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Elterngeld für BestverdienendeEin anderer Blick auf die Welt

Die geplante Streichung des Elterngelds für besonders gut Verdienende ist fatal. Denn sie trifft vor allem Männer – und die haben Nachholbedarf.

Hier geblieben, Papa! Foto: imago

In Berlin gibt es viele öffentliche Toiletten, bei denen auf der einen Seite ein kostenlos zugängliches Pissoir ist. Auf der anderen Seite muss man 50 Cent bezahlen, um hinter verschlossenen Türen sein Geschäft zu verrichten. Genderpolitisch ist das eine große Ungerechtigkeit. Denn Frauen müssen immer blechen. Aber müssten Männer auch zahlen, würden viele einfach irgendwohin pinkeln. Das kann und muss man zu Recht doof finden. Gesamtgesellschaftlich aber hat die pekuniäre Ungerechtigkeit einen positiven Effekt: Es stinkt wenigstens im Wortsinn nicht zum Himmel.

Damit sind wir beim Thema dieses Textes: Männer und ihre Steuerung durch Finanzpolitik. Aktuelles Beispiel: die geplante Kürzung beim Elterngeld.

Weil Finanzminister Christian Lindner (FDP) allen seinen Kol­le­g:in­nen für den Bundeshaushalt, der am Mittwoch beschlossen werden soll, deftige Sparauflagen aufgebrummt hat, will Familienministerin Lisa Paus (Grüne) künftig die Förderung von besonders reichen Eltern ausschließen. Paare mit einem Jahreseinkommen von mehr als 150.000 Euro sollen künftig kein Elterngeld mehr bekommen. Bisher liegt die Einkommensgrenze noch bei 300.000 Euro.

Die erste Reaktion liegt auf der Hand. Wer so viel Geld hat, muss nicht auch noch vom Staat gepampert werden, bloß weil er sich ums Baby kümmert. Also weg mit dem Scheiß.

Zu kurz gedacht

Aber das ist zu kurz gedacht. Denn beim genauen Hinschauen erkennt man: Die Kürzung trifft in erster Linie Väter. Also Männer. Denn es gibt nur eine Gruppe, bei denen die elternzeitnehmenden Väter vorne liegen: die der Eltern mit hohem Voreinkommen. Von allen, die den höchst möglichen Elterngeldsatz von 1.800 Euro pro Monat bekommen, sind mehr als 60 Prozent Männer.

Bei allen anderen ist die Beteiligung der Männer an der Baby­betreuung immer noch peinlich niedrig. Frauen beantragen dreimal häufiger Elterngeld als Männer. Und sie beziehen es viermal länger. Auf einen Papamonat kommen also 12 Mama­monate.

Dieses krasse Ungleichgewicht hat viele Gründe. Einer davon ist die Situation am Arbeitsplatz. Männer, die Väter nicht nur auf dem Papier sein wollen, haben es im Arbeitsalltag extrem schwer, ihr Recht auf eine Familienauszeit auch wahrzunehmen. Wer den Väter­monologen auf Spielplätzen lauscht, kennt die Geschichten von Kollegen, die sich lustig machen. Vor allem aber von Vorgesetzten, die Vätern alle Steine in den Weg legen. Elternzeit? Mach dich nicht lächerlich!

Nur wie könnte man dieses verkorkste Weltbild in den immer noch überwiegend männlich geprägten höheren Hierarchieebenen nahezu aller Betriebe, diese völlig überholte Sicht auf die Geschlechterrollen aufbrechen? Durch mehr Erfahrung.

Steine aus dem Weg geräumt? Leider nicht

Jeder einzelne Mensch in Leitungsfunktion, der eine intensive Elternzeit erleben durfte, ist ein Gewinn. Weil sie den Blick auf die Welt verändert. Auch auf die Arbeitswelt. Den Umgang mit Kol­le­g:in­nen in ähnlicher Situation.

