piwik no script img

Die Albtal­straße ist fast 30 Kilo­me­ter lang. Knapp 3 Kilometer davon sind seit 2015 gesperrt Foto: Wilma Leskowitsch

Artenschutz versus MobilitätDer Riesenstein des Anstoßes

Eine Straße im Südschwarzwald ist seit mehr als sieben Jahren gesperrt. Wegen eines Felsbrockens. Gehört sie noch den Menschen? Oder den Fledermäusen?

S tephan Marder steht in einer Parkbucht vor einem verrammelten Gasthof im Südschwarzwald. Seine Mitstreiter kämen sicher gleich, auf sie sei Verlass, sagt er. Kurz darauf parken mehrere große Autos neben dem Mann mit den weichen Augen und den groben Händen. Zuletzt rauscht Herbert Nägele in seinem dunklen Geländewagen heran, stoppt, springt raus und zieht ein paar schwarze Filzhüte aus dem Kofferraum.

Zu fünft stehen sie jetzt hier, vier Männer und eine Frau in weißen Hemden und T-Shirts und eben mit diesen Filzhüten. „Unser Revolutions­out­fit“, scherzt einer. Hemd in die Hose, raunzt Nägele. „Uns wurde unsere Identität genommen“, sagt Stephan Marder. Alle nicken.

Rundherum stehen Bäume, sehr viele Bäume und sattgrüne Hügel. Hotzenwald sagen die Menschen hier zu diesem Landstrich. Es ist ein drückend heißer Samstagmittag, unten im Tal rauscht die Alb vorbei, der Fluss, der dieser kurvigen Straße nah der Schweizer Grenze ihren Namen gibt: Albtalstraße.

Stephan Marder zeigt auf den haushohen Felsen in ihrem Rücken, auf die handgeschriebenen Schilder ihrer Bürgerinitiative an der Felswand. „Sieben Jahre Straße zu, sieben Jahre leere Versprechungen. Es reicht!“, steht dort in großen roten Buchstaben.

Kurz nach Pfingsten 2015 krachte nachts ein kleinwagengroßer Felsblock auf die Fahrbahn der Albtalstraße, etwa auf halber Strecke zwischen den Gemeinden Albbruck und Tiefenstein. Bis heute sind deshalb rund 2,5 Kilometer der L 154 gesperrt. Niemand weiß mit Sicherheit, ob sich das jemals wieder ändert. Ihr Protest gegen die Sperrung hat Nägele, Marder und Co den Ruf als „Albtalrebellen“ beschert. „Diese Straße war immer schon da. Sie gehört zu uns“, sagt Eva Rippel, graue Kurzhaarfrisur, blaue Dreivierteljeans. Und wieder nicken sie alle gemeinsam.

Nun, strenggenommen ist diese Straße erst seit rund 170 Jahren da, erbaut ab 1855 in nur vier Jahren, kaum fünf Meter breit, zwei enge Fahrspuren zwischen Felsen und Abhang. Was zweifellos vorher schon da war, ist die Natur ringsherum und diese könnte der Straße zum Verhängnis werden. Die steilen Schluchtwälder, der raue Granitfelsen sind auch das Zuhause geschützter Vogel- und Falterarten, von Eidechsen und Fledermäusen. Hier leben die Mopsfledermaus und der Waldkauz, Steinpickerschnecken und Schließmundschnecken, die Alpenspitzmaus und die Mauereidechse.

Um die kleine Landstraße vor künftigen Felsabgängen zu sichern, wären tiefe Eingriffe in diesen Lebensraum nötig. Großflächige Stahlnetze oder ein massiver Betonwall. Die umweltschonende Alternative mit einer punktuellen Hangsicherung und Kompensationsmaßnahmen wird im Landesverkehrsministerium in Stuttgart inzwischen auf Kosten in Höhe von rund 20 Millionen Euro kalkuliert. Das wären 8 Millionen Euro pro Kilometer, 8.000 Euro pro Meter Landstraße.

Der Minister hat eine freie Straße versprochen

Was kommt zuerst, Mensch oder Natur? Und was ist zumutbar für den Menschen, was eine Zumutung? Um diese Fragen geht es seit sieben Jahren in diesem kleinen Schwarzwaldtal. Und um diese Fragen geht es auch bei zahlreichen Infrastrukturvorhaben im ganzen Land. Der Mensch will bauen und sanieren. Der Mensch will aber auch Tiere und die Umwelt schützen, Vielfalt bewahren, Lebensräume schützen.

Gegen die eigene Expansionshybris hat sich der Mensch Regeln gegeben, Umweltschutzbestimmungen und rote Listen mit bedrohten Arten. Allein in Deutschland sind laut Welt­natur­schutz­union derzeit 34 Prozent der einheimischen Tierarten und 26 Prozent der einheimischen Pflanzenarten bestandsgefährdet.

Weil sich das ändern soll, haben Feldhamster, Fledermäuse, Rotmilane und Schwarzstorche deutschlandweit schon den Bau von Flughafenhallen, Windparks und Zugstrecken verhindern und verzögern können. Keine Straße, kein Tunnel, keine Brücke wird heute gebaut ohne die Prüfung umweltschutzrechtlicher Einwände. Der Mensch hat sich selbst die Vorfahrt genommen.

Die entsprechenden Gesetze und Regeln gelten natürlich auch hier im Albtal. Aber Stephan Marder erinnert sich noch gut an ein Versprechen des grünen Verkehrsministers von Baden-Württemberg, Winfried Hermann. Der reiste zwei Jahre nach dem Felsabgang ins Albtal und hatte den Menschen hier versprochen, ihre Straße werde wieder befahrbar sein.

Marder erinnert sich auch noch daran, dass die Grünen im vergangenen Bundestagswahlkampf Politik für den ländlichen Raum versprochen haben. „Gut und gerne leben auf dem Land“, hieß ein Papier der Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Es ging darin um geschlossene Dorfkneipen, Einsamkeit und Abgeschiedenheit, und um wachsenden Verdruss auf Staat und Politik.

