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Wer kann sich den Italien-Urlaub noch leisten? Die Inflation trifft die Mittelschicht Illustration: Max Kersting

Deutschland in der WirtschaftskriseKonjunktur der Angst

Unternehmen ächzen unter hohen Energiekosten, Bür­ge­r:in­nen unter ihrer schwindenden Kaufkraft. Ex­per­t:in­nen sagen: Panik wäre übertrieben.

Simon Poelchau
Anja Krüger
Von Simon Poelchau und Anja Krüger aus Berlin

W er derzeit Wirt­schafts­lob­by­is­t:innen zuhört, könnte glauben, sie wollten ein Stoppschild für In­ves­to­r:in­nen aufstellen. „Deutschland ist nicht mehr wettbewerbsfähig“, klagt Stefan Wolf, Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. „Wir müssen Deutschland neu aufstellen, wir müssen wettbewerbsfähiger, einfacher, schneller, digitaler und auch wieder hungriger werden“, sagt Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger.

Wie das geht, wussten Wirt­schafts­vertreter:innen schon immer: Steuern und Abgaben für Unternehmen senken, gesetzliche Vorgaben abbauen, Löhne so wenig wie möglich anheben. Die Rufe nach diesen vermeintlichen Allzweckwaffen werden jetzt immer lauter – und mit ihnen wächst die Angst vor einer angeblichen Deindustrialisierung des Landes.

Tatsächlich trübt sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland ein. Das allerdings auf extrem hohem Niveau. Deutschland ist immer noch eines der reichsten Industrieländer mit gewaltigen Exportüberschüssen. Und das wird es bleiben, auch wenn nach zwei Quartalen mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung das Bruttoinlandsprodukt im Frühjahr stagnierte.

Die wirtschaftliche Schwäche schlägt langsam auch auf den Arbeitsmarkt durch. Im Juli waren 2,6 Millionen Menschen in Deutschland erwerbslos, 150.000 mehr als ein Jahr zuvor. Die allermeisten Ar­beit­neh­me­r:in­nen erleiden Reallohnverluste. Denn die Löhne steigen auch aufgrund moderater Tarifabschlüsse bei Weitem nicht so wie die Inflation.

Die Aussichten für das übrige Jahr sind nicht besonders gut. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung warnt davor, dass die Konjunktur im Laufe dieses Sommers ihre Schwächephase nicht überwindet. Nach den Prognosen des Instituts wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt im gesamten Jahr 2023 um 0,5 Prozent schrumpfen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass die hiesige Wirtschaftsleistung dieses Jahr insgesamt um 0,3 Prozent sinken wird.

Laut IMK-Chef Sebastian Dullien traf die Energiepreiskrise Deutschland besonders hart, weil es besonders abhängig vom russischen Erdgas war. Dabei drückten die gestiegenen Energiepreise sowohl auf die Nachfrage der privaten Haushalte als auch auf die Produktion energieintensiver Unternehmen. Eine schwache Weltkonjunktur bremse zudem die exportstarke Industrie.

Nun geht die Angst um, dass diese Krisenerscheinungen nur die Vorboten einer anderen Entwicklung sind: der Abwanderung von Unternehmen oder gar ganzer Branchen – was hohe Arbeitsplatzverluste und eine stärkere Abhängigkeit von anderen Weltregionen zur Folge hätte. CDU-Chef Friedrich Merz zum Beispiel warnt ausdrücklich vor einem „schleichenden Prozess der Deindustrialisierung“. Das wäre für ein industriell geprägtes Land wie Deutschland in der Tat eine Herausforderung.

Öko­no­m:in­nen bewerten die Lage jedoch unterschiedlich. Ein Schrumpfen der Wirtschaft sei natürlich nicht schön, aber auch nicht dramatisch, sagt etwa der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Reint Gropp. Die Ursache für die derzeitige wirtschaftliche Schwäche sieht er vor allem in der hohen Inflation, die auf die Kaufkraft der Menschen drückt: „Der Konsum macht 60 bis 65 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.“

Gelingt die Transformation? Gewaltiger Energiebedarf bei Thyssenkrupp in Duisburg Foto: Fabian Ritter

Auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Marcel Fratzscher, hält die Lage für weniger dramatisch: „Deutschland ist eine starke Volkswirtschaft, und 0,3 Prozent sind ein nur leichtes Schrumpfen.“ Zudem seien die Ursachen für die Konjunkturschwäche – die hohen Energiepreise und die schwächelnde Weltwirtschaft – vermutlich nur vorübergehende Phänomene.

