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Kampfpanzerlieferungen in die UkraineDas Wendemanöver des Kanzlers

Olaf Scholz begründet im Bundestag, warum Deutschland doch Kampfpanzer nach Kyjiw liefert. Und versucht die Angst vor einer Eskalation zu besänftigen.

Bundeskanzler Scholz macht sich im Juni 2022 ein Bild von der Zerstörung in Irpin bei Kyjiw Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin taz | Kanzler Scholz überzieht seine Redezeit. Bei der Fragestunde sind sechs Minuten für einen kurzen Lagebericht der Regierung vorgesehen, dann fragen Abgeordnete querbeet. Ein bisschen Basisdemokratie im Parlament. Scholz hat aber am Mittwochmittag Wichtiges mitzuteilen. „Wir werden der Ukraine Leopard-2-Panzer zur Verfügung stellen“ sagt er nach knapp zehn Minuten. Die Mahnung von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas fällt eher milde aus, „Achten Sie auf die Zeit“, sagt sie. Eine doppelsinnige Anmerkung. Viele sind ja der Ansicht, dass sich Scholz für diese Entscheidung zu viel Zeit gelassen hat. Hat er?

Formal ging alles eher schnell. Am Dienstagvormittag hatte Polen bei der Bundesregierung die Genehmigung beantragt, deutsche Leopard-Panzer der polnischen Armee an Kyjiw zu liefern. Keine 24 Stunden später ist das amtliche Ja aus Berlin da. Und die Ankündigung, 14 Leo­pard-A6-Panzer aus Deutschland zu liefern. Spanien, die Niederlande und Finnland wollen offenbar auch Leopard-Panzer nach Kyjiw schicken.

Offizielle Anträge gibt es Mittwochmittag noch nicht. Deutschland will aber dafür sorgen, dass schon bald zwei Bataillone mit 84 Leopard-Panzern in der Ukraine rollen können. Insgesamt kann es um erheblich mehr gehen. Es ist von an die 300 Leopard-Panzern die Rede. In Europa gibt es rund 2.000 Leopard-Panzer.

Scholz verteidigt im Bundestag seine Linie und wiederholt seinen rhetorischen Dreischritt. Deutschland sei immer vorne dabei, „wenn es darum geht, die Ukraine zu unterstützen“. Er tue alles aber nur „im Einklang mit den Verbündeten“ und lasse sich nicht von „lauten Stimmen treiben“. Letzteres zielt wohl auch auf Stimmen in der Ampel – etwa die von der Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) – ab, die den Kanzler seit Monaten polemisch als Bremser bei Waffenexporten kritisiert hat.

An dieser inneren Front scheinen am Mittwoch eher Friedensfähnchen geschwenkt zu werden. Die FDP-Frau fragt den Kanzler lammfromm, mit wem Deutschland bei dem „Bündnis für die Ukraine“ denn besonders intensiv zusammenarbeite. Es ist weniger eine bohrende Frage als eine Botschaft. Wir sind nett zueinander. Die Grüne Sara Nanni trägt im Bundestag ein Sweatshirt mit Leoparden-Muster, was nahtlos an die geschmacklich umstrittenen „Free the leopards“-Hashtags anknüpft.

Den kritischen Part übernimmt Jürgen Hardt, CDU-Verteidigungsexperte. Der Kanzler habe mit seinem Abwarten und Zögern „außenpolitischen Flurschaden“ angerichtet. Scholz reagiert mit einem harten Konter Richtung Union. „Wenn wir Ihren Ratschlägen gefolgt wären, wäre das eine Gefahr für Deutschland“, so der Kanzler.