Stephan Marder (rechts), Eva Rippel (Mitte) und Herbert Nägele (links) wollen eine offene Albstraße Foto: Wilma Leskowitsch

Auch dass der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor rund zehn Jahren eine „Politik des Gehörtwerdens“ versprochen hat, hat Stephan Marder nicht vergessen und dass Kretschmanns damaliger Finanzminister Nils Schmid, SPD, wegen knapper Kassen kurze Zeit später der Meinung war, man müsse im Zweifel auch mal ein Schwarzwaldtal zuwachsen lassen. Marder merkt sich so was.

Er führt die Gruppe vom Parkplatz vorbei an einem schweren Metallzaun und aufgehäuften Wackersteinen am Beginn der Straßensperrung. Er will das Einschlagloch des Felsens zeigen. Seine sanfte Stimme klingt jetzt zorniger. „Wir sind sehr für Klimaschutz. Wir Menschen im Albtal leben ein naturverbundenes, naturnahes Leben. Aber das hier, das ist Ökoterror“, sagt Marder.

Der von Geisterhand bewegte Brocken

Von links und rechts greifen Brombeerhecken über den bröckelnden Asphalt. Laub und abgestorbene Äste am Straßenrand. Nach wenigen Minuten steht Marder vor dem Einschlagloch des Felsens, eine kleine Pfütze hat sich gebildet, der Brocken liegt inzwischen am Abhang neben der Straße. „Wie von Geisterhand verschwunden“, sagt Marder. Völlig klar, dass die Albtalrebellen das waren, aber das würden sie nicht öffentlich zugeben.

Die Albtalstraße liegt in einem Biosphärengebiet, das Albtal ist sogenanntes geschütztes „Flora-Fauna-Habitat“ und Teil des europäischen Vogelschutzgebiets Südschwarzwald, außerdem Landschaftsschutzgebiet. Es gibt im Grunde kaum eine Naturschutzverordnung, die für dieses Fleckchen Erde nicht gilt. Entsprechend kompliziert wird es, wenn in diesem Gebiet Bauarbeiten nötig sind.

Wir Menschen im Albtal leben ein naturverbundenes, naturnahes Leben. Aber das hier, das ist Ökoterror

Stephan Marder, Bürgerinitiative Pro Albtalstraße

Bei ersten Untersuchungen im Frühjahr 2016 stellte das baden-württembergische Landesamt für Geologie fest, dass insgesamt 1.500 Kubikmeter Felsmaterial an der Albtalstraße abrutschen könnten. Von „hochgradig labilen Bereichen“ und einem „diffusen und unübersichtlichen Felssturzpotenzial“ ist die Rede.

Es folgten weitere Gutachten. Über mehrere Jahre haben Biologinnen und Biologen die Tierwelt untersucht. Das dauert so lange, weil man gesamte Vegetationsphasen überwachen muss, um zu bewerten, wie die Tiere reagieren könnten, wenn nebenan schwere Maschinen massive Dübel in Felswände drehen. Vor allem aber muss man die Tiere erst einmal finden. Bei ersten Untersuchungen an der Albtalstraße wurden in vier Monaten acht Mopsfledermäuse gezählt, sieben Männchen, ein Weibchen. Und 22 Mauereidechsen.

Gebaut wurde die Albtalstraße zwischen 1855 und 1859 Foto: Wilma Leskowitsch

Ein paar Meter hinter der Einsturzstelle des Felsens, kurz vor dem ersten von fünf Tunneln, haben Jugendliche Tisch und Stühle aufgestellt, auf dem Asphalt der Albtalstraße zeichnen sich Lagerfeuerspuren ab. Stephan Marder setzt sich. Er hat eine Gartenbaufirma, sie liegt direkt hinter der gesperrten Straße in Albbruck. Zwar ist niemand durch die Straßensperrung vom Rest der Welt abgeschnitten, man hat sich aber an zwei Umgehungsstraßen gewöhnen müssen. Rund 4 Kilometer Umweg.

Er erzählt von Lkw, die wegen der Sperrung nun an Kindergärten vorbeifahren müssen, die wegen der Steigungen mehr bremsen und mehr Sprit bräuchten, von längeren Wegen für Rettungswägen, von geschlossenen Läden und Gaststätten und von jungen Menschen, die scharenweise die Dörfer im Albtal verlassen würden. Es scheint, als müsste die Straßensperrung als Grund für sehr viele Schwierigkeiten in dieser Gegend herhalten. Und es scheint auch so, als gehe es wieder um die Angst, die Regierenden könnten in Stuttgart längst beschlossen haben, das Albtal einfach zuwachsen zu lassen.

Herbert Nägele erinnert sich daran, dass er die Albtalstraße seit mehr als vierzig Jahren entlanggefahren ist, schon als Jugendlicher mit dem Moped, einer Zündapp. Jeden Morgen zur Gewerbeschule, er hat Elektriker gelernt, am Abend wieder zurück. „Die Straße ist ein Denkmal, das können wir nicht einfach verrotten lassen“, sagt Nägele. Eva Rippel erzählt, ihre Kinder liebten die Fahrten durch die Tunnel, ständig sollte sie hupen, gekringelt hätten sich die Kleinen dann auf der Rückbank.

Sie blickt von der Straße hinab, vorbei an Tannen und Fichten, runter ins Tal, in die ewig grüne Landschaft, die hier noch mal so richtig rumhügelt. Es gibt sogar Postkarten von dieser Stelle der Straße, dem Ausblick, dem Tunnel. Eine Farbaufnahme von 1900. Rippel schüttelt den Kopf. „Die Menschen von damals würden sich im Grab umdrehen, wenn sie uns heute sehen könnten“, sagt Rippel. „Seit sieben Jahren gesperrt wegen eines Felsens. Kann man keinem klardenkenden Menschen erklären.“

Die ganze Aufregung für vier Kilometer?

