piwik no script img

Zukunft der gesetzlichen RenteGrößeres Stück vom Kuchen

Gastkommentar von Maurice Höfgen und Michael Paetz

Eine Erhöhung des Rentenalters ist unnötig und ungerecht. Vielmehr müssten Löhne vom Wirtschaftswachstum profitieren, dann steigen auch die Renten.

Sollen sie doch Kuchen essen! Foto: imago

P ünktlich zum Wahlkampfbeginn kommt das Thema Rente auf den Tisch. Vor leeren Kassen wird gewarnt. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger fordert eine längere Lebensarbeitszeit und beklagt, die gesetzliche Rente stehe vor der Unfinanzierbarkeit. Vor einigen Wochen veröffentlichte zudem der wissenschaftliche Beirat des Wirtschaftsministeriums eine Studie, in der die finanzielle Nachhaltigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) infrage gestellt wird.

Der Beirat schlägt deshalb eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 68 Jahre vor. Dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht auch das nicht weit genug. IW-Ökonomen fordern gar eine Anhebung auf 70 Jahre. Aber kann der Lebensunterhalt im Alter tatsächlich nur durch längeres Arbeiten abgesichert werden?

Fakt ist, dass wir auch in Zukunft nur das verbrauchen können, was wir auch produzieren. Wenn der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter schrumpft, müssen weniger Menschen die Güter für alle herstellen. Sie versorgen mit ihrer Arbeit aber nicht nur die Rentner, sondern auch die Kinder. Dass der Anteil der Kinder schrumpft, wirkt – entgegen der öffentlichen Wahrnehmung – dem Problem grundsätzlich entgegen.

Zudem wächst stetig die Produktivität, also die Güterproduktion pro Person. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner ist die Wertschöpfung heute im Vergleich zu 1957 dreieinhalb Mal so groß. Im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt gibt es also offenbar gar kein Problem, weiterhin alle Menschen zu versorgen.

Erstmal Produktivität erhöhen

Die Digitalisierung sollte auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Güterproduktion pro Arbeitnehmer ansteigt, sofern wir die Weichen richtig stellen. Um auch zukünftig eine adäquate Lebenssicherung zu gewährleisten, sollte man daher alles dafür tun, die Produktivität zu erhöhen, bevor man über versteckte Rentenkürzungen diskutiert. Die viel zu geringen staatlichen Investitionen in (digitale) Infrastruktur und Bildung stellen das eigentliche Problem für die Nachhaltigkeit unseres Rentensystems dar.

Michael Paetz

ist Dozent für Volkswirtschaft an der Universität Hamburg.

Zugleich wird der Wohlstand trotz demografischer Entwicklung weiter steigen. Allerdings stehen wir vor einem Verteilungsproblem – und das bereits heute: So ist das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt seit 1991 um 40 Prozent gestiegen, der durchschnittliche Bruttolohn aber nur um 16 und die Standardrente um mickrige 5 Prozent. Die Mehrheit der Bevölkerung bekommt demnach ein immer kleineres Stück vom stetig wachsenden Kuchen ab.

Die schlechte finanzielle Situation der gesetzlichen Rentenversicherung hat also maßgeblich mit der schwachen Lohnentwicklung zu tun. Umgekehrt würden steigende Löhne auch steigende Renteneinzahlungen bedeuten und den Topf der GRV füllen. Zudem kurbeln steigende Löhne die Nachfrage an. Und wenn die Wirtschaft brummt, investieren die Unternehmen, erhöhen damit auch die Gütermenge und steigern die Produktivität.

Maurice Höfgen

ist Ökonom, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag, Autor des Buchs „Mythos Geldknappheit“ und betreibt den Youtube-Kanal „Geld für die Welt“.

Um das Problem der drohenden Armutsrenten zu erfassen, reicht es aber nicht aus, die durchschnittliche Lohnentwicklung zu betrachten. Denn seit Mitte der Neunziger ist diese sehr ungleich. Menschen, die im Niedriglohnsektor tätig sind, haben preisbereinigt heute häufig weniger Lohn als noch vor 25 Jahren. Sie können daher auch nicht so viel in das Rentensystem einzahlen und müssen mit einer Rente rechnen, die zum Leben nicht reicht. Führt man sich vor Augen, dass Geringverdiener im Durchschnitt eine kürzere Lebenserwartung haben, somit auch weniger Jahre in Rente genießen, ist das besonders perfide.

Hausgemachtes Verteilungsproblem

Hier machen sich die Agendareformen der Schröder-Jahre bemerkbar. Wie von Kritikern vorhergesagt, hat die Spreizung der Lohneinkommen durch Einführung des laut Schröder „besten Niedriglohnsektors“ dazu geführt, dass immer mehr Menschen keine ausreichende Rente mehr erhalten. Hinzu kam die Senkung des Rentenniveaus.

Das deutsche Verteilungsproblem ist folglich selbst verschuldet. Wären die Löhne ähnlich gestiegen wie das BIP pro Kopf und hätte man das Rentenniveau nicht reduziert, müssten wir heute gar nicht über drohende Altersarmut diskutieren. Es wären auch keine steigenden Beitragssätze notwendig, wenn die Lohnempfänger vom gesamtwirtschaftlichen Fortschritt profitiert hätten.

Die Fehler der Vergangenheit lassen sich nicht mehr korrigieren. Würde man ein angemessenes Rentenniveau mittels höherer Einzahlungen herbeiführen wollen, verringerte sich das verfügbare Einkommen der heute Arbeitenden, sofern es keine deutlichen Lohnerhöhungen gäbe. Auf diese Weise ließen sich lediglich Lohn- und Rentenempfänger gegeneinander ausspielen – obwohl beide gleichermaßen zu den Verlierern der vergangenen 40 Jahre gehören.

