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+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++UN: Nordgaza kurz vor Hungersnot

UN legen neue Daten zum Hunger in Gaza vor. Im Schifa-Spital sollen sich Hamas-Anführer verstecken. Netanjahu hält an Bodenoffensive in Rafah fest.

Ein israelischer Panzer in Südgaza Foto: Ariel Schalit/ap

Hungersnot in Nordgaza stehe „unmittelbar bevor“, sagen die UN

Jeder zweite Bewohner im Gazastreifen befindet sich UN-Angaben zufolge in einer „katastrophalen Ernährungssituation“. Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, stehe eine Hungersnot in den nördlichen Bezirken „unmittelbar bevor“ und könnte „jederzeit zwischen Mitte März und Mai 2024 eintreten“, hieß es in der am Montag veröffentlichten IPC-Skala zum Hungermonitoring der UNO, die Hungersituationen je nach Schweregrad bewertet.

Laut der IPC-Skala sind derzeit etwa 1,1 Millionen Menschen im Gazastreifen aufgrund des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas von einer „katastrophalen Ernährungssituation“ betroffen – die höchste Zahl, die je registriert worden sei. Die Menschen haben den Angaben zufolge ihre Nahrungsmittelvorräte aufgebraucht. Eine Hungersnot könnte demnach noch abgewendet werden, wenn Hilfsorganisationen uneingeschränkten Zugang in die betroffenen Gebiete erhielten.

Alles deute darauf hin, dass die Unterernährung und die Zahl der Todesfälle „stark zunehmen werden“. Es sei „nicht vertretbar“, auf eine nachträgliche Einstufung als Hungersnot zu warten, bevor gehandelt werde, hieß es in dem Bericht weiter.

Dass 50 Prozent der Bevölkerung betroffen sind, sei „beispiellos“, sagte Beth Bechdol, stellvertretende Direktorin der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Im Dezember hatten die FAO und das Welternährungsprogramm (WFP) eine Hungersnot bis Ende Mai im nördlichen Gazastreifen für „wahrscheinlich“ gehalten. Nun gehen sie davon aus, dass es „jederzeit“ zu einer Hungersnot kommen könne. (afp)

Al-Schifa-Spital in Gaza-Stadt gestürmt

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben auf der Suche nach hochrangigen Hamas-Anführern das Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt gestürmt. Die Soldaten würden einen „präzisen“ Einsatz ausführen, teilte die Armee am Montag mit. Auf sie sei geschossen worden, sie hätten das Feuer erwidert. Die radikalislamische Hamas erklärte, das israelische Militär habe das Krankenhausgebäude beschossen, ohne sich um Patienten, medizinisches Personal oder dort Schutz suchende Flüchtlinge zu kümmern. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen ist ein Feuer ausgebrochen, der Rauch soll zum Ersticken von Frauen und Kindern geführt haben.

Das Al-Schifa-Krankenhaus ist eine der wenigen noch funktionierenden medizinischen Einrichtungen im Gazastreifen. Israel wirft der Hamas seit längerem vor, Krankenhäuser als Unterschlupf zu nutzen. Die islamistische Gruppierung bestreitet das. (rtr)

Netanjahu: Keine Offensive, solange Zivilisten festsitzen

Die israelische Armee wird nach den Worten von Regierungschef Benjamin Netanjahu ihre angekündigte Offensive in Rafah im Gazastreifen nicht starten, solange dort Zivilisten festsitzen. Dies sagte Netanjahu am Sonntag nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Das israelische Ziel sei weiter, „die verbleibenden Terroristen-Bataillone in Rafah zu eliminieren“, so Netanjahu. Dies werde Israel aber nicht tun, „während wir die Bevölkerung an Ort und Stelle festhalten“.

Netanjahu hatte am Freitag Pläne für eine Offensive in Rafah gebilligt. Beobachter warnen vor verheerenden Folgen eines solchen Angriffs für die Zivilbevölkerung. Auch die USA warnen vor einem Militäreinsatz in Rafah und pochen auf „glaubwürdige“ Vorschläge ihres Verbündeten Israel für den Schutz von Zivilisten in der Stadt. Der israelische Regierungschef machte deutlich, dass er trotz der internationalen Kritik und der Warnungen seiner Verbündeten an den Plänen für eine Bodenoffensive in Rafah festhalten werde. „Kein noch so großer internationaler Druck wird uns daran hindern, alle Kriegsziele zu erreichen“, sagte Netanjahu laut einem von seinem Büro veröffentlichten Video bei einer Kabinettssitzung. (afp)

Künftig nationaler Gedenktag in Israel am 7. Oktober

Die israelische Regierung hat die Schaffung eines nationalen Gedenktags zu dem beispiellosen Hamas-Angriff beschlossen. Das Kabinett habe einstimmig entschieden, das künftig alljährlich an die „Katastrophe“ erinnert werden solle, die Israel am 7. Oktober getroffen habe, erklärte das Büro von Netanjahu. (afp)

Unicef: Bisher 13.000 Kinder in Gaza getötet

Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen sind bei der israelischen Offensive im Gazastreifen bislang mehr als 13.000 Kinder getötet worden. Tausende weitere seien verletzt worden. „Eine solche Todesrate bei Kindern haben wir in kaum einem anderen Konflikt auf der Welt gesehen“, sagt Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell dem US-Sender CBS. (rtr)

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87 Kommentare

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  • Man kann Hamas und Netanyahus Handeln hart kritisieren, doch jeweils größtmöglichen Schutz der Zivilisten wie auch Völkerrecht für eine Selbstverständlichkeit halten.



    Das Netanyahu-Kabinett schafft seinem Land gerade ewige Feinde - vermutlich will Netanyahu auch den ewigen Kriegszustand, der macht so manche Sache "möglich".

  • „Eine solche Todesrate bei Kindern haben wir in kaum einem anderen Konflikt auf der Welt gesehen“, sagt Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell dem US-Sender CBS.



    Das sagt für mich ALLES !

    • @Des247:

      Es sollte aus unserer Sicht völlig egal sein, ob die Hamas diverse Zahlen übertreibt, denn allein die Satellitenbilder sprechen Bände, über das, was IDF da macht, und dabei geht es nicht um Tunnel.

    • @Des247:

      Die UN erhält ihre Angaben von der Gesundheitsbehörde in Gaza, die der Hamas (Kriegspartei in Gaza) unterstellt ist.

      Hier der Link zu einem taz-Artikel, der die Beziehung zwischen UN und Israel beleuchtet.

      taz.de/Buch-Verein...n-Israel/!5577104/

      • @*Sabine*:

        Es wurde oft genug berichtet: In der Vergangenheit waren die Zahlen der Gesundheitsbehörde in Gaza durchaus zuverlässlich. Es gibt meines Wissens keine begründeten Zweifel daran. Sie immer wieder in Frage zu stellen ist nur eine Art, die Wirklichkeit zu leugnen bzw. vor ihr die Augen zu verschließen.

