piwik no script img

Deutsche WaffenlieferungenSolidarität mit welchem Israel?

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Deutschland beliefert Israel mit immer mehr Waffen – das verlängert den blutigen Krieg unnötig. Die militärische Unterstützung Netanjahus ist falsch.

Protest in Jerusalem vor der Knesset gegen Premierminister Benjamin Netajahu am 15.01.2024 Foto: Debbie Hill /imago

E s ist schon ein bemerkenswerter Kontrast. In Den Haag berät der Internationale Gerichtshof dieser Tage über die Klage Südafrikas, das Israel vorwirft, in Gaza einen Genozid zu begehen. In Berlin beschließt die Bundesregierung zugleich, noch mehr Waffen an Israel zu liefern. Im vergangenen Jahr haben sich die Waffenlieferungen nach Israel bereits verzehnfacht. Jetzt will die Bundesregierung zusätzlich Munition für Panzer liefern. Das ist ein Irrweg.

Die Bundesregierung hat den Genozid-Vorwurf gegen Israel schnell vom Tisch gewischt und behauptet, er entbehre jeder Grundlage. Man könne die israelische Armee zwar für ein „zu hartes Vorgehen“ kritisieren, sagt Vizekanzler Habeck. Es sei aber vielmehr die Hamas, die Israel auslöschen wolle. Das mag so sein. Allerdings gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass Israel mit seinem „zu harten Vorgehen“ gegen das humanitäre Völkerrecht verstößt und Kriegsverbrechen begeht.

UN-Experten und Menschenrechtsorganisationen werfen Israel vor, Hunger als Kriegswaffe einzusetzen. Gerade hat die israelische Armee die neunte und letzte Universität von Gaza in die Luft gesprengt; zwei Drittel aller Schulen sind zerstört. Der militärische Nutzen dieser Zerstörungswut erschließt sich nicht. Vieles deutet auf eine Politik der verbrannten Erde hin, die weite Teile des Gazastreifens unbewohnbar und jede Zukunft dort unmöglich macht.

Es war richtig, dass sich Deutschland nach dem Terrorangriff der Hamas mit Israel solidarisch erklärt hat. Aber je länger der Krieg fortdauert, desto mehr stellt sich die Frage: Solidarität mit welchem Israel? Mit einer Regierung, in der manche inzwischen offen über ihre Vertreibungspläne schwadronieren, und einem Ministerpräsidenten, der ein Interesse daran hat, dass der Krieg möglichst lange andauert oder sogar ausgeweitet wird? Denn sobald der Krieg vorbei ist, wird sich Premier Netanjahu viele unangenehme Fragen stellen lassen müssen und vermutlich stürzen.

Waffenlieferungen stoppen

Oder sollte man nicht lieber mit jenen Menschen in Israel solidarisch sein, die sich Sicherheit, Frieden und ein Ende des Dauerkonflikts mit den Palästinensern wünschen? Dann sollte man nicht immer mehr Waffen liefern, die den Konflikt verlängern, sondern endlich einen Kurswechsel wagen.

Das Sterben im Gazastreifen muss endlich ein Ende haben. Ein Waffenstillstand scheint auch der einzige Weg, die in der Hand der Hamas verbliebenen Geiseln noch lebend zu befreien. Ein erster Schritt wäre, die geplanten Waffenlieferungen auf Eis zu legen. Sie könnten ein Druckmittel sein, um Netanjahu zu einem Kurswechsel zu bewegen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
Mehr zum Thema

51 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Deutschland wurde seit Beginn des Krieges mit Lügen aufgehetzt, selbst ein Beitrag wie dieser hilft da nichts mehr wie man in den meisten Kommentaren lesen kann, die immer noch behaupten das wäre alles in Ordnung was Israel dort treibt. Es war unter anderem auch extreme Moslem-Hetze. Und jetzt wundern sich alle, ach, auf einmal ganz schön viele rechtsextreme und Afd-Wähler in Deutschland zu sehen. Wenn Menschen suggeriert wird, dass alle Palästinenser Juden hassen und ihr einziger Wunsch ist diese zu töten und sie seien alle Terroristen, tja dann muss man sich nicht wundern.