Für IMK-Direktor Dullien wiederum klingt ein Minus von 0,3 bis 0,5 Prozent zunächst zwar noch recht harmlos, dahinter verberge sich jedoch ein „relativ starker“ Abschwung, sagt er. „Deutschland hat sich von der Coronakrise noch nicht komplett erholt. Ohne den russischen Angriff auf die Ukraine und den damit verbundenen Energiepreisschock wäre die Wirtschaftsleistung mindestens 2 bis 3 Prozent höher“, so der Konjunkturexperte. Ihm zufolge droht durchaus ein „Verlust industrieller Substanz“. Wegen der derzeit hohen Energiepreise sei die Produktion in manchen Bereichen bereits massiv eingebrochen. Zudem stünden für viele Unternehmen im Moment weitreichende Entscheidungen an – über Investitionen oder deren Gegenteil, Werksschließungen.

„Seit drei Jahren tritt die Indus­trie auf der Stelle“, warnt auch Michael Grömling vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Zuerst Corona, dann der russische Angriff auf die Ukraine: Das waren drei Jahre, die nicht genutzt werden konnten für die drei anstehenden Herausforderungen Dekarbonisierung, Digitalisierung und demografischer Wandel. „Insofern ist die Situation durchaus besorgniserregend“, sagt Grömling und verweist auf frühere Prozesse partieller Deindustralisierung – etwa zu Beginn der 1990er Jahre. „Damals sank die Zahl der Industriearbeitsplätze von zehn auf acht Millionen“, so Grömling.

Das allerdings war auch dem großflächigen Abbau der Industrie in der ehemaligen DDR geschuldet. Doch der Begriff Deindustriealisierung ist nicht nur für Ostdeutsche mit Schrecken verbunden. Auch im Westen dürfte die Erinnerung an abgewanderte Branchen wie die Bekleidungsindustrie oder den jahrzehntelangen quälenden Strukturwandel weg von der Steinkohle im Ruhrgebiet oder im Saarland für Beklemmung sorgen.

Deindustrialisierung – dieses Wort ist nicht nur für Ostdeutsche ein Schrecken

Ökonom Gropp sieht den nun anstehenden Wandel als unausweichlich an: „Deutschland befindet sich auf dem Weg von einer Industrie- hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft“, sagt er. Deshalb möge er den Begriff Deindustralisierung nicht. Statt Angst zu schüren, sollte der Prozess lieber aktiv gestaltetet werden. „Wir werden mittelfristig in Deutschland weniger produzieren, weil es anderswo billiger ist“, ist er überzeugt. Also müssten sich Wirtschaft und Politik auf die Stärken der Bundesrepublik konzentrierten, Forschung und Entwicklung etwa.

„Wenn energieintensive Unternehmen abwandern, dann ist das in den allermeisten Fällen keine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagt auch DIW-Präsident Fratzscher. Es gehe nicht darum, ob in Deutschland produziert werde, sondern um das, was deutsche Unternehmen bräuchten, um global wettbewerbsfähig zu bleiben – ob etwa gute Arbeitsplätze und Innova­tio­nen geschaffen werden. Viele strukturelle Probleme seien hausgemacht. „Die deutsche Automobilbranche hat zum Beispiel die Entwicklungen in der Elektromobilität verschlafen“, erklärt Fratzscher. Was die Energiepreise angeht, habe Deutschland noch nie einen Wettbewerbsvorteil gehabt: „Energie war in Deutschland immer schon teurer als in anderen Ländern.“

Das Ungewöhnliche an der derzeitigen Lage: Während die Wirtschaft hierzulande schrumpft, wächst sie in vielen anderen Ländern – im Nachbarland Frankreich voraussichtlich um 0,8 Prozent, in Spanien um 2,5 Prozent und in den USA um 1,8 Prozent. Anders als in Deutschland subventioniert in Frankreich der Staat den Strom, in Spanien sorgte die Regierung etwa durch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel für eine Belebung der Nachfrage, und in den USA hat Präsident Joe Biden ein gigantisches Konjunkturprogramm aufgelegt.

Die erfolgsverwöhnte deutsche Wirtschaft – deren Unternehmen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gigantische Gewinne eingefahren haben – steht aktuell vor einem enormen Umbau. Bis 2045 soll sie klimaneutral werden, in kaum mehr als 20 Jahren. Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine und die folgende Energiepreiskrise ist das Geschäftsmodell etlicher Branchen, die bisher auf billiges Gas und günstigen Strom angewiesen sind, gehörig ins Wanken geraten.