    • @Des247:

      Ich verstehe trotzdem nicht, was Sie mit ALLES meinen bzw. habe dazu eine Vermutung, will Ihnen aber auch nicht zu Unrecht etwas unterstellen, was Sie möglicherweise NICHT meinen.



      Also müssten Sie Ihren Post präzisieren.

      • @Abdurchdiemitte:

        Ich verstehe es so, dass DES247 die Zahlen der Hamas(-Gesundheitsbehörde) glaubt und davon ausgeht, die jüdische/Israel-Seite ist für all' dieses Leid verantwortlich.

        @ DES247: Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege.

      • @Abdurchdiemitte:

        Müssen sie auch nicht unterstellen.

        Sie können ja auch erzählen was Sie höchstselbst mit der höchsten Todesrate von Kindern in einem Konflikt verbinden, bzw. wie Sie dazu stehen, dass u.a. auch Kindern die humanitäre Hilfe verweigert wird bzw. Israel dazu beiträgt dass diese verhungern.

        • @Rudolf Fissner:

          Also ich verbinde damit, dass es kaum ein aktuell grausameres Terrorregime gibt als die Hamas, für die diese toten Kinder nur Märtyrer und Propagandamaterial sind.

          • @BrendanB:

            Kann Ihnen nur zustimmen.



            Es würde sofort beendet werden, kämen die Geiseln frei.



            Es liegt in der Hand der Hamasmörderbande!

  • Gibt es denn wirklich niemanden, der die Hamasführung zur Aufgabe ihrer mörderischen Taktik zwingen kann? Kann man nicht verstehen.

    • @vieldenker:

      Der Iran könnte es, möglicherweise noch Katar. Sonst sehe ich keinen arabischen Staat, der Hamas zur Aufgabe zwingen könnte.



      Und was den Iran betrifft: möglicherweise rächt sich jetzt die “Ich-hau-dir-in-die-Fresse”-Diplomatie unserer Außenministerin, netter formuliert: “wertegeleitete” Außenpolitik - warum sollten die Mullahs da ein Interesse haben, Hamas irgendwie zurückzuhalten? Was bringt es ihnen, wenn man offen zu ihrem Sturz auffordert?



      Also, es rächt sich nicht für uns, sondern für die Israelis und in erster Linie natürlich für die Not leidenden Palästinenser in Gaza.

      • @Abdurchdiemitte:

        Iran hätte in der Vergangenheit noch eine ganz andere Diplomatie verdient. Es gibt neben Nordkorea und Syrien und mittlerweile auch Russland kaum ein Regime, das brutaler und menschenverachtender mit der eigenen Bevölkerung umgeht. Na ja, die Hamas halt noch.

        • @BrendanB:

          Ja, eben. Genau deshalb hat der Iran ja Einfluss auf Hamas - und er verfolgt gewisse geopolitische Interessen in der Region. Abseits der Beurteilung des Charakters seines Regimes gilt es, DAS nüchtern zu analysieren.



          Wäre es da nicht klüger, Einfluss auf Hamas durch diejenigen Kräfte auszuüben, die dazu in der Lage sind - um diesen Krieg zu beenden? Ein Krieg, im dem übrigens auch Israel nichts mehr zu gewinnen hat (nach dem 7. Oktober - unter dem unmittelbaren Eindruck der Hamas-Gräueltaten - habe ich noch eine andere Position vertreten. Jetzt, mit dem Abstand von fünf Monaten, denke ich, Israel schadet sich mehr als es gewinnen kann.)

      • @Abdurchdiemitte:

        Verstehe ich das nun richtig: Sie vertrauen der Hamas mehr als israel dass die Bevölkerung mit humanitärer Hilfe versorgt werden kann? Sie glauben wirklich, dass eine Terrororganisation wie die Hamas es eher in der Hand hat als ein demokratischer Staat wie israel der auf den Grundsätzen des Humanismus beruht?

        • @Rudolf Fissner:

          Wie kommen Sie denn darauf, dass ich Hamas mehr vertraue als der israelischen Seite, was die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung in Gaza betrifft? Das gibt mein Post jedenfalls nicht her.

    • @vieldenker:

      Es gäbe allerdings jemand, der die israelische Regierung zur Aufgabe einer Kriegstaktik zwingen kann, die gezielt die Zivilbevölkerung betrifft (sie erinnern sich vielleicht: inzwischen werfen sogar EU-Vertreter Israel vor, Hunger zur Waffe zu machen). Dieser "jemand" sitzt im Weissen Haus und ist offenkundig nicht bereit, dem Sterben eine Ende zu machen. Man kann nicht alles, was in Gaza passiert, auf Hamas schieben. Auch Israel ist an das humanitäre Völkerrecht gebunden.

      • @O.F.:

        Von welchen gezielten Angriffen auf die Zivilbevölkerung reden Sie? Wer gezielt Zivilisten abschlachtet, vergewaltigt, foltert und das auch noch per Livestream online stellt, ist die Hamas. Wenn Israel gezielt Zivilisten angreifen würde, hätten wir 300.000 Tote in Gaza und nicht 30.000 und davon 10 bis 15.000 Terroristen.

        • @BrendanB:

          Wenn aus 30.000 Toten, 10.000-15.000 Terroristen sind, folgt daraus, daß wohl alle getöteten Männer Terroristen sind. Das klingt für mich stark nach der klassischen counter-insurgency-Taktik: Wir können Terroristen/Aufständische nicht von der Zivilbevölkerung unterscheiden, also knallen wir alle Männer zwischen 15 und 65 ab und erklären sie postum zu Terroristen, weil in der Gegend wurde auf uns geschossen. Von wem, keine Ahnung, aber irgendwer muss es ja gewesen sein. Aus menschlicher Sicht kann ich das sogar verstehen, auf feindlichen Gebiet, wo mensch von Heckenschützen beschossen wird, kann auf alles schießen, was sich bewegt, zum Selbstschutzmechanismus werden. In dem Punkt aber, wo Regierungsstellen eine solche Zählweise anwenden/übernehmen, lässt es tief blicken, wie sie die Zivilbevölkerung wahrnehmen.



          Palästinenser = Terrorist = legitimes Ziel

          • @Blutsbruder WinnePuh:

            Wenn Sie beide @BLUTBRUDER WINNEPUH und @BRENDANB davon ausgehen, dass die durch die Hamas angegebenen Opferzahlen alle Kämpfer enthalten, dann erscheint mir dies ein voreiliger Schluss. Die Pal. Seite schlüsselt nicht getrennt nach Zivilisten und Kämpfern auf. Die Hamas hätte gute Gründe die Zahl der gefallenen Kämpfer klein zu reden:

            1. Die Zahl der eigenen getöteten Kämpfer offen zu legen wäre eine Informationsquelle für den Gegner, anhand der er abschätzen könnte, wie erfolgreich seine Aktionen sind.

