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Deutscher Blick auf Israel und PalästinaUngeteiltes Mitgefühl

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Ist palästinensisches Leid weniger wert als anderes? Die deutsche Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen ist beängstigend.

Eine Frau steht in den Trümmern eines Hauses, das durch israelischen Beschuss zerstört wurde Foto: Ibraheem Abu Mustafa/reuters

D er Schock über den Überfall der Hamas sitzt tief. Im Morgengrauen überwanden ihre Kämpfer die Grenzanlagen zum Gazastreifen und ermordeten über 1.300 Menschen – Soldaten und Zivilisten, darunter Hunderte Besucher eines Musikfestivals und Bewohner angrenzender Ortschaften. Ganze Familien sind unter den Opfern, viele Frauen, Kinder, sogar Babys. Knapp 200 Menschen nahmen die Terroristen als Geiseln und entführten sie in den Gazastreifen. Unter ihnen sind viele junge Menschen, die familiäre Verbindungen in alle Welt hatten. Es könnten Freunde oder Angehörige von uns sein – so denken und fühlen viele, auch ich.

Man muss das als Terror bezeichnen, denn er verbreitet Angst und Schrecken, und Massaker an Zivilisten sind ein Kriegsverbrechen. Auch wer der Meinung ist, Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen hätten das Recht, Widerstand zu leisten gegen ihre andauernde Unterdrückung, muss das anerkennen. Denn auch für Widerstand gelten die Regeln des Völkerrechts.

An Regeln halten müssen sich aber auch jene, die auf solchen Terror reagieren müssen. Regierungen müssen dabei die Verhältnismäßigkeit wahren. Zweifel sind angebracht, dass die israelische Regierung sich daran hält. Keine zwei Tage nach dem Angriff der Hamas kündigte der israelische Verteidigungsministers Joaw Galant eine vollständige Blockade des Gazastreifens an – „kein Strom, keine Lebensmittel, kein Wasser, kein Gas“. Zur Begründung sagte er, sein Land kämpfe gegen „menschliche Tiere“. Das ist eine gefährliche Sprache, und die Totalblockade kommt einer kollektiven Bestrafung der Bevölkerung von Gaza gleich.

In der ersten Woche des Kriegs hat die israelische Armee nach eigenen Angaben mehr als 6.000 Bomben über Gaza abgeworfen, so viel wie noch nie in so kurzer Zeit, und unter anderem das zentrale Geschäftsviertel Rimal verwüstet. Dort hatten Einkaufszentren und Ministerien, die Büros internationaler Medien und Hilfsorganisationen ihren Sitz, nun gleicht die Gegend einer Mondlandschaft. Seit den israelischen Angriffen sind nach palästinensischen Angaben bis Donnerstag bereits mehr als 3.700 Menschen getötet worden, darunter viele Frauen und Kinder – mehr Menschen als nach dem letzten großen Gaza­krieg im Sommer 2014, der immerhin 50 Tage andauerte. Auch damals gab es eine Bodenoffensive, jetzt steht wieder eine bevor. Doch Israels Premier Netanjahu drohte, das sei erst der Anfang gewesen. Israels Reaktion auf den Angriff der Hamas werde „über Generationen nachhallen“.

Israel wirft der Hamas vor, Menschen als „Schutzschilde“ zu missbrauchen, sich inmitten der Zivilbevölkerung zu verstecken oder Waffen zu lagern. Das mag stimmen – es entbindet die israelische Armee aber nicht von ihrer Verantwortung, Zivilisten zu schonen. Stattdessen hat sie jetzt rund 1,1 Millionen Zivilisten aufgefordert, den Norden des Gazastreifens zu verlassen – eine Forderung, die UN-Generalsekretär Antonio Guterres als „extrem gefährlich“ bezeichnet hat.

Juden und Jüdinnen weltweit fühlen sich durch Bilder von ganzen Familien mit Kindern, die von den marodierenden Mörderbanden der Hamas ermordet wurden, an Pogrome und an den Völkermord durch die Deutschen erinnert, dem rund sechs Millionen Juden zum Opfer fielen. Palästinenser fühlen sich angesichts der Bombardierung und der Aufrufe der israelischen Armee, ihre Heimat zu verlassen, an die Schrecken der Nakba erinnert, die gewaltsame Vertreibung und Flucht von rund 700.000 Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen im Zuge der israelischen Staatsgründung 1947. Gegen Gefühle kann man schlecht argumentieren.

