piwik no script img

Flüge von BundestagsabgeordnetenDer allzu bequeme Ablasshandel

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

9 Millionen Flugmeilen haben deutsche Abgeordnete zurückgelegt. Die durch Geld für Umweltschutzprojekte zu kompensieren reicht nicht.

Deutsche Abgeordnete sollten die Klimakrise ernster nehmen – und weniger fliegen Foto: dpa

Z u viel ist zu viel: Die Abgeordneten des Deutschen Bundestags haben im vergangenen Jahr insgesamt 9 Millionen Flugmeilen zurückgelegt, das sind etwa 16,8 Millionen Flugkilometer. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 2.000 Autos auf 12.000 Kilometern. Und das sind noch nicht einmal alle Flugreisen, denn die von den Fraktionen gebuchten zählt die Bundestagsverwaltung nicht.

Wie viele der 16,8 Millionen Flugkilometer auf Inlandsverbindungen entfielen, weist die Statistik nicht aus. Wohl aber die Zahl von Gruppenreisen, die der Bundestag organisiert, und von Flügen, die Abgeordnete über dessen Reisebüro selbst buchen. Bei den selbst gebuchten Flügen lagen die grünen Abgeordneten zwar leicht vorn, aber immerhin: Sie kompensieren den CO2-Ausstoß durch Geld für Klimaschutzprojekte. Zu Recht fordert Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), dass bei allen Flügen von ParlamentarierInnen der CO2-Ausstoß durch Zahlungen an Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern ausgeglichen wird. Aber dieser Ablasshandel allein reicht nicht.

Abgeordnete haben eine Vorbildfunktion. Sie sollten ein Zeichen setzen, dass sie die Klimakrise ernst nehmen und selbst dazu bereit sind, Konsequenzen zu ziehen. Dazu müssen sie nicht wie Greta Thunberg mit einem Schiff von Europa in die USA fahren – obwohl transatlantische klimafreundliche Verkehrsmittel wie Passagierschiffe, wie aus den Reihen der ParlamentarierInnen gefordert, sicher nicht schaden würden. Denn die gibt es für den und die gewöhnlichen Reisenden leider nicht.

Was man von Abgeordneten des Bundestags neben Appellen durchaus verlangen kann, ist der Verzicht auf Inlandsflüge. Die Abgeordneten der Parlamente sollten in einer Selbstverpflichtung erklären, grundsätzlich keine Inlandsflüge mehr zu nutzen und bei Reisen innerhalb Europas nach Alternativen zu suchen. Weder die Bundestagsverwaltung noch die Fraktionen sollten Inlandsflüge bezahlen. Ein enger Terminkalender ist angesichts der desolaten Lage an den Flughäfen mit zigfachen Verspätungen und Ausfällen kein ernsthaftes Argument fürs Fliegen.

Auch wenn bei der Deutschen Bahn vieles im Argen liegt: Bei Ausfällen und Verspätungen können Eilige den nächsten Zug nehmen. Und wenn Abgeordnete mehr Bahn fahren müssten, hätte das vielleicht auch positive Folgen für die Verkehrspolitik. Es wäre ein Fortschritt, wenn viel mehr Bundestagsabgeordnete lautstark nach der Wiedereinführung von Schlafwagen oder einer besseren Anbindung von ländlichen Regionen an die Schiene rufen würden.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
Mehr zum Thema

59 Kommentare

 / 
  • Keine Tonne CO2, die einmal ausgestoßen wurde, kann zurückgeholt werden, auch durch Ablasszahlungen nicht. Diese Tonne CO2 geht definitiv unwiderruflich ins Klimasystem ein.

    Die Ablasshandel/ Entschädigungsvorstellung ist hier ebenso absurd, als würde man nach der Verbrennung Leonardos Monalisa sagen: Ich habe ja noch Farbe und Leinwand, nicht so schlimm.

