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Erdoğans Äußerung zur HamasNicht mehr Teil des Westens

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Immer wieder kam es unter dem türkischen Präsidenten Erdogan zu Konflikten mit Israel. Er wollte sich als Vermittler inszenieren.

Verharmlost Hamas als „Befreier“: Türkischer Präsident Erdogan am 11.10. in Ankara Foto: Presidential Press Office/reuters

F ür Erdoğan ist die islamistische Palästinenserorganisation keine Terrororganisation, sondern als Gruppe von „Befreiern“ zu sehen, die für ihr eigenes Land kämpften. Die Äußerung des türkischen Präsidenten überrascht nicht, er hat die Hamas schon immer für eine Befreiungsbewegung gehalten. Dass sie aus der Muslimbruderschaft hervorgegangen ist, macht sie für ihn nur umso sympathischer. Schockierend ist lediglich, dass er sich auch jetzt, nach dem Massaker, das die Hamas unter der israelischen Zivilbevölkerung angerichtet hat, so ohne Abstriche hinter die Organisation stellt.

Erdoğan gehört damit also zum Lager, das sich nicht nur dagegen wendet, dass die israelische Regierung aus Rache für den Terrorakt nun die gesamte palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen unter Beschuss nimmt, er rechtfertigt implizit auch den Terror der Hamas.

Schon nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wollte er das Sanktionsregime des Westens nicht unterstützen, er hielt seine Position aber so weit in der Schwebe, dass er sich als möglicher Makler zwischen der Ukraine und Russland positionieren konnte. Unmittelbar nach dem Hamas-Überfall sah es noch so aus, als wollte Erdoğan erneut eine neutrale Position beziehen die ihm Handlungsspielraum nach beiden Seiten ermöglichen würde.

Er bot sich an, gemeinsam mit Katar für die Befreiung der Geiseln zu arbeiten, die die Hamas im Gazastreifen gefangen hält. Und er plädierte wie zuvor im Krieg gegen die Ukraine für einen möglichst schnellen Waffenstillstand.

Aus tiefster Überzeugung

Damit ist es nun vorbei. Ob angesichts der steigenden Todeszahlen im Gazastreifen oder aufgrund enttäuschender Gespräche hinter den Kulissen ist unklar, aber Erdoğan hat sich eindeutig gegen den westlichen Konsens positioniert. Er tut dies nicht aus innenpolitischen Erwägungen, sondern aus tiefster Überzeugung.

Immer wieder ist es unter seiner Regierung zu tiefgreifenden Konflikten mit Israel gekommen. Auch die jüngste Annäherung zwischen ihm und Netanjahu ist damit wieder Geschichte. Stärker noch als der Krieg in der Ukraine dürfte dieser Krieg die Spaltung zwischen dem Westen und dem Rest der Welt vorantreiben. Erdoğan ist in dem Konflikt definitiv nicht mehr Teil des Westens.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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38 Kommentare

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  • Jeder Mensch hat eine bestimmte Erfahrung und bei jedem Menschen ist irgendwann die rote Linie überschritten.

    Hinter jedem Unheil in der Region steckt in den letzten 13 Jahren die Türkei mitten drin.

    Es wäre interessant zu forschen wie das Außenministerium der Türkei mit in den Verwicklungen steckt und wieviel die Extremisten Führer der Hamas aus der Türkei wussten. So eine Aktion in dem Aussmaß und die an Aktionen der IS und El Nusra erinnern kann normalerweise nicht vom besten Geheimdienst der Welt versteckt werden, wenn er nicht die ganze Zeit auf eine andere Richtung geführt worden ist.



    Die ganze Aktion mit sovielen Variationen der Hamas beim Angriff sind zu viele für ein Bande von untrainierten.

  • "Nicht mehr Teil des Westens"

    Die Türkei gehört schon länger zu den Staaten, die Palästina als Staat anerkannt haben. Interessant ist wer weltweit alles Palästina als Staat anerkannt haben. commons.wikimedia....cognition_only.svg

    "Von den 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen haben 138 (72 %) den Staat Palästina als unabhängigen Staat anerkannt."

