piwik no script img

Datenschutz im AlltagDie Bequemlichkeitsfalle

Kommentar von Svenja Bergt

Wir brauchen technische Lösungen zum Schutz unserer Privatsphäre. Was aber auch nicht schadet: dass wir selbst ein bisschen Verantwortung übernehmen.

Wir brauchen Mittel, um die geltenden Verbraucher- und Datenschutzregeln auch durchzusetzen Foto: Imago

D er Fußballverein kommuniziert via Whatsapp. Arzttermine werden online via Doctolib gebucht. Auf der Arbeit läuft die Kommunikation per Slack, und private Fotos landen in der Google-Cloud. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Dienstleister, die Nut­ze­r:in­nen den Alltag komfortabel machen und bei denen sie gleichzeitig ein gutes Stück ihrer Privatsphäre abgeben. Denn: Es ist doch alles so bequem hier.

Und: Wer hat die Zeit, die Fotos auf Smartphone und Kamera lokal zu speichern und sie regelmäßig auf verschiedenen externen Festplatten zu sichern? Wer hat die Zeit, sämtliche Cookie-Banner durchzulesen oder zumindest so lange zu suchen, bis man einen „Alles ablehnen“-Button gefunden hat? Wer hat die Zeit, einen Kampf mit seinem Arbeitgeber zu führen und ihn vom Vorteil datenschutzfreundlicher Alternativen zu überzeugen?

Die datensaugenden Dienste sind mittlerweile so tief verankert im Alltag, dass es einem Vollzeitjob gleichkommt, sie zu umgehen. Und selbst wer das schafft und dann nur einen Moment zu lange vor dem Kolosseum in Rom oder im Hochsommer am Flaucher in München verweilt, wird kaum verhindern können, ungewollt in einer Insta-Story oder auf Facebook aufzutauchen.

Und nun? Es gibt drei Lehren, die sich daraus ziehen lassen. Erstens: Wir brauchen technische Lösungen für einen besseren Schutz. Der Datenschutzverein noyb hat, gemeinsam mit dem Sustainable Computing Lab der Wirtschaftsuniversität Wien, gerade eine solche vorgestellt und zwar für – oder eher gegen – die problematischen Cookies und das damit verbundene Datensammeln.

Vernünftig ausgestattete Aufsichtsbehörden

Zweitens: Wir brauchen Mittel, um die geltenden und okayen Verbraucher- und Datenschutzregeln auch durchzusetzen. Vernünftig ausgestattete Aufsichtsbehörden, schlagkräftige NGOs.

Und drittens: Wir brauchen trotzdem den Willen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Es muss nicht sofort gleich um alles gehen. Aber kleine Schritte. Sich mal im Browser durch die Datenschutzeinstellungen klicken beispielsweise und dort alles an Tracking ausstellen, was ausstellbar ist. Das Schöne: Es dauert keine fünf Minuten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
Mehr zum Thema

39 Kommentare

 / 
  • Was, wenn es mir egal ist wer meine Daten hat ?



    Ich "bezahle" mit meinen Daten, aber wenn die ohnehin schon jeder hat, sind die natürlich weniger wert. Damit "bezahle" ich auch weniger, weil meine Daten wenig wert sind....



    Seine Daten einfach jedem zu geben ist also die günstigste Lösung...

  • "Es kann doch nicht so schwierig (und teuer) sein, eine (möglichst bundeseinheitliche) Schul-Distri zusammenzubasteln..."



    Machen, machen, machen.

  • Ich ließ mir vor einem halben Jahr ein neuartiges Betriebssystem auf einem alten Smartphone (Samsung S8) installieren. Natürlich brauchte ich dazu einen befreundeten Computer-Nerd, da ich nach 35 Jahren Computernutzung dazu nicht ansatzweise in der Lage war. Dieses Betriebssystem heißt /e/ Es Basiert auf dem freien Kern von Android und besticht dadurch, daß es keinerlei Google-Services und Dienste vorinstalliert hat. Somit funkt es (nachweislich!) nicht permanent an das Mutterraumschiff irgendwelche Daten im Hintergrund. Zudem sind alle gewohnten Annehmlichkeiten wie die üblichen vorinstallierten Apps durch datensparsame Alternativen ersetzt. Als App-Store ist F-Droid serienmäßig vorinstalliert. Alles funktioniert nach kürzester Umgewöhnungszeit ganz gut.