    Zudem weiß man doch inzwischen, dass die Ablassunternehmen i.d.R. zweifelhaft sind. Sie verwalten nur das Geld, das in unklare Kanäle weiterfließt. Wenn Projekte dahinterstehen, sind diese ineffizient und haben hohe „Verwaltungskosten“. (Siehe eine Testsendung dieses Jahr in der ARD.)

    Wiedermal ärgerlich ist die Doppelmoral der linkspopulistischen Hypermoralisten, die gleicher als gleich sind im Orwellschen Sinn.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Weniger Reisen wäre für alle angeraten. Aber dieser Verzicht ist uncool, hinterwäldermässig, geht gar nicht für den progressiven Metropolisten,wa?

  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    Inlandflüge sollten verboten werden, für jeden. Bis die Bahn zuverlässig und kundenfreundlich ist, sind Videokonferenzen Pflicht.



    Auf gehts!

    • @06455 (Profil gelöscht):

      Jaja, die Erlkönig-Fans ("Und bist Du nicht willig,...")! :-)

      Wenigstens das eine könnte man mal aus dem Schicksal des "real existierenden" Sozialismus lernen, und zwar dass man ein noch so vernünfitges Handlunsgskonzept bei jeder größeren Menge von Menschen garantiert NICHT durchgesetzt bekommt, wenn man es obrigkeitlich erzwingen will. Verbote brauchen breite Akzeptanz, bevor sie irgendwas erreichen.

      Bis auf Weiteres bekommen Sie doch so ein Verbot demokratisch gar nicht aufgestellt: Selbst wenn es ein entsprechendes Gesetz durch den Bundestag schaffen würde, hätte das bis zur Inkraftsetzung so viele Ausnahmeregelungen erhalten, dass im Zweifel danach genausoviel geflogen würde wie vorher, nur mit anderen Begründungen.

      Wenn es um Anliegen aus der groben ethscihen Gegend "Was der Gutmensch für unerlässlich hält" geht, nennt man diese Tendenz zur Evasion "weitverbreitete Uneinsichtigkeit und Renitenz". In allen andern Dingen nennt man sie "zivilen Ungehorsam" oder auch "Freiheitsliebe". Sie sind wesensgleich, also sollte sich niemand Illusionen machen, dass die "richtigen" Anliegen schon stark genug trügen, um auch repressiv gegen sie durchgesetzt zu werden.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Die würden in der Regel im ICE-Netz verkehren. Und das ist ja gar nicht so schlimm.

    Zumindest, wenn ich meine bescheidenen Erfahrungen zugrunde lege.

    In den letzten Jahren ich mit dem ICE zwei- bis dreimal im Monat durch das ganze Land.

    Und nur einmal gab es ein wirkliches Problem auf einer ICE-Trasse. Nämlich das hier:

    www.schwaebische.d..._arid,5312072.html

    Wenn das was bringen sollte, dann müssten die Abgeordneten Regionalzug fahren. Dann erst erleben sie eines der letzten großen Abenteuer.

  • Wenn ein grüner Ministerpräsident meint, er hätte keine Zeit, um von Stuttgart nach Berlin mit dem Zug zu reisen (5:33), kann man das ganze ja vergessen. Mit so einer Einstellung wird es nix mit Klimaschutz.

  • es gibt nur eine einzige inlands-flugverbindung, welche sinnvoll ist :

    berlin - münchen.

    alle anderen inlandsverbindungen können von der deutschen bahn schneller bedient werden.

    • @adagiobarber:

      Hamburg - München auch

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @adagiobarber:

      Auch die Strecke nach Frankfurt macht Sinn, denn Frankfurt und München sind die Drehkreuze für Umsteigeverbindungen.

  • Umzug aller Ministerien von Bonn nach Berlin, dann fallen viele Flugkilometer weg...,

    • @tomas:

      Die Kilometer fielen aber auch weg, wenn alle Ministerin nach Bonn zögen. Ich bin für Bonn.

