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Von Armut betroffene Menschen„Man möchte dieses Leben nicht“

Genoveva Jäckle ist 28 und hat bereits 20 Jahre Armutserfahrung. Ihr Alltag ist von amtlicher Kontrolle bestimmt, ihr Studium hat sie abgebrochen.

Genoveva Jäckle in Köln-Deutz, auf einer Brücke gegenüber der Kölner Messe Foto: Joern Neumann
Interview von Benno Schirrmeister

wochentaz: Frau Jäckle, Sie leben in Köln…?

Genoveva Jäckle: Ja, mittlerweile, im Großraum Köln, in Langenfeld, um genau zu sein. Köln selbst, das wäre zu teuer.

Im Interview: Genoveva Jäckle

Der Mensch

Genoveva Jäckle, 28, ist im oberbayrischen Weilheim aufgewachsen. Seit der Grundschulzeit infolge der Trennung der Eltern armutsbetroffen, hat sie ein Jura-Studium in München wegen Geldmangels abbrechen müssen. Seither macht sie eine Ausbildung zur Veranstaltungstechnikerin und engagiert sich politisch, etwa als Rednerin auf Demos oder beim Hashtag #IchbinArmutsbetroffen.

Das Problem

In Deutschland, mit einem Bruttoinlandsprodukt von 4,1 Billionen US-Dollar viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, waren 2022 laut Bundesamt für Statistik 17,3 Millionen Menschen von Armut betroffen. Das sind rund 21, bei jungen Erwachsenen sogar fast 25 Prozent der Bevölkerung. Das Wort „armutsbetroffen“ betont, dass es sich bei Armut um keine Eigenschaft handelt, sondern um ein politisches Problem.

Weil Sie armutsbetroffen sind?

Ja, bin ich. Ich bin armutsbetroffen. Eigentlich schon mein ganzes Leben lang, seit meiner Kindheit, – seit 20 Jahren, nachdem sich meine Eltern getrennt hatten. Aktuell lebe ich von meiner Ausbildungsvergütung. Das bedeutet, abzüglich von Miete und Fixkosten muss ich im Moment mit 220 Euro im Monat auskommen. Spaßig ist das nicht.

Sie haben sich der Social-­Media-Bewegung #IchbinArmuts­betroffen angeschlossen – oder sie sogar mitinitiiert?

Nein, initiiert habe ich die nicht. Gründerin war Annie Finkenbeiner – auf Twitter ­@f­inkulasa. Und ich stehe mit der Bewegung, die um diesen Hashtag entstanden ist, in loser Verbindung. Im Moment bin ich da allerdings wegen Ausbildung, Ortswechsel und anderen privaten Herausforderungen in der Bewegung nur wenig. Ich twittere halt so vor mich hin.

Der Hashtag ist deshalb wichtig, weil es vielen schwerfällt, über die eigene Armutsbetroffenheit zu sprechen?

Ja, das stimmt. Wobei ich aber tatsächlich schon über Armut getwittert hatte, bevor es den Hashtag gab – über Dinge und Alltagserfahrungen, die mir im Vergleich zu heute wie Luxusprobleme scheinen, also über Hobbies, die einfach nicht mehr drin sind, oder ähnliches: Sachen, die einfach zu teuer werden. Da muss man sich gelegentlich schon mal Luft verschaffen, finde ich. Aber viele tun das nicht. Über die Bewegung bin ich dann im vergangenen Oktober zur Kundgebung vorm Kanzleramt eingeladen worden und durfte dort sprechen. Das war das erste Mal, dass wir Betroffene im größeren Stil zusammen aufgetreten waren.

Die Zahl von 250 Teilnehmenden wirkt von außen besehen eher klein, aber sie hat eigentlich mehr Gewicht…

Ja, das wird oft nicht gesehen: Es ist schwierig, eine Demo gegen Armut zu organisieren, weil die Betroffenen eben in der Regel nicht das Geld haben, um einmal quer durch die Republik zu fahren und irgendwo eine Rede zu halten. Danach habe ich dann auch als Ansprechpartnerin für lokale Kölner Medien fungiert, Sie sind auch nicht der erste Journalist, mit dem ich spreche: Ich versuche, so gut es geht, das Schweigen zu brechen. Gerade für die, die den Mut dazu noch nicht haben. Wir müssen einfach darauf aufmerksam machen, dass wir nicht alle faule, unmotivierte Menschen sind, die sich nur einen Wodka nach dem anderen hinter die Binde kippen…

Würden Sie sich selbst als Armutsaktivistin bezeichnen?

Bis vor Kurzem sicher nicht. Bis mir ein Gespräch mit einem Freund vor Augen geführt hat, wie viel ich sozusagen an der Front mache, wie viel von meiner Zeit da auch drauf geht – Reden zu schreiben, mit Leuten zu sprechen, aufzuklären. Gut, wenn es allein beim Twittern geblieben wäre – das ist für mich kein Aktivismus. Aber mittlerweile… ja, doch, ich kann es nicht mehr verleugnen.

Hat Armutsaktivismus auch ein Problem, sich sichtbar zu machen, weil das oft eine Frage der Mittel ist?

Man stößt tatsächlich selbst da auf Hürden, wo man willkommen wäre – einfach, weil man sich Dinge nicht leisten kann, die für alle anderen völlig normal wären. Ein Beispiel: Anfang dieses Jahres hatte ich eine wirklich blöde Situation. Da hatte mich Janine Wissler, die Chefin von der Linken, zum Jahresauftakt der Partei nach Berlin eingeladen. Und dann stand ich da vier Tage vorher und: tja, wie ist das nun mit den Fahrtkosten? Ein ICE-Ticket von Köln nach Berlin, das sind hin und zurück 230 Euro. Die habe ich normalerweise den ganzen Monat nicht auf dem Konto. Ich konnte da nur hin, weil ich gerade die Kaution von meiner alten Wohnung wiederbekommen hatte – und damit war es möglich, das auszulegen. Weil: Natürlich übernimmt Die Linke die Fahrtkosten – aber eben, wie überall, nur indem sie den Preis nach Vorlage des gekauften Tickets erstattet, wie das halt so ist.

Nur wie wollen Sie die kaufen, wenn Sie echt nur 220 Euro im Monat haben ….?!