            2. Das Eingeständnis hoher Verluste könnte die verbliebenen eigenen Kämpfer demoralisieren

            3. Es hilft bei der Aufrechterhaltung des Narratives vom gegenüber Zivilisten rücksichtslos vorgehenden Isr. Militär. Lässt man die eigenen Kämpfer weg, steigt der Anteil an Frauen und Kindern. Das ist bei dieser Eskalation umso wichtiger, weil diesmal die Isr. Seite sich wohl vorgenommen hat, es nicht bei einem Denkzettel zu belassen, sondern die Hamas endgültig zu beseitigen. Die beste Chance dies abzuwenden bietet, die Öffentliche Meinung gegen Isr. zu mobilisieren. Zum Schluss des Krieges, wenn die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit längst wieder auf andere Dinge gerichtet ist, kann man dann die Buchführung wieder „bereinigen“ und weitere Opfer nachträglich „finden“.

            Denkbar sind auch bewusste Verfälschungen: in dem Chaos welches diesmal herrscht, könnte man problemlos auch Unfallopfer oder aus sonstigen Gründen verstorbene hinzuzählen – selbst wenn jemand nachhakt und später die Fälschung auffliegt, ist bis dahin der Krieg zu Ende. Wahrscheinlich würde nur ein winziger Teil der Weltöffentlichkeit dies mitbekommen.

            Als Anhaltspunkt könnte dienen, den die NY Times damals nahm: Männer der Altersgruppe 20-29 haben einen Anteil von 9% der Bevölkerung.

            • @Socrates:

              Gibt es irgendwelche Indizien oder Belege für Ihre Thesen oder ist das reine Spekulation?

          • @Blutsbruder WinnePuh:

            Ich nehme die gemeldeten Zahlen. Sowohl von der Hamas wie von der IDF. Andere stehen uns nicht zur Verfügung. Sie können jetzt natürlich der IDF weniger Glauben schenken als der Hamas. Dann glauben Sie auch an Wunder, weil es nur lebende Terroristen gibt, die sich, sobald sie tot sind, in unschuldige Zivilisten, Frauen und Kinder verwandeln. Kann man machen. Natürlich.

      • @O.F.:

        Da bin ich mir gar nicht mehr so sicher, dass der Mann im White House noch so einen großen Einfluss auf Netanjahu hat.

        Er hat ja schon die Stimme erhoben, hat nur keiner drauf gehört.

        • @Sam Spade:

          Na seine leeren Worte helfen nichts, denn auf alle erhobenen Zeigefinger in Richtung Israel in Jahrzehnten Konflikt sind ja nie Konsequenzen gefolgt. Warum sollte Natanjahu also jetzt welche befürchten? Wieviel Jahrzehnte wird gegen Artikel 4 der Genfer Konventionen verstoßen und nichst ist passiert? Biden könnte aber sehr wohl Maßnahmen ergreifen, Maßnahmen die ein Großteil seiner Wählerschaft auch fordert. Das gleiche gilt für uns. Woanders machen wir das auch um unsere Interessen oder Ziele durchzusetzen. Auf der anderen Seite warum sollten sich die Amerikaner auch für die Einhaltung des humanitären Völkerrechts einsetzen oder andere internationale Gesetze?!.Der völkerrechtswidrige Einmarsch in den Irak mit rund 1 Mio toter Zivilisten als Folge, Abu Ghraib und Guantanamo hat ja ihre Haltung zum Völkerrecht gezeigt.

          • @Momo Bar:

            "Wieviel Jahrzehnte wird gegen Artikel 4 der Genfer Konventionen verstoßen und nichst ist passiert?"

            Welche Genfer Konvention meinen Sie überhaupt von den vier Genfer Abkommen, welche jeweils einen Artikel 4 haben? Und welchen Verstoß meinen Sie? Und wie kann man gegen die Artikel 4 verstoßen, wo diese lediglich Regelungen dazu enthalten auf welche Personen die Abkommen anzuwenden sind?

  • "Israel wirft der Hamas seit längerem vor, Krankenhäuser als Unterschlupf zu nutzen. Die islamistische Gruppierung bestreitet das." Irgendwie liest man das immer öfter. Die eine werfen vor, die anderen bestreiten. Nur was man in vielen Artikeln vermisst, sind Beweise dafür oder dagegen. Unabhängige Untersuchungen sowieso, aber darauf wird man wohl noch lange warten können. Das Zulassen von ausländischen Journalisten würde eventuell auch mal etwas Klarheit bringen.



    "Krankenhäuser und medizinisches Personal stehen nach Artikel 18 der Genfer Konvention unter einem besonderen Schutz und dürfen unter keinen Umständen das Ziel von Angriffen bilden. Sie sollen jederzeit von den am Konflikt beteiligten Parteien geschont und geschützt werden." Sie können den Schutz nur unter bestimmten Voraussetzungen verlieren, wenn eine Handlung den Feind schädigt. Eine „Handlung, die den Feind schädigt", ist im HVR nicht definiert. Es werden lediglich einige wenige Handlungen aufgeführt, die als nicht schädigend für den Feind gelten, darunter das Tragen und der Einsatz leichter Waffen zur Selbstverteidigung bzw. zur Verteidigung der Verwundeten und Kranken, der bewaffnete Schutz einer medizinischen Einrichtung oder die Anwesenheit kranker bzw. verwundeter Kämpferinnen und Kämpfer, die nicht länger an Kampfhandlungen teilnehmen, in einer medizinischen Einrichtung". Ob allein der vermutete Aufhenthalt von hochrangigen Hamasmitgliedern das rechtfertigt müssen dann die Gerichte entscheiden.



    Karim Khan, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH):"Die Beweislast dafür, dass dieser Schutzstatus verloren gegangen ist, liegt bei denjenigen, die das betreffende Gewehr, die Rakete oder die betreffende Rakete abfeuern" – in dem Fall Israel. Bei jedem Angriff, der unschuldige Zivilisten oder geschützte Objekte schädigt, muss laut Khan der Angreifer die ordnungsgemäße Anwendung der Grundsätze von Unterscheidung, Vorsorge und der Verhältnismäßigkeit nachweisen.

    • @Momo Bar:

      „Die Beweislast dafür, dass dieser Schutzstatus verloren gegangen ist, liegt bei denjenigen, die das betreffende Gewehr, die Rakete oder die betreffende Rakete abfeuern“

      Ich wundere mich, wie ein Chefankläger des IStGh sich zu so einer Aussage hinreißen konnte.

