Erica Zingher über die Frauenquote im Journalismus
: Fürchtet euch, Männer!

Männer erklären gerne die Welt. Sie sind Präsidenten, Professoren und, ja, auch Chefredakteure. In der Hierarchie jedenfalls relativ weit oben. Sehr oft ist es deshalb ihre Meinung, die gehört wird und zählt. Die von Frauen und anderen diskriminierten Gruppen dann leider weniger.

Am Donnerstag stellte die Initiative Pro Quote Medien eine Studie vor, in der sie den Anteil der Frauen in Presse- und Onlinemedien untersucht hat. Seit 2012 macht der Verein das bereits, und das Ergebnis ist jedes Mal: wenig überraschend und trotzdem deprimierend.

Die wichtigsten deutschen Zeitungen werden von Männern geführt. Die letzte Frau, Digitalchefredakteurin Julia Bönisch bei der SZ, hat Ende Oktober das Haus verlassen. Ihre Stelle bleibt unbesetzt. Nun sind sie wieder unter sich, die Männer.

Wobei, es kommt darauf an, wohin man schaut: Frauen sind schon auch Chefinnen – und zwar von „Frauenzeitschriften“ und solchen, die sich mit „weichen“ Themen beschäftigen, also alles rund um Haus, Garten und Gefühle, oder allgemein im Bereich Unterhaltung. Hier erzielen Frauen nämlich einen Machtanteil von gigantischen 48,9 Prozent. Alles halb so schlimm also? Nein. Da, wo es um die entscheidenden Themen geht, da wo über Politik und Wirtschaft gestritten wird, bleiben Frauen außen vor.

Was in der Studie nicht mitgedacht wurde, ist, dass die Diskriminierung im Journalismus nicht beim Geschlecht endet. Es braucht nicht nur mehr Frauen. Um die Gesellschaft im Ganzen abzubilden, braucht es auch viel mehr Diversität. Denn die Redaktionen sind immer noch voll mit weißen Biodeutschen.

Brauchen wir also eine Frauenquote im Journalismus? Ja. Und dann noch eine darüber hinaus. Für Menschen mit Migrationsbiografien, für nichtweiße Journalist*innen.

Andernfalls müssen sie halt warten, bis die alten weißen Männer alle tot sind und ihre Posten frei werden. Welchem Mann das jetzt Angst macht: Gut, fürchtet euch ruhig.

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