    Und "Im Vereinigten Königreich, in Spanien, Frankreich, Irland und Portugal wurden 2014 von den Parlamenten Anerkennungsempfehlungen ausgesprochen, denen die jeweiligen Regierungen jedoch bisher nicht folgten." de.wikipedia.org/w...na&oldid=238360872 "Westen" ist also selbst in der EU ein bröckelndes Konstrukt, wenn es um "Palästina" geht.

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Das Problem ist nicht die Nicht-Anerkennung Palästinas durch Israel oder die EU Staaten, sondern dir Nicht-Anerkennung Israels durch zB die Hamas.

      Die Palästinenser wollen einen Staat ohne Israel und haben alle Zwei-Staaten Lösungen abgelehnt und stattdessen Krieg geführt, diesen Verloren, woraufhin die ihnen zugestanden Fläche kleiner wurde, woraufhin sie die neue Zwei-Staaten Lösung nicht anerkannten.. usw. Dem ursprünglichen Zwei Staaten Konzept hat die Vorgänger Organisation Israels zugestimmt.

      Dadurch, dass auf der Palästinensischen Seite keine einheitliche Regierung existiert mit der man verhandeln könnte, kann auch Israel keine klaren Grenzen ziehen und muss sich durch den andauernden Beschuss eben Pufferzonen schaffen. Gaza und die Hamas sind der Dorn der eine Einigung auf Palästinensischer Seite blockiert.

  • "Erdoğan ist in dem Konflikt definitiv nicht mehr Teil des Westens."

    In welchem Konflikt war der denn bitte "Teil des Westens"?

    • @Ajuga:

      Aber mal zurück gefragt: Woran machen Sie ihre Westen-Osten Schubladen dran fest?

    • @Ajuga:

      Oder bei der NATO-Erweiterung, wo er letztendlich für die Aufnahme Schwedens stimmte

    • @Ajuga:

      Beim Syrien-Bürgerkrieg bspw. wo die Türkei den allergrößten Teil der syrischen Kriegsflüchtlinge aufnahm.

  • Ohne Türkei in der NATO müsste man halt die 600.000+ Soldaten ersetzen die die Türkei stellt, also wieder Wehrdienst und ein Rüstungsetat von 120 Milliarden im Jahr in Deutschland? Solange Mitteleuropa nicht bereit ist von einem Sicherheitsnutzer zu einem Sicherheitslieferanten zu werden wird man weiterhin von Ländern wie der Türkei und USA abhängen. Da aber die Deutschen lieber von der Seitenlinie schimpfen als selber Verantwortung zu übernehmen und es besser zu machen wird Deutschland weiterhin von den USA bald unter Trump und der Türkei unter Erdogan abhängen. Irgendwann fallen wir damit auf die Nase und dann ist auch der Sozialstaat weg aber bis dahin wollen die Deutschen mit vollem Bauch Mittagsschlaf halten.

    • @Machiavelli:

      Immerhin sind die deutsche und die polnische Regierung nicht mehr verfeindet. Und an denen hängt in dieser Sache viel, vielleicht mehr als an irgendwem sonst.

    • @Machiavelli:

      “Da aber die Deutschen lieber von der Seitenlinie schimpfen als selber Verantwortung zu übernehmen und es besser zu machen wird Deutschland weiterhin von den USA bald unter Trump und der Türkei unter Erdogan abhängen.”



      Da stimme ich ausnahmsweise mal mit Ihnen überein.😉 Ich finde, Scholz sollte in dieser Angelegenheit - Zukunft der NATO/europäische Sicherheitsarchitektur - dringend das Gespräch mit Macron suchen. Bevor es zu spät ist.

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @Machiavelli:

      Ja und Nein.