      • @Chutriella:

        Sind beide klimaschutztechnisch blöd.



        Sowohl Bonn als auch Berlin liegt eher am Rande der Republik.

        Kassel wäre vernünftig.



        Oder die Staaten neu gliedern. Die z.B. zu mir nächstgelegene Hauptstadt wäre Amsterdam bzw. Parlamentssitz wäre 's Gravenhage.

  • Das Verhalten der Bundestagsabgeordneten stellt die Ambivalenz des "stringenten" Klimaschutzes ganz gut dar, denn:

    Ja, fliegende Bundestagsabgeordnete sind Paradebeispiele für die "Wasser predigen und Wein trinken"-Mentalität, die man im versammelten Gutmenschentum verbreitet vorfindet - vor allem wenn sie dann noch ihre Kompensationszahlungen von anderer Leute Geld (im Zweifel dem der Steuerzahler) erbringen lassen. Das sind ganz schlechte Vorbilder.

    ABER sie sind eben auch ein Paradebeispiel dafür, dass die Entschuldigungslogik durchaus eine gewisse Macht des Faktischen auf ihrer Seite hat: Bundestagsabgeordnete haben PRIMÄR die Aufgabe, unser Land zu regieren und allein damit bereits einen absoluten Knochenjob. Wenn man den jetzt noch erweitert um den Anspruch, dabei stets Vorbild zu sein und u .a. denselben zeitlichen und körperlichen Aufwand zur Ressourcenschonung zu treiben, wie man ihn von irgendwelchen Nine-to-Five-Ruhigkugelschiebern erwarten möchte, dann ist das einfach zu viel verlangt. Dann ist es kein Wunder, dass so ein Ablasshandel rauskommt.

    Diesem Dilemma kommt man nicht mit einer schwarz-weißen Denkschablone bei, die nur "richtiges" Verhalten gelten lässt und jede Abweichung davon verteufelt. Damit handelt man sich nur ein, dass "die Gesellschaft" zwar immer radikaler die Veränderung fordert, aber effektiv durch solche und andere Umgehungsmechanismen auf individueller Ebene Alles noch mehr beim Alten bleibt. Die Projektion der gesellschaftlichen Ansprüche gerade auf Leute, die das nicht zusammen mit ihren anderen Aufgaben leisten können, ist dabei nur ein Mosaikstein in diesem Ausredengebilde: Es gibt keine bessere Ausrede, selbst zu schlampen, als die Vorbilder scheitern zu sehen - auch wenn die gar nicht so gern Vorbilder sein wollen und ihr Scheitern absehbar war.

    Kurz: Wir brauchen andere Vorbilder - welche die so viel Zeit wie wir Durchschnittsbürger und auch nicht soo viel mehr Geld zur Verfügung haben, dass sie sich Ablass kaufen können.

  • Beim Ablasshandel kaufte man Messen und Gebete, bei der CO2- Kompensation kauft man Bäume. Eine gewisse Verbesserung ist das schon. Bei Politikern könnte man meinen, je engagierter und oder ehrgeiziger sie sind umso mehr fliegen sie. Vielleicht feiert die widerliche BILD- Schlagzeile ja nur die Faulen? Jedenfalls ist das mit dem Vorbild so eine Sache, denn bei versagenden Vorbildern geht es ja eigentlich immer nur um die eigene Entlastung.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Da müsste jemand aber moralisch und menschlich schon total verkommen sein, wenn er/sie sich Bundestagsabgeordnete als Vorbild nimmt.



      Das ist doch oft nur die Ausschussware, die zuhause keiner mehr haben will.

  • Verstehe ich das im Kommentar richtig: 1-2 Flüge pro Abgeordnetem (bei den Grünen zumindest) pro Jahr?

    Für berufliche Tätigkeit wäre das wenig. Die Anzahl der geflogenen Kilometer ist eher uninteressant. Wären es wenige, müsste man von Kurzstreckenflügen ausgehen, die ggf. ersetzt werden könnten.

