piwik no script img

Linken-Politikerin über Schulpflicht„Manche Kinder geben auf“

Die Vorsitzende der Hamburger Linksfraktion, Sabine Boeddinghaus, fordert eine Diskussion über Alternativen zur Schulpflicht.

Lernen im Klassenraum: Dazu soll es Alternativen geben Foto: dpa
Kaija Kutter
Interview von Kaija Kutter

taz: Frau Boeddinghaus, soll die Schulpflicht abgeschafft werden?

Sabine Boeddinghaus: Nein. Aber ich möchte eine Debatte darüber führen, was die Schulpflicht mit der Schule macht.

Warum ist das für Sie ein Thema?

Die Linke kämpft schon lange für eine Schule, die den Bedürfnissen der Kinder gerecht wird. Kinder machen im Alltag oft die Erfahrung, nicht am richtigen Ort zu sein. Es gibt Eltern, die erleben, dass ihre Kinder aufgeben und dort nicht mehr hin wollen. Wir planen die Tagung mit der Initiative „Frei sich bilden“, dort sind betroffene Eltern.

Laut Programm soll auf der Tagung am 28. und 29. September die Öffnung der Schulpflicht diskutiert werden.

Ich möchte, dass die Schulpflicht so geöffnet wird, dass es nicht zu Repressionen kommt, wenn Kinder und ihre Eltern feststellen, dass die Schule nicht der richtige Lernort ist. Ohne dass Kinder psychiatrisiert werden, ohne dass Eltern die Rückmeldung bekommen, in der Erziehung ihrer Kinder versagt zu haben.

Wie sollte der Staat reagieren?

Die Kinder sollten alternative Angebote bekommen, etwa kleine Lerngruppen bei freien Trägern. Die gibt es ja in Hamburg. Nur eben erst, nachdem man einen langen Weg zurückgelegt hat, bis zu der Angst hin, dass das Sorgerecht entzogen wird. Wir haben da gerade einen Fall in Hamburg, wo ein Kind den Eltern weggenommen wurde.

Führt die Art der Durchsetzung der Schulpflicht zu Leid?

Im Interview: Sabine Boeddinghaus

61, ist Erziehungswissenschaftlerin, Schulpolitikerin und Vorsitzende der Linksfraktion Hamburg

Sie verstärkt das Leiden. Es ist ja eine Leidensgeschichte, wenn man feststellt, die Schule ist nicht der richtige Ort. Dann können Kinder und Eltern aber nicht sagen: „Gebt uns einen anderen Ort.“ Sondern sie müssen erst mal klein beigeben und sagen: „Ich hab versagt.“ Dann erst gibt es Notlösungen.

Welche Repressalien müssen sie über sich ergehen lassen?

Bußgeldverhängungen, Jugendarrest. Es gibt eben sogar Entzug des Sorgerechts. Da werden Kinder ins Heim gebracht. Das sind Realitäten, die sprechen sich rum. Nun wollen Eltern sich vernetzen und Alternativen diskutieren – deswegen die Tagung.

Die Fachtagung

„Schulpflicht? Schulzwang? Recht auf Bildung!“, 28. und 29. September, Hamburger Rathaus, Kaisersaal

Wie viele Betroffene gibt es?

Von etwa 200 ist offiziell bekannt, dass sie im weiten Feld des Schulabsentismus registriert sind. Es gibt eine bundesweite Vernetzung von diesen Eltern, die sagen: „Wir wollen uns nicht mehr psychiatrisieren lassen, wir wollen uns nicht demütigen lassen.“ Und sie wollen den Spagat zwischen Einhaltung der Schulpflicht, dem Willen ihrer Kinder und gewaltfreier Erziehung ein Stück auflösen. Weil das Eltern krank macht.

Muss die Schulpflicht nicht so hart durchgesetzt werden? Sonst fallen die Kinder, die zu Hause kein so tolles Angebot haben, durchs Raster.

Es ist ein heißes Eisen. Als ich mich das erste Mal mit den Eltern zum Gespräch traf, hatte ich nie hinterfragt, dass wir in Deutschland Schulpflicht haben. Wenn man sich aber in Europa umguckt, ist Deutschland in der Minderheit. Sehr viele Länder wie England, Frankreich und die Schweiz haben eine Bildungspflicht, eben nicht die Schulpflicht. Das heißt: nicht die Pflicht, im Schulgebäude den Ort des Unterrichts zu haben. Man kann auch außerhalb der Schule Lernorte schaffen.

Geht die Schul-Ablehnung von Kindern oder Eltern aus?

Die Eltern, mit denen ich Kontakt habe, sagen, sie haben im guten Glauben ihre Kinder in die Schule geschickt und dann feststellen müssen, dass ihre Kinder aus unterschiedlichsten Gründen krank wurden, bis hin, dass sie sich verweigert haben. Es gibt auch Eltern, die von Anfang an die Haltung haben, ihren Kindern anzubieten, alternativ zu lernen. Das steht aber für mich nicht im Fokus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

88 Kommentare

 / 
  • 9G
    97684 (Profil gelöscht)

    "Kinder machen im Alltag oft die Erfahrung, nicht am richtigen Ort zu sein. Es gibt Eltern, die erleben, dass ihre Kinder aufgeben und dort nicht mehr hin wollen...



    Wie wahr!



    Ich selber habe ähnliche Erfahrungen als Schüler gemacht.



    Kam nur durch wegen loyalen Eltern und den paar Lehrern - selten wie ein Stern am Tag- in 14 Jahren Schulzeit und mit"Augen zu und durch".

    Die Schule- damals wie heute: EinOrt um die zukünftigen Leistungskrüppel zu züchten .Ganz im Sinne der" demokratischen Werteordnung ".Du sollst deine Steuererklärung ausfüllen und dein Kreuzchen alle paar Jahre machen können .Und den Mehrwert schöpfen . Und ganz demokratisch - deine Klapfe halten.

  • Weltweit gibt es die Unterrichtspflicht! In den USA und Kanada wird Hausunterricht staatlicherseits finanziell belohnt, in Deutschland gibt es den Schulgebäudeanwesenheitszwang! Ob das Kind in den überfüllten Lärmhöllen, bedroht und gemobbt von den MitschülerInnen, über- oder unterfordert vor die Hunde geht in den deutschen Schulknästen ist egal! Was nicht passt wird passend gemacht! Wer sich verweigert, den erwartet ein sehr deutsches Verfahren, das im Faschismus (Reichsschulpflichtgesetz 1938) erfunden wurde: Eltern ins Gefängnis, Kinder ins Kindergefängnis (Jugendarrest) oder Heim, zu Pflegedaddies oder in die Psychiatrische Abteilung des UKE, um mit Psychopharmaka wieder auf Staatslinie gebracht zu werden.