Ihre Produktionskosten schnellten in die Höhe; viele werden ihren Umbau trotz wahnsinniger Renditen in der Vergangenheit ohne staatliche Hilfe kaum stemmen können. Dafür sind immense Summen nötig. Diese Rücklagen haben Unternehmen nicht. Die Gewinne der Vergangenheit wurden an An­teils­eig­ne­r:in­nen ausgeschüttet, ohne dass der Staat sie angemessen abgeschöpft hätte, um mit dem Geld den Umbau voranzutreiben. Bür­ge­r:in­nen empört das. Doch nichts zu tun hat einen hohen Preis. Kurzfristig senken Unternehmen die Produktion, mittelfristig werden sie vielleicht in Länder gehen, in denen sie billiger produzieren können. Die Frage ist: Soll der Staat sie ziehen lassen oder gegensteuern?

Der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist entschieden für gegensteuern. Damit engergieintensive Branchen die Probleme in den Griff bekommen, schlägt er einen Industriestrompreis vor. Demnach sollen Unternehmen unter bestimmten Voraussetzungen 90 Prozent ihres Stroms für 6 Cent pro Kilowattstunde bekommen. Die jetzige Strompreisbremse, die noch bis ins kommende Frühjahr greift, sieht einen Nettoarbeitspreis von 13 Cent pro Kilowattstunde für 70 Prozent des vorherigen Verbrauchs vor, für den Rest ist der Marktpreis fällig.

Auch wenn die Strompreise mittlerweile wieder gesunken sind, sind sie im internationalen Vergleich für die deutsche Industrie noch immer hoch. Nach Berechnungen der Gewerkschaft IGBCE werden die Stromkosten in den USA künftig bei 3 bis 4 Cent pro Kilowattstunde liegen, in China bei zwischen 1,5 und 2 Cent. Habeck will den gesonderten deutschen Industriestrompreis bis 2030 laufen lassen, bis die erneuerbaren Energien so stark ausgebaut seien, dass der Strompreis insgesamt wieder niedriger als heute sei. Die Förderung soll an Energiesparmaßnahmen gebunden werden, damit Unternehmen dann weiterhin aufs Stromsparen achten.

Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und lagerübergreifende Landesregierungen befürworten einen Industriestrompreis. Trotzdem sind die Aussichten dafür schlecht. Die FDP ist dagegen. In der SPD-Bundestagsfraktion gibt es zwar große Sympathien dafür, nicht aber im Kanzleramt.

Wie sieht seine Zukunft aus? Mitarbeiter bei Thyssenkrupp in Duisburg Foto: Fabian Ritter

Die Öko­no­m:in­nen sind ähnlich gespalten wie die Ampel. „Es ist Aufgabe des Staates, Planungssicherheit zu schaffen“, sagt IMK-Chef Dullien. Er befürwortet die Einführung eines Brückenstrompreises. Gleichzeitig müsste allerdings der Strommarkt reformiert und der Ausbau der Erneuerbaren beschleunigt werden.

DIW-Chef Fratzscher hingegen lehnt subventionierten Strom für die Indus­trie ab: „Diese Subventionen sind falsch, weil sie alte Strukturen langfristig zementieren.“ Reint Gropp hält einen Industriestrompreis aus klimapolitischen Gründen ebenfalls für falsch.

Eines lehnt wiederum Robert Habeck ab: ein klassisches Investitionsprogramm, bei dem der Staat mit viel Geld und der Vergabe von Aufträgen die Wirtschaft anschiebt. Auf diese Art haben sich frühere Bundesregierungen immer wieder aus Wirtschaftskrisen herausinvestiert – etwa die Große Koalition 1967 mit einem Bauprogramm, die sozialliberale Koalition 1977 mit einen Verkehrsprogramm, Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrer Abwrackprämie gegen die Folgen der Finanzkrise und die Große Koalition mit dem sozialdemokratischen Finanzminister Olaf Scholz und ihrem Konjunkturpaket gegen die Coronakrise. Doch solche Maßnahmen würden jetzt nicht weiterhelfen, ist Habeck überzeugt. „Wer in Zeiten hoher Inflation Geld mit der Gießkanne verteilt, bringt nur eines zum Wachsen: die Inflation“, sagt er.

Auch Ökonomen sind skeptisch. „Es ist unklar, wie ein Konjunkturprogramm aussehen könnte“, sagt Grömling. Strukturpolitisch lägen die entscheidenden Fragen auf dem Tisch: „Da geht es darum, langfristig die Kostensituation der Unternehmen so zu gestalten, dass es zu keiner Erosion der industriellen Basis kommt.“ Nicht nur auf die Kosten komme es an, sondern vor allem auf die Energiesicherheit.