Ein Anruf bei Ruth Cremer-Ricken, der Chefin der grünen Kreistagsfraktion im Landkreis Waldshut-Tiengen, zu dem auch das Albtal gehört. Cremer-Ricken spricht streng und ein wenig genervt. Sie kennt die kritische Haltung der Bürgerinitiative gegenüber den Grünen. „Naturschutz ist keine Ideologie oder ein Parteiprogramm, es ist geltendes Recht. Und wenn geltendes Recht es unmöglich macht, dass die Straße wieder befahren werden kann, dann ist das zu akzeptieren.“

Arten- und Umweltschutz seien wichtig und wurden in diesem Gebiet auch großgeschrieben, als es noch keine grüne Landesregierung gab. „Diese Bestimmungen haben sich nicht die Grünen ausgedacht“, sagt Cremer-Ricken. „Artenschutzrechtliche Bestimmungen gelten nicht nur abstrakt, sondern auch unmittelbar vor der eigenen Haustür.“

Auch Niklas Nüssle, der grüne Landtagsabgeordnete des Wahlkreises, betont am Telefon die Gesetzeslage. „Unser Rechtsrahmen zwingt uns, Artenschutz und Umweltschutz zu berücksichtigen. Natürlich sind mir diese Themen wichtig und sie sind Teil der grünen DNA, aber hier geht es nicht um Parteiprogrammatik“, sagt Nüssle mit alemannischem Dialekt. „Im Albtal wird ein Konflikt verhandelt, der sich inzwischen auch bundesweit bei immer mehr Infrastrukturvorhaben zeigt. Umweltschutz und Artenschutz stehen den Menschen scheinbar im Weg. Das sind Werte, für die wir uns als Gesellschaft entschieden haben“, sagt er noch und dass er eine Umleitung rund ums Albtal „für absolut verhältnismäßig“ halte.

Stephan Marder sagt, die lange Sperrung der Straße sei Ökoterror Foto: Wilma Leskowitsch

Martin Kistler klingt da viel unzufriedener, Kistler ist Landrat im Landkreis Waldshut-Tiengen und Mitglied der Freien Wähler. Sein Landratsamt koordiniert die Gutachten. „Sieben Jahre bürokratische Auseinandersetzung mit einem Felsbrocken kann man den Leuten wirklich nur schwer erklären. Die Vorgaben des Natur- und Artenschutzes für die Sicherung dieser Straße führt uns an die Grenze des Handhabbaren“, sagt er. „Uns ist der Rechtsrahmen über den Kopf gewachsen.“

Mit der Bürgerinitiative stehe er in regelmäßigem Austausch, sagt Kistler. „Den Vorwurf, hier werde Naturschutz ideologisch verstanden, halte ich für überzogen. Aber ich kann die Menschen gut verstehen. Diese Straße ist immer dagewesen, ein historisches Denkmal, Teil der Identität hier im Landkreis.“ Und auch bei ihm klingt die Angst durch, die Po­li­ti­ke­r:in­nen in der Landeshauptstadt wollten das Tal zuwachsen lassen. „Wir können nur hoffen, dass der Verkehrsminister daran festhält, dass diese Straße wieder befahrbar sein soll“, sagt Kistler.

Wir müssen uns fragen, ob 20 Mil­lionen plus x Euro für 3 Kilometer Absicherung einer Landstraße verhältnismäßig sind

Winfried Hermann, grüner Verkehrs­minister von Baden-Württemberg

Nur spricht dafür bisher wenig. Aus einem zweiten ingenieurgeologischen Gutachten von 2018 geht hervor, dass sich zahlreiche weitere labile Felskörper oberhalb der Straße befinden, die in steilen Hanglagen lediglich ineinander verkeilt sind und ansonsten keinen Halt haben. Ihr Abrutschen sei eine Frage der Zeit. Es fehle an „ankerfähigem Substrat“ für wirksame Sicherungsmaßnahmen. Seitenlang werden großvolumige Instabilitäten aufgelistet.

Die Sicherung der Felsen könne weder im Sinne des Naturschutzes noch halbwegs wirtschaftlich gewährleistet werden. Die Untersuchung liest sich auch wie der schriftliche Beweis, dass nicht immer zu vermitteln ist zwischen Mensch und Tier. Entweder sind die Eingriffe zu teuer oder zu folgenschwer für das Artenreich.

Mensch oder Mopsfledermaus?

Die Albtalstraße wurde von Menschen für Menschen gebaut, aber sie führt durch Natur, zu deren Schutz sich der Mensch durch Verordnungen und Gesetze verpflichtet hat. Im Zweifelsfall bedeutet das auch, dass nach Verständigung und Harmonie klingende Worte in Umweltschutzverordnungen sich für betroffene Menschen wie Hohn anhören. So heißt es etwa in der Verordnung des Biosphärengebiets Schwarzwald, dass die Erhaltung der vielfältigen Ökosysteme in Einklang mit den Bedürfnissen der Menschen stehen soll. „Motor für die Entwicklung des Biosphärengebiets Schwarzwald sind die dort lebenden Menschen.“

Stephan Marder lehnt sich im Schatten an einen Granitblock, seine Hand führt er langsam über den Stein, als würde er in diesem Moment zu ihm sprechen wollen. „Gegen den Umweltschutz kommen wir mit unseren Bedürfnissen nicht an. Gehört die Straße nun uns oder der Mopsfledermaus?“ Die Gruppe steht jetzt mit betretenen Mienen in der Mittagssonne auf der gesperrten Straße. „Wenn wir nicht gehört werden, müssen sich die Politiker nicht wundern, wenn die Politikverdrossenheit wächst“, sagt Herbert Nägele.

Ruth Cremer-Ricken, die grüne Kreistagsfraktionsvorsitzende, fordert am Telefon mehr Gelassenheit ein. „Kein Tal im Schwarzwald ist abgeschnitten oder wird zuwachsen. Niemand kommt zu spät zur Arbeit“, sagt sie. Und: „Eine dauerhafte Straßensperrung für den Autoverkehr muss nicht zwangsläufig dazu führen, dass die Menschen ihre Straße nie wieder betreten dürfen. Es wäre zum Beispiel auch eine Umwidmung zu einem Waldweg möglich.“ Auf Waldwegen nehmen Menschen bekanntlich das Risiko in Kauf, ihnen könne etwas auf den Kopf fallen, schiebt sie nach.