    Jedes Jahr nehmen sich viele Kinder das Leben, meistens hat die Schule damit zu tun. Viele Familien die es sich leisten können verlassen Deutschland nach Frankreich, England, Schweiz und Österreich wo Eltern und Kinder freie Menschen sind, wo sie die Wahl haben zwischen unterschiedlichen Unterrichtungsangeboten: staatlichen Schulen, teilweiser staatlicher Beschulung, freien Schulen, Homeschooling, PrivatlehrerInnen, Fernschulen (Clonlara) usw. Sind Schweizer, französische und englische Kinder etwa schlechter gebildet als deutsche? Lächerlich!



    Deutschland wird seinen Faschismus nicht los!



    Und was sagt es über den Charakterund die berufliche von LehrerInnen aus, die es nötig haben ihre Klientel mit Polizeigewalt zu sich zerren zu lassen? Zum "lernen"! Deutsche LehrerInnen behaupten Kinder aus heeren Absichten quälen zu müssen. Sie bedienen sich dabei schamlos eines Gesetzes, das aus dem Faschismus stammt. Das macht sie selber zu solchen.

    • 9G
      97684 (Profil gelöscht)
      @Barrakuda:

      Sorry. Gibt's das Wort wirklich,



      "Schulgebäudeanwesenheitszwang"?



      Wenn ja, erklärt das wohl alles.

  • Mit den freien Schulen gibt es drei grundsätzliche Probleme:

    1) Nicht alle freien Schulen sind gut. Es gibt unter den freien Schulen auch schlechte Institutionen, wo die Schüler dann genauso unglücklich sind wie in der staatlichen Schule.

    2) Die bestehenden freien Schulen sind oft nicht in der Lage, die Nachfrage zu befriedigen. Meist gibt es lange Wartelisten, wo man nur Aussicht auf einen Schulplatz hat, wenn die Bewerbung mit 5 Jahren Vorlauf eingereicht wird.

    3) Dann wäre als drittes Problem noch die Schulaufsicht zu sehen, die ihre Aufgabe darin sieht, 1. das Angebot an freien Schulen möglichst gering zu halten und 2. dafür zu sorgen, dass in den freien Schulen nicht die pädagogischen Vorstellungen des jeweiligen Schulträgers, sondern die der Schulaufsicht verwirklicht werden. In der Praxis bedeutet das dann, dass viele Schulgründungsinitiativen ausgebremst und schikaniert werden.

    (Ich kenne einen Extremfall, da ist ein Mitarbeiter vom Bezirk Oberbayern einfach so in eine freie Schule marschiert, hat dort massiv den Unterricht gestört und Schüler derart runtergemacht, dass diese z. T. einen Nervenzusammenbruch bekommen haben. Hinterher hat er dann behauptet, das Ganze sei eine „unangekündigte Inspektion“ gewesen und die Schule wurde aufgrund des übergriffigen Verhaltens des Behördenmitarbeits geschlossen. Es folgten dann mehrere Dienstaufsichtsbeschwerden, die aber nicht bearbeitet wurden, woraufhin die Schulversammlung dann dem Behördenmitarbeiter ein Hausverbot erteilte.)

  • Ich verstehe diese Aufregung nicht.

    Bis zum 6. Lebensjahr meines Kindes ist es meine freiwillige Entscheidung, ob mein Kind eine Kita - frühkindliche Bildungseinrichtung - besucht. Ich schloss einen privatrechlichen Betreuungsvertrag ab. Der pädagogische Ansatz war modern. Alles war so weit gut. Die Angestellten hatten immer ein offenes Ohr und wenn mir etwas grundsätzlich gegen den Strich gegangen wäre, hätte ich mich für die Eigen-Betreuung entscheiden können, ohne mit der geballten Staatsmacht konfrontiert zu werden.

    Mit Einschulung meines Kindes:

    Mir wird das Aufenthaltsbestimmungsrecht teilweise entzogen, einschließlich Umgangsrecht.

    Mein Kind muss unter !allen Umständen! in Beziehung zu Staatsdienern aka Pädagogen stehen, sich einem 200 Jahre alten pädagogischen Ansatz unterwerfen und sich in maroden, teilweise bauggiftverseuchten Gebäuden aufhalten.

    Meine Pflicht: Nachwuchs abliefern



    Meine Rechte:?

    Der Grundsatz:



    Wer entscheidet, der haftet, ist hier ausser Kraft gesetzt.

    Na ja, jeder wie er will. Ich tue das ganz sicher nicht. Und ich werde ganz sicher auch nicht nach Frankreich, oder Tschechien oder Polen ziehen, um diesen Zuständen zu entkommen.

  • Gratuliere, stellt Frau Boeddinghaus ganz klar fest das sie die Schulpflicht mitnichten abschaffen will hat sie sich trotzdem die Mühe gemacht nicht nur philosophisch intellektuell Klugzuscheißern wie das sonst in Debatten über Bildung der Fall ist, sondern stattdessen denen zuzuhören die von der Schulpflicht betroffen sind. Die die versagen tun dies meist nicht am Stoff sondern daran dass sie aufgrund ihrer emotionalen, physischen oder geistigen Beschaffenheit nicht im Schulsystem mithalten können. Wie gesagt es geht nicht um den Stoff sondern um das was die Schule in ihrer Grundstruktur ausmacht. Eine Autorität bestimmt wann sich womit zu beschäftigen ist und vor allem geht es darum ihre vollkommen willkürlichen Bewertungen anzunehmen. Meist klappt das auch. Schließlich ist Erziehung hierzulande überwiegend darauf definiert das der Erwachsene weiß was richtig und falsch, wichtig und unwichtig ist und mit mehr oder weniger kruden Manipulationsversuchen das Kind dahin bringt das zu übernehmen. Sofern dürften die meisten Eltern mit der Schule eigentlich recht zufrieden sein. Sollte das aus irgendeinem Grund nicht klappen, so ist das Kind ein Problemkind und Schuld sind aus Sicht der Lehrer natürlich die Eltern oder etwas milder, die Genetik. Das Kind bekommt den Stempel psychatrisch geschädigt oder geistig behindert. Der Fehler wird auf jeden Fall nicht in der Schulstruktur gesucht. Wer einmal verstanden hat das Lernen effektiv funktioniert wenn intrinsische Motivation sich mit etwas zu beschäftigen auf ein Umfeld trifft das die entsprechenden Ressourcen bereitstellt, wird den Schulversagern dafür dankbar sein, dass sie den Wahnsinn von ich-weiß-was-gut-für-dich-ist mal vor Augen führen. Ich glaube allerdings das Frau Boeddinghaus dafür keinen Beifall erntet. Geht es doch politisch motivierten nicht um freies Denken sondern darum das ihre (richtige) Art frei zu denken von allen anerkannt wird. Dafür ist ein Schulsystem wie das jetztige perfekt geeignet.

