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Fragen und Antworten zum Humboldt ForumReißt es ab!

Für KritikerInnen ist so ziemlich alles falsch am Berliner Humboldt Forum. Doch was genau passt ihnen am Schloss eigentlich nicht?

Protest vor dem Humboldt Forum bei der digitalen Eröffnung Foto: Emmanuele Contini/Imago Images

Was ist eigentlich das Problem mit dem Schloss?

„Dieses Haus ist in seiner systemischen Gesamtheit für viele Menschen verletzend – und das wird vom Humboldt Forum, und von allen, die dafür mitverantwortlich sind, konsequent nicht anerkannt. Unsere Kritik richtet sich gegen diese Ignoranz und wir kritisieren dabei alle äußerlichen, strukturellen und inhaltlichen Probleme des Humboldt Forums und die Wunden, die es wieder oder neu aufreißt. Wir sagen: Alles daran ist Gewalt, und deshalb können wir auch nichts davon gebrauchen!“Das Kollektiv der Coalition of Cultural Workers Against the Humboldt Forum (CCWAH)

„30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges müssen wir uns in Europa fragen, wo wir angesichts der globalen Herausforderungen von Flucht, Migration und Klimakatastrophe stehen. Wir müssen uns heute fragen, warum wir uns für das wiedervereinigte Deutschland ein Schloss errichtet haben – ein Symbol der preußischen Versklavungs- und europäischen Imperialgeschichte. Hätten wir uns nicht vielmehr unserer europäischen Verantwortung stellen und uns für globale Gerechtigkeit einsetzen müssen? Hätten wir das Geld nicht eher für Reparations- und Restitutionsleistungen einsetzen sollen? Ich glaube, heute ist den meisten klar, dass der Bau des Humboldt Forums eine kapitale Fehlentscheidung war.“ Noa K. Ha, postkoloniale Stadtforscherin

Was ist so schlimm an der rekonstruierten Fassade mit der Kuppel? Ist doch ganz hübsch…

„Das Hohenzollern-Schloss kann im Grunde nur als Dokumentationszentrum für den verhängnisvollen brandenburgisch-preußisch-deutschen Kolonialismus und Imperialismus funktionieren. Darin könnte man Herrn Prinz von Preußen dann auch ein Wohnrecht zugestehen.“ Christian Kopp, Sprecher von Berlin Postkolonial

Breite Kritik bis heute

Baustopp Seit der Grundsteinlegung 2013 fordert das Bündnis No Humboldt 21 ein Moratorium, um Sinn und Zweck des Prestigeprojekts in einer öffentlichen Debatte zu hinterfragen. No Humboldt 21 ist ein Zusammenschluss von 80 afrodiasporischen, entwicklungspolitischen, postkolonialen und antirassistischen Vereinen und Organisationen aus ganz Deutschland, darunter Berlin Postkolonial, AfricAvenir und der Berliner Entwicklungspolitische Ratschlag (BER).

Protestraum Im Sommer 2020 gründete sich die Coalition of Cultural Workers against the Humboldt Forum (CCWAH) als Bündnis von internationalen Kulturschaffenden mit Sitz vor allem in Berlin. Die CCWAH unterhält derzeit am Spreeufer 6, gegenüber vom Schlossneubau, einen Veranstaltungsraum für Proteste.

Netz Seit Dezember 2020 imaginiert der virtuelle Raum Barazani.Berlin den leeren Schlossplatz als Ort des Widerstands gegen das koloniale Schloss-Projekt.

Denkmal Aus Protest gegen die Eröffnung des Humboldt Forums wird sich am heutigen Dienstag um 12 Uhr auf der Rathausbrücke die afrodeutsche Aktivistin Amina Koß von Berlin Postkolonial als lebendes Antikolonialdenkmal inszenieren.

Demo Für Dienstag um 13 Uhr laden die oben genannten Initiativen zur Demonstration in den Lustgarten gegenüber vom Schloss. (sum)

„Positive Resonanz findet die neopreußische Allmachtsfantasie bei der hiesigen Privatwirtschaft, deren Ak­teu­r*in­nen die verstohlene Selbstkrönung am 30. Mai (2020, als die Kuppel enthüllt wurde, Anm.d.Red.) mit großzügigen Spenden möglich machten. Zum Dank für ihre Spende von einer Million Euro durfte Inga Maren Otto den Reichsapfel selbst mit einer Widmung versehen für ihren verstorbenen Mann, den Versandhauskönig Werner Otto. Mit dieser Geste wird die Otto Gruppe samt Tochterfirma ECE Project Management, deren triste Shoppingmalls viele deutsche Innenstädte zieren, ins kaiserliche Gottesgnadentum erhoben. Noch zweifelhafter wird dieser Pakt angesichts der Tatsache, dass jenes Kuppelkreuz der Hohenzollern nachträglich hinzugefügt und nie im Bundestag oder in einem anderen demokratischen Forum beschlossen wurde.“ Das Kollektiv der CCWAH

Was ist mit dem Inhalt? Im Forum findet doch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus statt?

„Zentral für unsere Kritik ist die Frage, warum in Berlin überhaupt ein Museum für ein koloniales Spektakel neu gebaut und eröffnet wird, während überall auf der Welt Monumente rassistischer und kolonialer Geschichte und Gewalt abgerissen werden. Wir kritisieren den gesamten Umgang mit der Debatte der Restitution, oder besser gesagt: das Schweigen und den Unwillen, diese Debatten zu führen. Anstatt die Rückführung von appropriierten Gegenständen einzuleiten nutzen das Humboldt Forum und die darin angesiedelten Museen die Gegenstände weiter profitorientiert aus – für ihr eigenes Marketing, das Stadtmarketing und für Besucherzahlen.

Es existieren auch immer noch keine öffentlich oder online zugänglichen Inventarlisten aller Gegenstände, die sich im Besitz der Museen unter dem Dach des Humboldt Forums befinden. Für die in jeglicher Hinsicht nicht ausreichende Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus würde das nur einen kleinen Zwischenschritt darstellen, der schon lange überfällig ist.“ Das Kollektiv der CCWAH

„Ich finde es unerträglich, dass Millionen ausgegeben werden, um im Schloss der deutschen Kolonialherrscher die uns gestohlenen Kulturschätze zu präsentieren. Statt teure Ausstellungen zu erarbeiten, sollte sich die Stiftung Preußischer Kolonialbesitz endlich für die umgehende Rückgabe der geraubten Gebeine unserer Ahnen engagieren. Die nämlich liegen noch immer zu Tausenden in ihren Depots.“ Mnyaka Sururu Mboro, tansanischer Aktivist und Mitbegründer von No Humboldt 21!