      Römisches Statut Art. 66 Abs. (1): „Die Beweislast für die Schuld des Angeklagten liegt beim Ankläger.“

      Art. 67 (Rechte des Angeklagten) Abs. (1) „i) es darf ihm weder eine Umkehr der Beweislast noch eine Widerlegungspflicht auferlegt werden.“

      www.un.org/depts/g...roemstat1.html#T28

      Versuchen Sie doch mal empathisch zu sein und sich in die Lage eines Soldaten hinein zu versetzen: Sie sitzen z.B. im Panzer und werden plötzlich aus einem geschützten Gebäude beschossen. Sie erwidern das Feuer und beschädigen das Gebäude schwer. 4-5 Jahre später erhebt dann der Chefankläger Klage gegen Sie. Wie um alles in der Welt sollen sie dann noch beweisen können, dass auf Sie geschossen wurde?

      Fällt Ihnen denn nicht auf, dass so eine Beweislastumkehr im Strafrecht allen rechtsstaatlichen Prinzipien und jeder Vernunft widerspricht?

      • @Socrates:

        "Versuchen Sie doch mal empathisch zu sein und sich in die Lage eines Soldaten hinein zu versetzen: Sie sitzen z.B. im Panzer und werden plötzlich aus einem geschützten Gebäude beschossen. "

        Ich hatte das eher so verstanden, dass Israel gezielt das Krankenhaus durchsucht hat, weil es dort Hamas-Terroristen vermutet hat. Unter Beschuss geraten sind sie erst in der Folge.

    • @Momo Bar:

      Wie steht's eigentlich um die Ermittlungen gegen die Hamas und ihre gegenwärtige Unterstützer? Hat Herr Khan oder haben Sie da ähnlich ausgefeilte Informationen?

  • Auch wenn der Vergleich auch ein schifa ist: _Will Israels Regierung mit der Demütigung und Traumatisierung von 2 Mio. im Gazastreifen eigentlich die nächste Hamas sicherstellen? Und den nächsten noch heftigeren scheinbaren Ausbruch aus der gefühlten Hilflosigkeit?



    Kein Pardon für die Hamas-Methoden, man muss dabei ja nicht die nächste Generation erzwingen. Außer Netanyahu macht das bewusst, um im Dauer"krieg" seine unsauberen Punkte durchzubekommen.

    • @Janix:

      "Will Israels Regierung mit der Demütigung und Traumatisierung von 2 Mio. im Gazastreifen eigentlich die nächste Hamas sicherstellen?"

      Wenn es, wie geschätzt, 30.000 bis 60.000 Kämpfer auf der palästinensischen/Hamas-Seite gibt, und diese fast alle festgesetzt und hoffentlich vor ein (internationales?) Gericht gestellt werden, dann fehlen sie in den nächsten Jahren vorerst einmal und können nicht so schnell wieder einen Krieg beginnen.

      Bei den jetzt heranwachsenden Kindern und Jugendlichen werden wohl die Eltern und Großeltern (mit)entscheiden, welchen Weg sie einschlagen. Ich hoffe sehr, dass mit einem guten Gaza-Wiederaufbauprogramm (und einer wohlwollenden Regierung in Israel) die Menschen in Gaza Sinn, Lebensglück, Wohlstand und Sicherheit im Frieden statt im Krieg finden.

      • @*Sabine*:

        So wie die Indianer Nordamerikas auch Lebensglück, Wohlstand und Sicherheit im Frieden statt im Krieg gefunden haben? Oder nehmen Sie irgend ein anderes Volk, dass sich gegen seine Besatzer aufgelegt hat.

      • @*Sabine*:

        Hamas-Kämpfer zu sein, ist an sich noch kein Verbrechen. Das Kriegsvölkerrecht verbietet es, jemanden nur deshalb zu bestrafen, weil er für die feindliche Seite gekämpft hat. Da müssen schon Kriegsverbrechen hinzu kommen.

        • @Francesco:

          "Das Kriegsvölkerrecht verbietet es, jemanden nur deshalb zu bestrafen, weil er für die feindliche Seite gekämpft hat. "

          Ich verstehe den Zusammenhang leider nicht und bitte um Nachsicht. Wo oder wie werden die Kämpfer der palästinensischen/Hamas-Seite "bestraft"?

          Die in Haft genommenen warten auf ihren Gerichtsprozess. Die in Gaza verbliebenen werden, wie ich annehme, weiter kämpfen. Ich sehe da keine "Bestrafung" oder habe ich Sie missverstanden?

          • @*Sabine*:

            Wenn sie vor Gericht gestellt werden, dann doch mit dem Ziel sie zu verurteilen und zu bestrafen. Die Tatsache allein, dass jemand für die feindliche Seite gekämpft hat, berechtigt Israel (oder die internationale Gemeinschaft) nicht, ihn vor Gericht zu stellen. Ein feindlicher Soldat darf für Kriegsverbrechen vor Gericht gestellt werden, aber nicht dafür, dass er für die feindliche Seite kämpft.

      • @*Sabine*:

        Sei der letzten Umfrage im Gazastreifen vor dem Terroranschlag der Hamas und wo die Hamas auf maximal schlappe 25% Unterstützer kam, dürfte sich die Zahl verdreifach haben.

        Israels Strategie geht voll nach hinten los. Und Kinder gezielt verhungern zu lassen ist kein Erziehungsmittel gegen Antisemitismus. Das ist Völkermord.

    • @Janix:

      Hat der Krieg gegen Deutschland die nächste Hitlerjugend sichergestellt? Der Hamburger Feuersturm oder der Häuserkampf um Berlin waren sicher keine Freude, dennoch waren sie Notwendig um das verbrecherische NS-Regime zu stürzen.

      Entscheidend ist, dass man der Hamas die Waffen aus der Hand schlägt und dann ist entscheidend was nach dem Konflikt passiert.

      Das sieht man ja nicht nur in Deutschland nach 1945 sondern auch in Kambodscha nach den Roten Khmer oder Ruanda nach 1994. Auch in diesen Staaten war es möglich eine positive Veränderung einzuleiten.

      Das setzt aber voraus, dass die aktuellen Machthaber verschwinden und später nicht restaurativ, im Sinne ihrer Ideologie, tätig werden können.

      • @Paul Meier:

        Der Vergleich hinkt gewaltig. Nehmen Sie lieber die Kriege gegen den Mau-Mau oder den Maji-Maji-Aufstand. Oder den Algerienkrieg. Oder die Indianerkriege Nordamerikas.

        • @Francesco:

          Warum sollte man Israel mit den Mau-Mau oder den Indianern zu vergleichen? Anders als diese Gruppen kann es sich ja gegen den Vernichtungsversuch der Hamas wirklich zur Wehr setzen.