Alle Panzer zusammen eben

Scholz strotzt, mehr noch als sonst, vor Selbstbewusstsein. Das hat einen Grund. Die wie ein Mantra wiederholte Chiffre „enge Abstimmung mit den Verbündeten“ heißt heute übersetzt: Es ist Scholz gelungen, in der Kampfpanzerfrage die USA von ihrem vor ein paar Tagen noch ziemlich kategorischen Nein zur Lieferung von Abrams-Panzern aus US-Produktion abzubringen. In ein paar Monaten werden daher nicht nur viele Leopard-Panzer in der Ukraine Schlachten schlagen, sondern auch wenige französische Leclerc, ein paar britische Challenger 2 und voraussichtlich US-Abrams. In Scholz’ Lesart bedeutet das eine Minimierung „der Gefahr für Deutschland“. Alle zusammen eben.

Auch die SPD-Fraktion ist am Mittwoch zufrieden. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Katja Mast, lobt das „besonnene“ Vorgehen des Kanzlers. „Olaf Scholz lässt sich nicht kirre machen, er verfolgt lange Linien und ist sich seiner Verantwortung bewusst“, so Mast. Die 206-köpfige SPD-Fraktion stehe geschlossen hinter dem vorsichtigem Kurs des Kanzlers. „Niemand aus der Fraktion hat gesagt, dass Deutschland vorangehen soll“, so Mast. Das Ergebnis – eine Allianz mit den USA, die ebenfalls Kampfpanzer liefern wollen – sei ein riesengroßer diplomatischer Erfolg.

Auch SPD-Mann Nils Schmid lobt Scholz vorsichtiges Vorgehen. Die Leoparden seien „eine neue Qualität von Waffenlieferungen“, so der SPD-Außenpolitiker zur taz.

Ist dies, Abrams hin oder her, ein Schritt Richtung Eskalation des Krieges? Also genau das, was der Kanzler doch immer verhindern wollte? Die nervöse Frage lautet: Was kommt nach Kampfpanzern? Kampfjets? Drohnen? Scholz betont, wie klug und umsichtig es sei, dass er „Stück für Stück“ vorgehe. Aber wo ist das Ende?

In der Bundespressekonferenz warnt Regierungssprecher Steffen Hebestreit vor einer rhetorischen Eskalationspirale. „Immer mehr, immer schneller und immer doller“, sei der falsche Weg.

Der Kanzler sendet im Bundestag eine Beruhigungsbotschaft an alle, denen die Ampel nicht zu zögerlich, sondern zu forsch bei Waffenexporten ist. Viele würden sich nun wegen der Kampfpanzer Sorgen machen. „Vertrauen Sie mir“, sagt Scholz – ein Aufruf, der nicht an den Bundestag oder den Fragesteller gerichtet ist, sondern an die Nation. Und Scholz versichert, dass es künftig nicht um Kampfflugzeuge oder gar Bodentruppen gehen werde.

Auch SPD-Außenpolitiker Schmid ist bei der Lieferung von Kampfjets skeptisch. „Bislang standen Kampfflugzeuge aus gutem Grund nicht zur Debatte. Sie könnten weit in russisches Territorium vorstoßen. Das Eskalationspotential wäre noch einmal größer“, so Schmid zur taz. Nach einem kategorischen Nein für alle Zeit klingt das aber nicht.

Dietmar Bartsch, Chef der Linksfraktion, warnt in der Debatte im Bundestag am Nachmittag. Kampfpanzer seien „kein Beitrag zum Frieden“. Dass Scholz nachgegeben habe, sei falsch. Bartsch fordert von der Bundesregierung vielmehr eine abgestimmte EU-Friedensinitiative.

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45 Kommentare

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  • Es hat fast den Anschein, als wolle die Menschheit ihr Aussterben direkt selbstbestimmt in die Hand nehmen und nicht darauf zu warten, bis die Erde durch den Klimawandel für Menschen unbewohnbar wird. Es gibt ja nicht nur den Krieg in der Ukraine. Überall auf der Welt gibt es mehr oder weniger offene Bürgerkriege. Aber das sind vielleicht schon die Auswirkungen des Klimawandels.