Was hat das Schloss mit dem Völkermord in Namibia vor über 100 Jahren zu tun?

„Wir haben erkämpft, dass Deutschland jetzt offiziell von einem Genozid an unseren Vorfahren spricht. Doch eine rechtliche Anerkennung des Völkermords und Entschädigungszahlungen lehnt die Bundesregierung weiter ab. Stattdessen bietet es der Regierung Namibias ein Taschengeld: über dreißig Jahre jährlich 36 Millionen Euro für Entwicklungszusammenarbeit. Der Berliner Palast des Völkermörders Wilhelm II. kostet mehr als doppelt so viel!“ Israel Kaunatjike, Herero-Aktivist in Berlin und Sprecher des Bündnisses „Völkermord verjährt nicht!“

Und jetzt: Das Humboldt Forum de-finanzieren? Was soll das bringen?

Das Humboldt Forum zu definanzieren erscheint uns in Anbetracht der notorischen Überfinanzierung desselben (rund 60 Millionen Euro/Jahr Unterhaltskosten, Anm.d.Red.) als eine sinnvolle Forderung. Das „Defunding“ des Humboldt Forum im Video und in unserer Kampagne ermöglicht eine andere Vorstellung, in der die Gelder in kulturelle Initiativen und nichtkommerzielle Räume zurückfließen, die bereits dekolonial arbeiten.

Die appropriierten Gegenstände des Museums werden in das soziale Umfeld zurückgeführt, aus denen sie stammen und für die sie spirituelle Eigenschaften haben. Das Luf-Boot beispielsweise könnte auf dem umgedrehten Geldstrom wieder hinausschwimmen – und von dort aus zurück. In diesem Sinne: Tear it down and turn it upside down!“ Das Kollektiv der CCWAH

„Eine Kampagne wie “Defund the so-called Humboldt Forum“ ist wesentlich, weil sie uns alle zwingt, innezuhalten, nachzudenken und Fragen zu stellen. Sie schafft Bewusstsein und sagt den Mächtigen die Wahrheit. Es ist unsere Art, aktiv NEIN! zum kulturellen Kolonialimperialismus zu sagen. Sie zwingt uns, Deutschland, den Museen und Kulturinstitutionen wie dem Humboldt Forum ins Gesicht zu schauen und sie an ihre Rolle bei den Plünderungen, der Zerstörung und der Kolonisierung anderer Kulturen in ihrem Streben nach Dominanz zu erinnern. Eine solche Kampagne ist notwendig, um einen Beginn von Heilung für die generationenübergreifenden Traumata zu bewirken, die Kolonialismus und Imperialismus bis heute verursacht haben.“ hn. lyonga, Schwarzer Aktivist von Barazani.berlin & CCWAH

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97 Kommentare

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  • Dieses Disney-Betonschloss steht für das "Bauernlegen" östlich der Elbe. Nicht umsonst hat der Militär-Kaiser Preußens am Ende des Ersten Weltkriegs schmählich abgedankt.

    Heute sind Refeudalisierung und leistungslose Einkommen - also ein erneutes "Bauernlegen" - wieder "modern". Ein Nachkomme eines der Bauernleger-Ritter Mecklenburgs darf sich seinen Betonschloss-Traum erfüllen: Wilhelm von Boddien und sein Verein Berliner Schloss e. V.

    Ein Bau der CDU gegen den Willen der Berliner



    Krieg den Mietshäusern, 600 Millionen für den Palast



    Und was der Ritter kann, will auch der nächste Edelmann:



    Eier aus Stahl - Prinz Georg Friedrich von Preußen



    www.youtube.com/watch?v=kFZKaXi7HyM

  • Auch die DDR hat gegen ihrem Ende hin auf Historismus gesetzt, schön zu sehen am Nikolaiviertel, Witzig das sich DDR-Spießer und BRD-Antikommunisten geschmacklich so ähneln. Vermutlich hätte auch die DDR den Palast der Republik irgendwann Asbestsanieren müssen und sich zu einer ähnlichen Geschmacksverirrung hinreißen lassen, allerdings wäre uns wenigstens die Raubkunstdaueraustellung erspart geblieben und die peinliche Otto-Katalog-Widmung unterm Kreuz.

  • Kulturrevolution. Erst die Symbole, dann die Menschen. Diese "Aktivisten" offenbaren nur (und vermutlich ungewollt), ihre eigene Kulturlosigkeit. Vielleicht bekommen sie in 100 Jahren trotzdem eine eigene Ausstellung im Forum gewidmet.

  • Man stelle sich vor in Großbritannien brennt der Buckingham-Palast ab.



    Würde man den wieder aufbauen oder würde man den weil er ein Symbol einer Kolonialistischen, Monarchischen Zeit ist, nicht aufbauen ?

    Man sieht an dieser hypothetischen Frage, wie seltsam manche Diskussion in Deutschlan anderen Ländern vorkommt…

    • @Paul Rabe:

      Wenn der Buckingham-Palast abbrennt, wird er gleich wieder aufgebaut. Passiert auch mit anderen historischen Gebäuden.