    Nur jetzt kommt der unglaubliche Hammer: Das Support- und Nutzerforum kann ich nicht nutzen, da die Website mit einer 100 Themenboards und Foren angemeldet und beherrsche diese natürlich schon. Eine selbst eingestellte Frage kann ich nicht weiter bearbeiten oder beantworten. Auch die Lektüre von 30 Jahren des Fachmagazins c‘t hilft mir hier nicht weiter. Selbst drei hinzugezogenen Nerds können mir dabei auch nicht weiter helfen.

    So ist das in der Welt der Computer: Technik von Nerds für Nerds. Und so verhält es sich auch mit Linux. Toller Ansatz, aber meiner Meinung nach sind die vielfältigen Möglichkeiten (Anbieter und Versionen) zu seinem eigenen Grab geworden. Wäre es ein einheitliches System wie z. B. Apples OS könnte es 30 % Marktanteil weltweit haben.

    Und noch so ein Ding: Liebe Leute von der taz! Hab ihr euch schon einmal die eigene Seite für die Registrierung/Anmeldung zum Kommentieren angesehen. Ich vermisse da nur noch ein Auswahlfeld zur sexuellen Orientierung. Datenerhebung ohne Sinn und Grund... Kopfschüttel.

    • @Jan Paul:

      Linux dürfte dank Android-Smartphones und der vielen Server heute einen Marktanteil jenseits von 30% haben.

  • Dieser ganze Datenschutzkram geht mir sowas von auf den Keks. Ein richtiger Wahn ist daraus geworden...

    Die Cookies konnte man immer schon im Browser ausschalten. Jetzt wird man bei jeder Internetseite alle paar Tage erneut mit den gleichen Cookie-Bannern belästigt. Wer privat Internetseiten programmiert, muss jetzt verflixt aufpassen, dass er keine Abmahnung bekommt.



    Die Großen machen aber weiter wie bisher. Ergo: Der Anwender und der private Seitenbetreiber haben verloren.

    Aber das mit den Internetseiten ist noch harmlos.



    Ich als Notarzt bin zwar berechtigt, die Daten der Patienten zu erheben, muss den Patienten aber per Datenschutzerklärung darüber informieren. Keiner macht sich Gedanken darüber, wie das funktionieren soll (soll ich dem bewußtlosen Motorradfahrer den Zettel noch schnell an den Gürtel klemmen, bevor er mit dem Hubschrauber weggeflogen wird???).

    Kollegen aus der Forschung haben berichtet, dass viele computergestützten Diagnostiksysteme in Deutschland gar nicht mehr entwickelt werden können wg. Datenschutz. Manche App zur Patientenbefragung sei kaum noch benutzbar wenn man sie datenschutzkonform macht.



    Ein Hausarzt wurde auf einer Veranstaltung vom Landesdatenschutzbeauftragten darüber aufgeklärt, dass er auch mit ausdrücklicher Einverständnis des Patienten nicht befugt sei, diesem seinen Befund per Email zukommen zu lassen. Selbst wenn der Patient diesen Befund im Ausland dringend benötigt. Man müsse schon ein Portal erstellen, in die man die Befunde verschlüsselt hochladen könne...



    Welche Auswüchse Datenschutz bzgl Corona hatte, haben wir ja gemerkt. Nichtmal den Ämtern sind wichtige Daten zu Ansteckungsorten bekannt.

    ABER: Die Schufa darf weiterhin Daten zu meiner Kreditwürdigkeit erheben und Lieferanten verweigern die Lieferung wenn die Schufa unter meiner aktuellen Adresse keine Daten über mich hat.

