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Der Papst ist totEr stand auf der richtigen Seite

Kommentar von Philipp Gessler

Auch Franziskus hat Fehler gemacht. Entscheidend ist aber, dass er einer der wichtigsten Verfechter der freien und gerechten Welt war.

Letzter Besuch: US-Vizepräsident JD Vance (l) bei Papst Franziskus, 20.4.2025 Foto: Vatican Media/ap/dpa

M an kann ja zum Papst stehen, wie man will, aber dass ausgerechnet J. D. Vance zu seiner letzten Audienz kommen durfte, das hat er nicht verdient. Das mag ziemlich sarkastisch klingen, ist aber in zweierlei Hinsicht treffend, je nachdem, wer mit „er“ gemeint ist: Der US-Vizepräsident, 2019 zum Katholizismus konvertiert, nutzt seinen neuen katholischen Glauben zumindest öffentlich vor allem für sein reaktionäres politisches Programm – dass er die Ehre der letzten Audienz bekam, ist sehr unpassend.

Vance hat das nicht verdient. Aber natürlich hat es auch Franziskus nicht verdient, dass dies sein letztes politisches Gespräch auf Weltebene und hier auf Erden sein sollte. Denn der Papst und die Regierung Trump sind sich in fast allen Fragen so fern wie Himmel und Hölle, um das hier passende Bild zu wählen. Gleichzeitig leuchtet in dieser letzten, unglücklichen Audienz von Papst Franziskus etwas auf, was einen Blick in die Zukunft erlaubt.

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In dem großen, weltweiten Kampf zwischen Demokratie und Autokratie war der Papst in seinen zwölf Jahren als Pontifex maximus stets einer der wichtigsten Verfechter der freien Welt und eines Ausgleichs zwischen Globalem Norden und ­Süden. Die Empathielosigkeit, die Rücksichts­losigkeit und der Egoismus der neuen US-Regierung waren schlicht das Gegenprogramm dessen, wofür der Argentinier Jorge Mario ­Bergoglio stand.

Papst Franziskus hat in seiner Kirche viele Fehler gemacht. Um nur zwei große zu nennen: Demokratie war Franziskus sehr wichtig außerhalb seiner Kirche, innerhalb jedoch eher wenig – nur etwas „Synodalität“ durfte hier sein. In der Frauen- und nicht zuletzt in der Abtreibungsfrage blieb er ein konservativer Knochen, der grundsätzlich nichts an der bestehenden Lehre verändern wollte, auch wenn nun ein paar Frauen in führenden Ämtern des Vatikans ein wenig Macht haben.

Alles in allem ein Guter

Auch in der Missbrauchsfrage glich das Vorgehen von Franziskus eher einem Schlingerkurs. Aber wiegen diese Fehler seine Verdienste auf? In allen Fragen, die die weltweite Migration, Umweltschutz und eine faire globale Wirtschaftsordnung samt einer echten Solidarität mit den Armen der Welt betrafen, war Papst Franziskus auf der richtigen Seite und ein sehr wichtiger Mahner, den die Welt der Putins und Trumps so dringend braucht.

In der Kirche klopfen die reaktionären Kräfte, die übrigens oft J. D. Vance recht nahe­stehen, wieder an die Tür des kommenden Konklaves, das den nächsten Papst wählen wird. Papst Franziskus, der alles in allem ein Guter war, wird fehlen in diesem großen Kampf, innerhalb und außerhalb der Kirche. Sein Tod ist sehr traurig.

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52 Kommentare

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  • Er stand auf der Seite der Menschlichkeit und war einer der wirklich großen und wirkenden unserer Zeit. Und so wird er auch bei vielen in Erinnerung bleiben. Besonders bei nicht Kirchenfans wie mir und meinen Freund*innen die ihn wegen seiner Menschlichkeit feiern und immer in Erinnerung behalten werden.

    Wer über ihn meckert, hat selber sicher nie Duschen für Obdachlose gebaut oder einen schwer Kranken voller Geschwüre umarmt.

    Ruhe in Frieden Bruder Franziskus.

  • Wenn es so weitergeht, können katholische Frauen noch 100 Jahre auf Gleichberechtigung in der katholischen Kirche hoffen.