    Und auch diese Lüge: Gaza sei doch frei gewesen. NEIN war es nicht, Gaza war von der Außenwelt abgeriegelt. Keiner konnte raus ohne einen Antrag zu stellen, dessen Bearbeitung oft Jahre gedauert hat. Bitte Leute, wacht auf - ihr wurdet belogen!

  • "Der militärische Nutzen dieser Zerstörungswut erschließt sich nicht. Vieles deutet auf eine Politik der verbrannten Erde hin, die weite Teile des Gazastreifens unbewohnbar und jede Zukunft dort unmöglich macht."

    Dann muss man den militärischen Nutzen, das Ziel der Bombardierungen der Städte wohl auch genau von diesem Ende her auch denken.

  • "Man könne die israelische Armee zwar für ein „zu hartes Vorgehen“ kritisieren, sagt Vizekanzler Habeck. Es sei aber vielmehr die Hamas, die Israel auslöschen wolle. Das mag so sein."

    Das "mag" nicht nur so sein, das ist IST exakt so!

    Es wäre auch für das Verständnis der israelischen Reaktion mehr als hilfreich, wenn man irgendwann mal zur Kenntnis nimmt, dass es Israel mit einem Gegner zu tun hat, dessen erklärtes Ziel die Vernichtung des jüdischen Staates ist. Das, und nichts anderes stand hinter den Massenmorden des 7.10. Und die Hamas hat in keinster Wese erkennen lassen, dass sie von diesem Ziel abrückt. Wer daher jetzt von Israel verlangt, sich mit der Terrororganisation in irgendeiner Weise zu arrrangieren, sollte doch bitte erklären, wie er ein Wiederholung dieses völlig anlasslosen Massakers verhindern möchte.

    • @Schalamow:

      "sollte doch bitte erklären"



      Man muss keine Lösung der NO-Konflikts (in dem es übrigens nicht nur um Israels Sicherheit geht) zur Hand haben, um auf die Einhaltung von Völker- und Menschenrecht zu insistieren - was übrigens auch die normative Grundlage für eine Kritik an Hamas ist: wenn internationales Recht nur gelten soll, solange es den eigenen Interessen dient, kann man jedenfalls schwer erklären, wieso sich anderen daran gebunden fühlen sollten.

    • @Schalamow:

      was ist, ist, alles andere ist nur Schein. Die Hamas kann vieles wollen, hat aber nicht die Fähigkeiten dazu. auch die Raketen der Hamas richten dank der israelischen Luftabwehr nur sehr begrenzten Schaden an. Somit bleiben als einzige greifbare Evidenz von Vernichtungswillen nur die Trümmer-u u Leichenberge in Gaza. 1200 tote Israelis gg über 23000 tote Palästinenser und eine weitgehend unbewohnbare Trümmerwüste. daran hat doch einzig die Hamas Verantwortung? Nein. Jeder der Waffen in die Hand nimmt und Bomben abwirft hat Verantwortung für sein Handeln. So wie auch außerhalb der Armee, im zivilen Leben sich jeder für sein Handeln verantworten muss. Wie lässt sich eine Wiederholung verhindern? indem der Konflikt beendet wird. Anders als früher versucht in Israel auch kein Politiker mehr zu bestreiten, dass Israels Ziel das ganze Land zwischen Meer u Jordan ist. Es war aber anhand der Siedlungstätigkeit auch schon früher völlig klar. 7 millionen wollen 7 Millionen eines anderen Volkes beherrschen, das kann nicht funktionieren. u auf Dauer gut gehen. Jedes andere Volk anstelle der Palästinenser würde sich verarscht und ungerecht behandelt fühlen. Und wenn Israel das nicht selbst erkennt müssen es seine "Freunde", zu seinem eigenen Schutz dazu bringen. Leisetreterei und Schwüre unverbrüchlicher Treue haben jahrzehntelang zu keinem Fortschritt geführt, da müssen langsam härtere Maßnahmen erfolgen um weitere Katastrophen zu verhindern.

  • Um Himmelswillen, bitte: Was kann daran falsch sein, Israel mit noch mehr Waffen ausreichend zu beliefern? Wir haben doch gerade in den letzten beiden Jahren lernen und erfahren müssen, dass die Ukraine den Krieg bisher nur deshalb NOCH NICHT gewonnen hat - weil wir Deutschen ZU WENIG Waffen liefern; also zu unentschlossen sind!