    • @Matt Gekachelt:

      Wenn der Klimawandel auch nicht die Hauptursache für die Kriege der jüngeren Vergangenheit sind, so ist er doch ein Katalysator. In Syrien gab es eine Dürre von 2006- 2010. Ein Zusammenhang zum Krieg ist nicht von der Hand zu weisen. Die Ukraine ist großer Getreideexporteur und deren große Schwarzerde- Gebiete können bei zu erwarteten weltweiten Ernteausfällen noch sehr bedeutsam werden. Ein großes Feld für zukünftige kriegerische Auseinandersetzungen ist Wasser. Die abnehmenden Süßwassermengen der Flüsse, die sich benachbarte Staaten teilen, werden für Zündstoff sorgen.

    • @Matt Gekachelt:

      „Aber das sind vielleicht schon die Auswirkungen des Klimawandels.“



      Warum? Weil die Gehirne weichgekocht sind? Könnte sein.

  • Ich habe neulich gelesen, die Strategie heist „cooking the frog“. Der Westen liefert erst Helme, dann Panzerabwehr, dann Flugabwehr und Haubitzen und jetzt Kampfpanzer.



    Jedes mal ein kleiner Schritt mehr. Ohne direkt zu eskalieren. Auch das „Zögern“ war aus meiner Sicht absolut richtig. Wenn neben Deutschland auch Frankreich und die USA moderne Kampfpanzer liefern, zeigt das Geschlossenheit und Abgestimmtheit bei der Unterstützung der Ukraine, was es für Russland ggf. schwerer macht, einen Keil zwischen die Nato Staaten zu treiben.

    • @HolgerP:

      „Jedes Mal ein Schritt mehr. Ohne direkt zu eskalieren.“



      Ich denke, die „cooking-the-frog“-Strategie haben Sie richtig erkannt, jedoch komme ich zu einer etwas anderen Imterpretation.



      Die zögerliche Haltung des Kanzlers in der Panzerfrage war ein zwischen den Bündnispartnern abgestimmtes Vorgehen, um keinesfalls den Eindruck zu erwecken, die NATO selbst sei es, die den Konflikt mit Russland eskalieren wolle.



      Da spielt Scholz genauso eine im Kreis der Anti-Putin-Koalition abgesprochene Rolle wie Biden und Macron. Nur diejenigen - auch hier in der Kommune -, die angesichts des Zögerns der Ampelkoalition schon Schnappatmung bekommen und Scholz des Verrat an der Ukraine bezichtigt haben, haben das Spiel nicht durchschaut.



      Ich würde noch weitergehen: ein Mützenich ist da ebenso Bestandteil der Strategie wie Hofreiter und Strack-Zimmermann mit ihren konträren Positionen innerhalb der Regierungskoalition. Inszenierung einer Debatte auf allen Ebenen (und alle Genannten haben sich wirklich echt Mühe gegeben, überzeugend zu wirken).



      Selenskyi hat sich für die freigegebenen Panzerlieferungen ja sofort bedankt, um dann umgehend Kampfjets und Langstreckenraketen zu fordern (viel Zeit für Vorgeplänkel bleibt angesichts der Lage an der Front ohnehin nicht) … auch er ist Teil des Spiels. Man weiß eigentlich schon, was als Nächstes passieren wird. Das wird nach dem gleichen Muster ablaufen wie die Panzerdiskussion.



      Der Pontius Pilatus in diesem Drama heißt … Joe Biden. Jedoch an den USA liegt es, ob die Ukraine den Krieg weiterführen kann oder sich in Verhandlungen mit Putin ergeben muss. Jetzt sieht es so aus, als seien die Würfel definitiv zugunsten des Kriegsszenarios gefallen.



      Dem deutschen Kanzler bleibt da nur die Rolle des Statisten … er willigte in eine Entscheidung ein, die ohnehin längst anderswo gefallen war. Damit sind auch die Kriegsskeptiker in SPD und Bevölkerung versöhnt. Sowie die Panzer-Enthusiasten.



