piwik no script img

Krieg zwischen Israel und der HamasVier Geiseln aus Gaza gerettet

Das Militär befreit vier Entführte, darunter Noa Argamani. Die Freude in Israel ist groß – doch noch immer sind 120 Menschen in der Gewalt der Hamas.

Almog Meir, eine der vier geretteten Geiseln, betritt am Samstag wieder israelischen Boden – zum ersten Mal seit Oktober Foto: Marko Djurica/reuters

Jerusalem taz | Vier Geiseln hat das israelische Militär am Samstagmorgen aus dem Flüchtlingscamp Nuseirat in Zentralgaza befreit. Spezialkräfte des Militärs und Geheimdienstes führten, nach Angaben der Times of Israel, Razzien gegen zwei verschiedene Hamas-Posten dort durch, begleitet von Luftschlägen. Nach Angaben des Militärsprechers Daniel Hagari kamen die Truppen unter Feuer, ein Soldat wurde schwer verwundet, und erlag mittlerweile seinen Verletzungen. Nach palästinensischen Angaben wurden mindestens 50 Palästinenser getötet, in den Sozialen Medien ist von bis zu 200 die Rede. Vor allem die Luftschläge des Militärs sollen für die Tode – darunter wohl viele Zivilisten – verantwortlich sein.

Bei den vier Geretteten handelt es sich um Noa Argamani, Almog Meir Jan, Andrey Kozlov, und Shlomi Ziv. Alle vier wurden am Morgen des 7. Oktober vom Ort des Nova Festivals entführt, und seitdem in Gaza festgehalten. Sie sind den Umständen entsprechend wohlauf.

Vor allem Noa Argamani wurde vielen ein Begriff. Ein Video, das zeigt, wie sie auf einem Motorrad von Kämpfern nach Gaza entführt wird, und versucht mit ausgestrecktem Arm nach ihrem Freund Avinatan Or zu greifen, wurde ein Symbol für den Angriff vom 7. Oktober. Or selbst wird noch immer in Gaza gefangen gehalten. Die Mutter der 26-Jährigen ist schwer krebskrank. Immer wieder rief die Familie und das Hostage and Missing Family Forum zu Argamanis Freilassung auf – bevor die Erkrankung der Mutter diese einhole.

Das Hostage and Missing Family Forum, das die Interessen der Angehörigen von Entführten und Vermissten vertritt, erklärte auf X: Mit aller Freude, die nun über Israel komme, dürfe die Regierung nicht seine Verpflichtung, die noch immer 120 Geiseln zurückzubringen, nicht vergessen – „die Lebenden für Rehabilitation, die Toten, um begraben zu werden.“

Benny Gantz sagt Austritt aus Kriegskabinett vorerst ab

Mit den nun geretteten vier Geiseln konnte das israelische Militär während seiner mittlerweile acht Monate andauernden Kampagne in Gaza sieben Geiseln lebendig befreien. Einige konnten außerdem nur tot geborgen werden, vier wurden vom Militär durch „friendly fire“ selbst getötet.

Insgesamt 78 Menschen wurde durch den Geiseldeal zwischen Israel und der Hamas im November, sowie 24 Staatsbürger Thailands und der Philippinen durch ein separates Abkommen freigelassen. Einige weitere wurden bereits im Oktober freigelassen, ebenso wie drei russischstämmige Israelis, deren Freilassung oft als Zugeständnis an Russlands Präsident Wladimir Putin interpretiert wurde. Insgesamt waren im Oktober über 250 Menschen entführt worden.

Die guten Neuigkeiten der Rettung der vier wurde unter anderem über die Lautsprecherdurchsage am Strand in Tel Aviv verkündet – und mit Jubel von den Badenden zu Kenntnis genommen.

Benny Gantz, der am Abend eigentlich seinen Rücktritt aus dem Kriegskabinett verkünden wollte – nachdem Premier Benjamin Netanjahu ein ihm gestelltes Ultimatum für sechs strategisch wichtige Punkte im laufenden Konflikt wohl gerissen hatte –, erklärte nach der Rettung der vier, dass er seinen Termin für den Abend absage. Es scheint, als sei sein Austritt aus dem Kriegskabinett vertagt.