    Die wenigen zur Reform aufrufenden katholischen Frauen in Deutschland wurden von Papst Franziskus und vom Vatikan bekämpft.



    Die deutschen Bischöfe wurde mit ihren Reformvorstellungen zu Frauen in der Kirche vom Papst abgewatscht und verkaufen das dennoch als Erfolg.







    In Angola wehren sich katholische Bischöfe gegen die von Papst Franziskus angeschobene Liberalisierung gegenüber Homosexuellen, z. b. die Segnung homosexueller Paare.

    Zitat

    Die Zulassung von Segnungen, wie sie in der römischen Erklärung vorgesehen sind, „würden einen enormen Skandal auslösen und Verwirrung stiften (…). Wir beschließen, daß sie in Angola und São Tomé nicht stattfinden sollen“.

    katholisches.info/...as-fest-behauptet/

    Noch schlimmer sind evangelikale Radikale in Afrika. Der Schwulenhaß der Evangelikalen der lutherischen Kirche in Tansania z. B. ist ein Erbe deutscher protestantischer Missionare.

    journals.openedition.org/allemagne/2879

  • Er stand auf der richtigen Seite.



    Im Diesseits also?



    Ihm im Jenseits, das er verkündete, alles Gute noch.

  • „Always Look On The Right Side Of Life.."



    --



    „If life seems jolly rotten



    There's something you've forgotten



    And that's to laugh and smile at Vance and sing



    When you're feeling in the dumps



    Don't be silly chumps



    Just purse your lips and whistle, that's the thing



    And...



    Always look on the bright side of life



    (Come on)



    Always look on the right side of life"

  • Wer definiert die richtige Seite? Woher kommt die Legitimation, diese definiere zu dürfen?



    Wahr und Falsch gibt es in der Mathematik, mit Einschränkungen in den Naturwissenschaften, aber sonst?

  • Er stand auf der "richtigen Seite"...



    Kann man als Homosexueller nicht so bestätigen.

    • @Elvenpath:

      Geschmackssache. In erster Linie soll ein katholischer Papst ja die Gläubigen seiner Religionsgemeinschaft vertreten - da kann man es nicht allen recht machen.

  • "den die Welt der Putins und Trumps so dringend braucht". Na ja, zumindest Putin war mit dem Papst eigentlich recht zufrieden - seine Positionen und Äußerungen zum Krieg in der Ukraine und das teilweise wirklich nicht nachvollziehbare Verständnis für die russisch-orthodoxe Kirche, alles im Versuch, eine gewissen Einheit der Christenheit zu bewahren, waren auf Pius-12-Niveau.

  • „Ich möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen.“ (Papst Franziskus im März 2013 bei einer Audienz im Vatikan)

    Das hat Papst Franziskus leider nicht erreicht, weil der Kapitalismus überall seine gierigen Hände drin hat und auch ein sozialer Papst wie Franziskus dagegen nicht ankam.

    „Es wird nie einen wahren Frieden geben, wenn wir nicht in der Lage sind, ein gerechteres Wirtschaftssystem aufzubauen.“ (Papst Franziskus Dezember 2019 zum Weltfriedenstag am 1. Januar)

    „Wir haben uns an das Leiden des anderen gewöhnt. Es betrifft uns nicht. Es interessiert uns nicht. Es geht uns nichts an! (...) Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit genommen zu weinen!“ (Papst Franziskus im Juli 2013 in einer Predigt auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa, wo viele Flüchtlinge ankommen)

    Ich habe mit Religionen nichts am Hut, aber dieser Papst war ein guter Mensch und nur das zählt.

  • Ich werde ihn vermissen.



    Aber nur, weil er glaubwürdig die Armen und Marginalisierten der Welt in die Mitte seines Schaffens gestellt hat.



    Ansonsten ist gerade der Vatikan eine ultra-konservative Bastion, schon wenn jemand homosexuell oder dauerhaft in freier Partnerschaft leben will, geht das dort eigentlich nicht, auch wenn mancher Geistlicher es im römischen Nachtleben krachen lässt. Die katholische Kirche hat bisher wenig Anzeichen für eine tiefere Reform gehabt, Franziskus war gegenüber Benedict ein großer Fortschritt und der könnte bald durch einen weiteren erzkonservativen neuen Papst wieder aufgehoben werden. Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben ...