„Das Problem an Konjunkturprogrammen ist, dass sie erst wirken, wenn die Konjunkturdelle wieder vorbei ist“, gibt auch Gropp zu bedenken. Jetzt „irgendwelche Geschenke an irgendwelche Unternehmen“ zu verteilen, sei nicht sinnvoll. Wenn es noch finanzielle Spielräume gebe, seien diese für Investitionen in die Forschung und einen effizienteren Staat besser genutzt, sagt der Wissenschaftler.

Die oppositionelle Union versucht aus der Konjunkturdelle Kapital zu schlagen – allerdings ziemlich unbeholfen. Um die Wirtschaft schnell anzukurbeln, fordern CDU und CSU ein Sofortprogramm. Neben konkreten Maßnahmen wie der Senkung von Stromsteuern zum 1. Oktober oder Steuerfreiheit für Überstunden enthält es vor allem populistische Forderungen, etwa nach einem Stopp „aller neuen Gesetze, die Bürokratie verursachen“, oder des Heizungsgesetzes. „Turboabschreibungen“ solle es für alle Anschaffungen in der Wirtschaft geben, nicht nur für Klima- und Digitalisierungsprojekte.

„Nicht ausgegoren“, nennt IMK-Chef Dullien die Vorschläge der Union. „Sie beruhen nicht auf einer sauberen Problemanalyse.“ Stattdessen fordert er in erster Linie ein Austeritätsmoratorium, also eine Pause von der strikten Ausgabendisziplin im Bundeshaushalt. „Die Schuldenbremse sollte 2024 erneut ausgesetzt und konsumdämpfende Kürzungen im Bundeshaushalt ausgesetzt werden“, schlägt er vor.

Angesichts der dürftigen Vorschläge der Union hätte die Regierung derzeit eigentlich leichtes Spiel. In Fragen der Wirtschaftskrisenbewältigung stehen die Ampelpartner nicht vor unüberwindlich wirkenden Gräben wie etwa in der Klimapolitik. Wirtschaftspolitisch sind sich Habeck und Finanzminister Christian Lindner (FDP) näher, als mancher Konflikt aus der Vergangenheit annehmen lässt. Beide wollen die Steuern für Unternehmen senken, um der Konjunktur einen Schub zu geben – der eine viel, der andere noch mehr. Beide streiten deshalb heftig über das „­Wachstumschancengesetz“, das im August im Kabinett beschlossen werden soll.

Habeck und Lindner sind sich wirtschaftspolitisch näher, als man glauben könnte

Der vom Bundesfinanzministerium vorgelegte Referentenentwurf sieht rund 50 Maßnahmen vor, mit denen Unternehmen geholfen werden soll. Lindner will Entlastungen von 6,5 Milliarden Euro für die Wirtschaft – während er bei der Kindergrundsicherung geizt. Im Mittelpunkt von Lindners Plan stehen Prämien für Investitionen in klimafreundliche Technologien, höhere Forschungsförderungen und die Einführung einer Freigrenze für Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung.

Habeck ist das zu wenig. Ob er sich mit seinen Forderungen durchsetzt, ist unklar. Anders als beim Heizungsgesetz bemühen sich die Koalitionäre immerhin noch, ihre Konflikte intern auszufechten.

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38 Kommentare

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  • 'Ihre Produktionskosten schnellten in die Höhe; viele werden ihren Umbau trotz wahnsinniger Renditen in der Vergangenheit ohne staatliche Hilfe kaum stemmen können. Dafür sind immense Summen nötig. Diese Rücklagen haben Unternehmen nicht. Die Gewinne der Vergangenheit wurden an An­teils­eig­ne­r:in­nen ausgeschüttet' Vieles im Text ist richtig, aber ohne derlei Absatz hier geht's halt nie ab wenn in der TAZ über Wirtschaft geschrieben wird.



    Ein Blick in die Schweiz oder USA würde helfen. Die MiniSchweiz, hat in deren Akzienleitindex mit 20 Werten mehr Kapital vereint als der DAX 40 im viel größeren DE. Unternehmensgewinne in den USA, da kann man von Top Renditen sprechen, Microsoft 80 Mrd Gewinn bei 200 Mrd Umsatz, Mercedes hier bei 150 Mrd Umsatz nur 5 Mrd Gewinn.



    In anderen Ländern sind sie stolz auf eine erfolgreiche Wirtschaft und hohe Gewinne, hier im Land ein Grund rumzumäkeln und sich zu beklagen, bei gleichzeitig höherer Unternehmensbesteuerung!! Und sich dann wundern, wenn wie aktuell der Prototyp Kernfusionsreaktor in Colorado gebaut wird und nicht am Stammsitz der Gesellschaft in München. Aufwachen bitte!