Woher ich das weiß? Weil ich selber seit vielen Jahren leitender Redakteur mit Personalverantwortung bin. Und weil ich mich nach zwei Eltern­zeiten entschuldigen musste bei Kolleg:innen, denen ich früher nicht alle Steine aus dem Weg geräumt habe. Im Gegenteil.

Der Weg zu mehr Vätern in Elternzeit führt also auch über das Wissen bei den Vorgesetzten auf den höchsten Hierarchieebenen. Über Menschen mit tendenziell sehr gutem Einkommen. Und genau die trifft die nun geplante Kürzung.

Finanziell hätte diese Vätergruppe das Elterngeld gewiss nicht nötig. Als in Euro ausgedrückte gesellschaftliche Anerkennung aber umso mehr. Und es ist eine für die Gesamtgesellschaft lohnende Investition, weil sie – nein, keine Revolution von oben, aber doch an entscheidender Stelle eine Kettenreaktion auslösen kann.

So aber wird gut verdienenden Männern zu verstehen geben, dass es auf sie bei der Kinderbetreuung nicht so ankommt. Da ist es kein Wunder, wenn sich viele beim Wickeln wie beim Pinkeln ins Gebüsch schlagen.

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56 Kommentare

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  • luzi , Moderator*in

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Das ist eine ziemlich schräge Argumentation. Wo bleibt denn der Blick auf die, die Unterstützung deutlich dringender benötigen? Bei 150000 ZU VERSTEUERNDEM Einkommen dürfte keine Not herrschen....

  • Tja, ist das jetzt ernst gemeint, oder ironisch? Wenn es (viel verdienende) Männer mehr trifft, weil sie ungerechterweise mehr verdienen als Frauen, ist das dann nicht geradezu ein zweiter Grund, warum Frau Paus' Idee hervorragend ist?



    Ich finde nach wie vor den ersten Impuls - auch noch fett Elterngeld für Reiche weg - gut.

  • Bei aller Liebe. Selten so einen reaktionären Unfug gelesen. Ich finde es mehr als diskutabel für das Elterngeld eine Deckelung über eine Gehaltsgrenze zu regeln. Das diese nach wie vor bei 300000 € steht ist mir unbegreiflich. Ich denke das eine Gehaltsobergrenze von 150.000 € völlig in Ordnung ist. Ich finde es blamabel wenn Besserverdiener auf "Ihr" Recht pochen, aber wir als Gesellschaft Menschen staatlich finanziell unterstützen müssen die 160h und mehr im Monat arbeiten, es aber zum Leben nicht reicht.

  • Funfact: Es gab auch vorher schon eine Bezugsgrenze. Die lag bei 300.000 Euro. Jetzt eben 150.000 Euro.

  • Natürlich kann mensch sich fragen, warum die reicheren das brauchen.

    Die Beobachtung im Artikel kann ich jedoch bestätigen. Ich habe schon zugeschaut, wie ein Mann im leitenden Posten (mein damaliger Chef) nach seiner Rückkehr von der Vaterzeit aufs Abstellgleis gestellt wurde.

    Kein Jahr später war er dann in einem anderen Unternehmen (in diesem Fall vielleicht auch keine schlechte Idee).

    Was schliessen wir daraus? Austerität geht immer auf Kosten der Schwächeren: in diesem Fall, weil dann doch immer die Frauen Mutterzeit nehmen, deshalb bei der Arbeit die unsicheren Kandidatinnen sind, deshalb die schlechter bezahlten Jobs bekommen. Das setzt sich hin zu den unteren, prekären Schichten fort.

    Also: Lindner: STEUERN RAUF!

