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Quote für Menschen mit MigrationsgeschichteBerlin mal wieder Vorreiter

Berlin will mithilfe einer Quote mehr Menschen mit Migrationsgeschichte anstellen. Doch es gibt Kritik, auch beim Koalitionspartner SPD.

Der öffentliche Dienst in Berlin soll diverser werden, also auch die Feuerwehr Foto: snapshot-photography/ T.Seeliger

Berlin taz | Wieder einmal ist eine Idee in aller Munde, die – folgt man einigen Kommentaren auf Twitter – nur im „links-grün-versifften“ Berlin entstanden sein kann.

Integrationssenatorin Elke Breitenbach (Linkspartei) will eine „Migrantenquote“ für den öffentlichen Dienst einführen, um die Zahl der Mit­ar­bei­te­rIn­nen mit Migrationshintergrund entsprechend ihrem Anteil an der Bevölkerung zu erhöhen. Eine solche verbindliche Vorgabe per Gesetz wäre bundesweit einmalig.

„Wir sind eine diverse Gesellschaft, und das muss sich widerspiegeln im öffentlichen Dienst“, sagte sie am Dienstag der taz. Allerdings stößt die Quote dem Koalitionspartner SPD sauer auf. Ein Sprecher von Innensenator Andreas Geisel (SPD) erklärte, zwar stehe man zum Ziel der Koalition, die Vielfalt in der Verwaltung zu erhöhen. „Der Entwurf der Gesetzesnovelle in seiner jetzigen Fassung ist dafür aber unzureichend.“

Bereits 2010 wurde in Berlin ein Gesetz verabschiedet, das die Diversität der Mitarbeitenden in der Verwaltung erhöhen soll, auch damals war man bundesweit Vorreiter. Das Partizipations- und Integrationsgesetz hat seinen Zweck bis heute nicht erfüllt. Die Quote von Menschen mit Migrationshintergrund in der Berliner Verwaltung liegt weiterhin geschätzt nur bei etwa 12 Prozent, der Anteil an der Bevölkerung hingegen bei 35 Prozent. Die rot-rot-grüne Landesregierung verabredete daher im Koalitionsvertrag Anfang 2017, das Gesetz zu überarbeiten.

Neue Pflichten für die Verwaltung

Den neuen Entwurf hat Breitenbach vorgelegt, die anderen Senatsverwaltungen können nun Stellung beziehen. Der Entwurf schreibt vor, dass jede Verwaltung konkrete Pläne vorlegen muss, wie sie ihren Anteil an Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund erhöhen will.

„Das beginnt damit, dass wir verbindlich erwarten, dass Behörden, die Stellen ausschreiben, sich überlegen, wie sie Menschen mit Migrationshintergrund ansprechen, und zwar über den Satz hinaus: ‚Die Bewerbung von Menschen mit Einwanderungsgeschichte ist erwünscht‘“, so Breitenbach. Auch müsse dokumentiert werden, wer eingeladen wird zu Bewerbungsgesprächen und wer die Stelle am Ende warum bekommt.

Befürchtungen, es werde nicht nach Qualifikation ausgewählt, sondern nach Herkunft, wies Breitenbach zurück. „Nur bei gleicher Qualifikation und Punktzahl wird am Ende der Mensch mit Migrationshintergrund bevorzugt – es sei denn, dem steht ein anderes Gesetz entgegen, etwa das Landesgleichstellungsgesetz“, erklärte die Senatorin. Letzteres regelt die Förderung von Frauen im öffentlichen Dienst.

Bei gleicher Qualifikation würde demnach weiterhin eine „biodeutsche“ Frau vor einem migrantischen Mann eingestellt werden. Aber auch die „biodeutschen“ Männer „müssen nun nicht heulen“, so Breitenbach: „Die letzten Hunderte Jahre waren immer sie es, die alle Stellen bekommen haben. Und auch bei 35 Prozent Quote bleibt noch viel für sie übrig.“

Verfassungsrechtliche Bedenken

Auf die Kritik, eine solche Quote sei verfassungswidrig, erwiderte Breitenbach, bestehende Gesetze würden beachtet. „Es geht darum, einen Nachteilsausgleich durchzuführen, das ist nicht verfassungswidrig.“ Zahlreiche Untersuchungen zeigten, dass sogar hoch qualifizierte Menschen mit Migrationshintergrund einen schlechteren Zugang zum Arbeitsmarkt haben, auch im öffentlichen Dienst – angefangen bei Bewerbungsgesprächen, zu denen sie seltener eingeladen werden. „Wir tragen eine Verantwortung als PolitikerInnen und Berliner Senat, dass wir solche diskriminierenden Strukturen abbauen. Und da fangen wir am besten beim öffentlichen Dienst an“, sagte Breitenbach.

