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Bidens Rede in PolenPsychologische Kriegserklärung

Silke Mertins
Kommentar von Silke Mertins

Der US-Präsident fordert in Warschau zu Recht, dass Putin nicht an der Macht bleiben kann. Biden spricht damit nur das Offensichtliche aus.

Biden bei seiner Rede in Warschau Foto: AP

M an kann US-Präsident Joe Biden vieles vorwerfen, aber sicher nicht, dass er es im Umgang mit dem Kreml an klaren Worten hat fehlen lassen. Schon vor einem Jahr nannte er Wladimir Putin einen Killer. Die damalige Kanzlerkandidatin Annalena Baer­bock fand die Bezeichnung seinerzeit „erstaunlich“. Für überzogen und unklug hielten auch ihre beiden Mitbewerber Bidens Äußerung.

Am Samstag nun hielt Biden in Warschau eine Rede, die eine moralische Führungsstärke zeigte, wie man sie bei europäischen Po­li­ti­ke­r*in­nen vergeblich sucht. Darin fiel auch der Satz, dass Putin nicht an der Macht bleiben könne. Natürlich folgte auch hier der Vorwurf auf dem Fuße, dieser Satz liefere Putin die perfekte Begründung, den Ukrainekrieg als Akt der Selbstverteidigung zu rechtfertigen. Außerdem untergrabe es die Möglichkeit, dass der russische Präsident gesichtswahrend aus dem Krieg aussteigen kann.

Drei Argumente, die dagegen sprechen: Erstens braucht Putin keine zusätzliche Begründung, er lügt sich die Wirklichkeit schon lange so zurecht, wie er sie gerade braucht. Zweitens kann Putin ohnehin gar nicht mehr gesichtswahrend aus dem Ukrainekrieg aussteigen.

Drittens ist vollkommen ausgeschlossen, dass die USA aktiv in den Krieg eintreten. Und das wäre ja wohl nötig, würde Biden einen Regimewechsel herbeiführen wollen. Bidens Satz ist als Zeichen an die Opposition und die Eliten in Russland zu verstehen; eine psychologische Kriegserklärung. Vielen dürfte damit klar sein, dass Russland mit Putin nicht mehr zur Normalität zurückkehren kann.

Biden hat alles in allem lediglich das Offensichtliche ausgesprochen: Um Gottes willen, dieser Mann darf doch wohl nicht an der Macht bleiben. Die Welt ist mit dem 24. Februar eine andere geworden. Wer das nicht begriffen hat, ist entweder so altersstarrsinnig wie Gerhard Schröder, so nostalgisch wie der SPD-Außenpolitiknovize Ralf Stegner oder so verblendet wie die Linkspartei. Putin ist ein Ausgestoßener und wird es bleiben.

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Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
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59 Kommentare

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  • Wenn der POTUS den Kremlchef Killer, Schlächter usw nennt, der "weg muss"...damit beweist man also aus Sicht der Autorin moralische Führungsstärke...wie man sie, Zitat, " bei europäischen Po­li­ti­ke­rInnen vergeblich sucht."



    Also sind die Staatsoberhäupter aus den baltischen Staaten, Polen, UK "moralische Drückeberger", die sich nicht klar äußern??



    Biden hat sich in der Wortwahl vergaloppiert...sein Außenminister musste die Wogen dann glätten.



    Den selbstverständlich initiieren oder unterstützen die USA nirgendwo auf der Welt Regime - Changes! Das war so, und das bleibt so!

  • Na ja. Er mag zwar im Kern Recht haben, aber diplomatisch gesehen ist das eher emotionale Volltrottelei als psychologische Kriegsführung. Das hat Biden immer mal wieder ganz gut drauf.

    Man hat ja gesehen, wie aufgeregt die US Regierung inklusive Biden zurückgerudert ist. Putin ist als internationaler Partner für die allermeisten Staaten untragbar, keine Frage. Aber der zitierte Satz ist nicht geschickt und lässt sich bestens in die russische Propaganda einbinden. Ob er so die russische Bevölkerung -wie hier behauptet- ansprechen kann ist mehr als fraglich.