  • Was für ein Gejammer auf allerhöchstem Niveau. Bei der taz sind offenbar alle Maßstäbe verrückt. Weshalb ist eigentlich angesichts der eigenen Einkommenslage der Redakteurinnen und Redakteure nicht ersichtlich. Also: Es ist nicht nachvollziehbar, dass Durchschnittsverdiener und noch viel ärmere Menschen das Elterngeld von Leuten zahlen, die zu zweit 300 000 Euro jährlich einnehmen. Eigentlich auch nicht von Paaren mit 150 000 Euro im Jahr. Die können sich ihre Elternzeit sehr gut selbst finanzieren. Das Geld wird zur Bekämpfung der Kinderarmut gebraucht.

  • Würde für Elternzeit nehmende Gutverdienende als Wertschätzung und Anerkennung nicht eine Runde Applaus reichen?

  • Wir reden hier von Paaren, die 12.500 Brutto im Monat als Haushaltseinkommen haben.



    Mehr als das doppelte des Medians.



    Also evtl. 2-3% aller Paare.

    Da frage ich mich schon, wie abgehoben kann man sein, dass für diese Gruppe eine Einschränkung nicht zumutbar sein soll?

  • Wann immer man solche Fragen diskutiert, sollte am Anfang und am Ende das Ceterum Censeo stehen, dass das eigentliche Problem daran die ideologische und ruinöse Sparpolitik der FDP und SPD ist.

  • 150.000 Jahreseinkommen, je Partner 75.000, das sind monatlich 6.250 je Partner und zusammen 12.500 Euro im Monat.



    Ein Elterngeld von 1800 Euro im Monat stellt da eine krasse Verschlechterung dar und ist keinen besonderen Anreiz zu Hause zu bleiben, zumal wenn auf Arbeit noch Gegenwind wie im rtikel beschrieben weht.



    Verdient der Mann mehr als die Frau, ist ein Elterngeld von 1800 Euro eher ein Grund keine Elterzeit zu machen...



    In diesem Einkommensbereich ist das Elterngeld in jedem Fall eine Verschlechterung (wenn der mann mehr verdient, dann eine ungleich größere Verschlechterung) und kaum ein Anreiz zu Hause zu bleiben.



    Ich halte die Kürzung für verschmerzbar.

    • @nutzer:

      Dabei beschreiben Sie sogar noch das Beispiel, bei dem es Elterngeld noch geben soll.

      Was wegfällt ist die Grenze von 300.000 Euro (derzeit), also (verkürzt) gesagt 12.500 Euro Netto, nicht Brutto.

      Jemand der das verdient ist zuzutrauen, dass er den volkswirtschaftlichen Nutzen der Umschichtung erkennt.

      Ich frage mich nur, ob es hier wirklich dieses Einsparpotential gibt, welches Fr. Paus dieser Kategorie des Jahreseinkommens 150.000 - 300.000 Euro beimisst. Den Kreis derjenigen, die das verdienen und noch Kinder bekommen halte ich für eher klein.

      Üblicherweise bekommt man diese Beträgen (einige Anwälte mal ausgenommen) nicht in den ersten Karrierejahren, in denen man Kinder bekommt.

    • @nutzer:

      Der Abstand ist deutlich geringer, wenn man nicht brutto und netto gleichsetzt. Zudem ist das Einkommen nicht notwendigerweise hälftig verteilt. Da kann es schon einen Unterschied machen, ob er die 1800 Eur (übrigens seit Jahren nicht an die Inflation angepasst) bekommt oder nicht.

  • Diese Regierung gibt Milliarden für Waffen aus. Mehr als je zuvor. Die Bundeswehr jubelt und besonders die Rüstungskonzerne frohlocken. Da muss halt woanders gespart werden.



    Also muss es wieder mal die Sozialpolitik sein. Dass derartige Politik umgesetzt werden kann, dazu brauchts die richtigen Partner. Die Ampel kanns.

  • Was ich jetzt nicht verstehe, diese ganzen Leistungsträger, die hier so mit ihren auf Leistung und Erfahrung beruhenden hohen Einkommen kokettieren sind nicht in der Lage, ein bischen Elternzeit auszuhandeln, sondern müssen hier jammern.