      Ziel erreicht, auf zur nächsten Eskalationsstufe.

      • @Abdurchdiemitte:

        Beim Froschkochen fragt sich nur, wer von beiden Seiten zuerst weichgekocht ist - Russland tempert schon seit 2014... nee 2013.

  • gute kennzeichnung der mopo:



    "Der Kanzler kultivierte seine Rolle als personalisiertes Kommunikations-Desaster. Ein großer Kommunikator war er ja nie – oder selten."



    www.mopo.de/hambur...genialer-stratege/

  • Bundeskanzler Scholz hat zwei großen Staatsoberhäuptern wichtige Zugeständnisse abgerungen. Einmal vor einiger Zeit Xi Jinping hinsichtlich der Positionierung einer Unterlassung des Einsatzes von Atomwaffen im russ. Angriffskrieg auf die Ukraine. Und nun Biden hinsichtlich gemeinsamer Kampfpanzer-Lieferungen. Beides nutzt der Ukraine und schützt uns zugleich. Herr Scholz geht sachlich und zielorientiert ran und holt das Beste raus. Er tut ganz genau das, was er sagt. Weiter so! Ich verstehe nicht, wie man das nicht erkennen kann und sich statt dessen in hysterische Antreibereien begibt, die am Ende niemandem etwas nutzen und eher peinlich sind, wenn man sieht, was für einen Hype viele Medien und Menschen da veranstaltet haben. Das ist dem Ernst der Sache nicht angemessen. Insbesondere von geschulten Redakteuren und TV-Moderatoren hätte ich mir da an vielen Stellen mehr professionelle Distanz und mehr Weitblick gewünscht.

    • @weegy:

      Dem kann ich nur zustimmen.



      Die verantwortungslose Lust (?) an der Eskalation in unseren Medien macht mir am meisten Sorgen.

    • @weegy:

      "Er [Scholz] tut ganz genau das, was er sagt."



      Tja, dann ist sein Mantra "Wir tun alles Erforderliche in enger Abstimmung mit der EU, mit der Nato und mit den internationalen Partnern." - verbunden mit zu zögerlichen und zu späten Unterstützungen - der berechtigte Grund für die naheliegende Charakterisierung als "Bremser".



      Natürlich muss ein Bundeskanzler in der Unterstützung eines Verteidigungskrieges nicht alle strategischen und taktischen Überlegungen öffentlich ausbreiten, aber es hätte schon viel geholfen, wenn er (so es denn wahrheitsgemäß gewesen wäre) das Mantra ergänzt hätte. " … und seien Sie versichert, dass wir dabei nicht die Bremser sind." Und natürlich müssten sich "die in enger Abstimmung" erfolgten Maßnahmen daran messen lassen.

    • @weegy:

      man könnte das auch genau gegenteilig deuten. Es werden Panzer in ungenügender Zahl geliefert, die USA symbolisch mit hingezogen, RUS ein 1a Grund geliefert das als Kriegseintritt zu sehen.



      Die lange öffentliche Debatte läuft katastrophal, ein Pyrrhussieg.

      • @nutzer:

        Sagen Sie mal, was Sie wirklich wollen. Was Sie nicht sehen wollen: Deutschland ist der in allen Bereichen 3. größte Unterstützer der Ukraine. Herr Scholz hat erreicht, dass auch die USA in Sachen schwerer Offensivwaffen, mitziehen. Herr Scholz hat mit der Freigabe der Deutschen Wunderwaffe Leo II eine Kaskade von möglichen Hilfeleistungen aller ausgelöst. Und wenn Sie noch mehr Euphorie benötigen:



        taz.de/Genehmigung...-Panzern/!5911438/

      • @nutzer:

        Sagen wir mal Russland sieht das als Kriegseintritt, was dann? Angriffe gegen die NATO? Atomkrieg? Keine dieser Möglichkeiten hilft Russland wirklich.