Anmerkung: Mit fortschreitendem Informationsstand haben wir den Text um weitere Details ergänzt.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

47 Kommentare

 / 
  • 12:55



    Laut dem Gesundheitsministerium in Gaza wurden 274 Palästinenser bei dem israelischen Angriff getötet, bei dem vier Geiseln befreit wurden.



    Mindestens 274 Palästinenser wurden bei dem israelischen Angriff, bei dem vier von der Hamas festgehaltene Geiseln gerettet wurden, getötet und etwa 700 weitere verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Gaza am Sonntag mitteilte. Die Armee erklärte, ihre Streitkräfte seien während der komplexen Tagesoperation innerhalb des Gebiets unter schweren Beschuss geraten.

    Quelle: www.lemonde.fr/int..._6237763_3210.html

    • @Des247:

      274.

      Was kann man damit anfangen?

      Wie viele davon waren Kombattanten, wie viele nicht?

      Wo, wann und unter welchen Umständen kamen sie ums Leben? Bombardierung? Von Trümmern erschlagen? Schusswechsel? Wie viele davon „friendly fire“ – von der „eigenen Seite“ getötet? (Bei den Israelis ist es etwa jeder 6. Soldat.)

      All dies bekommen wir nicht mitgeteilt. Das Hamas-Gesundheitsministerium erzählt nur das, was wir aus seiner Sicht hören sollen: eine hohe Opferzahl.

      Eine, die man nicht mal richtig verifizieren kann. Was hindert denn die Hamas daran Tote aus anderen Kämpfen dazu zu rechnen? Oder Tote, die aus anderen Gründen (z.B. Unfälle) umgekommen sind? Oder sich einfach irgendeine Zahl ausdenken?

  • Gute Nachricht.

  • Auf Instagram lese ich irritierende Geschichten über die Befreiung der Geisel Noa Argamani und ich hoffe, dass die taz dazu mehr recherchiert und das einordnet.

    Demnach wurde Noa Argamani in der Wohnung von Abdallah Aljamal gefangen gehalten. Aljamal arbeitete als Reporter und Photojournalist. Bei der Befreiung wurden wohl Aljamal, dessen Frau und dessen Vater getötet.

    Ich bin gespannt, was bei dieser und anderen Geschichten noch so herauskommt. Aus meiner Sicht steht das im Widerspruch zum gelegentlich gepflegten Bild der armen palästinensischen Opfer.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Dass es "Hamas-Kämpfer in Zivil" und darunter noch alle möglichen weiteren Abstufungen der Kollaboration mit den aktiven Terroristen gibt, sollte niemanden überraschen; auch nicht, dass solche Leute vermeintlich seriösen Alltagsjobs nachgehen. "Reporter und Photojournalist" ist dabei - bei entsprechender Tendenz der Arbeitsergebnisse - im Zweifel noch eine recht dünne Tarnung, umschreibt es doch recht offensichtlich eine Tätigkeit im Propagandaarm der Organisation. Es ist halt schlicht naiv zu glauben, diese Berufsbezeichnung trügen nur aufrechte Kämpfer für Ausgewogenheit und Faktizität...

      In Bezug auf die Unschuld der Zivilisten ist so eine Erkenntnis nur dann erhellend, wenn sie repräsentativ ist. Das jedoch kann man anhand dieser einen Personalie genauso wenig unterstellen, wie man es am Schicksal eines definitiv unschuldigen Gegenbeispiels könnte (die es ohne Zweifel auch zuhauf gäbe).

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Die Geiseln wurden mit Waffengewalt befreit – und das ist auch gut so. Denn sie wurden am 7. Oktober von islamistischen Terroristen mit Waffengewalt gefangengenommen. Acht Monate lang mussten sie ohne Kontakt zur Außenwelt ausharren und zittern. Das sind rund 5.800 Stunden in den Fängen der Hamas und deren Handlanger. Auch der rein psychologische Terror hat physische Auswirkungen. Es war vielmehr ein dosierter Seelentod, den keine der Geiseln verdient hat.

    In Anbetracht dessen ist es verachtenswert, dass man den gelungenen Einsatz der IDF schmälert und auf nichtsnutzige Whataboutisms zurückgreift. Die Präzision der Israelis müsste eigentlich gelobt werden. Im Vorfelde der Befreiungsoperation errichtete die israelische Armee Modelle von Räumlichkeiten, die den privaten Wohnungen ähnelten, in denen die Geiseln festgehalten wurden. Das ist kein Hau-drauf-Angriff, sondern ein chirurgisch feiner Eingriff. Für den Kollateralschaden tragen die feige Hamas und ihre feigen Handlanger die volle Verantwortung.

