Wochenkommentar zum Flugverhalten: Mal eben nach Köln fliegen
Die Berliner Verwaltung hält die Artenvielfalt am Leben: Sie setzt auf Flugzeug statt Bahn und kauft sich mit Grünen Meilen ein reines Gewissen
Auf stiftung-naturschutz.de/klimaschutzabgabe lässt sich anschaulich verfolgen, wie so ein verwaldetes Moor behutsam von Kiefern und Birken befreit und Entwässerungsgräben verfüllt werden, worauf sich die Flächen wieder vernässen und mit Torfmoosen sowie den oben genannten Pflanzen besiedeln. Der Clou: Ein funktionierendes Moor leistet aktiven Klimaschutz, denn was dort wächst, sinkt ab und verrottet nicht – das gebundene CO2 bleibt gespeichert.
Natürlich war der Einstiegssatz nicht ganz ernst gemeint. Denn auch wenn jeder gerettete Quadratmeter Moor dem Klima guttut, ist die klimafreundlichste Flugmeile eine, die nicht angetreten wird. Und – wie die Grünen zu Recht sagen, die eine entsprechende Anfrage gestellt hatten – dass die Berliner Verwaltung im Jahr rund 3.000 Flüge absolviert (Tendenz steigend), von denen mehr als ein Drittel innerdeutsche Verbindungen sind, ist alles andere als ökologisch vorbildlich.
Verkehrspolitisch läuft da was schief
Natürlich sind die Gründe, warum geflogen wird, unterschiedlich. Wenn der Regierende Bürgermeister eine Konferenz in Peking besucht oder einE VertreterIn von Friedrichshain-Kreuzberg die nicaraguanische Partnergemeinde San Rafael del Sur, lässt sich das nicht sinnvoll ohne Flugzeug leisten.
Wenn allerdings die Finanzverwaltung darauf pocht, dass Inlandsflüge gebucht werden, solange sie weniger kosten als ein Bahnticket, leuchtet das fiskalisch zwar ein, hat aber eine negative Symbolwirkung. Hier wird wieder einmal deutlich, was verkehrspolitisch schiefläuft, wenn das extrem klimaschädliche Fliegen dank Subventionierung die billigste Reisevariante ist.
Das dürfte auch für viele der Flüge gelten, die die Bilanz der Senatsbildungsverwaltung auf gut 1.000 im Jahr aufblasen. Darin sind nämlich alle enthalten, die Lehrer im Rahmen von Klassenreisen tätigen. Auch hier werden viele dem Kostendruck geschuldet sein. Der Fall allerdings, dass aus reiner Bequemlichkeit geflogen wird, sollte gar nicht vorkommen. Klimasünden kann man sein ganzes Leben noch begehen, damit muss man nicht schon in der Schule anfangen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise der Linkspartei
Ein Tropfen reicht, um das Fass zum Überlaufen zu bringen
Ende des Brics-Gipfels
Guterres diskreditiert die Vereinten Nationen
Getötete Journalisten im Libanon
Israels Militär griff Unterkunft von TV-Team an
Wissings Verkehrsprognose 2040
Auto bleibt wichtigstes Verkehrsmittel
Freihandel mit Indien
Indien kann China als Handelspartner nicht ersetzen
+++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++
Libanon-Konferenz sagt eine Milliarde Dollar zu