    Was hat uns dieser Datenschutzwahn nun eigentlich gebracht?

    • @propofol:

      Es wird leider immer häufiger gern auf Datenschutz verwiesen, wo es tatsächlich ja erstmal gar nicht um Datenschutz geht. Entscheidend ist am Ende nur, ob und wie das „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“ des Einzelnen praktisch umgesetzt wird. Dazu muss aber nunmal für jedermann völlig transparent sein, welche Daten über ihn und zu welchem Zweck überhaupt gespeichert werden, denn nur so kann der Einzelne entscheiden, ob er das auch wirklich möchte, oder eben nicht. Gesundheitsdaten dürfen nach der DSGVO (EU) nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Betroffenen gespeichert werden. Das meint selbstverständlich nicht, dass Sie als Notarzt den bewußtlosen Motorradfahrer nicht ohne klare Datenlage behandeln dürfen, oder dass ein Lieferant Sie ohne Schufa-Eintrag nicht mehr zu beliefern braucht. Zur Erinnerung: Es waren doch gerade die Auswüchse der Datensammler, die den Gesetzgeber auf den Plan gerufen haben - also der nicht vorhandene, bzw. magelhafte Datenschutz. Natürlich ist die DSGVO alles andere als perfekt, aber eben immer noch deutlich besser, als gar nichts.

  • Ich habe keine Bock, wie in den USA, vor der Benutzung einer neuen Unterhose erst eine Formular auszufüllen das warme.....die Kindererzeugung behindert. Ebenso ist es sinnfrei auf jeder Webseite die Cookies anzuklicken.



    Das könnte ja der Provider beim Einschalten auch machen:

    ACHTUNG WENN SIE ONLINE GEHEN SAMMELN AUSNAHMLOS ALLE IHE COOKIES. Wenn sie ds nicht wollen fernsehen wie lieber

  • Genau - möge da mal jeder nach kurzem Brainstorm einen eigenen Arbeitskreis zu diesem Thema bilden, dessen Ergebnis er dann mitnimmt in die Ausschüsse.

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Kein Geheimnis. Wer kein facebook konto hat, sich aber eine Website anschaut von einer Firma, die "FB Produkte" verwendet, z.B. Login Möglichkeiten für facebooknutzer, ist schon dabei.

  • Ja, der (oft nur gefühlte) Komfort ist eine Datenfalle.



    Aber viele würden sich gerne besser schützen, sind aber leider keine Nerds.



    Ich z.B. würde liebend gerne auf Windows verzichten, aber die Alternativen sind eben nach wie vor nicht selbsterklärend und intuitiv. Ohne ausreichend Wissen kommt man damit nicht klar (Nerds mögen hier bitte nichts anderes behaupten, sonst erzähle ich, dass ein Auto mit CAD zu konstruieren doch kinderleicht ist, ICH kann es ja schließlich...).



    Leider gibt es aber auch sehr viele, denen das alles völlig egal ist. Bargeldlos im Vorbeilaufen bezahlen, möglichst alles im WWW bestellen, von überall Bilder mit Standort posten etc. Ich denke, das ist der größere Teil, und wir anderen haben es dadurch ungleich schwerer, dagegen anzukommen.



    Nach wie vor habe ich privat kein Mobiltelefon/"Smart"phone, aber die Angebote, die nur mit einer APP funktionieren, werden mehr, Onlinebanking wird von den Banken massiv forciert (u.a. durch entsprechend Gebühren für Leistungen, die man nicht online macht) usw.



    Ätzend. Beängstigend. Und vielfach auch irgendwie sinnbefreit für den Einzelnen, aber sehr sinnvoll für Firmen und Behörden...

    • @Grummelpummel:

      Ich empfehle Linux Mint. Näher an Windows geht momentan nicht. Einfach mal eine VM aufsetzen und ausprobieren.