      Die türkischen Soldaten sind für die Sicherheitsinteressen der Nato unerheblich. Russland ist meine Gefahr, China zu weit weg, der Nahe Osten zwar eine Gefahr, aber keine für die man auf die Türkei angewiesen wäre.

      Die Nato-Mitgliedschaft ist für die Türkei entscheidend. Verliert sie diese oder verlässt sie, ist jegliche Drohkullisse gegen Griechenland dahin. Solange beide Mitglied der Nato sind, geht das noch.

      Die EU, und damit ein Gutteil der Nato, ist aber auch auf die Türkei angewiesen. Siehe Flüchtlingspolitik.

      Gegenseitige Abhängigkeiten sorgen für diese jetzige Situation.

      Das Europa, speziell Deutschland, nicht mehr bereit ist ein stehendes Heer zu unterhalten , dem stimme ich zu. Die Bundeswehr ist aktuell ein Industrie-Förderungsprogramm. Überteuert, ineffizient. Wird aber durch Pistorius scheinbar besser.

      Polen, Frankreich und England sind da anders drauf.

    • @Machiavelli:

      Sie haben vollkommen Recht was die deutsche Tendenz zum Nörgeln und vorallem Besserwissen von der Seitenlinie aus angeht. Immer sehr unangenehm, oftmals sehr anmaßend und fast immer moralisch aufgeladen. Dabei hat es das Wort Realpolitik einstmals als Lehnwort in andere Sprachen geschafft, schon traurig. Man hat hier liebe davon schwadroniert in Bildung statt in Verteidigung investieren zu wollen, auf die anderen welche uns auf die Nichteinhaltung unserer gemachten Versprechen hingewiesen von oben herabgeschaut und sich darauf verlassen, dass uns die Amerikaner im Notfall schon den Rücken freihalten werden. Im übrigen hat man dabei nicht mal in die Bildung investiert. Ob wir in Sachen Verteidigung wirklich von Erdogan abhängen wage ich hingegen zu bezweifeln. Der Mann spielt schon lange und bewusst nicht mehr im Team Westen. Auch hier sollte sich die deutsche Politik von ihren Wunschvorstellungen verabschieden. Der Mann ist recht unverhohlen Islamist, der einem osmanischen Grossreich nachtrauert und ansonsten gegen den Westen wettert wo er nur kann. Auf türkische Unterstützung im Bündnisfall unter einer Regierung Erdogan würde ich also nicht bauen, insofern besteht in der Beziehung auch wenig Abhängigkeit. Klare kannte wäre hier besser in meinen Augen.

  • Wieso nicht mehr? Erdogan war noch nie Teil "des Westens". Seit dem er an der Macht ist bekämpft er alles Säkulare, Freiheitliche, Demokratische in seinem Land. Er bekämpft Opposition, sexuelle Minderheiten, Frauenrechte, freien Journalismus, universelle Bildung. Er arbeitet daran, die Verfassung umzubauen, um das Land endgültig auf seinen Ein Mann Kurs zu bringen.



    Er ist ein Autokrat und Antidemokrat, wie er im Buche steht. Dafür braucht es diese unsäglichen Äußerung gar nicht.

  • Es war ja auch bekannt, dass der damalige IS in Nordsyrien die Türkei als geduldeten Rückraum benutzte und der türkische Geheimdienst die Finger im Spiel hatte.



    Warum also nicht auch die Hamas ?



    Passt ja ins Bild.

    Grundsätzlich sollte mal das 50er Jahre Relikt "Türkei in der Nato" hinterfragt werden.



    Das wäre schon mal ein Anfang.

    • @frank:

      "Grundsätzlich sollte mal das 50er Jahre Relikt "Türkei in der Nato" hinterfragt werden.

      Das wäre schon mal ein Anfang."

      Naja das wird ja hinterfragt, und nicht seit gestern, aber es führt zu nix.

      Kann es auch gar nicht, denn die NATO kann niemanden rausschmeißen oder sanktionieren. Man kommt da nur freiwillig raus.