    Wer so ein Leistungsträger und so unentbehrlich ist, dem müsste der Arbeitgeber sowas doch förmlich aufdrängen um ihn zu halten.

  • "besonders reichen Eltern ausschließen. Paare mit einem Jahreseinkommen von mehr als 150.000 Euro"

    Ein gemeinsames Bruttoeinkommen von 150.000 Euro als "besonders reich" zu bezeichnen finde ich schon grenzwertig. Das können studierte Eltern mit ein paar Erfahrungsstufen im öffentlichen Dienst ganz gut erreichen. Was sind dann reiche Eltern - die, welche nicht vom Bürgergeld leben?

    Abgesehen davon teile ich die Meinung des Autors. Letztlich wird einer Gruppe, welche die meisten Steuern bezahlt bestraft - Leistung lohnt sich immer weniger.

    Die Gründe warum Väter viel weniger Elternzeit nehmen sind aus eigener Erfahrung (2 kleine Kinder) folgende:



    1. Die Bindung an die Mama ist biologisch bedingt (z.B. Stillen) in den ersten Monaten viel stärker als an den Papa.



    2. Der Einkommensverlust ist beim Vater meist größer als bei der Mutter, zumal noch bei 1800 Euro gedeckelt (fast 2000 Euro weniger für mich). Bei uns beträgt der Altersunterschied 10 Jahre, was gleichbedeutend mit der Berufserfahrung auch den Einkommensunterschied erklärt.

    • @Jörg Radestock:

      Sehe ich genauso.

      Über die 150.000 € Ausschlussgrenze kann man noch streiten.

      Die max. 1800 netto Elterngeld halte ich für das eigentliche Problem. 2769 € netto (*0,65=1800) mag für taz-Journalisten toll sein. Für alle anderen (stinknormalen) Studierten ist das zu wenig. Da reden wir nicht von reichen Unternehmern oder Managern, sondern von (Hochschul) Lehrern, Verwaltungsbeamten, IT-lern, Ingenieure, generell alle Angestellten in größeren Betrieben oberhalb der Sachbearbeiterebene.

    • @Jörg Radestock:

      Hinweis: Die Kappung greift nicht bei 150.000 EUR brutto, sondern ab einen zu versteuernden Einkommen von EUR 150.000. Das dürfte je nach Ausgangslage in etwa EUR 200.000 brutto entsprechen.

    • @Jörg Radestock:

      Sind 150k knapp über Bürgergeld? Der Realitätscheck ist wenige Klicks entfernt. Brutto-Netto Rechner verrät, dass das bei einem bis dato kinderlosem Paar einem monatlichen Haushaltsnetto >7.5k entspricht. Laut iw Köln entspricht das wiederum einem bedarfsgewichtetem Netto >5k und liegt beim 96. Einkommensperzentil. Reden wir übers erste Kind, geht es also um die einkommensstärksten vier Prozent der Bevölkerung. Bei zwei vorhandenen Kindern sieht's schon etwas anders aus - da bewegen wir uns in den top 9%.

      • @Janz Schlau:

        Gehen wir mal davon aus, beide haben Maschbau studiert und arbeiten in einem IGM Betrieb.

        Einstiegs EG 11 Stufe A, 35 Stunden Woche, sind aktuell EUR 80.398.04 und damit sind sie ganz normaler Tarifangestellter ohne Personalverantwortung.

        www.igmetall.de/do...1e5daef32f4c91.pdf

    • @Jörg Radestock:

      Es ist mehr als das doppelte des Medianeinkommens für Paare.



      Per Definition also reich.



      Ich denke, dass es auch nicht wirklich viele Paare gibt, die 12500 brutto im Monat haben. 2%?

