piwik no script img

Rückgabe der Benin-BronzenGeklärte Besitzlage

Kommentar von Katrin Gänsler

Schade wäre, könnte man die Benin-Bronzen nur noch in ihrem Heimatland sehen. Überall sollten sie zu sehen sein – unter nigerianischer Flagge.

Annalena Baerbock im mit deutschen Mitteln wiederaufgebauten Dorf Ngarannam Foto: Florian Gaertner/imago

D ass Deutschland die ersten 20 aus dem einstigen Königreich Benin geraubten Artefakte an Nigeria zurückgibt, ist längst überfällig. Benin liegt im heutigen Süden Nigerias. Die bereits vor Jahrzehnten gestellten Forderungen ignorierten europäische Staaten und Museen viel zu lange erfolgreich. Und das sehr zum Ärger in Nigeria.

Endlich werden die Bronzen an die ursprünglichen Be­sit­ze­r:in­nen zurückgegeben. Es ist gut, dass Außenministerin Annalena Baerbock deutliche Worte findet: Der Raub war ebenso Unrecht wie das Behalten. Dabei geht es nicht nur um den Diebstahl. Anders als im Globalen Norden oft angenommen wird, sind die Bronzen nicht nur enorm kostbare Kunstwerke.

Sie haben bis heute eine kulturelle und religiöse Bedeutung für zahlreiche Menschen. Diese lässt sich in Europa und in den USA kaum ermessen. Meist wird vergessen, dass die Bronzen bis zu ihrem Raub 1897 keine Museumsobjekte in Glas­vitrinen waren, sondern Teil des täglichen Lebens und zentral für Zeremonien.

Was der nigerianische Staat, der Oba von Benin – aus dem Palast der Vorfahren des traditionellen Herrschers wurden die Bronzen geraubt – sowie die Landesregierung von Edo künftig mit ihnen machen, ist allerdings ihre Sache. Es ist bevormundend und arrogant, ständig den Bau eines neuen Museums zu fordern und nach den Baufortschritten zu fragen.

Denn damit schwingt die Unterstellung mit, dass Nigeria nicht auf die wertvollen Schätze aufpasse und sie möglicherweise sogar auf dem Schwarzmarkt oder in Privathäusern verschwinden. Doch das Argument dafür, Diebesgut zu behalten, weil man dem rechtmäßigen Besitzer nicht zutraut, angemessen damit umzugehen, ist noch nie überzeugend gewesen.

Die Rückgabe der Bronzen wird dafür sorgen, dass künftig intensiver nach weiterem Raubgut aus Afrika in europäischen Museen gesucht wird. Das ist nur legitim. Eins sollte im Rahmen der Rückgabeforderungen jedoch nicht geschehen: Es wäre ein großer Verlust, wenn Artefakte, Skulpturen oder Gemälde künftig nur noch in ihren Herkunftsländern zu sehen sind. Stattdessen sollten sie überall dort gezeigt werden, wo Interesse besteht, freilich bei geklärter Eigentümerschaft. Davon profitieren alle.

Für Deutschland hat die Übergabe eine enorm positive Nebenwirkung. Seit Jahren ist der Kontakt nach Nigeria gut, auch weil sich Präsident Muhammadu Buhari und die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel bestens verstanden haben. Die Restitution wird die Beziehung zwischen beiden Ländern weiter stärken, auch weil Baerbock die Bronzen persönlich zurückgebracht hat.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Westafrika-Korrespondentin
Nach dem Abitur im Münsterland bereiste sie zum ersten Mal Südafrika und studierte anschließend in Leipzig, Helsinki und Kopenhagen Journalistik und Afrikanistik. Nach mehreren Jahren im beschaulichen Schleswig-Holstein ging sie 2010 nach Nigeria und Benin. Seitdem berichtet sie aus ganz Westafrika – besonders gerne über gesellschaftliche Entwicklungen und all das, was im weitesten Sinne mit Religion zu tun hat.
Mehr zum Thema

59 Kommentare

 / 
  • 9G
    95309 (Profil gelöscht)

    Bin ich mal gespant, wie die Geschichte weitergeht....freue mich schon auf den Bau des Museums, tolle Geste!

    www.auswaertiges-a...asicherheit/205788

  • Gebt gestohlene Kulturgüter an die Länder zurück. Alle und sofort.