Wollen wir Altersarmut vermeiden, werden wir in naher Zukunft nicht um stärkere Rentenzuschüsse aus Bundesmitteln herumkommen. Dies sollte aber niemanden beunruhigen. Die hohen staatlichen Defizite nach Finanzkrise und Pandemie zeigen, dass der Fiskus problemlos seine Ausgaben erhöhen kann. Die relevante Frage ist eher, ob wir dann genügend Güter herstellen, die mittels Renteneinkommen gekauft werden.

Doch insbesondere steigende Renten der Geringverdienenden können die Wirtschaft ankurbeln und die Produktivität erhöhen. Die Geringverdienenden würden das zusätzliche Einkommen ausgeben. Die steigende Nachfrage sollte dann die Unternehmen zu weiteren Investitionen veranlassen, weil ihnen Profite winken. Genauso würden sich auch höhere Löhne auswirken. Das Kuchenstück der Arbeitgeber wäre dann vielleicht geringer, der Kuchen insgesamt vermutlich aber größer.

Und wenn man aufgrund der Schuldenbremse keine weiteren Schulden machen kann, spricht nichts dagegen, gleichzeitig hohe Einkommen und Vermögen zu besteuern. Dann würde man die Ungleichheit sogar doppelt bekämpfen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

60 Kommentare

 / 
  • "Umgekehrt würden steigende Löhne auch steigende Renteneinzahlungen bedeuten und den Topf der GRV füllen."



    Aber gleichzeitig auch höhere Rentenansprüche zur Folge haben. Zudem gäbe es weniger sonstige Haushaltsmittel, mit denen die Rentendefizite ausgeglichen werden können.

    Der Autor fordert offenbar mehr Wirtschaftswachstum (schöne Grüße von den Wachstumskritikern) und korrespondierend eine Absenkung der Rentenhöhe als Prozentsatz der Brottoeinkommen (bislang 48%).

    Kann man machen, soll man dann aber auch so benennen.

  • Oh man immer noch dieses alte Nachkriegs-Denken. Die Rente ist schon seit Jahrzehnen ein Auslaufmodell. Wir brauchen endlich ein Grundeinkommen / Garantiesicherung, ein positives Finanzsystem und der Blödsinn des ganz klar negativen, dysfunktionalen Schuldgeldsystems, des "Vorsorgen für's Alter durch Erwebsarbeit" mit all seinen negativen Folgen (auch klimatisch) hat hoffentlich bald ein Ende.

    • @Goldi:

      Sie halten eine Grundrente ernsthaft für eine gute Idee? Auch wenn - sagen wir mal - die FDP diese gestaltet?

  • Wir haben hierzulande äußerst hohe Investitionen interessierter Gruppen in Agitprop (INSM, Bertelsmann-Stiftung etc.), dazu eine Unterwanderung politischer Parteien durch Lobbyisten (Clement etc.), das Mieten von Politikern (Riester, Amthor etc.), kontinuierlich sinkenden Organisationsgrad von Arbeitnehmern in Gewerkschaften, eine Degenerierung der politischen Landschaft (es gibt keine (politisch relevante) moderat linke Partei mehr in D) usw. usf. Im Ergebnis stecken sich die oberen 10% fast komplett die über das Wirtschaftswachstum verdienten Euro in die Taschen. Und dieses Ergebnis ist was? Genau: Die zwangsläufige Folge.

  • Geld ist da, aber eben nicht hier. In der SPD wurde vor langer Zeit schon mal von einigen wenigen laut über eine „Maschinensteuer“ zur Finanzierung der Sozialsysteme nachgedacht. Heute nennt man das wohl „Wertschöpfungsabgabe“. Die SPD wollte sowas einführen, wenn sie in der Regierung ist, hat dann aber doch lieber darauf verzichtet, um in die Regierung zu kommen.

  • Bei der Rente (und den Löhnen) gehört endlich die Prozentuelle Erhöhung abgeschafft. Von einer Prozentuellen Erhöhung profitiert nur derjenige mit einer hohen Summe. Hohe Pauschal Zahlungen für das untere Drittel, gemäßigte für die Mittleren Gruppen und keine Erhöhung für die mit hoher Rente ( Lohn ), kostet unterm Strich auch nicht mehr und die Scherre wird wieder zusammengeführt.

  • Sehr guter Artikel. Wo bleiben die Programme der Regierung, wenn sie schon wissen, dass der Mindestlohn der bei 45 jahren Vollzeitarbeit zu Renten oberhalb der Grundsicherung führt über 12 € steigen muss? Was fangen wir da mit 9,50 an? Wie kann man erwarten, dass die Renten der Gutverdiener aus der Vergangenheit von prekär beschäftigten getragen werden können.

    Bei z.B. 13 € Mindestlohn wären dann auch 20% Rentenbeitrag (10% AG und 10% AN) tragbar.

    Unser Exportüberschuss beweist, dass in D mehr hergestellt wird als wir konsumieren können. Da braucht man keine Alarmglocken wegen demoskopischem Wandel zu läuten, sondern man sollt daran gehen die vorhandenen Menschen besser auszubilden und zu bezahlen.

    • @Martin_25:

      Die Frage der Ausbildung der vorhandenen Menschen ist zunächst eine Frage der Selbstverantwortung eines jeden einzelnen von uns.

      In vielen ökonomisch sinnvollen Branchen bleiben Ausbildungsplätze einfach unbesetzt. Jeder, der für sich selbst feststellt, dass er sein eigenes Humankapital nicht ausreichend ausnutzt sollte zunächst an der eigenen Einnahmeseite arbeiten.