  • Was soll den eigentlich dieses Zurückrudern von Biden? Er sagte es doch schon, der Mann kann nicht an der Macht bleiben. Was anderes, als eine Infragestellung seiner Position soll das sonst sein? Was sonst, außer, dass dieser Mann nicht weiter Präsident von Russland sein darf? Da plötzlich zu beschwichtigen ist unglaubwürdig.

  • Der Zar ist halt nakisch.

  • Jeder weiß, daß Russland keine normalisierten Beziehungen zum Westen bzw. zu seinen Nachbarn haben kann, solange Putin an der Macht ist. Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass Putin in zehn Jahren wieder als ein ganz normaler Staatschef unter vielen betrachtet werden wird.

    • @Suryo:

      Da wäre ich vorsichtig.

      Was wurde 1989 nicht alles im Bezug auf China gesagt...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die russische und chinesische Geschichte sind dabei wenig vergleichbar. Zudem war 1989 nicht Xi an der Macht. Da es Suryo nur um den Machthaber geht, fehlt Ihrer Aussage jegliche Substanz.

        • @Devil's Advocate:

          "Da es Suryo nur um den Machthaber geht, fehlt Ihrer Aussage jegliche Substanz."

          Die Machtstrukturen sind aber gleich geblieben. Personen sind austauschbar.

          Wenn Sie aber gern eine Person möchten. Wie wäre es mit Maduro? Erst für abgesetzt erklärt und heute fragt man nach Öl...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        China hat uns aber nie direkt bedroht. Putin hingegen bedroht uns mit Atomwaffen, sieht sich seit Jahren im Krieg mit uns und wenn man ihm nicht spätestens in der Ukraine Einhalt gebietet, wird er weitermachen. Der Mann ist, um ein altmodisches Wort zu gebrauchen, böse.

        • @Suryo:

          Über die Chinesische "Bedrohung" stand auch schon genug in der Zeitung...

          Und Putin herrscht nicht allein. Wenn er morgen stirbt, wird sich die russische Politik nicht wesentlich ändern. Diese hat Ursachen.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            China würde den Westen nicht nuklear bedrohen. Chinas Atomdoktrin besagt immer noch, dass das Land kein Land ohne Atomwaffen angreifen würde. Russland dagegen sagt explizit, dass es sich so einen Angriff vorbehält.

            Außerdem: trotz Xis in den letzten Jahren gewachsenen Nationalismus ist China immer noch in erster Linie pragmatisch und würde es nie riskieren, seinen mit Abstand wichtigsten Markt - den Westen - so zu verprellen, wie der irre Putin es gerade tut.

            Fazit: China bedroht uns Deutsche nicht militärisch. Russland sehr wohl.

            • @Suryo:

              Putins Bedrohung Deutschlands besteht darin, dass er sagt: "kommt Russland nicht zu nah". Abstand halten reicht also völlig. Und wenn wir auf die Idee kämen nostalgisch in die Nähe Chinas zu gehen, würden die Chinesen auch allergisch reagieren.

  • "Um Gottes willen, dieser Mann darf doch wohl nicht an der Macht bleiben. Die Welt ist mit dem 24. Februar eine andere geworden."

    Ist das der Tonfall, in dem jetzt weiter Politik gemacht werden soll? Oder darüber berichtet?



    Die Politik geht weiter wie bisher, Werte stehen hinter wirtschaftlichen, geopolitischen Interessen, "unsere" Interessen sind gut, unhinterfragt, andere Interessen schlecht und unakzeptabel. Ja, ein Strategiewechsel, eine Zeitenwende in eine Rüstungspolitik aus dem vorvorherigen Jahrhundert.. das ist das traurige Ergebnis der moralischen Führung "des Westens".



    Und die Mehrheit schreit brav nach den Waffen die uns sicherlich schützen werden... ein riesengroßer Rückschritt und die endgültige Abwicklung jeglicher politischer Errungenschaften. Der politische Spielraum wird wieder ein bisschen kleiner.

    • @Bonnie:

      Was schlagen Sie denn vor? Russland "die Hand entgegenstrecken"?

      Das hat man 30 Jahre lang gemacht.

  • "Die Welt ist mit dem 24. Februar eine andere geworden."