    Ich will geklaute Kunst hier in keinem Museum sehen.

  • Wäre es nicht besser wo würden einfach überall wo wir was gestohlen haben ethnologische Museen finanzieren und dennen europäische Kulturgüter als Entschuldigung geben? Zum Beispiel das grüne Gewölbe, das das Kreuz des Kölner dom etc.. Oder das brandenburgertor komplett ab- und in in Pergamon wieder aufbauen.



    Das wäre fair

  • Äh, vielleicht wäre es wert zu erwähnen, dass wir hier nur Hehler waren. Die Räuber waren die Briten. Wir geben hier britische Raubkunst zurück, nicht deutsche Raubkunst.

    • @hup:

      "...dass wir hier nur Hehler waren..."

      Das beruhigt den deutschen Michel ungemein.

  • Was für ein Bild.

    Die feministische Außenministerin und die Staatsministerin für Kultur und Medien im Ethno-Fummel.

    Jedes Land hat die Politiker, die es verdient.

    • @Jim Hawkins:

      Was für ein Kommentar

      unqualifizierter und herabsetzender geht es nicht mehr, fällt auf SIe zurück

      • @Opossum:

        Das ist das höchste Maß an unqualifizierter und herbsetzender Kommentierung?

        Früher nannte man das Polemik und es war ein anerkanntes Stilmittel.

        Heute muss alles weichgespült und aus Marshmallows sein.

        Ein Hoch auf die neue Wehleidigkeit.

        • @Jim Hawkins:

          Und wieso muss man Feministinnen, die nigerianische Kleidung tragen herabsetzen. Und warum ist nigerianische Kleidung Fummel?

          Polemik als Stilform ist ein heikles Ding. Sie offenbart viel über den Sprecher.

          • @Rudolf Fissner:

            Wenn ich mich nur noch daran orientieren soll, was als heikel gilt, dann halte ich lieber den Mund.

            Mein Motto ist austeilen, einstecken und wenn man mal übertrieben hat, sich entschuldigen.

    • @Jim Hawkins:

      "Es ist immer besser, wenn der Mensch größer ist als sein Amt" - Zitat nach Lichtenberg!



      Leider, leider...!

  • Gut dass die Rückgabe nun vollzogen wurde!

    Aber in den Nachrichten gestern kam mir der kichernde Auftritt von Frau www.tagesschau.de/...n-nigeria-101.html irgendwie unpassend vor.

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Ja, war vieles sehr unpassend.

  • Stimmt es eigentlich, dass ganze 20 von über 1.000 Objekten zurückgegeben wurden?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Nein

      • @Rudolf Fissner:

        Hier:

        de.wikipedia.org/wiki/Benin-Bronzen

        steht, dass sich allein in Berlin ca. 200 Objekte befinden. Dazu kommen noch die im Rest unseres Landes. 1000 scheint also nicht völlig abwegig.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Welcher Rest? Woher haben Sie die "Rest" Information? Das ist doch auf ihrem Beet gewachsene.

          Und es ist nicht von 200 in Berlin befindlichen Bronzen im von ihnen verlinkt Artikel die Rede sondern von 200 Bronzen, die 2019 (vor der Rückgabe !!!) im Humboldforum ausgestellten wurden.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Stimmt es eigentlich, dass ganze 20 von über 1.000 Objekten zurückgegeben wurden?"



      Soweit ich weiß, hat England kein einziges zurückerhalten. Deutschland hat die (wieviel auch immer) Stücke nicht zurück- sondern weitergegeben.



      Aber das nur nebenbei.