Andere Landesregierungen wollten die Berliner Pläne auf taz-Anfrage nicht kommentieren. Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), stand am Dienstag nicht für ein Statement zur Verfügung. Dass auch außerhalb Berlins Handlungsbedarf besteht, ist jedoch allen klar. Bei Bundesbehörden liegt der Anteil der Mit­ar­bei­te­rIn­nen mit Migrationshintergrund bei nur 12 Prozent, wie Widmann-Mauz im Dezember mitteilte. In Ländern und Kommunen waren es 2019 sogar nur 6 Prozent, zeigt eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Interessant dabei: Menschen mit Migrationshintergrund werden laut den FES-AutorInnen in der Regel dann gezielt eingestellt, wenn die entsprechende Abteilung mit Integration/Migration zu tun hat – oder Personal fehlt. Das bereits 2012 erklärte Ziel der Bundesregierung, mit der interkulturellen Öffnung der Verwaltung den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, ist demnach noch nicht überall angekommen.

Auch im Bundestag sind Abgeordnete mit Einwanderungsgeschichte mit 8 Prozent klar unterrepräsentiert. Eine von ihnen, die Linke Gökay Akbulut, bezeichnet die Berliner Quote als „legitim und notwendig“. Bei Parteien und Listen hingegen hält sie das wegen der Freiheit der Wahl für schwieriger. Die Gerichtsurteile zu den gekippten Paritätsgesetzen in Brandenburg und Thüringen zeigen, dass Quoten in Parlamenten schlechte Chancen haben.

Berliner SPD not amused

Doch was aus dem Berliner Vorstoß wird, ist fraglich. Die Spitzenkandidatin der Grünen für die Abgeordnetenwahl im September, Bettina Jarasch, unterstützt zwar den Entwurf. Bei der SPD haben jedoch Geisel und die Gleichstellungssenatorin Dilek Kalayci Bedenken angemeldet. Die SPD-Spitzenkandidatin Fran­zis­ka Giffey hatte sich bereits gegen eine „Migrantenquote“ ausgesprochen.

Anderen, wie dem Migrationsrat Berlin, geht der Entwurf hingegen nicht weit genug. So begrüßte Geschäftsführer Koray Yılmaz-Günay zwar die Quote an sich. Durch die Fixierung auf das Merkmal Migrationshintergrund würden aber andere Menschen mit Rassismuserfahrung, etwa schwarze Deutsche oder Sinti, nicht von ihr profitieren.

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64 Kommentare

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  • 0G
    04105 (Profil gelöscht)

    Kurz und knackig: "Unter Gesetz versteht man inhaltlich (materiell) jede Rechtsnorm, welche menschliches Verhalten regelt." (de.wikipedia.org/wiki/Gesetz).

    Es ist doch so: Regeln werden immer dann aufgestellt, wenn ein bestimmtes Verhalten nicht aus freien Stücken gezeigt wird (ansonsten wären sie nicht notwendig).

    Es wundert mich schon, dass der RRG-Senat bisher nicht in der Lage gewesen sein sollte, bei seinen Bezirksverwaltungen, Beamten etc. durchzusetzen, dass niemand wegen seiner Herkunft benachteiligt wird.

    Natürlich ist es auch möglich, dass Personalabteilungen in den Bezirken, bzw. dessen Beamte bisher offensichtlich gegen bereits bestehende Regelungen verstoßen, was für mich bedeutet, dass die Personalabteilungen nahezu vollständig von voruteilsbehafteten und migrantenfeindlichen Menschen besetzt sind (ehrlich gesagt, kann ich mir das nicht so wirklich vorstellen). Aber wenn es so sein sollte, ist man wieder bei der Verantwortung des RRG-Senats.

    Oder aber - schwer zu glauben, aber nicht auszuschließen - dass es vielleicht nicht genügend qualifizierte Menschen mit dem gewünschten Hintergrund gibt, um diese Positionen zu besetzen.

    Sollte es so sein, dass es tatsächlich genügend qualifizierte und bisher nicht berücksichtigte Bewerber geben sollte, schlage ich vor, dass Berlin vielleicht erst einmal seine Verwaltung - insbesondere seine Personalabteilungen - aufräumt, anstatt wegen eines nicht wirklich hilfreichen Gesetzes mit überwiegend deklaratorischem Charakter die nächste Klatsche vor einem wie immer gearteten Verfassungsgericht zu kassieren.

  • Ein solches Gesetz wäre zweifelsfrei verfassungswidrig. Es ist in GG §3 ja ziemlich eindeutig geregelt das niemand aufgrund seiner Herkunft benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Lediglich Menschen mit Behinderung dürfen wegen dieser bevorzugt behandelt werden.

    Von dem Vorschlag anderer Foristen anonymisierte Bewerbungsverfahren einzuführen bin ich grundsätzlich angetan. Allerdings sollte man sich auch hier keine falschen Vorstellungen von den Auswirkungen machen.



    In Australien wurden derartige, gesetzliche Regelungen wieder abgeschafft, weil diese dazu führten, dass Frauen schlechtere Chancen im Bewerbungsprozess hatten als zuvor. Die größten Profiteure waren Männer mit erkennbarem Migrationshintergrund. Im Sinne dieses Vorschlages wären die Maßnahme also vermutlich wirksam.

    • @Julius Anderson:

      "In Australien wurden derartige, gesetzliche Regelungen wieder abgeschafft, weil diese dazu führten, dass Frauen schlechtere Chancen im Bewerbungsprozess hatten als zuvor."



      Interessant... wurde untersucht, woran das liegen könnte?

  • Alte, weiße Männer hassen diesen Trick.