Ja eben. Ich weiß, dass Die Linke das bei künftigen Veranstaltungen, wenn Armutsbetroffene eingeladen werden, anders handhaben will. Aber es zeigt einfach: Es gibt da viele kleine Barrieren, die man so gar nicht auf dem Schirm hat. Und die für die meisten gar nicht vorstellbar wären, weil ein Zugticket oder so was, das geht doch immer. Das kann man sich doch immer leisten. So viel Geld ist doch immer da.

Und das ist es aber nicht.

Nein. Auch im Alltag kann man bei Vielem einfach nicht mithalten. Wenn meine Kollegen nach der Berufsschule irgendwohin gehen ins Café oder in die Kneipe oder so, dann muss ich in den meisten Fällen passen, weil mich der Kaffee dort ungefähr so viel kosten würde, wie ich am Tag insgesamt für Essen zur Verfügung habe. Also, man muss halt immer alles sehr gut überlegen und einteilen auch an Stellen, wo andere keinen Gedanken drauf verschwenden würden. Und klar, man kann natürlich auch daneben sitzen und sich immer wieder fragen lassen, warum bestellst du denn nichts? Bloß wird man irgendwann sehr müde, zu erklären, man wird müde, gegen die verurteilenden Aussagen anzugehen und gegen die Blicke und den Buschfunk, der dann früher oder später bei Menschen losgeht, die wenig informiert und auch nicht so sensibel für das Thema sind.

Liegt das am fehlenden Wissen oder daran, dass sie die ­RTL2-Zerrbilder im Kopf haben?

Ich würde behaupten, es ist beides. Die populistischen Äußerungen sind politisch und im Fernsehen sehr präsent, vielleicht auch, weil es mit diesen Klischees möglich ist, sich selbst auch moralisch zu erhöhen: Solange ich besser bin als die, die im Fernsehen vorgeführt werden, ist bei mir ja noch alles in Ordnung. Andererseits: Man wird auch anders betrachtet, sobald die Zeichen der Armut sichtbar werden. Bis dahin dauert es eine Weile, vielleicht ein Jahr, nachdem der Sozialhilfebezug eingesetzt hat und die Reserven aufgebraucht sind. Wenn dann aber die Dinge anfangen kaputt zu gehen und nicht ersetzt werden, wenn man aus Kleidungsstücken rauswächst und sie trotzdem weiter trägt, wenn diese Zeichen auftreten, geht es wahnsinnig schnell: Dann ist man auf einmal nicht mehr so willkommen wie vorher. Dann fragen die Freunde nicht mehr, ob man bei bestimmten Unternehmungen mitmacht, weil sie von vornherein davon ausgehen, dass man eh absagt. Urlaube werden nicht mehr mit einem geplant, weil klar ist, dass man sie sich nicht leisten kann. Und so fällt man dann halt Stück für Stück hinten runter.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Hat Sie das auch in der Schule und danach, etwa bei der Suche nach dem Ausbildungsplatz, behindert?

Ja und nein. Wenn ich mir so im Vergleich angucke, was meine früheren Klassenkameraden studieren, dann spielt da sicher eine Rolle, dass die in vielem bessere Startbedingungen hatten, weil während der kompletten Kindheit bei ihnen Sportverein, Frühförderung und alles Mögliche einfach drin war. Wenn man ab dem Alter von vier Jahren Gesangsunterricht kriegt, im Fußballverein spielt und Bogenschießen lernt, hat man andere Startbedingungen, als wenn man damit mit 22 Jahren anfängt, wenn man das erste Mal genug verdient. Das ist so, und das kann man auch nicht mehr aufholen. Diese Zeit, da ist bei uns, bei meiner Familie einfach wahnsinnig viel verloren gegangen, weil es nicht drin war. Ich habe dann mit 14 Jahren angefangen, selber zu arbeiten, um mir eben gelegentlich kleine Dinge leisten zu können.

Das ist aber doch eine ermutigende Erfahrung, oder?

Wie man’s nimmt: Da kam halt sofort das Amt und hat von den 450 Euro, die ich verdient hatte, 350 einbehalten. Das war natürlich hochmotivierend – und hat dann auch recht schnell dazu geführt, dass ich das Zeitungsaustragen wieder habe bleiben lassen, weil: Schon für 450 Euro tut man sich das auf dem Land ungern an. Für 100 hingegen…

…ganz sicher nicht, klar. Auf dem Land ist wo, in dem Fall?

Ich bin aufgewachsen in Polling bei Weilheim in Oberbayern. Das ist eine 3.000-Seelen Gemeinde, aber verzweigt.

Macht viele Kilometer pro Zeitungs-Exemplar.

Na ja, sehr stark merkt man den materiellen Background auch im Studium. Ich hatte in München angefangen, Jura zu studieren. Und die einen kriegen halt von den Eltern die Wohnungen gestellt, vielleicht sogar noch ein Auto und monatlich noch hie und da einen Zuschuss zu dem, was sie ohnehin bekommen. Und ich habe währenddessen schon selber schauen müssen, wie ich über die Runden kam. Und dann sitzt man da und muss zu Beginn des Studiums erstmal ein paar hundert Euro in Bücher investieren, die in der Bibliothek dauerhaft vergriffen sind, die man aber für Hausarbeiten braucht. Man braucht die Schreibgeräte, man braucht die Kleidung, die irgendwie halbwegs angemessen ist, damit man, wenn dann Profs nach Praktikanten oder studentischen Hilfskräften suchen, nicht von Vornherein wegen der Optik ausgeschlossen wird, was mir auch oft genug passiert ist. Also, es ist einfach teuer. Und selbst mit drei Jobs war das in München dann irgendwann nicht mehr zu schaffen. Ich hatte einen Burnout und musste das Studium abbrechen. Dann habe ich mich für eine Ausbildung entschieden.

Ausbildung zur…?

Zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik: Dummerweise kam dann Corona und hat das gestoppt. Aber jetzt mache ich das weiter, hier auf der Messe in Köln.

Wenn Sie einen Studienplatz an der LMU hatten, kann Ihr Abi so schlecht nicht gewesen sein: War denn die Schule ein besserer Ort?