    • @Andreas_2020:

      Gabs durch ihn nachweislich weniger Arme und Marginalisierte?



      Dann hat er es nur glaubhaft verkauft und nichts geleistet.



      Die Kirche ist nach wie vor reich und die Armen arm.



      Katholizismus ist als Religion eine ultra-konservative Bastion.



      Was genau hat denn der gute Mann daran geändert? Oder ist es schon genug nicht ganz so schlimm zu sein wie man könnte?!

  • Es ist wenig glaubhaft, sich über jahrhundertealte verkrustete Macht- und Missbrauchsstrukturen in der katholischen Kirche aufzuregen, gleichzeitig aber von einem hohen - zugegeben, DEM höchsten - Amtsträger dieser Kirche zu erwarten, mit diesen Strukturen innerhalb einer im Vergleich nur kurz bemessenen Amtszeit aufzuräumen.



    Eine solche Erwartung würde dem Amt des Pontifex zu viel Macht und Bedeutung einräumen, die er innerhalb der Institution Kirche überhaupt nicht hat - auch als Stellvertreter Christi und Nachfolger Petri auf dem römischen Bischofssitz nicht.



    Es ist erstaunlich, (atheistische) Kirchenkritiker auf diesen Umstand immer wieder hinweisen zu müssen - zielführender wäre da doch eine Kritik der Institution und der Strukturen statt sich immer nur an der Person des jeweiligen Papstes abzuarbeiten. Und sich mit den Reformkräften innerhalb dieser Kirche zu solidarisieren statt deren Bemühen um Veränderung als vergebliche Liebesmühe abzutun oder sie sogar als Gegner im Kampf um eine bessere Welt zu identifizieren.

    • @Abdurchdiemitte:

      Institutionelle Religion ist einer der Hauptgegner wenn man die Utopie einer Besseren Welt betrachtet.



      Da es in den Artikel um den verschiedenen Pabst geht wird wohl auch der Kommentarbereich diesen zum Thema nehmen.



      Und jemanden der 10 Jahre Zeit hatte etwas zu bewegen aber der lediglich nicht ganz so übel war wie einige seiner Vorgänger als "auf der richtigen Seite" zu bezeichnen kann man durchaus kritisieren.



      Übrigens haben unsere Regierungen dafür meist nur 4 Jahre - wenn überhaupt - Zeit.



      Und wir erwarten von denen deutlich mehr als eine veraltete Religion endlich mal aus den Mittelalter zu ziehen.



      Diesen Anspruch darf man durchaus an Führungspositionen haben.

      • @Das B:

        "Institutionelle Religion ist einer der Hauptgegner wenn man die Utopie einer Besseren Welt betrachtet."

        Ja und nein. Zu wichtigen Teilen sind sie auch deren Ursprung. Denn die meisten Utopien - insbesondere im Hinblick auf das, was man darin als "Besser" versteht - basieren auch oder ganz auf moralischen Grundannahmen, die ohne diese Religionen gar nicht diese absolute Bedeutung beanspruchen könnten. Anders gesagt: Was Sie oder ich für eine "Bessere Welt" halten würden, wenn NICHT die Kirchen seit Jahrtausenden die Heilsbotschaft Jesu Christi in die Köpfe unserer Vorfahren und derer unserer Mitmenschen gehämmert hätten, können wir gar nicht ermessen.

    • @Abdurchdiemitte:

      Schonn & als User eines wenn nicht dess derbsten norddütschen Fluches -



      “Is doch rein tonn katolsch warrn!“



      Das Augenmerk auf dieses (bisher ungelesenen;) Elaborat zu richten & anhand der dort beleuchteten Vorgehensweise des Verblichenen & “how he made it?“ “what makes him tick!“ and “why shit happens?“



      einen differenzierten Zugang “to the whole shit“ zu ermöglichen?!



      “Der Diktatorpapst“ von Marcantonio Colonna



      antaios.de/buecher.../der-diktatorpapst



      Könnte Papst Franziskus der tyrannischste und skrupelloseste Papst der Neuzeit sein? Dies meint zumindest der Kirchenhistoriker Marcantonio Colonna in seinem kontrovers diskutierten, aber sorgfältig recherchierten neuen Buch Der Diktatorpapst.



