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Abschusspläne für WölfeAlternative Fakten

Kommentar von Ulrike Fokken

Klöckner wirft mit ihrem Abschussplan für Wölfe der Landbevölkerung einen Brocken hin. Mit so etwas ködern sonst nur AfD und FDP.

Wird hier versucht, mir dem Wolf auf Wäh­le­r:in­nen­stim­men­fang zu gehen? Foto: Imago

L andwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will mal wieder Wölfe zum Abschuss freigeben, um den rechten Rand zu bedienen. Sie hat die Idee schon mehrfach in die politische Arena geworfen, das letzte Mal 2019 während der Beratungen zur Lex Wolf. Landwirtschaftsministerium und Umweltministerium einigten sich damals auf einen artenschutzrechtlich abgesicherten Kompromiss. Die Bundesländer dürfen seitdem Wölfe schießen, die regelmäßig Schafe reißen oder zu nah an Siedlungen kommen.

Wolfs­ex­per­t:in­nen und aufgeklärte Tier­hal­te­r:in­nen sind sich einig, dass Elektrozäune und Herdenschutz die Schafe und Ziegen ausreichend vor Wölfen schützen. Klöckner bringt nun wieder ein „regionales Bestandsmanagement“ vor. Die Europäische FFH-Richtlinie und das Bundesnaturschutzgesetz schließen eine Bestandsregulierung aus, zumal das praktisch unmöglich sein dürfte.

Junge Wölfe wandern, manchmal Hunderte Kilometer, um ein Revier zu finden. Sie bleiben nicht auf dem zugewiesenen stillgelegten Truppenübungsplatz oder in einem Nationalpark. Allerdings gehört die Idee, Wölfe in Schutzgebieten zu halten, zu den Lieblingsfantasien von wissenschaftsignoranten Landbewohner:innen.

Klöckner zeigt erneut, dass sie der Komplexität des Amtes nicht gewachsen ist und sich auf alternative Fakten stützt. Vier Jahre lang bediente sie die CDU-Klientel unter Landwirten mit laxer Glyphosat-Regelung und einem Insektenschutzgesetz, das diesen Namen nicht verdient. Die Wald­be­sit­ze­r:in­nen beglückte Klöckner mit einer Milliarde Euro für die Wiederaufforstung ihrer vertrockneten Forstflächen, ohne sie zu einem ökologischen und damit stabileren Wald zu verpflichten.

Und nun noch was für die Jäger:innen, von denen viele den Wolf gern wieder loswären. Sind Wölfe im Jagdrevier, verhalten sich Rehe und Rothirsche anders und Jä­ge­r:in­nen müssen ihre Taktik verändern. Das überfordert einige. Die Besitzer lukrativer Jagdreviere ärgert das, da sie zahlenden Kun­d:in­nen keine Abschüsse in kurzer Zeit garantieren können.

Klöckner ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse, wenn sie Verständnis für besorgte Eltern zeigt, die Angst um ihre Kinder hätten. Das ist Populismus, mit dem Klöckner einigen Menschen im ländlichen Raum einen Brocken hinwirft, mit dem sonst AfD und FDP die Landbevölkerung ködern.

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47 Kommentare

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  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Lasst den Wolf doch ein paar Schafe fressen. Der Schäfer bekommt Entschädigung, alles gut. 1,5 Millionen Schafe leben in Deutschland, deren Wolle weggeschmissen wird

    greenup-magazin.de..._nichts_mehr_wert/

    Aber der Landbevölkerung geht es darum, dass Kinder gerissen werden. Dabei sind die negativen Folgen von Pestizideinsatz und Umweltzerstörung durch Massentierhaltung für die Kinder größer. Muss ja.

  • [...]



    Wölfe sind durchaus in der Lage neben Schafen und Ziegen auch größere Tiere zu erbeuten. Wenn Frau Fokken von aufgeklärten Tierhaltern schreibt, ignoriert sie die fachliche Debatte der letzten Jahre. Geeignete Herdenschutzmassnahmen für Schafe und Ziegen werden ausprobiert und diskutiert. Den „wolfssicheren Zaun“ hat es in den letzten Jahren nur in der Presse gegeben, nicht in der wirklichen Welt. Die kritische Diskussion über Herdenschutz für andere Weidetiere hat noch gar nicht begonnen!



    Ob die „angeborene“ Scheu der Wölfe gegenüber Menschen zutrifft oder ein modernes Märchen der Presse mit Halbwertszeit sein wird, wird sich zeigen.