  • Der Lösung für das Problem der Selbstaufgabe wäre man auch schon etwas näher gekommen, wenn man die Klassen kleiner gehalten hätte und mehr und vor allem psychologisch begabtere Lehrer angestellt hätte. So gänzlich unwirtschaftlich eben. Aber hey, die ganze Welt muß ja untergehen, wenn es dem Gott Wirtschaft dient.



    Privatschulen, die spezielle Lobbyinteressen (Religion, Elitedünkel, PR-Anstalt für einen Konzern oder für eine Stiftung, etc.) sind weniger dazu geeignet. Auch Heimunterricht ist kritisch zu sehen. Etwas Abstand zu den Eltern durch die Schule ist für Kinder, bei denen es zu Hause wenig romantisch zugeht, ganz angenehm und Lehren ist auch eine Tätigkeit, die nicht jeder kann.

    • @Hampelstielz:

      Reformpädagogische Ansätze finden Sie vor allem auf freien Schulen und nicht auf den staatlichen Schulen. Von dort aus kommen neue Idden, die den Monolithen Staatsschule beleben.



      Wenn Eltern für ihre Kinder beispielsweise einen Klassenverband von der 1 bis zur 10 Klasse für ihre Kinder suchen, der nicht schon nach der Grundschule in gute und schlechte Schüler aussiebt wie im staatlichen Modell, dann wird man dies nicht an staatlichen Schulen finden.

      Die Gebetsmühlenhaften Stories von den Elite- und Lobbyschulen haben schon lange nichts mehr mit der Realität an der überwiegenden Anzahl an freien Schulen zu tun.

      • @Rudolf Fissner:

        Nunja - en passant - weil mir zu eng.

        But. Wenn ich Ihre Beiträge ritardando lobbying priv.schools lausig hier da & anderwo so Revue passieren lasse - hm.



        Sanns scho aach ahn säähr amüsanter Gebetsmühlengeneralvertreter. Woll.



        Normal. Mit Zufallsgenerator!;)



        Njorp

        • @Lowandorder:

          Wenn Sie den Hinweis, das die Niederlande mit 70% freien Schulen und den besten Pisaergebnissen für Kinder aus armen Familien als Lobbying abtuen wollen, dann bin ich gerne Gegenlobby zu ihrer Präferenz des staatlichen Monolithen mit seinen schlechteren Ergebnissen.

    • @Hampelstielz:

      ich behaupte, wenn es zu Hause wenig romantisch zu geht, dass den Kindern Abstand von zu Haus gut täte, braucht die Familie Hilfe! Eine bloße Trennung wird den Umgang und die Beziehungen zu Hause nicht verbessern, das wäre aber wahnsinnig wichtig, dass die Kinder später, wenn sie vielleicht eigene Familien haben, überhaupt wissen wie es geht, und den Kreislauf von Gewalt, Vernachlässigung usw durchbrechen können. Aber auch das heißt in das Soziale, in die Familien zu investieren

  • Gab es in D mal eine Zeit, in der die Schulen zufriedenstellend für alle waren? Früher wurden die Kinder dort "erzogen", das haben die Eltern erwartet. Irgendwann wurde es antiautoritär, Lehrer und Schüler duzten sich, die Professoren an den Unis beschwerten sich, weil viele das Abitur hintergeworfen bekamen und an der Uni gesiebt werden musste.



    Der Beruf des Lehrers ist heute, ähnlich wie der der Stewardess, ein bisschen heruntergekommen.



    Die Kinder machen sich heute immer früher Sorgen um ihre Zukunft, woran liegt das??



    Ich finde, der Artikel bietet sehr gute Ansätze zum Nachdenken und geht in die richtige Richtung.

    • @Wuff:

      Eines kann so nicht stehenbleiben: Numerus Clausus und Aussieben an den Unis sind keineswegs darauf zurückzuführen, dass man vielen angeblich das Abitur geschenkt hätte.



      Ausgesiebt wurde an Unis schon immer, aber der Numerus Clausus war eine Reaktion auf geburtenstarke Jahrgänge und darauf, dass - wider Erwarten - vermehrt auch sogenannte Arbeiterkinder die Hochschulreife erreichten.

      • @Rainer B.:

        Sie haben natürlich Recht, ich habe ein bisschen verallgemeinert und der NC ist völlig in Ordnung. Genauso, dass eine Klausur die Möglichkeit des Durchfall(en)s mit sich bringt.



        Zu meiner Studienzeit in den Achtzigern gab es Durchfallquoten von z.B. 96 % in Mathe nach dem ersten Semester, was die Profs auf das hinterhergeworfene Abitur schoben. Wir befanden uns in NRW, wo damals die Gesamtschulen ihre Blütezeit hatten und genau das passierte. Die Gesamtschulen fanden damals alle klasse, heute würde man sie in ihrer damaligen Form gern vergessen.

        • @Wuff:

          Alle fanden die Gesamtschule klasse? Sicher nicht CDU, FDP usw..

          • @Uranus:

            In Gesamtschulen wird die Differenzierung zwischen den möglichen Bildungsgängen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) innerhalb einer Schule vorgenommen.