Wer glaubt, ohne die Hamas würde Frieden in Gaza herrschen, ist naiv oder kennt den Konflikt nicht

Es ist nachvollziehbar, dass viele Deutsche mit jüdischen Israelis und ihren jüdischen Nachbarn in Deutschland mitfühlen. Weniger verständlich ist, wie manche hierzulande die Gewalt gegen Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen relativieren oder rechtfertigen.

Und wie will die Bundesregierung glaubwürdig in anderen Konflikten auf das Völkerrecht pochen, wenn sie jetzt schulterzuckend reagiert, als seien die Menschen in Gaza an ihrem Schicksal irgendwie selbst schuld? Das ist ein politisches Versagen. Die Menschen in Israel und in den palästinensischen Gebieten verdienen unser ungeteiltes Mitgefühl und unsere Hilfe.

Knapp 200 israelische Geiseln sollen sich in den Händen der Hamas befinden. Sollte die israelische Armee mit den Bombardierungen fortfahren und im Gazastreifen einmarschieren, sind auch deren Leben bedroht.

Es braucht eine dauerhafte politische Lösung

Wer glaubt, ohne die Hamas würde Frieden in Gaza herrschen, ist naiv oder kennt die vergangenen 75 Jahre dieses Konflikts nicht. Sollte die Hamas „vernichtet“ werden, wie es jetzt heißt, wird eine andere Gruppe an ihre Stelle treten – jedenfalls solange sich nicht die Bedingungen ändern, die dazu geführt haben, dass so eine mörderische wie selbstmörderische Organisation überhaupt entstehen und sich im Gazastreifen etablieren konnte. Israel kann die Hamas militärisch schwächen, aber der Preis wird das Leben von tausenden Zivilisten sein. Der Glaube, das Problem damit zu beseitigen, wird sich wie schon so oft als Illusion erweisen. Es wird keine militärische Lösung geben.

Statt sich vorbehaltlos hinter Israels Regierung zu stellen, wäre es besser, die deutsche Regierung würde sich für einen Waffenstillstand und für eine dauerhafte politische Lösung einsetzen. Angesichts von Übergriffen auf Synagogen und antisemitischen Slogans auf deutschen Straßen ist es selbstverständlich, dass deutsche Politiker sich schützend vor Jüdinnen und Juden in Deutschland stellen und diese Straftaten verurteilen.

Doch ein Wort des Mitgefühls gegenüber Palästinenserinnen und Palästinensern hierzulande, die um die Menschen im Gazastreifen bangen und zugleich unter Pauschalverdacht geraten, würde auch nicht schaden und helfen, ihnen ihre Ängste zu nehmen.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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42 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Danke für diesen sachlichen Kommentar. Eigentlich sollte das eine Selbstverständlichkeit sein, bei unserer Werte orientieren Außenpolitik.

  • "Es ist nachvollziehbar, dass viele Deutsche mit jüdischen Israelis und ihren jüdischen Nachbarn in Deutschland mitfühlen. Weniger verständlich ist, wie manche hierzulande die Gewalt gegen Pa­läs­ti­nen­se­r:in­nen relativieren oder rechtfertigen." Unsere Gesellschaft ist in weiten Teilen immer noch mehr oder weniger rassistisch, von daher wundert mich das nicht. Ansonsten sehe ich die Dinge ähnlich.

  • Solange Leid einen Wert hat und die Bemühung um Verbesserungen weniger, wird mit Leid Politik gemacht.



    Kotz.

    • @aujau:

      In einem anderen Artikel wurde übrigens vor einigen Tagen die mangelnde Anteilnahme der Deutschen am Schicksal der ermordeten Israelis beschrieben.

  • Danke für diesen guten Kommentar. Auch sollten wir Verletzungen des Internationalen Rechts, und im Fall von Israel/Gaza des humanitären Völkerrechts, überall dort benennen wo sie stattfinden und nicht selektiv wegschauen. Ansonsten werden uns, insbesondere aus den Ländern des Globalen Südens, double standards vorgeworfen.

