Energiewende in der Kritik: Grüner wirft wegen Habeck hin
Energiewende versus Artenschutz: Grüner Vorsitzender in Habecks Heimatkreis Schleswig-Flensburg will innerparteiliche Debatte anstoßen.
„Ich respektiere Robert, er ist blitzgescheit, ein angenehmer Mensch, vor dem ich hohen Respekt habe“, betont Borcherding, um dann zum Aber anzusetzen: Bei Natur- und Artenschutzfragen werde Kritik oft „abgebügelt“. Inzwischen könne er es „nicht mehr mit meinem Gewissen als Biologe und Naturschützer verantworten, im Wahlkreis von Robert Habeck die Verantwortung für die Politik der Grünen zu tragen“. Nach vielen Gesprächen unter vier Augen, die keine Veränderung brachten, „muss ich jetzt über die Medien reden“.
Der 55-Jährige ist seit seinem zwölften Lebensjahr im Naturschutz engagiert, heute arbeitet er im Nationalpark Wattenmeer. In seiner Partei, der er weiter angehört und auch in Landes- wie Bundesgremien aktiv bleiben will, stelle er zunehmend eine „gewisse Arroganz vonseiten der Klimaschutzfraktion“ fest, sagt Borcherding: „Da kommt das Totschlag-Argument, dass die Arten ohnehin alle weg sind, wenn das Klima den Bach runtergeht.“
Er trage das Ziel der Energiewende selbstverständlich mit, die Partei dürfe es aber nicht zu leicht machen, fordert er. Das sei bei den gerade beschlossenen Einschnitten ins Naturrecht der Fall. Um schnell mehr Windparks bauen zu können, sollen unter anderem bundeseinheitliche Listen für „kollisionsgefährdete Brutvögelarten“ erstellt werden – damit werden Klagen lokaler Naturschutzgruppen ausgehebelt. Auch in anderen Punkten ist Borcherding, der der Bundesarbeitsgemeinschaft Ökologie innerhalb der Grünen angehört, enttäuscht: „Da stehen Prüfaufträge drin für Dinge, die fachlich längst klar sind.“
Warnung vor Verprellen des Naturschutz-Flügels
Ihm sei die schwierige welt- und wirtschaftspolitische Lage durchaus bewusst, so der Biologe im Gespräch mit der taz weiter: „Ich hätte nicht in Roberts Haut stecken wollen, als er zum Kotau in Katar gezwungen war, damit hier im Winter nicht die Heizungen kalt bleiben, und ich respektiere, dass er maßgeblich zum Umbau der Partei in Richtung Mitte beigetragen hat. Aber ich sehe die Gefahr, dass die Grünen ohne Not den Naturschutz-Flügel verprellen.“
Für seinen Schritt habe er im eigenen Wahlkreis viel Verständnis und Zustimmung aus der Naturschutz-Szene erhalten, berichtet er. Eine Reaktion von Robert Habeck blieb bisher aus.
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