            Gegenüber der alten Aufteilung sind Gesamtschulen für Haupt- und Realschüler sicher besser. Aber es ist noch mehr drin an gemeinsamen Lernen als im Gesamtschulsystem

        • @Wuff:

          Das Problem sind doch weniger die Gesamtschulen, als vielmehr die Universitäten, die gern elitäres Gehabe mit einem hohen Standard verwechseln. Der Numerus Clausus ist eben gerade nicht in Ordnung, weil er im Wesentlichen nur Oberschichtprivilegien zementiert. Die Abiturnote sagt doch nach wie vor herzlich wenig über die Eignung der Kandidaten in Studium und Beruf aus. Das ist nichts anderes, als institutionalisierte Willkür..

          • @Rainer B.:

            Interessanter Punkt, aber damit weichen wir sehr von Thema ab. Obwohl - warum nicht NC und auch die Schulnoten abschaffen?



            In meinem ersten Beitrag wollte ich ja in einem Satz die Schule im Wandel der Zeit beschreiben bzw. anreissen, was kaum möglich ist. Nach vielen Höhen und Tiefen wäre es Zeit für eine radikale Veränderung des Schulsystems, aber das ist ein heisses Eisen und dagegen sind Politiker sehr allergisch.

            • @Wuff:

              Die Abweichung vom Thema beginnt bereits da, wo Sie die unbelegte und unbelegbare Behauptung aufstellen, dass „viele das Abitur hintergeworfen bekamen.“

  • Diese Veranstaltung war sehr wichtig, es ist Fakt, dass es vielen jungen Menschen in unseren Schulen schlecht geht, das darf nicht negiert werden und muss sich ändern. Wenn es für einen jungen Menschen nicht passt in einer Schule zu lernen, und er sich frei bilden möchte, darf das nicht bestraft werden, immerhin haben junge Menschen ein Recht auf Bildung, und diese muss ihren Bedürfnissen gerecht werden, Schule wird es häufig nicht. Selbstverständlich sind Institutionen für Bildung wichtig, aber um diese gut zu gestalten, muss verstanden werden wie Menschen überhaupt lernen, wie Lernen funktioniert (ich empfehle das Buch "Befreit Lernen" von Peter Gray) und wie genau die Bedürfnisse der jungen Menschen aussehen. Auch das war Schwerpunkt der Fachtagung. Die Forderungen die Schulpflicht zu öffnen und alternative Bildungsformen zu schaffen/anzuerkennen schließt auch nicht aus sich für einen Wandel unserer Schulen einzusetzen, tatsächlich hat beides die wichtigste Frage gemeinsam, nämlich was BRAUCHEN unsere jungen Menschen, um sich bilden und entfalten zu können. Auch selbstverständlich finde ich es, dass ein Staat/eine Gesellschaft Wege findet die Rechte der jungen Menschen zu wahren und auch darüber wacht, dass diese eingehalten werden, auch bei den Menschen, die sich für ein Lernen außerhalb einer Institution entscheiden. Die Länder, die keinen Schulanwesenheitszwang haben, sondern nur eine Bildungspflicht, die auf verschiedenste Weise erfüllt werden kann, haben ganz unterschiedliche Umsetzungen der Überwachung, klar soll und muss das für Deutschland auch diskutiert werden. Gegen Schulzwang zu sein heißt also nicht gegen Schule zu sein, und es heißt auch nicht, dass jeder machen kann, was er will, Eltern haben die Pflicht ihren Kindern ihre Rechte zu ermöglichen, und genau darum geht es, um die Rechte die Menschenrechte der jungen Menschen. Der freie Zugang zu Bildung ist eine Errungenschaft, der Zwang in ein Gebäude ist es sicherlich nicht!

  • Herr Fissner, schreiben Sie doch bitte nicht über Dinge, von denen Sie keine Ahnung haben. Das niederländische Schulsystem ist völlig anders organisiert. Es ist auch im Bildungsprogramm nicht vergleichbar mit dem deutschen Schulsystem.

    Die von Ihnen so hochgelobten Privatschulen werden von Stiftungen, Kirchen und Gesellschaften betrieben, jedoch der Schulträger ist die Kommune. Das wird immer dann deutlich, wenn es um Investitionen geht und die Kommune mehr Geld dazu schießen soll.

    Bleiben Sie bitte lieber bei Ihren Klischees und Vorurteilen. Das zu lesen ist wenigstens richtig unterhaltsam.

    • @achterhoeker:

      Das das niederländische Schulsystem völlig anders organisiert ist konnten Sie bereits meinem kleinen Beitrag entnehmen. Was haben Sie denn bei 70% Privatschulen erwartet. Soviel Leseverständnis sollte sein.

      Ansonsten bin ich nicht PISA und die im Link dargestellten snd nicht meine Untersuchungen. Wenn diese wissenschaftlichen Untersuchungen zu dem Ergebnis kommen, das in Europa die ärmsten Kinder zu den besten Ergebnisseen kommen, dann setzen Sie sich doch bitte damit auseinander anstaat hier beleidigend ihre durch rein gar nichts begründeten Stammtischplattitüden zum besten zu geben.

  • Dieser Vorschlag ist deswegen vollständig abzulehnen, weil die Schule sich grundlegend ändern muss, es ist nicht die Schulpflicht, die die Kinder ruiniert, sondern die Art, wie Schule in Hamburg (und Deutschland) aufgebaut ist.

    Die Schule ist einzig und alleine auf das Bildungsbürgertum ausgerichtet: Diese soziale Klasse kann hier ihre Werte gegen andere Klassen durchsetzen und sie kann vor allem die Unterklasse, die Kinder von Armen und Arbeitslosen, weiter unten halten, während sie große Werte von Freiheit, Gerechtigkeit, Liberalität und Chancengleichheit hochhält.

    Tatsächlich ist die Schule die beste Unterdrückungsagentur überhaupt, weil die gescheiterten Schüler, die Schüler mit schlechten Noten und miesen Abschlüssen sich dagegen nicht wehren können. Sie sehen vielfach sogar selbst ein, dass sie es verdient hätten, was mit ihnen passiert und wohin sie steuerten. Doch es ist nichts anderes als die Ablenkung davon, dass die bürgerliche Klasse ihren eigenen Nachwuchs vor Konkurrenz schützen will.

    Das reicht dieser Klasse aber noch nicht aus, deswegen motzt sie ohne Unterlass über die Dummheit der Schüler, die Verkommenheit der Eltern und die miesen Verhältnissen in den Hartz IV-Familien.