      Hinter der Maske des bescheidenen, volksnahen Mannes verbirgt sich ein Papst, der sich seiner eigenen Macht bewusst ist. Indem er sich mit den fragwürdigsten Elementen im Vatikan verbündet, herrscht Franziskus durch Angst. Er versucht die ewige katholische Lehre, gegen jeden Widerstand, zu verändern.



      Colonna hat seine weitreichenden Kontakte im Vatikan vollumfänglich genutzt, um eine provokante und aufschlussreiche Darstellung der wahren Beweggründe…

      • @Lowandorder:

        Franziskus als tyrannischster und skrupellosester Papst der Neuzeit? Na, ob da dem vermeintlichen oder tatsächlichen Kirchenhistoriker Colonna nicht die verschwörungsschwurblerischen Pferde durchgehen? (Kannte allerdings weder das Buch noch den Autor.)



        Bei Nennung des Antaios-Verlages werde ich allerdings direkt misstrauisch - es ist doch nun wirklich nicht nötig, hier per Verlinkung für Kubitschek und seine neurechten Machwerke Reklame zu machen.



        taz.de/Antaios-Ver...bitschek/!6017560/



        www.zeit.de/gesell...tschek-neue-rechte

        • @Abdurchdiemitte:

          Sorry - das - war nun wirklich nicht meine Absicht. Asche auf mein Haupt - der Blick hinter die Tapete ist mir eigentlich eigen.



          Hier offensichtlich leider nicht.



          (Weiß jemand im around genaueres?)

  • Braucht es eine taz, die sich populär machen muss? Eine einfache Nachricht, ein kurzer Nachruf hätten genügt. Der Papst ist Tod. Es wird einen neuen geben.

    23,7 % (2024) der Gesamtbevölkerung entspricht die Zahl der KatholikInnen in Deutschland. Wie viele davon sich innerlich von der Amtskirche bereits entfremdet haben und wie viele davon nur die zeremoniellen Dienstleistungen für Übergangsriten in Anspruch nehmen, ist unbekannt. Auch wenn es in Deutschland keine strikte Trennung von Religion und Staat gibt, so ist der Einfluss der katholischen Kirche auf die Gesellschaft im Vergleich zu früheren Jahrhunderten nur noch begrenzt. Selbst konfessionsübergreifende Heiraten, vor 100 Jahren fast unvorstellbar, sind schon lange kein Problem mehr. Ob die christlichen Parteien ihre Programme in Gottes Namen verfassen oder nicht, die katholische Kirche ist heute so uneins, wie die Gesamtgesellschaft, darunter auch GlaubensfanatikerInnen und neoliberale SozialdarwinistInnen. Und trotzdem widmen Medien, darunter auch die taz, dem Tod eines älteren Herrn so viel Aufmerksamkeit, als wäre gerade der King of Pop gestorben.

    • @DemokratischeZelleEins:

      27% dürften deutlich mehr Sein als Menschen, die einen King of Pop toll finden. Ich bin kein Katholik, aber der Papst ist eine wichtige Person der Weltgeschichte - ob man ihn mag oder nicht, sei dahingestellt.

      • @Strolch:

        Kleiner als Weltgeschichte geht es nicht? Und wen oder was meinen Sie eigentlich; den einen Papst oder die Institution des Papsttums?

        Muss mal überlegen, im welchen vergangen Jahrhundert zum letzten Mal ein Papst Weltgeschichte geschrieben hat? Oder waren es vielleicht andere Menschen, die im Namen oder Auftrag eines Papstes gehandelt haben?

        Eine „Geschichte der Welt“ in 6 Bänden gibt es z. B. von Akira Iriye und Jürgen Osterhammel.

        • @DemokratischeZelleEins:

          Lauter Staatschefs kommen zum Begräbnis. Bei wie vielen Popstars ist das der Fall?

  • Die MAGA-Christen - allen voran Marjorie Taylor Green - bezeichnen den verstorbenen Papst als Satan und feiern seinen Tod! Er hat sich nämlich auch für Migranten eingesetzt.

    • @Minelle:

      Marjorie Taylor Green...

