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Grünen-Politiker über die EU-Wahl„Unsere Sprache war austauschbar“

Der Grüne Rasmus Andresen kritisiert Personaldebatten und Forderungen nach härterer Asylpolitik. Blinde Flecken seiner Partei beklagt aber auch er.

Jubel sieht anders aus: Die Parteivorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang verlassen die Bühne der Grünen-Wahlparty in Berlin Foto: Christoph Soeder/dpa
Tobias Schulze
Interview von Tobias Schulze

taz: Herr Andresen, der Grünen-Vorstand will bald seine Analyse der verlorenen Europa-Wahl vorlegen. Wie groß ist Ihr Vertrauen, dass er die richtigen Schlüsse zieht?

Rasmus Andresen: Das Wahlergebnis war deutlich unter unseren Erwartungen und hat bei vielen in der Partei einen Schock ausgelöst. Ich habe schon den Eindruck, dass alle Seiten ernsthaft über Konsequenzen nachdenken. Ich vertraue darauf, dass es zu Änderungen kommt. Aber es gibt eine Kontroverse über die Frage, in welche Richtung sich Sachen ändern müssen.

Manche in der Partei sagen: Es braucht neue Leute im Vorstand.

Diesen Reflex erlebt man im politischen Berlin oft. Aber es greift zu kurz, das Ergebnis bei einzelnen Personen abzuladen. Das könnte uns sogar an einer tieferen Analyse der Ursachen hindern. Unser Ergebnis hat mehr mit unserem unklaren politischen Profil zu tun als mit Personen.

Manche in der Partei sagen auch: Robert Habeck muss jetzt zum Kanzlerkandidaten erklärt werden.

Eine Partei, die gerade unter 12 Prozent steht, sollte keine Zeit damit vergeuden, über Kanzlerkandidaten zu fabulieren. Im Wahlkampf haben mich die Leute auch nicht auf die Kandidatenfrage angesprochen, sondern auf Regierungskompromisse und ihre Alltagssorgen. Wir müssen darüber reden, wofür wir stehen wollen und wie wir unser Profil schärfen.

Dann mal los: Was ist für Sie der wichtigste Punkt?

Unter jungen Leuten und unseren Stammwählern haben uns Kompromisse bei grünen Kernthemen Vertrauen gekostet, zum Beispiel beim Klimaschutzgesetz. Wir haben es aber auch nicht geschafft, unsere Antworten auf die wirtschaftliche und soziale Verunsicherung der Gesellschaft zu vermitteln. Wenn ich an Schulen unterwegs bin, werde ich von jungen Menschen oft gefragt: Wie kann ich mir in Zukunft noch ein vernünftiges Leben leisten? Es gibt grüne Parteien in anderen europäischen Ländern, die mit sozialen Botschaften gute Ergebnisse eingefahren haben. Das sollten wir auch nach vorne stellen.

Was ist aber im Jahr 2024 die richtige Antwort auf die soziale Frage? Laut Umfragen war zwar für viele Menschen soziale Gerechtigkeit ein wahlentscheidendes Thema. Gleichzeitig stoßen Verbesserungen für Bürgergeldempfänger, für die sich die Grünen zuletzt starkgemacht haben, oft auf Ablehnung.

Ich finde es richtig, auch in diesem Bereich mehr zu machen. Aber wer sind die Leute, die wir als Grüne in den letzten Jahren erreicht haben und die sich jetzt abwenden? Das sind selten Menschen, die selbst im Bürgergeld sind. Das sind Menschen, denen die Miete zu schaffen macht oder die sich für ihre Familie kein Eigenheim mehr leisten können.

Oder es sind junge Menschen, die nach Corona und wegen ihrer Zukunftsängste mentale Probleme haben. Wohnen, Lebensmittelpreise, Therapieplätze: Solche Themen würde ich bei der sozialen Frage in den Mittelpunkt stellen. Menschen haben völlig zu Recht das Gefühl, dass unser Land in diesen Bereichen nicht mehr funktioniert.

Im Interview: Rasmus Andresen

38, sitzt seit 2019 im EU-Parlament und ist dort Sprecher der deutschen Grünen. Zuvor war der Parteilinke Vizepräsident des Landtags von Schleswig-Holstein.

Das sind dicke Bretter. Sie glauben wohl nicht, dass da in der Ampel noch viel zu machen ist?

Nein, aber dass man Kompromisse machen muss und als 15-Prozent-Partei in einer Koalition nicht alles durchsetzen kann, lässt sich den Menschen vermitteln. Es wäre nur wichtig, dass wir neben das Regierungsprojekt auch wieder eine eigenständige Profilierung stellen. Immer weniger Menschen erkennen, dass wir bei diesen Themen für Ziele kämpfen, die über den Koalitionsvertrag hinausgehen.

Die Haushaltseinigung vom Freitag, die in zentralen Punkten die Handschrift der FDP trägt, macht es wohl nicht leichter.

