzung zur Verfügung stellen, im Konsens entscheiden und nutzen schließlich dann doch die Macht, die sie von Rechts wegen habe n, aus. Es wäre also wünschenswert, wenn die Thunbergs die Markenrechte an eine geeignete Institudion weiter reichen würden.

  • Typischer Taz-Kommentar, immer was zu meckern finden. Wäre der Begriff ungeschützt und die radikalen Lebensschützer würden ihren "March for Life" jetzt auf freitags legen und "Fridays for Future" nennen, käme garantiert die erboste Frage, warum niemand den Begriff hat schützen lassen ...

    • @Frida Gold:

      Antwort: Weil das gar nicht ginge. Markenrechte schützen nur in ganz besonderen Fällen vor einer nichtkommerziellen Nutzung durch Unbefugte. In denen wiederum ist es nicht soo wichtig, ob die Marke wirklich eingetragen ist.

      • @Normalo:

        So ist es. Bei taz : wolfskin ging es um die Kommerzialisierung eines Logos. Die Sicherung des Markenrechts bei FfF gibt m.E. nur dann Sinn, wenn der Name (die Marke) anderweitig auch genutzt werden soll. Das wäre ja durchaus möglich.

  • Greta hat quasi 5 vor 12 die Rechte an fff gesichert, puh, war das knapp! Beinahe hätte es jemand anderes getan. Aber wer hätte dies sein können? Irgendein Böser, zum Beispiel Donald Trump, wie ein Forist hier schrieb? Pah, das wäre ohne Erfolg gewesen. Gefahr drohte doch wohl nur jemand aus der eigenen Bewegung, die Familie Reemtsma zum Beispiel wäre sicher interessiert...

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Hm, typischer Weise lässt man sich eine "Marke" schützen, wenn man hofft, damit eine Mark zu verdienen...

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Und um das zu verhindern läßt man sich typischerweise ebenfalls eine Marke schützen. (Bedeutungsvolle drei Punkte)

  • Tja, reine Abwehrmaßnahme, grins. Soll der Markenschutz erhalten bleiben, muss die Marke auch genutzt werden.

  • Es denke, es war leider notwendig, um den Missbrauch des Namens zu verhindern. Weniger durch Konzerne o.ä., sondern vor allem um ihn vor Rechtspopulisten zu schützen!



    Sind dadurch nicht auch sehr ähnliche Begriffe, wie "Fridays for Hubraum" und ähnlicher Sch..., untersagt?

    • @boidsen:

      Nein.

  • Was für ein typisches Gekrittel und Genörgel! Tja, dass muss wohl so sein, wenn man nicht begreifen will, dass Schwache die Butter auf ihrem Brot gegen die Starken verteidigen müssen.

    Mac Billigburger wird traurig sein, keinen "Fridays for Future Burger" für den Klimaschutz anbieten zu können.

    • @Drabiniok Dieter:

      Würde aber gehen. Laut Artikel ist die Verwendung im Nahrungsmittelbereich nicht geschützt worden. Allein um eine Marke in Deutschland komplett zu schützen, sind einige 40 Nutzungsbereiche notwendig zu benennen. Und weltweit erst?

  • "Also doch eine gute Idee? Geht so."



    Das ist eine sehr gute und sehr kluge Idee, denn "...inhaltlich klare Kante zu zeigen" wird dadurch ja nicht ausgeschlossen.



    Aber wer Inhaber einer eingetragenen Marke ist, kann damit nicht nur verhindern, dass der geschützte Begriff durch Dritte zweckentfremdet wird, sondern verhindert auch, dass jemand Drittes den Begriff als Marke einträgt, und einem selbst dann den Gebrauch dieses Begriffs verbietet.



    Thunberg hat also zunächst sichergestellt, dass nicht z.B. Herr Kaeser von Siemens sich "Fridays for Future" schützen lässt, um der Bewegung rechtmäßig verbieten zu können, sich so zu nennen.



    Oder, noch brisanter: Donald Trump hat einen Teil seines Vermögens damit "verdient", Markenzeichen eintragen zu lassen, um Dritte dafür abzukassieren, dass diese die von ihm geschützten Begriffe verwenden dürfen.



    Wäre doch naheliegend, dass er dasselbe mit dem Begriff "Fridays for Future" tut, um jener Greta Thunberg, die ihm regelmäßig die Show stiehlt, auf dem Rechtsweg einen Riegel vorschieben zu können.



    Also: gut gemacht, Greta!