Die Bürgerinitiative will an einer Straße für den Autoverkehr festhalten. In einem Brief an den Ministerpräsidenten haben sie im Mai 2020 angeboten, eine „Felsputzete“ durchzuführen, also sich selbst um die Hänge entlang der Straße zu kümmern. Das hätten die Gemeinden viele Jahre lang so gemacht. Straße zu, Felsen räumen, Straße wieder auf. Aber dieser Vorschlag hat die Regierenden in Stuttgart offenbar nicht überzeugt.

Im Verkehrsministerium in Stuttgart versammeln sich in einem kargen Besprechungsraum im Dachgeschoss an einem Donnerstagnachmittag Ende Juli fünf Mit­ar­bei­te­r:in­nen von Winfried Hermann zum Interviewtermin des Ministers. Die Teamsitzung sei dem spannenden Thema geschuldet, sagt jemand in der Runde. Hermann betritt als Letzter den Saal. Und macht gleich mal klar, er habe mit gesperrten Landstraßen im Schwarzwald eigentlich wenig zu tun, aber die Albtalstraße sei inzwischen eben ein Politikum und damit also auch ein Thema für ihn.

Hermann setzt sich und sagt, er habe eben noch eine Mitarbeiterin losgeschickt, um zu prüfen, welche Tiere inzwischen genau von den Maßnahmen zur Sicherung der Hänge betroffen wären. „Ich war vor Ort und habe damals versprochen, dass diese Straße wieder befahrbar gemacht wird. Das war mein erklärtes Ziel.“ Zu diesem Zeitpunkt sei es um 2 bis 4 Millionen Euro Baukosten gegangen. „Es war keine Option, dass wir das Albtal einfach zuwachsen lassen. In den letzten Jahren haben sich Kosten sowie Aufwand einer Wiedereröffnung aber immer krasser entwickelt. Das lässt mich nachdenklich werden.“ Er schiebt nach: „Wir müssen uns fragen, ob rund 20 Millionen plus X Euro für 3 Kilometer Absicherung einer Landstraße verhältnismäßig sind. Auch angesichts der zahlreichen, deutlich mehr befahrenen Straßen und Brücken im Land, die wir mit den begrenzten Mitteln dringend sanieren müssen.“

Wenn die Sanierung der Straße tatsächlich 20 Millionen Euro kostet, dann bleibt sie geschlossen. Das klingt beim Minister deutlich durch. „Egal wie ich mich entscheide, die Kritik wird folgen“, sagt Hermann. „Entweder heißt es, ich verbrenne Geld oder ich breche meine Versprechen.“ In der Zwischenzeit ist die Mitarbeiterin mit den bedrohten Tierarten aufgetaucht. Besonders gefährdet seien weiterhin der Waldkauz und die Mopsfledermaus, habe sie erfahren.

Der Minister in der Zwickmühle

Winfried Hermann sagt, der europäische Artenschutz sei längst zu einem Problem für die Infrastrukturpolitik geworden. „Es geht dabei zuweilen nicht um den Schutz einer Art, sondern einzelner Exemplare einer Art.“ Ein einzelnes brütendes Vogelpaar könne heute ganze Infrastrukturvorhaben gefährden. „Natürlich dauert das alles zu lang und ist ärgerlich. Aber natürlich bin ich auch dem Natur- und Artenschutz verpflichtet, dessen Bedeutung ich ausdrücklich anerkenne.“ Um dann zu sagen: „Aber er darf nicht dazu führen, dass wir nicht mehr bauen und sanieren können. Wir müssen handlungsfähig bleiben.“

Da sitzt ein grüner Spitzenpolitiker, der die DNA seiner eigenen Partei als ein Problem für Realpolitik erklärt. „Das ist ein Dilemma für mich als grünen Verkehrsminister“, sagt Hermann.

Nach drei Stunden Spaziergang über die gesperrte Straße sind die Albtalrebellen zurück am Kofferraum von Herbert Nägele, dem Mann mit den Filzhüten. Der zieht eine Kühltasche mit kaltem Bier aus dem Wagen, die Gruppe setzt sich in den Schatten auf den Boden. Der Frust ist ihren Gesichtern nun nicht mehr so sehr anzusehen wie noch am Beginn der Wanderung.

Einer hat die Idee, man könnte die Straße kaufen und zur Privatstraße umwidmen. Dann sei man den lahmen Staat los. Ein anderer bedauert, dass die direkte Demokratie nicht auch hier gilt, 15 Kilometer von der Schweiz entfernt. Stephan Marder sitzt still daneben. Ein vorbeifahrendes Auto hält an, der Fahrer macht Fotos von der Felswand mit den Protestschildern. „Unser Protest wirkt“, sagt Marder leise.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

55 Kommentare

 / 
  • Ich lebe in der Region und kenne das Albtal recht gut. Der Umweg, welchen man fahren muss ist je nachdem, wo man hin will, auch mal mehr als vier Kilometer. Aber, da die Situation schon seit sieben Jahren so besteht und auch gemeistert wird, sehe ich keine zwingende Notwendigkeit, die 20 Millionen+X zu investieren.



    Was mich aber noch interessiert, von Albbruck kommend, ab Tiefenstein, wo die Sperrung aufhört, geht die L154 noch einige Kilometer unter gleichen Bedingungen (Topografie, Geologie) in Richtung St. Blasien weiter. Müsste dieser Abschnitt nicht ebenfalls untersucht und gegebenfalls gespert werden?

  • In den 90ern fuhr ich regelmäßig beruflich durch das Albtal und war fasziniert von der Natur und den Tunnels, die nur mit warnendem Hupen durchfahren wurden, gelegentlich musste man auch kleinere Gesteinsbrocken von der Straße räumen. Zu dieser Zeit lernte ich auch die Bodenständigkeit der Menschen und ihre legendäre "Hotzenwälder" Sturköpfigkeit kennen, die historisch mit den Salpeteterunruhen zusammenhängt und wie man sieht bis heute deutlich zum Ausdruck gebracht wird, inklusive schwarzem Filzhut der Hotzentracht.