Die Einigung ist mit vielen Härten versehen. Dass sich die FDP trotz sozialer Probleme im Land wieder mit Steuersenkungen für Gutverdiener durchgesetzt hat, wird die Spaltung zementieren. Das macht es für uns in der Tat schwieriger, soziale Forderungen glaubwürdig zu vertreten.

Gleichzeitig sind wir die Partei in der Ampel, die für spürbare Verbesserungen für Menschen mit wenig Einkommen kämpft. Wir kommunizieren das aber nicht stark. Problematisch ist auch, dass aus unseren Reihen immer wieder Äußerungen kommen, die unsere Parteitagsbeschlüssen widersprechen und das Signal senden, dass es uns mit sozialer Politik doch nicht so ernst ist – Stichwort Rentenkürzungen oder Mindestlohn.

Cem Özdemir hat sich kürzlich dagegen ausgesprochen, den Mindestlohn auf 15 Euro zu erhöhen. Aber er will ja auch Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden, da muss man einen anderen Kurs fahren als der Rest der Partei.

Ich war selbst lange Landespolitiker und weiß, dass jedes Bundesland seine eigene Dynamik hat. Aber die Kollegen, die solche Äußerungen treffen, machen das bundespolitisch und nicht landespolitisch. Es schadet uns, wenn wir dann als unsozialer dastehen, als es unser Programm hergibt.

Laut Umfragen war auch die Mi­grationspolitik wahlentscheidend, und auch dazu gibt es kontroverse Wortmeldungen aus Baden-Württemberg. Winfried Kretschmann fordert von den Grünen „mehr Härte und Klarheit“ gegen irreguläre Migration. Was halten Sie davon?

Ich würde in der Bewertung darauf schauen, was in der Realität funktioniert. Die gerade erst beschlossene Verschärfung des EU-Asylrechts wird nicht den Effekt haben, der versprochen wurde. Sie wird das Leben vieler Menschen verschlechtern, ohne mehr Ordnung ins System zu bringen. Als Grüne haben wir aber vielleicht ein bisschen unterschätzt, wie das Thema in der Bevölkerung diskutiert wird.

Wie meinen Sie das?

Gerade von jungen Menschen höre ich oft Sorgen über die Funktionsfähigkeit des Staats. Dazu gehören neben der sozialen Infrastruktur oder dem ÖPNV auf dem Land auch Aspekte wie Kriminalität. Wir müssen also auch hier über Konsequenzen für unsere Politik reden. In der Asyldebatte haben wir meistens zwischen Grünen in Berlin, Stuttgart und Brüssel diskutiert, aber es nicht geschafft, die Diskussion auf die Lage vor Ort zu transferieren.

Was heißt das konkret, wenn es um Gewalttaten von Geflüchteten wie zuletzt in Mannheim oder Bad Oeyn­hausen geht?

Wir sollten da keine Schnellschüsse machen. Aber als Politik haben wir in den letzten Jahren unterschätzt, dass Menschen Angst haben, wenn in ihrem Umfeld Kriminalität passiert – durch wen auch immer. In Regionen, in denen das besonders stark empfunden wird, sollten wir die Sicherheitsbehörden stärken, aber auch in die Daseinsvorsorge, die soziale Infrastruktur und die Sozialarbeit investieren.

Die Strategiedebatte der Grünen dreht sich nicht zuletzt um Zielgruppen. Die einen wollen sich auf die Kernwählerschaft konzentrieren, die anderen stärker um die politische Mitte buhlen. Wen haben Sie mit Ihren Vorschlägen im Sinn?

Wir können mit 12 Prozent nicht zufrieden sein und sollten für die nächsten Jahre wieder den Bereich um 20 Prozent zum Ziel haben. Dafür müssen wir in unterschiedliche Gruppen der Gesellschaft ausstrahlen. Wenn wir unser soziales Profil stärken, kann das zu einer massiven Ausweitung in Milieus führen, die uns bisher überhaupt nicht wählen. Wir müssen aber vor allem wieder die Leute ansprechen, die uns lange die Treue gehalten haben und die wir bei der Europawahl verloren haben.

Unsere Wahlkampagne zur Europawahl war stark darauf ausgerichtet, konservative Milieus für uns zu gewinnen. Unsere Sprache war austauschbar, unsere Plakate hätten auch von der CDU kommen können. Das hat aber nicht dazu geführt, dass uns diese neuen Milieus gewählt haben. Stattdessen sind angestammte Milieus zu kleineren Parteien gegangen oder haben gar nicht gewählt. Sie müssen wir wieder erreichen.

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42 Kommentare

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  • "Stattdessen sind angestammte Milieus zu kleineren Parteien gegangen oder haben gar nicht gewählt."

    Die sind aber gerade von der Sozial- und Migrationspolitik der Grünen geflüchtet, und bleiben bei einem "gestärkten sozialem Profil" erst recht weg.