  • Als wenn es Migranten in Deutschland nicht schon schwer genug hätten - jetzt will man ihnen auch noch den ÖD in Berlin antun...

  • Wieviele der Zweifler*innen und Gegner*innen einer Quote sind weiß und männlich? ;-)

    • @Uranus:

      Wieviele Deutsche mit Migrationshintergrund sind weiß und wurden noch nie Opfer von Rassismus? Gibt es nämlich auch. Oder glauben Sie, Ingo Zamperoni musste wegen seines italienischen Vaters sehr leiden oder Markus Lanz, der nicht mal deutscher, sondern ganz und gar italienischer Staatsbürger ist? Was ist mit dem dänischstämmigen Bürgermeister von Rostock? Ein Migrant reinsten Wassers. Mal davon abgesehen: sind Menschen mit zB türkischer Herkunft eigentlich tatsächlich nicht weiß? Wie Nichtweiß kann man sein, wenn man rein optisch auch Spanier sein könnte?

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Fleischesser haben sie vergessen.



      Weiß, männlich und Fleischesser.



      Weiß und männlich ist man - kann man nichts gegen machen - kann man nichts vorwerfen - aber Fleisch essen....

      Hab übrigens nichts gegen eine Quote, hätte ich für Ostdeutsche in Führungspositionen im öffentlichen Dienst auch gern gehabt - war aber nicht. Musste Ossi in den Westen migrieren, wenn er Karriere machen wollte.

      Der damalige Innensenator von Berlin sagte damals zu uns, seid froh, das ihr hier in Freiheit leben dürft. Da hat sich scheinbar bis heute nichts geändert im Westberliner Mief.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Diese Frage stellt sich nicht. Warum ist von Interesse, ob weiße, männliche Marrokaner, Türken, Spanier oder Chinesen, die schon 60Jahre hier leben oder hier geboren wurden, an der Quote zweifeln?

    • @Uranus:

      Die Antwort ist 42

    • @Uranus:

      Die meisten, ganz sicher!

      Weil vor allem diese Gruppe sich für Politik interessiert. :P

      Merke: Statistiken lügen, mal mehr, mal weniger.

      • @Fabian Wetzel:

        Nach obigen Antworten an dieser Stelle eine längere Ausführung:



        Meine Frage ist kurz und birgt Verkürzung und damit auch Unzutreffendes in sich. Worauf sie abzielen sollte, ist: die eigene Position kann eigene Privilegien widerspiegeln. Wobei die aufgezählten nicht die einzigen sind. Jedenfalls kann aus einer sehr privilegierten Position heraus übersehen werden, dass Mitmenschen mit anderen sozialen Status nicht den gleichen Weg in gleiche Positionen haben, dass Erlangung von höheren Positionen anderen schwerer gemacht wird und viele diese gar nicht erreichen bzw. für diese nicht in Betracht gezogen werden. Hieraus kann mensch zu einer Meinung verleitet werden, dass Quotierungen unnötig seien und dass eigene Privilegien bedroht wären. Tatsächlich können Quotierungen zuvor genannten benachteiligenden Prozessen entgegenwirken.



        Anmerkung: mit weiß ist nicht die Hautfarbe gemeint sondern die privilegierte Position innerhalb Rassismus. Ein weißer Deutscher mit dänischen Eltern wäre nicht von Rassismus betroffen sondern potenziell von antidänischen Ressentiments. Im Kontext der Debatte um Quotierung kann Migrationshintergrund in Einzelfällen irreführend sein.



        Eine andere Diskussion, die ich wichtiger finde, ist die über das System, über die Gesellschaftsform, in die die Positionen integriert sind, die in den Ämtern widerspiegelt werden und die durch die Ämter verwaltet werden. Wie gerecht ist dieses System? Welche Gerechtigkeit können diese Ämter schaffen, welche nicht?

        • @Uranus:

          Aber wie soll es denn dann praktisch gehen? Weiße, blonde Dänen sind nun mal Teil der 35 Prozent Migranten in Berlin. Ich hoffe doch, dass nicht allen Ernstes Hautfarbenskalen zum



          Zuge kommen. Oder wird der “Migrationsrat” Experten entsenden, die anhand des Aussehens entscheiden, wie stark man von Rassismus betroffen sein müsste? Gibt es dann Ranglisten nach dem Motto “Am diskriminiertesten Schwarze, gefolgt von Kurden (da oft von Türken diskriminiert), dann Türken, dann Araber....”. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Aber ich sehe bei der praktischen Umsetzung wirklich massive Probleme und ich fürchte, dass die Quote, die die Linke und Koray Yilmaz-Günay (der selbst mal Kandidat der Linken war, übrigens) fordern, überhaupt nicht zu Ende gedacht ist. So, wie sie jetzt gefordert wird, nämlich pauschal 35 Prozent Migranten, ergäbe sie an allen Ecken und Enden Probleme und neue Ungerechtigkeiten. Migrationshintergrund ist nun mal kein so simples und einseitiges Merkmal wie Frau.

        • @Uranus:

          Reden wir hier auch vom Grünflächenamt oder der Parkraumbewirtschaftung?

