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Bekenntnisse zum Nahost-KriegDeutschland, schalt dich ab!

Lotte Laloire
Kommentar von Lotte Laloire

Viele verspüren Druck, sich zu Israel oder Palästina zu bekennen. Doch die Angst, falsch verortet zu werden, ist oft größer als die Sorge um das Leid Betroffener.

Propalästinensische Demonstrantin in Hamburg am 13. Oktober Foto: Jonas Walzberg/dpa

J eder Hans und Franz schreibt seit dem 7. Oktober das Internet voll mit leeren Floskeln. Ob Scholz’ Staatsräson-Gesabbel, Nullaussagen neoliberaler NGOs, Politgruppen-Posts „gegen jeden Antisemitismus und Rassismus“ oder andere Deutsche, die alles richtig machen wollen. Das mag euch jetzt aufregen, aber ihr habt eins gemeinsam: Eure Statements scheinen nicht allein motiviert durch Entsetzen, Mitleid und Trauer über das antisemitische Massaker der Hamas oder die zivilen Opfer des daraus resultierenden Kriegs.

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Daraus schreit auch eine erbärmliche Angst: Angst, etwas Falsches zu sagen. Angst, wenn man nichts sagt, das Schweigen später vorgeworfen zu bekommen. Überall Ächzen und Stöhnen, nach dem Motto: „Scheiße, irgendwas müssen wir dazu machen, aber was schreiben wir nur, ohne dass sich eine Seite beschwert?“

Angesichts des fast genervten Untertons, den ich da heraushöre, muss ich an den Satz des jüdischen Psychoanalytikers Zvi Rix denken: „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.“ Die Angst vor Fettnäpfchen, Vorwürfen oder Konflikten besorgt viele Unbetroffene mehr als das Leid der Betroffenen. Das ist nicht nur selbstbezogen. Es ist ekelhaft.

Warum schreibt ein Modelabel oder eine Klimaforscherin auf Instagram über „Israel und Palästina“? Es verlangt doch auch niemand von seiner Klempnerin, dass sie sich dazu äußert, bevor sie die Klospülung reparieren darf. Das lässt sich genauso anwenden auf die Ärztin, den Friseur und so weiter. Wieso verspüren wir Kultur-, Politik- und Zivilgesellschafts-Heinis ein so unbändiges Bedürfnis, uns zu bekennen?! Weil wir uns für wichtiger halten? Oft haben wir weder Ahnung noch stabile Positionen, ganz zu schweigen von guten Ideen, sondern vor allem: ein anderes Selbstbild. Hinzu kommen dürfte die Schlandweite Sehnsucht nach der „Wiedergutwerdung“, wie sie etwa der Autor Max Czollek vor einigen Jahren in seiner Polemik „Desintegriert Euch“ erläutert hat, zu deren Lektüre ich aktuell einigen rate.

Unbewusst soziales Kapital absichern

Aber es geht nicht nur ums Selbstbild, sondern, sicher oft unbewusst, auch darum, soziales Kapital abzusichern. Was gibt es da für eine bessere Investition als einen Insta-Post? #Juden #Gaza #Trauer. Die Nachfrage nach Bekenntnissen scheint mir allerdings deutlich niedriger als das Angebot. Ökonomisch gesprochen entsteht ein Netto-Verlust von Zeit, die für nachhaltigere Investitionen auf dem Polit-Markt fehlt.

Meine Mutter hat mir beigebracht: „Wenn man nichts Gutes zu sagen hat, sollte man lieber schweigen.“ Klar, über Belastendes muss man sich austauschen. Bitte tut das; in der Kneipe. Nur verschont die Öffentlichkeit damit. Zur Meinungsfreiheit gehört nämlich auch, dass euch niemand zwingt, Nonsens zu verbreiten. Allen, die unter akutem Bekenntnisdruck leiden, empfehle ich erst einmal zuzuhören. Zum Beispiel beim Podcast „Trauer und Turnschuh“. Hadija Haruna-Oelker formuliert darin die nützliche Leitfrage: „Wo ist meine Expertise und kann ich einen Beitrag leisten, der einen Mehrwert hat?“