    Die Diskussion verstehe ich so überhaupt nicht🐿

    • @Sven2000:

      1,9 Flüge, die sie selber zahlen.

      Die Flüge, die sie vom Staat geschenkt bekommen, sind da nicht bei.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    viel mehr bahnfahren - und die gewonnenen erkenntnisse für die verbesserung des schienenverkehrs nutzen!



    eine win-win-situation :)

  • Ich dachte bisher, dass die taz "nur" jede Woche eine neue Sau durchs Dorf treibt. Jetzt werden gefühlt täglich neue vermeintliche Klimakiller durchs Dorf getrieben. Die perfekte Empörungskultur als Basis für sinnlose Gefechte.

    • @Rolf B.:

      Nein, nein. Es ist immer die selbe Sau. Wir. Du. Ich. Wobei allerdings sowohl die Empörung als auch die Enpörung über die Empörung viel damit zu tun hat davon abzulenken. Typisch in der Form, dass sich die BILD genau dann empört wenn sie glaubt den Grünen Scheinheiligkeit nachweisen zu können. Das ist reine, absichtliche Destruktivität. Unsere Kultur ist sehr gut darin Sündenböcke zu finden und bevor man dann bei sich selber ankommt ...

    • 9G
      90118 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      jeder, der nachdenkt generiert in den augen der anderen empörungskultur.



      persönliche angriffe aufgrund einer abweichenden meinung sind ein oft praktizierter weg, nicht über das eigentliche thema zu streiten. insofern: bravo!

  • 6G
    64984 (Profil gelöscht)

    Vielleicht könnte man ja festlegen, dass jeder Mensch in Deutschland nur eine bestimmte Strecke pro Jahr fliegen darf. Und wer mehr fliegen will, muss von jemandem, der weniger fliegen will, dieses Recht kaufen. So wie der Zertifikatehandel, nur dass das Geld direkt an die Menschen geht, die weniger fliegen und vermutlich ärmer sind.



    Damit dürfte dann automatisch der soziale Ausgleich erfolgen. Bei anderen Lösungen darf man Zweifel haben, ob wirklich ein sozialer Ausgleich erfolgt.

  • Die Grünen sehen das mit dem Kompensieren wohl etwas anders.



    Spon:



    "Grüne fliegen am meisten



    Die Grünen unternahmen nach Angaben der "Bild"-Zeitung seit Beginn der Legislaturperiode pro Kopf die meisten Einzelreisen: Seit Herbst 2017 flogen ihre 67 Abgeordneten 126 Mal in Eigenregie, jeder rechnerisch also 1,9 Mal. Im Durchschnitt aller Fraktionen waren es 1,2 Flüge pro Abgeordnetem. Die Grünen teilten beiden Zeitungen mit, dass die Fraktion die Flüge ihrer Abgeordneten in Eigenregie mit Klimaschutz-Zahlungen kompensiert."

    Ganzer Artikel:

    www.spiegel.de/pan...ehr-a-1281354.html

    • @DJ Boemerang:

      'nach Angaben der "Bild"-Zeitung'

      und das geben Sie im taz-Forum ernsthaft als Quelle an? [...]

      Dieser Beitrag wurde gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich und halten sich an die Netiquette. Die Moderation

      • @Konrad Ohneland:

        "Gegenüber der „Bild-Zeitung“ erklärte die Fraktion ihr hohes Reiseaufkommen damit, dass den Grünen-Abgeordneten der Dialog mit Fachleuten vor Ort besonders wichtig sei: „Aufgabe von Abgeordneten ist es, sich umfassend zu informieren und auf einer validen Wissensgrundlage parlamentarische Initiativen auf den Weg zu bringen.“ Man wolle auch weiterhin jeweils das Erfordernis von Flugreisen kritisch prüfen. „Für Dienstreisen per Flugzeug wird eine CO2-Kompensation vorgenommen“, so die Grünen."