    Bitte, bitte, wiederholt diesen Fehler jetzt nicht auch noch bei den Israelis!

    Schlimm genug, dass in unserem Land der Antisemitismus und das falsche Verständnis FÜR TERRORISTEN immer mehr zunimmt - bis diese dann am Ende noch das Sagen haben.

    Ich kann nur sagen: EINHALT dem Ganzen! Also: MEHR Waffen für Israel ...

    • @Kahnt Karl-Heinz:

      Ich nehme an, Ihr Beitrag ist rhetorisch gemeint.

    • @Kahnt Karl-Heinz:

      kann keinen widerspruch entdecken. schlimm, dass die Ukraine im Stich gelassen wird, da bin ich ganz ihrer Meinung. Nur: Israel bekommt jedes Jahr Milliarden von Amerika als Zuschuss für seinen Wehretat, vertraglich abgesichert, seit Jahrzehnten - auch wenn gerade kein Krieg ist. Muss ich ihnen die Größenunterschiede zwischen Hamas, Israel, Ukraine u Russland erläuern - militärisch, bevölkerungsmäßig usw? Hätte die Ukraine die militärischen Kapazitäten Israels quo ante 7.Oktober, Russland hätte nichts zu lachen und hätte sich nicht getraut die Ukraine anzugreifen. Aber trotzdem hat es Israel nötig die Waffenlieferungen nochmal verzehnfacht zu bekommen? damit sie mehr über dem kleinen Gaza abwerfen kann als die Amis Während hier und überall sonst diverse Leute insinuieren, man könne nichts mehr an die Ukraine liefern, die Depots sind leer, das Geld ist alle. für Saudi-Arabien ist auch noch was da. Da ist doch was oberfaul.

      • @ingrid werner:

        Nichts für ungut, liebe Ingrid Werner: Mir müssen Sie gar nichts erklären, ich kenne die Unterschiede sehr wohl.

        Und ich habe Herrn Habeck sogar schon im vergangenen Jahr (26.06.2023) geschrieben, dass ich es für das Beste hielte, es also sehr begrüßen würde, wenn er - und seine Kameraden - SÄMTLICHES Kriegszeug aus Deutschland in die Ukraine verschaffen würden, dann hätte ich nämlich keine Sorge mehr, dass es noch hier in Deutschland zur Anwendung käme. Soll man sich damit austoben, wo man will. Wenn man meint, dass Krieg die Lösung ist. Nur um Himmelswillen bitte nicht hier - denn ich selbst bin KRIEGSDIENSTVERWEIGERER; so wie auch viele der Ukrainer, die ihr Leben deshalb lieber hierzulande verbringen ...

        Ich glaube übrigens auch nicht daran, dass Waffen in Gaza die Lösung sind. Nur: Was für die Ukraine gilt, muss im gleichen Maße für Israel Berechtigung haben. Das war mein eigentlicher Ansatz. Denn wer meint, dass nur ausreichend Bomben und Kriegsgerät in der Ukraine die Lösung sind, der kann das für Gaza doch nicht plötzlich bezweifeln, nicht wahr?

  • Danke für die wichtigen Kommentar.



    Der Zweck heiligt eben doch nicht alle Mittel.

    Es ist ja völlig verständlich das die 100 Milliarden für Rüstungsindustrie auch irgendwo mal "ankommen" muss, ob das auf die Köpfe von Zivilisten sein muss, wage ich jedoch zu bezweifeln.

    Danke das sie auch ansprechen das Israel gar keine so große Scham offenbart bei der "Remigration" der Palästinenser. Was in unseren Hemisphären gegen AfD und Faschokonsorten, ZU RECHT, kritisiert wird und dagegen vorgegangen wird....erreicht bei isr. Vorkommnisse maximal ein kleines "Du,Du", so ähnlich wie bei den Siedlungen.

