AKW-Äußerung von Klimaaktivistin: Ein Greta-Zitat und seine Folgen
„Bild“-Zeitung, FDP und Union verweisen in der Atomdebatte auf die Klimaaktivistin. Andere wie Scientists for Future üben Kritik an der Schwedin.
Greta Thunberg nun plötzlich als eine ExpertInnenstimme für die CDU/CSU und FDP in der Debatte, ob in Zeiten der Energiekrise Atomkraftwerke auch über das neue Jahr hinaus am Netz bleiben sollen? Tatsächlich gibt sich die 19-Jährige im Gespräch mit Sandra Maischberger zurückhaltend. „Es kommt darauf an“, sagt Greta Thunberg auf die Frage, ob Atomkraft für das Klima im Moment die bessere Lösung wäre.
Ihre Meinung: Wenn es die Kraftwerke sowieso gibt, können sie auch weiterlaufen. Neu ist ihre Aussage nicht. Schon 2019 hat Greta Thunberg im Gespräch mit dem Tagesspiegel geäußert, sie sei zwar nicht für Atomkraft, aber benennt sie als einen „kleinen Teil einer großen neuen kohlenstofffreien Energielösung“ – und zitiert damit den IPCC-Bericht. Bei Maischberger betont sie vor allem eines: Nein zu Kohle.
Dennoch deutet auch Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) ihre Aussage als ein Ja für die Laufzeitverlängerung bis Ende 2024. Das habe sie so nicht gesagt, korrigiert die Moderatorin im Interview.
Atomkraftwerke nicht zum Gassparen da
Ursprünglich wollte Umweltminister Robert Habeck (Grüne) die beiden AKWs Isar II und Neckarwestheim als Einsatzreserve bis Mitte 2023 weiterlaufen lassen, um die Gasversorgung zu entlasten.
Zahlreiche Gutachten haben nachgewiesen, dass Atomkraftwerke so gut wie keinen Beitrag zum Gassparen leisten können, kritisiert Armin Simon von der Anti-Atom-Organisation „.ausgestrahlt“: „Greta Thunberg irrt, wenn sie unterstellt, dass Atomkraftwerke beim Bewältigen der aktuellen Gaskrise helfen könnten“. „Atomkraft kann kein Instrument der Klimapolitik sein“, betont auch Christian von Hirschhausen von Scientists for Future.
Fridays for Future äußert sich bisher nicht öffentlich dazu. Im Nachgang schreibt Greta Thunberg selbst auf Twitter, in der Bewältigung der Krise führe es zu nichts, einige Aspekte herauszupicken, Dinge aus dem Zusammenhang zu reißen und den Rest zu ignorieren. Es sei eine sehr aufgeheizte Debatte, sagte sie bei Maischberger. Eine einfache Lösung für die Energiekrise scheint auch die Mitbegründerin von FFF nicht zu haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachtcafé für Obdachlose
Störende Armut
James Bond
Schluss mit Empfindsamkeit und Selbstzweifeln!