      • @Encantado:

        Spalten wir jetzt Haare?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Pfeifen wir jetzt auf Fakten und Wahrheiten?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Der größte Teil der geraubten Objekte befindet sich nach wie vor in Großbritannien.

  • Die Baerbock hat die Dinger persönlich zurück gebracht ? Ist ja ein Ding im Rucksack oder hinten im Auto während einem schönen Roadtrip ? Sagenhaft.

  • Wurde aber auch Zeit, kann aber nur der Anfang sein. Da geht noch mehr und beim nächsten Mal bitte ohne Polit_Touristen, die um die halbe Welt jetten.

  • Da werden nun Kunstwerke, die ein deutsches Museum von den britischen Kunsträubern gekauft hat, an die Nachfahren der Sklavenhändler zurückgegeben. Die Nachfahren der Sklaven, deren Vorfahren die Mittel für diese Kunstwerke durch ihre Versklavung einbrachten, kommen bei dieser Rückgabe nicht vor.



    Das nennt sich dann "wertebasierete Aussenpolitik".



    Aha, alles klar.

  • Wir hatten vor Jahren unseren Führer im Ägyptenurlaub gefragt, ob er denn kein schlechtes Gefühl habe, wenn in halb Europa ägyptische Kunst ausgestellt sei, die doch eigentlich ägyptisch ist.



    "Nein, optimal", sagt er, "ihr bekommt dadurch Lust euch das Ursprungsland und die Kultur anzuschauen und besucht uns und macht Urlaub hier. Und wir haben einen guten Job."



    Kann man mal so stehen lassen.

    • @Tom Farmer:

      Die heutigen Ägypter haben aber auch kaum noch was mit dem Ägypten der Pharaonen zu tun. Und sie beten auch nicht mehr zu Osiris und Ra.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Achso, aber im Benin werden die z.T. 1000 Jahre alten Bronzen kultisch verehrt? Ich denke gelesen zu haben, dass das ebenfalls wie in Ägypten historische Artefakte sind.



        Also nachdenken oder recherchieren bevor man das so schreibt wie Sie.

        • @Tom Farmer:

          "Anders als im Globalen Norden oft angenommen wird, sind die Bronzen nicht nur enorm kostbare Kunstwerke.

          Sie haben bis heute eine kulturelle und religiöse Bedeutung für zahlreiche Menschen."

          Einfach den Artikel lesen. Dann passieren auch keine Unterstellungen :-)

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Kulturelle Bedeutung natürlich alle, eben wie in Ägypten, religiös in Teilen. So gesehen Konsens.

            • @Tom Farmer:

              Also anders als in Ägypten.

              Übrigens spielt das Alter eine geringe Rolle. In Kirchen haben z.B. auch heute noch tausend (und mehr) Jahre alte Kunstwerke eine religiöse Bedeutung.

              Für Kunstwerke aus Nigeria sollten wir die Einstufung den Nigerianern überlassen. Uns steht nicht zu, diese vorzunehmen.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Ja was jetzt, erst schreiben Sie was von Religion und Kultur und dann lieber nicht und es sollen andere entscheiden?



                Haben Sie die Religionsshow wahrgenommen des Umzuges der Sarkophage in das neue Museum in Kairo? Anyways.

                • @Tom Farmer:

                  Ich zitiere Sie Mal:

                  "Achso, aber im Benin werden die z.T. 1000 Jahre alten Bronzen kultisch verehrt?"

                  Lt. Artikel werden sie. Eine Entscheidung der Menschen in Nigeria.

                  "Religionsshow"

                  Ja genau. Eine Show in der längst Totes vorgeführt wurde. Hat mit der Situation um die Bronzen nichts zu tun.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      Selbst ein „Führer“ nie vergisst,



      dass der Kunde König ist.