    Deutschland und auch andere befreundete Staaten müssen Israel klar machen, dass sie mit dieser "Taktik" der verbrannten Erde keine Sicherheit erreichen werden. Die 2-Staaten-Lösung muss nun von außen kommen, so wie wir sie bei anderen Ländern auch initial gestartet und später unterzeichbar gemacht haben. Hier sehe aber von der westl. Wertegemeinschaft aber überhaupt nicht einmal eine Intention.

    • @Chris Ehl:

      "Die 2-Staaten-Lösung muss nun von außen kommen, so wie wir sie bei anderen Ländern auch initial gestartet und später unterzeichbar gemacht haben. Hier sehe aber von der westl. Wertegemeinschaft aber überhaupt nicht einmal eine Intention."



      Abgesehen von den Zwei-Staaten-Plänen, die in den letzten Jahrzehnten immer wieder von palästinensischer Seite abgelehnt wurden, meinen Sie?

      • @Encantado:

        nein, so wie Netanyahu es seit Jahrzehnten verhindert, dass es eine Zwei-Staaten-Lösung gibt. Am Anfang der Krieges sagte er in einer Ansprache: Er sei der einzige der eine Zwei-Staaten-Lösung verhindern konnte und dies auch in Zukunft kann.

      • @Encantado:

        Die palästinensische Seite hat nie die Zwei-Staaten-Pläne abgelehnt, sondern nur die israelischen Forderungen (dass große Siedlungsblöcke bestehen bleiben und an Israel abgetreten werden, dass Ostjerusalem an Israel abgetreten wird, dass Israel weiterhin Militär am Jordan stationiert und den Luftraum über den palästinensischen Territorien kontrolliert usw.)

  • Danke für diesen Kommentar. Israel ist so viel mehr als seine derzeitige Regierung.

  • Danke, Herr Bax, insbesondere fùr diesen Satz: " Der militärische Nutzen dieser Zerstörungswut erschließt sich nicht."

    Es sollte so offensichtlich sein, daß hier etwas ganz, ganz falsch läuft, aber anscheinend hat man in Deutschland große Angst davor, das offensichtliche zuzugeben: Netanyahus Regierung steht auf der falschen Seite.

    • @Deutschfranzose:

      "Netanyahus Regierung steht auf der falschen Seite."



      Und die richtige Seite ist...?

  • Das Ziel der IDF ist nicht, alle Palestinänser aus Gaza zu vertreiben. Der Krieg richtet sich allein gegen die Hamas, die mit UNO und EU Geldern ein verzweigtes Tunnelsystem aufgebaut hat und die Kinder in UNRWA Schulen ´zum Hass auf Israel anstachelt. Der Krieg könnte morgen vorbei sein wenn die Hamas sich ergibt und ihre Führer ausliefert. Das wird nicht passieren. Wenn Israel den Krieg jetzt stoppt, wird es in ein paar Jahren wieder ein Massaker an israelischen Zivilisten geben. From the river to the sea ist ein eindeutiger Slogan der Israel jedes Existenzrecht abspricht.

    • @bvbfan:

      Immer wieder diese Fake News! Ich werde nicht auf alle einzelnen eingehen, aber dass die Kinder in UNRWA Schulen zum Hass auf Israel anstachelt ist falsch. Schauen Sie sich hier die Ergebnisse einer unanhängigen EU-Studie des Lernmaterials in den Palästinensischen und Israelischen Schulen: commonslibrary.par...ngs/cdp-2021-0105/



      Est ist natürlich nicht alles perfekt und oft wird die andere Partei mal auch schlecht dargestellt, aber zu sagen, dass die Schüler "zum Hass auf Israel angestachelt werden" ist falsch. Wie kann man ein einzelnes Wort Ihres Kommentares glauben, wenn Sie solche Fake News propagieren?

    • @bvbfan:

      Diverse Minister der aktuellen Regierung Israels haben die Vertreibung der Palästinenser aus dem Gaza-Streifen gefordert

      www.zeit.de/politi...aestinenser-kritik

      Woher wissen Sie, dass dies nicht auch Weisung der IDF ist?