      Wenn das Gebäude aber schon Jahrzehnte weg war und man extra andere Bauten abreißen muss, um es in eine Disney Version neu hinzubauen, ist es lächerlich bis bedenklich.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Wollen Sie etwa, dass Disney-Land platt gemacht wird?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        in köln steht zusammen mit drei anderen preussenkönigen die loszuwerden auch erfreulich wäre--und sei es auch nur weil sie preussen symbolisieren -auf der dombrücke noch ein reiterstandbild dass Wilhelm den Zweiten darstellt-

        dass ist nicht akzeptabel



        aber man sollte es nicht einfach zerstören (eine provisorische versenkung im rhein könnte aber in erwägung gezogen werden .in anderen staaten die eine kriminalgeschichte des kolonialismus und des imperialismus und der dazugehörigen rassistischen ideologien aufzuarbeiten haben sind bereits statuen die offenkundige rassistische gewaltverbrecher darstellen demonstrativ in flüsse gekippt worden)

        das denkmal das diesen mit einem völkermord vielen schweren gewaltverbrechen in den deutschen kolonien -und dem ersten weltkrieg verbundenen mann darstellt sollte nicht stehen bleiben wo es heute steht und den öffentlichen raum in der mitte von köln dominiert







        sondern in ein kriminalhistorisches museum umziehen



        das wiederaufgebaute hohenzollernschloss in berlin könnte als solches verwendet werden



        alternativ böte es sich an eines der potthässlichen preussischen forts die in köln noch stehen als solches zu verwenden

        .obwohl er ganz sicher nicht allein für die verbrechen verantwortlich ist die mit seinem namen verbunden sind und in diesem und dem des deutschen staates dessen staatsoberhaupt er war begangen wurden ist er doch auch nicht unschuldig an diesen.



        er hat es auch versäumt mitglieder seiner familie davon abzuhalten die nazi-partei öffentlich zu unterstützen und Adolf Hitler in einem schreiben zu seinen militärischen erfolgen im westen gratuliert

        alle denkmäler die an völkermörder erinnern sollten aus dem strassenbild verschwinden

    • @Paul Rabe:

      Nun IST Großbritannien noch eine Monarchie, und der Buckingham Palace die offizielle Residenz einer leibhaftigen Königin. Das Stadtschloss hingegen ist in der Tat eine reine Reminiszenz an vergangene Zeiten.

      Ich stimme mit Ihnen aber überein, dass es schon ein wenig skuril anmutet, wenn in der aktuellen Situation ein einzelnes Bauwerk (bzw. drei seiner Fassaden) so die Diskussion dominiert. Den Hauptstädtern geht es zu gut, scheint es.

    • @Paul Rabe:

      Solche Diskussionen gibt es auch woanders. Auch in Großbritannien, Frankreich usw. Leben sie auf dem Mond?

      • @Andreas J:

        Auf welchem Planeten wollen welche Vognen Gebäude, wo Bürger für ne Fassade für gespendet haben, diese abreißen?

        Solche Diskussionen sind mir nicht bekannt. Das gibts nur in Berlin und in Per Anhalter durch die Galaxis.

        • @Rudolf Fissner:

          Auch in anderen Ländern wird heftig über Denkmäler, Symbole, Gebäude, Straßennamen usw. die die Kolonialzeit und imperiales Gehabe verklären oder verherrlichen, gestritten. Ich habe über die Diskussionen geschrieben und nicht über Abriss. Mal wieder ein typischer Fissner. Mit Absicht missverstehen um einen abzulassen. Auch hier in Hannover kann sich die Stadt nicht von einem Nazi-Denkmal für Hänge Peters trennen. Das sind wichtige Diskussionen auf die Konservative wie sie keinen Bock haben.

    • @Paul Rabe:

      Vielleicht auch andersherum:



      Deutschland findet es seltsam, dass im 21ten Jahrhundert immer noch einer undemokratischen, verschwenderischen, vollkommen überflüssigen Institution gehuldigt wird.

      • @MC:

        Werde Deutschland mal fragen, was genau es damit meint, wenn ich es in der Kneipe treffe...

  • "Mit dieser Geste wird die Otto Gruppe samt Tochterfirma ECE Project Management, deren triste Shoppingmalls viele deutsche Innenstädte zieren, ins kaiserliche Gottesgnadentum erhoben."

    ROFL

    Der Adel der letzten 300 hat sich wahrscheinlich in den Gräbern umgedreht, als das schnöde Bürgertum das Äpfelchwn bekritzelte. Darin ein "kaiseliches Gottgnadentum" zu sehen, dass kann nur dem Hochadel einfallen.

  • Danke Noa K. Ha, Mnyaka Sururu Mboro, hn. Lyonga und alle anderen Aktivisten.



    Alle O-Töne, die hier versammelt sind, sprechen mir aus dem Herzen. Länder wie Namibia, Tansania, Togo benötigen die Restitutionsobjekte um ihre Geschichte verarbeiten zu können - genauso dringend, wie wir ein Humboldt-Forum benötigen/ nicht benötigen. Außerdem braucht es Wiedergutmachung, die den Namen verdient, keine beschämende Um-Etikettierung der Entwicklungshilfe, die sowieso gezahlt worden wäre.



    Traurig und beschämend, dass von Rassismus und Kolonialismus Betroffene anscheinend mal wieder die ganze Arbeit leisten müssen. Eigentlich wäre es ja die Aufgabe des Nachfahren der Täter.

  • Ach, was hat die Linke wieder für Probleme. Scheint wohl gerade gut zu laufen in der Welt

  • Schade, dass es Aktivisten nicht mit Fakten haben. Zum Beispiel den, dass das Humboldtforum ja nur zu einem Teil aus dem ehemaligen Völkerundemuseunm besteht. Ist die Tür aus dem Tresor in der Berlin-Ausstellung und die Kinderausstellung auch geraubt? Diente das Luf-Boot wirklich zu kultutischen Zwecken, wie es hier behauptet wird?



    Und stammten die oft zitierten Benin-Bronzen nicht sogar aus einem Staat, der seinen Reichtum ebenfalls jahrhundertelangem Sklavenhandel verdankt?



    Überhaupt: Müsste man nach der Logik der Aktivisten nicht auch Versailles, den Petersdom und alle anderen Kulturdenkmäler der Menschheit abreißen, weil sie nur durch koloniales Unrecht möglich waren? Und was ist mit Römern und Griechen, zwei üblen Kolonisatorenvölkern?

    • @Achim Kniefel:

      Dass es hierbei nicht um Argumente geht sollte doch inzwischen hinreichend bekannt sein.



      Es geht bei "Tear it Down" nur darum alles abzureißen was nicht der eigenen Ideologie entspricht.



      Im Zweifelsfall sind das Ziel auch Statuen von Churchill und Ghandi.

      Oder auch von Hans Christian Heg, einem Anti-Sklaverei-Aktivisten, der im amerikanischen Bürgerkrieg gegen die Konföderation kämpfte und dabei umkam.

      eu.jsonline.com/st...t-know/3248692001/

      Eine ähnliche Einstellung haben wir beim Brand von Notre Dame gesehen.