    • @frank:

      Das ging wesentlich weiter. Der IS versorgte sich über die Türkei, die Kämpfer / Terroristen gelangten über die Türkei nach Syrien und Irak, die Verletzten wurden in der Türkei behandelt, der Handel des IS (u.a. Verkauf von geraubten Kunstschätzen) lief über die Türkei, etc. pp.



      Ohne die Türkei hätte der IS seinen "Geschäften" nicht nachgehen können.

      • @Kaboom:

        Ähm.

        Ohne die deutschen Flughäfen hätten deutsche IS-Sympathisanten nicht über die Türkei nach Syrien reisen können.

      • @Kaboom:

        Das habe ich aus der heissen Phase des syrischen Bürgerkrieges aber noch deutlich anders in Erinnerung. Zählten die pro-türkischen islamistischen Milizen (die sich dann bis heute mit türkischer Unterstützung in Idlib festsetzen konnten) nicht zu den “guten” Islamisten, weil diese gegen den ebenso verbrecherischen Assad und seine russischen Verbündeten kämpften?



        Ferner: wurden nicht die kurdischen YPG-Guerillas, die den Hauptanteil im Kampf gegen den IS trugen, nicht wie eine heisse Kartoffel fallen gelassen, als Erdogans Panzer nach Nordsyrien rollten?



        Und weiter: war es nicht die hierzulande verbotene “Terrororganisation” PKK (gemeinsam mit der syrisch-kurdischen YPG), die als einzige den vom Genozid durch den IS bedrängten Yeziden im Sindjar (Irak) zur Hilfe eilte?



        Verzeihung, aber ich kann angesichts des Ausmaßes an westlicher Heuchelei und Doppelmoral gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte. Die NATO und ihr Mitglied Türkei, was für ein ehrenwerter Verein!

    • @frank:

      Die Lage der Türkei nutzt der Nato, besser sie ist Teil davon als nicht. Die Richtung in die sich dieses Land bewegt, finde ich schon lange bedenklich, dies gilt aber noch mehr für die USA.

      • @christoph ganter:

        Ach ja, dann gehören wohl nicht bloß die Türkei, sondern auch die USA aus der NATO ausgeschlossen? Spätestens dann, wenn der nächste US-Präsident wieder Donald Trump heißt (oder einer seiner Parteigänger). Die Transatlantiker unter uns werden’s mit Begeisterung zur Kenntnis nehmen..

    • @frank:

      Israel nahm vor nicht allzu langer Zeit ein Schiff hoch, dass Waffen für Gaza geladen hatte.

      Es kam aus der Türkei.

      Erdogan steht den Muslimbrüdern nahe, die Hamas sich sich auch den Muslimbrüdern zugehörig.

      • @rero:

        "Israel nahm vor nicht allzu langer Zeit ein Schiff hoch, dass Waffen für Gaza geladen hatte."

        Haben Sie einen Beleg für diese Aussage?

    • @frank:

      Ja "wertemäßig" wäre das aus naiv-europäischer Sicht folgerichtig.

      Realpolitisch wäre das ein Desaster, die zweitgrößte Armee der NATO abzuschreiben.

      Nicht nur die geostrategische Wirkung aus der reinen geografischen Lage, auch die weiteren außenpolitischen Implikationen wären verheerend:

      Die Türkei hat weitreichende Ambitionen im Mittelmeer und Zentralasien die bisher von der NATO gezügelt (und gleichzeitig abgesichert) wurden.

      Was wäre dann z.B. mit dem griechisch-türkischen Verhältnis wenn der letzte verbindende Rahmen wegfällt?



      (In einer von z.B. der Linken erträumten Welt komplett ohne NATO bzw. US-Präsenz in Europa, hätte es schon längst einen türkischen Angriff auf Griechenlands Inseln gegeben.)

      Auch bräuchte die Türkei einen Ersatz für den NATO-Atomschirm, um nicht durch Russland oder Israel erpressbar zu sein. Dieser war ja bisher die Rückversicherung für alle Abenteuer Erdogans.