  • Wenn ich den Ansatz sehr, wird mir schlecht. Ein solches Gesetz wird ohne Anpassung bestehender Gesetze und der Landesverfassung einfach vom LVG kassiert.



    Warum nicht Einstellungsentscheider sensibilisieren und schulen?

    • @Andi S:

      Gerade im öffentlichen Dienst lassen sich mit etwas Intelligenz eine Gruppe Einstellungsentscheider bilden, die auch das Problem des Besetzungsklüngels lösen könnten.

  • Derlei (oder eine Form von Förderung des Berufszugangs für Menschen mit Migrationsgeschichte) wünsche ich mir auch für unsere Bildungslandschaft. Wir haben eine sehr weiße, homogene Lehrerschaft...

  • Neuester Quotenrenner der Lifestyle-Linken.



    Wie schon bei den Paritätsgesetzen, dürfte das als Pleite vor Gericht enden.



    Wie unten schon erwähnt, sind anonymisierte Bewerbungen ein probateres Mittel.

  • Wenn die Bevölkerung immer mehr und womöglich unreflektiert, jedoch mit guter Absicht, eingeteilt wird in Gruppen und Untergruppen, differenziert nach z.B. schwul, lesbisch, hetero, POC, Migrationshintergrund, Frau, Mann, katholisch, islamisch, evangelisch, behindert, nicht behindert, geimpft, nicht geimpft usw. usw., dann hat man womöglich mit Art. 3 des GG wenig am Hut. Der lautet:

    (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

    (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

    (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

    Hier ist aus guten Gründen in Abs.2 bestimmt, dass der Staat die Gleichberechtigung von Männern und Frauen fördern und bestehende Nachteile beseitigen soll.

    Aber in Abs. 3 wird auch deutlich gesagt, dass niemand wegen seiner ..... benachteiligt und BEVORZUGT WERDEN DARF.

    Ich bin davon überzeugt, dass die bewusste Hervorhebung bestimmter Merkmale weder Rassismus noch Benachteiligungen beseitigen kann.



    Im Gegenteil: sie begibt sich -wenn auch aus anderen Gründen- auf das Unterscheidungsniveau von Rassisten.



    Es gibt z.B. bei Bewerbungen um einen Job andere Möglichkeiten der gerechten Verteilung auch unter Berücksichtigung der Qualität der BewerberInnen.

    • @Rolf B.:

      Aber da kommt es jetzt sehr darauf an, wie man Bevorzugung & Benachteiligung interpretiert. Ist Unterscheiden schon Benachteiligung? Oder darf man Merkmale, aufgrund derer benachteiligt wird (Frau-sein, z.B.) dazu benutzen um "bestehende Nachteile" zu beseitigen?

    • @Rolf B.:

      Volle Zustimmung, da ist nichts mehr anzufügen.

  • "Nur bei gleicher Qualifikation und Punktzahl wird am Ende der Mensch mit Migrationshintergrund bevorzugt" - das klingt so, als ob bis heute bei gleicher Qualifikation und Punktzahl fast immer der "Biodeutsche" Bewerber zum Zug kam. Sollten gerade Berliner Behördenchefs so konservativ und borniert sein? Das ist schwer zu glauben.

    Und wie oft kommt das überhaupt vor, das exakte Punktgleichheit besteht? Da muss das Punktesystem schon extrem einfach gestrickt sein. Ein überlegener Bewerber mit Migrationshintergrund musste ja auch schon bisher bevorzugt werden - eigentlich eine Selbstverständlichkeit...

    • @Winnetaz:

      Finde ich eigentlich nicht so schwer zu glauben.

  • regelungen daher (obwohl sie gut gemeint sind) der Emanzipation schlussendlich eher ab- als zuträglich sind. Bewerbung ohne Name und Lichtbild! Das wäre gerecht!

  • Ich halte mich für einen emanzipierten Mann, aber (oder gerade deswegen!) treibt es mir wenn die Zornesröte ins Gesicht, wenn ich solche Vorschläge höre. Hier meine These: Dieses alberne Quotenspielchen (ob Frauen, Migranten, etc) ist gut gemeint, wird aber der Emanzipation nicht nur nicht helfen, sondern ihr schaden! Warum? Weil ich altes Unrecht nicht mit neuem kitten kann. Der momentane Zustand, dass Migranten und Frauen unterrepräsentiert sind, ist ungerecht und schwer erträglich. Es ist das Ergebnis einer strukturell diskriminierenden Umwelt. Ich denke also, es wäre höchst wünschenswert, wenn es eine annähernd paritätische Repräsentation von Frauen, Migranten und anderen unterrepräsentierten Gruppen gäbe. Es jedoch mit Quoten herstellen zu wollen ist deswegen ungerecht, weil in realiter alle Menschen um Arbeitsplätze miteinander konkurrieren müssen (ich finds ja scheiße, aber so läuft die Nummer). Wenn jetzt immer mehr Quoten eingeführt werden, schaffe ich Ausschlussgründe für Arbeitnehmer, die schlicht in ihrem Geschlecht, ihrer Abstammung oder ihrer Religion begründet sind und schaffe damit diskriminierte Menschen, die weil sie diese Merkmale nicht erfüllen, deutlich geringere Aussichten haben den Job zu bekommen. Diese Person ist zu Recht wütend, wenn ihr auf diese Weise Türen verschlossen bleiben. Es stimmt zwar, dass es jahrhundertelang umgekehrt exakt diese Diskriminierung gab, allerdings wird in der Vergangenheit nichts besser, wenn ich heute (nur mit umgekehrten Vorzeichen) neues Unrecht schaffe! Dem weißen heterosexuellen Mann nutzt es gar nichts wenn er STATISTISCH in der bevorteilten Gruppe ist. Diese Menschen haben doch auch ein Anrecht darauf einen fairen Zugang zur Arbeitswelt zu haben... wenn sie auf Grund ihrer Merkmale nicht in Betracht kommen ist es schlicht diskriminierend, weiter nichts. Und es wird neue Abwehrreaktionen hervorrufen. Meine These ist also, dass Emanzipationdurch durch neue Diskriminierung nicht erreicht werden kann und Quoten