      („Kann man mal so stehen lassen.“)

      • @95820 (Profil gelöscht):

        :-)

  • "Eins sollte im Rahmen der Rückgabeforderungen jedoch nicht geschehen: Es wäre ein großer Verlust, wenn Artefakte, Skulpturen oder Gemälde künftig nur noch in ihren Herkunftsländern zu sehen sind. Stattdessen sollten sie überall dort gezeigt werden, wo Interesse besteht, freilich bei geklärter Eigentümerschaft." - Korrekt, und leider viel zu selten gesagt. Ethnologische Museen sind nämlich nicht nur Erniedrigungsmaschinen für die ehemals kolonial Unterworfenen und Selbsterhöhungsmaschinen für die ehemaligen kolonialen Eroberer (und Träger*innen weiterhin wirkender neokolonialer Verhältnisse), sie sind auch Orte, an denen Interesse geweckt und Wissen erworben werden kann.



    Jetzt muss ein Austausch auf Leihbasis in Gange kommen. Gleich noch ein paar süddeutsche Holzaltäre aus dem Bodemuseum und ein paar Menzel-Bilder aus der alten Nationalgalerie hinterherschicken.

    • @My Sharona:

      Die Ausstellung (war wirklich sehenswert!) läuft doch noch: markk-hamburg.de/a...raubte-geschichte/

      Und dass Museen weltweit in Kontakt sind und Leihgaben die Runde machen, war auch bereits vor der Rückgabe der Raubkunst Usus.

  • Am Weitesten müssen Afrikaner fliegen, wenn sie Kunst sehen wollen, das Meiste befindet sich in Europa. Oder auch in den USA.



    Unvergessen, Schlingensiefs Engagement für eine Oper in Afrika.



    Was fehlt?



    Richtig, endlich mehr ehrliche Geschäfte mit Afrika, nicht nur Betrug bei Rohstoffen. Nieder konkurrieren des afrikanische Marktes mittels subventionierter Lebensmittel.



    Die EU Afrika Konferenz muss endlich mehr erreichen als das festschreiben des Status Quo.



    Ein leerer Bauch interessiert sich eher wenig für Kunst.



    Wie wäre es mal mit feministischer Aussenpolitik, Frau Baerbock?

  • Also entschuldigung, aber die Sorge, dass die Bronzen vernichtet oder verkauft werden können ist doch nicht aus der Luft gegriffen. Da muss man nur mal nach Syrien gucken, was der IS da an jahrtausende alter Kultur zerstört hat. Mir blutet das Herz, wenn ich nur dran denke. Mit Boko Haram stehen in Nigeria genau die gleichen Barbaren bereit jede sich bietende Chance zu nutzen um auszuradieren, was nicht in ihr Weltbild passt.

    • @Sybille Bergi:

      Ding is das nicht alles gezeugt wird das meiste wird gelagert.

      Und so manche Artefakte sind dabei auch zu Schaden gekommen durch Fehler bei der Lagerung.

      Viele Museen wissen garnicht was sie alles im Archiv haben weil nicht alles korrekt sortiert ist ... das ist kein Scherz!

    • @Sybille Bergi:

      Und was wurde hierzulande vor gar nicht mal so langer Zeit an Kunst und Kulturschätzen als "entartet" zerstört weil es nicht in das Weltbild der herrschenden Barbarei passte?

    • @Sybille Bergi:

      Es ist Kunst der Nigerianer. Sie allein entscheiden, was damit geschieht.

      Es ist extrem dreist, wenn sich europäische Nationen, die auf eine lange Geschichte der Vernichtung fremder Kulturen zurückblicken, erdreisten, Vorschriften zu machen, was mit den Stücken geschieht, die die Europäer "schick" genug fanden, um sie zu rauben.

    • @Sybille Bergi:

      Ich kenne da ein Land, dass hat vor gar nicht so langer Zeit die halbe Welt in Schutt und Asche gelegt, Bewohner_Innen dieses Landes plündern zu ihren Gunsten weiterhin die Ressourcen des Planeten. Und jetzt sorgen sich Täterenkel, dass eine ‚edelmütig‘ zurück gegebene Raubeskunst nicht die gemäße Behandlung und Sicherheit durch die Beraubten erfährt? Vielleicht kann man ja noch einen draufsetzen: ‚Den Wert der Kunst weiß der ‚Afrikaner’ womöglich gar nicht so gut einzuschätzen wie der‘…ach lassen wir das.