Eigentlich nicht. Da gab es auch Mobbing und Ausgrenzung, weil man halt nicht die Klamotten vom H&M, sondern vom Aldi oder Secondhand trug – und wenn die gut aussahen, war das halt auch immer wieder verdächtig: Na, so schlimm kann es ja bei euch doch nicht sein mit der Armut, hieß es dann, wenn du dir so schicke Markenkleidung leisten kannst. Die kam zwar für drei Euro vom Flohmarkt, aber hey!, klar, wenn ich Markenkleidung habe, ist natürlich automatisch mein ganzes Leben in Ordnung. Aber es stimmt. Ich bin da gut durchgekommen. Ich hab Glück: Ich habe eine Hochbegabung, die ist getestet und dann auch gefördert worden, als meine Eltern noch verheiratet waren. Da hat meine Mutter sehr viel für getan. Und auch deswegen nehme ich einfach sehr viel quasi im Vorbeigehen mit, ich speichere Wissen, ohne es lange üben zu müssen. Und das hilft natürlich in der Schule wahnsinnig. Ich musste mich also meistens nicht so sehr anstrengen, um gute Noten zu kriegen. Trotzdem wäre es manchmal gut gewesen, einfach mal unbesorgt zur Nachhilfe gehen oder sich Lernmaterial, Workbooks, Karteikarten, CDs besorgen zu können, um diesen ganzen Wust an Informationen auch zu systematisieren…

…und fürs Studium die Fachbücher sind natürlich viel teurer.

Ja, wobei das noch nicht einmal das Schlimmste ist: Was am meisten belastet ist, dass immer der Ausgleich fehlt. Man funktioniert dauerhaft irgendwie vor sich hin, aber man hat nie Urlaub. Es fallen Stück für Stück die Hobbys weg.

Wieso fallen die weg?

Man kann sie sich nicht mehr leisten. Nehmen wir doch einfach mal mein Haupthobby, Boul­dern:­ Der Eintritt in die Boulderhalle kostet regulär neun Euro, mit Leihschuhen noch mal fünf, macht 14. Eine Jahreskarte liegt bei 460 Euro, das wäre eigentlich günstig, wenn man es hochrechnet. Aber 460 Euro auf einmal habe ich nicht, Ratenzahlung gibt’s nicht, also Pech gehabt. Und dann geht die Abwägung los. Lege ich jetzt solange Geld auf die Seite, bis ich die 460 Euro voll habe? Und was, wenn in einem Jahr der Preis ­gestiegen ist? Oder zahle ich jetzt jedes Mal, wenn ich dann doch mal gehen will und am Monatsende vielleicht noch irgendwie zehn Euro auf dem Konto habe? Aber ist das auch schlau? Immerhin könnten nächsten Monat die Schuhe kaputt gehen, oder ich brauche etwas für die Küche, oder ich bin mit einem Kollegen im Außeneinsatz, wo es keine günstige Verpflegungsmöglichkeit gibt… Und dann lässt man’s, und irgendwann lässt man es ganz: Es ist ja keine Erholung, wenn man ständig kalkulieren muss, ob man sich das leisten kann oder nicht.

Das macht dann keinen Spaß mehr?

Gerade was Sport angeht, da gibt es unglaublich viel, was ich gerne ausprobiert hätte. Oder Musik: Ich träume schon mein ganzes Leben davon, Harfe zu lernen. Ich habe mir auch selbst Klavier beigebracht, und kann mittlerweile auch, dank einer Fünf-Euro-Klampfe vom Flohmarkt, Gitarre spielen. Bloß man stößt da immer an die Grenze, wo man weiß, man könnte weiter kommen, und es scheitert einfach daran, dass man nicht das Geld hat, um es ordentlich zu lernen. Das sind alles keine hohen Kosten, aber es summiert sich. Am Ende bleiben dann nur noch die zehn Euro für den Stadtbücherei­ausweis, und das war’s dann: Der Alltag verarmt. Man hat einfach keine Freizeitgestaltung mehr. Und das macht sich bemerkbar. Irgendwann ist die Zündschnur einfach sehr kurz. Man ist dauerhaft erschöpft, man schafft nichts mehr, außer eben zu arbeiten und zu über­leben. Die Kreativität geht flöten, die Energie geht flöten, es bleibt eigentlich alles auf der Strecke. Wenn dann noch irgendwas dazukommt, eine notwendige ­Reparatur, eine Krankheit, irgendetwas Unvorhergesehenes, dann liegt man am Boden, und dann kommt man ohne Hilfe auch nicht mehr hoch.

Was würde denn helfen – sprich: was fordern Sie denn als Aktivistin?

Wir fordern nur, dass man sich an das Grundgesetz hält: Wir fordern, dass man Menschen in Deutschland, die nicht erwerbsfähig sind oder nicht erwerbstätig oder die arbeiten und keine armutsfesten Löhne beziehen, wie Menschen behandelt. Das macht ja keiner zum Spaß an der Freude. Man möchte dieses Leben nicht. Die meisten sind alleinerziehend oder krank. Und niemand wacht ja morgens auf und denkt, ach, ich lass das mit dem Arbeiten jetzt mal sein und schaue mal, wie man sich mit Sozialhilfe durchschlägt. Es gibt keinen Grund, uns von Armut Betroffenen wie Schwerverbrecher zu behandeln, wie es auf dem Amt regelmäßig passiert, dass man uns nicht wegen ­jedem Cent bis auf die Hosen durchleuchtet und gleichzeitig Politiker mit ­Milliardendeals davonkommen – und es keinen wirklich interessiert. Wir fordern, dass man uns armutsfeste Sätze zahlt: Gerade angesichts der Inflation ist das aktuell ein Witz. Da kann man sich von Hartz in etwa 15 Tage lang gesund ernähren, und das war's dann. Und auch das nur, wenn man nicht noch nebenher Sonderausgaben für Medikamente, Mobilität, Fortbildung bestreiten muss. Das kann einfach nicht sein. Das geht einfach nicht. Auch wir haben Menschenrechte, auch wir haben eine Menschenwürde. Die ist uns vom Grundgesetz garantiert. Daran muss sich der Staat halten.

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67 Kommentare

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  • Jeder Mensch kommt ohne irgendwas unterm Arm auf die Welt und lässt nach seinem Tod alles was er je besessen hat zurück, weil er es nicht mitnehmen kann. Woher kommt dieser Anspruch vieler Menschen IHNEN gehöre von Geburts wegen der Besitz der Familie, von Generation zu Generation. Würde man das Erbe mit allen Menschen auf der Welt teilen, hätte jeder ein schöneres Leben. Ich rede hier auch nicht nur von uns Menschen in Deutschland. Ich rede von allen Menschen auf der Welt. Jeder hat eine Würde und ist Schwester oder Bruder und kein Feind. Wie arm sind Reiche im Herzen und wie befremdlich ausländerfeindliche Menschen. Wer hat das Sagen über andere und entscheidet über Glück oder Pech?