      Die Trauer um die Zerstörung wird auch mal gerne zu "White Supremacy" erklärt.

      www.michigandaily....s-white-supremacy/

    • @Achim Kniefel:

      "Und stammten die oft zitierten Benin-Bronzen nicht sogar aus einem Staat, der seinen Reichtum ebenfalls jahrhundertelangem Sklavenhandel verdankt?"

      Und deshalb durften sie geraubt werden?

      Es ist übel, sich gegen Vorwürfe mit Gegenvorwürfen zu wehren.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Wenn wir heutiges Verständnis von Moral und Recht zu Grunde legen, dann waren wohl sämtliche Handlungen der jeweiligen Herrschenden in der Vergangenheit stets Unrecht und Unmoral.

        Egal von welchem König, Kaiser, Häuptling, Maharadscha, Kahn, Kalifen, Zaren etc. etc. sprechen

        Ich wüsste z.B. kaum eine nationale Land Grenze der Erde, die in der Vergangenheit nicht durch (aus heutiger Sicht unrechtsmäßige) Kriege, Vertreibungen, Kolonialisation, Deals zwischen adligen, Diebstahl etc. entstanden wäre.

        Also alle Zeugnisse, Bezüge und Verweise auf die Vergangenheit abreissen ?

        • @Paul Rabe:

          "Also alle Zeugnisse, Bezüge und Verweise auf die Vergangenheit abreissen ?"

          Nein. Man kann Geschichte nicht ungeschehen machen. Deshalb ist es eine Schnapsidee, ein Gebäude nach Jahrzehnten wieder hinzubauen, über das die Geschichte längst hinweggegangen war...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Es geht mir nicht um Gegenvorwürfe. Sondern um eine vollständige Diskussion, bei der die Geschichte der Sklaverei konsequent aufgearbeitet wird.



        Natürlich sollen diese Bronzen zurückgegeben werden.

  • ...Für 2030 ist die Errichtung einer Musterfassade an dieser Stelle vorgesehen. Zum wichtigsten Zwischenziel, dem Abriss des Schlossneubaus, soll es dann noch eine Weile dauern: Das Jahr 2050 wird dafür angepeilt – logisch, heißt es, denn auch der Palast habe ja genau 30 Jahre lang gestanden, nämlich von 1976 bis 2006, gleiches Recht für alle.

    So lob ich mir die Aktivisten*in!

    Klar, präzise in ihrer Aussage!



    Ich emfehle schon jetzt sich das PdR-Geschirr, die eingelagerten Lampen und vor allen Dingen, die- Original Gläserne Lampe- zu sichern.



    Wortschatz und auftretende Personen im PdR-VK(Volkskammer) sind digitalisiert)



    www.youtube.com/watch?v=CQuou0XWUe0



    Vorwärts immer-Rückwärts nimmer!



    Also Aktivisten*in bis dahin habe ich mir die Austellungen im HF bestimmt mehrmals angeschaut und bin längst Sternenstaub.



    Ach so!



    Jazzreihe im Schlüterhof wird bestimmt auch kommen. Supi!

    • @Ringelnatz1:

      "Rückwärts nimmer" - Hiervon natürlich ist der Wiederaufbau des PdR ausgenommen. Ganz im Sinne einer Diktatur, werden die Parolen so interpretiert, wie sie gerade ins Konzept passen!

    • @Ringelnatz1:

      "Supi!"

      Wenn Sie sich unter dem religiösen Gesülze des Mannes wohl fühlen, der die bürgerliche Revolution, also die Grundlage unseres Grundgesetzes, niederkartätschen lies...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Weites Feld.



        ..Religiöses Gesülze..



        Erstens bin ich Atheist.(Also üb. g. - wummpe)



        Zweitens richtet sich das Museum(HF) an alle Menschen"unabhängig von Herkunft, Alter, Ausbildung, Interessen, Vorwissen oder Vorlieben".



        Drittens kann man über Architektur ja streiten. Dafür ist sie ja da.



        Diese(HF) paßt aber besser in das historische Stadtbild als der in seiner ÄUSEREN Form potthäßliche PdR.



        Viertens. Wenn alle Ausstellungen eröffnet sind und auch die kulturellen (Musik)Veranstaltungen laufen, sollen die Besucher*in ihr Votum abgeben.



        Fünftens. Wenn- ICH- jetzt noch die Freitreppe und das Flußbad im Kupfergraben vor dem HF durchsetzte (Mit Fahrstuhl runter),



        is allet Paletti!



        Noch mal ICH.



        de.wikipedia.org/w...rliner_Bauakademie



        .....Wenn es überhaupt ein Gebäude in der Mitte Berlins gibt, das exemplarisch für die architektonische Modernität und Innovationskraft der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts steht, dann ist es die Bauakademie. Und wenn es ein Gebäude gibt, das es als Zeugnis des Vergangenen in dieser Mitte Berlins wert ist, wiederzuerstehen, dann dieser revolutionäre Ziegelbau von 1836......

        • @Ringelnatz1:

          Der Spruch schwebt nun mal in luftiger Höhe über allem...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Wenn Sie sich unter dem religiösen Gesülze des Mannes wohl fühlen, der die bürgerliche Revolution, also die Grundlage unseres Grundgesetzes, niederkartätschen lies..."

        Der entsprechende Mann ist bereits seit längerem tot, falls Sie das nicht mitgekriegt haben. Der sülzt nicht mehr.

        • @Encantado:

          Ist mir klar. Um so schlimmer, dass der schlimme Mann immer noch sprechen darf.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            "Um so schlimmer, dass der schlimme Mann immer noch sprechen darf."



            Tut er nicht. Das ist ein historisches Zitat, und es sollte jedem klar sein, dass derartige An- und Aussprüche nichts für die Gegenwart zu bedeuten haben.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Naja, allzu sehr leidet man aber auch nicht unter kaum lesbaren Worten in luftiger Höhe, die von jemand stammen, der vor über 150 Jahren zu Staub wurde.



        Und solche Originalzitate vermitteln immerhin Denkweisen von früher, über die man die Idiotien vergangener Tage verstehen kann.