    • @Sybille Bergi:

      Ja nu, die Periode hatten wir im Laufe der Reformation auch. Luthers Bilderstürmer haben tausende Kunstwerke vernichtet.



      Das geht vorüber.

      • @WeisNich:

        de.wikipedia.org/w...ischer_Bildersturm

        Bei allem, was an Luther kritikwürdig bleibt, Karlstadts Bilderstürmerei in Wittenberg hat er gestoppt.

        • @Joba:

          In Frankreich haben sich zudem die Revolutionäre als Bilderstürmer hervorgetan.

  • Die aktuelle politische Bedeutung der Rückgabe ist immens und absolut richtig.



    Interessant ist aber, das auch hier im Artikel besonders die politische Wirkung (Freundschaft zu Nigeria) hervorgehoben wird. So ganz uneingenützig ist es wohl dann doch nicht.



    Es sollte auch und das ist wichtig erwähnt werden, dass die Statuen aus einem Königreich stammen, dass mit dem Sklavenhandel groß geworden ist. lt. Wikipedia 35.000 Sklaven pro Jahr , die an die Europäer verkauft wurden. Das macht Europäer nicht unschuldig, waren sie es doch die die Sklaven gekauft haben und damit das Elend ausgelöst haben, umgesetzt und ausgeführt wurde es aber auch mit Hilfe der lokalen Aristokratie. Und eben daher stammen die Statuen, nicht von den Ausgebeuteten, sondern von der Profiteuren der Ausbeutung.



    Dies ist Teil der nigerianischen Geschichte und muß durch Nigeria bewertet und aufgearbeitet werden.



    Aus einer linken Perspektive geht es allerdings um Macht, Herrschaft und Ausbeutung und da sind afrikanische Herrscher ebenso kritisch zu sehen, wie jede andere Herrschaft. Die aktuelle Bewertung allerdings, ist Sache der nigerianischen Gesellschaft und dort ist, das ist festzustellen die Bedeutung der Statuen eher eine andere als die historische. Das ist nur festzustellen und nicht zu bewerten. Eine Rückgabe ist absolut richtig.

    • @nutzer:

      www.bbc.com/news/world-africa-63504438

      "More than 103,000 slaves brought to the America were from ports once controlled by traders from the kingdom of Benin, such as Lagos, says Ms Farmer-Paellmann."

      Das ist ohnehin sehr interessant: Post-Colonial-Argumentatoren verschweigen - oder wissen einfach nicht - dass der Dreieckshandel überhaupt nicht möglich gewesen wäre, wenn es nicht auch afrikanische Profiteure gegeben hätte. Es war ja nicht so, als seien die Europäer mit riesigen Heeren in Afrika eingefallen, tief ins Landesinnere eingedrungen und hätten massenweise Menschen entführt. Nein - sie landeten nur an den Küsten, wo ihnen Afrikaner und Araber die versklavten Menschen anboten. Interessanterweise wird dieser Aspekt der Mitschuld von Afrikanern - und auch Arabern, die selbst Sklaven in ihre Heimatländer verschleppten - so gut wie nie thematisiert.

      • @Suryo:

        Wenn es Mittäter gibt, fühlt man sich gleich besser :-)

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Nein, aber ehrliche Aufarbeitung geht über eine simple dichotome Täter-Opfer Zuschreibung hinaus. Das will hier auch nicht jedeR, passt es doch auch nicht in simple linke Glaubenssätze und gelernte Gut-Böse Schemata.

          • @hup:

            Ich bin auch eine Gegnerin von Gut-Böse Schemata.