  • ... ich glaub mich laust die Fledermaus - oder so

  • Wo ist denn überhaupt das Problem? Keine Eingriffe in die Natur - und wer die unsichere Straße unbedingt aus sentimentalen Gründen nutzen will, der mache das auf eigene Gefahr! (Und wenn ein Steinschlag die Karosse mal verbeult, sollen Staat und Versicherungen fein außen vor sein, denn niemand ist gezwungen dort rumzukurven...)

  • Zieht einfach in den Wald, dann braucht man auch keine Straßen.

  • "Wir sind für Umweltschutz".... blablabla. Solche Bekenntnisse tauen erst dann etwas, wenn man auch dazu steht, wenn man betroffen ist.



    Wertlose Lippenbekenntnisse, die über Board geschmissen werden, wen nes an die eigenen Privilegien geht.



    Umweltschutz ja, aber bitte nicht bei mir, gelle?



    "Ökoterror", weil eine Straße nicht befahren werden kann. Manchen Menschen geht es wirklich zu gut.

  • Wenn nur eine Strasse dann ist ja nur ein Rettungsweg wie wäre es mit selbst Initiative.

  • Wenn man sich die Topografie anschaut ist der Umweg eher ein Kilometer länger als die L154. Wurde ja auch so geschrieben. 3 KM gesperrte Landstraße und 4km ist der Umweg. Wo ist das Problem?

  • Ich kenne die Straße und bin sie auch schon gefahren. Sie ist wirklich schon etwas besonderes und ich kann es ein wenig verstehen, dass man sie gerne erhalten hätte. Aber man muss auch realistisch bleiben. Es ist einfach zu teuer und wenn man ehrlich ist braucht man sie auch nicht. Es wird hier von 4 km Umweg gesprochen. Was aber nicht gesagt wird ist, um wie viel sich überhaupt die Fahrzeit verlängert. Die Straße ist extrem kurvig, schmal und unübersichtlich, so dass man sehr langsam fahren muss. Ich bin schon zu Zeiten, als es sie noch gab, immer außen herum gefahren, da es auf keinen Fall langsamer war. Kommt natürlich auch ein wenig drauf an, wo genau man hin will. Aber die Straße ist auf jeden Fall ohne Probleme ersetzbar.

    Dass die jugendlichen aus den Dörfern abwandern wegen der fehlenden Straße ist ein richtig guter Witz! Man kann auch alles mit der gesperrten Straße in Zusammenhang bringen...

  • Die Grundlegende Ablehnung er Grünen Kreistagsabgeordneten, dass wenn geltendes Recht etwas unmöglich macht, die zu akzeptieren sei, ist schon komisch angesichts der Tatsache, dass die Grünen früher mal ganz groß darin waren, gesetzliche Unmöglichkeiten Infrage zu stellen.

  • Wir reden hier über Ansprüche und letztlich über Verzicht.



    Wollen - oder brauchen - wir wirklich



    - neue Bahnstrecken, damit man ein paar Minuten früher am Ziel ist?



    - grosse Wohnungen für Kleinhaushalte? Also, braucht wirklich jeder eine eigene Wohnung, oder tut es nicht auch ein Zimmer im Wohnheim? Der Platz ist schliesslich begrenzt.



    - mehr als 19° im Winter in der Wohnung?



    - 2 oder 3 Flugreisen im Jahr?



    - Tourismus überhaupt?



    - Autos, die mehr als 1000 kg wiegen?



    - einen neuen Flughafen in Berlin?



    - eine tiefergelegte Haltestelle "S21" in Stuttgart?



    - öffentlichen Verkehr nach 22 Uhr? Viertel- oder Halbstundentakt?



    - überall Handyempfang und mobiles Internet?

    und so weiter. Einschränkungen tun genau dann nicht weh, wenn sie einen selbst nicht betreffen.

    Auf vieles kann man sicher verzichten, aber das kostet dann auch Lebensqualität. Wer soll darüber entscheiden?



    Grundsätzlich bedeutet ein Infrastrukturabbau auf dem Land, dass man sich von dort zurückzieht und in die Städte abwandert. Wo soll man sich dann noch erholen, wenn man raus in die Natur will? irgendwohin fliegen, wo das noch geht? Schweden? Laos?

    Ich habe jetzt auch keine gute Lösung, aber die meisten Kommentare hier lesen sich so, als ob sie aus der Stadtperspektive geschrieben worden sind.

    • @Carsten S.:

      "Wo soll man sich dann noch erholen, wenn man raus in die Natur will?"



      Bezugnehmend auf Ihre schöne Liste: Ich denke, es würde das Leben um einiges entschleunigen, wenn die Antwort auf die Frage "Braucht man das wirklich?" größtenteils "nein" lautete. Konsumgüter, die nicht konsumiert werden, müssen nicht hergestellt werden. Geld dafür müsste nicht mehr verdient werden, und man müsste dafür nicht mehr so viel durch die Gegend gurken. Industrie müsste nicht mehr ständig expandieren. Natur bekäme wieder Platz - und die Wege dorthin wären wieder kürzer.



      Man kann ja mal ein bisschen träumen 😊 Und ein bisschen Filosofie hinterdrein:



      Wir, so als Industrielandbürger, haben uns in den letzten 200 Jahren ein bisschen in den Luxus verrannt, alles mögliche und unmögliche zu bekommen, was vorher undenkbar war. Mein Schatz nennt dies das "post-kommunistische Syndrom", weil es besonders nach der Wende im europäischen Osten auffiel: wer konnte, kaufte sich so schnell wie möglich die passenden Statussymbole: als allererstes die große Karre, ein möglichst pompöses Haus mit Garten, am besten noch einen Pool. Sie waren ja jetzt verfügbar! Ob man das wirklich brauchte, war Nebensache. Man *glaubte*, es zu brauchen - sonst gäbe es all diese Dinge ja nicht.



      Aber letztendlich fallen wir alle auf dieselbe Geschichte rein: Wir alle glauben, vieles von dem zu brauchen, was der Markt so anbietet.



      Auch unbegrenzte Mobilität.

      • @Tetra Mint:

        Tetra Mint, herzlichen dank für Ihren Beitrag!

        Unser Lebensstil entbehrt wirklich nicht eines gewissen Wahnsinns. Etwas weniger von vielem, dafür aber mehr Genuss und Würdigung sind sicher ein guter Ansatz.