      • @Paul Meier:

        Sie bringen hier einige historische Sachverhalte durcheinander, um das israelische Vorgehen in Gaza zu legitimieren. Ziemlich dünnes Eis.



        Ich verlinke - exklusiv für Sie - mal ein Interview mit dem Soziologen Wolfgang Sofsky zum Thema Bombenkrieg gegen deutsche Städte - darüber lässt sich diskutieren, aber es gibt ziemlich gut meine Haltung zu dem Thema wieder. Und dass Sie sich tatsächlich argumentativ auf recht dünnem Eis befinden, den Krieg Israels ausgerechnet mit solchen historischen Vorgängen legitimieren zu wollen.



        Vielleicht gibt es ja andere, bessere Rechtfertigungen?



        www.geo.de/amp/mag...-beim-namen-nennen

        • @Abdurchdiemitte:

          Seine Meinung sei ihm unbenommen. Die kann man teulent, muss man aber nicht.

          Auf dünnem Eis bewegen sich eher diejenigen, die Israel im Besonderen und Juden im Allgemeinen für den Hass und Vernichtungswillen, der ihnen entgegenschlägt, verantwortlich machen wollen.

          • @BrendanB:

            Bezüglich des Judenhasses gebe ich Ihnen natürlich recht - aber SIE sind es, der den Beweis antreten muss, dass die im Kontext dieses Krieges geäußerte Kritik an der israelischen Kriegsführung - bis hin zum Genozid-Vorwurf (und jetzt unterstellen Sie mir bloß nicht, ich würde behaupten, Israel begehe in Gaza einen Völkermord. Davon gehe ich persönlich nämlich NICHT aus) -, IN JEDEM FALL irgendetwas mit Antisemitismus zu tun haben muss.



            Diejenigen, die sich angesprochen fühlen sollten, lesen und diskutieren hier in der taz wahrscheinlich sowieso nicht mit - alles andere anzunehmen ist jedoch üble Unterstellung.

        • @Abdurchdiemitte:

          Wollen Sie vielleicht nochnal lesen, was ich geschrieben habe?

          Ich sprach von der Zeit danach. Was NACH einem solchen Konflikt passiert ist entscheidend. Wie eben bei meinen aufgezählten Beispielen, wo es eine Veränderung gab.

          In allen Fällen begingen die Täter einen genozidalen Vernichtungsversuch und wurden gestoppt. Heute haben sich diese Gesellschaften positiv entwickelt, wenn man es ins Verhältnis zur vorherigen Ideologie setzt.

          • @Paul Meier:

            Na ja, Sie haben vom Feuersturm in Hamburg gesprochen, also vom Bombenkrieg der Alliierten gegen deutsche Städte - DARAUF habe ich mich mit Sofsky bezogen und ich finde seine Argumentation dazu durchaus schlüssig. Wäre ja schön gewesen, wenn Sie dazu auch noch einige Worte verloren hätten. Denn es ging mir ja um die Einschätzung der Situation im Gaza gerade jetzt, im Augenblick, in dem Menschen sterben und hungern - nicht um eine ungewisse Zukunft.



            Ruanda, Kambodscha, alles Beispiele, wo ich Ihnen zustimmen kann - wenn es für Gaza eine vergleichbar optimistische Perspektive geben könnte, wäre ich natürlich froh und müsste meinen Glauben an die Menschlichkeit nicht verlieren.

        • @Abdurchdiemitte:

          So weit hergeholt finde den Vergleich nicht.

          Fue die apokalyptischen Kämpfer der Hamas ist eine Kapitulation so wenig eine Option wie für die Nationalsozialisten.

          Die Hamas hat sich massiv verkalkuliert, die arabische Straße, wie die antisemitische weltweit ist zwar laut, aber weder ist die Hisbollah, noch der Iran in den Krieg gezogen.

          Die arabischen Staaten haben die Verhandlungen mit Israel nicht abgebrochen, nur ausgesetzt. Diese Staaten würden drei Kreuze, oder Halbmonde machen, wäre die Hamas weg vom Fenster.

          Das alles wissen die Terroristen, es kratzt sie aber nicht. Das Leiden der Zivilisten ist erwünscht und spielt ihnen in die Karten.

          Für die Hamas gibt es nur Sieg oder Tod. Das Leben lieben sie ja nicht.

          • @Jim Hawkins:

            Kinder bzw. die unbeteiligte Bevölkerung des Gaza zu Nazis zu erklären und verhungern zu lassen IST SELBSTVERSTÄNDLICH ziemlich weit hergeholt. Sie gehen den Triggern der rechtsextremen Nationalisten in Israel auf dem Leim.

            • @Rudolf Fissner:

              Sie nun wieder.

              Was ist denn ihr Vorschlag?

              • @Jim Hawkins:

                Kinder füttern, Hilfsgüter durchlassen und mit dem Militär gegen die Hamas vorgehen?

                Haben Sie einen besseren Vorschlag?

                • @Rudolf Fissner:

                  Nein, aber die Sache ist wohl nicht ganz einfach.

                  "A, a resident of Gaza, said they see aid enter Gaza, but they “don’t know where it is headed.”

                  “It goes to the gangs. Hamas controls 70% of it, and the rest goes to merchants who sell it in the market. We do not receive aid except for a few things on rare occasions. The rest is for Hamas, and the merchants belong to Hamas. The prices are very high, and we cannot buy it.”

                  www.jpost.com/isra...war/article-791412

                  Ungeachtet dessen ist es natürlich richtig, dass mehr passieren muss.

                  • @Jim Hawkins:

                    "“It goes to the gangs. Hamas controls 70% of it, and the rest goes to merchants who sell it in the market. ..."

                    Und Israel nutzt die Chance nicht, damit die Bevölkerung gegen die Hamas aufzubringen, wenn die sich wie behauptet, die Hilfsgüter abgreifen.

                    Und für den Hunger in den 30% von Israel kontrollierten Gebieten ist dann wohl Israel verantwortlich.



                    Oder gibt es da auch noch eine Ausrede, dass die Hamas doch wieder die Verantwortung trägt.

                    • @Rudolf Fissner:

                      Ist ja gut, ich sage dich, dass ich auch der Ansicht bin, dass mehr passieren sollte.

                      Wofür ist denn ihrer Meinung nach die Hamas verantwortlich?

                      Finden Sie es gut, dass die weiterkämpft?

                      Würde sie das nicht tun, könnte sofort allen geholfen werden, oder wie sehen Sie das?

                      • @Jim Hawkins:

                        @ "Wofür ist denn ihrer Meinung nach die Hamas verantwortlich?"

                        Was haben Sie in Punkto Terror der Hamas übersehen, dass Sie da noch briefen kann?