  • Erstmal die wichtige Einordnung, dann das Anliegen auf dem letzten Drittel. Prioritäten.

  • Warum sind auf solchen Bildern im weibliche Trauerpersonen, dürfen Männer nicht trauern? Rhetorische Frage… Die unhinterfragte Bildkultur. Männer im Krieg = Täter, Frau und Kind = Opfer. Hab ich schon in der Schule bei den Kommies gelernt.

  • Danke für diesen Kommentar. Es sollte selbstverständlich sein, die Dinge so zu sehen, ist es aber leider nicht.

    • @Deutschfranzose:

      Die Propaganda der Hamas scheint zu wirken...



      Ein Blick in die "Charta" der Hamas-Terroristen würde auch nicht schaden und zeigt ihr Ziel: die Auslöschung Israel. Um jeden Preis. Verhandlungen werden strikt abgelehnt, das Wohl der eigenen Bevölkerung im Gaza scheint denen ziemlich egal zu sein.

  • Wir sind durch den WW2 und seine Aufarbeitung geprägt und das hat bei uns zu einer gewissen Härte geführt. Wenn z.B. über Moral Bombing gesprochen wird, dann wird immer auch der Kontext hergestellt was "die Deutschen" getan haben und es wird zwar grundsätzlich anerkannt dass das schlimm war, aber immer mit einem unverhandelbaren "...aber..." im Hinterkopf, das das Leid als mittelbar selbst verursacht einstuft.

    Genauso wird nicht zwischen "den Nationalsozialisten" und "den Deutschen" unterschieden, sondern angenommen, dass erstere von umfänglich informierten letzteren getragen wurden - wir lassen in der Frage der Verantwortung kein Wegducken hinter Unwissenheit oder Unterdrückung zu. Dementsprechend fällt es schwer argumentativ einen Unterschied zwischen "Putins Regime" und "der russischen Bevölkerung" oder auch "der Hamas" und "der palästinensischen Bevölkerung" zu machen. Ebenso ist sicherlich auch eine mangelnde Differenzierung auf Seiten von Israelkritikern zwischen der israelischen Regierung und der israelischen Bevölkerung zu erklären.

    Die emotionale Härte gegenüber dem Leiden auf Seiten der "Aggressoren" birgt Risiken und kann sich zu einem echten Problem entwickeln, aber sie kommt nicht aus dem Nichts und lange Zeit waren wir der Meinung dass der "Deal" für uns passt um eine konsequente Linie in der Aufarbeitung unserer Vergangenheit zu gewährleisten.

  • Sorry, Herr Bax, aber: Die Realität streift ihr Kommentar höchstens. Wie kommen Sie darauf, dass die Bundesregierung angesichts des Leids der Zivilbevölkerung im Gazastreifen nur mit den Schultern zuckt?



    Die humanitäre Hilfe für Gaza wurde von Berlin gerade um 50 Millionen Euro erhöht. Außenministerin Baerbock erkläre offentlich:



    "Zivilistinnen und Zivilisten (im Gaza) brauchen sichere Räume, in denen sie Schutz finden und mit dem Notwendigsten versorgt werden können."

    Und: "Den Menschen dort fehlt es gerade an allem. Die Wasservorräte gehen zu Ende, Nahrungsmittel werden knapp, die Stromversorgung ist unterbrochen. Auch deshalb ist es mir so wichtig, mit den Vereinten Nationen und unseren anderen Partnern darüber zu sprechen, wie humanitäre Güter nach Gaza kommen und wir Schutzorte in Gaza schaffen."

    Auch stellt niemand in der Bundesregierung in Frage, dass der Nahost-Konflikt militärisch nicht zu gewinnen ist, es vielmehr eine politische Lösung bedarf - und die heißt meines Wissens noch immer Zwei-Staaten-Lösung.

    Weiter: Eine Totalblockade des Gaza - kein Wasser, kein Strom, kein Gas, keine Lebensmittel - gibt es nicht. Wasser wird von den Israelis längst wieder eingeleitet, Lebensmittel und andere Hilfsgüter können über den ägyptischen Grenzübergang wieder fließen.