        • @Achim Kniefel:

          Muss man solchen Mist wirklich heute noch ranschreiben? Es sagt viel über die heutigen Bauherren aus...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        also die Grundlage bzw die Voraussetzung unseres Grundgesetzes war ganz sicher nicht die niederkartätsche Revolution (obwohl den 1848ern bestimmt Ehre gebührt), sondern es war unsere, Deutschlands Niederlage, die Niederwerfung der Nazis u das Geschenk der Amerikaner, Briten u Franzosen, die Voraussetzung für unsere Demokratie.

        • @ingrid werner:

          Die geistige Grundlage ist die Revolution von 1848.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            "Die geistige Grundlage ist die Revolution von 1848."

            Nein. Geistige Grundlage ist die Aufklärung als solche. Die war wesentlich früher.



            Und wenn wir grundlegend werden wollen, könnten wir sogar die ersten griechischen Demokratieansätze der Antike mit anbringen.

  • Mir gefällt das neuerbaute Stadtschloss…und wenn das jetzt kurz nach der Eröffnung wieder abgerissen werden sollte: Dann seid Ihr Berliner beim Rest der Bevölkerung endgültig unten durch, so eine Verschwendung von Steuergeldern wird nicht einfach so verziehen!

    • @Saile:

      Juti!



      Wat ihren letzten Satz anbelangt, sind wer det nich so wie so!



      ;-)

  • Ein Abriss ist ja nun mal die verblödesteste Forderung, die seit langem gelesen habe.



    Den Nutzen, de Bedeutung und den Inhalt so eines Gebäudes kann man ja nun in jede Richtung steuern.

    • @Stefan L.:

      Naja, nun da so viel Geld reingesteckt wurde, wär es schon blöd es wieder abzureißen. Genauso blöd war es aber es überhaupt in dieser Form wieder aufzubauen. Warum sollte ein demokratischer Staat, dieses Symbol eines autoritären Staates wieder aufbauen? Würde man unterstellen, dass dieses alte Schloss wenigstens einen kunsthistorischen Wert hatte, so hat es der Aufbau dieser Kulissen als "Schloss" ganz bestimmt nicht. Aber diese "Debatte" kommt reichlich verspätet.

  • Es sollte ein kritisches Museum über deutschen Imperialismus und Kolonialismus werden. Nationalstolz und Verklärung der Geschichte sind kotzescheisze.

    • @Uranus:

      Dann bitte aber auch ein kritisches Museum zur bisher letzten deutschen Diktatur und ihren Verbrechen!

      • @Klaas Sneyder:

        Zum einen - Warum fällt Ihnen bei dem Thema deutschen Kolonialismus und Imperialismus eigentlich gleich die DDR ein? Zum anderen - Es gibt bereits einige Museen, die sich mit kritischen Aspekten der DDR auseinandersetzten: Hohenschönhausen, Tränenpalast, Checkpoint Charlie, Gedenkstätte Berliner Mauer ...



        Warum also machen Sie ein Museum zur DDR zu einer Bedingung, wenn es hier um ein Thema geht, das eher in Ausstellungsteilen vorgekommen ist?

      • @Klaas Sneyder:

        Es macht keinen Sinn für jede Debatte über ein Gebäude immer wieder ein "kritisches Museum über deutschen Imperialismus und Kolonialismus werden" hochzuziehen.

        Das würde zu Debatten über den Unsinn unzähliger solcher Museen fühhren und dann zu weiteren Museen führen. :-)

    • @Uranus:

      Naja, Nationalstolz finde ich jetzt grundsätzlich nicht verkehrt, es ist völlig normal sich mit seinem (evtl. neuen Einwanderungs-)Land zu identifizieren…aber richtig, Geschichte sollte zwar nicht verklärt, kann allerdings auch nicht immer nur nach jetzigen Maßstäben beurteilt werden.

      Ihren Vorschlag für ein kritisches Museum über Imperialismus und Kolonialismus finde ich gut.

      • @Saile:

        Nationalstolz ist Teil vom Nationalismus. Insbesondere der deutsche ist ein Problem. Frühe völkische und antisemitische Deutung - siehe auch:



        emanzipation.eu/poliakov.htm



        ... die reaktionäre, gewalttätige, autoritäre Nationenbildung, Militarismus, Rassismus, Kolonialismus, Imperialismus, 2 Weltkriege, Faschismus, Shoa, Porajmos ...



        Wollten die Menschen mehr Solidarität und Gleichheit muss meines Erachtens Nationalismus überwunden werden.

    • @Uranus:

      Im Humboldt-Forum soll doch gar keine deutsche Geschichte oder Nationalstolz dargestellt werden.

      Außereuropäische Kunst und eine Berlin-Ausstellung werden dauerhaft ausgestellt.

      • @rero:

        Bereits der Bau des Schlosses ist nationalistisch. Die sogenannte Kaiserzeit wird immer noch verklärt. Eine wirklich kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte und respektvolle Politik gegenüber Nachfahren von Opfern und Betroffenen des Genozids hat nicht statt gefunden. Der Umgang mit der Raubkunst ist weiterhin problematisch. Jan Böhmermann machte in seiner Sendung ein "Special" zum Thema. Unter den Videos gibt es auch weiterführende Info-Links.



        Koloniale Raubkunst - Prof. Dr. Bénédicte Savoy im Interview | ZDF Magazin Royale



        www.youtube.com/watch?v=nE89z19uha4



        Das Humboldt Forum - Raubkunst in Berlin? | ZDF Magazin Royale



        www.youtube.com/watch?v=CCU3bxBfk00

  • Ich finde das Humboldtforum toll und hätte nichts dagegen, wenn mit meinen Steuergeldern noch ein zweites daneben gebaut wird. Und nun!?

    • @insLot:

      ... und nun könnten Sie sich über Nationalismus, Genozid, Kolonialismus usw. belesen.

  • Zerstörungswut wohin ich auch blicke. Aus den Augen aus dem Sinn. Und wenn man nicht zerstört, so werden Bauwerke häufig so "aufbereitet", dass der eigentliche Sinn verloren geht.

    Beispiele gibt es genug: hier ist es ursprünglich der Palast der Republik. Mit diesem symbolträchtigen Ort wollte man anscheinend die Geschichte der DDR vergessen. Die Chance sich diesen zentralen Ort zunutze zu machen und die Geschichte lebendig zu vermitteln, wurde vertan. Stattdessen wurde der Platz "aufgehübscht" mit einer schönen Fassade.