    Die armen und unterdrückten Klassen haben aufgrund der Schulpflicht zwar kein Mittel in der Hand, um sich dagegen zu wehren, aber ohne Schulpflicht werden sie noch stärker absteigen, weil dann das Bildungsbürgertum immer härter die Auslese und vor allem den Ausschluss vorantreiben wird und dann landen viele im Nichts.

    Freie Träger machen dann ein Geschäft damit und produzieren immer mehr Chancenlose, weil das Geschäft immer mehr ausgebaut werden muss. Die ausgestiegenen Schüler sind dann noch depremierter als jetzt.

    Schade - dieser Vorschlag ist m.M. Mist.

    • @Andreas_2020:

      Das Schulsystem der Niederlande mit 70 % Privatschulen mit jeweils eigenen Wegen und einem entsprechenden staatlichen Korsett bietet die größte Chanchengerchtigkeit in Europa und ist das Land, dass in Europa die ärmsten Kinder zu den besten Leistungen bringt. www.uni-muenster.d...orschung/pisa.html



      Das Getöne gegen Privatschulen ist pure Ideologie, die an den Realitäten vorbei geht.

      • @Rudolf Fissner:

        Es geht nicht um Privatschulen, sondern darum dass z.B. die AWO oder Rote Kreuz einen Teil der Schüler in speziellen Lerngruppen unterrichten, weil die es im normalen Schulbetrieb nicht schaffen. Wer dann dort unterrichtet, ist eher offen, in der Regel würden es wohl Sozialarbeiter sein, womit dann auch diese Schüler als soziales Problem gewertet würden. Was sie aber wahrscheinlich nicht sind, sondern die Schule produziert diese Schüler selber. Und deswegen muss die Schule geändert werden und zwar hier direkt in Hamburg. Wenn es in Finnland oder den Niederlanden anders ist, schön für die Kinder und Jugendlichen dort, es nützt uns aber nichts, weil Deutschland bisher nur sehr spärlich Ideen aus dem Ausland aufnehmen wollte.

      • @Rudolf Fissner:

        de.m.wikipedia.org/wiki/PISA-Studien

        Der Teil zur Kritik der PISA-Studie ist vor allen anderen interessant. Das Lob der Privatschulen ist massiv neoliberal und damit ideologisch.

        • @Hampelstielz:

          Das ist kein Lob, das sind wissenschaftlich durchgeführte Untersuchungen

          • @Rudolf Fissner:

            Natürlich ist das ein Lob, denn andere Sozialforscher widersprechen der Falsifizierbarkeit der PISA-Studie, während vor allem die Wirtschaft sich einen Ast freut, ein Druckmittel mehr in der Hand zu haben.

            • @Hampelstielz:

              Natürlich wiedersprechen ander Wissenschaftler den Ergebnissen. Das ist das Wesen der Sozialwissenschaften und deren Aufgabe. Es ist aber zu unterscheiden zwischen Leugnern (wie bei der Klimaforschung) und dem wissenschaftlichen Diskurs an sich.

              Posten Sie also doch bitte jene Quellen, die die PISA Studien an sich verdammen und die, die deren Stellenwert als aktzebtal darstellen.

  • Ich stimme mit Mainzerin hier unten zu. In den USA und anderswo entwickelt sich eine Schuleverweigerungsbewegung, die wenig mit der Verbesserung der Bildung der Kinder zu tun hat, aber in manchem Reichsbürgerhaltung gleicht. Weil die Schule unter Staatskontrolle steht, die sie im Rahmen Verschwörungstheorien ablehnen. Genauso wie Impfkritik. Die würden am besten von der Abschaffung der Schulpflicht profitieren, um sich weiter als Gegengesellschaft zu organisieren. Sabine Boeddinghaus scheint davon keine Ahnung zu haben.

    • @Eulenspiegel:

      ...und sind Sie bei der CIA oder warum benutzen Sie deren Kraftausdrücke? Ihnen ist doch wohl hoffentlich klar, daß Systemkritik ein ursprünglich linkes Unternehmen war, bis es sich die Rechten unter den Nagel gerissen haben. Eine Diskussion einzufordern heißt auch nicht, daß von allen Inhalten wissenschaftlich fundierte Kenntnisse vorhanden sein müssen. Es geht um die Entlastung der Kinder und die preussisch- militärische Schulpflicht wird vielen Freigeistern des 21. Jahrhunderts bei weitem nicht mehr gerecht.

      • @Briefkasten:

        "Systemkritik ein ursprünglich linkes Unternehmen war", ja, ebenso das Streben nach einem allgemeinem, öffentlichgetragenem Schulwesen. Aber gerade weil "sich die Rechten sie Rechten unter den Nagel gerissen haben" und international organisiert sind wäre hier und jetzt die Abschaffung der Schulpflicht ein Geschenk vom Himmel für reichsbürgerartige oder von der demokratischen Gesellschaft sezessionnistische Sekten.

  • Eine Diskussion, bei der Argumente auf den Tisch kommen, ist immer eine richtige Sache. Mit dem Fokus "Schulpflicht" gelangt allerdings bereits ein "Lösungsvorschlag" zur Diskussion, das scheint mir zu früh. Es wären ja auch Alternativschulen unter staatlichem Dach denkbar. Lasst die kritischen Eltern Kriterien formulieren und eine Versuchsschule einrichten!

    • @EricB:

      Jepp! Die deutsche Geschichte ist in punkto Alternative ziemlich staatsorientiert. In der Wimarer Republik kam erstmals Leben in das Ganze.



      In der Nazizeit wurden große Teile, besonders auch der kommunistisch, sozialistisch bzw. sozialdemokratisch orientierte Teil der deutschsprachigen Reformpädagogik wurde von den Nazis zum Schweigen gebracht oder in die Emigration gedrängt. de.wikipedia.org/w...des_Dritten_Reichs

  • Gute Idee.



    Sollen doch die ärmeren Kinder in den grösseren Gruppen lernen.



    Eine gute neoliberale Einstellung scheint auch bei den linken nicht mehr tabu.

    Ist ja auch guter brauch in den usa. Dort sehr häufig bei religiösen eiferern.

    • @Demokrat:

      Interessant dies mal aus erster Hand zu erfahren - nur hat es mit dem Thema „Schulpflicht“ hier leider rein gar nichts zu tun.

      • @Rainer B.:

        Sehr wohl hat es damit zu tun.