  • Beispiele aus dem Ausland werden nur dann herangezogen und in Deutschland realisiert, wenn sie dem neoliberalen Narrativ der Think Tanks, die unserer Regierung die Anweisungen geben, entsprechen. Leider wurde die Vorreiterin der Rentenruinierung inzwischen EU-Kommissarin, das lässt also auch für unsere europäischen Nachbarn auf keine goldene Rentenzukunft blicken.

    Der deutsche Michel fällt natürlich wie immer auf die Taschenspielertricks der Politik herein und verteidigt den heiligen Generationenvertrag, Rentenkürzungen und Heraufsetzung des Rentenalters bis aufs Blut.

    • @Khaled Chaabouté:

      "Der deutsche Michel fällt natürlich wie immer auf die Taschenspielertricks der Politik herein und verteidigt den heiligen Generationenvertrag, Rentenkürzungen und Heraufsetzung des Rentenalters bis aufs Blut."

      Der deutsche Michel hat aber auch kaum eine Chance, denn er wird medial zugedröhnt mit neoliberalen Parolen, die möglichst keinen Zusammenhang zwischen Niedriglohn und Rentenniveau zulassen und stets das Gleiche fordern, nämlich die weitere Erhöhung der Arbeitszeit. Dabei wird in höchstem Maße mit Statistiken balanciert, die den Eindruck erwecken, dass trotz extremer Arbeitsverdichtung die Menschen mit hoher körperlicher Arbeitsbelastung locker bis 78 arbeiten können.



      Menschen, die oft sehr harte Arbeit leisten und dennoch einen geringen Lohn erhalten, sind bei den politischen Parteien kaum auf dem Schirm und haben auch keine Lobby. Das ist ein extremes Problem unseres politischen Systems, das unter demokratischen Gesichtspunkten ziemlich abgewirtschaftet hat.

      • @Rolf B.:

        Geh ich nicht ganz mit. Hab ich schon mal an anderer Stelle geschrieben: Die weitaus meisten Arbeitnehmer wissen, wie, womit und von wem sie verarscht werden. Sie handeln aber nicht dementsprechend. Warum, ist mir ein Rätsel. Man bekommt da keine ehrlichen Antworten. Lehren aus 25 Jahren Betriebsratsarbeit in einem größeren mittelständischem Unternehmen.

        • @Yossarian:

          Ich sehe das durchaus wie Sie.



          Auch ich frage mich, warum Arbeitnehmer sich nicht wehren, obwohl sie wissen, "... womit und von wem sie verarscht werden."



          Dennoch sehe ich weder bei den ÖR noch bei den privaten Medien ein Interesse, Arbeitnehmerpositionen darzustellen.



          Ein Beispiel: Die Gelbwesten in Frankreich wurden hierzulande medial überwiegend verteufelt. Es gab kaum objektive Berichterstattungen über diese Proteste. Und wenn, dann meistens Gewaltszenen, die dem "deutschen Michel" zeigen sollten, dass es so enden würde, wenn sie nur daran denken würden, gegen die neoliberale Ideologie auf die Straße zu gehen.



          Auch die Gewaltexzesse der Berliner Polizei am 1.8. sprechen diese Sprache, auch wenn ich persönlich das Denken der Querdenker zutiefst ablehne.

  • Die Deutschen neigen ja dazu, jede Knute zu begrüßen, mit der sie drangsaliert und um die Früchte ihrer Arbeit gebracht werden. Klar, dass dann die Hobby-Volkswirtschaftler vollmundig bestätigen, dass "wir" zu lange über unsere Verhältnisse gelebt haben und jetzt natürlich einfach die Dreistigkeit besitzen, zu lange zu leben.

  • Ach Schade! Da hat es mit

    "Fakt ist, dass wir auch in Zukunft nur das verbrauchen können, was wir auch produzieren."

    so gut angefangen! Und dann verfranzen sich die Herren doch nur wieder in irgendwelchen Umverteilungsgeschichten...

    Ja, das BIP ist gegenüber 1957 stark gestiegen. Das wäre aber nur dann eine Aussage, wenn heute noch jemand bereit wäre, zu siebend in einer Mini-Wohnung mit Ofenheizung und Klo im Hinterhof zu wohnen. Wo ein Auto eine Besonderheit war und das Wort Urlaub von den Meisten nicht mit sich selbst in Verbindung gebracht werden konnte. Mag das BIP seitdem dreieinhalb Mal so groß geworden sein, der Lebensstandart ist es eben auch. Dass die Rentenbezugsdauer sich seitdem locker verdoppelt hat wird dazu noch sauber unterschlagen...

    Und eine preisbereinigte Steigerung der Rente seit 1991 (man erinnere sich an den schlimmen Hungerwinter...) um 5 % ist btw. eben eine Steigerung, und damit eine Verbesserung.

    Der Eingangs zitierte Satz ist und bleibt der Dreh- und Angelpunkt. Man kann nur verbrauchen, was man produziert. Daran ändert keine Umverteilung etwas. Eine Umverteilung von Geld bringt weder Wohnraum noch Nahrung, Dientsleistungen oder Verbrauchsgüter. Und sie steigert auch nicht die Produktivität. Leider.

    • @Samvim:

      Wenn sie richtig rechnen würden könnten Sie sofort sehen, dass bei unserem Exportübesschuss noch viel zu verteilen wäre, und das bei nur teilausgelasteter Wirtschaft, und Millionen Arbeitslosen.