    Leider gibt es viele intelligente Menschen, die massenhaft Wissen in ihren Köpfen gespeichert haben, aber dumm und unterentwickelt argumentieren, wenn es um Demut und Nächstenliebe geht - Gleichhei - Gleichberechtigung? - Fehlanzeige!



    Die emotionale, soziale Intelligenz wird eben nicht in der Schule gelehrt/gefördert. Hier geht es getreu dem Kapitalismus: Der Stärkere gewinnt!



    Prost - Mahlzeit.

  • Oh! "Seit der Grundschulzeit infolge der Trennung der Eltern armutsbetroffen."



    Kommt das vielleicht durch den lächerlichen Kinderfreibetrag?



    Oder dadurch, das Geschiedene wie Singles besteuert werden?



    Daher, dass Geschiedene mit Kindern unter der Steuerlast zusammenbrechen, während Verheiratete ohne Kinder sich jede Saison neue Motorräder kaufen können?



    Egal.

  • mein ganzes leben war ich armutsbetroffen - ausnahme: 3 jahre tätigkeit in einer stelle der ev. kirche. dann berufsverbot.



    bis vor 11 jahren - unverhoffte erbschaft.



    jetzt bin ich 75. die letzten paar jahre darf ich menschenwürdig leben.



    was bin ich froh.



    bin allerdings noch nicht daran gewöhnt, nicht mehr jeden cent paar mal umzudrehen. die armut steckt mir in den knochen + geht nie mehr richtig raus. Von meiner rente könne ich nicht überleben, wäre wieder mal auf untermieter angewiesen, obwohl evtl. meine wohnung wg. meines alters nicht vom amt mir weggenommen werden würde. es sind auch kaum günstige wohnungen in hh zu finden.



    na ja, ganz am ende des lebenswegs bißchen glück gehabt.



    da sehr krank, kann ich damit wenig anfangen. aber wenigstens muß ich nicht mehr ab + an hungern. bin sehr schlank - konnte nie fett ansetzen. auch gut ...

    • @Brot&Rosen:

      Ihre Beiträge hier gefallen mir immer. Ich wünsche Ihnen eine bessere Gesundheit und manches Glück dazu !

  • Wenn die Metropolen Berlin, Hamburg, München u. co. den Abriss bestehender Vierteln und Neubau von Hochhäusern zulassen würden, dann könnte man auch günstige Wohnungen für alle bauen.

    Will man aber nicht.

    Von daher müssen die Hinzuziehenden, also auch die Studenten, sich kloppen um die paar Wohnungen, die noch frei sind.

    • @Rudolf Fissner:

      Darum geht es in diesem Interview doch gar nicht. Ausnahmsweise geht es mal nicht um Wohnraummangel und hohe Mieten, Sie kommentieren also am Thema vorbei. Das ist nur ein Aspekt der beschriebenen Armut, sich die Miete in Köln nicht leisten zu können. Hier geht es um menschenwürdige Behandlung, die gefordert wird, und um gesellschaftliche Wahrnehmung der Menschen, die aus Armut an vielem nicht teilhaben.



      Sie lenken davon ab und führen die Diskussion in ein Thema, das bereits zu Genüge durchgekaut wird...hier wäre es schön, mal über anderes zu sprechen.

    • @Rudolf Fissner:

      Nur steigen halt auch die Mieten in Saarbrücken und Duisburg. Also auch in Städten deren Einwohnerzahl seit Jahren stagniert oder abnimmt.

      Paris, Neapel, Barcelona und Athen sind zudem alle dichter besiedelt als New York City. Ähnliches gilt für deutsche Altbauviertel vs Hochaussiedlung. Das nur am Rande zur städtebaulichen Strategie....

      Man könnte in der Tat ein paar mehr schicke Hochhäuser für Besserverdienende bauen, wie es aktuell in Frankfurt geschieht.



      Das sieht in der Regel besser aus als die Platte für den Pöbel und dann stapeln sich die Yuppies reihenweise und nehmen der Mittelschicht-Familie nicht die Altbauwohnung weg. Es spricht nichts gegen Hochhäuser, gegen die Ästhetik des Chrysler Building sagt ja schließlich auch niemand etwas. Nur die Hochhäuser für Geringverdiener sehen in aller Regel sch.... aus, aber das gilt ja auch für die niedrigen Zweckbauten.

      • @Alfonso Albertus:

        Die Bevölkerungsdichte von Berlin ist nur ein Viertel von der von Paros. Da ist noch so richtig viel Musik drin für den Wohnungsbau. Wer das für Berlin nicht will soll das sagen, aber auch mitteilen, wie der knappe Wohnraum verteilt werden soll und wer ihn bekommt.

        Was ist ihre Lösung?

        • @Rudolf Fissner:

          Paris wie Barcelona sind sehr dicht besiedelte Städte und das liegt in beiden Fällen an 4 bis 8 stöckiger Blockrandbebauung in Altbauvierteln und nicht an Hochhäusern-darauf wollte ich hinaus.



          Paris wie Barcelona sind für viele Menschen dieser Welt die Traumstädte und Sehensuchtsorte schlechthin und die dichte Bebauung sorgt für ein lebendiges Stadttleben.

          Die deutsche Stadtlanung der Nachkriegszeit war auf die autogerechte Stadt nach amerikanischem Vorbild, auf Abstandsgrün und monokulturelle Stadtteile ausgerichtet. In einem Stadtteil wird nur gewohnt, im anderen eingekauft, im nächsten im Büro gearbeitet.



          Eine schwerer Fehler, den weder die postmoderne Bürostadt, noch die Shoppingcenter noch die Trabanten-Hochaussiedlung funktionieren für die Menschen.

          Paris hat sich die 15-Minuten Stadt als Ziel gesetzt und ist in vielerlei Hinsicht was die Stadtplanung, Architektur und Visionen angeht ein Vorbild( Natürlich nicht in jedem Aspekt).

          Berlin-Friedrichshain ist übrigens mehr als doppelt so dicht besiedelt als Berlin-Marzahn.