        Leider ist unser (kapitalistisches) Wirtschaftssystem nicht darauf eingerichtet - aber es ist ja auch nicht gottgegeben. Vielleicht finden wir (jeder für sich, aber auch wir alle als Gesellschaft) einen Ausweg, der uns mit weniger von allem eine erfülltes und glücklicheres Dasein ermöglicht. Der Verzicht auf unnötiges ist im Grunde eine Befreiung.

        Der Artikel und Ihr Beitrag waren ein guter Anstoss dazu.

  • "Ökoterror" müsste mindestens bedeuten, dass man im Namen der Natur gewalttätig wird.

    Ich kann hier weder etwas illegales, noch etwas gewalttätiges erkennen. Das ist einfach nur eine gesperrte Straße, für die es sogar eine annehmbare Umgehung gibt. Und das auch noch zum Schutz der Autofahrer, weil die Straße nicht sicher wäre - also eigentlich das genaue Gegenteil von "Terrorismus".

    Nur weil sich ein paar Leite laut beschweren, heißt das noch nicht, dass sie Recht haben oder bekommen. Es gibt keinen rationalen Grund, die Straße zu öffnen.

  • ich habe auch im ersten Moment gedacht dies sei Rubrik Wahrheit



    Aber dann viel mir auf das ein wesentlicher Kostenfaktor nicht erwähnt wurde. Das wäre bei Wahrheit nicht passiert, er wäre überspitzt



    Planung, Gutachten, weitere Planung, weitere Gutachten etc.



    Wieviel Steuergeld wurde da schon verbrand?



    Kann es sein das die Protestler da irgendwo involviert sind? Schwager des Nachbarn? Es ist die abgeschottete ländliche Region. Eine Hand wäscht die Andere. Das ist Tradition, nicht nur in Berlin

  • "Wenn wir nicht gehört werden, müssen sich die Politiker nicht wundern, wenn die Politikverdrossenheit wächst."



    Was für ein Demokratieverständnis, unfassbar!

    Ihr werdet gehört, euer Anliegen wird einfach nur nach sorgfältiger Abwägung abgelehnt.

    Gehört werden heißt nicht immer Recht bekommen!

    Demokratie heißt nicht immer Recht bekommen.

    Und dazu noch "Ökoterror", alles klar.



    Die Kolleg*innen schießen echt den Vogel ab.

  • Das ist doch Satire, oder?

  • Gebaut 1855. Noch heute frönen Menschen dem Leitthema: Macht uns die Erde Untertan! Es lebe der Romantismus!

  • 5 Meter Straßenbreite? Da begegnen sich dann zwei SUVs und schon ist wieder Feierabend.

    Aber hupen können sie dann wenigstens...

    • @Der dreckich Katz:

      Kein Problem! Da schubst man einfach ein paar Lastenräder in den Graben und schon geht´s weiter.

  • Es geht bei Baumaßnahmen IMMER um Umweltzerstörung. Bei jedem Hausbau, bei jedem Radwegebau, bei jedem Straßenbau, bei jedem Bau einer WKA usw. usw.

    In Punkto Planungsbeschleunigung bei Maßnahmen gegen fen Klimawandel und Sicherung der Energieversorgung wird aktuell daran geschraubt die Planungsverfahren zu verwässern und Eingriffe eher zuzulassen (LNG Terminal Wilhelmshafen & Schweinswale)

    Auch Klimapolitik ist nur Wirtschaftspolitik und kein Artenschutz.

  • taz: "In der Zwischenzeit ist die Mitarbeiterin mit den bedrohten Tierarten aufgetaucht. Besonders gefährdet seien weiterhin der Waldkauz und die Mopsfledermaus, habe sie erfahren."

    Nein, am gefährdetsten ist der Homo sapiens, von denen es nur noch knapp 8 Milliarden Exemplare auf dem Planeten Erde gibt. Und jetzt will man einigen von denen im Südschwarzwald auch noch einen gewaltigen "Umweg" von 4 Kilometern zumuten. Einfach nur grauenvoll, wie man mit dem ansässigen 'Homo schwarzwaldus' im Südschwarzwald umgeht. *LOL*.

  • Hohenfels hat nur ein paar Hundert Einwohner, aber lassen wir großzügig annehmen, dass 1000 Bewohner unbedingt die 4km Umweg (nur mit dem Auto) loswerden wollen und die Straße als Privatstraße "sanieren" wollen für 20 Millionen. Dann wären wir bei 20 Tausend Euro Kosten pro Bürger. So bekloppt wird selbst dort niemand sein. Aber vielleicht sind die 6 Rebellen ja allesamt Multimillionäre und übernehmen die Kosten? Und die Haftung für Todesfälle, wenn der Berg wegbricht? Das sind jedenfalls Probleme, über die kommende Generationen des Klimawandels nur den Kopf schütteln können. Die Welt bricht zusammen und wir denken wie immer nur daran, unser Geld und unsere Zukunft für Straßen wegzuwerfen.

    They paved paradise, put up a parking lot. With a pink hotel, a boutique, and a swingin' hot spot. They took all the trees, put 'em in a tree museum.



    And they charged the people a dollar an' a half just to see 'em.

    • @Dorian Müller:

      20 000 pro Nase.



      Machen wir mal die Rechnung auf für Stuttgart 21: Ca. 10 Mrd / 20 000 = 500 000. Profitiert wirklich eine halbe Million Menschen davon?



      Elbphilharmonie: Ca. 800 Mio. / 20 000 = 40 000. Profitieren wirklich 40 000 Menschen davon?



      BER: 6 Mrd. Profitieren wirklich 300 000 Menschen davon? Und wie viele leiden unter dem Fluglärm?

      • @Carsten S.:

        Wenn Tiere sich äußern könnten wird die uns schon ziemlich klar sagen, wer die echten Terroristen sind. Wer diejenigen sind die Morden, zerstören und ausbeuten.



        Nämlich wir Menschen.

      • @Carsten S.:

        Die drei Fragen möchte ich mal mit JA beantworten.