    Echt? Also zumindest kreist sie immer noch als dritter "Stein" um die Sonne, die Atmosphäre besteht hauptsächlich weiterhin aus Stickstoff und Sauerstoff,die mit enthaltenden CO2-Anteile sorgen zuverlässig für stetig ansteigende Durchschnittstemperaturen, die Menschen ,insbesondere die in den "entwickelten" Ländern, sorgen durch ihre Lebensweise verlässlich für die Emissionen und sonstige Zerstörung der Umwelt, die üblichen ,immer irgendwo stattfindenden, "bewaffneten Konflikte" , sind um einen in Europa reicher geworden.



    Das ist ja nun auch nicht der erste Krieg in Europa seit 1945,auch nicht der zweite,allerdings der erste der direkt vor der Haustür der EU stattfindet.



    Vielleicht bin ich ja altersstarrsinnig ,nostalgisch und /oder verblendet,aber ich erkenne keine grundsätzlichen Veränderungen

  • "Drittens ist vollkommen ausgeschlossen, dass die USA aktiv in den Krieg eintreten. Und das wäre ja wohl nötig, würde Biden einen Regimewechsel herbeiführen wollen."

    Ich empfehle der Autorin Mal etwas die Geschichtsbücher zu lesen: Die USA (und auch andere Länder) haben schon viele Regimewechsel herbeigeführt ohne aktiv in einen Krieg einzutreten.

    • @MartinSemm:

      Ich bin mir auch nicht so sicher, daß hier die maximal Eskalation unmöglich wäre. Den Optimismus hätte ich gerne !!!

      faktisch sind bereits alle möglichen Akteure beteiligt und z.B. Kasparow hat ja schon klar gesagt - WW3 is running.

    • @MartinSemm:

      Reden westlicher Außenminister auf dem Roten Platz sind wohl z.Z. eher unwahrscheinlich ;-)

  • Interessant, das sich Emanuel Macron wie folgt äußerte;



    "Wir sollten sachlich bleiben und alles tun, damit die Lage nicht außer Kontrolle gerät", so Macron weiter. "Ich würde diese Begriffe nicht benutzen, weil ich weiterhin mit Präsident Putin spreche, weil was wir zusammen wollen ist, den Krieg zu beenden, den Russland in der Ukraine begonnen hat - ohne Krieg zu führen und ohne eine Eskalation."



    Nachzulesen bei BR24.



    Im übrigen war es doch den USA bisher egal, wer wo verbrecherisch regierte. Bis heute. Man musste nur ein williger Vasall sein. "Wir wissen, dass er ein Schweinehund ist, aber er ist UNSER Schweinehund" sagte US Präsident Franklin D. Roosevelt über Anastasio Somoza!

    • @Andy Krisst:

      Joe Biden ist nicht "die" USA: Anders als in Russland gibt es in Demokratien Regierungs- und Politikwechsel.

      • @Suryo:

        Und was hat das inhaltlich mit meinem Kommentar zu tun?



        Oder wollen Sie damit sagen, ein demokratisch gewählter Präsident darf solch Unsinn verzapfen? Wie anno dazumal, als R.Reagan bei einer Mikrofonprobe die Bombardierung der UdSSR in 5 min befahl?



        Auf den letzten Teil meines Kommentars gehen Sie natürlich gar nicht ein.

    • @Andy Krisst:

      Macon sieht die Gefahren in Europa. Biden freut sich über einen neuen kalten Krieg. Das ist der große Unterschied.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Biden freut sich sicherlich darüber, seiner Wirtschaft durch den Krieg noch mehr Schaden zuzufügen als es die hohe Inflation bereits tut. Eine frühe diplomatische Lösung und ein Kurswechsel Russlands wären innenpolitisch hingegen große Erfolge gewesen.

        Der Unterschied ist: Macron möchte demnächst wiedergewählt werden. Biden wurde erst gewählt und ein Wiederantreten bei der nächsten Wahl ist eher unwahrscheinlich.

        • @Devil's Advocate:

          Biden hat schon bei seinem Amtsantritt einen neuen Kampf "gut" gegen "böse" ausgerufen. Da kommt ihm der Angriff Russland auf die Ukraine gerade recht. Er sorgt dafür, die Reihen im Westen zu schließen. Dadurch kann sich Biden als Anführer fühlen.

