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"Wer im Alter gut betreut werden will, muss im Arbeitsleben dafür mehr in die Pflegekasse einzahlen."
Und entschieden dafür eintreten, dass in den nächsten Jahrzehnten hunderttausende Pflegekräfte einwandern. Zusätzlich zu den hunderttausenden Fachkräften, die in den anderen Branchen gebraucht werden.
Es stimmt. Die Gesellschaft wird älter und älter. Und jeder hat einen gewissen Mindestsatz verdient. Dafür wird künftig jährlich mehr und mehr Geld benötigt werden. Geld was man irgendwo hernehmen muss .. sofern es bei der Pflege keine Revolution geben wird, und Roboter einen Großteil erledigen können. Ob man das will, wenn es die Möglichkeit gäbe, müsste gesellschaftlich diskutiert werden.
Ich verstehe nur nicht, warum man immer wieder die Schuldenbremse aushebeln will. Wird die Situation zukünftig besser? Ich vermute nein. Es gibt eher mehr und mehr Themen, die künftig mehr und mehr Geld kosten werden. Man sollte den kommenden Generationen nicht auch einen noch! größeren Schuldenberg hinterlassen. Künftige soziale Projekte werden dann gar nicht mehr zu finanzieren sein. Das Geld für eine bessere Pflege muss aus jetzigen Einnahmen finanziert werden .. wie auch immer die aussehen mögen.
Besorgter Vater von 4 Kindern
Nein, das liegt nicht an der Demographie, denn die ist Statistikern und Mathematikern seit Jahrzehnten bekannt. Es liegt daran, dass die verantwortlichen Regierungen das Problem ignoriert haben. 32 Jahre Kohl & Merkel lassen schön grüßen.
Die erwartbare Zahl an zu Pflegenden ist über 60 Jahre im Voraus abschätzbar. Auch die Finanzierung kann weit im Voraus organisiert werden. Das jetzt Rücklagen fehlen, ist keinesfalls die Schuld teils sogar noch nicht geborener Kinder. Lieber in den Urlaub fahren und am Ende über Schulden die versäumten Rücklagen auf nicht geborene verlagern zu wollen ist unverschämt.
Die Finanzlücke, die durch den Bruch der demographischen Entwicklung entstanden ist, muß aus dem Vermögen der verantwortlichen Generation gefüllt werden.
Beiträge zu den Sozialversicherungen sind nur gerecht, wenn alle Generationen gleich belastet werden. Egal, ob über Steuern oder Umlagen. Alles andere muß um diese Basis herum organisiert werden. Wenn keine Rücklagen gebildet wurden, dann müssen bei der Leistungsausgabe Abstriche gemacht werden oder im Fall der Renten länger Lebensarbeitszeiten akzeptiert werden. Generationen, die sich seit 1964 nicht um die nächsten Genrationen geschert haben, müssen eben mit dem auskommen, was jetzt da ist.
Den jüngeren Bürgern kann man nur raten: Laßt Euch nicht ausbeuten! Lernt Fremdsprachen.
Die Schuldenbremse sollte m.E. ausgesetzt werden, und Reiche sollten höher besteuert werden. Aber man kann daraus nicht alles finanzieren.
Die Pflegeversicherungsbeiträge müssen gewiss deutlich erhöht werden. Sie können von mir aus verdoppelt werden. Das würde mich als sozialversicherungspflichtig Angestellten auch treffen, aber ich wäre gern dazu bereit. Wenn im Ergebnis wirklich eine gute Pflege ermöglicht wird, die die Würde der Bedürftigen wie auch der Beschäftigten gleichermaßen respektiert.
Ein scheinbares Paradoxon, das uns zu denken geben sollte:
Fachkräftemangel trotz❗ erheblich besserer Bezahlung.
"3.901 Euro brutto bekommt eine Vollzeitkraft in der Altenpflege monatlich im Mittel, das zeigt der neue Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit. Gegenüber 2015 ist dieser Betrag um 53 Prozent gestiegen – und damit sehr viel stärker als über alle Branchen hinweg (plus 23 Prozent). Es hat also tatsächlich einen Sprung nach oben gegeben, über die allgemeinen Lohnsteigerungen hinaus."
Quelle
zeit.de
Das heißt doch, dass uns viele schlicht nicht pflegen können und insbesondere aber auch nicht pflegen wollen.