  • Ich habe schon fast Mitleid mit denen die davon überzeugt sind ,dass Panzer den Krieg beenden werden.

    Merkel hat verhindert das die Ukraine sich Millitärisch ausrüstet bzw. Atomwaffen stationiert ,da war schon klar wohin die Reise geht.

    Deutschland ist jetzt der Buhmann und das zurecht.

  • Ich halte die Äußerungen von Stegner im Spiegel-Gespräch für der Wirklichkeit am nächsten:

    Anders als andere sagt er klar, dass er schlichtweg nicht weiß, ob die Lieferung dieser Kampfpanzer und ggf. weiterer Waffen das Ziel eines Ende des Krieges näherbringt. Er weiß auch nicht, ob es möglich wäre, dass die Ukraine - ohne Nato-Truppen - den Krieg gewinnen kann. Er hält es für möglich, ohne es zu wissen, dass durch die Panzer vielleicht nur noch mehr Menschen sterben, ohne dem Ziel auch nur näher gekommen zu sein.

    Mir sind die unheimlich, die jetzt alles ganz genau wissen, auch deshalb, weil dieser Weg zu einer schrittweisen Eskalation führen kann, die die Beteiligten vielleicht nicht einmal mehr als Eskalation wahrnehmen. Irgendwann sind es dann vielleicht doch die Truppen, weil ja sicher keine Atomwaffen eingesetzt würden und irgendwann werden sie dann womöglich doch eingesetzt.

    Leider gibt es keine einfachen Antworten und die, die Sicherheit behaupten, täuschen nur etwas vor.

    Der beste, weil am wenigsten Menschen tötende und verletzende und am wenigsten Eskalationsrisiken bedingende Weg, wäre ein Einfrieren des Konflikts, um (mit durchaus gutem Grund zu hoffen), dass es später einmal eine Lösung geben wird.

    Verschieben einer Lösung ist noch immer besser, als das Morden fortzusetzen. Wenn keine echte Lösung möglich ist (und sie scheint nicht möglich zu sein), dann ist Einfrieren des Status Quo besser als ein weiter so.

    • 6G
      654782 (Profil gelöscht)
      @PolitDiscussion:

      Mit Verlaub, aber ihr Sitz im Leben - frei nach Gunkel - scheint ein wenig ab vom Schuss zu sein, werter Kollege.

    • @PolitDiscussion:

      Wenn Sie glauben, alle drei der Entscheidungsträger über den Einsatz von russischen Atomwaffen wären sich darin einig, dass Russland einen Atomkrieg gewinnen kann, dann hat Putin alles richtig gemacht. Ich bin mir sicher, es wird nicht eintreten.

    • 3G
      39538 (Profil gelöscht)
      @PolitDiscussion:

      Mir sind die unheimlich, Herr Dr. Gebauer, die heuchlerisch vorgeben, sie wüssten nicht, ob in einem militärischen Konflikt, der sie persönlich nicht direkt betrifft, die Optionen von Wehrhaftigkeit und Kapitulation einen Unterschied für die direkt Betroffenen machen würden.

    • @PolitDiscussion:

      Sie können gerne ein "Einfrieren" des Konfliktes fordern, aber tun Sie bitte nicht so, als ob es Ihnen um die Vermeidung von Opfern in der Ukraine ginge.



      Die Ukrainer haben sich - das scheint man in einigen Kreisen in Deutschland noch immer unfassbar zu finden - dazu entschlossen, zu kämpfen. Und dafür haben sie Unterstützung verdient.



      Zu raten, sie sollten doch bitte klein beigeben (und nichts anderes bedeutet ein "Einfrieren" angesichts der Zerstörung und der Brutalität der russischen Truppen), ist da der pure Zynismus. Und das sollte man dann auch so formulieren: Nicht mein Bier, jedenfalls nicht sofort...