    • @Tom Farmer:

      Bei Ihrer Gewinn(- und Verlustrechnung) schauen Sie mE auf die falsche Seite. .. Eigentlich wollte ich diesen Teil anders kommentieren, aber ich sag's einmal mit Brecht: Seit wann kann man einen KF-Reaktor fressen?!

  • Ich zahle pro kWh Strom 29 Cent.



    50Hertz-Chef Kapferer: Schon in einigen Jahren stabil 10 Cent oder weniger pro kWh - "Ausbau erneuerbarer Energien bestes Hilfsprogramm für Industrie"



    Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz hat dauerhafte niedrige Strompreise in wenigen Jahren angekündigt. Bereits jetzt sänken die Strombörsenpreise "gewaltig", sobald der Erneuerbaren-Anteil im 50Hertz-Netz auf mehr als 90 Prozent steige

  • So lange die Amis noch Waschmaschinen von Miele und Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald kaufen ist alles gut.

  • "Deutschland ist immer noch eines der reichsten Industrieländer mit gewaltigen Exportüberschüssen. Und das wird es bleiben." Na ja, die Bevölkerung hat davon immer weniger und wenn die Substanz aufgezehrt ist, ist auch mit den Exportüberschüssen Schluss. Dass Deutschland in diese Situation gekommen ist, ist sicherlich auch denen zu verdanken, zu deren Strategie das Verbreiten von Angst gehört.

  • Irgendwie wirkt vieles dieser Politik doch sehr rückwärtsgewandt. Da werden Steuersubventionen für energieintensive Schwerindustrien verhandelt deren Geschäftsmodell noch aus Kaisers Zeiten stammt und Politik vor Allem an Autobauern und deren Zulieferern ausgerichtet die dann Jobs am Band schaffen, während man Zukunftstechnologien wie die Solar- oder aktuell die Windenergiesparte abziehen lässt oder in der IT allenfalls symbolisch-halbherzig versucht den Anschluss zu bekommen, während niemand ernsthaft glaubt, dass Projekte und Förderungen wie EU-RISC, Gaia-X oder der AI Act eine tatsächliche Perspektive haben irgendwann einmal weite Verwendung zu finden oder gar Standards zu definieren. Ich würde die strukturellen Problem zuvorderst für die Folge eines Mentalitätsproblems halten.

    • @Ingo Bernable:

      das ist genau der Punkt! Mentalitätsproblem, der politischen Entscheider. Gründer gab und gibt es genug. Nur halbherzige Förderung und Chancen.



      Die deutschen Industrien entstanden alle in der Gründerzeit und sind seit dem groß geworden. Von den tausenden Firmengründungen damals sind nur sehr wenige übrig geblieben.



      Es fehlt an Neuem, an Innovationsschüben, an Gründungen, damit an Zukunftssicherung. Das liegt vor allem an mangelnder Förderung von neuen Technologien, an der Technologiefeindlichkeit von CDU / FDP und auch SPD Regierungen, an der ideologischen Ausrichtung von Technologieförderung. Anstelle einer Förderung unabhängig vom Weltbild. Solar und Wind sind weg, die kommen nicht wieder, Internet war nie da, bleibt nur auf den nächsten Innovationsschub zu hoffen.



      Die großen Industrien sind noch lange nicht weg, aber ewig bleiben die auch nicht.

  • Ja in konservativen Medien wird ja schon ne richtige Untergangsstimmung getrieben in Kombi mit "die Grünen haben uns das eingebrockt!" Und das die große dt. Industrie wieder mal auf das falsche Pferd (China) gesetzt hat, ist auch irgendwie nicht überraschend. Vllt wäre es besser große dt Unternehmen, wie VW, notfalls bankrott gehen zu lassen als sie künstlich am Leben zu erhalten (sogenannte Zombieunternehmen).

  • Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um die Infrastruktur wieder zu stärken und neu aufzustellen, um Deutschland zukunftsfähig zu machen. Das bedeutet, die kaputtgesparten Bereiche in Bildung und Grundlagenforschung, Wasserstraßen und Schienen, klimafreundlicher Energienutzung und Digitalisierung, Klimaanpassung mit Entsiegelung, Wiedervernässung, Renaturierung, Wohnungsbau im Bestand etc. entschieden voranzutreiben. Das schafft Arbeitsplätze (die irgendwann vielleicht auch wieder wegfallen können, wenn der Fachkräftemangel schlimmer wird), stärkt die Binnenkonjunktur und hält Chancen für eine zukünftige diversere Verflechtung in den Welthandel bereit. Der Export ist nämlich enorm abhängig von der Automobilindustrie. Das darf, nein: muss, sich ändern.