      • @Šarru-kīnu:

        Danke, aber was ist eine VM? Womit wir schon wieder beim Nerd-Thema sind.



        Ist es wirklich einfach für Unbeleckte, eine VM aufzusetzen? Oder braucht man da schon wieder Kenntnisse, die deutlich über "plug & play" hinaus gehen?



        Leider ist es immer so, wenn jemand wie ich solche Dinge schreibt: es kommen Antworten, die aber wenig hilfreich sind, weil sie deutlich zu viel Wissen voraus setzen.



        Und was ist nun toll für Menschen wie mich? Ubuntu, Mint, OpenSuse? Wie, was, wo, warum?

        • @Grummelpummel:

          VM ist eine virtuelle Maschine also quasi ein virtueller Computer im Computer mit dem Sie einfach mal ein neues Betriebssystem ausprobieren können ohne gleich ihren ganzen Rechner neu aufzusetzen. Ist jetzt keine Kritik aber vielleicht in solchen Fällen einfach mal Google benutzen? Wenn Sie allerdings scheinbar so gar keine Affinität zu Computern haben, ist Windows vielleicht doch das richtige OS für Sie. Wenn Sie Mint mal ausprobieren wollen, installieren Sie sich eine Virtualisierungslösung wie VirtualBox und installieren dann ein Image des aktuellen MintOS in einer VM. Anleitungen dazu finden Sie im Internet zuhauf. Man muss allerdings schon wollen wollen. :)

    • @Grummelpummel:

      ?

      Es gibt doch Linux als Alternative. Für manche Distributionen brauchst du noch nicht mal Basiswissen. Und wenn, dann dasselbe, was du auf Windows auch brauchst. Beispiele: Ubuntu, Mint oder OpenSuse.

      Ein Auto mit CAD zu zeichnen, und das als einfach zu verkaufen.... Naja... Ich habe jetzt mal nicht ArchLinux erwähnt oder Slackware. Gerade ArchLinux ist knifflig, aber hey, vor über 30 Jahren war es auch bei Windows (genauer: DOS) Standard, dass du vor nem schwarzen Bildschirm sitzt und du einfach Programmier-Kenntnisse benötigst um nen PC zum Laufen zu bringen. Damals war das "einfach".

      • @Troll Eulenspiegel:

        "Es gibt doch Linux als Alternative."



        Ja, gibt es. Aber nicht out-of-the-box. Und keine VHS-Kurse dafür. Linux ist nicht schwierig, nur anders, und DAS ist die Hürde. Wenn Du Windows zeitlebens gewöhnt bist, erscheint dir dasselbe "selbsterklärend und intuitiv". Ich gurke seit mehreren Jahren auf Debian u.ä. herum, es ist für mich "selbsterklärend und intuitiv". Und wenn ich mal wieder an ein Windows gerate, erscheint mir dasselbe erklärungs- und gewöhnungsbedürftig...



        Zu den Schnüffelfons: Bis jetzt komme ich noch ohne aus, aber der gesellschaftliche Druck wächst. Auch da gibt es Alternativen zu den gängigen Betriebssystemen, aber deren Installation ist deutlich aufwendiger als Linux auf einen Desktop zu bringen. Bis jetzt schrecke ich noch vor dem Aufwand zurück.

        • @sollndas:

          Es gibt kleine Verkäufer, die Computer mit Linux anbieten. Es lohnt sich wahnsinnig, darauf umzusteigen. Allein fürs Gefühl. Bei einer eigenen Installation hilft einem das Installationsprogramm sehr freundlich.

        • @sollndas:

          Nun gut, auch wenn es "anders" ist, sehe ich trotzdem keine großen Hürden. Ich sage nur XP auf Vista und das Leute meinen, die säßen plötzlich vor nem Mac oder nem Linux, nur weil sie den Start-Button nicht mehr finden konnten.