      Aber immerhin positiv, dass Sie diesmal nicht, wie bei allen anderen Problemen auf der Welt, vegane Lebensweise zur Lösung des Problems erklären...

    • @PolitDiscussion:

      Das Einfrieren setzte auch die Hinnahme aller russischen Forderungen, aller Repressionen gegen die Zivilbevölkerung in den besetzten Gebieten voraus. Das heißt Fortführung der Russifizierung durch Deportation, kulturelle Unterdrückung, Verfolgung.



      Meine Einschätzung: Die Bereitschaft der Ukraine, den Krieg auch ohne internationale Unterstützung fortzuführen ist sehr hoch. Die Opferzahl und Zerstörung daraus würde nicht geringer ausfallen, als die aktuelle Praxis noch hervorbrächte.



      Ein Einfrieren ohne die Ukrainer wird zudem verunmöglicht, weil Kriegsmüdigkeit weder bei Russland noch der Ukraine zu erkennen ist. Von dritten würde diese Rechnung ohne den Wirt gemacht.

    • @PolitDiscussion:

      Stegner ist nun wirklich der allerschlechteste Kronzeuge in dieser Sache. Er war von Beginn an gegen jede Waffenlieferung. Die Ukraine sei sowieso chancenlos www.zdf.de/nachric...ine-krieg-100.html

      Wäre man den Forderungen des Weltstrategen Stegner gefolgt, hätte man in der Tat jetzt schon ein russisches Satellitenregime in Kiew. Stegners komplettes Desinteresse und Empathielosigkeit ist verschlägt einem einfach nur den Atem.

      Wir wissen in der Tat nicht, wie dieser Krieg weiter verlaufen wird. Aber zu einem "Einfrieren" des Konfliktes gehören immer zwei. Das einzige, was wir allerdings mit Sicherheit sagen können, ist ein Sieg Putins, wenn die Ukraine nicht mehr verteidigungsfähig ist.

      Und dann sollte man bitte klar sagen, ob man das will oder nicht. Hier trennen sich nämlich die Fronten und nicht zwischen "Pazifisten" und "Bellizisten".

    • @PolitDiscussion:

      ich sehe auch eine schleichende Eskalationsspirale, gerade weil dies eine halbherzige Entscheidung ist. Nicht genug um zu gewinnen und zu viel um den Krieg einzufrieren. Eine richtige Antwort gibt es nicht, nur Entscheidungen die dann in der Konsequenz auch getragen werden müssen.



      Keiner im Westen kann sich politisch leisten die Ukraine aufgeben und keiner will in den Krieg eingreifen. Ich will auch beides nicht.



      Bei den beiden diskutierten Optionen Verhandlung oder Sieg, sehe ich momentan für den Westen nur die militärische Option als aktiv gestaltbar an, für Verhandlungen, die keine Kapitulation der UKR bedeuten gibt es keine erkennbare Bereitschaft von Seiten Russlands.



      Es geht in Richtung langsamer Eskalation, evtl. ein laanger aktiver Stellvertreterkrieg, mit der Möglichkeit zur sprunghaften Eskalation, das ist heißer, viel heißer als die Stellvertreterkriege im Kalten Krieg.

      • @nutzer:

        Wie wäre es, wenn man Putin Top-Terroristen betrachtet und ein hohes Kopfgeld auf ihn aussetzt? Man weiß aber nicht was nach ihm käme: Schlimmer geht immer.

  • Ich denke, diese Entscheidung hilft dabei, Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern.

  • Man kann der Ukraine nicht helfen ohne klar Stellung zu beziehen. Man kann ihr nicht helfen ohne selbst auch ein Risiko einzugehen. Man muss es aber trotzdem tun.

  • . . . und schon, bei Schmid, sind Kampfets im Gespräch . . .

  • "Das Wendemanöver des Kanzlers"?