    Zumal eine "Stärkung des sozialen Profils" in der politischen Praxis bedeutet, dass man sein Gewicht dafür in die Waagschale wirft und dann bei anderen Themen weniger durchsetzen kann, z.B. in der Klimapolitik.



    Also doppelte Wählerverluste.

    • @meerwind7:

      Warum sollte man vor einer sozialeren Politik flüchten wollen?



      In einer Gesellschaft wie der unseren, wo zunehmend mehr von immer weniger in Anspruch genommen wird.



      Wo auch Sie mit den Steuervorschlägen von Linken oder Grünen mehr herausbekommen und nur ein paar Klattens endlich auch mal beitragen müssten, statt das Geld in Anwälte, PR-Typen und "Begleiter" zu stecken.



      Wir brauchen mehr sozial.



      Die Grünen haben Umwelt und danach Sozial. Das waren schon bei ihrer Gründung die ersten zwei Adjektive.

  • "Aber als Politik haben wir in den letzten Jahren unterschätzt, dass Menschen Angst haben, wenn in ihrem Umfeld Kriminalität passiert –"

    Einfach mal den Bürgern zuhören.



    Und weniger belehren wollen.

    • @drafi:

      Man darf als Zahlen-Daten-Fakten-Mensch dabei schon zwischen XY- und Bild-geschürten Befindlichkeiten und tatsächlichen Problemen unterscheiden.

      Damit nicht nur die Streife zur umgekippten Mülltonne im Schnöselviertel geschickt wird, sondern auch wichtige Dinge arbeitet.



      Damit man da in Prävention und sozialen Ausgleich investiert, wo sich das besonders rentiert.

      Doch das vorangestellt, bin ich bei Ihnen, dass Erst-mal-Zuhören ein guter Ansatz ist. Aber dies eben nicht nur bei den Laut-Rufenden mit "Ansprüchen", sondern abwägend im Handeln.

  • Insbesondere die Grünen, andere Parteien aber auch, gehen nicht auf die Themen (Ängste) der Menschrn ein. Man will sich nicht in diese Niederungen begeben, speziell sich keinesfalls festlegen auf eine Handlung. Letzlich wie im Interview zum Thema "Gewalt von Migranten am Beispiel Oeynhausen" Da ist doch allen Ernstes die Antwort: "Wir wollen keinen Schnellschuss machen". Dieses letztlich desaströse Nichtpositionieren haben speziell die Grünen kultiviert und aur die Spitze getrieben. Zu jedem Thema, ausnahmslos. warme Worte oder ignorieren, manchmal sogar "das ist jetzt das falsche Thema und Vorgehen". Themen die nach Positionierung schreien: Umwelt, Klimawandel, Klimanapassung, Demographischer Wandel, Migrationsprobleme von Nochtintegration bis Abschiebung bis Fachkraftanwerbung. Wohnen, Rente, Umbau Verkehr, Energie. Außer sporadisch Energiethemen sehe ich bei Grün keinen Ansatz der das Wort "Innovation" oder "gute Idee" verdient. Und ja, es hängt am drögen Personal.

    • @Tom Farmer:

      Man muss echt nicht die Springer&Co.-Denkverengung auf Migration mitmachen oder sich einreden lassen.

      Es geht um Reich-Arm, um Fossil-Erneuerbare, um Verschwendung-Effizienz, um SUV-Mensch, ...

      Ich würde mir bei vielem dieser Punkte wünschen, dass Parteien jenseits von Grünen oder Linken sich ähnlich viel Mühe bei Konzepten gemacht hätten.

  • Wenn erst das EU-Wahlergebnis einen heilsamen Schock bei den Grünen ausgelöst hat, so ist das zwar gut, aber man fragt sich, in welcher Welt die leben, wenn sie das nicht vorhersehen konnten.



    Seit dem albernen Streit um den Kanzlerkandidatur (das war im April 2021, also nicht lange her) ist mir diese Partei immer fremder geworden. Sie wurde 1979 gegründet unter dem Vorbehalt, dass sie der Bewegung zu dienen hatte, nicht sich selbst.



    Damals war die Mehrzahl der "Spontis" skeptisch, ob sich eine Partei im bürokratischen Apparat überhaupt durchsetzen könnte. Sie hat einiges erreicht und auf dem langen Weg durch die Parlamente und Gemeinderäte gutes bewirkt, besonders für die Opfer von Kriegen. Sie musste ihr ursprüngliches Selbstverständnis oft revidieren, hat dazu gelernt.



    Aber in dieser von Scholz fatal nach außen vertretenen, von Lindner erstickten Koalition der inneren Blockade überzeugt sie nicht. Statt klarer, direkter Botschaften höre ich Zweckoptimismus. Die USA investieren 900 Milliarden in Infrastruktur, die BRD dank FDP nur ganz wenig. Also muss Rotgrün zu einer neuen Linie finden, um nicht von Populist*en ausgemerzt zu werden.