        Allgemeine Schulpflicht ist eine grosse Errungenschaft für die ärmeren Bevölkerungsschichten gewesen und ist es heute noch. Sie verpflichtet den Staat zur Fürsorge.



        So genannte "freie trägerschaften" werden dann schnell auch von Afd oder Ditib gegründet.



        Beängstigend

        • @Demokrat:

          „Als Schulpflicht bezeichnet man die gesetzliche Verpflichtung für Kinder, ab einem bestimmten Alter, für Jugendliche und Heranwachsende bis zu einem bestimmten Alter, eine Schule zu besuchen. Dies muss im Fall der Minderjährigkeit der Schulpflichtigen durch die Erziehungsberechtigten (meist die Eltern) umgesetzt werden.“ (Wikipedia)

          Die Schulpflicht regelt in keiner Weise, wo und in welche Schule die Kinder/Jugendlichen zu gehen haben. Sie war ursprünglich vor allem ein Instrument gegen die weit verbreitete Kinderarbeit - nicht mehr und nicht weniger.

          • @Rainer B.:

            Genau. Sag ich doch. Danke für die Konkretisierung.

            • @Demokrat:

              Bleibt nur noch zu klären, was eine Diskussion über Alternativen zur Schulpflicht, mit einer angeblich neoliberalen Einstellung bei den Linken, mit religiösen Eiferern, oder mit freien Trägerschaften zu tun haben soll.

        • @Demokrat:

          gut, dass Sie einen Schritt weiter denken.

  • Schule ist ein Ort an dem Kinder vorgegebenes Wissen auf eine ganz bestimmte Art und Weise lernen sollen und dieses Wissen später, in einer ebenfalls standardisierten Art und Weise, wiedergeben müssen. Das ist ein System das für manche Kinder schlicht ungeeignet ist. Kreativität korreliert negativ mit Schulnoten, obwohl Kreativität positiv mit einem Hohen IQ korreliert. Ebenfalls schneiden Kinder mit ADHS und ähnlichen Lernschwächen ziemlich mies ab. Dabei sind grade Menschen mit ADHS in besonderem Maße für viele Moderne Berufe geeignet.

    Die Erwiderung einiger Foristen das es sich hier um eine Finanzierungsproblem der Schulen handelt kann ich nur bedingt nachvollziehen. Natürlich ist eine Unterfinanzierung zusätzlich schädlich aber auch mit Stühlen aus purem Gold und einem Sternekoch in der Schulkantine würden die psychologischen Mechanismen, die einigen Kinder so zu schaffen machen, noch immer greifen.

    Ob das Rütteln an der Schulpflicht nun der richtige Weg ist wage ich mal zu bezweifeln. Meiner Meinung nach sollte man endlich die Verantwortung für die Schulen zentralisieren und dann ein wissenschaftlich fundiertes Konzept für alle durchdrücken, dass frei von ideologischen Absichten ist und das Wesen von Jungen und Mädchen gleichermaßen achten kann.



    Doch das wird wohl nie kommen, die Länder wollen diese Autonomie nicht aufgeben und die Kultusminister wollen sich nicht selbst abschaffen.

    • @Januß:

      "Kreativität korreliert negativ mit Schulnoten"



      Falls dem so ist, wie misst man Kretivität? Auch mit einem Punktesystem und damit Noten? Wie wollen Sie auf dieser Ebene ein Musikstück mit einer Skulptur vergleichen oder auch nur ein Bild mit einem anderen? Oder beziehen Sie sich nicht auf die schönen Künste, sondern auf kreative Lösung von Logikproblemen, dann würde es mich aber wundern, wenn sich dies tatsächlich negativ auf die Schulnoten auswirken würden.

      • @BluesBrothers:

        Kreativität ist eine Unterkategorie (die andere ist Intelligenz) von Offenheit im Big Five Persönlichkeits-Modell. Das Modell basiert auf einer Faktor-Analyse und ist nicht auf Basis einer zuvor aufgestellten Theorie entstanden. Es wird heutzutage als de facto Standard betrachtet.

        Wie genau die Kreativität der Schüler gemessen wurde weiß ich nicht. Wenn es Sie wirklich interessiert kann ich eventuell die fragliche Publikation wiederfinden.

        • @Januß:

          Vielen Dank. Ich finde es schon interessant, dass Kreativität tatsächlich messbar ist. Ich werde erstmal selbst schaun, ggf. komme ich hilfesuchend auf Sie zurück.

          • @BluesBrothers:

            Viele der Personlichkeits-Attribute, welche in diesem Modell genannt werden lassen sich momentan nocht nicht standardisiert testen. Es gibt eine Aufzeichnung bei der Nationalgallerie von Kanada über die psychologische Betrachtung von Kreativität. ( www.youtube.com/watch?v=KxGPe1jD-qY )



            Es sei mal dazu gesagt das der Professor politisch etwas kontrovers ist, weil er nicht links von Lenin anzusiedeln ist und postmoderne phillosophie nicht mag (was in der akademischen Welt insich schnell ein Problem werden kann) aber inhaltlich ist es einwandfrei.

  • Naja, da spielt wohl an sich das System Schule eine Rolle und die Bildunspolitik vor dem Hintergrund des Kapitalismus.



    Konkurrenz, Patriarchat, Leistungsdruck, Ökonomisierung, dann diverse andere Normen - Ansprüche an Sozialverhalten, Geschlechterbild, Körpernormen usw. ... und eben auch Mobbing.

    • @Uranus:

      Nochmal zu Verdeutdlichung - ehe womöglich (weiter) derailing betrieben wird:



      Ein paar grundsätzliche Fragen, die ich mir stellte: Wie ist die Schulbildung aufgebaut? Durch welche Ideologien und Verhältnisse ist sie geprägt? Was motiviert Kinder, der Schule fernzubleiben? ...



      Dann gab ich ein paar Schlagworte, die die Situation, die Problematik anreißen:



      "Konkurrenz, Patriarchat, Leistungsdruck, Ökonomisierung, dann diverse andere Normen - Ansprüche an Sozialverhalten, Geschlechterbild, Körpernormen usw. ... und eben auch Mobbing."



      Und klar hat das alles auch mit dem Kapitalismus zu tun. Es gibt eben kein Widerspruch dazu, dass aus diesem heraus Schulsysteme begründet wurden.