  • "Vielmehr müssten Löhne vom Wirtschaftswachstum profitieren"

    Und da die Löhne ja bereits vom Wirtschaftswachstum profitierten, insbesondere in den höheren Lohngruppen, sollten die Beiträge zur Rentenversicherung erhöht werden für die jetzigen Rentner. Als möglichst baldiger Rentner bin ich 100% dafür.

    • @Rudolf Fissner:

      Das Problem liegt ja gerade darin, dass die Löhne in den unteren Lohngruppen eben nicht gemäß des Wirtschaftswachstums steigen. Da gehört auch mehr Einsatzwillen der Gewerkschaften dazu. 2,x% auf mehr als 12 Monate ergibt halt keine Lohnsteigerung, sondern nur den Inflationsausgleich. Damit sind Mitarbeiter an Produktivitätssteigerungen nicht beteiligt.

      • @Martin_25:

        Deswegen habe ich ja auch die höheren Lohngruppen hervorgehoben.

  • Über kurz oder lang muss man die Rente einfach von den Lohneinkommen abkoppeln. Einfach weil die Lohneinkommen einen immer geringeren Teil des allgemeinen Einkommens darstellen. Egal wie man es konstruiert, der Staat wird Grundrenten definieren und auch finanzieren müssen und das Geld muss er sich dort holen wo es ist. Das ist vor allem dort, wo nicht Arbeit für Einkommen sorgt, sondern das Geld selber. Nur so schafft man sozialen Frieden und soziale Sicherheit, nur so kann man die so dringend notwendige soziale Arbeit aufwerten. In sehr kurzer Zeit werden wir in einer immer stärker automatisierten und von künstlicher Intelligenz gesteuerten Welt leben, die Produktivität wird massiv wachsen, aber davon müssen auch alle profitieren. Von den Arbeitgebern hingegen kommen nur Milchmädchenrechnungen ohne jede Perspektive oder gar Phantasie. Die möchten die Arbeitnehmer einfach auspressen wie eine Zitrone, möchten möglichst wenig ausbilden oder wenigstens lange etwas davon haben. Sie denken auch begrenzt genug um ihre Arbeit und ihre Arbeitsbereitschaft mit der ihrer Angestellten zu verwechseln. Die aber wollen gar nicht mehr so viel arbeiten und je qualifizierter sie sind umso besser können sie sich das auch leisten. Mit blankem Arbeitszwang kommt man dagegen nicht an.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Warum nicht mal ganz einfach mit einer Steigerung des Mindstlohns und der Rentenbeiträge anfangen. 13€ Minestlohn (wie schon in etlichen Ländern üblich) und wieder die paritätischen 20% Rentenbeitrag würden schon viel helfen.

  • Es gibt genügend Einkommen und Vermögen, was auch zur Finanzierung von Renten und gerade für Anhebung unterer Renten hinzugezogen werden kann:



    "1 Beate Heister und Karl Albrecht Jr., Aldi Süd 29 Milliarden €



    2 Familie Theo Albrecht, Aldi Nord, Trader Joe’s 17 Milliarden €



    3 Dieter Schwarz, Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) 30 Milliarden €



    ..." [1]



    "Da die Familie Porsche alle Stammaktien hält, war die heutige Zustimmung der Aktionäre schon vorher klar. Die Eigentümerfamilie kassiert damit rund 335 Millionen Euro für das Jahr 2019." [2]



    "Die reichsten zehn Prozent besitzen demnach mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens (56 Prozent), wie aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die ärmere Hälfte hat dagegen nur einen Anteil von 1,3 Prozent. " [3]



    Quellen:



    [1] de.wikipedia.org/w...eichsten_Deutschen



    [2] www.handelsblatt.c...9yzyNvahGTeI4R-ap6



    [3] www.wiwo.de/politi...lfte/25077710.html

    • @Uranus:

      Die von Ihnen genannten drei Familien geben tausenden Menschen arbeit und somit Lohn und Brot.



      Die Gründer der Firmen sind damals ein Risiko eingegangen und haben es gewagt sich selbstständig zu machen. Daher ist dad Vermögen welches die Familien besitzen auch völlig in Ordnung und ich halte es für eine sozialistische Neiddebatte, wenn man hier davon spricht, dass genügend Vermögen vorhanden wäre.

      • @Hennes:

        "Sozialneid" ist ein ideologischer Kampfbegriff im Sinne des Kapitalismus und die Deutung der Debatte um soziale Gleichheit in eine "Neiddebatte" dient den Interessen der Reichen. Dabei geht es tatsächlich nicht um Neid sondern um die Betrachtung der sozialen Verhältnisse und hieraus abgeleiteten Forderungen nach Ausräumung von Ungleichheit, Benachteiligung und Ausgrenzung. Wie kommen die Vermögen und Einkommen zustande? Diejenigen die Kapital/viel Vermögen haben, lassen Andere für dessen Vermehrung arbeiten. Sie behalten Wert ein, den Arbeitnehmer*innen geschaffen haben. So gesehen geht es um eine Wiederaneignung von dem, was den Ärmeren zuvor weggenommen wurde.



        Was kümmert Sie eigentlich eine Forderung nach mehr Belastung der Reichen? Um die Zukunft der jüngeren Generationen kümmern Sie sich laut Ihren Äußerungen kaum und sind diesbezüglich gegen Einschränkungen von klima-/existenzschädlichen Verhalten.

        • @Uranus:

          Bitte verklären Sie nicht jeden Begriff der Ihnen nicht zusagt zu einem ideologischen Kampfbegriff.



          Mich kümmert es deswegen, weil ich keine sozialistische/kommunistische Verhältnisse in Deutschland wünsche. Jeder soll sein Geld haben und es vermehren.