    • @Minikeck:

      Aber ist es denn ueberhaupt altes Unrecht was wir da zu kitten versuchen? Oder einfach heutiges Unrecht? Soll heissen: es geht doch darum, dass wir Strukturen, die auch heute noch zu Ungleichbehandlung fuehren, durchbrechen & veraendern. Das heisst, die Quote ist dazu da, dem Vorteil den Sie als Mann haben entgegenzuwirken. Wenn der Chef Sie bei gleicher Qualifizierung also eher einstellen wuerde als die Frau, die sich auch beworben hat, einfach weil Sie ein Mann sind, dann soll dem jetzt entgegengewirkt werden. Wenn Sie einen guten Vorschlag haben, wie man das machen kann ohne Quote, faende ich das auch gut. Aber wenn es ohne nicht geht, ist es dann zu vertreten, dass den Normen, die zu der Benachteiligung von Frauen & Menschen mit Migrationshintergrund fuehren, nichts entgegengesetzt wird? Kann ja sogar sein, dass die Quote auch mal ungerechte Auswirkungen hat: aber ohne Quote bleiben eben auch Ungerechtigkeiten--wie kann man dann rechtfertigen, dass man die nicht effektiv bekaempft?

  • "Durch die Fixierung auf das Merkmal Migrationshintergrund würden aber andere Menschen mit Rassismuserfahrung, etwa schwarze Deutsche oder Sinti, nicht von ihr profitieren."



    Ist Rassismuserfahrung nun schon bei der Geburt verankert? Eine Erfahrung, so weiß ich aus Erfahrung, muss man erleben vulgo erfahren.Hier wieder eine Unterscheidung und Abstufung für Leute einzuführen, die schwarz sind und von Geburt die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, um diese von Leuten mit Migrationshintergrund (ab welcher Generation ist die nicht mehr vorhanden?) ist falsch und diskriminierend und deshalb abzulehnen. Da möge sich Herr Yılmaz-Günay etwas treffenderes einfallen lassen.

  • " wenn die entsprechende Abteilung mit Integration/Migration zu tun hat – oder Personal fehlt."



    Wenn Personal fehlt? Ja wann denn sonst? Personal wird eingestellt, nicht weil man zu viel haben muss, sondern eben weil es zu wenige für die zu erledigenden Aufgaben sind. Persnal fehlt -> Einstellungen!



    OMG!

    • RS
      Ria Sauter
      @Lars B.:

      Zustimmung! Das ist so naiv, fast schon zum.lachen.

      • @Ria Sauter:

        In den Verwaltungen arbeiten viel zu viele Menschen. Da sollte man mal mit eisernem Besen durchfegen. So wie es in der Wirtschaft auch passiert.

  • "es sei denn, dem steht ein anderes Gesetz entgegen, etwa das Landesgleichstellungsgesetz“, erklärte die Senatorin. Letzteres regelt die Förderung von Frauen im öffentlichen Dienst."



    Und das toppt alle anderen Gesetze? Wo steht das? Was, wenn nun die Migrationshintergrundquote die nächsten hundert Jahre nicht erfüllt werden würde, weil nur noch "biodeutsche" Frauen genommen werden können?



    Nein, ich halte nichts von irgendeiner Quote. Bewerbungen anonym und ohne Foto war mal laut zu vernehmen, um die Chancengleichheit zu gewähren. Prima Ansatz, der jetzt aus verschiedenen Gründen (diese/jene/welche Quote) wieder fallengelassen werden muss?



    Fragen über Fragen...

  • Es gibt zwei grundsätzliche Probleme mit solchen Quoten:



    1. Die Abgrenzung: Wer ist Fra , wer Migrant, wer LGBT, wer behindert etc.? Da gibt es nie eine klare Grenze und wo inmer man Grenzen mehr oder weniger willkürlich zieht, schafft man neue Ausgrenzung.



    2. Wenn man dennoch solche Gruppen definiert und feststellt, dass bestimmte Gruppen besonders häufig benachteiligt sind, dann sagt das sehr wenig über den Einzelnen aus, weil die Benachteiligung nie gleich verteilt ist und selten alle Angehörigen dieser Gruppe betrifft. In den meisten Fällen dürfte das bedeuten, dass am meisten diejenigen von der Quote profitieren, die von der Benachteiligung gar nicht oder nur sehr wenig betroffen sind, während die wirklich Benachteiligtwn innerhalb und außerhalb der Gruppe leer ausgehen. Im schlinmsten Fall bedeutet dann eine erfolgreich umgesetzte Quote, dass die eigentliche Ursache der Diskriminierung nicht beseitigt wird, weil sie durch die Quote nicht mehr wahrgenommen wird.