    • @Rudolf Fissner:

      Es geht nicht nur ums wollen - es darf häufig einfach nicht. Bebauungspläne, Milieu- und Denkmalschutzverordnungen lassen keine willkürliche Abriss- und Neubaupläne zu. Und wer will heutzutage noch in Plattenbausiedlungen leben?

      • @Tom Tailor:

        Die Plattenbauten in Berlin sind bewohnt. Pais, die Traumstadt Europas hat eine viermal so hohe Bevölkerung wie Berlin. Di Menschen demonstrieren für neue und billige Wohnungen.



        Es geht also und die Menschen wollen es. Wer will den keine neuen Wohnungen in Berlin?

        • @Rudolf Fissner:

          Also das ist so nicht korrekt.



          Berlin hat 3,68 Mio Einwohner (2021) und Paris 2,15 Mio (2020).



          Der Großraum Paris mit seinen 12,5 Mio Einwohnern besteht aus Paris, einigen gewachsenen Städten und den von Haussman ab den 1850er Jahren geschaffenen Banlieues, in die die Unerwünschten abeschoben wurden und welche durch die Megaprojekte der 50er, 60er und 70er des 20. Jehrhunderts verslumten.

          • @Saccharomyces cerevisiae:

            Ich meinte Bevölkerungsdichte

          • @Saccharomyces cerevisiae:

            In Frankreich sind die Gesetze zur Eingemeindung viel strenger als in Deutschland.







            Es gab die Bestrebungen das städtisch-urbane Gebiet von Paris vor ein paar Jahren zusammenzuführen, was dann ca. 6.5 Millionen Einwohner in Paris-City gewesen wären. Keine Ahnung was daraus geworden ist.

            Erst dann beginnen die Banlieues was übersetzt nichts anderes als Vorstadt bedeutet und Nein; nicht alle Vorstädte von Paris bestehen aus Hochhaussiedlungen und Slums.

            Es ging aber vielmehr darum, daß Paris innerhalb seiner aktuellen Stadtgrenzen einer der am dichtesten besiedelten Städte der Welt ist und es keine Hochhäuser bedarf um dicht zu bauen. Die höchste Bevölkerungsdichte hat auch nicht Marzahn oder Lichtenberg, sondern Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin.

        • @Rudolf Fissner:

          Paris? Kein Mensch will da wohnen, alles viel zu teuer, ich kenne ein paar Franzosen hier in Berlin und jeder war stattdessen von Berlin absolut angetan.

  • Ich finde das Interview und auch die Leser*innenkommentare ehrlich gesagt unbefriedigend.



    Armut und die Angst vor derselben sind doch gewollt, damit die Menschen sich weiterhin die Herrschaft einiger weniger gefallen lassen.



    Die Frage, ob Frau Jäckle unbedingt mit dem ICE fahren oder unbedingt in München studieren muss, finde ich da irrelevant.

    Fakt ist, dass sich Armut problemlos abschaffen lässt, wenn sich mal eine Mehrheit wirklich dafür einsetzt. Dafür fällt dann allerdings das Erwerbsgebot.



    Mit Marcel Fratzscher (DIW) trommelt jetzt auch ein recht einflussreicher Ökonom für das BGE, siehe www.zeit.de/wirtsc...hheit-umverteilung

    • @Eric Manneschmidt:

      Sehr richtig.

    • @Eric Manneschmidt:

      Es handelt sich nur um relative Armut.

      Das bedeutet, auch bei einem BGE wird Armut nicht abgeschafft.

      Wer nur vom BGE lebt, wird dann arm sein.

      • @rero:

        Das kommt wohl darauf an, wie man das BGE finanziert.

        • @Eric Manneschmidt:

          Nein, das ist Statistik.

      • @rero:

        "Wer nur vom BGE lebt, wird dann arm sein."

        Wichtig:



        ""Relativ" arm sein ...

        aber davon besser leben können.

        Die Ausgaben für Lebensmittel und andere lebenswichtige Sachen, werden ja nicht steigen blos weil es ein BGE gibt.

        Für die Finanzierung vom BGE muss ja jemand mehr Steuern zahlen, somit handelt es sich am Ende um eine klassische Umverteilung.

        • @sociajizzm:

          Nun hat Eric Manneschmidt aber behauptet, die relative Armut würde durch das BGE abgeschafft werden.

          Das wird sie nicht.

          Absolute Armut gibt es dagegen jetzt bereits kaum.

          • @rero:

            Mit dem BGE und einer Besteuerung hoher Einkommen können Sie eine Kompression der Einkommen erreichen und damit auch die relative Armut abschaffen.



            Das ist aber eh eine rein akademische Diskussion, das Entscheidende hat SOCIAHIZZM schon geschrieben: Es wird mit BGE den Menschen, insbesondere den ärmeren, wesentlich besser gehen.

  • "Ja und nein. Wenn ich mir so im Vergleich angucke, was meine früheren Klassenkameraden studieren, dann spielt da sicher eine Rolle, dass die in vielem bessere Startbedingungen hatten, ..."

    Wer studieren kann ist bereits auf dem Oberdeck angekommen und hat per Definition die besseren Startbedingungen, Da geht es in Punkto Startbedingungen nur noch um den besten Platz für das kalte Büfett.

    Laufen muss man aber immer noch allein.

  • BTW: Jura kann man auch an der Fernuni Hagen studieren. Gleicher Abschluss mit unendlich mehr Flexibilität. Wer da 9 Punkte hat, bekommt locker eine R1/A13-Stelle als Richterin, Staatsanwältin oder in der Verwaltung.

    • @Horst Flugfeld:

      By the way, wenn es doch nur so einfach wäre....



      Seufz.

      • @sedeum:

        Ist es nicht?

  • Ich finde dieses Interview über Armut nicht so ganz gelungen und hätte mir eine/n andere/n Interviewpartner/in gewünscht. Für mich beinhaltet es zu viele Widersprüche.



    Studieren in München kann sich fast niemand leisten, der dort nicht bei Eltern/Verwandten wohnen kann; es gibt auch anderswo gute Universitäten und dass man während der Ausbildung über relativ wenig Geld verfügt, kenne ich aus meinem Umfeld auch.