          Wirtschaftlich werden die USA auch profitieren. Frakinggas geht gerade weg wie warme Semmeln. Waffen auch. Ich bezweifle zwar, dass die USA langfristig so profitieren, wie sich das die Regierung erhofft, aber die Lasten des Krieges ruhen zum größten Teil auf europäischen Schultern, nicht auf amerikanischen.

  • Wie heuchlerisch und vergiftet sind diese Worte von Biden? Joe Biden der mit verantwortlich ist, für den Tod von Millionen von Zivilisten im Irak.

    Diese Worte sind mehr als nur unklug. Sie sind ein Beleg dafür, wie der Westen mit zweierlei Maß misst. Es gibt in diesem Konflikt Schuld auf beiden Seiten.

    Ich vermisse in der TAZ eine tieferreichende Auseinandersetzung darüber. Das ist Bild Niveau.

    • @Marc Linsmaier:

      Die Worte von Biden sind nicht diejenigen des gesamten "Westens". Biden war, zusammen mit den Clintons schon immer wenig zimperlich, was Kriege und Regimechanges betrifft. Meine Hoffnung liegt darin, dass nach dieser Politiker:innengeneration eine vorsichtigere folgt.

    • @Marc Linsmaier:

      Herzlichen Glückwunsch zum allerersten Kommentar, für den sie sich wohl extra angemeldet hatten! Und dann gleich einer, der Russlands Alleinschuld relativiert.

      Sicher reiner Zufall

  • Wahre Worte.



    Scholz quält sich schmallippig den Aggressor raus und träumt glaube ich, immer noch davon, dereinst wieder an dem langen Tisch zu sitzen und Weltpolitik zu mauscheln.



    Das war ein Ausruf Bidens, keine Anstiftung zu irgendwas.



    Natürlich hat er das Tischtuch - zusammen mit allen anderen Äußerungen - damit endgültig und wissentlich zerschnitten.



    Bravo!



    Scholz und Macron müssen kapieren , dass man Putin absolut isolieren muss, auch persönlich.



    Nur dann hätte irgendein Putsch aus der 2. oder 3. Reihe eine Chance.



    Die Telefonate können sie Erdogan überlassen.



    Natürlich war das auch eine Geste gen Polen, so wie der Besuch insgesamt, womit sich Macron und Scholz ja auch erstaunlich schwer tun.



    Russland hat übrigens sowohl bei uns als auch in den USA versucht, die Wahlen zu manipulieren, es überflutet den Kontinent mit Desinformation, finanziert rechte Gruppierungen - soviel zu Einmischung, wo sie wirklich statt findet.

    • @Romilia:

      Soweit ich mit den meisten äusserungen übereinstimme, ist die Desinformation usw nicht nur Putin sondern die internationale Rechte. Da sind mit Sicherheit auch größere Akteure in Deutschland/Schweiz/Österreich etc zu finden und auch in den USA selbst. Also iwo is das auch Vereinfachung und wir sollten jetzt nicht den Fehler machen diese Bedrohungen zu ignorieren!

      • @fl0werm0de:

        Raten Sie mal für wen RT DE geworben hat. Und wen Putin in Frankreich finanziert. Und wen er in den USA an der Macht halten wollte. Und..

        Putin unterstützt die Rechtsextremisten im Westen wo er nur kann, insbesondere durch Geld und Propaganda.

  • Danke Joe!

  • Ich frage mich, woher Frau Mertens die Gewissheit nimmt, dass Putin nicht mehr gesichtswahrend aus dem Krieg rauskommen kann.

    Die Situation ist ja diese: der Westen liefert Waffen und Munition, aber keine Soldaten in die Ukraine. Es ist also das Militär der Ukraine gegen Russland.

    Und solange das russische Militär das erreichen wird, was auch immer Putin als Ziel ansieht, wird er die Invasion als Erfolg verkaufen können und entsprechend seine Macht festigen. Momentan allerdings ist alles möglich.

  • "Für überzogen und unklug hielten auch ihre beiden Mitbewerber Bidens Äußerung."



    Eine unkluge Äußerung ja, aber nicht überzogen.

  • Ganz meine Meinung. Wo kommen wir denn da hin, wenn man anfängt Politiker für ein ehrliches Wort zu kritisieren?