        www.focus.de/polit...r_id_11016930.html

        • @DJ Boemerang:

          ""Gegenüber der „Bild-Zeitung“ erklärte die Fraktion ihr hohes Reiseaufkommen damit, dass den Grünen-Abgeordneten der Dialog mit Fachleuten vor Ort besonders wichtig sei:"

          Ja, schade, es müsste sowas geben wie Telefon oder das Internet. Wenn es sowas gäbe, müssten die vielleicht nicht so oft fliegen, um zu kommunizieren. Und mit der Bahn zu einem Gespräch fahren, geht ja nicht. Nach dem Bahnfahren ist kommunizieren ja verboten.

      • @Konrad Ohneland:

        "unter Berufung auf Angaben der Bundestagsverwaltung"

    • @DJ Boemerang:

      Wasser predigen und selber Wein saufen. Normal. Pharisäer mit Hang zum Ablasshandel.

  • Ich weiss gar nicht ob es in der 1. Klasse auch Abteile gibt. Aber ich fände es wäre gut wenn die Politiker dann in geschlossenen (?!) Abteilen mit ihren Mitarbeitern sitzen könnten, wie in einem fast normalen Büro, um zu arbeiten. Und dann wäre es eine statement, wenn sie dafür den Flieger nicht mehr nutzen. 3-4 Stunden in einem Grossraumabteil zu sitzen ohne wichtige Telefonate führen zu können halte ich für Verschwendung.

    • @Heiner Petersen:

      "Ich weiss gar nicht ob es in der 1. Klasse auch Abteile gibt. " - verkehren Sie nur mit Flugzeug und Auto fern?

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Heiner Petersen:

      Gibt es. Und wenn die mit den Bundestagsabgeordneten geschlossen wären, um so besser.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Ist mir während der ersten Ausbildung passiert. Ich habe die in Baden-Württemberg gemacht, weil es den Heilerziehungspfleger in NRW noch nicht gab, bin ich nach BaWü gegangen. Wenn ich dann mal zurückfuhr, kam ich an Bonn vorbei. Einmal stiegen da in mein Abteil (Auf der Strecke Stuttgart - Essen habe ich 1. Klasse genommen, weil der IC mir sonst zu voll war. ICE gab es noch nicht.) 5 Bundestagsabgeordnete ein, die über irgendeinen Scheiß laberten. (U.a. Lammert.) Als der Schaffner zum Kontrollieren kam nach einem Personalwechsel und die alle ihre Freifahrkarten zeigten, meinte der, als ich an der Reihe war, dass ich sicher auch Freifahrt hätte. Mit einem göttlichen Grinsen auf dem Gesicht habe ich dem meinen Fahrschein gezeigt und gesagt, dass es eben auch noch Leute gibt, die arbeiten und bezahlen und nicht nur schmarotzen. Danach waren die alle bis zu meinem Ausstieg still.



        Hat mir ausgesprochen gut getan.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Age Krüger:

          Ich fahre auch immer erste Klasse und komme so öfter in den fragwürdigen Genuss, mir Telefonate der Bussines-Hengste anhören zu müssen.

          Frauen machen das merkwürdigerweise kaum.

          Jedenfalls, die schlimmsten sind die Projektmanager. Man hört eine Viertelstunde zu, weil man ja nicht weghören kann und der Business-Sprech und die Textbausteine finden ihren Weg ins nicht verschließbare Ohr.

          Selbst wenn man eine halbe Stunde zuhört, hat man keinen blassen Dunst, um was es da geht.

          Ich glaube, das ist der Witz an der Sache.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Viele Menschen (auch ich) tragen im Zug Kopfhörer mit Rauschunterdrückung. Da werden die Ohren etwas wärmer, aber in Summe ist es eine deutliche Verbesserung.