          VHS-Kurse geben die Linuxer nicht, das stimmt. Ist auch dem Umstand geschuldet, dass Microsoft Geld reinsteckt und kommerzialisiert ist, während dir Linuxer den Einstieg frei zur Verfügung stellen.

          Ich selbst benutze übrigens gerne Tails: Es ist aus Debian entsprungen, relativ einfache Bedienung, kaum Terminaleingaben die man nicht auch unter Windows machen würde, und das man dauernd den USB-Stick einstecken muss ist sicherlich auch "anders". Aber sind wir schon so weit, dass der Mensch das Lernen und das Entdecken von neuen Dingen mitte 35 aufgibt weil die Gewohnheit so klasse ist?

          • @Troll Eulenspiegel:

            "...dass der Mensch das Lernen... mitte 35 aufgibt"



            Es fängt ja schon in den Schulen an. Es kann doch nicht so schwierig (und teuer) sein, eine (möglichst bundeseinheitliche) Schul-Distri zusammenzubasteln, auf 200 €-Schleppis zu braten, und die dann kostenlos zu verteilen.

        • @sollndas:

          Meiner Einschätzung nach ist es nicht nur eine Frage der Gewöhnung, sondern auch einer unterschiedlichen 'Mentalität' der OS geschuldet. Solange ein *nix läuft, sind die Unterschiede in der Bedienung tatsächlich eher marginal, aber sobald Probleme auftauchen, ist man dort sehr viel schneller in der Situation über das CLI in das laufende Räderwerk aus Config-Files, Shell-Scripten, Pseudo-File-System, /etc greifen zu müssen.



          Aus Anwendersicht finde ich Grummelpummels Perspektive deshalb leider so berechtigt wie nachvollziehbar.

          • @Ingo Bernable:

            Das OS allein reicht ja nicht.



            Das nächste sind die gewohnten Programme die man entweder auf Linux nicht mehr nutzen kann oder wenn dann emuliert mit erhöhtem Problemrisiko was einen dann wieder zum lästigen Troubleshooting bringt. Für sowas ist mir meine Zeit zu schade.

            Quality Time > Datenschutz.

            Alternative Programme dürften in den meisten Nischen (Mediaplayer, Packer etc) ausreichend sein, aber bei den Programmen mit denen man sich hauptsächlich beschäftigt gibt es selten wirkliche Alternativen. IdR haperts an der Usability (worauf ich viel Wert lege), nicht selten auch am Umfang.



            Gibt es da überhaupt n kommerziellen Markt?

          • @Ingo Bernable:

            Ganz abgesehen davon, dass das verwendete OS mit dem Großteil der im Artikel thematisierten Datenschutz-Probleme durch Cookies, Cloud-Services und fragwürdigen Apps praktisch nichts zu tun hat. (Und um den Einwand vorwegzunehmen: ja, natürlich ist die Telemetrie die MS in Win10 betreibt ein Skandal.)

  • Vor allen Dingen brauchen wir verantwortungsvolle Politiker, Politiker die sich nicht von jedem Lobbiisten dreimal um den Finger wickeln lassen.

    Denn die Politik bestimmt, was legal ist und was nicht.

  • stattdessen kriegen wir nen staatstrojaner.

  • Auch hier seien nochmal folgende Browserplugins empfohlen:

    Privacy Badger (gegen Tracking)



    Cookie Autodelete (erlaubt harmlose Cookies, löscht aber alles beim Verlassen einer Seite -> verhindert Tracking)



    HTTPS Everywhere (alles verschlüsseln)



    U-Block Origin (blockiert unerwünschte Elemente)

    Nicht mehr benötigte Browser-Tabs sollten geschlossen werden, und der Browser als Ganzes ebenfalls, wenn man ihn nicht braucht.

    Klickt niemals auf obskure Links, öffnet keine nicht zu 110% glaubwürdigen E-Mail-Anhänge, ladet keine Office-Makros oder irgendwelche Dateien aus dem Internet runter, und glaubt niemandem, der sich als euer Schulkamerad, eure Bank oder euer Chef ausgeben will. Absender lassen sich fälschen. Immer nochmal anrufen und nachfragen, ob das echt ist.