  • Ich denke mittelfristig wäre es sinnvoll viele kleine Orte in Deutschland aufzulösen. Es macht einfach keinen Sinn Straßen oder Schienen für 50 leite zu bauen. Menschen in Großstädten zu konzentrieren mit Hochhäusern macht aus umweltsicht aber auch aus plannungssicht mehr Sinn.

    • @Machiavelli:

      "Menschen in Großstädten zu konzentrieren mit Hochhäusern macht aus umweltsicht aber auch aus plannungssicht mehr Sinn."

      Das hat Ceaușescu auch schon gedacht...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ehrlich, die LKWs und Rettungswagen auf der historischen Schmalspurstraße kann ich mir nicht vorstellen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Zitat:



        Bei ersten Untersuchungen im Frühjahr 2016 stellte das baden-württembergische Landesamt für Geologie fest, dass insgesamt 1.500 Kubikmeter Felsmaterial an der Albtalstraße abrutschen könnten. Von „hochgradig labilen Bereichen“ und einem „diffusen und unübersichtlichen Felssturzpotenzial“ ist die Rede.



        Zitat Ende



        Da der Mensch einen freien Willen und einen kliugen Verstand hat, ist mein Vorschlag: Diese Information wird in Großschrift an den Beginn der Straße gestellt.



        Dazu die Information, dass jeder diese Straße auf eigene Gefahr befährt



        und



        dass Rettungsdienste wegen der Gefahr für die Rettungsmannschaft nicht zu Hilfe kommen werden.



        -- Hiermit hätten wir Selbstbestimmung und Eigenverantwortung gestärkt, niemandem wird etwas verboten,



        -- Win-win

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Hochhäuser sind das nächste Problem. Manche glauben ja, sie würden Flächenversiegelung sparen. Stimmt fast nicht, denn alles außenherum wie Zufahrtsstraßen braucht es ja doch und innen hat man viel mehr Bedarf an Erschließungsflächen, Treppen, Aufzügen, höhere Tragfähigkeit von Fundamenten und Wänden.

  • Nils Schmid ( heute für die SPD als Außenpolitiker tätig ) , der damals diesen depperten Spruch geprägt hat , von Täler zuwachsen lassen, war seinerzeit Befürworter von Stuttgart 21 und hat die SPD in BW zur einstelligen Kleinpartei gemacht.

  • Dss gehört doch eigentlich in die Rubrik "Wahrheit", oder?



    Es kann doch nicht ernsthaft eine Handvoll Menschen erwarten, dass dieses Stück Straße für über 20 Mio. Euro gesichert wird, nur weil ein paar sentimentale Erinnerungen dranhängen. Und wenn man eh schon wegen jedem Furz Auto fährt, sollten 4 km Umweg ja zu schaffen sein.



    Gebt's zu, Ihr taz-ler: Ihr nehmt uns auf den Arm... 😉

  • habe gehört, dass sich der Felsbrocken auf der Straße festgeklebt hat. Elender wichtigtuerischer Ökobrocken. Der soll erstmal selbst arbeiten gehen.

    • @Christoph Buck:

      Nd ich dachte, der wurde von der Autoindustrie gelockert. Er verursacht längere Fahrtwege.

  • die Leute kommen doch inzwischen 7 Jahre ohne diesen Straßenabschnitt aus. Und der soll 20 Millionen Euro wert sein?



    Damit man den Kindern im Tunnel ein Hupkonzert geben kann?



    Das mit der Privatstraße scheint mir ein guter Kompromis zu sein. Solange die Privateigentümer sich ebenfalls an geltendes Recht halten müssen und dies auch geprüft und durchgesetzt wird. Die werden wahrscheinlich keine 20 Millionen reinstecken, sondern ein Schild aufstellen: Benutzung auf eigene Gefahr!

    • @Herma Huhn:

      Ja und fahren werden dann wahrscheinlich auch nur die handvoll 'Protestler'. Vorausgesetzt die Frau erlaubt die Nutzung des Abschnitts.



      Wer möchte schon seinen Partner verlieren weil ihm ein Felsen auf den Kopf gefallen ist.

  • Mir als Artenschützer fehlt inzwischen jedes Verständnis dafür, dass wir zu Gunsten eines kleinen Teils unserer Naturschätze nicht einmal den winzigsten Komfortverlust hinzunehmen bereit sind. Wir müssen der Natur endlich wieder Raum geben. Das überbordende Anspruchsdenken vieler Zeitgenossen finde ich erbärmlich. Sprüche wie "Gehört die Straße nun uns oder der Mopsfledermaus?" sind angesichts des von uns verursachten Artensterbens einfach nur dumm. Und wenn ein Grüner Verkehrsminister Winfried Hermann den "Europäischen Artenschutz als in Problem für Infrastrukturprojekte" ansieht, muss ich mich ernsthaft fragen, was die Grünen noch von der FDP unterscheidet. Zudem hat er den "individuenbezogenen Artenschutz" einfach nicht verstanden. Dieser sagt nicht aus, dass grundsätzlich jedes einzelne Tier geschützt ist. Zudem gibt es bei zwingendem, öffentlichen Interesse Ausnahmen.

    • @Axel Donning:

      Sie müssen aber doch zugeben, das, wenn man ein Projekt aufhalten oder verzögern will, sucht man nach irgendeinem seltenen Tier.



      Und dann ist es oft nur ein einzelnes Exemplar, das so ein Projekt aufhält.

      Ob es genau so im Gesetz steht, ist letztlich wurscht. Genauso läuft es in der deutschen Politik. Auch wenn es bei Stuttgart 21 mal nicht geklappt hat.

      Und das hat der Minister gemeint. So fair kann man schon sein.

      • @Sonntagssegler:

        Das ist nicht nur enorm verkürzt und daher falsch (ich arbeite als Biologe in dem Bereich und weiß, wovon ich rede), sondern auch unfair: Da man alle möglichen Klagemöglichkeiten für Bürger eingeschränkt hat, bleibt den BI leider oft nur der Artenschutz als Hebel. Übrigens geht der Verlust an Arten in Deutschland so rasant und ungebremst vonstatten, dass man viel mehr tun müsste. Straßen gibt es mehr als genug!