          Wie stellen Sie sich ein Leben vor, wenn es keine Unternehmer mehr gibt? Können Sie alle Dinge die Sie zum Leben benötigen selbst herstellen? Und natürlich lassen dann Unternehmer für sich arbeiten. Wobei dies auch eine sehr engstirnige Ansicht von Ihnen ist. Der Unternehmer sichert für seine Mitarbeiter den Lebensunterhalt und zahlt nicht gerade wenig an Steuern.



          Das Problem vieler Deutscher ist, dass man mit Neid auf die Reichen schaut. Statt zu fragen, was machen die anders/besser, werden diese beschimpft und pauschal als Ausbeuter und Verbrecher bezeichnet.



          Und ja, ich sehe es nicht ein, für eine Generation auf meinen jetzigen Luxus zu verzichten. Noch ist dies kein Verbrechen...

          • @Hennes:

            Die Welt ist mit Macht/herrschaftsstrukturen durchzogen. Lebensbedingungen, die ein paar Menschen viel Macht und Reichtum zugestehen, dem großen "Rest" jedoch kaum bis kein Vermögen und wenig Macht. Die Analyse ist Grundlage für politische Debatten. Aber ja, einige Menschen folgen der Systemlogik, profitieren von ihr bzw. meinen, von ihr profitieren zu können/dürfen. Mensch kann die Verhältnisse und Zusammenhänge ignorieren, da sind sie dennoch.



            Tatsächlich haben eben die meisten nicht "ihr" Geld, von absoluter bis relativer Armut und diese können es NICHT mehren. Es reicht höchstens für den Erhalt ihrer Existenz. Ihre Aussage entbehrt Bezüge zur Realität.



            Staatskapitalistische Diktaturen wie die der DDR & Co sind nicht die einzige Alternative. Wirtschaft kann auch gemeinschaftlich und solidarisch organisiert werden. Im kleinen gibt es ja Projekte - wie bspw. Kollektivbetriebe.



            Es ist eine Gegenposition, zu sagen, kein Mensch soll so viel Reichtum und Macht haben und andere mit Brotkrumen abspeisen. Günter Witte, der hier als Landwirt schreibt, wird sich übrigens über ihre Lobhudelei von Aldi & Co sehr freuen. ;-/ Der Gewinn der Albrechts & Co geht nämlich nicht nur auf Kosten der Arbeitnehmer*innen sondern auch auf Kosten der Bäuer*innen.



            Da Problem in Deutschland ist, dass sich noch kaum Protest/Widerstand gegen die ausbeuterischen Strukturen zeigt. Wenn auch einige Demos, Streiks, die Berliner Enteignungskampagnen in Ansätzen einen Hinweis darauf geben, dass die großen Belastungen nicht mehr so hingenommen werden.



            Mh, angsichts ihrer extrem unsozialen und selbstsüchtigen Position frage ich mich gerade, warum ich hier noch mit Ihnen schreibe ...

            • @Uranus:

              Ich bin froh, dass Ihre Meinung eine absolute Minderheit ist. Ich gönne jedem sein Geld. Sie verurteilen pauschal alle Reichen als Ausbeuter.



              Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der ich, wenn ich eine Geschäftsidee entwickel, nicht selbst das Unternehmen leiten/führen darf, sondern es kollektiveren muss.



              Wo das hinführt, können wir in den ganzen vorbildlich geführten sozialistischen Ländern sehen.

              Sie müssem mir nicht antworten. Steht Ihnen ja frei.



              Glaub ich muss Sie nicht von meiner Wetlsicht überzeugen und Sie können mich ebenfalls mit Ihren Argumenten nicht überzeugen.

              • @Hennes:

                Es geht weniger um das Handeln der einzelnen Reichen. Einige setzen einen Teil ihres Reichtums ja durchaus sinnvoll ein. Siehe bspw. die Initiierung der Wehrmachtausstellung durch Jan Philip Reemtsma. Mit "Philanthropie" ist Reichtum aber nicht zu rechtfertigen. Mein Punkt ist soziale Ungleichheit, Armut und Reichtum, die durch das System geschaffen werden. Es geht um die Funktionsweise des Systems, die Strukturen und den Zweck des Wirtschaftens. Dafür, dass wenige Glück, Reichtum, Selbstverwirklichung, Ansehen usw. erhalten/sich nehmen, müssen viele schuften, oder werden außen vor gehalten. Entsprechend schlecht ist die Lebensqualität von Zweiteren ...



                Ihre Frage nach einer vorgefertigten Lösung ist doch bloß rhetorischer Natur. Sie selbst meinen ja die Antwort bereits zu wissen - DDR & Co. Auf der anderen Seite nennen Sie das Unternehmer*innenideal und beschränken Ihre Wertung darauf, dass Arbeitnehmer*innen ihr Lebensunterhalt gesichert wird und Kassierer*innen gut verdienen würden. Wie kommen denn bspw. die Milliarden-Vermögen der Albrechts zustande, wenn sie laut Ihnen doch "nicht gerade wenig Steuern zahlten"? Wieviel Steuern und Sozialbeiträge zahlt demgegenüber der*die Kassierer*in? Wieviel bleibt ihr*ihm? Wie groß ist das Vermögen, dass eine Kassierer*in mit einem laut ihrer Aussage sehr guten Gehalt anhäufen kann? Wie viel/lange müsste er*sie für 30 Milliarden Euro arbeiten? Wieviel kriegen die Arbeiter*innen auf Bananen-Plantagen, wieviel die Bäuer*innen hierzulande? ...