    • @bvbfan:

      Genauso sehe ich das auch. Danke. Und wiedereinmal kann man sich fragen, warum auf die IDF und die aktuelle Militärstrategie Israels Maßstäbe angelegt werden, die bei militärischen Aktionen und Kriegen anderer Staaten einfach gar nicht diskutiert werden. Ja, die israelische Regierung ist rechts und einige Regierungsmitglieder und ihre Parteien faschistisch. Aber das heißt doch nicht im Umkehrschluss, dass man deswegen die Hamas als Terrororganisation einfach weiter lassen sollte. Und wie will man die bekämpfen, wenn nicht jetzt militärisch?

    • @bvbfan:

      Alle Kriege wären morgen vorbei, wenn sich eine Seite heute ergibt. Das ist wohl kaum ein Argument.



      Und was ist der Unterschied zwischen "From the river to the sea" und "Israel muss die Kontrolle über das gesamte Gebiet westlich des Jordans behalten. Eine Zwei-Staaten-Lösung kann es deshalb nicht geben"?

    • @bvbfan:

      Und welche Gründe gab es vor dem 07.10.2023, warum Palästinenser, nicht nur durch isr. Streitkräfte sondern in ca. 10% der Fälle von radikalzionistischen Siedlermilizen getötet wurden, und mehr als 700 inhaftiert wurden, teils bis heute ohne Anklage?

    • @bvbfan:

      Ihren Forumsbeitrag sollten sich alle "Israelkritiker" als treffende Zusammenfassung hinter den Spiegel stecken. Ganz besonders auch der taz-Redakteur Daniel Bax!

    • 2G
      2422 (Profil gelöscht)
      @bvbfan:

      Und wenn Siedlerextremisten die Besetzten Gebiete für Israel beanspruchen, geht das in Ordnung für Sie? Und was meinen Sie, wie solche Sprüche bei den Bewohnern der Besetzten Gebiete ankommen? Denen die israelusche Armee gegenübersteht, die die Siedler-Extremisten jetzt schon dabei interstützt, ihre völkerrechtswidrigen Ansprüche durchzusetzen.

      • @2422 (Profil gelöscht):

        "Und wenn Siedlerextremisten die Besetzten Gebiete für Israel beanspruchen"



        Es sei einmal mehr darauf verwiesen, dass der Gazakrieg, um den es hier geht, im Gazastreifen stattfindet, aus dem sich Israel komplett zurückgezogen hat und aus dem es angegriffen wurde.

        • @Encantado:

          Erstens hat sich Israel nicht komplett zurückgezogen, sondern hatte nur keine Soldaten mehr vor Ort. Es hat aber weiterhin den Luftraum kontrolliert und die Küste und jeden Zugang zum offenen Meer verhindert. Es kontrolliert nach wie vor die Bevölkerungsregister und wer ein- und ausreisen darf (auch über die ägyptische Grenze).

          2. Gazastreifen und Westjordanland bilden rechtlich eine Einheit. Dass Israel nur noch einen Teil des palästinensischen Territoriums besetzt hält und nicht mehr alles, ändert wenig an der Besatzung. Wenn die Palästinenser sich dagegen wehren dürfen, dann auch aus dem unbesetzten Teil heraus.

    • @bvbfan:

      Der Slogan wird aber genauso verwerflich von der israelischen Rechten verwendet, nur im umgekehrten Sinne. Nicht nur von der extremen Rechten, sondern vor allem auch von Likud. Netanjahu hat das doch gerade erst auch getan.



      Kam heute in den Tickern: Netanjahu schließt Zweistaatenlösung aus. Zitat "In einer landesweiten Fernsehansprache teilte Netanjahu mit, dass Israel in jeder zukünftigen Vereinbarung die Sicherheitskontrolle über das gesamte Gebiet westlich des Jordans haben müsse."



      www.zeit.de/politi...el-gaza-krieg-live

  • Schon die Fragestellung ist falsch. Es gibt nur ein Israel. Entweder man unterstützt das Land oder man lässt es bleiben. Dann hat Hamas letztendlich doch gesiegt.

    • @Lars Sommer:

      "Dann hat Hamas letztendlich doch gesiegt."

      Im Prinzip hat Hamas bereits gesiegt in Anbetracht dessen, dass deren Anhänger weltweit (auch in Deutschland) jüdische und/oder israelische Menschen verfolgen.