  • Volle Zustimmung. Wie soll auch eine nachhaltige und friedliche Entwicklung in Europa aussehen mit einem putinistischen Russland? Es kann demnach nicht einfach um die Ablösung Putins gehen. Es muss ein Tribunal in Russland stattfinden, das die Verantwortlichen für den Krieg in der Ukraine zur Rechenschaft zieht. Es muss eine umfassende Entputinisierung Russlands stattfinden. Mit einem solchen postputinistischen, demokratischen Russland kann Europa wieder ins Geschäft kommen. Oder besser Russland wird in die euro-atlantischen Strukturen integriert. Das demokratische Russland wohl gemerkt, nicht so wie es jetzt ist.

    • @Michael Myers:

      Zur Umsetzung Ihrer Forderungen müsste man Russland erobern...

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Vielen dürfte damit klar sein, dass Russland mit Putin nicht mehr zur Normalität zurückkehren kann.""

    ==

    ""Die Welt ist mit dem 24. Februar eine andere geworden. Wer das nicht begriffen hat, ist entweder so altersstarrsinnig wie Gerhard Schröder, so nostalgisch wie der SPD-Außenpolitiknovize Ralf Stegner oder so verblendet wie die Linkspartei.

    Putin ist ein Ausgestoßener und wird es bleiben.""

    ==

    Klar und deutlich - macht es erheblich leichter den richtigen Kurs auf dem Kompass zu finden.

    Hat die Bundesrepublik weitere Waffen an die Ukraine neben den Panzerfäusten geliefert? Das israelische Abwehrsystem Iron Dome oder Arrows wäre jetzt genau das Richtige - erstmal in der Ukraine ausprobieren - und dann sieht man weiter.

  • Ich würde Putin auch gerne aus dem Amt haben.



    Nur: Das ist einzig und alleine die Sache des russischen Volkes. Denn wie bei der Ukraine gilt: Russland ist ein souveränes Land, keiner hat das Recht da einzugreifen.

    • @Kartöfellchen:

      Demnach hätten die alliierten Truppen vor 75 Jahren an den Grenzen des Deutschen Reichs halt machen und darauf hoffen müssen, dass sich die Deutschen ihr System von Allein ändern? Diese Referenz ist selbstredend keinesfalls als Vergleich oder gar Gleichsetzung gemeint, dennoch gibt es eine wichtige Gemeinsamkeit: die Verantwortung allein dem Mann an der Spitze zuzuschieben und die allgemeine Bevölkerung als bloße Opfer zu verorten, die ja von alldem nichts wusste oder nur Befehle ausführte trägt nicht sehr weit. So wie damals die Bombardierungen deutscher Städte legitim war weil es diese Menschen waren die das System und seine Kriegsmaschinerie am Laufen hielten, ist es heute legitim die russische Bevölkerung dafür in die Verantwortung zu nehmen, dass sie das System Putin ermöglichen.

      • @Ingo Bernable:

        Gut gegeben!

        Ich schließe mich an.

      • @Ingo Bernable:

        Die Alliierten sind hauptsächlich nach Berlin marschiert, weil nur so der Krieg zu beenden war.

        Was sollen ständig diese schrägen Vergleiche? Die Situation war völlig anders.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Wo genau ist dieser Vergleich schräg? Wenn damals der Krieg nicht zu beenden war indem die Truppen des Agressors auf sein Territorium zurückgedrängt waren, warum wäre es heute der Fall? Oder andersherum gefragt: wenn der Krieg damals nur mit der Eroberung Berlins zu beenden war, bräuchte es dann nicht nun die Eroberung Moskaus?

          • @Ingo Bernable:

            Der Vergleich ist deshalb schräg, weil es sich um völlig verschiedene Kriege und völlig andere handelnde Personen handelt.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Putin möchte Krieg, um zu expandieren. Die russische Bevölkerung guckt zu, stimmt zu oder macht sogar mit (Soldaten bspw.). Daher ist es legitim,bdass auch der Bevölkerung Schuld zugeschoben wird.

          Was sehen Sie anders?

          • @Devil's Advocate:

            Ich habe INGO BERNABLE geantwortet. Auf den immer wieder kehrenden schrägen Vergleich mit den Alliierten.