    Die „Zivilbevölkerung“ Gazas sollte sich wirklich überlegen, ob ihre tiefe Verstrickung in Kriegsverbrechen gegen Israel ihnen eine lebenswerte Zukunft garantieren kann.

  • Die Weltgemeinschaft sollte auch zur Kenntnis nehmen, dass jeder tote Zivilist der bei derart gelagerten Einsätzen betrauert wird in den Verantwortungsbereich der Hamas fällt. Ganz gleich ob Israeli oder Palästinenser. Das sollten die israelkritischen Stimmen von Ländern wie Südafrika oder Spanien in ihren Statements mit berücksichtigen und als Konsequenz die internationale Gemeinschaft auffordern den Druck auf die Hamas und deren Unterstützer wie Katar zu erhöhen.

  • Eine gute Nachricht für die Geiseln und ihre Familien. Hoffen wir, dass auch die letzten verbliebenen Geiseln noch frei kommen. Trotzdem ist es für mich nicht wirklich ein Grund zur Freude. Mindestens 50 Menschen (inklusive Kinder) mussten sterben, damit vier befreit werden können. Das ist bitter.

    • @Core Persephone:

      Ja, das stimmt. Das ist bitter!

    • @Core Persephone:

      Nein, sie mussten nicht sterben. Die Hamas und andere haben mit Unterstützung von "Zivilist*innen" die Geiseln inmitten einer Hochhaussiedlung gefangen gehalten und das war der Grund für die Toten.

      Hamas und Co können jederzeit die Geiseln freilassen und die Bevölkerung sagen wo die Geiseln sind. Hamas könnte auch aufhören solche Gebiete zu nutzen.

  • Tolle Nachricht. Ich hoffe dass die erlittenen Verletzungen und Traumata der jetzt befreiten Geiseln möglichst gut heilen werden.

  • Mit den Befreiten lachen, mit den Leidenden weinen



    Statista.com, die alles eiskalt in Zahlenreihen packen, schreibt:

    Anzahl von Todesopfern und Verletzten im Terrorkrieg der Hamas gegen Israel 2023-2024



    Veröffentlicht von Statista Research Department, 06.06.2024

    de.statista.com/st...amas-gegen-israel/

    Beim Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf israelisches Staatsgebiet¹ am 07. Oktober 2023 sind rund 1.200 israelische und ausländische Todesopfer und mehr als 5.431 Verletzte in Israel verzeichnet worden ...



    -----------------------------------



    Anzahl von Todesopfern und Verletzten unter Palästinensern im Nahostkonflikt bis 2024



    Veröffentlicht von Statista Research Department, 07.03.2024

    de.statista.com/st...im-nahostkonflikt/

    Die Anzahl der Todesopfer unter der palästinensischen Bevölkerung der besetzten Gebiete und dem Gazastreifen beläuft sich im Zeitraum von 2008 bis Anfang Januar 2024 auf 6.736, die Anzahl der Verletzten liegt bei 157.446 Menschen. ...

    • @Zeit und Raum:

      Die Terrororganisation Hamas veranstaltet Terroranschläge und Morde -- auch gegen die palestinensche Bevölkerung -- seit 1990.

      Schon vergessen - oder nie daran gedacht?

    • @Zeit und Raum:

      "Die Opferzahlen im Gazastreifen seit dem 7. Oktober 2023 sind in diesen Zahlen nicht beinhaltet, da sie aufgrund des aktuellen Kriegsgeschehens derzeit nicht unabhängig verifiziert werden können."

      Hierauf wird im unteren Link explizit hingewiesen, und hierauf will auch ich hinweisen, weil es sonst verzerrt erscheint.

    • @Zeit und Raum:

      Interessant ist immer, welche Zahlen wie benutzt werden und welche nicht.

      Bei den Toten in Gaza haben Sie die Tote Terroristen genauso drin wie durch Bomben getötete Kleinkinder.



      Das Gesundheitsministerium unterscheidet ja nicht.

      Tote IDF-Soldaten werden dagegen weggelassen.

      Tote Israelis seit 2008 werden weggelassen.

      Definitiv ist die Zahl getöteter Palästinenser um Einiges höher.