    • @Jörg Radestock:

      Die Grenze soll bei 150K€ zu versteuerndem Einkommen liegen. Brutto sind das bei einem angestellten Alleinverdiener Pi x Daumen mindestens 175.000€ (SV + 1 Kinderfreibetrag), verdienen beide ähnlich, eher 185.000+, ohne weitere Gestaltungsmöglichkeiten einzurechnen. Wo gibt es das im öD?

    • @Jörg Radestock:

      "Von allen, die den höchst möglichen Elterngeldsatz von 1.800 Euro pro Monat bekommen, sind mehr als 60 Prozent Männer. Bei allen anderen ist die Beteiligung der Männer an der Baby­betreuung immer noch peinlich niedrig."

      Hm, wieso denn das?

      Vorschlag: 1800 Euro pauschal für alle! Könnte helfen, damit Niedriglöhner auch mal in Elternzeit gehen.

    • @Jörg Radestock:

      Sie suggerieren hier, dass das Einkommen in unmittelbarem Zusammenhang zu Leistung steht. Dem ist aber nicht so. Spätestens unter Corona wurde doch klar: Die wirklich wichtigen Leistungsträger dieser Gesellschaft verdienen zum größten Teil nicht annähernd 6000 Euro im Monat.



      Das "besonders reich" bezieht sich im Übrigen auf die bisherige Grenze von 300000 Euro. Aber klar, ist natürlich auch nicht besonders reich ...

  • Verheiratete Personen mit einem so hohen Einkommen bekommen Kinder mit den statistisch besten Bildungsabschlüssen und dem geringsten Armutsrisiko, kurz gesagt genau die Kinder, die wir in einer Zukunft des absehbaren Fachkräftemangels benötigen.

    Die Erhöhung vom Geburtenzahlen in diesem Bereich sollte uns die Subvention wert sein.

    Einziges Manko in diesem Bereich ist dann wohl, dass solche Eltern derzeit tendenziell eher die FDP als die Grünen wählen. Das dürfte die eigentliche Motivation des Vorschlages sein.

    • @DiMa:

      Wissen Alexander und Viktoria schon, dass sie eigentlich nur wegen des Elterngeldes und wegen des Fachkräftemangels erzeugt wurden?

    • 6G
      659554 (Profil gelöscht)
      @DiMa:

      Die Ironie am Ende Ihres Beitrags, dass die grüne Familienministerin das Elterngeld zusammenstreicht, weil der sparwütige (immer dann, wenn es soziale oder ökologische Belange angeht) FDP-Finanzminister ihr das Geld nicht geben will, scheint Ihnen entgangen żu sein.

    • @DiMa:

      Man produziert also mehr privilegierte Kinder und schmeißt Leuten mit dem geringsten Armutsrisiko auch noch Geld hinterher? Mir ist das jedenfalls keine Subvention wert. Es wäre wohl besser, man würde das gesparte Elterngeld für die Förderung der unterprivilegierten Kinder ausgeben, dann würden sich die Unterschiede vielleicht endlich nivellieren. Ist ja nicht so, als ob reiche Kinder automatisch schlauer wären.

    • @DiMa:

      Und sind das dann auch die Kinder, die den Fachkräftemangel im Handwerk oder in der Pflege beheben? Wohl eher nicht.

    • @DiMa:

      ... genau, die Kinder werden dann später Heizungsbauer, Baufacharbeiter und Pflegekräfte.



      Ich sehe dass schon direkt vor mir, wie die vermutete FDP Klientel ihre Kinder unbedingt in der nächsten Hauptschule unterbringen will.

    • @DiMa:

      Nun wird es völlig absurd:



      Da muss die beschämende Bildungsungleichheit in diesem Land als Begründung für eine weitere Förderung der ohnehin Privilegierten herhalten.



      Hut ab! Auf sowas muss man erst mal kommen ...

  • Ich bin hier in der Tat gegen jede Deckelung und auch das Elterngeld sollte über 1.800 Euro betragen, wenn man eben auf sein Einkommen verzichtet. Ein %-Satz X vom entfallenden Nettoeinkommen.