Klar, Social Media befeuert die Positioniererei, aber das Medium allein ist nicht das Problem. Deutsche Feuilletons oder Kritzeleien in Kneipentoiletten offenbaren oft genauso große geistige Leere. Selbst autonome Antifa-Gruppen – für deren Arbeit die Welt dankbar sein muss – äußern sich oft fragwürdig, weil sie uneins sind, wie sie zum Existenzrecht Israels stehen. Ganz ehrlich, Leute: Wer die Eier(stöcke) hat, Nazis zu verprügeln, sollte nicht zu feige sein, sich mal mit dem Nahostkonflikt zu befassen.

Mich stören aber nicht nur dumme und banale Stimmen, sondern auch, dass die interessanten zögerlich oder stumm bleiben: Eine Freundin, die weder von Antisemitismus noch von Rassismus betroffen, aber Expertin für internationale Politik ist und in einem Kriegsland lebt, klagt seit dem 7. Oktober über ein Gefühl von Sprachlosigkeit. Vor ein paar Tagen hat sie dann Worte und Belege für eine spannende These gefunden. Nur, wie so häufig gerade bei Frauen, fürchtete sie, nicht qualifiziert genug zu sein, um diese zu veröffentlichen. Auch dass sie „nicht betroffen“ sei, trieb sie um. So weit hat Identitätspolitik uns also schon gebracht, habe ich geschimpft, und obwohl ich selbst nicht frei von Angst vor Angriffen bin, habe ich sie ermuntert: Schreib den Beitrag! Er wurde ein Erfolg.

Wie wäre es mit Aktionen statt Bekenntnissen?

Versteht mich nicht falsch: Ich will nicht in einer Expertokratie leben, in der man erst ab der Dissertation mitreden darf, aber ein Diskurs mündiger Menschen setzt eben nicht nur voraus, dass sie sprechen dürfen, sondern auch, dass sie etwas zu sagen haben. Die Wahrscheinlichkeit erhöht sich, wenn man vorher mal nachdenkt oder ein Buch liest – je nachdem, zu welchem Lager ihr euch zählt – über antimuslimischen Rassismus oder israelbezogenen Antisemitismus, Hauptsache, von der „anderen Seite“.

Und obwohl es durchaus wertvolle Beiträge gibt, nervt mich auch die Versteifung auf den Diskurs an sich. Gingen Bekennerschreiben früher nicht mal Aktionen voraus? Ja, Terror und Krieg lähmen. Und niemand kann zaubern. Das Dilemma „Nie wieder Krieg“ oder „Nie wieder Auschwitz“ ist für viele real. Aber würde all die Energie statt in bedeutungslose Statements ins Lesen, Denken, Handeln fließen, wären zumindest kleine Verbesserungen möglich. Für Betroffene da sein, Nazis besuchen, whatever. Warum besetzen Linke nicht weltweit ägyptische Botschaften, bis der Grenzübergang in Rafah geöffnet wird, damit Zi­vi­lis­t*in­nen aus Gaza flüchten können?

Das ist nur ein spontanes Beispiel, an dem bestimmt gleich wieder herumgemäkelt wird. Aber in diese Richtung geht, was mich aus linker Sicht interessiert, nämlich die strategische Frage: Wie kann Druck von unten aufgebaut werden, um das Leid der Menschen zu verringern?

Damit darüber nachgedacht und dann wirksam gehandelt werden kann, wünsche ich mir, nicht erst an Weihnachten, ein paar stille Nächte. Deutschland, schalt dich mal ab! Keine leichte Aufgabe für all die Getriebenen, Moralapostel und Alphamännchen, denn: Wer still ist, wird auf seine eigenen Gedanken und Gefühle zurückgeworfen – für viele sicher hart. Mein Beileid! Vielleicht mache ich euch ja mal eine Instagram-Kachel.

