Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Erdoğans Satz
"Die Hamas ist keine Terrororganisation, sondern eine Befreiungs- und Mudschaheddin-Gruppe, die für den Schutz ihres Landes und ihrer Bürger kämpft', sagte er und fügte hinzu, man habe kein Problem mit dem Staat Israel, verurteile aber die 'Gräueltaten' Israels im Gazastreifen."
Ersetzt einfach mal Hamas durch PKK, Palästinenser durch Kurden, Gaza(streifen) bzw. Palästina durch Kurdengebiete - und Israel durch Türkei.
hieße dann plötzlich: "Die PKK ist keine Terrororganisation, sondern eine Befreiungs-Gruppe, die für den Schutz ihres Landes und ihrer Bürger kämpft', sagte er und fügte hinzu, man habe kein Problem mit dem Staat Türkei, verurteile aber die 'Gräueltaten' der Türkei im Kurdengebiet."
Wie würde Erdoğan auf eine solche Aussage Netanjahus reagieren?
Die Opposition im eigenen Land schläft sicher nicht.
Der Staatschef weiß das auch.
Das Militär hat er offensichtlich als Bedrohung schon wirksam abgeschaltet.
www.deutschlandfun...n-erdogan-100.html
"Das ändere aber nichts an der Absicht der AKP, irgendwann die Scharia einzuführen, glaubt der kritische Islamist:
„Wenn konservative Islamisten die Macht bekommen, dann endet das auf Dauer zwangsläufig in einer religiösen Diktatur. Zwangsläufig. Denn so steht es in den Schriften. Es geht darum, die Macht zu erobern und eine religiöse Hegemonie zu errichten, alle Andersdenkenden zu bestrafen und wortwörtlich umzusetzen, was vor tausend Jahren im Koran geschrieben wurde. So verstehen sie den Islam, und das ist die Gefahr. Wenn sie nur genug Macht bekommen, dann werden sie dasselbe tun wie der IS.“
Das sagte ein Insider, der Konsequenzen zu spüren bekam.
taz.de/Antikapital...e-Muslime/!5509854
Mit so einem Land reden wir über einen möglichen Beitritt in die EU?
Reicht es nicht, wie Polen unter PiS und Ungarn unter Orban die EU am Nasenring durch Brüssel ziehen?
Man sollte diese Pseudo-Beitrittsverhandlungen endlich beerdigen, diese Türkei passt nie und nimmer zur EU.
Ein wunderbares Symbolbild für diesen Artikel. Schon beim ersten Anblick schrie es in mir: "Das passt doch nicht mit dem Hutgesetz zusammen?!"
Die Asyldebatte verschärft sich. Menschenrechte stehen auf dem Spiel. 32 Prominente sagen: Wir wollen ein offenes Land.
100 Jahre türkische Republik: Gaza-Solidarität als Innenpolitik
Vor dem hundertjährigen Jubiläum der Türkischen Republik ruft Erdoğan einen Palästina-Tag aus. Es ist ein weiterer Schritt weg vom säkularen Staat.
Ankara, Mai 2023: Fahne mit dem Konterfei des türkischen Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk Foto: Yves herman/reuters
Am Sonntag, dem 29. Oktober 2023, wird die Türkische Republik hundert Jahre alt. Das Ereignis hätte ein großes Fest werden sollen, doch die Stimmung ist gedämpft. Das hängt einmal damit zusammen, dass der Krieg im Gaza-Streifen derzeit in der Türkei alles überschattet.
Der zweite Grund ist ein interner. Präsident Recep Tayyip Erdoğan und seine AKP haben ein sehr ambivalentes Verhältnis zur Republik. Einerseits wollen sie den Nationalstolz befeuern, anderseits herrscht offiziell unter Erdoğan eine Mischung aus Islamismus und Nationalismus, die mit dem säkularen Nationalismus der Republikgründer um Mustafa Kemal Atatürk nicht kompatibel ist.
Erdoğan will den Säkularismus Atatürks abschaffen und am liebsten den Islam wieder als Staatsreligion in der Verfassung verankern. Da die Mehrheit der TürkInnen aber am Republikfeiertag vor allem der Republik Atatürks gedenkt, stehen Erdoğan und seine Anhänger den Feierlichkeiten eher abweisend gegenüber.
Doch Erdoğan zeigt in diesen Tagen wieder einmal, warum er sich seit mehr als 20 Jahren an der Macht gehalten hat und dabei ist, dem Land seinen Stempel aufzudrücken, wie es vor ihm eben nur Mustafa Kemal Atatürk gelungen war.
Großer Palästina-Tag
Er lässt am heutigen Samstag einen großen Palästina-Tag veranstalten, den die islamistische Hüdar Par Partei, die über Erdoğans AKP-Liste ins Parlament gekommen ist, auf dem früheren Flughafen Istanbuls mit Erdoğan als Hauptredner ausrichtet. Da der ganz überwiegende Teil der türkischen Bevölkerung die massiven Vergeltungsschläge Israels im Gazastreifen verurteilt, richtet er mit dem Palästina-Tag ein Massenevent aus, das geeignet ist, die eigentlichen Feiern zum hundertjährigen Bestehen völlig in den Schatten zu stellen. Statt Gedenken an Atatürk also Solidarität mit den Palästinensern.
Ideologisch führt das dazu, dass die Türkei sich, statt zu einem säkularen demokratischen Staat zu werden, wie es Atatürk vorschwebte, immer weiter vom Westen wegbewegt. Wie einseitig die Erdoğan-Regierung mittlerweile die Islamisten im Gazastreifen unterstützt, musste zuletzt auch Wirtschaftsminister Habeck feststellen, der am Donnerstag und Freitag die Türkei besuchte. „Beim Thema Nahostkrieg waren wir völlig gegensätzlicher Meinung“, sagte er nach einem Gespräch mit dem neuen Vizepräsidenten Cevdet Yılmaz.
So nutzt Erdoğan den Krieg in Gaza geschickt, um sein innenpolitisches Projekt voranzutreiben. Wären da nicht die Massen, die am Sonntag auf allen Plätzen des Landes Atatürk feiern werden. Sie widersetzen sich hartnäckig der Islamisierung der Türkei, auch nach 20 Jahren Erdoğan. Zum hundertsten Jahrestag der Republik ist die Türkei ein gespaltenes Land.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Kommentar von
Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
Themen