    Macht Updates wenn möglich - nervig aber notwendig.

    Verdeckt Kameras und besorgt euch Mikrofon-Blocker. Mit frei verfügbaren Hackertools sind diese zugänglich. Schaltet das Handy in den Flugmodus, wenn es nicht aktuell gebraucht wird. Installiert keine unnötige Software.

    Kauft euch keine Alexa usw - die Dinger sind Wanzen, und ihr bezahlt noch dafür.

    Investiert mal einen Abend, um Netzwerk-, Browser- und Handysicherheit zu googeln. Es gibt einiges, was man tun kann.

    Euer ITler

    • @kditd:

      Danke für die Hinweise! Alle kannte ich auch noch nicht.

    • @kditd:

      Auch nach dem Artikel und dieser Antwort denke ich mir bleibt für zu viele immer noch Fragen davor unbeantwortet: "Wen sollten meine Daten schon interessieren? Ich mach doch nichts Illegales? Selbst wenn die wer klaut, es schadet mir ja nicht."

      Gegen solche kurzsichtigen Behauptungen braucht es umfassende Argumente, sonst wird nicht mal verstanden was die ganze Aufregung soll und selbst eine mögliche Totalüberwachung durch digitale Haushaltsgeräte unkritisch hingenommen.

      • @TV:

        Womöglich können kurze Aufklärvideos wie folgendes helfen:



        ""Ich hab doch NICHTS ZU VERBERGEN" - DOCH, HAST DU!!! | #Cybersicherheit"



        www.youtube.com/watch?v=6fNF80vVCsU

        • @Uranus:

          Und:



          "SpiegelMining – Reverse Engineering von Spiegel-Online (33c3)



          Wer denkt, Vorratsdatenspeicherungen und „Big Data“ sind harmlos, der kriegt hier eine Demo an Spiegel-Online.

          Seit Mitte 2014 hat David fast 100.000 Artikel von Spiegel-Online systematisch gespeichert. Diese Datenmasse wird er in einem bunten Vortrag vorstellen und erforschen."



          www.youtube.com/watch?v=-YpwsdRKt8Q

  • Jeder kann doch selbst entscheiden, wie viel Daten er preisgeben will, Niemand muss Dienste in Anspruch nehmen, die darauf basieren, Daten zu sammeln. Aber es ist ja auch eine mündige Entscheidung, seine Daten preiszugeben und dafür Dienstleistungen zu bekommen, ohne dafür Geld ausgeben zu müssen, Zeit zu sparen und dazu noch für einen passende Werbung zu bekommen. Wahrscheinlich ist den meisten Menschen Datenschutz einfach gar nicht so wichtig. Ich fände es übrigens sinnvoll, wenn es im Browser eine "alle Cookies akzeptieren" Einstellung gäbe, mich nerven die ständigen Cookie-Hinweisr.

    • @Ruediger:

      "Jeder kann doch selbst entscheiden, wie viel Daten er preisgeben will, Niemand muss Dienste in Anspruch nehmen, die darauf basieren, Daten zu sammeln."



      Das bezweifel ich, bzw. würde einwenden, dass dies effektiv auf die Wahl hinausläuft komplett offline zu bleiben oder eben hinzunhemen, dass die persönlichen Daten bei irgendwelchen Firmen landen die man im Zweifel nicht mal kennt. Sicher kann man den Umfang davon über das eigene Verhalten ein Stück weit beeinflussen, es wirklch zu kontrollieren und mit bewussten Entscheidungen steuern zu können ist mE praktisch unmöglich. Die Datenschutzerklärungen sind idR recht allgemein und unspezifisch gehalten, selbst Auskunftsersuchen nach BDSG werden oft mit recht pauschalen und unscharfen Angaben beantwortet, Cookie-Einwilligungen arbeiten idR ebenfalls mit sehr groben Kategorien bei denen sich überhaupt nicht genau sagen lässt was sie auf Detailebene, also welche Daten warum an welche dritte Partei gehen, bedeuten und wo dies im dritten oder vierten Untermenü doch aufgeführt wird, läuft es darauf hinaus für hunderte(!) von Werbefirmen separat die Einwilligung zu erteilen oder zu verweigern.