                        Und was wollen Sie mit dieser Frage zum Problem der Versorgung der Bevölkerung des Gaza mit Hilfsgütern sagen.

                        @" Würde sie das nicht tun, könnte sofort allen geholfen werden, oder wie sehen Sie das?"

                        Sie haben doch gerade selber noch geschrieben, dass Israel 30% des Gebiets des Gaza besetzt hält und dort die Verantwortung für die Versorgung der Bevölkerung innehat.

                        Wo steht die Hamas dort Hilfen im Weg?

                        Es stellt sich immer mehr heraus, dass es Absicht ist, die unbeteiligte Bevölkerung des Gaza per Hunger und Unterversorgung mit Lebensnotwendigen als Druckmittel zu gebrauchen.

                        • @Rudolf Fissner:

                          Das Schöne ist, dass Sie selbst in extrem unübersichtlichen Situationen immer genau wissen, was richtig ist.

                          • @Jim Hawkins:

                            Das ganze ist schon zienlich einfach. Man drückt hungernden Menschen ein Brot in die Hand und das war es schon. Selbst ein Todeskandidat bekommt noch seine Mahlzeiten.

                            Das schreckliche ist, dass wenn Menschen ein hungerndes Kind am Straßenrand stehen sehen und selber einen Wagen voller Brot haben, diese dem Kind sagen, dass es wegen irgendwelcher Terroristen nichts zu Essen bekäme.

                            Wo sehen Sie da Komplexität?

                            • @Rudolf Fissner:

                              Da sehe ich nur Theatralik, keine Komplexität.

          • @Jim Hawkins:

            Was die Einschätzung der Hamas betrifft, so sind wir uns doch einig … das müssen wir nicht tausendmal wiederkäuen (es bringt auch keine Geisel zurück und macht keinen Toten lebendig).



            Bei historischen Vergleichen - genau so der unsägliche “Putler” - bin ich skeptisch, aus gutem Grund und rate zur gründlichen Lektüre des Sofsky-Interviews - ich weiß ja, dass Sie eher zu der Fraktion gehören, die da gerne in “die Vollen” geht.



            Das “Brennen” für Gerechtigkeit und Freiheit macht einen vielleicht zu einen besseren Menschen, um die besseren Argumente muss man sich trotzdem bemühen.

            • @Abdurchdiemitte:

              OK, die Historie kann man in der Schublade lassen.

              Ich sehe die Sache so, die Menschen in Gaza leiden, das ist furchtbar. Verantwortlich dafür ist die Hamas.

              Deren Terror ist so axiomatisch, für viele, wie der russische Angriffskrieg. So als wäre das etwas, das man nicht ändern kann, so wenig wie das Wetter.

              Ich denke, die Hamas muss vernichtet werden. Wenn der Rauch sich legt, werden die Israelis Netanjahu und seine Rechtsradikalen in die Wüste schicken.

              Gaza wird mit internationaler Hilfe wieder aufgebaut. Die Macht könnte für den Übergang bei einer Mischung aus UN-Blauhelmen und arabischen Staaten liegen.

              Später übernehmen vernünftige Post-Abbas-Leute.

              Wenn das klappt, wird das Westjordanland geräumt und es geht in Richtung Zwei-Staaten -Lösung.

              Ist vielleicht etwas idealisiert, aber so sehe es ja nicht nur ich, sondern so einige.

              Von Wolffsohn bis zum Ex-Shin-Beth-Chef.

              Shalom.

              • @Jim Hawkins:

                Das Westjordanland wird geräumt werden? Wo sehen Sie das?

              • @Jim Hawkins:

                "Ich sehe die Sache so, die Menschen in Gaza leiden, das ist furchtbar. Verantwortlich dafür ist die Hamas.

                Deren Terror ist so axiomatisch, für viele, wie der russische Angriffskrieg. So als wäre das etwas, das man nicht ändern kann, so wenig wie das Wetter."

                Was axiomatisch für sie zu sein scheint ist der israelische Kriegsführung gegen die Hamas. Niemand der irgendetwas von der Situation versteht glaubt ernsthaft, dass die Hamas militärisch langfristig besiegt werden kann. Der politische Islam und damit auch die Hamas sind tief auch im Zivilleben verwurzelt. Aber wenn dem so ist, was kann dieser durchgedrehte Krieg wirklich erreichen? Abgesehen von seiner vollkommenen Unmenschlichtkeit ist er auch einfach schlechte Politik.

                Das einzige was den Konflikt langfristig lösen kann ist eine faire Zweistaatenlösung, aber die ist im israelischen politischen Kontext sowas von ausgeschlossen (und war es auch schon vor dem 7. Oktober), dass die Israelis lieber ihre Probleme mal wieder in die Zukunft bomben. Israel ist aber in einer Sackgasse: Entweder vertreiben sie die Palästinenser vollkommen oder sie müssen irgendwann souveräne Koexistenz akzeptieren. Da beide Optionen aus verschiedenen Gründen nicht funktionieren, sind wir in dieser gewalttätigen Sackgasse.

                Und ich sage gerne noch mal etwas mehr zu dem Axioms-Argument (nicht bezüglich auf Hamas, die natürlich auch Verantwortung für ihre Handlungen trägt, aber die Palästinenser als ganzes). Natürlich sind die Palästinenser ein politischer Akteur der auch zur Rechenschaft gezogen werden sollte, und keine Naturgewalt. Aber die Frage ist doch, welcher der Akteure in dem Konflikt kann fundamental etwas an der Situation ändern. Und die Realität ist doch: Israel als reiche, moderne, hyperbewaffnete Besatzungsmacht hält alle Karten. Die Palästinenser als geographisch und politisch zerstückelte, arme, rechtlose Besetzte sehr wenige. Am Ende muss Israel den ersten Schritt machen und Frieden anbieten.

                • @EinHistoriker:

                  In der Tat für mich ist das Agieren der israelischen Armee so axiomatisch wie das der Alliierten im Zweiten Weltkrieg.

                  Und wie damals müsste es eine Art Reeducation geben.

                  Und der Aufbau einer palästinensischen Zivilgesellschaft gefördert werden. Aus der dann eine kommende Elite wachsen kann.

                  Gott sei Dank hält Israel derzeit alle Karten. Sonst würde es in Existenznot geraten.

                  Und bei allem grausamen Kriegsgeschehen, der von der Hamas gewünschte Big Bang ist ausgeblieben.

                  Und wie oben bereits geschrieben, natürlich sollte es eine Zwei-Staaten-Lösung geben.

                  Die allerdings fällt nicht vom Himmel, ich denke das alles wird noch ein paar Jahre dauern.

      • @Paul Meier:

        Hm, Sie bringen da einiges durcheinander. Das ist problematisch, sowohl im Hinblick auf historische und politische Faktizität als auch die moralische Bewertung der Vorgänge.