    Anderes Beispiel: KZ-Gedenkstelle in Dachau. Sauberes "Ausstellungsgelände" mit akkurat geschnittenen Rasenflächen. Der Schrecken, die Emotionen, die politisch wichtigen Aussagen gehen unter.

    Die Diskussion über die Denkmäler geht häufig auch in die falsche Richtung. "Reißt sie ab!" ist eine Methode Geschichte unsichtbar zu machen. "Stellt sie in ein Museum!" als Alternative bedeutet nichts anderes als zu verstecken. "Zeigt sie!" ist meine Devise - "mit all ihren schönen und schrecklichen Facetten".

    Wenn ich an Deutschland denke, dann habe ich das Gefühl in einem riesengroßen Museum zu sein. Einen Museum, in dem Schein viel wichtiger ist als Sein.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Black & White:

      Der Palast der Republik sieht auf einigen Fotos zumindest aus wie ein I Phone. Somit hat fast jeder ein Stück Gedenkstätte in der Hosentasche.

    • @Black & White:

      Das erste überlieferte Bauwerk an diesem Ort ist das Schloss mit seiner rund 500-jährigen Geschichte und nicht der PdR gewesen. Wenn jemand Geschichte vergessen machen wollte, dann ist es das DDR-Regime gewesen. Dieses meinte, das kunsthistorisch wertvolle Schloss einfach mal in die Luft zu sprengen. Gegenstimmen wurden wie üblich in einer Diktatur beflissentlich ignoriert, Protestler auf DDR-Boden mit Gefängnis bestraft.



      Ansonsten ist Ihr anderes Beispiel sehr weird!

      • @Klaas Sneyder:

        Ob DDR oder BRD - in beiden Systemen wurde das Mittel der physischen Zerstörung angewandt. Leider.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Black & White:

      Ich finde besonders lachhaft die ganzen Ausfallstrassen und Siedlungen aus den 50er Jahren. Chinesusche Touristen aus den mega cities dürften schamvoll davon blicktechnisch abwenden.

    • @Black & White:

      "Hier ist es ursprünglich der Palast der Republik. Mit diesem symbolträchtigen Ort wollte man anscheinend die Geschichte der DDR vergessen. "

      So gesehen wollte man wohl auch mit dem Abriss des Schlosses in den 50ern und der Errichtung des Palastes der Republik die Geschichte vor der DDR vergessen machen.

      Ich bin völlig dabei, dass Forderungen nach Abriss historischer Gebäude kompletter Unsinn sind. Vor allem, wenn man sie -wie in dem Fall hier- symbolisch überfrachtet und zum ideologischen Prestigeobjekt macht.

      Wegen mir hätts die Rekonstruktion nicht gebraucht. Allerdings hat das Schloss hat eine Jahrhunderte alte Vergangenheit. Lange bevor ein Wilhelm 2 dort eingezogen ist.

      Die Argumentation der Aktivisten in der Debatte ist deshalb genauso dünn und einäugig, wie die Behauptung, mit dem Humboldtforum die eigene Kolonialgeschichte aufzuarbeiten zu wollen.

      Und rein optisch siehts zwar um Längen besser aus als der Lampenladen. Aber genaugenommen brauchs weder historistische Prunkbauten noch sozialistische.

      Es braucht einen offenen, bewußten und ehrlichen Umgang mit Geschichte und Kunst.

      • @Deep South:

        Gerne stimme ich Ihnen zu - diesen Umgang wünsche ich mir auch.

    • @Black & White:

      "Zerstörungswut wohin ich auch



      blicke. "

      Ich wäre größtenteils bei Ihnen. Aber bei dem Schloss geht es nicht um Zerstörung, sondern um die Restitution preußischer Macht und Herrlichkeit. Wie auch bei der Garnisonkirche in Potsdam.



      Ich würde es auch ablehnen, wenn man ein KZ originalgetreu wieder rekonstruieren würde. Aber es quasi abzureißen, damit die Spuren des Grauens unsichtbar werden, ist genau so falsch.

      • @Rolf B.:

        Das Eine schließt das Andere nicht aus. Die Zerstörung können wir doppelt interpretieren. Einmal im übertragendem Sinne als Ablehnung der preußischen Machtkultur. Daneben auch im ursprünglichen Sinne als reale Zerstörung.

        Der Wunsch zur physischen Zerstörung des rekonstruierten Schlosses wird in der Diskussion ausdrücklich geäußert. Das solchen Worten auch Taten folgen können wird an dem Schicksal des früheren Berliner Schlosses und dem Palast der Republik deutlich.

  • 2G
    24584 (Profil gelöscht)

    Interessantes Verständnis von Journalismus. Mir fehlt jegliche historische Einordnung und kritische Distanz zu den getätigten Aussagen. Die Frage nach dem Zusammenhang des Bauwerks mit unserer Kolonialgeschichte ist berechtigt und wird überhaupt nicht beantwortet. Deutsche Kolonien gab es meines Wissens ab 1880. Das Schloss entstand in dieser Form um 1700, im Kern deutlich früher. Wenn man Geschichte kritisch aufarbeiten will, was ich sehr gut finde, dann muss man schon historisch korrekt arbeiten. Kritisieren kann man die Ausstellung und den Umgang mit Raubkunst. Aber doch nicht die Fassade des Gebäudes, die den Steuerzahler noch nichtmal was kostet und deren Vorbild lange vor der Kolonialzeit entstand. Mit so einem geschwurbelten Artikel werden mehr Türen verschlossen als geöffnet. Schade. Gesellschaftlicher Dialog geht anders. Das Thema ist doch eigentlich zu wichtig, als dass man es nur zur Polarisierung und Selbstprofilierung nutzen sollte. Offenbar ist den Akteuren nicht an einer fachlichen Auseinandersetzung gelegen.

    • @24584 (Profil gelöscht):

      Es gibt durchaus Kolonien "deutscher" Staaten vor dem Deutschen Reich.

      Vor allem durch Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, wobei wir hier im Vergleich zu Portugal oder Spanien von sehr kleinen Gebieten sprechen.