      "wenn es im Browser eine "alle Cookies akzeptieren" Einstellung gäbe"



      Die gibt es und zwar schon ungefähr so lange wie es Browser gibt. Aber weil das Tracking zu dem dieser Mechanismus missbraucht wurde zunehmend ausuferte wurde es notwendig dem mit DSGVO und EUGH-Urteil Schranken zu setzen. Die konkrete Umsetzung davon sind die Cookie-Banner. Dass man stattdessen nicht einfach Websites entwickelt die ohne Cookies auskommen hat eher wirtschaftliche als technische Gründe.

      • @Ingo Bernable:

        Ich will ja das umgekehrte, dass alle Cookies erlaubt sind.

        Natürlich hat das wirtschaftliche Gründe. Das Internet ist ein Ort an dem viele Menschen ihr Geld verdienen,mit dem sie ihre Familien ernähren. Und zwar mit Inhalten, die oft für alle zugänglich sind, ohne Geld ausgeben zu müssen, die der Hartzler genauso nutzen kann wie der Milliardär, weil das Geld nicht vom Nutzer kommt, sondern von Werbekunden. Um die Werbung für Kunden und Konsumenten attraktiv zu machen, braucht es das Tracking. Und wenn man sich die Art wie das Internet genutzt wird ansieht, zahlen die Menschen lieber mit Daten als mit Geld, aus durchaus nachvollziehbar en Gründen.

        • @Ruediger:

          "Ich will ja das umgekehrte, dass alle Cookies erlaubt sind."



          Wie ich schon schrieb, das gibt es schon lange. Allerdings ist diese Einstellung ohne zusätzliches Opt-In-Banner nicht mehr DSGVO-konform nutzbar, nur deshalb gibt es die seit einiger Zeit überall.



          "Um die Werbung für Kunden und Konsumenten attraktiv zu machen, braucht es das Tracking."



          Das würde ich anders sehen. Es gibt durchaus andere, valide Indikatoren dafür ob die geschaltete Werbung für die Zielgruppe attraktiv ist, etwa der Kontext in dem sie gezeigt wird, ohne dass man dafür gleich die kompletten Interessen und Konsumgewohnheiten individueller Nutzer*innen ausschnüfffeln muss.

  • Im grossen und ganzen einverstanden -- nur würde ich die Reihenfolge genau umkehren. Es ist genau diese Bequemlichkeit, worüber sie uns kriegen. Gut unterfüttert mit jeder Menge Verkaufspsychologie.

    Auch ich muss mir ständig, sogar bei der taz "Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt blabla, jammer, jammer" antun. Nur weil ich Javascript abschalte (ja, noch rabiater [1]). Vorteil: oft ist das Cookiegeheule dieser Tage in Javascript gemacht, also muss ich mir das nicht mehr antun.

    Ich nehme die Unbequemlichkeit gerne in Kauf, Euch allen zuliebe :)

    [1] Ich frage mich auch immer, was diese Fixierung auf Cookies soll: mit Javascript geht's noch viel schöner, und Google ist gerade dabei, es uns zu beweisen -> FLoC.

    • @tomás zerolo:

      JS Abschalten hilft nur bedingt gegen Tracking. Ich bin der aus diesem IP-Adressbereich, der JS abgeschaltet hat (sooo viele von der Sorte gibt's nicht). Und bei dem ggf. (nach häufigem Betätigen von Strg+Alt+Del) keine Cookies vom letzten Besuch zu finden sind. Ich tu's trotzdem, bzw. aktiviere JS nur bei Bedarf, aus Protest.