        • @Uranus:

          Dann noch zum "Risiko" der Gründung von Porsche und dessen "Leistung". Ferdinand Porsche drängte den jüdischen Mitbegründer Adolf Rosenberger aus dem gemeinsamen Betrieb und enthielt ihm berechtigte Finanzanteile vor. Porsches Erben ignorierten ebenso die Ansprüche von Adolf Rosenberger. Desweiteren konstruierte Porsche für die Nazis u.a. Panzer, nutzte Zwangsarbeiter*innen, war Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Aufsichtsrats der Volkswagenwerk G.m.b.H, forcierte Rüstungsproduktion (u.a." V1") usw.. Sein Schwiegerson Anton Piëch war ebenso beteiligt. Porsche ist Naziprofiteur.

          • @Uranus:

            Dass die Alt-Porsches ihr Geld durch die Nazis gemacht haben kannst du doch den Nachfahren nicht vorwerfen.



            Die haben schließlich für ihr Geld nichts getan!

            • @Bernd Berndner:

              "Der Mann hinter Porsche: Adolf Rosenberger Doku (2019)"



              www.youtube.com/watch?v=VSQzYWHtl-0



              Der Historiker Wolfgang Benz wertet die Abspeisung von Adolf Rosenberg, dessen Auszahlung zum Nennwert, "Arisierung" ... Und ja, ihr Erbe stammt aus Naziprofit.

              • @Uranus:

                *als "Arisierung"

          • @Uranus:

            ... im mindesten. Siehe auch:



            "Das "missbrauchte Genie":



            VW und Naziverbrechen



            Vor 65 Jahren: Hitler und Ferdinand Porsche legten den Grundstein für Volkswagenwerk ..."



            www.judentum.net/geschichte/vw.htm

      • @Hennes:

        Und wenn sie diese Menschen auch noch gut bezahlen würden, dann würden zwar die jährlichen Gewinne etwas schmäler, allerdings die Rentenkasse hätte weniger Probleme. Das ist keine Neiddebatte, sondern Fakt. Gute Löhne ergeben mehr Ümsatz und ein stärkeres Sozialsystem. Dazu gehört allerdings auch eine Regierung, die sich um Geringverdiener kümmert, statt sie zu sanktionieren.

        • @Martin_25:

          Speziell im Einzelhandel sind die Gehälter sehr gut. Denke, dass es andere Beispiele/Unternehmen gibt. Aber die Familien, die Uranus hier genannt hat, sind einfach schlechte Beispiele.

    • @Uranus:

      Nur mal so als Ergänzung, die Dividende der Quandt-Erben (Stefan Quandt und Susanne Klatten) für das Jahr 2017 1,074 Mrd.



      www.manager-magazi...ten-a-1139896.html

      Im Jahr 2018 waren es für sie rd. 800 Mio. und 2019 nur rd. 700 Mio. Unter gleich Quelle zu finden, sind mir aber unnötige Links.

      • @Drabiniok Dieter:

        Aja, das ist ein noch markanteres Beispiel. Zumal die meisten Reichen sich in der Pandemie munter weiter ihre Taschen gefüllt haben, während andere ihren Job verloren oder in Kurzarbeit nur noch 60 Prozent ihres Lohnes bekommen haben. Ich sehe gerade, dass Sie weiter unten mit ähnlicher Intention wie ich auf den Artikel reagierten. :-)

        • @Uranus:

          Apropos 60%. Sie entsprechen auch dem Vermögenszuwachs der weltweit 2700 Milliardär:innen im Jahr 2020. Es wuchs um 5 Billionen Dollar auf nun 13 Billionen Dollar. Auf irgendwelche Konten mussten ja die Billionen fließen, die die Staaten zur Rettung der Weltwirtschaft aufgenommen haben. Pandemie rechnet sich! Was sich auch an den hohen Dividendenzahlungen deutscher Konzerne und dem Vermögenszuwachs in Deutschland für das Jahr 2020 ablesen lässt.



          Außerdem rechnen sich die Klimaschäden. Ihre Beseitigung steigert das BSP und sichert Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung. Zusätzlich zu den Investitionsmilliarden für "nachhaltiges" oder "klimaneutrales" Wachstum, mit dem die Grünen den Industriestandort schützen wollen, wie heute zu lesen war.

  • Die Diskussion um die gesetzliche Rente zeigt in großer Deutlichkeit, dass die Menschen, die schon lange vom politischen Establishment missachtet werden, keinerlei Chancen haben, nach jahrzehntelanger Arbeit würdevoll leben zu können, weil wir als reiche Wirtschaftsnation ein ungewöhnlich niedriges Rentenniveau haben.



    In Österreich ist die DURCHSCHNITTSRENTE rund 800 Euro pro Monat höher als im Rentner- und Kinderarmuts-Deutschland.

    Machen wir uns nichts vor: Diejenigen, die keine Lobby haben, zahlen immer die Zeche. Ob CO2 Steuern oder Alterssicherung, stets sind es mindestens 50% der Bevölkerung, die vom Wohlstand ausgeschlossen werden.



    Im grünen Wahlprogram 2021 kommt z.B. drei Mal das Wort Rente vor. Aber keine Lösung gegen Altersarmut.

  • RS
    Ria Sauter

    Wenn alle einzahlen würden sähe die Bilanz anders aus.



    Was in anderen Ländern funktioniert ginge auch in D.



    Ist aber politisch nicht gewollt. Geht auch den Entscheidungsträgern am Hinterteil vorbei.Sie haben die Schäfchen im Trockenen.