  • Das einzig vernünftige, sofort umsetzbare und unbestreitbar effektivste Mittel: anonyme Bewerbungen. Kein Name, kein Bild, kein Geburtsort, kein Geschlecht. Nur die Qualifikation. Problem gelöst.

    • @Suryo:

      Und dann kommt das Bewerbungsgespräch...

    • RS
      Ria Sauter
      @Suryo:

      Das ist schon lange überfällig!

    • @Suryo:

      Wie sieht es mit der Angabe über das Vorliegen einer (Schwer-)Behinderung aus? Soll die, inklusive der Rechte des Menschen mit (Schwer-)Behinderung, wegfallen?



      Und spätestens bei den Sprachkenntnissen, wenn nicht schon bei der bisherigen Laufbahn (ob beruflich oder schulisch), lässt sich dann doch wieder etwas vermuten. Oder auch alles weglassen?

  • Es wäre schon geholfen, wenn wir mal ehrlich sagten, wen wir wirklich meinen, wenn wir von Migrant_Innen sprechen. Denn natürlich denkt bei dem Wort niemand an Menschen mit einem italienischen Vater oder einer dänischen Mutter oder auch nur an einen eingebürgerten Amerikaner. Das alles sind aber Beispiele für Menschen, die ganz offiziell einen Migrationshintergrund haben und in die Statistik einfließen. Seien wir ehrlich: wenn wir Migrant_Innen sagen, meinen wir Menschen mit türkischem, arabischen, afrikanischem, meinetwegen auch osteuropäischem, kurz: optisch sichtbaren oder anhand des Namens hörbaren Migrationshintergrund.

    • @Suryo:

      Mein Nachname ist original polnisch ,schwierig zu schreiben und auszusprechen. Ich war deswegen öfter schon das Ziel von Spott und Herabsetzung,bis heute! Leider wird trotz dieser zweifelsfrei vorhandenen Diskriminierung mein Migrationshintergrundes (Ururgroßeltern väterlicherseits) auch durch die beabsichtigte Regelung weiterhin nicht anerkannt! Das ist in meinen Augen ungerecht und seinerseits Diskriminierung!

  • Hallo,

    und was machen wir jetzt mit dem Grundgesetz ? Man lese § 3 und staune: „ … Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, ... benachteiligt oder bevorzugt werden. …“

    Nachlesen lohnt sich; die Abbrecherquoten an den Schulen und das Problem der Qualifikation angehen ebenfalls.

    Netter Gruß,



    Thomas Dräger, D-67098

  • Immer wieder wenn man im Umfeld auf das Thema Berliner Verwaltung kommt, dann fallen Schlagworte wie "dysfunktional" oder "Entwicklungsland" - schöne Initiative, aber m.E. geht das aktuell mächtig an den Baustellen vorbei, die es in Berlin gibt.

  • Ab wann zählt man denn als Mensch mit Migrationshintergrund - und woran erkennt man es? Wird Frau Koslowski eher den Job kriegen als Frau Hayali? Müssen beide Eltern aus dem Ausland stammen oder reicht ein Elter? Oder reicht gar ein Großelter?

    ne, ne, ne, die Berliner Landesregierung denkt mal wieder überhaupt nicht mit.

    • @John Farson:

      Als Mensch mit Migrationshintergrund zählt man, wenn mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsbürgerschaft geboren wurde. Die Definition ist gängig in den Sozialwissenschaften und dürfte auch in der Politik angekommen sein.



      Haben zwei Bewerber das Merkmal "Migrationshintergrund" werden diese nicht weiter anhand dieses Merkmals verglichen. Wie auch?

      Mich stört an der Idee unter anderem, dass jeder Bewerber mit deutscher Staatsangehörigkeit die Staatsangehörigkeit seiner Eltern bei Geburt nachweisen müsste, wenn er wollen würde, dass er das Merkmal "Migrationshintergrund" erhält, und dass man am Repräsentationsgedanken vorbeigeht, wenn nicht jeder Migrationshintergrund eine eigene Quote hätte, was die Sache aber mindestens in der Praxis ad absurdum führt.

      • @Devil's Advocate:

        Die Herkunft der Vorfahren nachweisen? Hm, das klingt doch wie...



        Ziemlich unappetitlich!

        Die Linke scheint sich aber auch für nichts mehr zu schämen.

        Außerdem: Das Merkmal "Frau" soll also noch vor dem Merkmal "Migrant" stehen. An welcher Stelle werden dann Menschen mit dem Merkmal "Behindert" einsortiert? Wo ordnet sich "Intersexuell" ein? Und hätte man als auf dem Arbeitsmarkt benachteiligter Mensch mit den Merkmalen "Vorbestraft", "Drogensüchtig" oder "Langzeitarbeitslos" am Ende auch gute Chancen auf einen Verwaltungsjob?