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Lotte Laloire
Lotte Laloire ist Mitte 30 und immer noch links. Sie arbeitet seit 10 Jahren als Journalistin - für Medien wie taz, nd (Neues Deutschland), Tagesspiegel, Frankfurter Rundschau, Jungle World, Brigitte oder Deutschlandfunk.
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36 Kommentare

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  • " Ziel des Angegriffenen ist auch immer, dem Angreifer als Vergeltung derart hohe Verluste zuzufügen, dass er diese als inakzeptabel betrachtet und in Zukunft von weiteren Angriffen absieht."

    Das ist schon lange Israels Strategie und ist auf Dauer offensichtlich nicht erfolgreich.

    " wenn die Hamas so wahrgenommen wird, dass sie eine überflüssige Eskalation vom Zaun gebrochen hat die viel Zerstörung und viel Leid über die Bevölkerung von Gaza gebracht hat ohne etwas Verhältnismäßiges im Gegenzug vorzuweisen, dann kann auch die Unterstützung für die Hamas wegbröckeln."

    Und dann? Werden die Palästinenser sich immer noch gegen die Besatzung, die Siedlungen und die Blockade des Gazastreifens wehren.

  • "Viele verspüren Druck, sich zu Israel oder Palästina zu bekennen."

    Ich glaube kaum, dass "viele" überhaupt zwischen Israelis oder Palästinenser wählen wollen. Die Hauptkonstante ist, dass sich die überwältigende Mehrheit gegen dennHamas-Terror wendet und das viele die Reaktionen Israels, die tausende von toten unbeteiligten Zivilisten zur Folge haben, nicht gut heißen.

    Aber daraus eine Generalentscheidung zwischen Israelis ODER Palästinenser zu machen, das geht vielen zu weit.

    Den einzigen Druck, den ich beobachte ist der, dass Israel eine Card Blanche zugesprochen werden soll.

    Selbst im Gazastreifen herrschte - zumindest bis zum 7 Okt. - nach Aussagen einer Umfrage dort, die die ZEIT, unlängst zitierte, mit großer Mehrheit der zivile Standpunkt des Israelis UND Palästinenser unter den Palästinensern.

    Ein ODER wollen immer nur die fundamentalistischen nationalistischen Falken auf beiden Seiten. Diese Vögel sollte man tunlichst vergrämen

  • Ich habe keine Angst vor Fettnäpfchen und scheue auch keine verbale Konfrontation. Ich kann aber damit leben, dass mein Gegenüber eine andere Meinung hat. Im Gegenzug muss er mit meiner leben oder es lassen.

  • Guter Titel! Bringt auch die herablassende Qualität des bildungsbürgerlichen Snob-Geschreibsels darunter gut zur Geltung. "Es muss ja nicht gleich eine Dissertation sein, aber..."

    Ätzend.

  • Widerspruch!

    Olaf Scholz - wenn er denn mal spricht - nervt zwar oft mit seinem Gesabbel, aber seine Staatsräson-Rede im Bundestag war wichtig und kam zum richtigen Zeitpunkt. Immerhin hat er Israel mit seinem unsäglichen „You‘ll never walk alone“ verschont.

    „Warum besetzen Linke nicht weltweit ägyptische Botschaften, bis der Grenzübergang in Rafah geöffnet wird, damit Zi­vi­lis­t*in­nen aus Gaza flüchten können?“ Hervorragende Idee! Daran habe ich auch schon schon gedacht, ich wusste nur nicht, wohin ich es posten soll. Dafür fehlt mir nämlich die Expertise.

    Bevor ich mich nun abschalte, habe ich noch Fragen an Frau Laloire bezüglich ihrer Wortwahl. Sie schreiben: „…das antisemitische Massaker der Hamas oder die zivilen Opfer des daraus resultierenden Kriegs.…“. „Antisemitisches Massaker“ klingt ja relativ pauschal und distanziert. Das waren doch auch zivile Opfer, und zwar ausschließlich. Noch bemerkenswerter finde ich die Formulierung „daraus resultierend“. Waren das Massaker und die flankierenden Bombenangriffe kein Krieg? Was resultierte eigentlich woraus?