    Aber leider wird das mit wirtschaftsanalytischen Analphabeten wie Habeck und Lobbyisten wie Lindner nichts werden. (Nicht, dass die Konkurrenz kompetenter wäre ...)

    • @Zangler:

      Danke für die Analyse unserer Minister!



      Zutreffend!

  • Danke für die Umfassende Analyse, die ein breites Meinungsspektrum veranschaulicht.



    Betrachtet man/frau vergangene Krisen in der Geschichte der Bundesrepublik, so wird deutlich, dass derzeit Vieles richtig gemacht wurde.



    Im Gegensatz zu den Ölpreiskrisen der 70er ist es der Ampel innerhalb eines Jahres gelungen, Energielieferungen auf neuen Wegen herzustellen.



    Die Arbeitsmarktpolitik sorgte, anders als beim Strukturwandel im Ruhrgebiet und der Wiedervereinigung, für weiterhin hohe Beschäftigung, genau gesagt, die höchsten Beschäftigtenzahlen der bundesdeutschen Geschichte. Und dass trotz diverser aktueller Krisen.



    Das neue GEG wird ein Investitionsmotor sein.



    Wenn die Länder endlich die Novelle der Gesetze über regenerative Energien umgesetzt haben, dürften auch hier Bremsklötze beseitigt werden.



    Das Jammern ist, typisch deutsch, mal wieder auf hohem Niveau. Prozentsätze diverser Wirtschaftszahlen sind nur mit einer gemeinsamen Bezugsgröße international vergleichbar.



    Wenn in den USA nach Corona Millionen Menschen eingestellt wurden, darf die Frage, wie viele Millionen zuvor entlassen worden sind, nicht übersehen werden.



    Wenn Konsum tatsächlich eine Stütze unserer Wirtschaft ist, sollte man/ frau mal überlegen, ob eine Bestellung über einen Online Riesen, der kaum Steuern zahlt, bei einer chinesischen Firma, tatsächlich den eigenen Wirtschaftsstandort, den eigenen Arbeitsplatz und das gewünschte Staatssystem stützt, oder ob ein einheimisches Produkt diesen Anforderungen eher entspricht.

    • @Philippo1000:

      Die guten Arbeitslosenzahlen dürften wohl doch eher der Demographie als der tollen Arbeitsmarktpolitik der Ampel geschuldet sein.



      Und ich hätte ja so meine Zweifel ob Protektionismus und der Versuch volkswirtschaftlicher Autarkie tatsächlich zu steigendem Wohlstand führen. Zumindest solange die Wirtschaft aber noch stark exportgetrieben ist, braucht es auch Importe, weil unsere Handelsbilanzüberschüsse die Defizite der Anderen sind und auch das über kurz oder lang Instabilität nach sich zieht.

      • @Ingo Bernable:

        Tha keine Ahnung wo sie die letzten Jahre verbracht haben, aber die Arbetsmarktpolitik des Arbeitsministers mit der Ausweitung des Kurzarbeitergelds wurden Millionen von Arbeitsplätzen, sowohl unter Corona, als auch in den folgenden Krisen gerettet. Da lob ich mir den Sozialstaat, der mit einer solchen Regierung genau richtig gehandelt hat und den Konsum lange stützte.



        Davon können amerikanische ArbeitnehmerInnen nur träumen.



        Sich unabhängiger von Lieferketten zu machen ist eine Notwendigkeit. Das hat in den vergangenen Jahren die Wirtschaft gebremst. Im Übrigen müssen Konjunkturpakete auch refinanziert werden. Das geht nur durch steuerliche Mehreinnahmen.



        Unsere Handelsbilanz gegenüber China ist schon lange negativ.

  • Deutschland verblödet mE, denn zu viele Menschen glauben, und haben mE auch Angst davor, dass die etwa 92% der finanziell unteren Bevölkerungsschichten einfach noch weniger verdienen (müssen) und wichtige Schutzbestimmungen als Bürokratie verschrien abgeschafft werden müssen. Auch noch beliebt: Steuern runter. .. Das Gegenteil ist grundsätzlich richtig: Löhne hoch und Steuern für die s.g. reichen und superreichen Menschen und ebensolche Unternehmen hoch. ..