      • @Sven Günther:

        Und was hat dies mit den rekonstruierten Schlossfassaden zu tun? So viel ich weiß, unterhalten wir heute keien Kolonien.

      • 2G
        24584 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        Wusste ich nicht, merci. Die Info hätte dem Artikel tatsächlich gut getan. Staatstragend waren die Aktivitäten aber wohl nicht. Nach heutigen Maßstäben dürfte kein (historischer) Machthaber durchweg vorbildlich sein. Vom Teutonenhäuptling bis zum Inkakönig. Nur würde ich deshalb nicht als Bilderstürmer ins Museum rennen und archäologische Ausgrabungen abfackeln. Oder die Altstadt von Amsterdam.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        Dem Kurfürsten ging es doch nur um Tabak für sein Pfeifenkabinett?

  • Ich denke, daß es den Steuerzahlern die es finanziert haben (die wohnen nicht unbedingt in Berlin und gehören wohl auch nicht unbedingt zu den Gegnern) es vom Stil her mehrheitlich durchaus gefällt.

    • @Paul Rabe:

      Die Rekonstruktion der Barockfassaden etc. ist spendenfinanziert und mit Sicherheit auch von Berlinern. Ansonsten haben alle bundesdeutschen Steuerzahler den modernen Teil mitfinanziert, also auch Sie, es ist ein Gebäude des Bundes.

  • Ich glaube, dass ein zusätzlicher und wichtiger Aspekt nicht unerwähnt bleiben sollen.



    Die Restitution preußisch militaristischer Symbole (siehe auch Garnisonkirche, Potsdam) ist kein Zufall in einer Zeit, wo Deutschland sich wieder zum großmäuligen Akteur entwickelt und die Militarisierung der Außenpolitik wieder eine große Rolle spielt. Bei der Garnisonkirche spielt der unkritische Umgang mit der Nazivergangenheit noch eine besondere Rolle.



    Die Präsentation des preußischen Kulturraubes zeigt deutlich, wie unverhohlen rassistisch auch heute noch unser Geschichtsbewusstsein geprägt ist, sofern überhaupt noch Reste von Geschichtsbewusstsein vorhanden sind.



    Siehe auch die Forcierung alter Feindbilder.

    • @Rolf B.:

      Geschichtsklittung betreiben wohl eher diejenigen, die sich für den Erhalt oder den Wiederaufbau Bauwerke der letzten deutschen Diktatur einsetzen! Und genau diese linke Diktatur hat im Übrigen überhaupt kein Problem damit gehabt, Gebäude aus der faschistischen Diktatur (wie z. B. das Reichsbankgebäude) zu nutzen. Bis heute hat die SED-Nachfolgepartei sich nicht kritisch mit diesem Umstand auseinandergesetzt. Aber Hauptsache man kann gegen Gebäude wie die Garnisionkirche wettern ...

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Es gibt (gab?) eine Website vom "Wiederaufbau" dieser Dreibastigkeit. Da gibt es eine Rubrik der Spender*innen. Darin kann nach Orten und Namen gesucht werden. Vor Zeiten habe ich darin mal geblättert - und war erschüttert.

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Liggers. “Nehmens! Is ja für eine gute Sache!“ Die Deutsch-Nationalen der 20er - Steigbügelhalter - feiern frech fröhliche Urständ! Jawollja 🪖🪖🪖🪖🪖🪖🪖🪖



        “Finger lang & Ehrgeiz!“ 🪖🪖🪖🪖🪖



        “Parademarsch Parademarsch - der Hauptmann hat n 🕳 im Arsch!“ - 🤢🤮

  • Interessante Argumentation.



    Nur nachvollziehen kann ich kein einziges der "Argumente". Aber die Aussagen der Aktivisten zeigen vor allem eins: Keine Dialog- und Diskussionsbereitschaft.



    Eine Paradebeispiel für das, was Sahra Wagenknecht in ihrem Buch beschreibt.

    • @Katharina Reichenhall:

      Ja klar, wir diskutieren das mit den Mächtigen, die den Klotz errichtet haben, überzeugen sie und dann wird es abgerissen.

      Gelebte Demokratie.

      Haben Sie eigentlich verfolgt, was die famose Frau Wagenknecht, neben der spießigen Denunzierung von Minderheiten in Sachen Corona in Petto hat?

      Ganz schön quer gedacht:

      www.youtube.com/watch?v=FtuEgrJjFJg

      Enjoy!

      • @Jim Hawkins:

        Sie verwechseln wohl etwas: Der von Ihnen erwähnte Klotz der Mächtigen - aka PdR - ist bereits abgerissen. Das "Schloss" ist ein demokratisch von den Bürgern legitimiertes Bauwerk. Gelebte Demokratie eben!

        • @Klaas Sneyder:

          Dann freuen Sie sich doch, dass der Kasten da steht.

          Warum machen Sie denn so den Eindruck, es wollte Ihnen einer am Zeug flicken.

          Genießen Sie doch einfach.

          In einer Demokratie gibt es eben auch über die dämlichste Idee immer mehrere Meinungen.

          • @Jim Hawkins:

            Dito, freuen wir uns doch alle!

  • Inkonsequent



    Wenn ich‘s recht bedenke, sollten wir die Kathedralen des Mittelalters ebenso abreißen, weil sie makelbehaftet sind und ihr Anblick uns an nichts als Widerlichkeiten erinnert usw usw



    Und die Patrizierhäuser, die Mausoleen der Herrschaften, die Chateaus der Grundbesitzer.



    Der Abriss ist der neue Ablass, ohne den wir nicht rein sein werden und würdig, so lasst ab von den Götzen und reißt nieder…



    War alles schon mal da und galt als überwunden.

    • @Allesheuchler:

      Ich wäre dafür, sämtliche Gebäude der bisher letzten deutschen Diktatur konsequent abzureißen!

  • Ich habe es zwar nicht so mit den Post-Kolonialen, aber die haben recht.

    Der Scheiß muss weg.

    • @Jim Hawkins:

      Nö, das Schloss bleibt, wo es ist!

      • @Klaas Sneyder:

        Ich kann mich Ihren durchdachten und wohlüberlegten Argumenten kaum verschließen.

        Und doch tue ich es.