  • Es ist wohl weniger die Sprache. Wenn lt. aktuellen Wahlumfragen BSW und AfD zusammen 27 % erreichen und die Grünen bei 12 % liegen, könnte es sein, das die grünen Themen und Visionen mittlerweile am Bedarf des Wählers vorbei gehen.

    • @Michas World:

      Die Grünen holen gerade keinen "Protest"-Wähler; und SPD und v.a. FDP kratzen an den grünen Regierungserfolgen, statt einfach eigene hervorzubringen.



      Klimaschutz ist klar in der Mehrheit, Artenschutz ist klar in der Mehrheit. Energiewende ist klar in der Mehrheit.

      • @Janix:

        "..FDP kratzen an den grünen Regierungserfolgen"



        Hust, welche sollen das denn sein, Frackinggas, Kohleverlängerung oder Gebäudeenergiegesetz?

        • @Rudi Hamm:

          Für die endlich wieder einsetzende Energiewende incl. Gaswende können wir schon übergreifend dankbar sein. Oh ja! Und Atom sind wir auch gegen Unlogik endlich los.

          Ich meinte aber gar nicht, was Sie glaubten.



          Ich meinte, dass "jemand" das unfertige GEG argwollend durchstach, etc. dass man sich als Koalitionspartner schadet, damit Habeck bloß nicht Kanzler wird bzw. die Industrieverbände einem Anschlussjobs geben. Das finde ich verbesserungsfähig.

          Die Ziele Klimaschutz, Umweltschutz, Artenschutz wären jederzeit von der Union zu kapern. Mich würde es freuen.

  • Die Grünen wählten in der Ampel statt Verkehr und Bau die Außenpolitik, die genau so gut von der SPD oder der FDP verantwortet worden wäre. Ein strategischer Fehler.

    Denn Bahn, Wohnen, zu hohe Mieten, keine Sozialwohnungen, sind zuzeit existentiell für viele Wähler. Doch es existiert dafür kein durchgerechnetes Konzept bei den Grünen, um sich von SPD, BSW oder CDU abzugrenzen.

    Andresen bedauert, dass Wähler kein Haus mehr bauen könnten, ignoriend, dass dafür ein Millionenvermögen in einer einer Großstadt nötig wäre. Die Grünen setzten also auf die großmöglichste politische Spannbreite und überdehnen so die politische Klaviatur.

    Kein potentieller Grünen-Wähler glaubt, dass mit Grünen und der CDU in der Bundesregierung günstigere Mieten und mehr Sozialwohnnungen möglich wären. Das nächste Lützerath würde garantiert wieder mit politischer Unterstützung der Grünen abgebaggert, weil ein Deal mit RWE besser erscheint, als der Glaubwürdigkeitsverlust bei den eignen Wählern.

    Glyphosat auf Äcker der EU auch kein Problem mit den Grünen. Die Wähler haben die Nase voll von falschen Kompromissen und wählen stattdessen Volt und BSW oder weil es so egal ist CDU.

    • @Lindenberg:

      Das sind zwei Ministerien gegen eins. Bitte jetzt keine Mythen bauen.

      Und Baerbock ist die erste im Amt, die schon Englisch konnte und fachlich das sogar ein Jahr studiert hat.

      Der Verkehrsminister war eigentlich durch den Koalitionsvertrag zur Vernunft verpflichtet worden. Kleines eitles Lindner nörgelte das inzwischen zu sehr weg.

      Bauen war klar Scholz' Erfolg in Hamburg, das war der SPD nicht zu nehmen.

  • Es war falsch, dass sich die Grünen als Partei inhaltlich zurückgehalten haben, weil ihre Ministerinnen und Minister die Ziele nicht 1:1 umsetzen konnten. Die Parteivorsitzenden haben bisher eher die Kompromisse der Ampel positiv begleitet, anstatt die Unterschiede zu den eigentlichen Zielen der Partei deutlich zu machen. Deshalb gibt es das Missverständnis, die Partei hätte sich grundlegend verändert und sei für ehemalige Grünen-Wähler nicht mehr wählbar.



    Auch bei Regierungsbeteiligung sollte eine Partei wie eine Oppositionspartei agieren und unzureichende Kompromisse thematisieren. Nur so erkennen Wählerinnen und Wähler die Unterschiede zwischen Absicht einer Partei und ihre Möglichkeiten in einer Regierung. Wer die Ziele der Grünen realisiert haben will, muss die Partei stärken und nicht abwählen!

  • Einfach ehrlich sein . Unsozial, gentrifizierend und die Mittelschicht im Blick. Bei Krisen und Stress , aufheben der Prinzipien. Zumindest ist dann die Doppelmoral weg.