Das Problem liegt offensichtlich tiefer an ganz anderer Stelle begründet, natürlich auch irgendwie beim Geld und der Finanzierung. Das alles wird zwischen den Generationen noch in ganz anderer Weise ausgehandelt werden müssen. Warnende Worte höre ich hierzu insbesondere vom MP Hendrik Wüst. Lösungen müssen realistisch und langfristig tragfähig sein, in den Kostenrahmen überschaubar.
In Deutschland kostet ein Pflegeaufenthalt selbst in der schäbigsten Einrichtung, über den gleichen Zeitraum mehr als als die Reise mit einem Kreuzfahrtschiff. Mehr Geld ins Sytem zu pumpen sorgt nicht automatisch für eine Entlastung des Personals. Mit Sicherheit aber für noch fettere Renditen.
Es liegt daran das man sich das Geld nicht von denen holt die es haben. Stichwort beitragsbemessungsgrenze.
Ja oder halt eine Bürgerversicherung, in die auch Beamte und Selbstständige einzahlen.
Langzeitarbeitslose, die einen Job finden und ein Jahr lang ausüben, sollen 1000 Euro bekommen. Das hat das Bundeskabinett beschlossen, trotzdem gibt es Kritik.
Drohender Kollaps der Pflegeversicherung: Es liegt an der Demografie
Um die Pflegeversicherung zu retten, sind steigende Beiträge unausweichlich. Nur so lässt sich die Betreuung im Alter, wie wir sie kennen, halten.
Hannover, August 2020: Bewohner:innen eines Altenheims machen einen Ausflug Foto: Rust/imago
Der Ampel kann man ja vieles vorwerfen: diese ständigen Streitereien untereinander, die ewigen Debatten um den Bundeshaushalt und dann die vermasselte Kindergrundsicherung. Aber für die drohende Pleite der Pflegeversicherung kann die Ampel nichts. Pflege und deren Finanzierung sind in einer rasch alternden Gesellschaft, wie Deutschland eine ist, ein (sozial)politischer Dauerbrenner.
Hinzu kommen die seit Jahren erhobenen Forderungen nach einer besseren Ausstattung der Pflegeheime mit Personal, Betten, Material, einer menschenwürdigeren Betreuung von Pflegebedürftigen, eine gerechtere Bezahlung von Pflegekräften. All das kostet sehr viel Geld. Wen das überrascht, der scheint irgendwo in Bullerbü zu leben, nicht aber in der Realität.
5,2 Millionen Menschen in Deutschland waren 2023 pflegebedürftig, 3,1 Millionen von ihnen werden von Angehörigen zu Hause betreut, 840.000 Menschen leben in stationären Einrichtungen. Manche von ihnen benötigen eine sehr enge Betreuung, weil sie dement, bettlägerig oder auf sonstige Weise komplett auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Dafür hat die Pflegeversicherung 2023 laut Bundesregierung über 59 Milliarden Euro ausgegeben. Und die Kosten werden in den kommenden Jahren weiter steigen: Heute ist jeder vierzehnte Mensch 80 Jahre und älter, im Jahr 2040 ist es laut Berechnungen schon jeder zehnte.
Sie alle wollen, wenn sie sich nicht mehr um sich selbst kümmern können, angemessen betreut werden. Demograf:innen haben das Altersdilemma frühzeitig beschrieben, auch den damit verbundenen finanziellen Engpass, würde nicht rechtzeitig vorgesorgt. Eine kleine Gegenmaßnahme war der höhere Beitragssatz für Kinderlose seit 2005. Die andere Gegenmaßnahme ist, die Beiträge für alle regelmäßig zu erhöhen. Auch demnächst werden die Beiträge wieder steigen, voraussichtlich noch höher, als das Krankenkassen bislang prognostizierten.
Problem Schuldenbremse
Das kann man bedauern, es ist aber so lange alternativlos, wie die FDP auf der Schuldenbremse beharrt und höhere Steuern für Reiche verhindert. Auch die Ansprüche an eine professionelle Pflege für alle werden hoch bleiben. Und das sollten sie. Ein unsoziales System wie in den USA, wo Pflege privatisiert ist, ist in Deutschland unvorstellbar. Die Widerstände der Bevölkerung gegen ein tatsächliches Aus der Pflegeversicherung mag man sich gar nicht vorstellen, das Elend von Millionen Alten erst recht nicht. So bitter es ist: Wer im Alter gut betreut werden will, muss im Arbeitsleben dafür mehr in die Pflegekasse einzahlen.
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Pflege
Kommentar von
Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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