  • "Ein Guter" - liebe Leute, was soll das?



    Dieser Papst hatte die Bühne wie alle Päpste. Was ich hörte waren Phrasen - Phrasen, die nichts kosteten; ihn selber nichts und die römisch-katholische Kirche schon gar nichts.



    Argentinische Diktatur - Fehlanzeige. Menschenrechte innerhalb und außerhalb der Kirche - Fehlanzeige. Die Not in der Ukraine - Fehlanzeige. Ich könnte fortfahren .......



    Er hat meistens genau das gesagt, was wohlfeil in aller Munde war.



    Kein Wort zur zunehmenden vorfaschistischen Unmenschlichkeit in den USA.



    Kein einziges ernstzunehmendes Einwirken auf seinen russisch-orthodoxen Amtskollegen, der Putin und sein System im Abschlachten und der Totalzerstörung der Ukraine seit Jahren unterstützt. Er hätte auch da die Bühne gehabt - doch es hätte ihn etwas gekostet. Und der Vatikan zahlt keinen Preis.



    Franziskus' Phrasendrescherei jetzt so dermaßen hochzujubeln ist wirklich nicht hilfreich.

    • @Margit Wolf Wolf:

      Bitte entschuldigen Sie, aber vielleicht informieren Sie sich doch erst einmal außerhalb Ihrer Bubble über diesen Menschen und seine Biografie. Wenn Sie die ernst nehmen und dann in ein Verhältnis zu dieser komplett verkrusteten Institution "Katholische Kirche" setzen, hat sein Pontifikat mit leerer Phrasendrescherei nicht mehr viel zu tun. Aber vielleicht hätten Sie lieber einen Machermachtmann an der Spitze der Kirche? Die sind ja zurzeit schwer en vogue ... Mir ist dieser bescheidene Mensch allemal lieber, obwohl ich mit seiner Kirche samt ihrer Verlogenheiten ganz bestimmt nichts zu tun habe.

    • @Margit Wolf Wolf:

      Wohl wahr.

      Wie man aus den Reaktionen nach seinem Tod schließen kann, hat er sein Ziel erreicht, nämlich das Image eines ach so progressiven Papstes aufzubauen, der nur leider von seinen innerkirchlichen Gegnern ausgebremst wird.

      So ließ sich leicht die Schuld auf andere schieben, dass aufmerksamkeitsheischenden Andeutungen (die nichts kosteten) selten Taten folgten und er vieles lieber im Vagen beließ.

      Ich kann nur das Buch "Der Papst der Enttäuschungen" von Michael Meier empfehlen (Herder-Verlag 2024), um einen Blick hinter die (liebgewonnene) Fassade zu werfen.

    • @Margit Wolf Wolf:

      Sie haben völlig recht! Die Taz vergaß zu erwähnen, dass er - wiewohl "ein Guter" - es nicht so zeigen konnte... Und wenn er's es tat, dann waren es verstörende Einlassungen über würdegemässe Züchtigung von Kindern o.ä.

  • Ob er ein "guter" Mensch war, weiß ich nicht. Ich kenne ja nicht mehr von ihm als fast alle anderen auch (also TV, Internet, Print).



    Um Papst zu werden, muss man dennoch eine gewisse positive Nähe zum Konzept "Macht" haben (vulgo: sagen, wo es langgeht). Während seiner Amtszeit habe ich das jedoch eher vermisst, denn er hinterlässt eine große Wirrnis in seiner Kirche, weil er kaum einen der Konflikt klar in die eine oder andere Richtung klären wollte oder konnte. Die kath. Kirche stand während seines Pontifikats (und steht) in Teilen vor der Spaltung.



    Er wusste das: Beispielsweise den deutschen Katholiken hat er seine Bedenken mit dem köstlichen Bonmot mitgegeben: "Wir haben schon eine sehr gute protestantische Kirche in Deutschland. Eine zweite brauchen wir nicht."



    Natürlich ist "ein Sack Flöhe hüten" nichts dagegen, die Weltkirche mit 1,4 Mrd. Mitgliedern auch nur halbwegs auf Linie zu halten. Jede Ortskirche ist in anderen politischen und kulturellen Bedingungen verhaftet, muss je andere außerkirchliche Traditionen einarbeiten bzw. Fragestellungen beantworten. Geistliche und Gläubige stehen in diesen Kontexten und sind dabei keine Fundamentalkritiker ihrer nächsten Umgebung.