    • @Ria Sauter:

      Wenn alle einzahlen, dann würde diejenigen, die nicht oder sehr kurz eingezahlt haben und trotzdem Rente lange beziehen, weniger ins Gewicht fallen. Das Grundproblem würde trotzdem bleiben.

      • @TazTiz:

        Wenn alle in den Topf der aktuell ausbezahlten Renten "einzahlen" würden, hätte man ca. 20 Jahre lang etwas Ruhe, danach müssten ja auch all diejenigen, die zusätzlich "eingezahlt" hätten mit Renten versorgt werden.

  • 0G
    05989 (Profil gelöscht)

    Was ist denn eigentlich aus dem Argument geworden, dass es nicht funktionieren kann, wenn in der Solidargemeinschaft die potentesten Einzahler einfach aus dieser entlassen werden und damit die Armen ihre Rente nur irgendwie gegenseitig finanzieren?

    Das macht ja den Charme vieler anderer Rentenmodelle - wie dem Schweizer - aus: Da muss mit allen Einkunftsarten ohne Deckel eingezahlt werden, aber es wird pro Kopf und mit Deckel ausgezahlt.

    Aber klar, die Schweizer, die alten Kommunistenschweine... das kann ja nicht gut gehen...

  • Im Falle von Steigerungen des Arbeitslohnes steigen jedoch auch die Renten. Einnahme- und Ausgabeseite würde insoweit gleichermaßen steigen. Selbst wenn eine Lohnsteigerung aus anderen Gründen wünschenswert ist, die Unterdeckung der Rentenkasse wird sich hierduch nicht massgeblich ändern.

    • @DiMa:

      Das berücksichtigt nicht die Verteilung der Steigerungen, und auch nicht, dass Rentenerhöhungen ja ein Jahr nach der Lohnerhöhung kommen. Die Unterdeckung kann man bei ausreichenden Löhnen ja auch ohne Belastung durch höhere Rentenbeiträge beseitigen, und man könnte das unselige Riestern aufgeben, dass sich Menschen mit kleinem Einkommen nicht leisten können.....

      • @Martin_25:

        Der Artikel fordert ganz eindeutig eine Steigerung aller Löhne (und nicht nur einzelner Lohngruppen). Damit würde sich die Bemessungsgrundlage für die Renten entsprechend mit erhöhen.

        Die einjährige Zeitversetzung spielt in einer Gesamtbetrachtung keine Rolle.

        Die Formel "mehr Löhne, keine Unterdeckung" funktioniert einfach nicht.

  • Heutige Rentner haben zum Teil mit 14 angefangen, zu arbeiten, das gibt es heute gar nicht mehr, damals waren die wenigsten Akademiker, die Tendenz ist, dass man immer höher qualifizierte Leute braucht, die entsprechend später in den Arbeitsmarkt einsteigen. Gleichzeitig werden die Menschen nicht nur immer älter, sie bleiben auch immer länger leistungsfähig, zumal es immer weniger Jobs mit schwerer körperlicher Arbeit gibt, und das wird mit Pflegerobotern, Reinigungsrobotern etc. auch weiter abnehmen. Viele der heutigen Alten haben im Rentenalter sich selbst noch erhebliche IT und Internetfähigkeiten beigebracht. Ich denke, angesichts dessen muss man schon über eine Erhöhung des Rentenalters sprechen.



    Aber: Da müssen die Arbeitgeber erstmal Verantwortung ubernehmen. Wer Leute über 40 oder sogar über 30 nicht mehr einstellt, gleichzeitig aber immer mehr Flexibilität verlangt und nur befristete Verträge macht, und nicht mehr in die Weiterbildung älterer Mitarbeiter investiert, kann nicht gleichzeitig ein höheres Rentenalter fordern.



    Dass die erhöhte Produktivität gerade in den unteren Bereichen zu massiven Lohnerhöhungen führen sollte, sehe ich auch so, aber das kann nur bedingt die Politik durchsetzen. Außerdem sollte es da auch mehr darum gehen, auch Leuten mit niedrigen und mittleren Gehältern die Chance zu geben, anzusparen und Vermögen aufzubauen. Das kann man dann, wenn man will, immer noch dafür verwenden, früher mit dem Arbeiten aufzuhören, als die anderen.

    • @Ruediger:

      Gerade da hat die Politik ihre Möglichkeiten. Die Politik kann den Mindestlohn hochsetzen. Sie kann bei Gehaltsverhandlungen für den ÖD vernünftige Lohnabschlüsse tätigen. Damit wäre die Politik Schrittmacher für andere Tarifbereiche

  • Endlich redet mal jemand darüber, dass die Produktivität (also letztlich das, was der Arbeitnehmer dem Unternehmer in die Tasche füllt) um ein Vielfaches mehr gestiegen ist wie die Lebenserwartung.

  • Quintessenz: höhere Einkommen - höher besteuern! Tja.

  • Die Rentenbezugsdauer hat sich in den letzen 60 Jahren verdoppelt.



    Das laesst sich nicht durch irgendwelche Rechentricks und fiktive Produktivitaetssteigerungen ausgleichen.



    Eine Erhoehung der Renteintrittsalters wird unumgaenglich sein, genauso wie eine Veraenderung der anderen 3 Stellschrauben: Rentensozialversicherungsbeitrag, Rentenniveau und Bundeszuschuss.



    An allen vier Paramtern muss sich etwas aendern; wer etwas anderes sagt ist unredlich.

    • @naemberch:

      "irgendwelche Rechentricks und



      fiktive Produktivitaetssteigerungen"

      Das kling interessant! - Haben sie da Details für uns ?

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @naemberch:

      Produktivitätsteigerungen sind nicht fiktiv - auch wenn Sie das Konzept vielleicht noch nicht intellektuell durchdrungen haben.