    Klaus Hackländer („Er ist da“ S.98 )bezweifelt eine große Motivation von Jägern/Innen sich für die Jagd auf Wölfe zu engagieren. Die Erfahrungen aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein (Abschussgenehmigungen) deuten auf Zurückhaltung oder einen Boykott der örtlichen Jäger/Innen hin.



    Das Schreiben politischer Kommentare gehört zu ihrem Handwerk. Einen Mehrwert zu der Debatte über Wölfe (leben meist im Rudel) in Deutschland kann ich nicht erkennen.

    Dieser Kommentar wurde gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette. Die Moderation.

  • Das Wolfsmanagements liegt auch n der Zuständigkeit der Bundesländer. Dies sind vor allem die Bundesländer im Norden, viele von ihnen auch von der SPD oder den Grünen mit regiert.

    Wenn also der BUND eine stärkere Unterstützung von Schäfern fordert ( www.bund.net/servi...tz-gehen-zusammen/ ), dann bedeutet dies, dass die zuständigen Bundesländer ihrer Verantwortung nicht nachkommen.



    Man läßt das Problem in diesen Bundesländer vor sich hin dümpeln und ergreift dort keine Maßnahmen .

    Es wundert also nicht, wenn Klöckner diesem Nichtstun der verantwortlichen Bundesländer das Thema des "regionales Bestandsmanagement" aufs Tablett bringt.

  • Das Wolfthema produziert in der Taz immer wieder Artikel, die mich den Kopf schütteln lassen.

    Wer Wölfe ggf. auch abschießen läßt, bedient den rechten Rand?

    Und Herr Maurin, der in seinen Artikeln die Wiederansiedlung der Wölfe ebenfalls kritisch sieht, bedient dann auch den rechten Rand?

    Und wenn Herr Maurin am Beipiel einer kanadischen Joggerin erläutert, dass Wölfe eben doch gefähliche Raubtiere sind, betreibt Herr Maurin dann auch Populismus und ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse?

    Sorry, der Artikel ist in seiner Schwarzweißmalerei und seiner Diffamierung grottig.

    Ich sage das als jemand, der die Wiederansiedlung der Wölfe gelassen sieht und gegen Abschüsse ist.

  • Hier ein interessanter Beitrag im Deutschlandfunk Kultur :



    www.deutschlandfun...:article_id=453995

  • taz: Klöckner wirft mit ihrem Abschussplan für Wölfe der Landbevölkerung einen Brocken hin. Mit so etwas ködern sonst nur AfD und FDP."

    Wenn ein Schafbesitzer ein Schaf verkauft, dann bekommt er 70 Euro dafür. Wenn ein Wolf ein Schaf reißt, dann zahlt der Staat dem Besitzer 220 Euro für das Schaf. Man sieht also, dass die Schafbesitzer vom Staat sehr gut entschädigt werden, deshalb geht es wohl in erster Linie um das "Hobby" der deutschen Jäger, denn die mögen keine Konkurrenz im Wald. Aus dem Grund muss jetzt wohl das Märchen vom Wolf als schafmordende Bestie erzählt werden und weil der Stadtmensch Natur und Wald nur noch aus Dokus kennt, wird noch das Märchen vom kinderfressenden Wolf als Zugabe oben draufgepackt, damit das Entsetzen über soviel "bösartigen Wolf " in der Bevölkerung noch größer wird. Mal schauen, was die 'Deutsche Weinkönigin' noch so von sich gibt. Mit dem Wolf kann man wohl auch gut von Glyphosat ablenken, denn wie uns die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) wohl auch weismachen möchte, ist der Wolf böse und das Glyphosat harmlos.

    • @Ricky-13:

      Es irgendwie durchsichtig, wenn beim Thema "böser Wolf" von raffgierigen Schafsbesitzern, dem "deutschen Jäger", dem dummen einbetonierten Stadtmensch und Weinköniginnen die Rede ist. 🤣

  • Wenn schon der Vorwurf in den Raum gestellt wird, das Klöckner mit alternativen Fakten arbeiten würde, dann wäre es angebracht, diese auch zu erwähnen. So ohne jeden Beweis, ja nur Benennung, ist dieser Vorwurf selbst ziemlich alternativ.

    • @Rudolf Fissner:

      Steht im Text, vielleicht einfach mal lesen, anstatt direkt nach der Überschrift loszupoltern.

