Angriff auf Team der ZDF-„heute-show“: Staatsanwalt sieht linke Motivlage
Die Verdächtigen für den Angriff auf das ZDF-Team sind nicht mehr in Untersuchungshaft. Ermittler vermuten linke Täter, die rechte Szene feiert.
Die Attacke auf das siebenköpfige Filmteam mit dem Reporter Abdelkarim Zemhoute ereignete sich am Freitagnachmittag in der Rochstraße in Mitte. Ganz in der Nähe fand zu dieser Zeit die Kundgebung der verschwörungsideologischen Hygienedemo statt, bei der Teilnehmende, die sich selbst als links identifizieren mit Personen des extrem rechten Spektrums zusammenkommen. Sie alle eint eine Ablehnung der etablierten Medien.
Nach Angaben der Polizei waren die Kameraleute und ihre Securitymitarbeiter unvermittelt von 20 bis 25 vermummten Personen angegriffen worden. Dabei sollen sie geschlagen, getreten und offenbar auch mit einer Metallstange attackiert worden sein. Drei der Angegriffenen mussten mit Verletzungen im Krankenhaus versorgt werden, konnten dies nach Angaben des ZDF aber am Abend wieder verlassen.
Noch in der Nähe des Tatorts nahmen Polizeibeamte zwei Frauen und vier Männer im Alter von 24 bis 31 Jahren als Tatverdächtige vorläufig fest. Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz ermittelt. Laut Steltner spreche „einiges dafür, dass die „Motivlage eher dem linkem Spektrum zugeordnet werden kann“, allerdings sei die Lage „ziemlich komplex“.
Weitere Informationen, etwa, ob sich die Verdächtigen selbst zu ihrer politischen Haltung oder ihrer Motivation geäußert hätten, gab Steltner nicht. Ausgewertet würden nun „eine Vielzahl von Beweismitteln“, zu denen wohl auch Videoaufnahmen gehören.
Häme von rechts
In rechten Internetforen wird der Übergriff vielfach hämisch kommentiert. Die Satiresendung „heute-Show“ gilt bei vielen schon lange als linke Propagandasendung, etwa weil sie sich immer wieder kritisch zur AfD positionierte. Der stellvertretende AfD-Bundessprecher Stephan Brandner nutzte dann auch gleich die Gelegenheit, um auf Twitter gegen den „Staatsfunk“ zu hetzen.
Bei Linken herrscht derweil Ratlosigkeit: Erklärungsansätze, wer innerhalb der Szene so einen Angriff verüben könnte und mit welcher Motivation fehlen völlig. Gut vernetzte AktivistInnen von Berliner Antifa-Gruppen sagen, es gebe keine Hinweise, dass die TäterInnen aus ihren Reihen stammen könnten. „Es waren keine Linken“, so ein Aktivist zur taz.
Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) verurteilte den Angriff auf das Schärfste: „Aber egal, ob rechts, links oder sonst wie motiviert, Gewalt gegen Medienvertreter ist durch nichts zu rechtfertigen.“
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) Frank Überall sprach von einem „feigen und durch nichts zu rechtfertigenden Überfall“ auf Journalisten, die ihrer Aufgabe der Berichterstattung nachgekommen seien. Überall fügte hinzu: „Ich hoffe, dass die Attacke gründlich aufgeklärt wird und die Täter juristisch zur Verantwortung gezogen werden.“ Die Attacke sei ein Angriff auf die Pressefreiheit. (mit epd)
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