  • Das Problem der Grünen ist, dass Positionen und Personen immer aus dem parteiinternen Blickwinkel gesetzt werden. Dem Wahlvolk ist aber egal, ob eine Frauenquote oder ein Reißverschluss bei den Parteilisten eingehalten wird.

    • @Nordischbynature:

      Das Zeichen ist doch auch ein richtiges: Hier kann mensch auch als Frau etwas werden, hier wird das auch aktiv gefördert.



      Wie früher, dass nämlich Mann zu sein reicht, das will ja niemand zurück, oder?

      Auch war zu beobachten, dass die Grünen dadurch gutes Personal bekamen, quereinsteigend, mit Kindern, ... eben, weil aktiv nachgefragt wurde.

      Ich sehe jetzt ein Personalproblem nur darin, dass die Quote von Karrierepolitikers etwas arg hoch auch bei den Grünen geworden ist. Was schon Union und FDP ruiniert hat.

  • Danke, Herr Andresen!



    Vor der Wahl wurde ich in einem Gespräch mit Bekannten, die der Partei angehören, wegen dieser Argumentation, die Sie hier vortragen, als destruktiv bezeichnet. Ich wähle die Grünen, seit es sie gibt. Das EU Wahlergebnis hat mich nicht überrascht, fand es aber sehr schmerzhaft angesichts der zu lösenden Problemlage. Wir brauchen das Vertrauen junger Wähler*innen, sie müssen in einer sich rasant verändernden Welt leben. Das betrifft Klima, öffentliche Kommunikation und Medien, soziale Beziehungen, Sozialpolitik und nicht zuletzt Krieg und Frieden!

    • @VeRuGa:

      Bei den jungen Menschen scheint mittlerweile das Thema "Migration" sprunghaft an Bedeutung zu gewinnen. Meine Frau ist Lehrerin, für Sie kam das Wahlergebnis wenig überraschend. Ich empfehle einen Blick in deutsche Klassnenräume und noch wichtiger auf Schulhöfe.

  • Wir brauchen wohl mehr Schleswig-Holstein, politisch, wo sich Koalitionspartner nicht gegenseitig ausnahmen, sondern zusammenarbeiteten. Sogar CDU und Grüne.



    Und die Bündnis-Grünen brauchen wieder mehr Links, denn neben Umwelt ist es soziale Gerechtigkeit, für die Grüne gewählt wurden. Nicht parteiinterne Buchstabenketten, nicht wer am längsten bei den Jungen Grünen war und jetzt eine Arbeitsstelle sucht ...

    Nebenbei: bei anderen Parteien nicht minder der Fall, die Blase. Mensch muss sich gar nicht nur bei den Grünen verkämpfen.

    • @Janix:

      Wie definieren Sie soziale Gerechtigkeit?

      Ich hätte jetzt gesagt, wer billige Mieten oder eine Erhöhung der Sozialhilfe wollte, hat noch nie die Grünen gewählt.

      Für eine BAFÖG-Erhöhung, da vielleicht schon.

  • "Gleichzeitig sind wir die Partei in der Ampel, die für spürbare Verbesserungen für Menschen mit wenig Einkommen kämpft. Wir kommunizieren das aber nicht stark."



    Das halt ich mal für ne steile These. So ziemlich alles was beschlossen wurde auch von Grünen Ministern hat dazu geführt das untere Einkommensgruppen prozentual mehr gezahlt haben.

    " Unsere Sprache war austauschbar, unsere Plakate hätten auch von der CDU kommen können. Das hat aber nicht dazu geführt, dass uns diese neuen Milieus gewählt haben." Das könnte man auch lesen, als das mehr Prozente wichtiger sind als Werte.

    Eins meiner Probleme, dass gerade SPD und Grüne viel erzählen und das Gegenteil machen bzw. Wenig bis nichts machen in die Richtung.

    Auch wenn ich CDU und FDP unwählbar finde, weiß ich dass sie definitiv Ihr Wort halten und sich die Politik an der Wirtschaft ausrichtet und den oberen Schichten.

    Probleme muss man auch nicht als nichtexistent betrachten, dadurch löst man sie nicht. Man sollte aber auch viel mehr darauf hinweisen, dass wir mittlerweile die zweitmeisten Menschen haben weltweit, welche nicht in Deutschland geboren sind. Dabei gut integriert sind und wir täglich miteinander zu tun haben.

    • @Hitchhiker:

      Zum Nebenpunkt:



      Ich vermute, dass fast jedes andere Land ausreichender Größe mehr Menschen hat, die nicht in Deutschland geboren sind. ;-)

      • @Janix:

        Da ist was wahres dran ;)

        Faszinierend fand ich es trotzdem und überraschend. Prozentual gibt es aber etliche Länder mehr haben. Saudi-Arabien, Monaco, Singapore und noch ein paar andere.