    Nur so bekommt Kindererziehung auch in Kreisen Gutverdienender Anerkennung (und da geht es auch um Chefs und Kollegen).

    Das „Gerechtigkeitsargument“ zählt doch auch nicht. Wer so viel verdient „bezahlt“ sein Elterngeld zu > 70% durch den Spitzensteuersatz doch eh selbst.

    • @André Schlebes:

      Wie bitte? Man braucht Anerkennung für die eigene Entscheidung? Niemand wird zu Reproduktion und Kleinfamilienidylle gezwungen. Daddy will sich nicht kümmern, wegen fehlender Anerkennung?

  • Wo soll man dann sparen? Wenn die gelbe Null die schwarze Null verteidigt und nur 2 statt 12 Mrd. locker macht, sind halt die gut verdienende dran zu sparen.

    Meldet euch bei Lindner wenn s nicht passt, vor ihm wurde ja bereits vor seiner Ernennung gewarnt.

    • @christoph ganter:

      Dürfte reichlich Parteispenden geben in dieser Saison, so wie sich die FDP für ihr Klientel ins Zeug legt. Genau diese Gruppe vom Elterngeld auszuschließen finde ich von Lisa Paus daher taktisch klug, so hat die FDP die Möglichkeit nachzulegen ...

  • Sehr schöner Kommentar.



    Ja, das Thema sollte viel mehr in die Köpfe. Trotzdem ist es berechtigt, den sehr reichen Leuten keine weiteren Förderungen zu geben. Es gibt ja noch andere Belohnungen, die die gesellschaftliche Anerkennung ausdrücken können. Hier können sich kreative Köpfe viel ausdenken. Flexiblere "Frei"-tage und Betreuungszeiten z. B.

  • Es müssen ja nicht 1.800 € sein. Weniger geht auch. Andere kommen ja auch mit weniger aus.

  • Elterngeld ist nicht gleich Elternzeit. Man kann auch Elternzeit nehmen ohne Elterngeld zu bekommen. Wer 150.000 oder mehr verdient, sollte in der Lage sein, selbst genug Geld zurück zu legen, um zwischendurch mal ein bis zwei Jahre nicht zu arbeiten. Die meisten Menschen kommen mit deutlich weniger als der Hälfte davon gut aus. Elterngeld für Reiche ist Umverteilung von unten nach oben.

    • @Ruediger:

      Ihnen ist schon bewusst, dass es Paare trifft die beide 75000 Euro brutto verdienen und nein damit ist im Raun Stuttgart keiner reich. Ich als Frau würde einfach 0 Einkommen haben obwohl ich mein Leben lang gearbeitet habe. Zum ersten Mal wäre ich völlig finanziell abhängig. Zudem verdienen wir dieses Jahr zum ersten Mal gemeinsam 150.000 Euro. Ich muss auch nicht erwähnen dass wir Spitzensteuersätze bezahlen. Wenn das durchgeht muss wohl einer von uns kündigen oder Stunden reduzieren weil sich das mehr lohnt. Ist natürlich bei einem Fachkräftemangel richtig intelligent.

    • @Ruediger:

      Das sehe ich auch so. Das ist Jammern auf SEHR hohem Niveau. Es geht um Einkommen über 12500€ monatlich, das Elterngeld für Reiche beträgt 1800€ monatlich und das für Arme 300€ monatlich. Da vermisse ich auch vom Autor ein wenig Solidarität mit den wirklich Bedürftigen im Land.

      Geschlechtergerechtigkeit erreicht man nicht durch eine Umverteilung von unten nach oben.