  • Es gibt wie man so hört, Klerikerkreise wie die Piusbruderschaft, denen Franziskus von Anfang an nicht gepasst hat. Das spricht eher für ihn. Ein ziemlich reaktionärer Haufen ist die katholische Kirche trotzdem. Der Autor Karlheinz Deschner hat dazu geschrieben.

    • @aujau:

      Sie müssen gar nicht die Piusbruderschaft bemühen, auch innerhalb der "normalen" Amtskirche gibt es Leute, wie den früheren Glaubenspräfekten Kardinal Müller, die Kardinäle Burke und Sarah, die von Franziskus' Ideen eher wenig halten.

      Was Deschner angeht, angesichts der Obsession, mit der er sich dem Thema gewidmet hat, dürften seine Werke ähnlich objektiv sein, wie ein Traktat Kardinal Müllers über die "Homosexualisierung" der Gesellschaft.

      Dass die katholische Kirche kein Hort des Fortschritts ist, bleibt natürlich wahr, aber da gibt es bessere Autoren.

      • @ PeWi:

        Ok, ich habe Uta Ranke-Heinemann und Hans Küng vergessen.

    • @aujau:

      Die "Piusbruderschaft" ist aufs Ganze gesehen, eine Marginalie. Es spricht immerhin für eine gewisse Vielfalt innerhalb der kath. Kirche, dass sie bei der Wahl des Papstes von Zeit zu Zeit auch Persönlichkeiten berücksichtigt, die nicht allen ins Konzept passen oder Schlimmeres.



      Und dies noch: Der Kriegsfreiwillige (seit1942), Fallschirmjäger und Autor Hr. Deschner hat sich mit seiner "Kriminalgeschichte des Christentums" selbst ein bleibendes Denkmal gesetzt, das ist klar.



      Allerdings muss man bei ihm die für eine wissenschaftliche Studie, die den Anspruch auf Grundlagenforschung erhebt, die dazu zwingend erforderliche Unvoreingenommenheit zumindest in Zweifel ziehen. In einem Interview antwortete Hr. D. mal auf die Frage, warum er die Kirche so sehr verachte: " Ich verachte die Kirche nicht, ich hasse sie."

  • Wer in der Realität Skandale ignoriert und sogar aktiv vertuscht, für Ungerechtigkeit im eigenen Haus sorgt und jedwelche Versuche realer Verbesserungen bekämpft, dies aber gleichzeitig mit theatralisch-wirkungslosen Phrasen zu Frieden und Gerechtigkeit garniert, steht also auf der richtigen Seite?

    • @Rudi Lipp:

      Wie immer im Leben kommt es auch hier auf den Standpunkt, oder sagen wir lieber auf den Blickwinkel des Betrachter an.

  • Es war sehr unwahrscheinlich, aber die Gebets-Tagesstruktur des Katholizimus hat in der Pandemie mein Leben gerettet. Bei Radio Horeb fand ich im gesellschaftspolitischen Vakuum von Covid die Struktur und den Halt, den es in meiner Psyche nicht gab. Ich hatte früher nichts mit diesem alten Glauben zu tun und er hat mich durch den Rosenkranz manchmal auf dunkle Weise an mich gebunden, aber ich bin dieser spirituellen Strömung und dem Papst unfassbar dankbar.

  • Und im Morgenmagazin ausgerechnet Woelky im Interview zum Tod des Papstes !

    • @snowgoose:

      Hat Kardinal Woelki denn irgendetwas Verwerfliches gesagt, oder genügt Ihnen schon die Tatsache, dass ein konservativer Geistlicher interviewt worden ist?

      Ich habe nur einen kurzen Ausschnitt des Interviews gehört. Darin hat Woelki die Offenheit von Franziskus und das Zugehen auf die Menschen herausgestellt, also Eigenschaften, für die er selbst ja nicht so bekannt ist.

      Da wird in einigen erz-katholischen Foren durchaus deutlicher nachgetreten.

  • J. D. Vance sehen und sterben.



    Das hat fast schon etwas von böser Ironie.