        Und ich auch nicht nachvollziehen kann wie manche Menschen die Realität so ausblenden können und denken dass diese Menschen nicht arbeiten wollen. Morgens bekommt man die Brötchen von jemandem der nicht in Deutschland geboren ist, dann arbeitet man mit ihnen zusammen, auf der Baustelle neben dem Dönerladen sieht man osteuropäer, dann kommt jemand rein säubert das Büro, man besucht einen Freund im Krankenhaus und erhält sich mit dem Arzt dem sein Deutsch nicht Akzentfrei ist usw. Und abends kommt man Heim oder beim Stammtisch und sagt die wissen sich nicht zu benehmen und



        arbeiten wollen sie auch nicht.



        Ohne die ganzen Menschen würde hier nahezu vllt alles nicht mehr laufen.



        Von der anderen Seite hört man wie schlimm Deutschland ist, unattraktiv und die Sprache usw.



        Wir machen sicherlich nicht alles richtig und es muss sich auch noch vieles verbessern, aber nur schlecht ist es halt auch nicht.



        Die Mehrheit der Bürger scheint aber sich zum Glück nicht beiden extremen zuordnen zu lassen.

  • Die Grünen fischen im Wahlkampf im konservativen Milieu und entdecken jetzt die Sozialpolitik für sich, weil sie beobachtet haben das dieses Thema im Ausland Wählerstimmen generiert?

    Konzept geht anders. Anscheinend sind die Grünen auf der Suche nach einer neuen Identität, nachdem sie in Klimafragen massiv an Glaubwürdigkeit eingebüßt haben.

    Und auch die Aussagen hinsichtlich Asylpolitik, Migration und Kriminalität überzeugen nicht wirklich. Zur Erinnerung, die Bürger bewegt warum ein Drittel der Asylanträge in der gesamten EU in Deutschland gestellt werden, obwohl Deutschland gerade einmal 19% der EU Bürger stellt. In Frankreich sind es 15%, in Italien und Spanien jeweils 9% der Asylanträge in der EU.

    Zur Migration wäre auch eine Erklärung interessant, warum sich der Ausländeranteil beim Bürgergeld seit 2010 mehr als verdoppelt hat und jetzt bei 47% liegt, bei einem Ausländeranteil an der Bevölkerung von 15%.

    Die AfD hat darauf ganz einfache Lösungsansätze parat und punktet damit bei den Wählern. Die Grünen hingegen haben weder Antworten und weigern sich noch in weiten Teilen die Realitäten überhaupt anzuerkennen.

    Quellen: Eurostaat, Statistisches Bundesamt

    • @Sam Spade:

      Es gibt eine Form der Realitätsverweigerung, bei der man sich nur fragt, wie oft man damit eigentlichauf die Nase fallen muss, um es endlich zu kapieren.

      "Wagenknecht schrumpft Linke", hieß es hier mal taz.de/Abschneiden...kspartei/!6015450/ In der Tat: Da sich beide Parteien im wesentlichen nur in ihren migrationspolitischen Positionen unterscheiden, ist 6,2 zu 2,7 % in seiner Aussage eigentlich schwer misszuverstehen.

      Dass Herr Andresen nun meint, mit genau der Politik wieder Oberwasser bekommen zu können, mit der die Konkurrenz gerade eben krachend gescheitert ist, gehört für mich zu den Musterbeispielen einer irrlichternden politischen Logik. Mal abgesehen davon, dass ich nicht erkennen kann, mit welchem Koalitionspartner er dies eigentlich umsetzen will, stünde ein auf offene Grenzen ausgerichtetes Deutschland in Europa komplett isoliert da - was ihm als EU-Abgeordnete ja eigentlich nicht entgangen sein kann.

      An die in solchen Fällen beliebte Selbsteinlullung, man müsse es den Menschen halt nur "besser erklären", mag glauben wer will. Wer Probleme "löst", indem er sie ignoriert, dem laufen die Wähler in der realen Welt aber einfach davon.

  • PS: Ska Keller konnte damals das gute Ergebnis auch nicht verhindern, sie irrlichterte dann halt nur im EP etwas.

    Terry Reintke wurde mit einem ungewöhnlich unvorteilhaften Foto (Kinn! und überschminkter Mund!) noch weiter heruntergezogen. Wo sind die Inhalts-Plakate grüner Tradition geblieben?

  • Die Plakate der Grünen haben tatsächlich teils die Themen der Union bespielt. Wer hat das zu verantworten?

    Ich dachte, Michael Keller wäre für die letzte Kampagne schuld gewesen. Aber Emily Büning und ihr Team machen offenbar genauso daneben weiter.

    Grünen Wählers geht es häufig um Umweltschutz und um soziale Wohlfahrt.



    Z.B. Gleiche Rechte allgemein und Wehrhaftigkeit gegen Putin sind wichtig, auch aus meiner Sicht, begeistern aber nicht so.

    Die Unfähigkeit fast aller anderen Parteien bei Umweltschutz und Sozialem derzeit ist doch eine Steilvorlage.