  • Was moralisch mehr als verständlich ist, ist politisch nicht unbedingt opportun.

    Der amerikanische Präsident ist einfach nicht dafür zuständig, festzulegen, wer wo regieren darf.

    Und Biden ist Politiker. Kein Moraltheologe.

    Und noch etwas.

    "Am Samstag nun hielt Biden in Warschau eine Rede, die eine moralische Führungsstärke zeigte..."

    Steht Biden eine moralische Führung überhaupt zu? Angesichts des inneren Zustandes und der der Politik seines Landes in den letzten Jahrzehnten, darf man das bezweifeln. Nur weil sich aktuell jemand anderes schlimm benimmt, sind die USA noch lange kein Vorbild.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Also ich fand Bidens spontane und undiplomatische Äußerung nicht schlecht, auch recht gut platziert.

      Es ist auch richtig und diplomatisch notwendig, dass sich Macron und die Briten gleich distanziert haben und Biden von seinem eigenen Außenminister korrigiert wurde. Das muss man machen, um den empörten Russen eine Brücke zu lassen.



      www.theguardian.co...biden-russia-putin



      Aber im Prinzip hat Biden nur offen ausgesprochen, was alle denken und was auch die Russen wissen und was auch von führender Stelle einfach mal gesagt sein sollte.

      Auch der Moment ist eigentlich nicht schlecht gewählt, Russland ist am Ende, kann momentan außer mit Raketen nicht mehr großartig weitereskalieren, weil chemische Waffen eine Nato-Reaktion befürchten lassen und eine Konfrontation mit der Nato tödlich wäre, und die erwartbare Empörung schweißt die Russen im Moment trotz aller Propaganda eher nicht zusammen, sondern verstärkt die innerrussische Unsicherheit und Spaltung.

      Super finde ich auch, dass Biden in seiner Rede durch die Blume auch das PiS-Regime kritisiert hat und dafür besonders viel Beifall bekam.

      Also alles in allem, inklusive der notwendigen nachträglichen Richtigstellung durch die Diplomaten, kein Bug, sondern ein Feature, meine ich.

      • @Günter Picart:

        Solch Worte haben allerdings auch den Nachteil, dass sie sich häufig als leeres Geschwätz herausstellen. Man braucht sich nur zu erinnern, was so alles über Assad gesagt wurde und es mit der heutigen Situation zu vergleichen.

        PS: Es ist interessant, dass alle Seiten ständig über Chemiewaffen sprechen, obwohl weder die Ukraine noch Russland welche besitzen dürften.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Bidens Aussage bringt russische Stimmen zu Gehör, die ebenfalls die Überwindung des Putinismus fordern. Das ist sinnvoll - unabhängig von dem diplomatischen Fauxpas, der es zweifellos war, aber eben ein bedacht und mit Absicht gesetztes Zeichen.

          www.spiegel.de/spo...-8f0c-e5410d12750e



          www.theguardian.co...tic-national-guilt

          Zu den russischen Chemiewaffen:



          www.srf.ch/news/in...-einsetzt-ist-real

          Ich bin ja sehr Ukraine-kritisch und gegen das propagandistische Schönreden von Kriegstaten der Ukrainer allergisch, aber der Versuch von Ihnen, einen ukrainischen Chemiewaffenbesitz oder -einsatz nahezulegen, nur weil die Amerikaner auf die Gefahr eines russischen Chemiewaffeneinsatzes hinweisen, ist schon extremer Bothsiderism, den man so nicht stehenlassen soll.

          • @Günter Picart:

            Biden spricht für die USA deren Präsident ist er.

            Dafür dass die Ukraine oder Russland Chemiewaffen besitzen, gibt es keine Beweise. Vermutungen in Artikeln sind keine Beweise. Russische Behauptungen natürlich auch nicht.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Biden spricht natürlich für die USA, drückt aber mit dem Statement eine allgemeine Befindlichkeit aus. Es ist für viele unerträglich, dass ein Land wie Russland in Zukunft weiter von Putin beherrscht werden soll. Das ändert nichts daran, dass es natürlich letztlich an Russland selbst und den dortigen Verhältnissen liegt, wer das Land beherrscht, und weder Biden noch andere, die so empfinden, allzu viel daran ändern können.