    Die Aufforderung der israelischen Regierung an die Bewohner von GAZA-Stadt, die Region Richtung Süden zu verlassen und ! die Einrichtung von Fluchtkorridoren ist genau das, was sie fordern: Der Versuch möglichst wenig zivile Opfer zu produzieren und unterscheidet sich daher fundamental von dem, was Hamas macht.

    Die Rhetorik von Nethanjau ist widerlich. Das ist stimme ich zu.

  • Volle Zustimmung. Auf einen solchen differenzierten Kommentar habe ich gewartet!!!

  • Herr Bax,

    Frage an Sie: HAT Israel aus ihrer Sicht nun ein Recht auf Selbstverteidigung (das eben AUCH grundsätzlich das Recht einschließt, gegnerische Stellungen anzugreifen, auch wenn sie inmitten der Zivilbevölkerung errichtet sind), oder nicht??

    Zum Zweiten: Was soll die Israelische Armee denn zur "Schonung der Zivilbevölkerung" tun, wenn nunmal das militärisch notwendige Zielgebiet ihrer Operationen voller Zivilisten ist, es aber als "Vertreibung" gescholten wird, diese zu warnen, dass sie da nicht sicher sind?

    Zum Dritten hat Israel die totale Blockade des Gazastreifens deutlich kürzer aufrechterhalten, als die Hamas ihre Geiselnahme-Expeditionen. Man sollte die Verhältnisse wahren.

    Zum Vierten ist die Zivilbevölkerung des Gazastreifens ein wesentlicher Teil der Machtbasis der Hamas - und zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit ziemlich durchgängig, sonst hätte sich eigentlich IRGENDWER finden müssen, der die Israelis über die (zwangsläufig umfangreichen und daher sichtbaren) Vorbereitungen für die verbrecherische Großoffensive am 7. Oktober informiert.

    Zum Fünften: Wo wird hier der Aspekt ignoriert?? Der wievielte Artikel ist das hier, der einen humanen Umgang mit der palästinensischen Zivilbevölkerung anmahnt und dabei mehr Platz auf diese Mahnung verwendet als für die Befassung mit der Greuel, die die IDF auf den Plan gerufen hat? Welcher Regierungschef hat noch NICHT Israel in der einen ode anderen Weise ins Buch geschrieben, dass es die Rechte der Zivilbevölkerung nicht in die Tonne treten darf? Hat die IDF nicht ein mehrstufiges Vorwarnsystem entwickelt, um ziviele Opfer so gut es geht zu minimieren?

    Die Einzigen denen das Leben und Leid der Bewohner des Gazastreifens wirklich egal zu sein scheint (wenn sie es nicht sogar begrüßen), sind die Hamas-Terroristen. Und wer das so ignoriert und den moralischen Zeigefinger so ausschließlich in Richtung Israel schwingt wir Ihr Artikel, der spielt denen letztlich auch noch in die Hand.

    • @Normalo:

      Das eine Kriegsverbrechen, rechtfertigt NIEMALS das andere Kriegsverbrechen.

    • @Normalo:

      Niemand hat ein Rezept dafür, was Israel gerade realistisch tun kann, ohne die Situation dauerhaft noch zu verschlimmern. Ein totaler Krieg in Gaza, an den man sich "noch nach Generationen erinnern wird", kann nicht zu einem Happy End führen. Vielleicht gibt es keines.

      Deutschland ist ein Freund Israels. Freunden sagt man auch, wenn sie dabei sind, "große Dummheiten" zu machen. Gaza von Wasser, Lebensmitteln und Energie abzuschneiden (die von der Autonomiebehörde bezahlt werden), entspricht nicht unseren Moralvorstellungen, also sollten wir das auch sagen.

      • @Deutschfranzose:

        Mein Hauptproblem ist, dass sich Herr Bax über einen Mangel an Mitgefühl und Rücksichtnahme echauffiert, der nur auf Basis ENTWEDER einer Verneinung des Selbstverteidiungsrechts Israels ODER eines völlig ignoranten Hinweggehens über die realen Bemühungen sowohl auf politischer, medialer alsauch militärischer Ebene überhaupt diagnoistiziert werden kann.