      • @Gefahrengebietler:

        Klöckner wird folgendermaßen ewähnt: " ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse, wenn sie Verständnis für besorgte Eltern zeigt", "bediente sie die CDU-Klientel unter Landwirten", "beglückte Waldbesitze" und "will Wölfe zum Abschuss freigeben, um den rechten Rand zu bedienen "

        Keines dieser Erwähnungen reißt irgendwelche behaupteten Aussagen von Klöckner auf, im Gegenteil, alle Aussagen sind nur Bewertungen der Autorin über Klöckner.

        Der Vorwurf, Klöckner würde mit alternativen Fakten arbeiten, ist nicht beleget, Der Vorwurf stellt also selber ein solches dar.

      • @Gefahrengebietler:

        Ich habe den Artikel inzwischendrei Mal gelesen und die alternativen Fakten auch nicht konkretisiert gefunden.

  • Vielleicht war es im Mittelalter noch möglich, dass Wolf und Mensch nebeneinander genug Platz hatten.

    Um 1500 herum hatte Deutschland rund 12 Millionen Einwohner.

    Jetzt sind wir bei über 83 Millionen, haben kaum noch größere zusammenhängende Waldgebiete.

    So toll ich die Tiere finde, Deutschland ist viel zu voll, viel zu zersiedelt und viel zu klein für den Wolf.

    Ähnliches gilt für viele Teile der Welt, die total überbevölkert ist.

    In Afrika wird es bald keine freien Großwildtiere mehr geben.

    Wir sind mitten im 6. Artensterben.

  • Folgende Ministerien sollten die Grünen bei einer etwaigen Regierungsbeteiligung unbedingt besetzen: Landwirtschaft, Verkehr und Umwelt.

  • Hi hi. Frau Klöckner auf wilde Erdbeerensuche im Dickicht der Märchenwald der CDU.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Erwartet irgendjemand von Frau Klöckner noch einen vernünftigen Vorschlag?

  • Ist das jetzt der Einfluss der neuen Wahlkampfberaterin Fr. Koch?



    So eine perfide, bösartige Taktik traut man Fr. Klöckner ja garnicht zu.

  • Wieso bedient man mit der Freigabe des Abschießen von Wölfen den rechten Rand ? Wo ist hier die Logik ? Ist der Schutz des Wolfes links ?

    • @Nikolai Nikitin:

      Der Schutz des Wolfes ist nicht links, aber der Hass auf Wölfe populistisch und rechts.



      Hier in den Niederlanden werden alte, längst widerlegte Märchen ausgekramt, um den Leuten Angst vor Wölfen zu machen, und zwar von denselben Leuten, die Angst vor Zwangverchippungen machen wollen.



      Immer die selbe alte Leier: Houston, wir haben ein Problem! Ok, erschiessen wir es. Oder wenn das nicht geht, verbieten wir es.



      Hauptsache nicht lösen.

  • Theoretisch nüscht. Praktisch instrumentalisieren Rechte gerne Ängste, verfolgen Lawandorder Politik und versuchen sich als Pseudoprotest/Antipartei. Stimmung von manchen Leuten gegenüber Wölfen scheinen Rechte für ihre politische Interessen ausbeuten zu wollen.

    • @Uranus:

      Würden Sie den BUND als rechts oder von Angst getrieben ansehen, weil dieser Handlungsbedarf bei der Unterstützung von Schäfern durch die zuständigen Bundesländer sieht? Oder geht der BUND auf konkrete Probleme ein aufgrund der exponentiell ansteigenden Anzahl gerissener Weidetiere? dbb-wolf.de/wolfsm.../schadensstatistik

    • @Uranus:

      -> ist als Antwort auf Jochen Launns Kommentar von 21.6.2021, 23:29 Uhr gemeint

    • @Uranus:

      Nun ja. Das Instrumentalisieren von Ängsten ist nun wirklich keine Spezialität der Rechten. Ängste vor dem Weltuntergang in Form einer Klimakatastrophe, vor radioaktiver Strahlung, vor Stickoxiden, Feinstaub und Pestiziden, vor Gentechnik und vor Corona werden z. B. auch bzw. eher von Kräften instrumentalisiert, die nicht zur Rechten gehören, und die entsprechenden Law-and-Order-Massnahmen (z. B. Ausgangssperren oder Maskenpflicht im Freien) werden ebenfalls von allen Seiten gefordert und angewendet, die diese Ängste instrumentalisieren. Der Spruch "I want you to panic" ist bekanntlich keine Parole, die von der Rechten aufgebracht wurde.