      Oder die Türkei wechselt komplett ins chinesisch-russische Lager. Was daran gut für Europa sein sollte, weiß ich aber nicht.

  • "dass die israelische Regierung aus Rache für den Terrorakt nun die gesamte palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen unter Beschuss nimmt"

    Macht sie das? Soweit ich das überblicken kann, muss man, um zu diesem Schluss zu kommen, schon Hamas-Propaganda aufsitzen.



    Interessant auch, wie wenig die Tatsache, dass aus dem Gazastreifen weiterhin fleißig Raketen auf Israels Zivilisten abgeschossen werden, eine Rolle spielt.

    Grundsätzlich muss, wem das Leben der Zivilbevölkerung im Gazastreifen am Herzen liegt, die Hamas bekämpfen; deren Strategie darin besteht, Zivilisten zu "Märtyrern" zu mache, egal ob die das wollen oder nicht, um Israel vor die Wahl zu stellen, seine BürgerInnen abschlachten zu lassen, oder getötete und verletzte palästinensische Zivilisten in Kauf nehmen zu müssen.

    Zwischenzeitlich macht die antisemitische Internationale mit Angriffen auf jüdische Institutionen deutlich, dass die Unterscheidung zwischen "Zionisten" und Juden Augenwischerei ist.

    • @Nesliyah Love:

      Im Moment ist das tatsächlich so. Vor dem 7.10. hätte ich auf einer Unterscheidung von Zionismus, Israel und Antisemitismus bestanden. Jetzt ist es in der Tat egal und die alten Positionen lassen sich nicht halten. Der 7.10. hätte niemals stattfinden dürfen.

      Und ich sehe im Grunde keine Perspektive für Gaza - das ist der Tod vor der eigenen Haustür und ständige Angst, weder emotional noch rational kann ich da Unterstützung leisten. Sie hatten die Möglichkeit Gaza zu verlassen. Es gab Warnungen. Israel geht also im Gegensatz zur Hamas nicht gegen Zivilisten vor. Später wird zu klären sein, wie es überhaupt zu unbewachten Momenten an der Grenze kommen konnte. Eine Einigung mit den Palästinensern ist in weite Ferne gerückt. Das wäre nur säkular möglich.

    • @Nesliyah Love:

      Man muss sich nur die Offiziellen Zahlen auf Statista angucken "Seit dem Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf israelisches Staatsgebiet am 07. Oktober 2023 sind bereits mehr als 1.400 israelische Todesopfer und mehr als 5.431 Verletzte in Israel verzeichnet worden. Im Gazastreifen sind durch Gegenschläge des israelischen Militärs gegen die Hamas 6.547 Menschen gestorben, mehr als 17.439 wurden verletzt."



      da dürften einige Zivilisten bei gewesen sein, mit "Hamas-Propaganda" hat das wenig zu tun

      • @PartyChampignons:

        " Im Gazastreifen sind durch Gegenschläge des israelischen Militärs gegen die Hamas 6.547 Menschen gestorben, mehr als 17.439 wurden verletzt."



        da dürften einige Zivilisten bei gewesen sein"



        Ich wäre ernsthaft daran interessiert, wo genau eigentlich die Trennlinie zwischen Hamas und Zivilisten läuft. Ist ja nun nicht so, als hätte die Hamas offizielle Streitkräfte, oder?

        Genau das wird nämlich noch ein vielmehr _das_ Problem bei einer 'Ausrottung der Hamas' werden.

      • @PartyChampignons:

        Es hieß, daß die Hamas Zivilisten aktiv als Schutzschilde einsetzt und daß sie Zivilisten aktiv daran hindert in den Süden zu flüchten.



        Wieso also geht der Tod dieser Zivilisten zulasten Israels ? Das sehe ich anders.