        Dass die Blockade eine Dummheit war, können Sie Gift nehmen, dass Israel das von seinen Freunden nicht zu knapp erklärt bekommen hat (und noch bekommt). Aber in der Analyse KANN man vielelicht auch mal feststellen, dass dieser Missstand abgestellt ist, der unmenschliche Umgang der Hamas mit Freund und Feind aber mit voller Überzeugung fortgeführt wird.

        Die Stoßrichtung ist einfach grundfalsch, wenn man bedenkt, dass die Schädigung und Dämonisierung Israels genau das Ziel aller Handlungen der Hamas ist.

    • @Normalo:

      Danke! Es bringt es ziemlich auf den Punkt. Der vierte Punkt ist nicht unerheblich. Und der wird tatsächlich sehr selten genannt. Die Mehrheit der Bevölkerung sympathisiert mit der Hamas. Wenn es daher heißt, man muss die Menschen von der Hamas befreien, sollte man erst mal fragen, ob die denn befreit werden möchten.

      Abschließend bleibt mir nur zu sagen: Selbstverständlich habe ich Mitgefühl mit einer Familie in Palästina, die ihr Kind oder ein Elternteil verliert. Krieg ist und bleibt sch...

      • @Strolch:

        Selbst wenn sie es nicht wollen (was offensichtlich der Fall ist), sollte man sie befreien. Zu ihrem eigenen Wohle und zu dem Israels. Viele Deutsche wollten damals auch nicht befreit werden und doch war es ein großes Glück wie wir heute wissen.

      • @Strolch:

        Haben Sie das mit der Mehrheit von einem Meinungsforschungsinstitut der Hamas?



        Außerdem kann man an Normalos viertem Punkt zweifeln. Erinnern Sie sich, die russischen Soldaten, die in die Ukraine einmarschiert sind, dachten am Anfang, es handle sich um eine Übung. Also, daß jemand außerhalb der Führungsriege von den Details der Planung etwas wusste, darf man doch bezweifeln.

        • @Deutschfranzose:

          Westrussland und Gazastreifen in der Hinsicht gleichzusetzen, halte ich für grob irreführend. Putins Führungskader hatten ein riesiges weites Land, in dem sie ihre Truppen umherschieben, verstecken und selbst irreführen konnten. Gaza hingegen ist winzig und dichter besiedelt als eine gewöhnliche Großstadt. Wenn man da tausende Raketen und hunderte Bodentruppen mit entsprechenden Waffen in Stellung für einen sorgfältig abgestimmten Angriff bringt, dann KRIEGEN die Leute das mit, ob sie wollen oder nicht.

          Was sie davon halten, kann man nicht messerscharf, aber doch mit ganz guten Wahrscheinlichkeiten daraus schließen, was daraufhin nach außen sickert. Und das war NICHTS. Das hätte es z. B. in einem gut funktionierenden Polizeistaat wie der DDR nicht gegeben und das würde es auch umgekehrt nicht geben, wenn Israel einen ähnlich groß angelegten Überfall auf Palästinensergebiete vorbereiten würde: Es fänden sich bei aller Bemühung zur Geheimhaltung immer zumindest ein paar Wenige, die es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren könnten, so eine Katastrophe ihren Lauf nehmen zu lassen, ohne wenigstens eine Warnung zu schicken.

        • @Deutschfranzose:

          Hmm. Mit reichen ehrlich gesagt die Sympathie die der Hamas in Deutschland entgegen kommt, siehe Berlin. Glauben Sie ernsthaft, dass ist vor Ort anders? Habe ich eine Anti-Hamas Demo verpasst? Klar, wenn Sie einen Beweis brauchen, kann ich keinen bieten. Aber welchen Beweis bietet den der Autor des Artikels bzgl mangelndem Mitgefühl?

    • @Normalo:

      Haben die Palästinenser ein Recht auf staatliche Unabhängigkeit?

      • @Francesco:

        Aus meiner Sicht wäre das die beste Lösung - aber GANZ sicher nicht in der Form, für die die Hamas mordet, nämlich der Vernichtung des Staates Israel.

      • @Francesco:

        Ich bin kein Alter Ego von "Normalo", aber ja, die Palästinenser haben ein Recht auf Unabhängigkeit.

        Aber darum geht es nicht im Kommentar von Herrn Bax und auch nicht in dem von Normalo.

        Da geht es um die Frage, ob das Leid der Palästinenser in Deutschland genügend anerkannt wird, bzw. ob das jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist.