              Die Einsicht, dass Putin weg muss, gibt es auch in Russland. Dass Biden das so klar sagt, ermutigt manche Russen, dies ebenfalls zu sagen oder sich in dem Gedanken, dass Russland schauen muss, wie es Putin entmachten kann, bestärkt zu fühlen. Diesen psychologischen Aspekt meinte ich mit dem Satz "Bidens Aussage bringt russische Stimmen zu Gehör", den ich mit zwei entsprechenden Beispielen illustriert hatte.

              • @Günter Picart:

                Wenn der amerikanische Präsident erklärt, wer Russland regieren darf, löst das bei vielen Russen erst mal eine allergische Reaktion aus. Auch bei Menschen, die keine Putinfans sind. Dazu kommt, dass die russischen Medien Bidens Worte nur gefiltert wiedergeben. Unterm Strich hat er also Putins Propaganda eine Gefallen getan.

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Der Punkt spielt sicher eine Rolle, aber in diesem Fall sehe ich beides.

                  Natürlich gibt es Russen, die die patriotische Propaganda ernstnehmen und sich ehrlich darüber empören, dass sich Biden in die russischen Verhältnisse einmischt. Aber viele Russen merken eben auch immer deutlicher, dass dieser Krieg eine Zeitenwende war, die klar auf Putin zurückgeht und für Russland nicht gut ist. Der radikale Umbruch zu einer faschistischen Kriegswirtschaft binnen weniger Wochen ist ja auf der Straße und im Alltag spürbar. Diese Dramatik macht sie für die Einsicht, dass es an Putin liegt und der eigentlich weg müsste, empfänglich, auch wenn die von Biden ausgesprochen wird. Der Effekt hält sich die Waage.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Nawalni ist der (dank mutiger Mediziner in Russland noch) lebende Beweis dafür, dass Russland Chemiewaffen besitzt.

              Dass die Ukraine Chemiewaffen besitzt oder einsetzen will, ist wie schon gesagt eine absurde Annahme und mit derselben Annahme gegenüber Russland nicht vergleichbar. Diese Annahmen gleichzusetzen, ist gruseliges False Balancing.

              • @Günter Picart:

                Das ist Nonsens. Um eine Person zu vergiften, reichen winzige Mengen. Diese dürfen im Labor auch hergestellt werden. Unter anderem um Abwehrmittel zu testen. Das tun viele Staaten. Ein Beweis für den Besitz größerer Mengen, die für den Einsatz als Waffe benötigt werden, ist die Affäre um Nawalni nicht.

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Es gab ja auch Skripal und es gibt noch mehr solcher Fälle.

                  Dass es bei solchen Vergiftungsanschlägen um kleine Mengen geht und man nicht genau weiß, ob es in Russland Chemiewaffenlager wie in Syrien gibt, stimmt natürlich. Der Punkt, der bei Skripal, Nawalni usw. von Bedeutung ist, ist aber ein anderer: Die Fälle zeigen, dass Putin sich nicht scheut, solche Kampfmittel auch einzusetzen. Zusammen mit der generellen Terrorkriegsführung Russlands, den Erfahrungen mit Giftgas in Syrien und der schwierigen Lage, in die sich Putins Feldzugs manövriert hat, verbunden mit den propagandistischen Anspielungen auf angebliche Biowaffen und den amerikanischen Geheimdienstinfos, macht das die Möglichkeit eines russ. Chemiewaffeneinsatzes zu einem durchaus denkbaren Szenario, vor dem die Natobeobachter mit Recht warnen und Putin davon abzuschrecken versuchen.

                  Umgekehrt bezüglich der Ukraine trifft keins dieser Kriterien zu, mit denen sich eine Gleichgewichtung solcher Annahmen rechtfertigen ließe. Von daher bleibe ich bei der Aussage mit dem falschen Balancing.

                  • @Günter Picart:

                    Unterm Strich bleiben es aber eben Vermutungen. Es macht aber schon Angst, wie solche Dinge herbeigeredet werden.

                    Was ist eigentlich, wenn eine Chemieanlage getroffen wird? Ist das dann Absicht?

  • gut gebrüllt, Löwin!🎩

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      anschließe mich •