    Meine Motivation für dieses Statement ist übrigens Fassungslosigkeit und blankes Entsetzen. Ich schaue mir die Goya-Grafiken „Desastres de la guerra“ an und sehe die Hamas. Ich hätte nichts dagegen, wenn meine Klempnerin, bevor sie meine Klospülung repariert, ebenfalls ihre Gefühle darüber zum Ausdruck bringen würde. Wesentlich befremdlicher hätte ich es gefunden, wenn alle mit kalter Gleichgültigkeit ihren Alltagsgeschäften nachgingen, als wäre nichts gewesen.

    • @Birgit Deter:

      Von zivilen Opfern ist immer dann die Rede wenn das eigentliche Ziel ein anderes war.



      Das Massaker hatte ausschließlich den Zweck Zivilisten zu töten, also ist der Begriff in diesem Zusammenhang völlig unangemessen.



      Ansonsten teile ich Ihre Befremdlichkeit würden sich nur noch Menschen mit "hinreichenden" Kenntnissen äußern. Aber insgesamt finde ich den Artikel sehr gut.

  • Die erbärmliche Angst etwas Falsches zu sagen wurde unter Anderem durch die Art des Umgangs innerhalb der linken Szenen gezüchtet, welche Kritik allzuoft nicht ohne totale Beschämung und Verurteilung entwickeln konnte und kann. Das hat so manche Vereinzelung befördert. Hilfreich ist das nur bedingt.

    • @aujau:

      In der realen Welt steht das "man kann nicht mehr alles sagen" des rechten Randes dafür, dass diese Leute nicht damit klarkommen, dass Andere nicht mit dem einverstanden sind, was der rechte Rand so an geistigen Ergüssen produziert. Und dies auch äußern.

      • @Kaboom:

        Um die Rechten geht es in meinem Kommentar nicht. Es geht um die Art des Umgangs innerhalb verschiedener Teile der linken Szene, der seit Jahrzehnten mehr geschadet als zu Verbesserung von Mentalität und Verhalten beigetragen hat.

  • Mund auf und die Gedanken raus!!!



    Angst fressen Seele auf!!

  • Der Beitrag ist zwiespältig. Ich sage: Man muss es einfach aushalten, dass es aktuell keine einfachen Lösungen gibt. Was andere über mich denken juckt mich nicht. Egal ob die Egon oder Johna heißen Ich bekunde meine Solidarität mit einer großen Israel Flagge im Garten. Weil die Juden in Deutschland sich allein gelassen fühlen und in Angst leben. Logisch, dass die Flagge manche nicht ertragen und diese sodann des nachts gestohlen wurde. Für die Palästinenser sollten die arabischen Staaten mal aktiv werden und zwar konstruktiv. Da kam und kommt aber fast nichts.

    • @Ulrich Haussmann:

      Die arabischen Staaten...



      Daran Kritik zu üben, wird ein neues Abenteuer. Dumm nur, dass die westlichen Industrienationen für "unser Öl" jahrzehntelang geholfen haben, dort gesellschaftlichen Fortschritt zu unterdrücken.

  • En klares Statement zum Thema Identitätspolitik von einem woken Menschen!



    Danke auch dafür

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

    • @Uns Uwe:

      "Lotte Laloire, Sie wollen doch nicht allen Ernstes, dass die Bevölkerung schweigt und all den konservativen Militaristen und Kriegstreibern in Politik, Medien und auf der Straße den Raum überlässt?"

      DAs impliziert so ein wenig "die Bevölkerung" sei NICHT von "konservativen Militaristen und Kriegstreibern" durchsetzt. Ich schaue auf die Wahlergebnisse der letztren Jahre und unterstelle daher mal, dass es da in den Verhältnissen gar nicht so große Unterschiede gibt.

      Ansonsten haben Sie natürlich völlig Recht: Demokratie lebt vom Dialog. Und wenn Frau Laloires hohe Ansprüche an die Qualität von "ungebetenen" Meinungsäußerungen nicht erfüllt werden, steht es ihr frei wegzuhören.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @Uns Uwe:

      ""reaktionäre Schichten......""