    • @Hans Dampf:

      sehr schön :D danke

  • "einer der wichtigsten Verfechter der freien und gerechten Welt (...) der alles in allem ein Guter war"



    In einer freien und gerechten Welt sind also Homosexuelle ein Fall für die Psychiatrie und Frauen dürfen - wenn überhaupt - nur am Katzentisch sitzen... ?



    Solche Formulierungen sind eine Fortsetzung der Überschätzung des Pontifikats zu seinen Lebzeiten und ein Schlag ins Gesicht der tatsächlich progressiven und der marginalisierten sowieso.

  • Ausgerechnet den JD Vance auf der taz-Titelseite zum Tode des Papstes?

  • Ich bin strenggläubiger Atheist und habe daher mit dem Papst nichts am Hut. Und auf jeden Fall war er katholisch, d.h. Gleichstellung der Frau etc. sind nicht existent, auch unter ihm. Und logisch ist die katholische Kirche keine Demokratie. Aber wo gibt es schon Demokratie? In den Firmen, in denen wir alle arbeiten, i.d.R. auch nicht.

    Aber er hatte für einen Papst tatsächlich geradezu revolutionäre Ansichten. Und er war sicher ein guter Mensch.

    Ich bin gespannt, was die katholische Kirche in demokratischer Wahl (unter den paar Kardinälen, die wählen dürfen) als neuen Papst hervorbringen wird. Wird es wieder jemand sein, der z.B. einem Trump paroli bietet? Hoffen wir es mal.

    • @Jalella:

      man merkt das sie nicht katholisch sind und sich nicht mit der katholischen Kirche und den Papst auseinander gesetzt haben. das ist ja auch in Ordnung und ihr gutes Recht.

      Aber jeden der jetzt katholisch ist zu Verallgemeinern und Dinge zu unterstellen halte ich als falsch an. Wir haben zwar noch keine Pfarrerinnen aber es kann nicht alles von heute auf morgen geändert werden in so einer großen Religion. die deutsche Bischofskonferenz hätte das bereits schon gerne geändert aber Deutschland ist nun mal nicht alleine, Regeln in der Religion zu verändern ist schwerer als eine Neuausrichtung eines Staates.

      Es gibt keine Religion die eine Demokratie ist. Die meisten sind eine Wahlmonarchie.







      Warum ist es Ihnen als Atheist wichtig, das der Papst den Trump Paroli bieten kann? Das kann Ihnen doch egal sein

    • @Jalella:

      Demokratische Mitbestimmungsrechte für AN gibt es in diversen Firmen in D, es sei denn man arbeitet für Musk oder bei einem Klein(st)unternehmen.

  • So ein besonderer Mensch, ich werde ihn vermissen.

  • Schade, es wurde keine Rücksicht auf einen kranken, hochbetagten Mann genommen.



    Was für Ärzte müssen denn sowas zugelassen haben ?



    Im Sinne des großen Ganzen " geopfert " ....



    Ruhe im Frieden.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Es gehört zu den Aussagen, die das Papsttum machen will, dass Alter, Krankheit und letztlich Tod zum Leben gehören. Es ist daher durchaus gewollt und Teil der Jobbeschreibung, wenn der Papst sichtbar in Wahrnehmung seiner Aufgaben "verblüht". Der Opfercharakter dieser Arbeitseinstellung ist auch Teil der Motivation, das Amt zu übernehmen,

      Im Übrigen, was @Snowgoose schreibt: Wenn ein kranker, gezeichneter 88jähriger beschließt, dass er dieses spirituelle Highlight namens "Osterfest im Heiligen Jahr" noch "durchpowern" möchte und dann am Ostermontag friedlich im Schlaf stirbt, dann ist das im Zweifel keine Schande sondern ein Abgang nach Wunsch.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Ich denke da unterliegen Sie einem Irrtum. Wenn einer keine Rücksicht genommen hat ist es der Papst persönlich gewesen, der als "schwieriger Patient" galt, auch mit schweren Symptomen sich erst spät hat behandeln lassen und selbst während der Behandlung sich an keine von den Ärzten empfohlenen Ruhezeiten halten wollte.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Das ist doch Unsinn. „… keine Rücksicht auf …. geopfert …“



      Er wollte es so, nochmal Ostersegen und dann „heimgehen“. Ist doch ein stolzes Alter mit angebrachter Zeit.