    • @Ruediger:

      Man kann davon zwar so viel zurücklegen, dass es für 2 Jahre Pause reicht, man würde jedoch in diesen entscheidenden Phasen keine Pause einlegen und von den Ersparnissen leben wollen. Das wäre auch nicht klug, denn für diejenigen, die gezielt Vermögensaufbau betreiben, spielt der Zinseszinseffekt die entscheidende Rolle. Man ist daher eher geneigt, den Ruhestand vorzuziehen, als für die Kindererziehung zu pausieren und Vermögen abzubauen.

      • @Aurego:

        Ah, wir lernen, das ist wahre Elternliebe - Wahl zwischen eigenen Kindern und Vermögensaufbau? Dann doch lieber Vermögen. Erklärt das dann mal beizeiten dem eigenen Nachwuchs: Wegen Zinseszins konnte ich mich nun leider nicht kümmern...

      • @Aurego:

        zumal mit dem Kind vielleicht auch der Bedarf an Wohnraum steigt und man noch jünger ist und daher ohnehin am unteren Ende der Karriereleiter steht. Ich kann heute gut auf Geld verzichten, wo der Sohn erwachsen ist (muss es auch, weil er studiert und das ist teuer). Damals hätten wir uns das als Familie nicht leisten können und brutto waren wir inflationsbereinigt wohl nahe an dem hier genannten Wert (gemeinsam).

  • ... das möchte ich so nicht stehen lassen. Ein anderes - aber vergleichbares Thema: als meine Tochter in die Kita kam, mussten wir nur einen recht geringen Kita-Beitrag leisten. Dabei war unser Familieneinkommen weit über dem einiger Eltern, die wir täglich auf dem Spielplatz trafen. Ich konnte nicht verstehen, warum wir fast nichts zahlen mussten obwohl wir es gekonnt hätten. Zurück zum Kindergeld: 1.800 Euro ist aktuell das Maximum? Bei 150.000 Euro Familieneinkommen sollten 1.800 Euro mehr oder weniger keine Rolle spielen



    1.800 Euro können jedoch - je nach Miete, Nebenkosten und ggf. fehlendem Zweiteinkommen - schon sehr knapp sein. Gegenvorschlag: Das Elterngeld anheben - aber einkommensabhängig. Damit es sich mehr Eltern leisten können. Und bei Menschen mit höheren Einkommen aktiv für die Elternzeit werben, auch ohne Elterngeld. Weil es tatsächlich um jeden Vater geht, der seiner Rolle gerecht wird.

    • @Andreas Stenzel:

      Also wir verdienen beide 75000 Euro brutto. Ich würde 0 Euro verdienen und mein Freund mit Steuerklasse 1 ca. 3600 Euro insgesamt mit allen Leistungen wie Urlaubsgeld. Wie kommen Sie darauf dass uns die 1.800 netto monatlich nicht fehlen? Also zwischen 3600 und 5.400 Euro ist ein riesen Gap. Vielleicht sollten sie das erstmal ausrechnen bevor sie so etwas schreiben.

    • @Andreas Stenzel:

      Naja ... 150.000€ können, je nach persönlicher Situation, auch zu wenig sein, um den Job eine Weile an den Nagel zu hängen, z. B. wenn man ein Eigenheim in einer etwas teureren Gegend gekauft hat und das Darlehen bedienen muss.

      • @Aurego:

        z. B. wenn man ein Eigenheim in einer etwas teureren Gegend gekauft hat und das Darlehen bedienen muss...

        ich finde auch, daß solche Sozialfälle die Unterstützung des Steuerzahlers dringend nötig haben... gehts noch? Hat irgendeiner der Bestverdiener samt Haus und Kind schon bemerkt, daß wir neben diesen Luxusproblemen der verwöhnten Generation der "Genderproblematik"



        eine soziale Frage haben, die nicht erst seit gestern ins Haus steht und völlig verdrängt, gerade deswegen immer drängender wird?

      • @Aurego:

        Ja, dass kann sein. Ist halt Pech, dann kann in der Familie ein Elternteil (oder beide?) eben keine Elternzeit (oder Sabbatical) nehmen. Dafür hat man n schickes Haus. Hat man ja so entschieden.