        Beim letzten Punkt sage ich: Nein. Es geht nicht, das Entsetzen über die teilweise furchtbaren Morde der Hamas-Leute mit solchen Hinweisen abzuwerten.

        Und wenn man sich die Meldungen über pro-palästinensische Demos ansieht, fehlt es an Anteilnahme nicht.

        Und so schrecklich das ist, was die Zivilbevölkerung dort erleidet, schuld daran ist die Hamas, nicht Israel.

    • @Normalo:

      "Zum Dritten hat Israel die totale Blockade des Gazastreifens deutlich kürzer aufrechterhalten, als die Hamas ihre Geiselnahme-Expeditionen. Man sollte die Verhältnisse wahren."

      Meines Wissens besteht die totale Blockade immer noch.

      • @Francesco:

        Sie ist stark gelockert.

    • @Normalo:

      Vielen Dank für diese Antwort auf einen Artikel, dessen Sinnhaftigkeit sich nicht erschließt. Am Ende sind es immer die Israelis, die den schwarzen Peter haben, egal, was sie machen. Dabei ist es alleine die Sache der Palästinenser, die Hamas für immer zu zerschlagen und in Frieden mit Israel zu leben.

      • @Gnutellabrot Merz:

        Danke für die sachlich korrekte Kritik an dem Artikel. In Israel gab und gibt es große Kritik und Demonstrationen gegen die herrschende Regierung Netanjahu, die mit ihren rechtsextremen und ultra-orthodoxen Eiferern die Demokratie und den Friedensprozess bedrohen. Wo gibt es diese Kritik an der Hamas in Gaza? Zumindest mir ist dazu nichts zu Ohren gekommen. Solange Hamas und andere islamistische Organisationen und Staaten (Hisbollah, Iran...) und ein Großteil der muslimischen Welt Israel das Existenzrecht abstreiten und jede Form von Terror und Gewalt gegen Juden oder den Staat Israel befürworten oder billigen, kann es dort keinen Frieden geben und auch kein freies und unabhängiges Palästina. Israel kann dieses zusätzliche Risiko für seine Sicherheit und damit für das Leben seiner Bürger erst dann eingehen, wenn Iran, Hamas und andere maßgebliche Akteure Israel als Staat anerkennen und damit aufhören, in Wort und Tat Israel das Existenzrecht abzusprechen. Dass daran auch die Bedingung geknüpft werden darf, dass Israel einen Staat Palästina zulässt und anerkennt, ist nachvollziehbar. Allerdings bedarf dies eines langen diplomatischen Atems und viel guten Willens auf allen Seiten. Die Drohungen gegenüber Israel, dass man diesen Staat auslöschen will, müssen unbedingt aufhören, und dass der Terror der Hamas auf keinen Fall der Sache der Palästinenser dienlich ist, müssen auch deren Förderer erkennen und klar aussprechen, in erster Linie der Iran. Da das aktuell sehr unwahrscheinlich ist, sehe ich leider zurzeit wenig Hoffnung für eine solche, friedlichere Entwicklung, die über einen reinen Waffenstillstand hinausgeht. Und ja, natürlich darf man auch die zivilen Opfer auf palästinensischer Seite betrauern.

  • Ich denke das Mitgefühl ist durchaus da und wird auch ausgedrückt. Was z.B. aber mich persönlich erheblich irritiert ist die absolute Empathielosigkeit und Gewaltbereitschaft auf den Pro Palestine Veranstaltung gegenüber jüdischen Leid und das Fehlen von Selbstkritik bzgl. der Hamas Charta. Und aktuell und leider auch schon vorher ist es nun mal für Juden gefährlich sichtbar auf die Strasse zu gehen.

    • @Petcat:

      Eben, und daß das von Teilen der Linken und der "Zivilgesellschaft" weitgehend kritiklos hingenommen wurde und wird, finde ich angesichts des hochmoralischen Eigenbildes dieser Gruppen zumindest irritierend.

  • Sorry... aber mein Eindruck ist da leider ein ganz anderer: Es waren noch nicht alle Opfer des Hamas-Massakers bekannt, als schon gemahnt wurde, dass die Isrealis doch jetzt bitte Maß halten sollen bei ihrer Reaktion...