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @Wurstprofessor:

              Hört man damit Musik oder den Ton eines Films oder hört man gar nichts?

              • @88181 (Profil gelöscht):

                "gar nichts" natürlich nicht, aber die Umgebungsgeräusche sind deutlich gedämpft. Üblicherweise hört man, was man sich selbst ausgesucht hat, aber ich setze mir die Dinger manchmal einfach nur eingeschaltet auf, um besser dösen zu können. Die Fahrgeräusche des Zuges werden besonders gut verringert.

                • 8G
                  88181 (Profil gelöscht)
                  @Wurstprofessor:

                  Alles klar, danke für den Tip.

  • 9G
    95309 (Profil gelöscht)

    Wollen Sie wirklich, daß Ihre Abgeordneten mal eben 9h im Zug sitzen um von Berlin nach München hin und herzufahren? Reine Fahrzeit wohlgemerkt. Das ist in einem Tag nicht machbar.

    • @95309 (Profil gelöscht):

      Völlig richtig, wer wirklich was für das Klima tun will, muss dafür sorgen, dass ein demokratischer Staat seine Hauptstadt nicht am Arsch der Welt haben darf. Kassel wäre die vernünftige Alternative.



      Aber da Neubauten auch eine Menge kosten und CO2 verursachen, wäre es einfacher, die BRD und ihre Nachbarstaaten neu zu ordnen. Abgeordnete meines Wahlkreises hätten es z.B. näher zu drei anderen Hauptstädten als nach Berlin (Amsterdam bzw 's Gravenhage, Luxembourg und Brussels).

    • @95309 (Profil gelöscht):

      Das gibt es in so manchem Unternehmen, da geht das. Sind zwar lange Tage, aber ist machbar.



      Es sollte also auch MDBs zumutbar sein.

    • @95309 (Profil gelöscht):

      Berlin München dauert mit dem ICE 3:56

    • @95309 (Profil gelöscht):

      Aus Ihrer Modellbetrachtung heraus erscheint dies richtig, aber dies wäre kein Kriterium für mich. Auch der Politikbetrieb hat sich gefälligst zu ändern.

    • @95309 (Profil gelöscht):

      Das stimmt, mit dem heutigen maroden Schienennetz dürfte bei einem Umstieg von Flugzeug auf Bahn wohl der komplette zwischenstädtische, politische Betrieb innerhalb kürzester Zeit zum Erliegen kommen.

      Ein Armutszeugnis für die Bahn, und ein Grund mehr für unsere Volksvertreter, endlich mal in die Gänge zu kommen und etwas dagegen zu unternehmen.

      Aber, solange nur der vermeintlich Normalsterbliche von den Missständen betroffen ist, während sich die Hintern der Abgeordneten in den komfortablen Sesseln privater Flugzeuge wälzen, dürfte sich an solchen Zuständen so bald wohl nicht viel ändern.

      Deshalb ist es so wichtig, dass unsere Volksvertreter nicht nur "möglichst häufig in ihrem Wahlkreis sind und auch reglmäßig zu ihren Familien am Wochenende gehen können", sondern darüber hinaus auch immer wieder an ihre Vorbildfunktion erinnert werden.

      Denn diese Funktion bringt ihr Amt naturgemäß mit sich, zu jeder Zeit und in jedem gesellschaftlichen Bereich. Dies gilt in drängenden Bereichen wie Umweltschutz umso mehr.

      • @Grandiot:

        Bahn + Mobilfunkunternehmen.



        Ohne Breitband kann man leider oft nicht arbeiten.

        Die Volksvertreter sollte man dazu zwingen, weil sich Zustände leider nur unter Zwang bessern.

        Oder halt, wenn jemand Geld oder Macht damit erlangen kann.



        [Was bei halb kaputter Infrastruktur leider nicht so der Fall ist.]