        Wieviele Zeilen mit "Merkmalen" sollte ein Lebenslauf optimalerweise enthalten?

        Ich kann mir ein Kopfschütteln nicht verkneifen. Das ist Realsatire vom Feinsten.

    • @John Farson:

      Ganz einfach: als Deutscher mit Migrationshintergrund zählt offiziell, wer selbst oder bei wem mindestens ein Elternteil bei Geburt eine andere Staatsbürgerschaft hatte als die deutsche. Mutter aus Österreich? Migrant. Eltern schon bei Geburt deutsch, da sich schon die Großeltern aus der Türkei hatten einbürgern lassen? Nicht Migrant.

  • Eigentlich lohnt es den Kommentar nicht, denn ein solches Gesetz wird - falls es den Wettstreit der unterschiedlichen Lobbys überlebt, kein Jahr dem OVG standhalten...

  • Es heißt doch, dass die Frage 'woher kommst du wirklich', unangebracht und rassistisch ist. Plötzlich soll nun aber die Herkunft als wichtiges Merkmal gelten. Erinnert an schlimme Zeiten, und dass dies mit umgekehrten Vorzeichen geschieht, macht es das nicht besser. Konsequenterweise müsste man dann noch die'eigentlichen' Herkunftsländer aufschlüsseln und gewichten, um zu vermeiden, zum Beispiel 100 Österreicher:Innen, aber nur eine Türkin einzustellen. Damit gehen wir zurück von einer offenen Gesellschaft zu einem Standesdenken.

  • 1G
    11758 (Profil gelöscht)

    Könnte man machen. Eine weitere Sache wäre auch, Menschen mit Migrationshintergrund (die nachweislich häufig über eine schlechtere Bildung aufweisen) zu qualifizieren. Dann würden diese Personen auf mittelfristige Sicht auch bessere Chancen in der Verwaltung u.ä. haben.

    • @11758 (Profil gelöscht):

      Es gibt sehr viel gut qualifiziertes Personal mit Migrationshintergrund. Das ist hier nicht das Problem.

  • Die Berliner Verwaltung kann einstellen wen sie will, an ihrer katastrophalen Ineffizienz wird das nichts ändern. Tolle Initiative, wirklich, aber wenn doch nur eine Verwaltungsreform mit der gleichen Begeisterung angestoßen würde.

    • @Goodfella:

      Was für eine Reform schlagen Sie vor? Für die gesamte Berliner Verwaltung oder nur einen Teil?

  • Das mit den Formulierungen in Stellenausschreibungen, damit sich möglichst viele Menschen angesprochen fühlen oder auch die Dokumentationspflicht warum die Personalentscheidung so getroffen wurde finde ich eine positive Sache.

    Ob die nächste, zusätzliche Quote wirklich hilft, kann ich mir nicht vorstellen. Vielleicht wäre es sinnvoll, in der Stadtverwaltung oder gleich flächendeckend anonymisierte Bewerbungen einzuführen

    • @Vroni M.:

      In Auswahlvermerken muss schon jetzt die Entscheidung begründet werden. Die Beschäftigtenvertretungen gucken auch nochmal drüber.

      Wie sollen anonymisierte - wie stark anonymisiert? - Bewerbungen Ihrer Meinung nach aussehen?

    • @Vroni M.:

      Auswahlgespräche sind nie anonym.



      Und die Probezeit erst recht nicht...

  • "Durch die Fixierung auf das Merkmal Migrationshintergrund würden aber andere Menschen mit Rassismuserfahrung, etwa Schwarze Deutsche oder Sinti, nicht von ihr profitieren."

    Fragen über Fragen.



    Wenn zB Schwarze Deutsche keinen Migrationshintergrund haben.



    Oder wenn der Migrationshintergrund abgeschwächt ist, zB in der dritten Generation.



    Oder durch Heirat mit Biodeutschen. Die KInder haben dann nur eine 17,5% Quote.



    Wird es verpflichtend, bei der Bewerbung Migrationshintergrund anzugeben?



    Oder soll das aus dem Namen erschlossen werden.

    Das historische Argument ist aber mit am besten: Die waren jetzt hunderte Jahre dran, jetzt muss es jemand anders sein.



    Kann man beliebig ausdehnen. Wird aber nicht besser.

    • @fly:

      "Wird es verpflichtend, bei der Bewerbung Migrationshintergrund anzugeben?"

      Wohl eher wie bei (Schwer-)Behinderung freiwillig, im Sinne von "Willst du die Rechte in Anspruch nehmen, musst du das Vorliegen des Merkmals angeben/nachweisen."

      Bzgl. Migrationshintergrund: Ein Elternteil, der ohne deutsche Staatsbürgerschaft geboren wurde, genügt.

    • @fly:

      Geht ja darum, Diskriminierung entgegenzuwirken; also stellt sich die Frage, wie man die heutigen Diskriminierungsmuster am besten einfängt. Deshalb finde ich es Quatsch von 17.5% Quote zu reden oder anders zu versuchen, das ins Absurde zu ziehen. Und was ist an dem historischen Argument falsch? Präziser ausgedrückt heisst es ja nur: Privilegien, die auf Mann-sein oder Weiß-sein beruhen, abschaffen.