      • @Budzylein:

        Ihre Beispiele finde ich doch etwas an den Haaren herbeigezogen. Der Hintergrund von "I want you to panic" ist wohl so, dass mensch eigentlich, wenn mensch bedroht wird bzw. Zustände geschaffen hat, die einen bedrohen, dagegen etwas unternehmen würde. Das ist allerdings bezüglich der dramatischen Klimaerhitzung allerdings weitestgehend ausgeblieben. Dieser Widerspruch wurde von Greta Thunberg thematisiert. Hierbei geht es nicht um reine Angstschaffung sondern der Realisierung der bedrohlichen Entwicklung, die seitens der Klimawissenschaften erforscht und modelliert wurde, um die Ursachen auszuräumen. In hiesigem Fall geht es aber um den Wolf, der im allgemeinen für den Menschen keine Gefahr darstellt aber zu einer hochgejazzt wird. Hier sollen Jagdinteressen verstärkt werden, anstatt Aufklärung zu betreiben und wirksame Herdenschutzmaßnahmen zu ergreifen/zu stärken.

      • @Budzylein:

        Es gibt einen Unterschied zwischen realen und erfunden Bedrohungen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ja. Mir ging es aber um das Instrumentalisieren von Ängsten, das keineswegs nur von Rechten betrieben wird. Ängste sind Gefühle, denen sowohl reale als auch erfundene und auch grundsätzlich reale, aber aufgebauschte Bedrohungen zugrunde liegen können, wobei das Ausmaß der Angst und das tatsächliche Risiko häufig weit auseinander liegen. In jedem Fall sollte das Schüren und Instrumentalisieren von Ängsten kein Mittel der Politik sein. Auch bei realen Bedrohungen ist Angst ein schlechter Ratgeber und führt häufig zu aktionistischen und populistischen Maßnahmen, die eher die Ängste bedienen als vor der Gefahr schützen.

          • @Budzylein:

            Wo fängt das Instrumentalisieren von Ängsten an? Wenn man auf reale Gefahren hinweist?

            Natürlich sollten Gefahren nicht übertrieben werden. Aber richtig übel wird es eben erst, wenn jemand mit nicht vorhandenen Gefahren hausieren geht. Und das ist tatsächlich eine Spezialität der Rechten. Sie haben ja nichts anderes.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Die Frage ist: Wie gehe ich beim "Hinweisen auf Gefahren" vor?

              Trage ich sie rational, unter Abwägung der Gegenargumente, mit deutlicher Differenzierung zwischen Einzelfällen und solider Empirie, ohne Polemik oder dramatisierende Sprache vor, bin ich auf eine rationale Entscheidungsfindung beim Publikum aus. Stelle ich die Gefahren hingegen einseitig dar, benutze massenweise blumige Adjektive, Metaphern, berührende Einzelfälle etc., um die Größe der Gefahr "darstellen" zu können, ohne dafür harte Fakten nennen und die beschriebene Gefahr anderen Gefahren gegenüber einordnen zu müssen, werde dabei auch noch persönlich und lasse die unterstellte Motivation der Gegner in meine "Hinweise" einfließen, ist mein Ziel offenkundig eine eher emotionale Entscheidungsfindung - und das bedeutet im Fall von thematisierten Gefahren naturgemäß eine angstgesteuerte.

              Machen wir uns nichts vor: Letztere Methodik gibt es überall im politischen Spektrum. Das ist auch kein Wunder, denn viele Menschen bekommt man nur über die Emotion aktiviert. Aber es zu leugnen und zu behaupten, Instrumentalisierung von Angst würde nur Anderen passieren, ist schlicht blauäugig.

              • @Normalo:

                Natürlich sind allen politischen Akteure keine Unschuldslämmer auf diesem Gebiet. Aber es ist schon auffällig, dass am rechten Rand nur so gearbeitet wird. Geht auch nicht anders. Dort gibt es nämlich keine rationalen Argumente.

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Nuja, generell ist die betont emotionale Schiene ein Zeichen von Populismus. Der ist aus meiner Sicht keine politische Richtung sondern eher eine Methode.