            Allerdings machen viele "Hinweise" auf Mittäter auf mich den Eindruck der Ablenkung. Und Fakt ist nun Mal, dass es ohne die große Nachfrage der Europäer auch keinen Absatzmarkt gegeben hätte. Also sollten wir und doch bitte in Europa auf die Verantwortung der Europäer konzentrieren. Afrika interne Aufarbeitung sollten wir den Afrikanern überlassen.

            Mir ist klar, dass das Kehren vor der eigenen Tür vielen Menschen schwer fällt. Aber damit sollte man immer beginnen. Mit Dreck vor der eigenen Tür wirkt der Verweis auf den Dreck Anderer immer etwas unehrlich.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              "Also sollten wir und doch bitte in Europa auf die Verantwortung der Europäer konzentrieren. Afrika interne Aufarbeitung sollten wir den Afrikanern überlassen."



              Genauso ist es!

  • Ich würde mir wünschen, dass man auch immer sagt, wer die Bronzen geraubt hat - die Engländer!



    Ansonsten entsteht der Eindruck, die bösen deutschen Kolonialisten hätten dies getan.

    Hier ein langer Artikel des British Museum: www.britishmuseum....tion/benin-bronzes

    • @Herry Kane:

      Danke für den Link. Wie man sehen kann, haben "die Engländer" dies ja längst dokumentiert.



      Zitat von der von Ihnen empfohlenen Seite des Britischen Museums:

      "In January 1897 an allegedly peaceful but clearly provocative British trade mission was attacked on its way to Benin City, leading to the deaths of seven British delegates and 230 of the mission's African carriers. This incident triggered the launch of a large-scale retaliatory military expedition by the British against the Kingdom of Benin. In February 1897 Benin City was captured by British forces."

      Dieses Ereignis ist Teil des Machtkampfs zwischen zwei Reichen - Großbritannien und Benin - im Kontext des Handelswettbewerbs und des Kampfes gegen den Sklavenhandel. Die “Provokation” der Briten bestand übrigens in der Anmaßung, gegen den Sklavenhandel Benins zu agitieren.

    • @Herry Kane:

      „Felix von Luschan, Leiter der Abteilung Afrika und Ozeanien im Königlichen Museum für Völkerkunde Berlin, baute in Berlin die größte deutsche Sammlung auf, in vollem Bewusstsein, dass es sich um erbeutete Kunstschätze handelt. Deutscherseits waren 52 Söldner an der sogenannten „Strafexpedition“ unter dem Kommando Maschmann beteiligt. Die schweren Geschütze, mit denen die Häuser gezielt zerstört wurden, nachdem der militärische Sieg bereits errungen war, stammten zu einem Teil aus deutscher Produktion.“ Wikipedia

    • @Herry Kane:

      Es waren die Engländer. Ist es deshalb besser?

      Und die Deutschen hatten keine Hemmungen, sich das Diebesgut unter den Nagel zu reißen. Und sie haben Jahrzehnte gebraucht, es zurück zu geben.

    • @Herry Kane:

      Die Deutschen machen das auch anders. Die rauben die Kunst, um sie dann gleich zu vernichten bzw. ganz verschwinden zu lassen.

      www.planet-wissen....eraubkunst100.html

    • @Herry Kane:

      Genau das haben die Vertreter Nigerias gestern mehrfach betont:

      "Germany returns 21 Benin bronzes to Nigeria – amid frustration at Britain"

      www.theguardian.co...tration-at-britain

      "The fact that Germany has no direct colonial history with modern-day Nigeria has simplified the debate over righting wrongs. “Germany was not the country that burned down our kingdom, Germany was only a commercial beneficiary,” Obaseki said at a reception in Benin City on Monday. A rare position for German diplomats to find themselves in given the country’s 20th-century history of aggression, one official in the room remarked off-hand."

      Letzteres scheint auch für einige deutsche Journalisten dermaßen ungewohnt, dass sie es lieber gar nicht erwähnen.

      • @Suryo:

        „not the country that burned down our kingdom,“ nunja, tatkräftig mitgeholfen beim Brandschatzen haben sie ja wohl doch. Siehe Strafexpedition Kommando Maschmann.