        Ich verlinke mal ein Interview mit dem Soziologen Wolfgang Sofsky über dessen Einordnung des Bombenkrieges gegen deutsche Städte - darüber lässt sich diskutieren, aber meine Haltung zu dem Thema bringt es ganz gut zum Ausdruck.



        Sowie die Ableitungen, die sich zur vermeintlichen Notwendigkeit/Akternativlosigkeit des israelischen Vorgehens in Gaza ergeben.



        www.geo.de/amp/mag...-beim-namen-nennen

        • @Abdurchdiemitte:

          Oh, sorry, zweimal den selben Link abgeschickt im Eifer des Gefechts … das war jetzt nicht notwendig, einmal lesen reicht ja.

          • @Abdurchdiemitte:

            Danke, AbdurchdieMitte für den leider nötigen Nachhilfeunterricht.



            Warum bei einigen die Empathie (sei es bei israelischen, sei es bei palästinensischen Zivilisten) aussetzt, weiß ich nicht. Aber die Faktenlage darf man zumindest berücksichtigen.

  • Es ist die Zeit gekommen endlich den Palästinensern Flüchtlingsschutz oder zumindest subsidiären Schutz in den umliegenden Ländern Ägypten, Jordanien, Libanon oder etwas entfernter Iran, Jemen, Katar, Kuwait, Oman und Saudi-Arabien zu gewähren. Insbesondere die reichen arabischen Staaten könnten so viele Menschenleben retten.

    • @Ward Ed:

      Man könnte sich doch mal anschauen wieviele Flüchtlinge etliche Länder, die sie dort auflisten, in den letzten Jahren durch die Kriege im Irak, Afghanistan und Syrien, etc. aufgenommen haben. Sie denken wir haben viele Flüchtlinge aufgenommen?



      Dann könnte man sich auch mal die Lage in den einzelnen Ländern anschauen besonders Libanon, Jordanien und Ägypten. Gerade letzteres hat erst die Woche eine 6 Milliarden Hilfe von der EU versprochen bekommen um seine Wirtschaft zu retten und Flüchtlinge aus dem Sudan etc. von der Flucht übers Mittelmeer abzuhalten.



      Und dann könnte man sich ja auch mal fragen wieso bereits Millionen palestinensische Flüchtlinge in den umliegenden Staaten leben und nicht in ihr zu Hause zurück können (obwohl ihnen eine UN Resolution das Recht dazu gibt)? Warum viele Gaza gar nicht verlassen wollen, weil sie Angst haben das ihnen das gleiche Schicksal droht. Es waren doch erst im Januar israelische Minister der regierenden Koalition auf einer Konferenz zur Wiederbesiedlung Gazas durch Israel, wo sie sich auch für die "Umsiedlung" (im internationalen Recht wäre das eine ethnische Säuberung) aller dort lebenden Palestinenser ausgesprochen haben.

    • @Ward Ed:

      Die von ihnen erwähnten Staaten werden sich bedanken. Die haben die Palästinenser auch nur als Spielball für eigene Machtinteressen benutzt. Und die Golfstaaten. Welchen Beitrag haben die schon geleistet. Es ging immer gegen Israel und die Palästinenser waren die Werkzeuge dazu.

      Das geht seit Generationen so und würde sich wahrscheinlich auch bei einer Zweistaatenlösung nicht grundlegend ändern.

    • @Ward Ed:

      Mit Freuden lässt Netanyahu die Champagnerkorken knallen, denn mit der Erweiterung der Siedlungen ins Gaza-Gebiet wird ein weiterer Schritt in Richtung des illegalen Ausbaus von Siedlungen getan. Diese Maßnahme wäre unumwunden eine Art 'Volksvertreibung light'.

    • @Ward Ed:

      Der Punkt ist ein anderer. Wer seine Heimat dort verlässt, weiß nicht, ob er je wird zurückkehren können. Das ist leider die palästinensische Erfahrung seit den Vertreibungen 1946ff.



      Und die haben vorher nicht den Kontinent mit der Wehrmacht überzogen, bevor der Vergleich kommt. Die haben das für die Deutschen tragen "dürfen".

      • @Janix:

        Da müssen Sie jetzt nur aufpassen, dass Sie nicht auf dieses verminte “Palestine free-from-German-guilt”-Gelände geraten. Ich vermute aber mal, das ist auch garnicht Ihre Intention.



        Und ja, es gab diese Nahost-Politik der Nazis, sowohl im Hinblick auf einen Sieg über England in Nordafrika und Palästina als auch in Folge der Eliminierung der jüdischen Bevölkerung dort - doch zu Zeiten der Schlacht von Al Alamein - als es für England wirklich ganz kritisch auf Messers Schneide stand - saß der Großmufti von Jerusalem längst im Berliner Exil und der von den Nazis erhoffte arabische Aufstand in der Region blieb aus.



        Vielleicht ein Hinweis darauf, dass die nationalsozialistische und antisemitische Infiltration der arabischen Bevölkerung während WK2 im Hinblick auf den gegenwärtigen palästinensisch-israelischen Konflikt überbewertet wird?

        • @Abdurchdiemitte:

          Interessant wie Sie über historische Fakten einfach hinweggehen und als überbewertet ansehen. Es geht auch gar nicht um eine "Nahost-Politik der Nazis", sondern um eine antisemtische Politik im Nahen Osten, die die Verantwortlichen dort prima alleine hingekriegt haben und sich dann zusätzlich dankend Unterstützung und Inspiration bei den Nazis geholt haben. Angefangen beim Massaker von Hebron,



          de.m.wikipedia.org..._von_Hebron_(1929)

          über den arabischen Terror von 1936,



          de.m.wikipedia.org..._1936%E2%80%931939

          tum Farhud von 1941,



          de.m.wikipedia.org/wiki/Farhud

          und nicht zuletzt den großen Hetzer und Antisemiten al Husseini, der Förderer, Ziehvater und Ratgeber von Arafat,



          www.tabletmag.com/...concentration-camp

          Um den brennenden Hass auf Juden und Israel zu verstehen, sollte man nicht leichtfertig die autochthonen Wurzeln dieses Antisemtismus beiseite wischen.

          • @BrendanB:

            Na da machen sie es sich aber auch etwas einfach. Bei Al Husseini gebe ich ihnen noch vollkommen recht, aber die arabischen Aufstände komplett auf Antisemitismus zu reduzieren, heißt die Rolle der britischen Kolonial- und Mandatspolitik komplett außer acht zu lassen und die Versprechen die sie während des ersten Weltkrieges gemacht haben. Hierzu empfehle ich den Text von der Bundeszentrale für politische Bildung: "Vor 100 Jahren: Großbritannien und Frankreich vereinbaren das Sykes-Picot-Abkommen" Selbst auf jüdischer Seite gab es, teilweise gewaltsamen, Wiederstand gegen die Briten v.a. durch die Gruppe Lechi und Irgun (zu beiden gibt es Wikipedia Einträge).