                  Dass die rechten Populisten eher die Emotion "Angst" bedienen, liegt dabei vor allem in der Natur ihrer reaktionären Ziele: Wer sich vor allem gegen Veränderungen und Kontrollverluste stemmt (bzw. diejenigen bekämpft, die sowas darstellen oder durchsetzen), dem liegt die Angst als Motivationsfaktor rein logisch schon näher als andere Emotionen, die mehr nach Veränderungen schreien würden (Selbstverwirklichungsdrang, Neid etc.). Insofern haben Sie im Ergebnis vielleicht Recht, aber ich würde daraus keine (zusätzliche) ethische Wertungsebene machen.

  • Was, bitte, haben Wölfe mit dem rechten Rand zu tun?

    • @Jochen Laun:

      Leider häufig sehr viel.



      Die Rechten nutzen das Wolfsthema für ihre Propaganda.



      Hier geht um Selbstermächtigung gegen einen vermeintlich schwachen Staat, Waffengewalt, archaische Ängste. Konnte man gut auf Eiderstedt beobachten, wo eine rechte Bauernschaft (meist selbst Jäger) ganze Dörfer in Panik versetzt hat.

    • @Jochen Laun:

      Der Wolf als Scheinbedrohung.

      Geht man weiter zurück auch als Symbol. Wolfsschanze, Wehrwolf...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Welche Partei stellt im Bundestag die Forderung auf: "Die Bedingungen für die Einstufung eines Einzelwolfs oder eines Wolfsrudels als „problematisch“ sollten abgesenkt werden." ? www.bundestag.de/d...spopulation-538094

        • @Rudolf Fissner:

          Ist klar. Aber offensichtlich denkt die Ministerin ähnlich wie die AfD.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Den Wolf historisch insgesamt nur als „Scheinbedrohung“ zu verklären, ist schon ein ziemlich sattes und ahistorisches Zivilisationsdenken.



        Vor tausend Jahren hätten sie mit der These nicht viele Fans unter ihren Nachbarn gehabt.

        • @hup:

          Wir leben aber im hier und jetzt. Nicht vor 1000 Jahren. Und auch früher wurde die Bedrohung schon extrem übertrieben.

  • Volle Zustimmung, Frau Fokken, das haben Sie deutlich auf den Punkt gebracht.

  • Wölfe sind wunderschöne tolle Tiere.

    Allerdings ist Deutschland zu klein dafür.

    Zudem mag ich Schafe, Ziegen, Rehe etc., alles was der Wolf frisst.

    Vor ein paar Tagen lief mir bei einer Wanderung ein Hase über den Weg. Er starrte mich an, ich starrte ihn an. So ein süßes Vieh! Dem wünsche ich das Überleben genauso wie dem Wolf.

    Hasen sind eine seltene Spezies geworden in Deutschland.

    Hat neben dem Wolf leider auch noch die menschlichen Fleischfresser als Feinde.

    Im Zweifelsfalle für den Hasen, für das Schaf, für das Reh.

    Ist einfach eine quantitative Abwägung. Wie viel frisst ein Wolf davon im Laufe seines Lebens?

    • @shantivanille:

      Jäger argumentieren für ihr Hobby zum Teil auch gerne mit der Populationskontrolle. Und da sollen ein paar Wölfe nun plötzlich das Zünglein an der Waage sein?



      Selbst wenn es so wäre, dass die Jäger dann vielleicht einfach nicht so viel schießen steht ja anscheinend sowieso außer Diskussion.

    • 3G
      37970 (Profil gelöscht)
      @shantivanille:

      "Ist einfach eine quantitative Abwägung."



      Guter Gedanke - dummerweise geht er zugunsten der Wölfe aus, denn davon gibt es nur extrem wenige im Vergleich zu Rehen & Hirschen.



      Wenn es nur wenige Hasen gibt, fallen auch nur dementsprechend wenige den Wölfen zum Opfer: Rehe & Hirsche gibt es schließlich mehr als genug - zum Schaden der Wälder.



      Dass Hasen hierzulande bedroht sind, war übrigens schon so, lange bevor die Wölfe kamen: das hat der Mensch ganz allein durch seine idiotische Agrarpolitik geschafft.



      Ergo: Wolf tut gut!

    • @shantivanille:

      Und Sie glauben jetzt ernsthaft, dass Ihre persönliche Sympathie besagten Kreaturen ein längeres und sorgenfreieres Leben beschert?



      Wölfe fressen auch Mäuse und was sonst noch so alles kreucht und fleucht, stehen die dann auch alle unter Ihrem persönlichen Schutz?



      Gärtner*in sind sie vermutlich auch nicht, denn auch die süßesten Viecher richten teilweise unglaubliche Schäden an.