    Was ich persönlich bedauerlich finde, ist, dass es für Frau Jäckle mit ihrer Hochbegabung keine Möglichkeit gab, "Sponsoren" zu finden. Mehrere Firmen in Deutschland (beispielsweise SAP) unterstützen hochbegabte junge Menschen. Ebenso gibt es diverse andere Stipendien, für die man nicht einmal hochbegabt sein muss.

    Ich wünsche Frau Jäckle alles Gute und beneide sie, trotz ihrer Armut, ein wenig. Ich wäre so gerne hochbegabt und male mir in meiner Phantasie manchmal aus, was ich daraus/damit machen würde.

    • @*Sabine*:

      Eine Bayerin kann nicht in München studieren kann, weil es zu teuer ist und Köln geht auch nicht.



      Das soll jetzt der zu akzeptierende Normalzustand sein?

      • @Alfonso Albertus:

        Warum sollte eine Bayerin in München oder Köln zwingend studieren können? Was hat die Herkunft Bayerin mit dem späteren Studienort zu tun? Sie hätte auch in Würzburg studieren können, ist auch Bayern!

        Sorry, aber das ist wirklich unglücklich gewählt

        Es kann nicht für jeden in jeder Stadt günstiger Wohnraum sein



        Das ist nicht vom Recht auf Wohnen gedeckt

        • @Walterismus:

          Es kann nicht für jeden in jeder Stadt günstiger Wohnraum sein / Das ist nicht vom Recht auf Wohnen gedeckt

          Mit Ernst: Wenn wir das gesellschaftlich als geltenden Grundsatz nehmen, hat das Folgen.

          Man muss schon bedenken, dass das die von der Arbeitnehmerschaft geforderte Mobilität einschräncken würde. In meiner Arbeitslosigkeit war Mobilität u. a. einer der obersten Grundsätze. Das musste ich mit Unterschrift versichern, dass ich überregional vermittelbar wäre. Das war ich dann auch. Sie wollen nach X in die Grosstadt? Ja, muss ich wg. Arbeit. Ach so. Sonst hätte ich ihnen geraten, bleiben sie lieber da wo sie sind. Ich konnte die sehr hohe Kaution damals aufbringen. Vorraussetzung für die Wohnung war sowieso der nachzuweisende Arbeitsvertrag. Dann klappte es gerade noch so vor Arbeitsantritt. Wenn nicht hätte ich vielleicht in einer "Pension" unterkommen können? Gibt es so was noch? Sind die teuer?



          Was würde es bedeuten, an Folgen haben, wenn sich die Regionen in D. immer mehr entmischen? Regionen, in denen der Struckturwandel eine hohe Arbeitslosigkeit mit sich brachte - die würden in individueller und kommunaler Armut stagnieren. Und wo wohnt eigentlich das in den Großstädten präker beschäftigte "Dienstpersonal", dass die Packkete und die Pizza bringt? Wo kommen die unter in den Großstädten?

          Wie heute Sudienplätze vergeben werden, die Verfahren kenne ich nicht. Aber was, wenn Studierende wg. NC in die großen MÜSSEN - und kaum die finanziellen Mittel dafür haben?

          • @Moon:

            Es gibt wirklich gar keinen Studiengang, wo die großen Städte einen leichteren NC haben als die kleinen Städte. Also das Problem existiert nicht.

            Ich verstehe dich ja, aber hier ging es um das Beispiel Studium von der hier interviewten Person. Und sich München auszusuchen und dann über die hohen Kosten echauffieren ist wirklich gar nicht nachvollziehbar. Jeder weiß, dass München teuer ist und es günstigere Alternativen gibt.

            Manchmal ist man dann halt auch selber Schuld und das hier ist so ein Fall. Das war ein Eigentor.

        • @Walterismus:

          "Es kann nicht für jeden in jeder Stadt günstiger Wohnraum sein"



          Warum nicht?



          "Das ist nicht vom Recht auf Wohnen gedeckt"



          Stattdessen Recht auf Armut?

          • @Uranus:

            Warum sollten Reiche ein Recht auf von der Gesellschaft finanzierte günstige Wohnungen haben?

          • @Uranus:

            so wird er es sehen, ja ...

          • @Uranus:

            Weil wir sonst in jeder Stadt für 83 Mio Menschen Wohnraum bereitstellen müssten, weil könnte ja sein das gesucht wird.

            Der Platz ist schlichtweg begrenzt.

            Es besteht ein Recht auf Wohnen in Deutschland, nicht aber auf einen Wohnplatz an dem Traumort.

            Nein kein recht auf Armut, einfach ein anderes Modell wählen und in eine Klein oder Mittelstadt ziehen, wenn wenig Geld vorhanden ist. Musste ich auch als Student. Ich bin von Brandenburg an der Havel nach Berlin gependelt zum studieren. Dauert 1 Std, aber konnte für 250€ wohnen in einer 2-Zimmer Wohnung.



            Es geht, ich habs gemacht und kann daher nicht nachvollziehen wenn sich Großstädter so massiv beschweren, wenn es Alternativen gibt.

            • @Walterismus:

              Nein, müssten wir nicht. Ihre originäre Aussage geht an der eigentlichen Problematik vorbei - nämlich pragmatisch gesehen bezahlbarer Wohnraum. Die Mieten sind vielerorts stärker gestiegen als die Einkommen. Oftmals ist zudem der soziale Wohnungsbau vernachlässigt worden. Radikal gesehen ginge es um die Systemfrage. Hiesiges System versagt darin, für faire Verhältnisse zu sorgen. Chancengleichheit ist großteils Makulatur. Soziale Durchlässigkeit ist großteils zum Erliegen gekommen. Auf der anderen Seite gibt es eine immer extremer werdende Einkommens- und Vermögenskonzentration ...

  • Ich kenne Armuts Bedrohung seit ich auf der Welt bin . Und auch die Kommentare dazu (Geld für ein Tattoo hat sie ja)



    Jeden Tag kämpfen zu müssen das man alles bezahlt bekommt um man hat am Ende des Tages gerade genug das es nicht auffällt.



    Weiter so es sollte viel bekannter werden wie viele Menschen von Armut betroffen sind .

    • @John Minolla:

      Ja, ich gebe Ihnen recht. Die Armut ist ja gesellschaftlich/politisch gewollt - nur zeigen soll sie sich nicht, weil es sich dann nicht so schön konsumieren läßt für die anderen. Es könnte ja das ein- oder andere Gewissen sich rühren.