        Ich versteh nicht, warum Menschen mit einem Familieneinkommen von 150 000 (das sind 12500 Euro im Monat !!) überhaupt iregndwelche staatlichen Leistungen wie Kindergeld oder Elterngeld in Anspruch nehmen sollten. Klar, ich gönn es auch denen, wenn das Geld da ist. Wenn aber die Notwendigkeit besteht, dass man sparen muss, dann natürlich bei denen, die mehr haben. Wo bitte sonst?

      • @Aurego:

        Warum soll der Steuerzahler alles zahlen?



        Es reicht!



        Muss er/sie etwas zurücklegen fürs Papisein.



        Es gibt dringendere Sachen als die Elternzeit Wohlhabender zu finanzieren.

  • Warum soll ich als Steuerzahler das Papisein bezahlen?



    Ich zahle schon mit vielen anderen Menschen die Pensionen der Beamten, die Diäten und Pensionen der jetzigen Politiker, der ehemaligen Kanzler -in, die üppigen Zahlungen an die vielen Grüssonkels, die Sozialhilfe usw.usw.



    Bei meiner eigenen Rente bekomme ich Tränen in die Augen.



    Bei einem so hohen Einkommen sollte das Papisein privat geregelt werden.

    • @R.A.:

      Weil auch Sie auf die Kinder der Papis angewiesen sind. Diese Kinder werden (im Gegensatz zu Pensionären und Ex-kanzlern) Ihre Rente erwirtschaften, Sie bei Krankheit behandeln und pflegen und an der Supermarktkasse bedienen.

    • @R.A.:

      Sie zahlen nicht fürs Papisein, sondern sie zahlen Steuern - und es gibt gute Gründe, dass der Bürger nicht direkt darüber entscheidet, was mit seinen Steuergelder passiert - bei der Kurzsichtigkeit und dem Egoismus der Menschen wäre ein funktionierendes Gemeinwesen sonst nicht möglich.

      Ich bin sicher, wir finden auch bei Ihnen Dinge, die Sie nutzen, die aber zum Teil von meinen Steuergelder bezahlt wurden/werden.

      Vielleicht parkt ihr Auto auf einem öffentlichen Parkplatz vor dem Haus? Sie gehen ins Theater (alles Subventionsbetriebe) oder genießen eine Sportveranstaltung bei der Polizei für Sicherheit sorgt? Oder sind sie gerne unterwegs in der freienNatur? Auf einem ausgeschilderten Wanderweg im Naturschutzpark?

  • Man kann doch das Kindergeld für Bestverdienende streichen. Kenne genug Leute, die sagen, sie brächten das eigentlich nicht.

    • @Ulrich Haussmann:

      Kindergeld ist keine Sozialleistung, sondern eine Freistellung des Existensminimums des Kindes. Das ist nach ständiger Rechtsprechung des BVerfG abgesichert und zwar unabhängig vom Einkommen der Eltern (und auch unabhängig von der Frage ob mache Eltern nun meinen es zu brauchen oder halt nicht).

    • @Ulrich Haussmann:

      Das Kindergeld wird mit der Steuererstattung aus den Freibeträgen verrechnet. Ab einer gewissen Einkommenshöhe ist die Steuerersparnis höher als das Kindergeld selbst. Insofern erhalten Bestverdiener im Prinzip "nur" den Freibetrag.

      • @Aurego:

        So ist es und eigentlich ist die Konstruktion sogar umgekehrt. Man soll für Kinder steuerlich entlastet werden, weil diese ja mit vom verdienten Geld leben, das gilt für Arme wie Reiche.



        Bei Armen reicht die steuerliche Entlastung aber bei weitem nicht aus - daher bekommen sie statt des Freibetrages einen festen Betrag, das Kindergeld.