      Das Glück haben viele junge (dahin gemetzelte) Menschen nicht.

  • Ja, er stand hier auf der richtigen Seite:



    "Weil er - wie zwei weitere Priester - ein Ministeramt in der Revolutionsregierung übernommen hatte, verbot ihm Papst Johannes Paul II. 1985 die Ausübung des priesterlichen Dienstes. Im Februar 2019 hob Papst Franziskus dann völlig überraschend alle kirchlichen Strafen gegen Cardenal auf. Damals galt dessen Gesundheitszustand als besorgniserregend.

    Es ist eine gewisse Ironie der Geschichte, dass der päpstliche Nuntius Stanislaw Sommertag, der Cardenal die Botschaft aus Rom ins Krankenhaus brachte und anschließend den priesterlichen Segen erbat, aus demselben Land wie der kommt, der Cardenal drei Jahrzehnte zuvor sanktioniert hatte: aus Polen. Von sich aus hätte Cardenal nie um eine Rehabilitierung gebeten."



    Bei katholisch.de

    • @Martin Rees:

      Da gewiß & que tengas un buen viaje



      Jorge Mario Bergoglio 💐



      &



      Da schau her - Martin Rees 🦆 🦆🦆 mit dem ewig katolschen Philipp Gessler (der bei mir aber n 🪨 im Brett - hett* s.u.;)



      🇦🇷 überlassemer dennoch den Historikern.



      Hab ja mal geboxt & schon bemerkenswert wie unser Verschiedener den Uppercut nicht nur beherrschte! Nein. Zack - gar öffentlich vorführte & die Hand bei Kindern schonmal ausrutschen durfte! Woll



      taz.de/Franziskus-...rziehung/!5021275/



      tazelwurm.de/franz...t-vom-petersplatz/



      Bemerkenswert über den Tellerrand der Alleinseeligmachenden hinaus fand ich aber!



      Daß er sich dessenungeachtet - sich schau an bescheiden als Bischof von Rom verstand.



      Denn das knüpft mühelos an die Einschätzung meines Urgroßvater “Schulze vom Damme“ Putz&Hutmacher in Braanschweig - betucht - ganz genderneutral ging frauman im 19.Jhdt nicht ohne Hut & die damaligen Dilettanten lassen grüßen: Privatgelehrter & wie kann’s anders sein: Freigeist •



      Der nun befand in guter Familientradition:



      “Wenn da in Rom ein Pfaffe sich ein paar Quadratkilometer Land unter den Nagel gerissen hat, sich Bischof von Rom & das Ganze Vatikanstaat…ff

      • @Lowandorder:

        …zu nennen beliebt!



        Was geht uns das an“ •

        (ps ähnlich soll ja einst ein Georgier Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili aka Josef Stalin befunden haben “Vatikanstaat? Wieviel Armeen?“

        unterm——* Philipp Gessler



        Und der Pimmel über Berlin



        de.wikipedia.org/w...Friede_sei_mit_Dir



        “ Das Relief führte bei der Taz selbst zu Diskussionen. Taz-Chefredakteurin Ines Pohl, die von der Installation des Kunstwerks offenbar überrascht wurde, forderte in der Debatte, es umgehend wieder zu entfernen. Dort kritisierte sie auch Lenk, der „offensichtlich ein tiefes Männerproblem mit dem Kunstgegenstand teilt: Wer hat denn jetzt den Längeren?“ In der Debatte verteidigte ihr Kollege Philipp Gessler das Relief hingegen als Ausdruck der Kunstfreiheit.



        & Däh - Schaum ab



        “ Angesichts dieser Widerstände beschloss der Vorstand der Taz am 20. November, den Fries wieder abzubauen. Da dies wiederum von Teilen der Taz-Redaktion nicht akzeptiert wurde, sollte eine eilig für den 25. November einberufene Versammlung der Mitarbeitenden der Taz den Streit schlichten.Im Anschluss wurde der Beschluss zur Entfernung revidiert.…“

        Na Bitte - Vernunft - Geht doch - wa!



        &



        “Friede sei mit dir“