      • @Uranus:

        Haben Sie eigentlich persönlich in drn letzten 10 jahren erfahrungen mit dem system „schule“ gesammelt? oder ist ihr forumsbeitrag lediglich resultat einer ideologiegetriebenen weltsicht, in der nicht sein kann, was nicht sein darf?



        glauben sie mir: als vater dreier kinder habe ich AUSSCHLIESSLICH tolle lehrpersonen kennengelernt, die den kindern - auch - werte wie solidaritätund mitgefühl vermittelt haben und die auf die bedürfnisse der einzelnen kinder bestmöglichst eingegangen sind.

        • @Emmo:

          Toll, dass Sie und Ihre Kinder positive Erfahrungen gemacht haben. Ich schreibe jedoch nicht über einzelne Leute, Schulen und Lehrer*innen. Ich beschreibe gesellschaftliche Strukturen, wie sie sich auch im Schulsystem wiederfinden lassen und wie das Kinder beeinflussen kann.

        • @Emmo:

          Ich habe auch keine anderen Erfahrungen gemacht; weder auf dem Gymnasium oder auf der Grundschule. Bei letzterer sind durchweg junge LehrerInnnen am Start und die Klassenstärke beträgt nicht mehr als 25 Schüler.

      • @Uranus:

        Welche „Ansprüche an das Sozialverhalten“ von Schulen haben Sie negativ im Sinn? Das Mobbing NoGo ist?

        • @Rudolf Fissner:

          Z.B. Selbstrepräsentation, jegliche Abweichung (auch geschlechteratype) Aggressivität, Introvertiertheit Extrovertiertheit, "Träumerei" ...

    • @Uranus:

      Nichts von dem, was Sie beschreiben, kann ich als Elternteil einer Grundschülerin bestätigen.

      • @Tom Tailor:

        Und?

    • @Uranus:

      Mit dem Kapitalismus kamen öffentliche Schulen erst auf. Davor versank die Bevölkerung im Analphabetismus.

      • @Rudolf Fissner:

        Und das ist ein Argument wofür? Mit Bezug auf welche Aussage von Uranus?

        • @smallestmountain:

          Das war mit Bezug auf seinen ersten Satz. Schulen spielen eine Rolle in der industrialisierten Welt. Wer sollte ohne Bildung auch die Tastatur entwickeln mit der dies getippt wurde. Und Industrialisierung und Kapitalismus gingen bisher Hand in Hand.



          Deshalb gibt es Schulen.

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Schulen in der DDR, Soviet Union, China, Nord-Korea waren und sind nicht so anders. Die Schule ist Ausdruck einer komplexen modernen Welt unabhängig von der Wirtschaftsordnung.

  • Ich denke, dass die Kinder der Kelly Family, die nie eine öffentliche Schule besucht haben, mehr gelernt haben als Kinder, die öffentliche Schulen besuchen mussten. Wenn man miterlebt, wie Kinder hoch motiviert eingeschult werden und dass viele von ihnen schon kurze Zeit später keinen Bock mehr haben auf die teils völlig vergammelten Schulgebäude, auf die vielen "provisorischen" Stunden, die Unterrichtsausfälle mangels LehrerInnen-Mangel usw., dann kann man die Ausführungen von Frau Boeddinghaus zu gut verstehen. Das soll keine LehrerInnen-Schelte sein. Die kann man nur bedauern.

    • @Rolf B.:

      "I have never let my schooling interfere with my education."

      Mark Twain

    • @Rolf B.:

      Ich glaube nicht, daß Kinder wegen Unterrichtsausfall die Lust an der Schule verlieren :D ich glaube eher daß es die Bildungseltern sind, die diesen Stress verursachen. Die Kinder müssen für den Markt fit werden, für die Ellenbogen-Unis und das non plus ultra an Bildung. Warum gehen die nicht nach China?

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      @ROLF B.



      Vielleicht wäre jemand aus der Kelly family ja ganz gerne Astrophysiker_in geworden, doch die Eltern hatten halt anderes im Sinn und den Daumen drauf.....?

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Vielleicht wäre aus einigen Kindern, die unser staatliches Schulsystem zu Versagern gemacht hat, etwas Bemerkenswertes geworden. Zum Beispiel Astrophysiker. Jedenfalls haben die Kelly Kinder keine Probleme, im realen Leben gut zurecht zu kommen.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Na Klasse, in einer Welt, in der die meisten Erwachsenen (und die durchschnittlichen Eltern) vom technologischen Wandel angehängt werden, wollen sie also ihren Kindern das Rüstzeug fürs Leben beibringen. So bleibt die Linke auf ewig eine Unterklassenpartei.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Klasse Antwort, zu was Anderem als zum Trällern hat es ohne Schulausbildung eben nicht gereicht.

  • Die Unterfinanzierung, das ist meine Meinung, des öff. Dienstes, hier insbesondere der Schulen, machen aus den öffentlichen Plätzen, hier insbesondere der Schule, einen Hort schlechter Erlebniswelten. Schule ist exemplarisch (dafür).

    • @Gerhard Krause:

      Je Kind an alternativen Lernorten wird seitens der Bundesländer sogar noch weniger Geld zur Verfügung gestellt als bei Kindern auf staatlichen Schulen. Die Alternativlosigkeit ist staatlicherseits auch finanziell festgezurt.

  • Ein guter Ansatz von Frau Boeddinghaus.!

    Wir sollten dem Beispiel der Niederländer folgen. Dort herrscht mit 70 % Privatschulen mit jeweils eigenen Wegen und einem entsprechenden staatlichen Korsett die größte Chanchengerchtigkeit in Europa. Dort können die Eltern frei wählen.

    Es ist das Land, dass in Europa die ärmsten Kinder zu den besten Leistungen bringt. www.uni-muenster.d...orschung/pisa.html

    • @Rudolf Fissner:

      Dazu bräuchten Sie aber eine Kultur der Autonomie, die es in den NL immer gab und die dem Deutschen fremd und mehr als unheimlich ist.

      Zuerst einmal müssten Projekte, die mehr Eigeninitiative von Eltern fördern, selbst staatlich gefördert werden.

      • @Age Krüger:

        Das sehe ich auch so.

        Es würde m.E. schon ausreichen, wenn Kinder ausserhalb des staatlichen Schulen mit dem gleichen Betrag gefördert werden wie auf staatlichen Schulen. Die NL handhabt es so!