      ===



      Raul Hilberg, Historiker und Holocaustforscher österreichisch-jüdischer Herkunft.hat in seinem Standardwerk



      ""Täter, Opfer, Zuschauer""



      beschrieben wer die Täter waren:

      "" Die von ihm geschriebene Apokalypse kommt ohne Gott und Teufel aus. Er braucht nur Menschen wie du und ich. Sein Ausgangspunkt ist nicht Hitlers Wille, sondern der Prozess, in dem Bürokraten zu Tätern wurden.

      Raul Hilberg hat uns gelehrt, dass die Judenvernichtung nicht die Tat einiger durchgedrehter Antisemiten, sondern ein ‚nationaler Akt‘ war,



      an dem



      die ganze Verwaltung,



      ja die ‚gesamte organisierte Gesellschaft Deutschlands‘



      beteiligt war.“

      – Arno Widmann, am 7. August 2007



      anlässlich des Todes von Hilberg.

    • @Uns Uwe:

      Was Sie hier schreiben, ist grober Unfug, wissenschaftlich nicht haltbar und unangemessener Relativismus.

      Spätestens seit der Veröffentlichung von "Mein Kampf" 1925 war der mörderische Antisemitismus des NSDAP kein Geheimnis.

      1933 hat die NSDAP 44% bei der letzten freien Reichstagswahl erhalten.

      Der Mythos der "sauberen Wehrmacht", in der das Gros unserer männlichen Vorfahren eingezogen waren, ist schon längst widerlegt.

      Abgesehen von historischen Fakten ist ihre Äußerung auch Murks, da Sie offenbar das Stilmittel der Metonymie unter den Tisch kehren.

      Die Aussage "Deutschland gewinnt die Fußballweltmeisterschaft" heißt eben nicht, dass 80 Mio Menschen Fußball gespielt haben, sondern nur 11.

      Sie verliert dadurch nicht ihre Bedeutung, nur weil Sie denken den symbolischen Charakter von Sprache könnten Sie auflösen, wenn es Ihnen gerade passt (und somit Sprache negieren). Nein, da bin ich ganz bei der Autorin des Textes: in diesem Fall sollten Sie lieber schweigen.

  • [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

  • Danke für diesen klugen Kommentar, das war wirklich mal fällig.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    """Jeder Hans und Franz schreibt seit dem 7. Oktober das Internet voll mit leeren Floskeln. Ob Scholz’ Staatsräson-Gesabbel,........"""



    ===



    Vielen Dank für Ihre Info, das Sie Scholz zu den ""Hans & Franz"" zählen, wer immer auch damit gemeint sein mag, der Ihrer Meinung nach ""sabbelt"". Die Bundesrepublik ist eines der wenigen Länder, welches das Recht auf Selbstverteidigung Israels unterstützt und dem Staat Israel dafür Hilfe angeboten hat.

    Da Ihnen offenbar der Besuch in einer politischen Bibliothek verwehrt ist:



    Staatsräson nach Machiavelli ist ein Begriff der ein grundsätzliches Orientierungs- und Handlungsprinzip, welches die Erhaltung des Staates bzw. der staatlichen Autorität und/oder sogar deren Steigerung zur entscheidenden politischen Maxime erklärt.

    Übersetzung: Scholz hat die Solidarität mit Israel zur politischen Maxime und zum Handlungsprinzip der Bundesrepublik erhoben unter der Berücksichtigung, das diese Willensbekundung der Bundesrepublik eine staatserhaltende Komponente in sich birgt.

    Zu Ihrer Kenntnis: das sagt ein Kanzler einer Nation, die Rechtsnachfolger eines Staates ist, der 6 >Millionen Juden umgebracht hat.

    Wer das nicht unterstützt soll das sagen - dieses Gesabbel ist mir lieber als das Revanchismus unterhalb der Wahrnehmungsschwelle vor sich hin wabert und unter Umständen zu weiteren Verwerfungen führt.

    2..Sämtliche Wertvorstellungen, die sich seit Gründung der Bundesrepublik entwickelt haben, sind ins Rutschen gekommen.

    Beispiel: Wo bleibt der hörbare Aufschrei von Feministen angesichts des Zivilationsbruches vom 7. Oktober?