    Das "Wendemanöver des Wendehalses" wäre wohl richtiger.



    Erst machen wir uns in halb Europa unbeliebt, weil wir ohne Begründung "nein" sagen, und plötzlich sagen wir "ja", mit einer völlig unglaubwürdigen Begründung.



    So schafft man kein Vertrauen Herr Scholz.



    Es staunt mich, dass die Koalitionspartner sich das überhaupt gefallen lassen.

  • Wenn ich das richtig verstehe ist die Scholzsche Argumentationslinie: "Vertrauen Sie mir!" ?



    Ganz unabhängig von der Entscheidung, die Ignoranz mit der alle Stimmen aus dem Ausland überhört wurden, das Nichterklären (abgesehen von Schwurbeleien von Klingbeil und Pistorius) der Öffentlichkeit gegenüber, zu einer Zeit als die öffentliche Debatte aus dem Ruder läuft, das ist das problematische und das erzeugt Misstrauen. Egal wie die Entscheidung ausfällt und das meine ich absolut neutral, sie muß erklärt werden. Ein Nein, ein Vielleicht, ein Ja können alle gute Gründe haben und können erklärt werden, ohne das ein Tsunami losbricht. Es kommt auf Kommunikationsfähigkeit an. Ein " Vertrauen Sie mir!", das reicht nicht aus.



    Der Eindruck der da entsteht ist fatal. Das ist die Katastrophe.



    Die Panzer einmal ganz außen vor gelassen....

    • @nutzer:

      In Zeiten von Krieg kann es schlauer sein, sich nicht immer in die Karten schauen zu lassen.

      • @Gabriele Crone:

        Da haben Sie recht.



        Gleichzeitig braucht es aber auch eine Kommunikation der Bevölkerung gegenüber, eine Arroganz der Macht, ein Friss oder Stirb untergräbt die eigene Politik und stärkt die Gegenpole.



        Das ist fatal.

    • @nutzer:

      Sicherheitsrelevante Fragen sind eben kein Kaffeklatsch und müssen auch nicht am Stammtisch entschieden werden.



      Auch, wenn der Stammtisch heute soziale Medien heißt, werden die Beteiligten dadurch nicht kompetenter.

    • @nutzer:

      Nein. Ein (nicht nur rhetorischer, sondern auch undiplomatischer) Alleingang Polens hätte nicht viel gebracht.



      Jetzt 84 (oder sogar 300) Leopards zusammen zu liefern ist schon ne Ansage.



      Kein Wunder dass das russische Rumpelstielzchen im Kreis springt.

      Scholz' "in der Ruhe liegt die Kraft" zeigt Wirkung. Gut gemacht.

      • @So,so:

        "Jetzt 84 (oder sogar 300) Leopards zusammen zu liefern ist schon ne Ansage."



        Bei 12500 Panzer (statista) die Russland hat, sind 300 fast nichts, auch wenn die Leopard technisch überlegen sind.

        • @Rudi Hamm:

          Verlinken Sie mal bitte! Wäre das so, hätte die Ukraine längst kapitulieren müssen.



          www.fr.de/politik/...-zum-92017438.html

          • @zeroton :

            Wie gewünscht der Link von 2022



            de.statista.com/st...-russland-ukraine/

            • @Rudi Hamm:

              Da verweise ich gern auf den Link in meinem Beitrag, da es wohl erhebliche Beschönigungen der russischen Militärs gibt. Des weiteren behandeln die Zahlen von statista Panzerfahrzeuge im allgemeinen. Sie stellen aber die Zahl aller Panzerarten der Zahl von lieferungsfähigen westlichen Kampfpanzern entgegen. Das ist Äpfel mit Birnen verglichen.

      • @So,so:

        Ich gebe freimütig zu, ich habe keine Ahnung von militärischer Technik, dennoch wage ich zu bezweifeln, dass 84 Panzer einen Unterschied machen.