      Weglassen mancher erweckt aber den Eindruck, die würden gar nicht erst zählen.

      Dafür werden die Menschen aus dem Westjordanland seit 2008 dazu gerechnet.

      Warum?

      Weil in Gaza zwischen 2008 und dem 7.10.2023 quasi kein Palästinenser von Israelis getötet worden ist?

      Weil in diesem Zeitraum die Hamas in Gaza mehr Palästinenser umgebracht hat als die israelische Seite?

      Nur nackte Zahlen ...

      • @rero:

        'Tote IDF-Soldaten werden dagegen weggelassen.'

        Korrigendum : zumindest bei den oben genannten 1.200 Opfern des 7. Oktober - jedes davon eines zu viel - sind durchaus auch an dem Tag im Einsatz befindliche IDF-Angehörige dabei, zu recherchieren auf haaretz.com

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Das ist wir bewusst.

          Ich meine danach und davor.

          "Seit 2008" sind ja nun ein paar Tage.

          • @rero:

            Ok, jetzt klar. Danke

    • @Zeit und Raum:

      Warum diese willkürliche Auswahl? Warum beziehen Sie nicht die Anzahl israelischer Terroropfer mit ein? Warum lassen Sie die Anzahl aus Gaza abgefeuerter Raketen auf Israel außer Acht, die nur deswegen keine Tausende Tote zur Folge hatten, weil sich Israel um seine Zivilbevölkerung kümmert?

  • Während palästinensische Kinder auf den Hungertod zuwanken, scheinen die Geiseln zumindest ordentlich ernährt und, falls nötig, medizinisch versorgt worden zu sein.



    Das zeigt, wie wertvoll diese möglichen Tauschobjekte sind - auch wenn wir vermuten, dass viele nicht mehr leben.



    Allerdings frage ich mich, wo sonst man Geiseln noch hätte unterbringen können, Gaza scheint ja nur noch ein flächendeckendes Flüchtlingslager zu sein.

    • @Zeit und Raum:

      Sie wollen uns jetzt nicht erzählen, die aufopferungsvolle Hams lässt Ihre Kinder hungern, damit es den Geiseln gut geht.

      Ist nicht Ihr Ernst, oder?

    • @Zeit und Raum:

      Wie wäre es denn mit der Alternative, gar keine Menschen zu entführen?

    • @Zeit und Raum:

      ""---scheinen die Geiseln zumindest ordentlich ernährt und, falls nötig, medizinisch versorgt worden zu sein.""



      ==



      Ihre Sorge um das einwandfreie ethisch -moralische Handeln der Terrororganisation Hamas basiert auch in diesem Punkt auf Annahmen die rein garnichts mit der Realität zu tun haben.

      Es ist schon ein paar Wochen her, das Angehörige versucht haben, lebensnotwendige Medikamente für die Geiseln der Hamas zu übergeben, die akut lebensbedroht sind.

      Dafür hatte die Hamas gar kein Verständnis - und hat diese Initiave abgelehnt.

      ""flächendeckendes Flüchtlingslager""

      In Gaza bestehen 8 Flüchtlingslager mit knapp 500.000 registrierten Flüchtlingen. Gaza hat irgendetwas zwischen 2,1 & 2,4 Mill. Bewohner.

      Die Geiseln wurden im Flüchtlingslager Nuseirat entdeckt - eingeschlossen in Zimmern in Wohnungen von Familien, die AUCH von Bewaffneten bewacht wurden, die mit Panzerfäusten auf die Straße stürmten als IDF angriff.

      Leider habe ich nicht verstanden für wen Sie sich einsetzen. Für die Terrororganisation Hamas - oder für die Familien, die das größte Progrom gegen Juden seit 1945 unterstützen?

  • Ich freue mich für die befreiten Geiseln, für Ihre Angehörigen und für alle, für für die Befreiung der Geiseln demonstriert haben und immer noch demonstrieren.

    Ich hoffe, dass die extern orchestrierten Verhandlungen bald zu einem guten Ende kommen, auch die restlichen Geisel freigelassen und die Waffen langfristig schweigen werden, um allen Menschen in der Region wieder etwas Ruhe und Frieden zu geben.

  • Mein Beileid gilt dem getöteten tapferen IDF-Soldaten und seinen Angehörigen. Schande über die Hamas



    , die Geiseln inmitten von Zivilisten gefangen hält.