  • Ich finde es seltsam besonders bei diesem Thema von Politikern eine Vorbildfunktion einzufordern. Mir ist es wichtig, dass Politiker möglichst häufig in ihrem Wahlkreis sind und auch reglmäßig zu ihren Familien am Wochenende gehen können. Dieser für die Demokratie wichtige Job lebt davon, dass der Kontakt zu den Wählerinnen und Wählern vorhanden ist. Auch persönliche Kontakte in alle Welt sind sehr, sehr wichtig um eine gute politische Arbeit zu machen! Daher würde ich sagen, dass alle anderen viel mehr Anlass hätten das Fliegen zu reduzieren, denn bei denen geht es im Regelfall "nur" ums Geld (Geschäftsreisen) oder um das Vergnügen (Städtereisen zum Beispiel).



    Dies soll aber kein Statement sein, gegen bessere Bahnverbindungen oder Nachtzüge mit Schlafwagen.

    • @Fridolin:

      Die Politiker haben schon lange den Kontakt zu den Wählern verloren, sie haben kein Interesse für die Bürger, das einzige was die Politiker interessiert ist Macht, dafür kriechen sie den Lobbyisten in den Arsch.



      Von mir aus können die nach Berlin laufen und nie dort ankommen.



      Unsere Politiker sind nur Statistiken, regiert werden wir von Anderen, die es nicht gut meinen mit uns und unserem Planeten. Das sind geldgierige Zerstörer.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Au weia. Sollte das so kommen, dann sitzen die auch noch in den ohnehin schon vollen Zügen.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Nun, wenn die Abgeordneten öfter Bahn fahren müssen, dann steigt die Chance zumindest für viel von ihnen frequentierten Strecken, dass die Bahn besser wird.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Vorstadt-Strizzi:

        Die würden in der Regel im ICE-Netz verkehren. Und das ist ja gar nicht so schlimm.

        Zumindest, wenn ich meine bescheidenen Erfahrungen zugrunde lege.

        In den letzten Jahren ich mit dem ICE zwei- bis dreimal im Monat durch das ganze Land.

        Und nur einmal gab es ein wirkliches Problem auf einer ICE-Trasse. Nämlich das hier:

        www.schwaebische.d..._arid,5312072.html

        Wenn das was bringen sollte, dann müssten die Abgeordneten Regionalzug fahren. Dann erst erleben sie eines der letzten großen Abenteuer.

      • @Vorstadt-Strizzi:

        Also, auf der Strecke Richtung Berlin habe ich ab Hannover nie größere Schwierigkeiten gehabt, da geht der ICE meist mit knapp 300 Sachen ab.



        Das einzig nervende ist, wenn der auch noch erst, um das dort sitzende Kapital zu erfreuen noch über Wolfsburg fährt.



        Nachtzüge sind allerdings dort viel zu wenige unterwegs und eher Bummelzüge.



        Und ich denke, wenn die Strecke mehr ausgelastet wird, dass dann auch noch von Hannover nach Berlin zusätzliche Gleise gelegt werden müssen.

        Und natürlich muss es, genauso wie es Speisewagen und Toiletten gibt, irgendwo im ICE einen Ort geben, wo man rauchen darf.

  • Nachdem die finanziellen Bezüge der Bundestagsabgeordneten im Mai 2019 erstmals die 10.000 Euro-Marke geknackt haben, obwohl weder Arbeitsaufwand noch Qualität der verrichteten Arbeit gegenüber früheren Bundestagen signifikant zugenommen haben dürften, können wir wohl davon ausgehen, dass es sich bei den aktuell vom Volk auserwählten nicht gerade um die bescheidenste Klasse der deutschen Bevölkerung handelt.

    So gierig, verschwenderisch und gleichgültig, wie die Damen und Herren Politiker mit dem Geld des Steuerzahlers umgehen, werden sie dann wohl auch mit natürlichen Ressourcen umgehen.