    Die Palästinenser hierzulande werden mit in Haft genommen für die Morde in Israel? Erstens höre ich allerorten die Mahnung, doch bitte nicht alle Palästinenser in einen Topf zu werfen. Ok. Aber vielleicht würde das leichter fallen, wenn sich mehr Palästinenser laut zu Wort melden würden, wenn in Neukölln Baklava zur Feier des Massakers verteilt wird und die Muslimverbände nicht in tagelanger Überzeugungsarbeit zu einer Distanzierung von Hamas "getragen werden" müssten...

  • Puh, also …

    Zunächst einmal beginnt der Artikel mit der Unterstellung, es gebe weniger Mitgefühl für palästinensische Opfer. Angesichts der marodierenden Aufläufe in vielen deutschen Städten mitsamt antisemitischen Ausrufen bereits kurz nach den Pogromen sowie der umfassenden Solidarisierungen in der Kulturszene und innerhalb der Linken, kann ich kein mangelndes Mitgefühl erkennen.

    Auch die Berichterstattung in den Medien halte ich für ausgewogen. Dort wird ausgeglichen auch vom Leid im Gazastreifen berichtet und auch auf israelische Missetaten in der Vergangenheit eingegangen.

    Ebenfalls beantwortet der Autor geflissentlich nicht die zentrale Frage, wie Israel denn auf den Terror der Hamas reagieren solle. Mit Friedensverhandlungen? Wenn ich es richtig verstanden habe, nutzt die Hamas zivile Opfer bewusst in Kauf, lagert Waffen und Raketen in oder unter Schulen und Krankenhäusern.

    Auch kann ich nicht erkennen, warum ein Staat ein Gebiet, deren politische Vertreter ihn gerade verheerend attackiert haben, weiter mit Strom beliefern sollte.

    Die Hamas tut was sie tut weil sie weiß, dass Autoren wie Bax - der übrigens auch schon Antisemitismus - Vorwürfe an der Backe hatte - diese Kausalitäten außer Acht lassen und einzig Israel in die Pflicht nehmen.

  • Vielen Dank. Es ist nicht leicht, in der Medianlandschaft aktuell Worte der Empathie für die palästinensischen Zivilisten im Gazastreifen zu finden. Der Terror der Hamas ist furchtbar und strengstens zu verurteilen. Ich empfinde tiefstes Mitgefühl im Angesicht des Leids, welches die Hamas mit ihrem Terror ausgelöst hat. Aber das gleiche Mitgefühl empfinde ich auch Gegenüber den unschuldigen Opfern im Gazastreifen.



    Die grenzenlose Ignoranz der Medien und westlichen Regierungen gegenüber Opfern auf palästinensischer Seite - auch dort sterben unschuldige Frauen und Kinder im Rahmen der militärischen Gegenreaktion durch Israel - macht mich fassungslos. Man findet im nur selten ansatzweise kritische Worte an der kollektiven Bestrafung aller Menschen im Gazastreifen durch die Abtrennung von grundlegender Energie- und Wasserversorgung. Und wer die toten Zivilisten im Gazastreifen betrauert, dem wird zum Teil noch Antisemitismus vorgeworfen. Ich war selten so enttäuscht von der Verlogenheit des Westens gegenüber seinen eigenen, ach so heiligen Werten.

  • Leute, die das Morden der Hamas einfach so akzeptieren, haben jegliche Sympathie für ihre Sache verspielt.

  • Ja, ist ist halt so, dass die mächtigen Industriestaaten die Menschenrechte nur selektiv achten; das war schon zu Kolonialzeiten so und ist im Prinzip bis heute so geblieben.

    Das Konzept der Menschenrechte passt dazu nicht, weil es eben nicht selektiv ist, sondern allumfassend.

    Worauf wir deshalb hören sollten, sind linke und menschenrechtliche Positionen, welche nicht Instititutionen, sondern Menschen in den Mittelpunkt stellen.

    Institutionen sind ja nicht für sich selber da, sondern müssen sich vor den Menschen, vor ALLEN Menschen in ihrer Existenz rechtfertigen und nicht umgekehrt, wie es die Rechten und selektiven Menschenrechtler meinen.