      Trotzdem muss, meiner Meinung nach, alles getan werden, um jüdisches/israelisches Leben zu schützen ... Deutschland kann wenig beitragen, aber das Wenige sollte nicht verweigert werden.

      Worüber ich mich oft wundere ist, dass gerade die Menschen, die sich sonst für Minderheiten einsetzen, sich bei jüdischen/israelischen Menschen auf der Gegenseite positionieren.

      • @*Sabine*:

        "Worüber ich mich oft wundere ist, dass gerade die Menschen, die sich sonst für Minderheiten einsetzen, sich bei jüdischen/israelischen Menschen auf der Gegenseite positionieren."

        Wer von denen stellt sich denn gegen Juden? Natürlich muss alles getan werden, jüdisches Leben zu schützen. So wie jedes andere Menschenleben auch. Das kann keine Rechtfertigung dafür sein, Palästinenser zu töten bzw. dies zu unterstützen.

    • @Lars Sommer:

      Das ist natürlich völliger Unsinn. Der staat Israel ist weit mehr als seine aktuell rechtsnationale Regierung, hinter deren Politik auch im eigenen Land bei Weitem keine absolute Mehrheit steht. Man kann Israel und auch seinen Kampf gegen den Terror der Hamas in vielerlei Hinsicht unterstützen. Und trotzdem kann man militärisches Vorgehen kritisieren und beispielsweise Waffenlieferungen an Bedingungen knüpfen.



      Genau dieses absolute Freund oder Feind Denken isses doch, was die Situation so verfahren gemacht hat.

  • Ich glaube, die Frage ist nicht so einfach. Es gibt weder die große Mehrheit der Palästinenser, die am liebsten von heute auf morgen die Hamas los wären und mit Israel irgendeine Staatenlösung verhandeln würde. Noch gibt es das "andere Israel" in einer großen Zahl von Menschen, die gerne ihre Armee abrüsten würden, weil sie das nötige Vertrauen haben, dass dann keiner drumherum sich bedroht fühlte und auch niemand angreifen würde. Dieses Israel gibt es nicht.

    Artikel wie dieser sollten so seriös sein, die Masse der Menschen auch glaubhaft zu zeigen, für die sie vorgeben zu sprechen. Man kann trotzdem gerne alle Standpunkte vertreten, die ehrenhaft sind und gute Gründe haben - aber nicht vorgeben für "alle" Menschen zu sprechen.

  • 6G
    665119 (Profil gelöscht)

    Der Krieg endet, wenn die steinzeitislamistische Terrororganisation Hamas vollständig ausgeschaltet ist. Waffenlieferungen an Israel verkürzen daher den Krieg.

  • "UN-Experten und Menschenrechtsorganisationen werfen Israel vor, Hunger als Kriegswaffe einzusetzen." Wer oder welche Organisation soll denn das sein? Die UN beschäftigt diverse Palestinenser, logisch zu welchem Schluss diese kommen. Hinreichend bekannt und von diversen unabhängigen Medien bestätigt: die Hamas verhindert die Verteilung der Hilfsgüter.



    "... Der militärische Nutzen dieser Zerstörungswut erschließt sich nicht ..." es handelt sich um die Zerstörung der Hamas Infrastruktur. Absichtlich wurde diese in/unter Krakanhäusern, Schulen etc. angelegt. Somit sind genau diese Krankenhäuser, Schule etc. Kriegseinrichtungen. Offensichtlich hat die Hamas diese Situation geschaffen. jetzt dem israelischen Verteidiger die Schuld zuzuweisen ist doch grotesk. Hier offenbahrt sich die vollumfassende Menschenverachtung des radikalen Islams.

    "... Das Sterben im Gazastreifen muss endlich ein Ende haben ..." das Sterben im Gazastreifen hätte dann ein Ende, wenn es den moderaten palestinensischen Kräften (so es sie gäbe) gelingen würde alle Hamas Mitglieder auszuliefern und die Existenz des Staates Israels bedingungslos anzuerkennen. Ein unrealistischer Traum, wohlwissend.



    Am schnellsten hören die Kampfhandlungen auf, wenn man Israel, auch durch Waffenlieferuungen, in die Lage versetzt die Hamas zu eliminieren.