      Dazu paßt auch der Artikel über das Bettelverbot Krefelds, den ich hier gestern las ...

  • Ein ICE Ticket kostet hin und zurück 230€? Flixbus fährt mich von Köln bis nach Berlin mit 4 Tagen Vorlaufzeit für 19,99€ ans Ziel, wenn ich früher buche teilweise noch günstiger. Fast niemand verdient während der Ausbildung das große Geld und wer nicht das Glück hat von den Eltern unterstützt zu werden, der muss oftmals knapp kalkulieren. In einer WG leben, in die Peripherie ziehen, selbst kochen anstatt essen zu gehen etc. Aber ist es wirklich ein Skandal, dass wir in den Lehrjahren unseres Lebens nicht das Geld für große Urlaube und teure Hobbies haben? Ich finanziere selbst mein Studium ohne BAFÖG und reiche Eltern, schlichtweg durch eine Werkstudenttätigkeit und einen sparsamen Lebensstil. Manche fühlen sich dadurch viktimisiert und 'armutsbetroffen', ich empfinde es als Privileg hochwertige Bildung zu erhalten und nebenbei nur einen Halbtagsjob arbeiten zu müssen um es zu finanzieren.

    • @J.C. Denton:

      Und von irgendwo kommt immernoch ein Schlaumeier daher.....

      Vielleicht hatte sie wegen Ausbildung und Verpflichtungen keine Zeit mit dem Flixbus 20 Stunden hin und her zu fahren? Vielleicht sind auch die aktuell 54.99 für eine Einzelfahrt von Köln nach Berlin zusammen über 110 Euro?



      Vielleicht gab es andere Gründe?

      Den Rest haben Sie nicht kapiert

      • @Alfonso Albertus:

        Das sehe ich auch so. Wenn er mal geschwiegen hätte ...

  • Mein Vater ist unglernter Hilfsarbeiter mit 7 Jahren Schule und meine Mutter war Putzfrau. Habe erst einen Beruf gelernt und während des Studiums mit Bafög- Höchstsatz studiert, parallel im gelernten Beruf nebenher gearbeitet.



    Aber halt nicht in München, sondern in einer mittelgroßen Stadt in der die Kosten niedrig sind.



    München und Köln sind halt sauteure Orte, aber das weiss man doch und vermeidet sie daher.



    P.S. ich muss mein Bafög 12 Jahre lang zurück zahlen.

    • @Reinero66:

      Also sollten nurnoch Bürgertum und Adel in der Stadt leben? So wie im Mittelalter wo das arme Pack auch nicht in die Stadt hineingelassen wurde.

  • Da hat Frau Jäckle in allem absolut recht. Da unser Staat in dieser Beziehung leider sehr unperfekt und unwillig ist, drücke ich ihr die Daumen, daß sie einem dicken positiven Zufall über den Weg läuft, der ihr die Möglichkeit zum durchstarten in ein besseres Leben gibt. Alles Gute wünsche ich Ihnen, Frau Jäckle !

  • Armut muss bekämpft werden.

    Wie war das mit dem Studium?



    Als Armutsbetroffene erhält man BaföG Höchstsatz, plus Wohngeld plus Büchergeld. Als Hochbegabte vielleicht sogar ein Stipendium (gerade wenn man bedürftigt ist). Und Bücher, zB Beck Rechtsverlag, sind fast immer online zu erhalten. Da hätte doch was möglich sein müssen, anstelle der Ausbildung zur Veranstaltungstechnikerin, was sicher auch nicht schlecht ist. Oder gab es an der LMU keine Unterstützung?

    • @fly:

      BaFöG Anträge werden gerne einfach mal pro Forma abgelehnt, weil klar ist, dass die Betroffenen sich den nötigen Anwalt nicht leisten können, um ihr Recht einzuklagen.



      Und München ist teuer.

      • @metalhead86:

        Das ist eine Lüge, die sich weder in Statistiken widerspiegelt noch Sinn ergibt.



        Für den Einspruch gegen eine Ablehnung braucht man keinen Anwalt und ein Nachweis der Bedürftigkeit der Familie( die Interviewte war ja seit 20 Jahren Armutsgefährdet) reicht in der Regel aus.

        • @Nervensäge:

          Problematisch wirds, wenn einer der geschiedenen Elternteile seine Einkünfte nicht offenlegen will, oder kein Kontakt mehr besteht. Dann kriegt man nix. Hab ich bei meinen SchülerInnen mehrfach erlebt. Schwierige Kiste.

          • @4usall:

            Ist das Wirklich so schwer?



            Kenne Leute aus meinem Studium, die das über die Kontoauszüge hinbekommen haben. Und dadurch, dass der Kontakt so stark abgebrochen war, erhielten sie auch, nachweisbar, keine Alimente.

  • 6G
    679115 (Profil gelöscht)

    Die traurige Wahrheit.



    Es wird sehr anschaulich, was seit Jahren und zunehmend zum Problem wird, Wohlstand für alle war einst der Anspruch. Angesichts solcher Zahlen fehlen da die Worte. Geld haben wir im Überfluss, die Bevölkerung aber verarmt. Zu den Armutsbetroffenen gesellen sich noch diejenigen zig Millionen ohne Rücklagen, Immobilien und Sachwerte, die aber gerade genug haben und sprechen schon von über 40 Millionen Menschen. Die bauen dann eine Pyramide.



    Es sollte überhaupt niemand mehrere Jobs brauchen, von seiner Arbeit nicht leben können oder zu wenig Sozialhilfe bekommen. Dazu die Kinderarmut, verarmte Rentner und alles unter staatlicher Kontrolle.



    Das Grundgesetz als Argument zieht nicht und bei allem Ativismus in Ehren kann man für die Zukunft keine Besserung erwarten.



    Da der Staat sich somit selbst daran vergangen hat, sollte das Wort Würde gestrichen werden.

    • @679115 (Profil gelöscht):

      Schonmal was von schwankenden Bahnpreisen gehört?

      • @Alfonso Albertus:

        In der Spalte verrutscht. Das war eine Antwort auf den Kommentar von Martinsemm

  • Eine tolle Frau.

  • Wie kommen Sie denn auf 230 Euro für Köln - Berlin? Hin und Rückfahrt 2. Klasse laut bahn.de sind 120 Euro (flexpreis).