        Kleiner Trost: Stellt man sich auf die Seite der Sieger, die Seite der Macht, kann man immerhin so tun, als bekäme man, was man selbst möchte.

        • @Jim Hawkins:

          Na dann, "möge die Macht mit Ihnen sein"!

    • @Jim Hawkins:

      Ich wage mal eine Prognose: Allen Unkenrufen zum Trotz wird das Disney Schloß stehenbleiben und ein Touristenmagnet bleiben. Auch wenn der Lampenladen ein herrliches Bauwerk war.

      • @Harry Rehm:

        1. Es ist kein Disney-Schloss.



        2. Ja, Sie haben recht - es wird ein Erfolg!



        3. Der Diktatur-Lampenladen ist eines der hässlichsten Bauwerke in Berlin gewesen. Ich bin froh, dass es weg ist!

      • @Harry Rehm:

        Das glaube ich auch. Und das war noch nicht der letzte Wiederaufbau.

        Wenn ich es recht weiß, ist das mit der Bauakademie schon ausgemachte Sache.

        Man muss ja froh sein, dass sie die Karl-Marx-Alle nicht geschleift haben.

        • @Jim Hawkins:

          Acht Gottchen, Sie tun so, als ob sämtliche olle DDR-Architektur abgerissen worden wäre. Das ist überhaupt nicht der Fall! In Mitte sind es ungefähr eine handvoll Gebäude. Ansonsten ist alles noch in ganzer Scheußlicheit aus DDR-Zeiten vorhanden. Selbst die Verstümmelungen aus DDR-Zeiten, wie z. B. die verkorksten Kuppeln des Berlin Domes oder die stark vereinfachte Hedwigskathetrale, sind da. Im Vergleich dazu, was die SED-Diktatur nach dem Krieg abgerissen hat (inkl. Schloss), ist der Verlust der wenigen verschwundenen und abgrundtief hässlichen DDR-Bauten absolut zu verschmerzen.

        • @Jim Hawkins:

          Will René Benko nicht auch den Karstadt am Hermannsplatz wieder rekonstruieren?

          Hat da nicht das Land Berlin mal wieder in völliger geistiger Umnachtung sogar für einen Betriebsmittelkredit für Benkos Nobelkaufhäuser gebürgt? Ich bin mir sehr sicher, da etwas gelesen zu haben.

          • @Sven Günther:

            "Will René Benko nicht auch den Karstadt am Hermannsplatz wieder rekonstruieren?"

            Fand ich schön, das war ein tolles Gebäude.

          • @Sven Günther:

            Ja das will er.

            Aber es gibt auch Gegenwind. Ist ja immerhin Kreuzberg / Neukölln.

            Wohlverstanden, ich mag schöne Kaufhäuser. Wenn ich in Paris bin, lasse ich mir die Galleries Lafayette oder das Printemps nicht entgehen.



            Auch, wenn ich mir dann nur ein Baguette kaufe.

            Aber diese Häuser sind eben echt.

            Benko scheint mir eher etwas halbseiden zu sein.

            • @Jim Hawkins:

              Achso, der geplante Neubau am Hermannplatz ist dann nicht "echt", sondern nur Einbildung oder wie darf man Ihre Aussage verstehen? Abgesehen davon, wird das geplante Gebäude auch kein Kaufhaus und - vielleicht zu Ihrem Trost - auch keine Rekonstruktion des alten Karstadt-Kaufhauses sein. Dank des beauftragten "Stararchitekten" wird es nur eine schwache Neuinterpretation.

            • 9G
              97760 (Profil gelöscht)
              @Jim Hawkins:

              Ein Baguette mit Thunfischcreme für 16,- Euro. Guten Appo.

              • @97760 (Profil gelöscht):

                Danke, aber ich nehme lieber eines mit Roastbeef. In Paris bin ich kein Vegetarier.

                Aber das mache ich nicht immer.

                Ich weiß nicht, war es Hemingway oder war es Ernst Bloch, der sagte:

                "Kein Geld? Auch Paris wird dann kleiner."

  • "Mit dieser Geste wird die Otto Gruppe ... ins kaiserliche Gottesgnadentum erhoben."

    Sofern man davon ausgeht, dass es so etwas überhaupt gibt. Sonst ist es nur eine sentimentale Anwandlung einer Witwe auf einem Stück Blech.

  • "Ich glaube, heute ist den meisten klar, dass der Bau des Humboldt Forums eine kapitale Fehlentscheidung war.“ Noa K. Ha"

    Das bezweifle ich. Gibt es dazu aussagekräftige Untersuchungen?

  • Jeder darf mal was sagen. Jetzt sind wir alle besser. Am besten wir reißen es ab!

  • Jetzt kann man das Ding noch schmerzlos ausreissen, wenn man es schnell macht! Wenn es sich erst festgesaugt hat, geht das nicht mehr so leicht und wird teuerer. Ausserdem riskiert man so nur, dass der Kopf stecken bleibt und schlimmstenfalls sogar neue Pseudschlösser nachwachsen könnten.

    • @Erwin Spack:

      Naja, es braucht nur wieder einen Krieg und eine Diktatur mit wenig Sinn für Kunst und Kultur, dann fallen auch über 500-Jahre alte Bauwerke.

      Damit Sie und ähnlich Gesinnte sich weiter über "Pseudoschlösser" auslassen können: Wie wäre es mit dem Wiederaufbau von Schloss Monbijou? Ein ausgesprochenes Kleinod im historischen Berliner Stadtzentrum und einst Stammsitz des Hohenzollernmuseums. Das wäre doch fantastisch, nicht wahr?

    • @Erwin Spack:

      Eine Laufzeitbegrenzung wäre die Lösung! Das Altschloss, der Altpalast, aber auch das bereits jetzt veraltete Disneyland des alten BRD Bildungsbürgertums waren jeweils Versuche Herrschaftsideologien in Stein zu gießen und somit Zukünftigen zu oktroyieren.



      Eine echte demokratische Mitte Deutschlands müsste auch durch Architektur mit begrenzter Amtsperiode repräsentiert werden.



      Begrenzt die Lebensdauer des Teils auf 33 Jahre.



      Dann wird gesprengt und Neu gebaut.



      Jeweils ein Symbol der jeweils amtierenden und das Land finanzierenden Generation. Quasi eine Generationsexpo.