    • @maxwaldo:

      Dass Israel Hunger als Waffe einsetzt, hat doch der israelische Verteidigungsminister zu Kriegsbeginn selbst gesagt. Das kann man auch leicht ausrechnen, wenn man sieht, wieviele Hilfsgüter der Gazastreifen täglich benötigt und wieviele Israel tatsächlich zulässt.

  • Ich denke es ist äußerst unbedacht Netanjahu zu unterstellen, Interesse zu haben, den Krieg noch länger als nötig zu führen. Damit unterstellen Sie ihm, dass ihm sowohl die Leben in Gaza, als auch seiner eigenen Soldaten unwichtig ist. Selbst wenn Israel den Krieg in Gaza beendet, hat es noch mit weitaus gefährlicheren Feinden zu kämpfen, von denen es umzingelt ist. (Hisbollah, Iran, Syrien)



    Aber wenn die angreifen, können wir ja nochmal von vorne anfangen zu debattieren, ob man nun Waffen liefern soll oder nicht. Nur kann es sein, dass es dann wirklich zu spät ist.

    • @Hans Kl.:

      Natürlich will Netanjahu nicht länger Krieg als nötig. Die Frage ist aber, was Netanjahu als nötig ansieht. D.h., was seine Kriegsziele sind. Und auf jeden Fall will er die Palästinenser kontrollieren. Hisbollah, Syrien und Iran haben kein Interesse an einem Krieg gegen Israel.

  • Stimmt, der Krieg sollte schnellstmöglich beendet werden. Überzeugen Sie doch mal die Hamasfreunde in Berlin. Dann brauchen wir auch nicht mehr Netanjahu unterstützen.

    • @vieldenker:

      Die Hamas kann man nicht überzeugen, ohne die Vernichtung Israels bleibt nicht viel von deren Programm übrig.



      Genau deshalb muss Israel den Konflikt deeskalieren und andere Kräfte unter den Palestienensern stärken. Sofern es die gibt.



      Ich finde Israel muss weiter von Deutschland unterstützt werden, man kann Netanjahu und seine rechtsextremen Freunde trotzdem kritisieren.

      • @Jesus:

        Netanyahu ist Kritik egal, "nein", wenn es um finanzielle oder militärische Unterstützung geht, versteht er schon. Ohne Druck kein Ergebnis.

    • @vieldenker:

      Sehr knappe und präzise Analyse.

  • Ist Israels Kriegsmaschinerie im Konflikt mit Gaza überhaupt auf deutsches Gerät angewiesen? Kann mir nicht vorstellen, dass die Hamas mit Gleitschirmen und Tunneln für Terrorangriffe den Bombardierungen irgendwas entgegensetzen könnte. Oder braucht Israel das eher falls Hisbollah und Iran sich einschalten?

  • "Das ist ein Irrweg." So ist es. Mich wundert eigentlich nur noch wenig. Wie weit haben sich die Grünen von ihrer bisherigen Positionen verabschiedet? Fürcherlich, jeder Friedenbewegung so in den Rücken zu fallen. Da lobe ich mir Die Linke, die solidarisieren sich wenigstens mit der israelischen Friedensbewegung. Ist zwar nicht viel, aber immerhin.

  • Endlich - und das geht nicht gegen Israel oder Israelis oder Juden, es geht um eine unerträglich religiös belastete Politik. Ich bleibe dabei - für eine Trennung von Kirche und Staat als eine der wichtigsten Grundlagen für eine gute politische Zukunft auf der Welt.

    • @StefanMaria:

      Das ist im Kern kein Religionskonflikt, sondern ein nationaler. Nach zionistischer Sicht, bilden die Juden ein Volk und Israel ist der Nationalstaat des jüdischen Volks. Und auch auf palästinensischer Seite geht es im Kern nicht um Religion (nicht wenige Palästinenser sind Christen), auch wenn die Hamas das gerne so hätte.