    • @06438 (Profil gelöscht):

      Danke für diesen sehr ausgewogenen und informativen Beitrag. Es ist nun mal so, dass das Palästina Israel Problem keine einfachen Lösungen und keine einfache Parteiname ermöglicht.

  • Mal ganz ohne "erbärmliche Angst, etwas Falsches zu sagen". Der öffentliche Diskurs ist auch deshalb so kaputt, weil es ein schier endloses Bedürfnis gibt, jedes erdenkliche Thema zu nutzen, um sich selbst zu profilieren und den Menschen da draußen zu sagen, wie dumm sie doch alle sind. Und zwar völlig unanhängig davon, wieviel Expertise man hat oder nicht.

  • Doch das Leid wird gesehen.



    Ich stelle mal wieder die Frage;



    "Was soll isreal tun?"

    Auf deutsche Städte fielen auch die Bomben um die Nazis zu stoppen.



    Es gab in D Widerstand gegen diese Mörder. Gibt es das in Palästina auch? Gibt es Infos dazu?

  • Zitat: „Wenn man nichts Gutes zu sagen hat, sollte man lieber schweigen.“ Klar, über Belastendes muss man sich austauschen. Bitte tut das; in der Kneipe. Nur verschont die Öffentlichkeit damit. ...

    Kneipe ist öffentlich.



    Internet ist Segen und Fluch zugleich. Was wäre #metoo ohne Internet? Was wäre Trump ohne Fake News?

  • Es ist wichtig das Leid der Jüdinnen und Juden in Deutschland wahrzunehmen und ihnen beizustehen!

  • Mir scheint, da hat jemand eine Funktion von social media nicht verstanden.

    Social media geben jedem die Möglichkeit - frei nach Andy Warhol - für eine Sekunde nicht unbedingt berühmt zu sein aber sich dafür zu halten oder das Gefühl zu haben, mit dabei zu sein.

    Richtig ist natürlich, dass da eine ganz ordentliche Portion Hybris drin steckt, wenn sich z. B.irgendwelche Modells, Sänger, Musiker oder Schaupieler zur Weltpolitk äußern. Das hat lustigerweise aber bis Corona niemanden in den Medien gestört, da diese Berufe üblicherweise in das gleiche Horn stoßen wir die bekanntesten Medien. Das ist nun durcheinander geraten und da erst taucht bei manchen die Frage auf, warum, im Gottes Willen, soll mir ein Mime oder Sänger die Welt erklären können?

  • "Warum besetzen Linke nicht weltweit ägyptische Botschaften, bis der Grenzübergang in Rafah geöffnet wird, damit Zi­vi­lis­t*in­nen aus Gaza flüchten können?" - Warum nicht israelische Botschaften besetzen, damit das Bombardement - die Ursache der Flucht - aufhört?

    • @Jörg Levin:

      Sie wissen aber schon, dass Israel seit dem 7.10. flächendeckend Tag und Nacht von der Hamas bombardiert wird? Sie haben Mitleid mit den Gazaisten. Warum nicht mit den Israelis, die seit Jahren dem Raketenterror der Hamas ausgesetzt sind? Wissen Sie wieviele Hamas-Raketen in Gaza niedergegangen sind?

    • @Jörg Levin:

      Falsch, Ursache ist die feige, an Unmenschlichkeit kaum zu überbietende Terrorattacke der Hamas, ihr unbedingter Wille Israel und die Juden zu vernichten und ihre Bereitschaft dafür auch ohne mit der Wimper zu zucken die eigene zivile Bevölkerung zu opfern indem man diese als Schutzschilde missbraucht. So lange die Hamas nicht zu einem Frieden mit Israel bereit ist und Israel angreift, solange hat Israel das Recht, nein sogar die Pflicht, sich zu verteidigen.

    • @Jörg Levin:

      Weil dann die Ursache des Massakers nicht aufhört.

      In einem Jahr vielleicht wird es sonst eine Wiederholung geben.

      Aus Sicht der Hamas war das bis jetzt ja ein voller Erfolg.