  • "...vier wurden vom Militär durch „friendly fire“ selbst getötet."



    Der Eigenbeschuss bezieht sich auf 'Streitkräfte' und nicht auf ZivilistInnen in einer Auseinandersetzung mit TerroristInnen, so verstehe ich das.



    So stand es in der NZZ am 17.12.2023



    "Israels Armee tötet versehentlich drei Geiseln in Gaza – die Umstände sorgen für Wut und Empörung



    Mit entblösstem Oberkörper und einer weissen Fahne in der Hand kamen die Männer auf israelische Soldaten zu – und wurden trotzdem erschossen."



    Die Umstände sind nicht vergleichbar.

  • Das ist für mich eine sehr, sehr gute Nachricht, die mich seit dem 07.10.23 nach langer Zeit wieder ein wenig glücklicher macht. Ich hoffe, die anderen Geiseln können auch zeitnah befreit werden.

    Dem Austausch der Geiseln gegen Mörder und Terroristen in den israelischen Gefängnissen stehe ich ablehnend gegenüber, da dies meiner Meinung nach nur ein Aufschub wäre und zur nächsten Geiselnahme führen würde; ich bin froh, dass diese vier Geiseln ohne Austausch befreit werden konnten.

    Ich hoffe, alle vier finden einen Weg in ein Leben zurück, das sie nicht verzweifeln und mutlos und traurig werden lässt.

  • Geiseln werden im Flüchtlingslager festgehalten, Raketenabschlussrampen neben Kindergärten, Kommandozentralen der Hamas unter Krankenhäusern ... was muss es noch geben, die antiisraelischen und antipalästinensischen Aktivists, die sich "propalästinensisch" nennen, doch vielleicht zum Nachdenken zu bewegen, wer an erster Stelle schuld ist am Tod so vieler Zivilists?

    • @dites-mois:

      Ich denke, Sie und ich freuen sich beide, dass diese Geiseln befreit worden sind. Es muss absolut furchtbar gewesen sein, ebenso für die Angehörigen.

      Nun bin ich wahrlich kein Freund propalästinensischen und antiisraelischen Aktivismus. Von Antisemitismus ganz zu schweigen.

      Es muss aber klar sein, dass es irgendwann sowohl einen israelischen wie auch einen palästinensischen Staat oder auch einen gemeinsamen Staat geben sollte.

      Ebenso sind Sie und ich uns wahrscheinlich darüber einig, dass in diesem Konflikt schon viel zu viele Menschen gestorben sind. Jeder Mensch, der so sinnlos stirbt, ist einer zuviel!

      Es ist auch klar, dass das zynische Vorgehen der Hamas, das keinerlei Rücksicht auf die eigene Bevölkerung nimmt, die Opferzahlen erhöht.

      Wir müssen das Ganze jedoch als Beobachtende aus einer historischen Perspektive einorden: Wie können die Familien, die jetzt geliebte Menschen verloren haben, die Verstümmelten und Traumatisierten auf beiden Seiten irgendwann wieder friedlich zusammenleben?

      Sollte das nicht Richtschnur des Denkens und Handelns sein?

      • @Stavros:

        Sie haben ja recht, aber wie wollen Sie die palästinensische Bevölkerung dazu bewegen, der Hamas die Unterstützung zu entziehen. In Israel scheint mir ein demokratisches Aufbegehren gegen die radikalen Ansichten da wesentlich einfacher - vorausgesetzt, es gibt die Chance auf einen echten mehrheitlich gewünschten und durchgesetzten Frieden im palästinensischen Lager.

        • @vieldenker:

          Zunächst muss man festhalten, dass die Israelis seit zweieinhalb Dekaden in demokratischen Wahlen Netanjahu wählen.

          Über die Gründe kann ich nur spekulieren, aber ich vermute soviel: Es ist Netanjahu und der israelischen Rechten gelungen, trotz Korruption und einem desaströsen Resultat, was die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger anbelangt, ein Narrativ zu schaffen, dass Sicherheit nur mit ihnen zu haben ist und dass Frieden mit den Palästinensern unmöglich ist.

          Auf der palästinenischen Seite, speziell im Gazastreifen, habe ich überhaupt keine Ahnung, wieviele Menschen wirklich aktiv die Hamas unterstützen. Ich weiß nicht, wie die Rekrutierungen ablaufen, welches Maß an Unterdrückung herrscht, usw.. Ich weiß ehrlich gesagt überhaupt nicht, was es bedeutet dort zu leben.

