Blechkisten in den Himmel: Gott hasst Elektroautos

Endlich ist das geklärt: Autos mit Verbrennungsmotor haben eine Seele, aber E-Modelle nicht. Denn die sind der Untergang des christlichen Abendlands.

Lichtkreisel über einem Auto das im Schnee steht

Nur Autos mit Verbrennungsmotor haben einen Heiligenschein Foto: MiS/imago

Berlin taz | Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde: Wir treffen uns an diesem Carfreitag, um mit Freude eine tiefe Wahrheit zu teilen, die unser Mitbruder Ulf Poschardt verkündet hat. Der Chef der theologischen Fachzeitschrift Die Welt hat im Zentralorgan des Unglaubens, der taz, mit der dogmatischen Brillanz eines Joseph Ratzinger klargestellt: „Elektroautos sind seelenlos.“

Verbrennungsmotoren dagegen, so der Umkehrschluss, besitzen eine Seele, weil sie „als Artefakte nie in ihrer Funktion aufgegangen sind“.

Selten sind 2.000 Jahre christlicher Gotteslehre so prägnant zusammengefasst worden. Für den Kirchenvater Augustinus, ähnlich philosophisch bewandert wie Bruder Ulf, ist die Seele unsterblich und ein Zeichen für die „Verbundenheit mit Gott“.

Wir reden von Himmelfahrt, nicht vom Zufußgehen

Unsterblich ist auch Bruder Ulfs Sportwagen, ein Ferrari Testarossa, der „nie verschrottet wird, weil er zu selten und zu wertvoll ist“. Dieses Vorbild an Nachhaltigkeit hat 390 PS und zwölf Zylinder – wie die zwölf Apostel.

Für Augustinus ist die Seele das „Bindeglied zwischen göttlichen Ideen und dem Leib“. Ob auch Sklaven, Frauen und Kindern eine haben, war lange umstritten. Und Tiere sind bei dieser Frage sowieso aus dem Spiel. Oder haben Sie schon mal eine Ente gesehen, die eine Ente fährt?

Jetzt ist von ganz oben klargestellt: Direkten Draht zum Himmel hat nur der Verbrennungsmotor. Schon die Bibel spricht ja vom „brennenden Herzen“, von Flammen und Heiligem Geist mit hoher Oktanzahl. Jesus trat mit Autorität auf. Am Ende kam seine Himmelfahrt. Vom Zufußgehen keine Rede.

Und dass jährlich weltweit 1,3 Millionen Menschen im Straßenverkehr sterben, die allermeisten durch Autos? Nun, das Leben und Sterben Tausender Märtyrer in allen Religionen zeigt: Echten Glauben gibt es nicht ohne Opferbereitschaft.

Papst Poschis Vision erklärt auch, warum die Autoindustrie so systemrelevant ist: Immerhin produziert sie pro Jahr allein in Deutschland fünf Millionen Seelen. Davon träumen die Kirchen. Und wir verstehen nun auch den erbitterten Widerstand der wahren Gläubigen gegen die Elektroautos: Wer in Zukunft nur noch teuflische Wagen fahren lässt, plant den Untergang des christlichen Abendlandes, das die rettende Nähe Gottes immer schon mit dem Bleifuß auf der Überholspur gesucht hat.

Der Gegenpapst in Rom ist da nur ein Ketzer. Diese Spaßhandbremse will mit einer seelenlosen Elektrokarre im Schritttempo zu den Menschen kommen. Nein, wir glauben fest daran, dass unser Gebrauchtwagenhändler den Weg ins Paradies weist: als Seelenverkäufer.

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Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

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