        • @Axel Donning:

          Dann müssen Sie sich fragen, was die Grünen >in Baden -Württemberg!< von der FDP unterscheidet.

          So viel Fairness muss sein, die Südwest-Grünen sind in der Partei "berüchtigt".

          • @hoax:

            Ja, das stimmt; bei den "anderen" Grünen ist es nicht ganz so schlimm.

  • Wie kann es sein dass diese KFZ-Fetischisten eigentlich überall fordern können dass sie da gefälligst mit ihren potthässlichen Gefährten die Umwelt drangsalieren können?

    • @schnarchnase:

      Weil es in BW die freien Wähler gibt.

    • @schnarchnase:

      Haben Sie schon mal auf dem Land gelebt? Im Hotzenwald können Sie vermutlich nicht einfach auf die S-Bahn umsteigen.



      Ausserdem: wenn das 5 km Umweg pro Strecke sind und man pendelt, sind das 10 km am Tag. Bei 200 Arbeitstagen im Jahr sind das 2000 km im Jahr. Wenn davon 50 Leute betroffen sind, sind wir schon bei 100 000 km. In 10 Jahren sind das dann 1 Mio. km oder bei 5 l Treibstoff auf 100 km 50 000 l oder 40 t Treibstoff, woraus 150 t CO2 entstehen. Das nette für den Staat ist natürlich, dass dafür Mineralölsteuer und Mehrwertsteuer anfallen und bezahlt werden.

      • @Carsten S.:

        Nach dieser Argumentation wäre es am besten, Deutschland flächendeckend zu versiegeln, damit die Autos Luftlinie fahren können.

      • @Carsten S.:

        Im Artikel stehen 4 Kilometer Umweg. Aber so ein kleines Rundungsfehlerchen macht ja nicht viel, was? Grade mal 20%. Nur, dass es dann statt 8 auf einmal Ihre 10 km pro Tag sind, usw. Mit größeren Zahlen kann man mehr Eindruck schinden, nicht? 🙃



        Was mir in dem Artikel fehlt, ist die Angabe, wieviele Menschen denn wirklich vom Fehlen dieses Streckenabschnitts betroffen sind. Also jetzt nicht, wer angeblich deshalb seine Kneipe geschlossen hat, sondern wieviele Leute diese Strecke vorher beruflich genutzt haben. Zum Spaß wird die Strecke ja anscheinend bereits wieder genutzt - nur nicht mit Auto.



        (Und, ganz ehrlich, die Erinnerung an Kinder, die auf dem Rücksitz in jedem Tunnel nach der Hupe schreien, halte ich nicht für besonders Wiederbringungs-bedürftig. Aber die Vergangenheit wird ja gerne mit der rosaroten Brille betrachtet.)

        • @Tetra Mint:

          Wenn ich an die anderen 5m breiten kurvigen Strecken im Schwarzwald denke: Dann pendelt da freiwillig eh keiner lang. Nicht im Regen, bei Nebel, wenn nasses Laub auf der Straße liegt, und schon gar nicht im Winter (wenn denn mal wieder einer ist) weil der Winterdienst wurde ja schon wegrationalisiert. Der Supermarkt um auf dem Heimweg schnell noch was einzukaufen ist an der gescheiten Straße.



          Die Schleichwege sind was für Spritztouren am Sonntag, das geht auch ohne Auto. Naturlehrpfad mit Spielen für die Kids macht auch Spaß. Und kostet keine 20 Millionen.

      • @Carsten S.:

        Ich stamme aus einem kleinen Dorf, also erzähl mir nix vom Land! Hier wird ständig sinnlos Boden versiegelt und gebaut was das Zeug hält, weil der lokale Bauunternehmer den Gemeinderat in der Tasche hat und noch ins letzte Unterholz eine Autbahn gebaut werden muss. Ich war in vielen Ländern unterwegs, aber noch in keinem das derart sinnbefreit infrasttrukturell erschlossen ist wie Deutschland. Und dieser kontinuierliche Ausbau führt ledlichglich zu mehr Verkehr von dem ein Großteil auch einfach nur Spaßfahrten sind.

      • @Carsten S.:

        Ich habe nie auf dem Land gelebt, aber meine Ururgroßeltern. Und die hatten allesamt keine Autos. Und hier in der Großstadt braucht man sowieso kein Auto. Ggf. umziehen?

        • @FullContact:

          Was meinen Sie, wie gut Grosstädte ohne Strassen und ohne Verkehr funktionieren? Wo kommt all das Zeug her, was die Einwohner futtern?



          Ururgrosseltern? Hört sich nach grössenordnungsmässig vor 100 Jahren an. Da gab es auch noch kein Internet. Das war eine andere Welt. Da gab es im Dorf noch einen Laden und zwei oder drei Kneipen. Seither hat sich die Welt verändert. Und wenn alle in die Stadt ziehen, ist das auch nicht der Hit. Mit Wohnungen sieht es ja auch gerade nicht so super aus, sonst würde man wohl nicht 400 000 bauen wollen. Übrigens auch keine Wohltat für die Umwelt.

      • @Carsten S.:

        Ein Argument für ein intelligentes Konzept fuer den oeffentlichen Nahverkehr, auch auf dem Land, etwa Shuttle Busse, Ruf Taxis usw., nicht wahr ? Andere machen es vor. Auf dem Land !

        • @Konfusius:

          Das braucht alles auch Straßen.

        • @Konfusius:

          Konfusius,



          ich lebe in der Schweiz. Da funktioniert es. Wenn ich mit dem ÖV nach Deutschland fahre, brauche ich für 220 km 5 Stunden. Wenn Sie nach 22 Uhr in Singen sind, geht es nur noch mit dem Taxi weiter, für 120 €. Und dann hilft Ihnen auch kein 9-€-Ticket.



          So vernünftig Ihre Anregung ist - Deutschland ist Autoland, und das gilt erst recht auf dem Land. Geträumter ÖV bringt niemand ans Ziel.

        • @Konfusius:

          Dann mal zu. Die warten bestimmt auf gute Vorschläge…