  • Irgendwie richtig, aber eben auch falsch.



    Warum? Weil die Hamas eine Terrororgansisation ist. Waffenstillstand mit so etwas, geht das? Die ständige Raketenbedrohung israelischer Städte? Das Ziel der Auslöschung Israels auf deren Agenda? Der islamistische Ansatz? Wie kann das verhandelt werden? Deren Selbstauflösung verhandeln?



    Ich befürchte: Hamas wird militärisch eliminiert trotz hohen Verlusten an Menschenleben und Schäden an der Infrastruktur. Danach? Keine Idee... Zwangsverwaltung und Neuwahlen im Gazastreifen?

  • Endlich mal ein Kommentar, der auch sieht, dass die Palästinser*innen keine "menschliche Tiere" sind, sondern ebenso leiden wie andere Menschen auch. Die Meschen im Gaza haben ein Anrecht auf ein menschenwürdiges Leben und ebenso die im Westjordan.

  • was man ja schon gar nicht mehr sagen darf, ohne verstörende blicke auf sich zu ziehen, ist eine veruteilung der einen seite ohne die andere mit gleichzeitig zu erwähnen. die einleitung in diesem text belegt das perfekt.



    leid ist leid. so simpel wie wahr. und doch erzeugt jeder größere kontext eine komplexere darstellung. denn wenn humane missstände ideologisiert werden, ist es zuweilen schwer, eine eindeutigkeit in der haltung bewahren zu können ohne gefahr zu laufen, von dieser ideologie gefärbt zu werden.



    am besten, man hält sich aus dieser diskussion ganz raus. und wechselt nur noch auf die persönliche ebene. denn mitgefühl ist nichts abstraktes, sondern was konretes. ich habe meine palästinensischen nachbarn gefragt, ob ihre angehörigen sicher sind. und die gleichen fragen habe ich meinen israelischen bekannten gestellt.

  • Natürlich ist die Lage der Palästinenserinnen und Palästinenser in Gaza schrecklich und wir sehen eine humanitäre Katastrophe.

    Gleichzeitig sehen wir auch ein Dilemma. Israel kann nicht einfach nichts tun, kann aber auch nicht die Terroristen zur Fahndung ausschreiben. Will offensichtlich keine Bodenoffensive starten, bevor möglichst viele Zivilisten das Gebiet verlassen haben.

    Sicher wird man die Hamas nicht vernichten können und könnte man es, würden wohl bald andere, ähnliche Gruppen folgen. Und was die Hamas und andere islamistische Gruppen ausmacht ist, dass die keinen Gesprächsbedarf haben, kein Interesse an Verhandlungen.

    Islamisten wünschen sich keinen eigenen Staat neben einem jüdischen. Sie wollen ein islamistisches Terrorregime "from the river to the sea", in dem nicht ein einziger Jude lebt.

    "jedenfalls solange sich nicht die Bedingungen ändern, die dazu geführt haben, dass so eine mörderische wie selbstmörderische Organisation überhaupt entstehen und sich im Gazastreifen etablieren konnte."

    Die Hamas ist der palästinensische Vertreter der Muslimbruderschaft. Die wurde 1928 in Ägypten gegründet. Ganz ohne von Israel dazu gezwungen worden zu sein.

    Und: Als Israel Gaza verlassen hat, wurde eine gewaltige Chance vertan. Man hätte ein kleines, prosperierendes Gemeinwesen haben können, aber das wollte man nicht. Man wollte Hass, Terror und Gewalt.

  • DANKE! Ich habe 10 Tage auf so einen Kommentar gewartet.

  • Ich habe da eine Frage: Wieviele (reiche) Menschen jüdischen Ursprungs finden noch Platz im Heiligen Land und wieviele arme Palästinenser müssen weichen ? Und wenn sie zu uns weichen, dürfen sie traurig sein, aus ihrer Heimat vertrieben worden zu sein (weil sie arm und rechtlos waren). Mir wäre es lieber, die Kapazität im gelobten Land zu begrenzen, friedvoll mit allen Nationalitäten, bei denen insbesondere auch traditionell die jüdischen Gemeinden eine wichtige Rolle spielen, zusammen zu leben, aber auch den Vertriebenen jeden Wohlstand und alle Rechte einzuräumen.