          Nur soviel: Wenn ich eine Familie habe, meine Stadt von einer verbrecherischen Mafiaorganisation regiert wird und ich nicht wegziehen kann, dann werde ich mich höchstwahrscheinlich mit offener Kritik zurückhalten.

          Die wichtigste Frage scheint mir aber zu sein: Wer (auf beiden Seiten!) profitiert von der jahrzehntelangen Eskalation?

          • @Stavros:

            Antwort auf Ihre Frage: Die Leute auf beiden Seiten, die partout keine Zwei-Staaten-Lösung wollen - egal WARUM sie keine wollen. Das kann Machtgier, Misstrauen gegen die jeweils andere Seite, Religions- oder Rassenwahn sein.

            Denkt man darüber nach, wie dem der Boden entzogen werden könnte, dürfte wohl rein zahlenmäßig der größte Hebel das Thema "Misstrauen" sein. Zuviele trauen sich nicht, der Gegenseite den kleinen Finger zu reichen, weil sie denen nicht zutrauen, es dabei gut sein zu lassen. Das ist der tragende Wind unter Flügeln jener Kriegsgewinnler, die von vornherein Frieden nur auf Kosten der jeweiligen Gegenseite wollen, insbesondere die Siedlungsbefürworter und Palästinenserhasser auf israelischer Seite und die Islamisten, Revanchisten und Judenhasser auf der palästinensischen. Diese Leute wird man nicht umstimmen, kann sie also nur unwichtig machen.

            Bei den Palästinensern kommt da das zusätzliche Hindernis hinzu, dass sie keine funktionierende Demokratie haben. Weder können dort die Radikalen ohne Gewalt von der Macht verdrängt werden, wo sie sie haben, noch können die Gemäßigten glaubhaft geltend machen, ein belastbares Mandat für Frieden zu haben.

            • @Normalo:

              Ja, das sehe ich ganz ähnlich wie sie.

              Eine sehr verfahrene Situation war das schon vor 20 Jahren, jetzt ist es noch schlimmer.

              Man darf aber nie die Hoffnung auf eine friedliche Lösung aufgeben.

          • @Stavros:

            ""wieviele Menschen wirklich aktiv die Hamas unterstützen.""



            ===



            Guido Steinberg / Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Artikel: Dezember 2023



            siehe



            www.swp-berlin.org/10.18449/2023A65/



            liefert eine brauchbare Einführung zu den Wurzeln des Palästina - Konfliktes & zum Scheitern der Friedensverhandlungen nach Arafat.

            Ergänzung:



            Die Masse der Bevölkerung in Gaza ist verarmt & ohne Perspektive - der abgeschlossene Charakter der Enklave



            und die Brutalität der Hamas sorgen für den Zulauf aus der Bevölkerung - und für ein "Verschwimmen" der pol. Haltungen zwischen den autochtonen Familien und Hamas/ Muslimbruderschaft.

            • @zartbitter:

              Danke für die Ergänzung.

              Es freut mich, dass auch Sie versuchen, das Ganze einzuordnen und sowohl vom Anfang her als auch zum (hoffentlich möglichen) Ende hin zu denken.

              Ich finde es ehrlich gesagt erschreckend, wie einseitig in Deutschland oft Partei ergriffen wird - ohne daran zu denken, wieviele Menschen (auf beiden Seiten!) unter diesem Konflikt sinnlos leiden müssen.

              Sollten nicht einfach Menschen als Menschen gesehen werden? Liegt der Schlüssel für eine Lösung nicht in den Händen konkreter Menschen?

  • Freude über jede Geisel, die von der israelischen Armee befreit werden und zu ihrer Familie zurückkehren kann! Das zeigt, dass der Einsatz, allen Widerständen zum Trotz, sinnvoll ist und erfolgreich sein kann.



    Ich hoffe, Israel lässt in seinen Bemühungen keine Sekunde und keinen Millimeter nach.

    • @Vigoleis:

      Natürlich ist es eine gute Nachricht, dass Geiseln befreit werden konnten.

      "Ich hoffe, Israel lässt in seinen Bemühungen keine Sekunde und keinen Millimeter nach."