      • @rero:

        Danke. Nicht zu fassen, dass das nicht begriffen wird und stattdessen immer irgendwelches Rachegesülze kommt. "Alttestamentarisch", oder ähnliche antisemitischen Verleumndungen, die christliche Erfindungen über das Judentum sind. Dabei hat die Hamas bereits angekündigt Massaker, wie das am 7.10. zu wiederholen:



        www.wallstreet-onl...griffe-wiederholen

        • @Henriette Bimmelbahn:

          Glauben Sie wirklich, dass Israel die Hamas ausrotten kann?

          • @Francesco:

            Zuerst kurz zu dem schrillen Begriff "ausrotten". Bitte bedenken Sie, daß der Adressat, in diesem Fall ein israelischer Politiker, seine Botschaft so abfassen muss, daß der Adressat, in diesem Fall die Terroristen der Hamas ihn/sie verstehen. Israel hat nicht das Gegenüber, das es sich wünscht, sondern das, das es eben hat. Das Wording muss dem angepasst werden. Zum Wording der Hamas muss ich wohl nichts weiter schreiben.



            Nun zu Ihrer Frage, ich glaube, es sollte in etwa so sein, wie die irakischen Streitkräfte die Hochburg des IS, Mossul, befreit haben. In einer Schlacht mit vielen Toten wurde die Stadt, in der das "Kalifat" gegründet wurde, von der Terrororganisation befreit. Der IS existiert leider weiter.

          • @Francesco:

            Die Frage ist schlecht gestellt.

            Sicherlich könnte es jeden Hamas-Kämpfer zu töten, jeden Tunnel und Bunker aufzuspüren und zu zerstören. Die Frage ist eher, ob es machbar ist ohne dass noch zigtausende Zivilisten und die meisten Geiseln zu Tode kommen.

            Zwar ist die Zerstörung der Hamas erklärtes Ziel, aber auch andere Ergebnisse können aus israelischer Sicht ein Erfolg sein. Ziel des Angegriffenen ist auch immer, dem Angreifer als Vergeltung derart hohe Verluste zuzufügen, dass er diese als inakzeptabel betrachtet und in Zukunft von weiteren Angriffen absieht. Für Israel wären auch die Abschreckung anderer Gegner und einige ruhige Jahre ein Erfolg.

            Denkbar wäre, dass Israel so lange im Gazastreifen kämpft, bis die Geiseln befreit oder Tot sind, dabei möglichst viele Hamas-Ressourcen vernichtet, und sich danach wieder zurückzieht. Dann stünde die Hamas ohne Druckmittel da, mit der sie von Israel irgendwelche Zugeständnisse abpressen kann, hat aber viele Ressourcen eingebüßt.

            Eine Ideologie kann man so natürlich nicht beseitigen; Ideologien verschwinden in der Versenkung, wenn sie sich letztlich als Irrweg erweisen, weil sie in der Praxis zu Schaden führen. (Die faschistoiden und kommunistischen Regime brachen nicht deswegen dauerhaft zusammen, weil man die Leute mit diesen Überzeugungen beseitigt hat; die Ergebnisse waren so katastrophal, dass sie in den Augen der Mehrheit völlig diskreditiert wurden - es fanden sich einfach nicht mehr genug Unterstützer.)

            Das Leid der Bevölkerung kann dort natürlich den Hass gegen Israel und den Zuspruch für die Hamas steigern – denkbar ist aber auch ein Umschwung der öffentlichen Meinung unter den Palästinensern: wenn die Hamas so wahrgenommen wird, dass sie eine überflüssige Eskalation vom Zaun gebrochen hat die viel Zerstörung und viel Leid über die Bevölkerung von Gaza gebracht hat ohne etwas Verhältnismäßiges im Gegenzug vorzuweisen, dann kann auch die Unterstützung für die Hamas wegbröckeln.

          • @Francesco:

            Ausrotten muss Israel die Hamas nicht.

            Sie muss nur die Organisation weitgehend handlungsunfähig machen.

            Zum Ende des 2. Weltkrieges wurden in Deutschland die Nazis nicht ausgerottet.

            Manche blieben sogar auf ihren Posten.

            Trotzdem war der Nationalsozialismus als Organisation gekappt.