      Dass die taz-Seite ohne JS nicht so nervig herumhüpft ist ein angenehmer Nebeneffekt.

    • @tomás zerolo:

      Cookies sind ein Bestandteil von HTTP, JS abzuschalten wird deshalb im Zweifelsfall zwar dazu führen, dass das Abfragebanner nicht mehr angezeigt, die Cookies aber trotzdem gesetzt werden. Ob das EU-DSGVO konform ist steht auf einem anderen Blatt. Es wird also nicht reichen nur JS zu deaktivieren, man wird den Browser auch so konfigurieren müssen, dass er die Annahme jeglicher Cookies verweigert. Beides sind aber Schritte die meiner Erfahrung nach den allergrößten Teil der Websites im Netz unbenutzbar machen (ich nutze selbst auch einen Script-Blocker, muss aber bei fast allen Seiten ersteinmal selektive Ausnahmen einrichten um sie nutzen zu können). All das sind zwar Probleme deren Existenz man den Web-Entwickler*innen berechtigt vorwerfen, aber eben nicht ändern kann.



      Die starke Fokussierung auf Cookies dürfte vor Allem mit 3rd-party Cookies zu tun haben mit denen Nutzer*innen über Website-Grenzen hinweg verfolgt und ihre Interessen ausgewertet werden können, während JS in einer Sandbox läuft und weg ist, sobald die Seite verlassen oder das Browser-Tab geschlossen wird. (Womit nicht gesagt sein soll, dass es dort keine Probleme wie XSS oder code-injection gäbe.)



      Ob sich FLoC durchsetzen wird ist bislang noch völlig offen und es scheint fraglich was etwa Apple, MS oder Mozilla dazu motivieren sollte die dafür nötige Technik in Safari, Edge oder Firefox einzubauen.

  • Mit Verlaub - jeder kann da bei sich selber anfangen, beim Handy beispielsweise.



    Ortungsdienste und mobile Dienste aus und nur selektiv für bestimmte Dienste anschalten. Bluetooth aus. Tracking beim Browser ausschalten.



    Aber da sind die meisten ja zu faul zu.....

    • @Sandra Becker:

      Alleine nur selektiv bestimmte Dienste einzuschalten bedeutet bereits, dass du deine Standorte trotzdem (wenn auch verzögert) übermittelst, obwohl das man nicht möchte.

      Also: Entweder Ganz oder Garnicht.

    • @Sandra Becker:

      Entschuldigen Sie - aber da sind sie ja ganz schön naiv.



      Sie können im Handy Präferenzen einstellen - aber damit schalten sie die Datenflut in keinster Weise aus.

      Es sind etliche Fälle belegt, bei denen trotz anderslautender Einstellungen Telemetriedaten an die Betreiber (und viel schlimmer: irgendwelche nicht näher bekannten "Dienstleister" übermittelt worden sind.

      Es hilft nur die gesetzgeberische Erzwingung eines fairen und transparenten Geschäftsmodells.

      Ich wäre durchaus bereit für mehr Datenschutz auch mehr zu bezahlen (z.B. über die Mobilfunkgebühr).

      Aber ich fürchte es fehlt bei den "Entscheidern" nicht nur am politischem Willen sondern auch an kognitiven Fähigkeiten.



      Aber dumm sind die Leute sicher nicht - auch wenn sie uns das gerne glauben machen.

    • @Sandra Becker:

      Mja, besser als nix. Jedoch: netzpolitik.org/20...von-standortdaten/

      Was aber völlig richtig ist: Man kann auch schon mit relativ geringer Mühe viel erreichen:



      * uBlock Origin im Browser



      * Blokada auf dem Handy



      * Ein Nextcloud-Konto bei einem (deutschen /europäischen) Anbieter klicken (wenn man's nicht selber hosten kann oder will) und darüber die gesammelte Bilder-/Kalender-/Kontakte-Synchronisation abwickeln, und mancherlei Dinge mehr, falls gewünscht.