      In Anbetracht der Bilanz kann man dieser Aussage aber kaum zustimmen. Bisher wurden 7 Geiseln militärisch befreit. 24 sind während der Kampfhandlungen auf verschiedene Art ums Leben gekommen.

      Dem gegenüber stehen 109 durch Verhandlungen befreite Geiseln.

      de.wikipedia.org/w...l_2023#Befreiungen

      Angesichts dieser Bilanz stehe ich auf Seiten der Demonstranten in Israel, die Verhandlungen fordern. Der Weg der israelischen Regierung führt offensichtlich nur in glücklichen Ausnahmefällen zum Erfolg.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Es wird ja ständig verhandelt. Nur liegen die Parteien offenbar immer noch recht weit auseinander.

        Wie immer bei wohlfeilen Forderungen nach Verhandlungslösungen - wir kennen das Thema ja schon etwas länger - stellt sich die Frage, wofür sich denn die jeweilige Gegenseite an den Verhandlungstisch setzen würde. Die Israelis wollen die Hamas unschädlich machen, die Hamas will genau das verhindern und weiterkämpfen können. An Frieden hat sie kein Interesse, solange es Israel gibt.

        Es liegt dabei auf der Hand, dass der Preis eher steigt, je mehr Geiseln die Hamas schon hergegeben hat. Denn die verbleibenden sind ihr wichtigster Faustpfand, den sie nicht für ein paar temporäre Erleichterungen hergeben wird. Bislang scheint mir die Verhandlungsführung in der Tat darauf ausgelegt, nicht unter einem Waffenstillstand herauszukommen, der ihr erlauben würde, sich im Gazastreifen wieder fest zu etablieren und ihren Terror gegen Freund und Feind fortzusetzen. Darüber KANN Israel nach dem 7. Oktober nicht verhandeln.

        • @Normalo:

          Wie gesagt. Ich bin der gleichen Meinung, wie die Demonstranten in Israel. Staatsräson ist nicht alles.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Werden Sie gerne konkreter!

            Wenn Sie mit "Staatsräson" meinen letzten Satz meinen sollten, dann wird es wohl bei ein den Demonstranten bleiben, die Ihrer Meinung sind. Der Rest der Israelis hält das Gefahrenpotenzial einer wieder erstarkten Hamas im Zweifel für weit größer, als dass es dadurch bei 130 weiteren Toten bleiben könnte. Ich wäre geneigt dem zuzustimmen.

            Anders gesagt: Ein Schwenk auf "Geiseln freikriegen, egal um welchen Preis!" wäre AUCH eine Staatsräson - nur halt eine andere mit anderen Opfern.

  • Was für ein Wahnsinn, wie lange wollen die Palästinenser der Hamas das noch ermöglichen?

    • @vieldenker:

      Die Palästinenser unterstützen mehrheitlich die Hamas. Genau wie die NSDAP von den Deutschen getragen wurde. Das sind keine Aliens die sich eines Volkes bemächtigt haben, sondern sind direkt aus ihm hervorgegangen.

  • Mitten aus dem Flüchtlingscamp herausgeholt, unter Beschuss. Aber natürlich wird weiterhin gefordert werden, dass solche Zonen absolut tabu für das israelische Militär sein müssen, aus Prinzip. Und ebenso natürlich gab es im Vorfeld keinerlei bekannt gewordene Bestrebungen der Flüchtlinge, die Nutzung des Camps für das Verstecken der Geiseln zu verhindern. Die Hamas richtet regelmäßig öffentlich Leute hin, die solche Informationen ausplaudern.

    • @TheBox:

      "Und ebenso natürlich gab es im Vorfeld keinerlei bekannt gewordene Bestrebungen der Flüchtlinge, die Nutzung des Camps für das Verstecken der Geiseln zu verhindern."

      In welcher Welt leben Sie? Die Hamaskämpfer sind die mit den Waffen. Die Flüchtlinge haben keinerlei Möglichkeiten irgendetwas zu verhindern. Sie werden von beiden Seiten hin und her geschupst.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die Israelis hätten mit Sicherheit sorgfältig zugehört, wenn ihnen zeitnahe Informationen über die Geiselstandorte zuverlässig zugetragen worden wären. Israel bietet auch ein Zeugenschutzprogramm für Überläufer mit wertvollen Informationen. Nur dass das bislang praktisch nie von Palästinensern in Anspruch genommen wird.