  • Angst fressen Seele

    Angst um den Arbeitsplatz,



    Angst wegen Corona,



    Angst um die Rente,



    Angst um die Heizungs- und Nahrungsmittelkosten,



    Angst um zu viel Zuwanderung,



    Angst wegen Krieg,



    Angst wegen Klimawandel,



    ....



    unsere politischen "Entscheider" schüren immer mehr auf Ängste, Regierung und Opposition profilieren sich mit Angst machen.



    Immer mehr Bürger haben Ängste, weil man ihnen immer mehr "Probleme" vor die Nase knallt, statt Lösungen und glaubhafte Perspektiven.



    Dabei merken "die Etablierten" gar nicht, dass nur die AfD von diesen Ängsten profitiert. Sie greift diese Ängste auf, macht auf Heilbringer und muss doch gar nichts beweisen, da sie ja nicht regieren.



    Immer mehr Bürger suchen "den starken Mann" in der Politik, der ihnen die Ängste nimmt und begehen dabei den fatalen Fehler, ihn bei der AfD zu glauben.

    Auch die abkühlende Wirtschaft, das hatten wir doch schon öfters (?!) wir von der Opposition wieder als Angstmacher ausgeschaltet.



    Merz und Söder machen auch Huhu und die AfD holt die aufgeschreckten Hühner ab - dümmer gehts nicht.

    • @Rudi Hamm:

      "unsere politischen "Entscheider" schüren immer mehr auf Ängste, Regierung und Opposition profilieren sich mit Angst machen."

      Seit wann sind die Populisten nun auch schon die "Entscheider". Es ist die AfD, die Ängste schürt und sich als Retter dafür hinstellt.

      Aber sicher nicht in Sachen Klimawandel 🤔

  • Ein Land wie D ist vom Export abhängig, Nun darbt die Weltkonjunktur und D hat Probleme, der Binnenmarkt ist schwach und lässt sich so ohne weiteres nicht ankurbeln, Dazu bräuchte es höhere Löhne, die die Unternehmen nicht stemmen wollen. Der Staat kann auch nicht einspringen...



    Es wäre richtig gewesen, in der Hochkonjunktur den Binnenmarkt zu stärken, die Bevölkerung am Aufschwung per Löhnen angemessener teilhaben zu lassen, eine robuste Binnennachfrage zu schaffen. Damals wäre es "nur" zu Lasten der Firmengewinne gegangen, es wäre dennoch genug übrig geblieben für Dividenden und Gewinnausweisungen.



    Jetzt in einer Tiefphase ist die Bereitschaft höhere Löhne zu zahlen gering, geht das doch voll zu Lasten der Firmengewinne, zumal die Konjunktur dadurch auch nicht sofort anziehen würde.



    Das dt Exportmodell lief gut, wie die externen Faktoren stimmten, das es sich irgendwann so entwickeln würde, war vorhersehbar. Zieht die Weltkonjunktur nicht an, wird D noch lange daran leiden. Energiepreise hin oder her, das ist ein I-Tüpfelchen, aber nicht der Faktor für die dt. Konjunktur.



    Genau das ist der Unterschied zwischen der schwäbischen Hausfrau, die nur aufs Jetzt schaut und der Makroökonomie, die in D so verpönt ist. Dt Politik beschränkt sich aufs blanke Reagieren und die Entlastung der Firmen, als Mittel der Wirtschaftspolitik, Wirtschaftsregulierung traut sich niemand. Irgendwann sind Infrastruktur kaputtgespart, die externen Faktoren verschlechtert, dann fehlt es an allem, um noch angemessen reagieren zu können.

    • @nutzer:

      Grundsätzlich völlig richtig. Danke.

    • @nutzer:

      Mehr gibt es dazu nicht zu sagen!

      • @H.L:

        Doch.



        Es wäre noch zu ergänzen, dass eine heute kaputt gesparte Infrastruktur und Sparen bei Bildung und Ausbildung sehr teuer von späteren Generationen "bezahlt" werden muss. Hinzu kommt, dass die ehemals günstigen Öl- und Gaspreise nicht mehr wiederkehren werden. Schlüsselindustrien investieren nun in China und den USA. Zusätzlich entstehen wieder neue Abhängigkeiten.







        Wenn vermeintliche Experten sagen, dass Panik übertrieben wäre, dann kann sich das nur auf den Lebensstandard der Wohlhabenden beziehen, denn die Zahl der Menschen steigt permanent, die nicht mehr wissen, wie sie angesichts der Miet- und Nebenkosten, der hohen Energiepreise und der kaum sinkenden Inflationsrate über die Runden kommen.

    • @nutzer:

      Die Löhne sind nicht maßgebend. Die Steuern- und Abgabenquote ist das Problem, was drückt.