    Ich mag mir gar nicht Frau Merkels Gesicht vorstellen, nachdem ihr Assistent ihr erzählt, dass Sie aus Rücksicht auf die Umwelt für ihre Reise zum nächsten CSU-Parteitag mit dem ICE nach München tuckern soll🙈😂

  • Die Grünen liegen ganz leicht vorne? Wer hätte das gedacht. Aber: wie die Wähler so die Gewählten.

  • Der Begriff "Ablasshandel" ist irreführend. Beim Ablasshandel handelte es sich um vollkommen Tatunabhängige Zahlungen an eine dritte Instanz ohne irgendwelche Effekte auf das Delikt oder das Opfer. Eine reine Gewissenserleichterung ohne realen Nutzen. Dies liegt bei CO2-Ausgleichszahlungen vollkommen anderns. Hier wird der negative Effekt tatsächlich eliminiert als ob die Taf nie stattgefunden hat.

    CO2-Ausgleichszahlungen sollten daher nicht negativ konnotiert werden sondern bejaht. Es ist ein wichtiger Bestandteil zu einer Treibhausbilanz-Null.

    • @Gunter Gabriel:

      Ich lache sonst nicht, ich bin total unsympathisch, aber hier fiebert eine Ausnahmen: das kann nicht Ihr Ernst sein.

      • @Gerhard Krause:

        Oh doch das ist mein vollkommener Ernst. Fliege ich produziere ich CO2. Finanziere ich zB Aufforstung von Wäldern entziehen diese der Atmosphäre CO2. Fiananziere ich dies ausreichend ist der Effekt gleich Null.

        Eigentlich sollte man das sogar mit minimalem Fachwissen begreifen können.

    • @Gunter Gabriel:

      "Hier wird der negative Effekt tatsächlich eliminiert als ob die Taf nie stattgefunden hat."



      Glauben Sie das wirklich?

      • @nutzer:

        Schonmal ein solches Projekt besucht? Dort werden Gelder 1 zu 1 in neue Waldflächen investiert. Wald welcher für sein Wachstum CO2 benötigt und bindet. Also ja das glaube ich nicht nur ich weiss es sogar.

        Biologisch/Ökologisches 1mal1.

      • @nutzer:

        Ich glaube, dass CO2-Kompensation tatsächlich wirksam ist und ein wichtiger Bestandteil der Bekämpfung der Klimakrise ist. Die Formulierung "als ob die Tat nie stattgefunden hat" würde ich nicht wählen -- schließlich findet die Kompensation meist an einem anderen Ort statt, und eventuell später. Deswegen wird für Flüge zum Beispiel empfohlen, mehr Kompensation zu bezahlen als die einschlägigen Anbieter berechnen.

        Die Wahl des Anbieters bzw. des geförderten Projekts ist fundamental wichtig für die Effektivität der Spende. Es gibt Standards bzw. Zertifizierungen für Kompensationsprojekte, und Kriterien, die dazu erfüllt werden müssen. Gute Projekte erfüllen gleichzeitig zur Kompensation noch Ziele zur nachhaltigen Entwicklung der UN. Einen guten Überblick liefert ein Artikel des Klima-Komitees eines Dachverbands von Programmiersprachen-Konferenzen, das Climate Committee von ACM SIGPLAN.

        Der Artikel ist auf Englisch und heißt



        "Carbon Offsets: An Overview for Scientific Societies". Er ist auf der Website des Komitees verfügbar: www.sigplan.org/Resources/Climate/

    • @Gunter Gabriel:

      "Es ist ein wichtiger Bestandteil zu einer Treibhausbilanz-Null."

      Beim Ablasshandel haben zumindest noch die Sünder selbst bezahlt. Die Ausgleichszahlung zahlen doch wohl die Steuerzahler für die Abgeordneten.

      Dass der "negative Effekt des Fliegens" durch Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden kann ist genauso überprüfbar wie das Heilsversprechen des Ablasshandels. Wer es glaubt wird selig.