        In der politischen Eskalation, in der Tendenz sind sie aber allemal wirksam.



        Wenn man etwas tut muß es auch ausreichend sein oder man kann es lassen.



        Scholz hat sein Zögern in eine Pyrrhussieg umgemünzt.



        Die russ. Reaktion zeigt nur, dass die Panzer als Trigge rgeeignet sind, nicht das sie wirksam sind. Nun wir werden es bald wissen.... und wie immer hoffe ich Unrecht zu haben.

      • @So,so:

        "Kein Wunder dass das russische Rumpelstielzchen im Kreis springt."



        Lesen sie das Märchen noch einmal durch. Das Rumpelstielzchen hatte eine große Macht ( Stroh zu Gold usw) und wurde durch einen schlechten Deal um seinen Lohn gebracht. Hätte das Rumpelstielzchen eine KGB Ausbildung gehabt, wäre es vielleicht nicht im Märchen sondern in einer Horrorgeschichte berühmt geworden.

    • @nutzer:

      "alle Stimmen aus dem Ausland":



      Sie meinen die Polemik aus dem Vereinigten Königreich und Polen?



      Bitte werfen Sie einen Blick in die Geschichtsbücher, dann sollten Sie verstehen, warum Deutschland sich nicht an diesen "Partnern" orientieren kann. Für die ist die Entscheidung wesentlich einfacher ...

    • @nutzer:

      Volle Zustimmung.

    • @nutzer:

      Geht mir genauso.

      Die Argumentation der einen Seite:



      - Wir müssen Panzer liefern



      - Person/Land A sagt auch dass wir Panzer liefern müssen



      - Panzer helfen den Krieg zu beenden

      Die Argumentation der anderen Seite:



      - Wir dürfen keine Panzer liefern



      - Person/Land C sagt auch für sollen keine Panzer liefern



      - Panzer heizen den Krieg an

      Die Synthese daraus:



      Wir machen einfach was die Amis machen.

      Die ganze Ukraine-Debatte verläuft in diesem Muster. Keine Sachargumente, keine Begründungen, überhaupt keine Strategie, keine europäische Position, von Zielen ganz zu schweigen.



      Überall nur Emotionen.

      Mir macht das Angst.



      Ich kann nur hoffen, dass die Kommunikation Europas zu Selenskyj und Putin deutlich besser ist. Sonst geht der Krieg noch ewig.

      • @Limonadengrundstoff:

        danke, b&r

      • @Limonadengrundstoff:

        Das fürchte ich auch: Ein Afgananistan oder Vietnam in Europa!

      • @Limonadengrundstoff:

        Zusammen entscheiden.



        Das ist, seit Beginn, die gemeinsame Linie.



        Ihre Wortmeldung ist ein Paradebeispiel für die Kritik an der Ampel.



        Es ist wirklich völlig egal, was die Partein machen, laut der lauten Stimmen in der Öffentlichkeit, ist es immer falsch.



        Die Meinung der Öffentlichkeit, die, erst seit Kurzem,



        mit einigen Prozentpunkten für Panzerlieferungen ist, wurde somit in die Entscheidung eingebettet.



        Im Gegensatz zu Ihrer Behauptung, " wir machen einfach was die Amis machen" , stellt sich die aktuelle Situation völlig Anders dar.



        Die Amis, machen in dem Fall das, was wir machen .



        Ihr letzter Abschnitt ist auch typisch für Stammtischstrategen: immer Alles besser wissen, die Verantwortung aber weit von sich weisen.



        Das mit der nicht vorhanden Verantwortung bei StammtischstrategInnen ist auch gut so!

      • @Limonadengrundstoff:

        Der Krieg wird vorraussichtlich so lange weitergehen wie Putin noch am Leben ist, da ich persönlich nicht glaube dass er die Größe und Einsicht hat abzutreten oder aus der Ukraine abzuziehen.