    Ich denke schon, da müssten einige häufiger aus der Parteienkaderblase bewusst raus.

    • @Janix:

      Das einzige Plakat. dass sich mir eingeprägt hat, war irgendwas "gegen rechts". Niemand wählt aber eine Partei nur, weil sie gegen etwas ist, sie sollte schon für etwas sein. Die Linkspartei war zwar auch gegen rechts, aber wenigstens für eine Enteignung von Milliardären. Das finde ich nicht gut, aber ist wenigstens eine Aussage.

  • "Dass sich die FDP trotz sozialer Probleme im Land wieder mit Steuersenkungen für Gutverdiener durchgesetzt hat, wird die Spaltung zementieren."



    Welche Steuersenkungen snd gemeint, ich bekomme immer nur Steuer- und Abgabeerhöhungen mit?



    Vielleicht die Anpassungen wegen der kalten Progression? Diese werden regelmäßig von den Erhöhungen der Beitragsbemessungsgrenzen und der Beitragssätze in den Sozialversicherungen wieder aufgefressen.

    • @Offebacher:

      „Ich bekomme immer nur Steuer- und Abgabeerhöhungen mit.“ Dann sind Sie offenbar kein Gutverdiener ... (Sie sind ja offensichtlich auch nicht weit jenseits der Bemessungsgrenzen und womöglich in der GKV?!) An die BemessungsGRUNDLAGE müsste man ran!

      • @Zangler:

        Danke für die Antwort. Man müsste mal Gutverdiener definieren. Wenn man davon ausgeht, dass Gutverdiener den Einkommensteuerhöchstsatz (42% plus Soli) zahlen, dann bin ich ein Gutverdiener, und ich kann davon auch gut leben.



        Ihre Vermutungen sind aber richtig: trotz Spitzensteuersatz liege ich nur knapp über den Beitragsbemessungsgrenzen und ich bin absichtlich in der GKV, denn später (so lange dauert das nicht mehr) in der Rentenzeit ist der Beitrag dann geringer als in der PKV.

  • Viele Sätze zeigen auf, ed wurde noch nivhts behriffen.



    Ich habe jahrelang grün gewählt. Das werde ich nicht noch einmal tun.



    In meinem früher grün wählenden Umfeld, ist das ebenso.



    Völlig unglaubwürdige Menschen an der Spitze.



    Mit der Grünenlinie von einst hat das nichts mehr zu tun.



    Wer jetzt noch behauptet, die Grünen wären sozial eingestellt, lebt in einer anderen Welt.

  • Im letzten Absatz erkenne ich ein wenig Einsicht und Selbstkritik. Überzeugt bin ich allerdings überhaupt nicht, dass es und wie es gelingen soll, alte Kernwahlschaft zurück zu gewinnen. Wir werden sehen, wie ernsthaft sie daran gehen.



    Ich wünsche mal eine gute Strategie.

  • Das Dilemma der Grünen (und nicht nur der Grünen) ist, dass sie meinen etwas versprechen zu müssen, von dem sie im Grunde wissen, das sie es nicht halten können um gewählt zu werden.



    Die Leute -auch die Jungen- wollen auch weiterhin "anständig" leben können, aber ohne groß etwas an ihrem Lebensstil ändern zu wollen. Wohlstand im kapitalistschen Sinne eben. Das ist auch kein Wunder, denn seit mindestens 3 Generationen kennen die Menschen zu mindest in (West)Deutschland nichts anderes.



    Hier braucht es den Mut, Klartext zu reden. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass, funktioniert nicht. Es geht nicht ohne Verzicht und leider auch nicht ohne Vorschriften. Vor allem die "Digital-Natives"haben ein gestörtes Verhältnis zu realexistierenden analogen Welt. Wir brauchen die Natur, wir sind noch keine Maschinen.



    Was ein anständiges Leben unter den realen Bedingungen bedeutet, müsste einmal neu definiert werden. Aber nur Mut, das Leben kann auch oder gerade dann Spass machen, wenn man auf etwas "verzichtet" was krank und abhängig macht.

    • @Matt Gekachelt:

      Das sehe ich genauso. Zum einen sind die Grünen wieder da, wo sie vor Fridays for Future, dem Pariser Klimabkommen und vor allem vor Corona waren. Wahrscheinlich glaubten die Grünen, dass die Abschaffung der parteiinternen Realo/Fundi- (Achtung: Schimpfwort!)-Quote mehr Erfolg bringt. Immerhin hat es in Baden-Württemberg zu einem Ministerpräsidenten gereicht. Geschickterweise haben die Grünen das Parteiprogramm immer noch von der Grünen Basis, wenn auch mit abnehmender Tendenz, erdenken lassen, denn hier liegt die Stärke der Grünen, wenn es um ökosoziale Alternativen geht. Nur hat die auf Voll-Realokurs getrimmte Partei keine Ambitionen, diese "linken" Programm auch durchzusetzen. Warum sonst sollte der Vizekanzler kurz vor der Europawohl ein grünes Kernthema wie das Lieferkettengesetz verbal suspendieren, bloß um noch ein paar Neoliberale rüberzuziehen? Oder der Landwirtschaftsminister, hätte er sich, wie umgekehrt sein Vorgänger von der CSU - entgegen dem Koalitionsvertrag - gegen Glyphosat auf EU-Ebene ausgesprochen, wäre das Thema gegessen. Ein MP in BW, der das Ziel, aber nicht mehr den Weg fordert, noch populistischer geht's nicht, und das rächt sich halt langsam.