      Es hindert natürlich beim Verständnis, dass die Produktivitätssteigerungen im Wesentlichen bei den oberen 10% gelandet sind.

      Aber wenn man sich die Vermögensstatistiken ansieht - und ein großer Teil der Vermögen war mal Einkommen - kann man relativ leicht verstehen, dass nahezu jede Rentendauer für jeden leicht bezahlbar gewesen wäre, wenn der "fiktive Produktivitätsfortschritt" auch nur paritätisch verteilt worden wäre.

      Das Rumgejammer mit der Demografie ist tumbes Kapitalistenblendwerk!

  • Die Standardrente stieg 1991 von 1865 DM brutto auf 1539 € 2020. Das sind 60 Prozent und nicht 5 Prozent. Bei der Berechnung der sog. Altersarmut, die über 60jährigen stellen das reichste Drittel der Bevölkerung, wird gern Wohneigentum. Betriebs- und Privatrente unterschlagen. Die Lebenserwartung ist seit 1990 um vier Jahre gestiegen, die Rentenzeit damit um 30 Prozent. Das lässt sich nicht mit Lohnerhöhugen ausgleichen. Das müssten dann schon mal 30 -40 Prozent plus sein.

    • @lorenz schröter:

      In 30 Jahren als das 1.9550 fache ... Das entspricht einem jährlichen Zinsfuß von 2.25% .



      (30zigste Wurzel aus 1.995)

      Ich komme da einfach nicht auf 60 % ...

      Mathematik ist kein Hexenwerk - sie zeigt uns nur, wie die Welt funktionert.

    • @lorenz schröter:

      Der Standardrentner kann sich aber von den 1539 Euro aber nur 5% mehr Waren leisten als 1991 mit 1865 DM. Das meint das Wort 'preisbereinigt'.

  • Was ist die Neuigkeit? Dass Ökonomen den Klimawandel immer noch nicht mit der Ursache, dem wirtschaftlichen Wachstum, in Zusammenhang bringen können oder wollen?



    Die Argumente pro und kontra Rentenalter erhöhen, pro und kontra Mindestlöhne, Hinweise auf Produktivitätssteigerungen, die sich nicht ausreichend auf den Lohn- und Gehaltskonten der Arbeitnehmer widerspiegeln, kurz, dass der "Kuchen" seit Jahrzehnten ungerecht verteilt wird sind jedenfalls keine neuen Erkenntnisse. Gleiches gilt für die auch nicht so neue Forderung, hohe Einkommen und Vermögen (Erbschaften) höher zu besteuern. Seit Jahren ohne Erfolg, sonst wäre es ja nicht nötig, nochmal darauf hinzuweisen. Vielleicht ist es sinnvoll, mal über eine grundsätzlich andere Finanzierungsmöglichkeit nachzudenken, deren größte Sorge sich mal nicht um unseren Wirtschaftsstandort und den Schutz der Renditen der Vermögenden dreht. Es gib sie ja.



    Mit der Digitalisierung, wachsender Produktion und Produktivitätssteigerungen wird sich das Klimaproblem verschärfen, ohne das sich für Rentner und Geringverdiener etwas zum Positiven verändern wird: Angesichts der absehbar steigenden Kosten für die Klimafolgen und -schäden und angesichts des Hinweis des Bundesrechnungshofs, dass ein "Herauswachsen" aus der Corona-Verschuldung "unrealistisch" ist (PM vom 8.4.21).

    • @Drabiniok Dieter:

      Es geht nicht nur um mehr Steuern, sondern um einen höheren Lohn (Damit man von seiner Arbeit auch leben kann).



      Dazu taugt ein Mindestlohn von 9,50€ überhaupt nicht, dazu braucht es mittleweilen 13€. Dann braucht es auch wieder einen höheren (paritätisch zu tragenden) Rentenbeitrag. ie Politik könnte ja auch bei Gehaltsverhandlungen mit gutem Beispiel vorangehen, und wenigstens für die Staatsbediensteten bessere Löhne vereinbaren. Dann bekommen sie demnächst auch besseres Personal.

  • Da sehr wohlhabende Bürger ihre Einkommen und Vermögen nicht konsumieren (können), Müssen diese ihre Vermögen sparen, investieren also (Volkswirtschaftlich gesehen sind Investitionen und Ersparnis nämlich gleich)



    Eine erhöhte Steuer auf Vermögen bewirkt also nur das Geld welches ohnehin investiert wird nicht privat investiert wird sondern staatlich investiert wird.



    Es bleibt am Ende nur bei der Frage ob der Staat oder ob Privatleute besser darin sind Vermögen effizient anzulegen.



    Die historische Erfahrung zeigt, dass der Staat darin nicht besonders gut ist.

    • @Paul Rabe:

      Vieles des Vermögens geht nicht in Investitionen von Industrie oder Infrastruktur, sondern in Finanzkasino. Das ist so wie früher bei vielen Adeligen, die mit ihrem Geld auch nichts anzufangen wussten. Bei einem Investitionsstau von über 150 Mrd € hat der Staat viel mehr Möglichkeiten das Geld effizient anzulegen. Ob er das tut, oder doch lieber noch ein paar Fregatten und Kampfflugzeuge einkauf steht auf einem anderen Blatt.

      • @Martin_25:

        Das mit dem "Finanzkasino" mag stimmen, aber das ändert nichts daran daß am Ende des Roulettes, die Finanzmilliarden entweder "verpuffen" (es sind nur Zahlen in Bankcomputern) oder eben DOCH investiert werden, weil Unternehmen es als Eigenkapital verwenden.