    • @Nesliyah Love:

      kann ich nur zustimmen

  • Müsste die Türkei jetzt nicht die NATO verlassen ? Amerikanische Kampfjets kriegen sie jetzt bestimt eh nicht mehr. Schweden wg die Kurden nicht aufzunehmen , selber bomben in Syrien aber die Hamas schönreden ? Erdogan ist auf dem Weg zum radikalen Islam. Jetzt noch mal vier Jahre warten und auf die nächsten Wahlen zu warten dauert zu lange.

    • @Timelot:

      auf dem weg oder schon immer angekommen?

      In seinen frühen politischen Jahren saß er in der Türkei wegen Volksverhetzung im Gefängnis, nachdem er auf einer öffentlichen Veranstaltung gerufen hatte: "Die Demokratie ist nur ein Zug, auf den wir aufspringen bis wir am Ziel sind... ...die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten"

      Nach der Zeit im Gefängnis präsentierte er sich nach außen als Demokrat. Inzwischen hat er mit diesem Zug nach eigen Wahrnehmung aber sein Ziel erreicht.

    • @Timelot:

      Die NATO braucht die Türkei dringend weiterhin aus strategischen Gründen, auch angesichts der Lage nördlich des Schwarzen Meeres, im Iran und im Nahen Osten. Erdogan ist somit in einer bemerkenswert sicheren Lage.Er hat mit seinen skrupellosen und erpresserischen Methoden die Türkei zu einer Mittelmacht geformt, an der niemand mehr vorbeikommt.

  • Es fragt sich nur, von welchem Westen Erdogan nicht mehr Teil ist.

    Die BBC spricht bei Hamas-Leuten auch nicht von Terroristen.

    Judith Butler betrachtet die Hamas auch als antiimperialistische und deshalb linke Kämpfer.

    Und in den Straßen von Berlin sehen das viele wie Erdogan.

    Man könnte die Reihe fortsetzen.

    Von diesem Westen ist er eindeutig ein Teil.

  • Welche islamisch geprägte Gesellschaft hat sich für Israel und gegen Hamas positioniert? Innenpolitische Überlegungen zu verneinen, vereinfacht und verfälscht den Blick auf die Situation.

  • Nicht nur wurden Hamas-Kader nach einem Bericht des Telegraph in der Vergangenheit mit türkischen Pässen ausgestattet, die Einstellung zu Israel ist unzweideutig. Dennoch: Israels Bürger suchen derzeit vielfach Schutz im Süden der Türkei.



    /



    "STANDARD: Es ist aber bekannt, dass führende Hamas-Kader in der Türkei Unterschlupf gefunden haben, also offiziell geduldet werden, und Erdoğan selbst nannte Israel früher "Terrorstaat" und Land der "Kindermörder".



    Çiçek: Mit einem Wort: Die Position ist ambivalent und im Moment möglicherweise auf dem Weg zu einer neuen diplomatischen Eiszeit. (Lisa Nimmervoll, 24.10.2023)"



    www.derstandard.de...lernen-voneinander



    /



    Aus 2016 bei Cicero:



    "Und so traf Ankara der Sturz Mursis im Juli 2013 durch das Militär wie eine kalte Dusche. Wütend beschuldigte Erdogan Israel, hinter dem Putsch zu stecken. Tel Aviv wies das als „absurd“ und Washington als „anstößig, unbegründet und falsch" zurück."



    Es gab Zeiten der Annäherung und der Entfremdung. Misstrauen wird wohl immer bleiben nach den vielen Vorkommnissen und Enttäuschungen.

  • Diese Zuordnung "Teil des Westens" oder nicht ist doch genau das Problem.

  • Religion und rechte Gesinmung sind eine hoch explosive Mischung.

  • Dann müsste doch gerade er die Kurden mehr als verstehen. Freiheitskämpfer gegen Ankara.



    Man kann der freien Welt mal wieder nur empfehlen: An der eigenen Stabilität arbeiten und Diktatoren und sonstige Machthaber möglichst auf Abstand halten. So viel Geschäfte machen wie gerade nötig, so weit ignorieren wie möglich. Abhängigkeiten vermeiden.