      • @Michael Vonau:

        Aber die Grünen haben doch gar keine Fundis mehr. Die Ökosozialist*innen wurden Anfang der 80er aus der Partei gejagt. Und "Fundi" war passend, um die Ökosizalist*innen zu diffamieren. Wer war schon gerne "Fundamentalist" und die semantische Nähe zum Religiösen kam sicherlich nicht von ungefähr. Insofern, die Grünen sind im Bereich der Funktionsträger*innen grün angemalte (Sozial-)Liberale, mehr aber auch nicht mehr. Und je offenkundiger das wird, desto schwieriger die Abgrenzung zum politischen Gegner, der inzwischen eher der Zwillingsschwester ähnelt.

  • Es ist viel Richtiges in dieser Analyse dabei, hoffentlich hört man auf ihn.



    Dass Kriminalität mit Migration verbunden wird, müsste sachlicher angegangen werden. Die Organisierte Kriminalität benutzt junge Geflüchtete als „kleine Fische“, aber an der Spitze stehen oft deutsche oder wenigstens EU-Staatsbürger. Eine Stärkung der Steuerfahndung, der forensischen Wirtschaftsprüfung, Bekämpfung der Schwarzarbeit und Scheinselbständigkeit, der EU-Rechtsstaatsmechanismus, und auch die Aufarbeitung von Industrie-(Lobby-)Skandalen sollten da viel höher auf der Agenda stehen. Das wäre realistische, pragmatische Politik.

    • @Zangler:

      Das geplante neue Bundesamt für die Verfolgung von Finanzkriminalität (das dringenst gebraucht wird) wird derzeit in der Ampel von den Grünen blockiert....

    • @Zangler:

      "Die Organisierte Kriminalität benutzt junge Geflüchtete als „kleine Fische“, aber an der Spitze stehen oft deutsche oder wenigstens EU-Staatsbürger."

      Echt? Woher wissen sie das? Oder stellen Sie nur auf die Staatsbürgerschaft (nicht den Hintergrund/Ethnizität) ab.

      "Eine Stärkung der Steuerfahndung, der forensischen Wirtschaftsprüfung, Bekämpfung der Schwarzarbeit und Scheinselbständigkeit, der EU-Rechtsstaatsmechanismus, und auch die Aufarbeitung von Industrie-(Lobby-)Skandalen sollten da viel höher auf der Agenda stehen."

      Sie fordern einen massiven Ausbau des Sicherheitsapparates. Das ist wohl gerade mit den Grünen nicht zu machen - Stichworte "Polizeistaat" und "Gläsener Bürger"... Und beim Thema Schwarzarbeit würden sich die Grünen wohl kaum ins "rassistische" Fettnäpfchen setzen wollen

      • @Chris McZott:

        Ich spreche von „Staatsbürgerschaft“, das sollte eindeutig sein; rassistische Konzepte wie „Ethnizität“ verwende ich aus Prinzip nicht.



        Wer bei einer Aufarbeitung z.B. der Maskendeals am meisten zu befürchten hätte, darüber kann man spekulieren, die Grünen sind es eher nicht. Orbán ist auch nicht in erster Linie von den Grünen protegiert worden, das geht auf das Konto von Weber und vdL.



        Die Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität inklusive Schwarzarbeit war eine alte Forderung der politischen Linken, auch der SPD. Leider brauchte es erst Putins Krieg, um zumindest in Teilen mal was zu machen (das BSW ignoriert diesen sozialen Misstand übrigens völlig!) Solange das Finanzministerium aber von einem marktradikalen Chefideologen (um nicht das andere Wort mit id... zu benutzen) besetzt ist, der die Bekämpfung der OK für unsinnige Bürokratie hält, wird da nichts zu machen sein.



        Was man den Grünen zu Recht vorwerfen kann: In Bezug auf Osteuropa haben sie eine rosarote Brille auf.

        • @Zangler:

          "Wirtschaftskriminalität ... das BSW ignoriert diesen sozialen Misstand übrigens völlig!"

          Aber nein, das Gegenteil ist doch richtig! Der BSW-Spitzenkandidat Fabio De Masi war seit langem der erste, der das in einem Wahlkampf zum Thema gemacht hat.