    • @MartinSemm:

      Tageslage.

      Wenn du 15 Minuten vor Abfahrt ein anonymes Ticket bar am Automaten oder im DB Reisezentrum kaufst, zahlst du i.d.R. viel mehr, als wenn du das Ticket tage zuvor übers Internet kaufst, jedoch im Gegenzug mit all deinen Daten, deren Cookies "technisch notwendig" sind.

  • Danke für diesen eindrücklichen Bericht .



    Es ist gut, die Problematik mal auf Heller und Pfennig vorgerechnet zu bekommen.



    Beeindruckend, wie Eine , die so unter Druck steht, sich noch engagiert.



    Es gibt natürlich die unterschiedlichsten Menschen und Umstände.



    Aber, dass Jemand gerne armutsbetroffen ist, ist unwahrscheinlich.



    Meine Erfahrung ist, dass Arbeit, oder immerhin Beschäftigung, ein Weg sein kann.



    Manchmal ergibt sich was aus ehrenamtlicher Beschäftigung heraus.



    Manchmal ist es einfach die Anerkennung, die nicht unbedingt finanziell ist, die den Menschen den Rücken stärkt und wieder mehr Freude am Dasein schafft.



    Mehr Geld Allein ist auch keine Lösung. Für den Bürgergeldsatz müssen Andere lang strampeln und sind vielleicht doch zufriedener als Der- oder Diejenige, die das Geld ohne Gegenleistung erhält.



    Hier liegt für mich nämlich der Hase im Pfeffer: "Geldgeschenke" können den Eindruck vermitteln wertlos zu sein.



    Die Umbenennung zu Bürgergeld finde ich daher auch gut, da es den Menschen mehr betont.



    Vor Menschen, die sich, wie beschrieben, an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen, habe ich deutlich mehr Respekt, als vor Dagobert Duck Doubles!

  • Ich verstehe das. Ich habe grade zur Anfangszeit meines Studiums oft genug zwischen Telefonrechnung und Einkauf entscheiden müssen, habe mein Hab und Gut zum Second Hand gebracht, und dort auch eingekauft. Trotz vollem BaföG. Das war eine sehr harte Zeit, und ich war nur in einer Kleinstadt am studieren. Und ich war auch nicht der einzige dem es so ging.

    Warum man dann aber in München studieren muss, in einer Stadt, in der einfach alles teurer ist als anderswo, daß verstehe ich dann nicht.

    • @F. Tee:

      Keine Ahnung, wie das heute läuft. Die Stadt der Jura-Studienplätze wurde zu meiner Zeit zugewiesen.

      • @festus:

        Du musst dich bewerben, meist am NC orientiert.



        Wenn du aber in München genommen wirst, dann hast du entweder einen sehr guten NC oder lange gewartet.



        In Passau, Würzburg und anderen Städten ist NC-Freiheit und damit hat dort JEDER die Möglichkeit Jura zu studieren

  • In unserer Stadt macht eine der ältesten Bäckereien zu. Die Inhaber sind schon älter. Hauptgrund ist aber, dass man einfach keine Arbeitskräfte findet. Und das ist nur ein Beispiel, was ich zur Zeit von allen Seiten höre.



    Zugeben, eine solche Arbeit ist nicht gerade die attraktivste, man ist damit aber nicht "in Armut".

    • @Werner2:

      Weil man arm ist, muss man also in einer Bäckerei arbeiten?

      Man kann alle Jobs annehmen und klar, man kann mit jedem Job zurecht kommen. Es steht auch nirgends, dass sie sich zu fein für eine Arbeit ist.

      Ich habe während des Studiums vollen Bafög-Satz bekommen und nebenher gearbeitet. Ich konnte mir leider die Kaution für die erste Wohnung nicht leisten, geschweige denn Möbel. Ich musste Hartz-4 Leistungen zurückzahlen, weil ich in den Sommerferien gearbeitet hatte. Da meine Eltern aber zu dem Zeitpunkt in Hartz4 steckten und ich somit auch, musste ich mein Gehalt wieder abgeben, weil ich noch zur Bedarfsgemeinschaft meiner Eltern gehört hatte. Das was ich da gearbeitet hatte, war fürs Studium gedacht. Es ist wirklich nicht einfach, wenn man aus einer armen Familie kommt. Aber klar, wir können ja alle beim Bäcker anfangen, anstatt zu studieren. (Ohne dem Bäckereiberuf abzuwerten, das ist ein tolles Handwerk)

      • 4G
        43297 (Profil gelöscht)
        @Jenny:

        Danke Jenny, das sehe ich genau so.



        Habe mich sehr über die Komentare von "Werner2" und "Der Cleo Patra" weiter unten geärgert. ich würde ja jederzeit zustimmen, wenn es prinzipiell kritisiert würde, dass unsere Gesellshaft überakademisiert ist, dass aber ausgerechnet jemand wie Frau Jäckle, mit einer erwiesenen Hochbegabung aufgrund ihrer Armut den den Anfang machen sollte, das zu ändern, um stattdessen in die Backstube zu gehen...



        Da komme ich aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus. Aber die Reichensöhnchen und -töchterchen gehören selbstverständlich an die Uni und später, dank den guten Kontakten der Eltern, an die hochbezahlten Stellen.



        Na dann hat ja alles seine Richtigkeit, wie in alten Zeiten...



        Frau Jäckle wünsche ich alles Gute und bewundere ihr Stehvermögen.



        Ihr Aktivismus ist sehr wertvoll für die Gesellschaft, umsomehr, da sie durch ihren Verstand die Probleme von Armutsbetroffenen so glasklar ausgearbeitet benennen kann und nicht in irgendein floskelhaftes Geschwurbel verfällt.



        Herzlichen Dank, Frau Jäckle!

        • @43297 (Profil gelöscht):

          Wieso genau haben Sie sich über mein Kommentar geärgert?

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    "Ein ICE-Ticket von Köln nach Berlin, das sind hin und zurück 230 Euro. "

    Tip vom Studi. Mitfahrzentrale! Fahre regelmäßig für 25 Euro von Düsseldorf nach Berlin.

    Anonsten gutes Interview.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Und das kriegt man dann wie zurück erstattet?

  • Nicht jeder muss studieren. Ok, manche sehen das anders. Viel Erfolg bei der Ausbildung und hinterher einen Job mit Brutto mind. 2.800,- Euro.