    • @StefanMaria:

      Das ist möglicherweise so: in einer multireligiösen Gesellschaft mir Religionsfreiheit muss Relgion zu einer privaten Sache werden, ein Hobby wie viele andere auch, die keine gesellschaftliche Rolle mehr spielen darf. Sonst sind die Gegensätze zu groß und nicht zu überbrücken. Aber wird das funktionieren? Ebenso müsste wahrscheinlich in einer offenen Gesellschaft alles Nationale, Herkunft, identitätsstiftende Kultur etc. in den Hintergrund treten, der Staat dürfte keine Vereine, Strukturen etc. mehr unterstützen, die irgendwas mit bestimmten Ländern, Herkünften, Kulturen zu tun haben - weil es letztlich nicht auszutarieren ist. Solange es noch eine dominante Religion oder Herkunft gibt, kann man einfach die anderen fördern - ok, das kann funktionieren. Aber sobald der Punkt der Gleichberechtigung erreicht ist, muss man eigentlich alle abschaffen - im öffentlichen Leben. Alles muss ganz privat werden. Der Staat ist dann für Steuereintreiben und Mathematikunterricht zuständig (auch da gibt es Glaubenskriege, etwa über die Unendlichkeit, aber die verstehen nur sehr wenige). Ob das ganze funktioniert, weiß ich nicht - aber einen anderen Weg gibt es vielleicht nicht?

  • Also wenn Länder wie Urkaine, Saudi Arabien usw Waffen erhalten, dann wäre es nun wirklich absurd nicht an Isreal zu liefern!



    Das sich in den meisten Fällen durch militärische Lösungsansätze kein Frieden schaffen lässt ist eine andere Thematik.

  • Völlig richtig. Und nur weil die Hamas definitiv gerne einen Genozid verüben möchte, heißt das noch lange nicht, dass dies nicht Ziel der israelischen Rechten ist. Und diese momentan am längeren Hebel sitzt.



    Israel sollte man mit Patriot und so Kram ausstatten. Defensivwaffen (die müssen sein). Doch so wie jetzt geht es nicht weiter. Ich würde künftig höchstwahrscheinlich sicher die Partei wählen, die nicht blind solidarisch Angriffswaffen in der Welt verteilt. Staatsraison ersetzt kein Augenmaß; wer dies nicht abwägen kann, hat auch innenpolitisch vermutlich kaum mehr Verstand (upsi). Ausnahme vom Wählen-würde ist allenfalls die AfD.

  • danke. ich wünsche mir da von manchen meiner linken freund*innen (wie auch von der bundesregierung) weniger dogmatismus und mehr lernfähigkeit. wir müssen anerkennen, dass gleichzeitigkeiten existieren.

    • @herstory:

      Ich finde die Formulierungen "Solidarität mit welchem Israel?" (Artikel) und "anerkennen, dass gleichzeitigkeiten existieren" (Vorkommentar) gut.

      M. E. gibt es - ähnlich wie bei den USA - ein Gegenüber aus Innen- und Außensicht, die sehr sehr unterschiedlich sind.

      In der Innensicht, d. h. aus Sicht der wohl meisten Israelis und auch der meisten jüdischen Menschen in Deutschland (und wohl in anderen Ländern) ist Israel eine Art Safe Space, ein Sicherheitsraum, in dem endlich nach Jahrhunderten (genauer: Jahrtausenden) der Verfolgung Sicherheit besteht, weil sie selber an der Macht sind; das ist die alte zionistische Idee von der Heimstätte der Juden. Das große Bedürfnis nach einem Safe Space für jüdisches Leben ist mir erst in den letzten Monaten durch die zahlreichen Diskussionen deutlich geworden. Da scheint noch viel Angst und Aufgeregtheit mitzuschwingen, vermutlich aus den Traumata, sei es selbst oder durch Vorfahren erlitten. Und entsprechend gibt es - gut nachvollziehbar und legitim - eine große Sehnsucht nach absoluter Sicherheit.

      Die Außensicht schaut auf den Konflikt Israel-Palästina, auf die jahrzehntelange beidseitige Gewalt und die daraus folgenden Schwierigkeiten, dass beide Völker / Gesellschaften in Sicherheit und Frieden zusammen oder wenigstens nebeneinander leben.

      Und so sehen die einen ihr geliebtes Schutz-Israel und die anderen eine von zwei gewalttätigen Konfliktparteien. Auch mir fällt es schwer, beides zugleich zu sehen. Aber es ist gut, wenn ich dies lerne.