        Dies würde auch bedeuten, dass freie Schulen nicht aus finanziellen Gründen zwingend auf eine relativ höhere Zahl solventer Eltern angewiesen sind.

  • Ich wünsche Frau Boeddinghaus viel Erfolg gegen den sturen, deutschen Beamtenstaat! In den Schulen sitzen Schuldinosaurier, die die Eltern aggressiv daran hindern, humane Bedingungen in dem Kindergefängnis zu schaffen. Frische Pädagogen werden im Lehramtsstudium auf ihren größten Feind, die Eltern, vorbereitet. Da bleibt nur "Augen zu und durch", egal welcher Abschluss. Das Hauptproblem in Berlin sind die massiv zuziehenden Westdeutschen, woraus Schulplatz- und Pädagogenmangel resultiert sowie historischen Lehrmethoden. Nur Mieten runter und den Ganztag wieder abzuschaffen hilft den armen Kindern aus der Klemme.

    • @Briefkasten:

      Wenn Sie in Berlin von histrischen Lehrmethoden sprechen, haben Sie definitiv keine Kinder im schulpflichtigen Alter.

      Das Problem ist eher, dass die Schulen inzwischen alle ihre eigenen modernen pädagogischen Konzepte verfolgen. Moderner ist es, nur besser ist es nicht geworden.

      • @rero:

        Mit historischen Lehrmethoden sind die lebensfernen Lerninhalte gemeint, bei denen es doch am Ende nur um Mathe und Deutsch geht.

    • @Briefkasten:

      Die Veränderungen der Bevölkerungszahlen widersprechen ihre These vom Run der Westdeutschen auf Berlin: siehe Karte hier www.tagesspiegel.d...olen/12186496.html

      • @Rudolf Fissner:

        Ja der Tagesspiegel ist zum widerlegen von Thesen bestens geeignet, aber nicht zur Beschreibung der Realität. In den Gentrifizierungsbezirken sitzen ausschliesslich Westdeutsche in den Elterngremien, die sich über Verdichtung beschweren obwohl sie selbst die Ursache sind.

        • @Briefkasten:

          Ach so, es ging ihnen um die „besten“ Viertel in Berlin. Gar nicht um Berlin als Ganzes.

    • @Briefkasten:

      Ehhh, da sind Beamte per se nicht schuldig daran! :-)

      • @Gerhard Krause:

        Die Beamten haben die Verantwortung für Stabilität im Land aber in Wirklichkeit bremsen und mobben sie alles was nicht von der Obrigkeit kommt. Schule ist ein autoritäres System und niemand wird das vor dem Aussterben der Beamten ändern können.

      • @Gerhard Krause:

        Woran? Das vor allem Ostdeutsche in die Metropolen ziehen und nicht Westdeutsche? Oder daran, dass es nicht Westdeutsche sind?

  • Genau - dann schaffen wir doch "Lernorte", wo Mädchen von Jungs getrennt unterrichtet werden, sich den Kleidungspflichten der jeweiligen Community unterwerfen müssen, wo alle Fächer, die nicht ins Weltbild der Eltern passen (wahlweise Biologie, Sexualkunde, Geschichte des Nahostkonflikts etc.) einfach nicht unterrichtet werden - und schon ist die Welt in bester Ordnung.

    Sechs, setzen!

    • @Emmo:

      Boeddinghaus sprach nicht davon. Vielfalt der Lernorte bedeutet nicht Regellosigkeit und Beliebigkeit.

      Sieben, setzen!

      • @Rudolf Fissner:

        also dann doch wieder staatliche vorgaben? bitte dann aber mal konkret, was genau wie gestaltet werden soll.



        das erwarte ich von einer politiker*in.



        acht, setzen!

        • @Emmo:

          Nätürlich braucht es staatliche Vorgaben und Aufsichtspflicht. Die konkrete Ausgestaltung müssen aber nicht immer staatliche Modelle bedeuteten.

  • Vielleicht wäre es gut hier erstmal zu klären wo die Probleme liegen?



    Und dann wie die angegangen werden sollen.

    Der Artikel verliert sich in vollkommener Nebulösität. Irgendwas mit Kindern für die die Schule nicht der richtige Lernort ist (offenbar nicht nur die staatlichen, sondern auch anerkannte Alternativen wie die Waldorfschulen). Eine Zahl von 200 Schülern wird genannt, und eine Bildungs- anstatt einer Schulpflicht erwähnt.



    Was sind das für Fälle? Was wollen diese Eltern/Kinder? Wieviele sind das und lohnt sich dafür eine Aufweichung der Schulpflicht oder würde die mehr Probleme erzeugen als sie löst? (Stichwort siehe @Mainzerin: Abkapselung von Kindern)

    • @Glimmlampe:

      Das Interview ist tatsächlich recht kurz geraten. Aber es ist halt ein Interview und kann in diesem Format bestenfalls Impulse setzen. Die Fragen, die sie stellen, sind etwas für ein deutlich längeres Interview oder für einen umfangreichen Bericht.

  • Hervorragend! Das öffnet dann allen Eltern Tor und Tür ihre Kinder nicht in die Schule zu schicken, weil ihre Sekte mit dem Lehrplan nicht zufrieden ist, sie diesen Staat nicht anerkennen und deshalb ihre Kinder anders indoktrinieren wollen, die Kinder nur als Eigentum betrachten, das gefälligst seinen Lebensunterhalt zu verdienen hat und deshalb nicht in die Schule soll (Kinderarbeit, Prostitution...), weil Kinderbräute Haussklaven sein sollen und nicht lernen sollen, was für Rechte und Möglichkeiten sie eigentlich haben ...



    Super! So sehen Lösungen aus!

    • @Mainzerin:

      Wenn das Ihre Ängste bei Diskussionen sind, dann hören Sie sich die Punkte der anderen Diskutanten an. Vielleicht ist es dann nicht mehr ganz so schlimm. Übrigens entstehen Lösungen aus Diskussionen und nicht aus Interviews. Wir haben im bestehenden Schulsystem Schulferne, Rassismus, Mobbing, Pädophilie und vor allem ganz viel Schulkosmetik vor das Kindeswohl gestellt, da würde ich unbedingt den Fachleuten mal ein Ohr schenken, bevor der Klassiker der Angst vor selbstbestimmtem Leben geschürt wird.