      Mäuse und Ratten sind auch wirklich putzige Tierchen, außer, sie bestehen darauf, das eigene Heim zu okkupieren.



      Also ihre persönlichen Vorlieben in allen Ehren, was aber soll daraus jetzt konkret abgeleitet werden?



      Todesstrafe für Wölfe bei Sichtung, weil in Ihren Augen das Land zu klein?

  • Das kommt dabei raus, wenn man eine Lobbyistin zur Ministerin macht. Typisch CDU...

  • Dass der Wolf in Deutschland noch geschützt wird, liegt eher am Gegenteil von der Vermutung der Autorin. Wäre er im Jagdgesetz als bejagbar ausgewiesen, müssten die Jäger die Population klein halten, ansonsten drohten Schadensersatzforderungen bei Rissen von Weidetieren. Die Bauern hätten dann keine Chance auf Entschädigung vom Staat, der ja für Wildschweinfrass im Maisfeld auch nix zahlt. Also wenn die Autorin schon Vorteilsnahme vermutet, dann eher andersherum. Jäger und Landwirte sind eigentlich froh, das der Wolf nicht bejagt werden darf. Und wenn doch gewollt, dann passiert es heimlich. Das fällt in der masse der Wölfe nicht auf.

    Allerdings - und dazu gibt ernstzunehmende Expertenaussagen - ist die Population des Wolfes in Deutschland mittlerweile so groß (viel größer als bisher offiziell gezählt, weil niemand mehr hinterherkommt), dass es bald durch Mischlingsbildung mit wilden Hunden und durch Angstverlust vor dem Menschen zu Problemen kommen wird. Aber damit sind dann die Landbewohner und ihre Tiere wieder alleine, sie könn(t)en sich ja mit Zäunen und Vogelscheuchen schützen.

    • @TazTiz:

      Wilde Hunde?



      Wo genau in Deutschland gibt es wilde Hunde, die parat stehen, sich mit Wölfen zu paaren?



      Das so etwas hin und wieder mal vorkommen mag, gut, das passiert aber auch anderswo auf der Welt, ohne tiefgreifende Folgen.

      • 8G
        8190 (Profil gelöscht)
        @Fezi:

        Das scheint wohl zunächst in Italien ein ziemliches Problem zu sein. Diese Tiere haben dann die schlechten Eigenschaften beider Parteien: Zivilisationskenntnis und Gefährlichkeit im Rudel (u.a.). Gab es auch hier schon im Ansatz, Hunde büxen auch mal aus, wenn da was läufiges in der Nähe ist (ist jedenfalls nie ganz kontrollierbar). Es ist dringend geraten, solche Mischlinge 'zu entnehmen'. Ich staune echt über so viel Naivität und wie kurz gedacht wird. Ist es erstmal zu spät, kann uns ein omnipräsenter Wolf die Freude am Naturerlebnis ziemlich vermiesen. Für die Freunde der Wölfe, die im Auto sitzen, sicher kein Problem, für mich, der ich sehr gerne draußen übernachte, schon eher. Das ist ein Experiment mit sehr diffuser Verantwortung. Kann mich TAZTIZ nur anschließen.

        • 8G
          8190 (Profil gelöscht)
          @8190 (Profil gelöscht):

          ... in Thüringen gibt es Wolf-Hund-Hybride seit 2017/18, die auch zum Abschuß freigegeben sind. Übrigens gegen den Willen unserer naiven Naturschutzorganisationen. Ob erfolgreich oder nicht, ist unklar.

          Ich sehe das Problem zunächst nicht bei den Wölfen, sondern darin, dass Menschen Entscheidungen treffen/unterstützen, die in ihrer Mehrzahl längst nichts mehr mit der Natur zu tun haben, oder sich längere Zeit in ihr aufhalten. Vom Autofenster oder Behördensessel aus ist der Wolf wirklich ein außerordentlich faszinierendes Tier. Gänsehaut!

          • @8190 (Profil gelöscht):

            Jup. So sehe ich das auch, das Wolfsthema ist komplett sozialromantisch und politisch überladen, das verstellt die Sicht auf Realität und Pragmatismus. In unserer durchgehend bewirtschafteten Kulturlandschaft gibt es keine natürlichen Gleichgewichte mehr. Der Wolf muss, wenn man ihn schon unbedingt künstlich wieder ansiedelt, wie jeder andere Tierbestand gemanaged werden, sprich auch bejagt.



            Alles andere ist Wunschdenken.