      • @SeppW:

        Das Gegenteil ist der Fall.

      • @SeppW:

        das ist nicht maßgeblich, D ist eine große Exportnation, das hat bisher gut funktioniert und war kein Problem.



        Man kann nicht bei jedem Absatzproblem, fordern die Abgaben und Steuern zu senken. Diese Leier kommt immer, ob Konjunkturhoch oder Tief...



        Die aktuellen Probleme rühren eher genau daher, der Staat spart, die Menschen verdienen zu wenig, alles im Namen des Exports. Nun schwächelt der, es fehlt der Binnenmarkt... weil, kaputtgespart. Der Bedarf ist zwar da, nur fehlt das Personal und das Geld im Lande... beides Folgen des Sparkurses.

    • @nutzer:

      So reden Volkswirte. Was Volkswirte gerne übersehen: man muss auch Produkte haben die jemand kaufen will.

      Was will man aus Deutschland noch kaufen?

      • @Pi-circle:

        Und man muss eine Wirtschaft haben, in die gerne Investiert wird. Auch so ein Thema was aktuell in Berlin stiefmütterlich behandelt wird. Läuft ja alles so super.

      • @Pi-circle:

        D ist eine der großen Exportnationen. Die Welt kauft sehr viel in D.

      • @Pi-circle:

        "Was will man aus Deutschland noch kaufen?"



        www.handelsblatt.c...fuss/29259270.html

        • @Ingo Bernable:

          @Bernable: Also Birkenstock Schuhe, Waschmaschinen von Miele und Kettensägen von Stihl - ja da sind wir unschlagbar.



          Genau den selben Old Tech-Krempel haben wir schon vor 50 Jahren erfolgreich in USA verkauft.

          • @Pi-circle:

            D verkauft Maschinen, die das produzieren, was wir als Sterbliche dann im Laden kaufen. Und das sehr gut.

  • Die trüben Aussichten und die erschreckend wirtschaftliche Schwäche hat ein Namen: Die Ampel. Besonders hervorzuheben: Die Grünen

    • @uffbasse:

      Eine falsche und unverantwortliche stark konservative ("Rechts" möchte ich noch nicht gebrauchen) Erzählung.!

    • @uffbasse:

      Das ist als ob man den Lotsen die Schuld gäbe, dass das Schiff in den Hafen einfährt... die Richtung, die grundlegenden Entscheidungen sind getroffen, der Lotse kann nur noch aufpassen, dass keine Sandbank erwischt wird, wenn da abe rnur Sandbänke sind, dann hilft alles nichts...



      raten Sie mal wer der Kapitän und seine Mannschaft war?

      • @nutzer:

        Der Kapitän heißt Scholz. Und die Matrosen kommen von der SPD, den Grünen und der FDP. Seit die das Ruder übernahmen läuft es schlecht.

        • @uffbasse:

          nun so schwer ist es nicht, den Kurs hat Merkel gesetzt 16 Jahre lang. 2 Jahre Scholz... der Lotse ist gerade erst an Bord gekommen.



          Hätte nicht gedacht, das Analogien so schwer sein können...

          Das heißt übrigens nicht das der Lotse die Sandbänke sicher umschifft, das heißt nur das er sich jetzt beweisen kann...

  • Das Problem der deutschen Ökonomie existiert nicht erst seit seit 1-2 Jahren. Wir haben leider nur noch Old Technology im Programm. Unsere großen DAX sind im Durchschnitt über 100 Jahre alt. Bei allen großen Technologiesprüngen der letzten 30 Jahre haben wir keine wesentliche Rolle gespielt - meist aufgrund von politischen Widerständen: Biotechnologie/Gentechnik, Nukleartechnolgie, Digitalisierung/Künstliche Intelligenz, Raumfahrtechnolgie.

    • @Pi-circle:

      Und wer nochmal war da immer dagegen?

    • @Pi-circle:

      Ja, so wie Sie das beschreiben entspricht das der Realität.

      Wir kriegen selbst gar nichts hin. (vgl. De-Mail, ePerso, Krankenkarte usw.) Deutschland spielt digital praktisch keine Rolle. Wir erwarten aber, dass die Amerikaner uns an Software alles vorsetzen und liefern, bevorzugt kostenlos. Und verlangen dann, dass es unseren Moral- und Gerechtigkeitsvorstellungen zu entsprechen habe, angefangen beim Datenschutz.

      Seltsamerweise kommt aber nie die Frage auf, warum „wir“ – in seinen verschiedenen Inkarnationen – das nicht besser können oder einfach selbst machen, um es so zu kochen, dass es uns auch schmeckt.