      • @loco15:

        Mir fehlt in den Ausführungen zur Begründung des Gesetzes ein belastbarer Beleg, dass es sich überhaupt um Diskriminierung handelt. Schließlich haben die Initiatoren selbst dargelegt, dass in einigen Bereichen der Verwaltung (z.B. der Polizei) die Quote bereits überschritten ist. Wie viele Bewerbungen gibt es? Wie viele davon werden abschlägig beschieden? Sind es deutlich mehr, als bei vergleichbaren anderen Gruppen ("Bio-Deutsche")?

        Alles das fehlt. So wird das Gesetz vor den Gerichten keinen Bestand haben...

      • @loco15:

        Weil es kein historisches Argument ist! Das Argument ist von heute, nicht von vor einhundert Jahren. Soviel schon mal zur Semantik.



        Weiterhin macht einem Bewerber das auch nicht satt oder beruhigt ihn, zu wissen, dass es vorgeblich hundert Jahre anders gewesen sein soll.

        • @Lars B.:

          Okay, fair point: dann eben Argument zur historischen Ungerechtigkeit.

          Aber was den Bewerber satt macht oder ihn beruhigt--was tut das jetzt zur Sache? Es geht ja nicht darum, dass weisse Maenner jetzt diskriminiert werden sollen, sondern darum, die Vorteile des Mann-seins & des Weiss-seins abzuschaffen: also bestehende Privilegien bzw. bestehende Benachteiligungen auszuräumen. Wenn ein Mann also bisher immer den Vorteil genossen hat, bei gleicher Qualifikation Frauen vorgezogen zu werden, dann soll das jetzt nicht mehr so sein. Weil sich aber festgefahrene Strukturen nicht immer dadurch aendern lassen, dass man alle nett drum bittet, jetzt doch bitte mal das Diskriminieren sein zu lassen, muss man eben manchmal nachhelfen, bis sich neue gesellschaftliche Normen zu Gleichberechtigung durchgesetzt haben. Und dafuer braucht man dann die Quote, oder?

      • @loco15:

        "...was ist an dem historischen Argument falsch?"

        Alles.

        "Präziser ausgedrückt heisst es ja nur: Privilegien, die auf Mann-sein oder Weiß-sein beruhen, abschaffen."



        Mich würde präzise interessieren, welche Privilegien ein weißer Berufsanfänger von zwanzig Jahren in den "letzten Hunderten Jahren" bitteschön gehabt haben soll.

        • @Encantado:

          Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und Herkunft am Arbeitsmarkt ist ja sozialwissenschaftlich zur Genuege nachgewiesen. Und wenn Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund diskriminiert werden, dann heisst das doch, als Mann werden sie bisher bei gleicher (und oft bei geringerer) Qualifikation trotzdem bevorzugt = Privileg, wuerde ich sagen.

      • @loco15:

        @Loco15 Historische Argument finde ich schon sehr kritisch. Was können die Leute heute dafür? Ich müsste dann auch alle Frauen und Migranten heute von der Quote ausschließen, weil sie mit dem Blick von in 1 oder 2 Generationen mit Sicherheit heute Dinge verletzten, die man dann als nicht mehr erträglich ansehen wird, auch wenn wir noch nicht wissen können welche. Kann man ihnen das heute ankreiden?

        Diskriminierung müsste auch klarer definiert werden. Ein Migrant, der Sohn eines hohen Diplomaten ist und dessen Familie sehr vom interkontinentalen Handel profitiert hat ... ist der diskriminiert? Wenn nicht - können dann nicht auch arme Deutsche diskriminiert sein? Ich denke das Hauptargument kann nicht Diskriminierung sein, weil das schnell in eine absurd andere Richtung laufen könnte. Dann müssten auf einamal abgehängte männliche AFD-affine Kreise gefördert werden oder ähnliches. Es geht darum eine neue Gesellschaft aufzubauen, die sich möglichst an globalen Maßstäben orientiert und an der möglichst alle Menschen dieser Welt mitmachen wollen. Irgendwas in dieser Richtung zumindest. Das sollte auch so im Vordergrund stehen, sonst wird man es nie erreichen.

        • @Markus Michaelis:

          Ja, die Sorge kann ich verstehen. Aber ich glaube, sie beruht auf einem Missverstaendniss: Es geht nicht darum, zu sagen: Die Maenner von heute sind an der Diskriminierung von gestern schuld. Waere ja auch Quatsch. Es geht darum festgefahrene gesellschaftliche Normen aufzubrechen, die dazu fuehren, dass Maenner als Maenner auch heute noch bevorzugt behandelt werden.

  • Der Teufel einer solchen Quote steckt doch im Detail. Frauen kann man äußerlich oder am Namen halbwegs gut identifizieren, aber Migranten? Wer zählt dazu? Deutschland hat ja Erfahrung mit Ahnenforschung und wird dazu sicher eine mächtige Behörde schaffen und entsprechende Kennzeichen ausgeben. Mal sehn, wer dann noch ohne Migrationshintergrund ist.

    Broder hat dazu auf Weltonline eine schöne Replik geschrieben. Mehr ist dazu nicht zu sagen.