            Auch die Probleme die sich aus der verstärkten Einwanderung jüdischer Menschen, teilweise illegal, vor dem 2. Weltkrieg ergeben haben lassen sie außer acht. Das steht selbst in den Texten die sie hier nennen. Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede, unterschiedliche Rechtsauffassung, all die Sachen die heute auch noch Migration und Integration erschweren.



            Und wenn man die Reaktion auf Migranten besonders in der westlichen Welt in den letzten Jahren sieht, auf die mit einem Aufstieg von rechten Parteien und massiven Anstieg von Rassismus reagiert wurde, dann verliert sich sowieso jede moralische Überlegenheit die man glaubt zu haben. Insbesondere dann wenn man sieht wie wir jetzt versuchen das Flüchtlingsproblem zu lösen siehe Deals mit Lybien, Tunesien, Türkei ,etc. So traurig es ist, aber es ist vermutlich schwer ein Land auf der Welt zu finden, das auf massive Einwanderung von anderen positiv reagiert hat, wo nicht von Teilen der Bevölkerung mit Hass, Gewalt, Ignoranz und Vorurteilen reagiert wurde.



            ich finde eine sehr gute und differenzierte Diskussion/Vortrag zum Thema arabischer Antisemitismus bietet das jüdische Museum Berlin unter dem Titel: Antisemitismus in der arabischen Welt – Fakten und Mythen

        • @Abdurchdiemitte:

          “Palestine free-from-German-guilt”-Gelände

          Können Sie mal erläutern was Sie damit meinen?

        • @Abdurchdiemitte:

          #Vielleicht ein Hinweis darauf, dass die nationalsozialistische und antisemitische Infiltration der arabischen Bevölkerung während WK2 im Hinblick auf den gegenwärtigen palästinensisch-israelischen Konflikt überbewertet wird"

          Wer betont das denn? Ist doch längst ad acta gelegt oder nicht?

          • @Sam Spade:

            Das tun Wissenschaftler, die die Wirkung deutscher Propaganda auf die Region ausgewertet haben. So z.B. die Wirkung auf die Moslembrüder oder durch den Mufti von Jerusalem. Wenn am die Verbreitung von "Mein Kampf" oder der NS-Broschüre "Islam und Judentum" auch noch heute berücksichtigt ist das durchaus plausibel.

            Das gerade die Hamas einen Antisemitismus pflegt der mehr mit NS-Rasseantisemitismus zu tun hat, als mit der traditionellen muslimischen Judenfeindschaft, passt dazu. Das Thema ist also nicht ad acta gelegt.

  • "Die israelische Armee wird nach den Worten von Regierungschef Benjamin Netanjahu ihre angekündigte Offensive in Rafah im Gazastreifen nicht starten, solange dort Zivilisten festsitzen."



    Na da sind wir aber gespannt, was das für ein Hamas-Vorgehen bedeuten könnte...

    • @Encantado:

      Ich denke nicht, dass wir von hier aus den Erfolg oder Misserfolg der israelischen Strategie gegen die Hamas final schon beurteilen können - und ob Rafah wirklich als die “letzte Bastion” der Hamas zu sehen ist, von deren Schleifen der Erfolg der Militäraktion abhängt bzw. Hamas dann wirklich als geschlagen gelten kann.



      Ich denke, primär geht es der israelischen Seite darum, mit diesem Argument - dass gegen Rafah vorgegangen werden muss - weitere zivile Opfer und die Fortsetzung des Krieges zu rechtfertigen.



      Al Shifa liegt bekanntlich nicht in Rafah, sondern im Norden des Gaza-Streifens - auch dort scheint Hamas militärisch ja durchaus noch handlungsfähig zu sein bzw. die IDF die Lage nicht unter Kontrolle bringen zu können. Und das nach fünf Monaten Krieg, 32.000 Toten und drohender Hungersnot - weitere Geiseln konnten mit der “Methode Netanyahu” auch nicht befreit werden.



      Für mich sieht das eher nach einem Fiasko der israelischen Kriegsführung aus.

      • @Abdurchdiemitte:

        "Ich denke, primär geht es der israelischen Seite darum, mit diesem Argument - dass gegen Rafah vorgegangen werden muss - weitere zivile Opfer und die Fortsetzung des Krieges zu rechtfertigen."

        Komisch. Einen Absatz vorher denken Sie, dass Sie von hier aus den Erfolg oder Misserfolg der Strategie gegen die Hamas nicht beurteilen können. Aber dass das Ziel die Rechtfertigung ziviler Opfer ist, können Sie beurteilen.

  • "Die israelische Armee wird nach den Worten von Regierungschef Benjamin Netanjahu ihre angekündigte Offensive in Rafah im Gazastreifen nicht starten, solange dort Zivilisten festsitzen."

    Wie können die Besatzer überhaupt zwischen unbeteiligten Zivilisten und Mitgliedern der Hamas unterscheiden, wenn sie sich in die Bevölkerung mischen? Diese Frage wirft ein erschütterndes Licht auf die Realität des Konflikts. Netanjahu und andere Entscheidungsträger scheinen bereit zu sein, tausende unschuldige Kinder in Kauf zu nehmen, während sie versuchen, ihre Ziele zu erreichen.

    • @aberKlar Klardoch:

      "Netanjahu und andere Entscheidungsträger scheinen bereit zu sein, tausende unschuldige Kinder in Kauf zu nehmen, während sie versuchen, ihre Ziele zu erreichen."

      Ich denke, dass die Kinder (und vielleicht auch die meisten Frauen) weniger ein Problem darstellen, da sie eindeutig als Kind oder Frau identifiziert (bzw. gelesen) und an einen sicheren Ort geleitet werden können.

      Wie die IDF bei männlichen Heranwachsenden und erwachsenen Männern unterscheiden können möchte, weiß ich nicht.

      • @*Sabine*:

        Nach meinem Eindruck ist für Israel jeder getötete männliche Palästinenser automatisch ein Terrorist. Anders könnte es gar nicht auf die angegebenen Zahlen von getöteten Hamas-Terroristen kommen.

    • @aberKlar Klardoch:

      Momentan wird Rafah von der Hamas besetzt. Und die sorgt mit voller Absicht dafür, dass die IDF nur schwer unterscheiden kann zwischen Zivilisten und Terroristen. Ein klares Kriegsverbrechen. Ist aber nicht die Schuld Israels.

      • @BrendanB:

        Danke. Mir werden die Kämpfer und deren Unterstützer ebenso wie deren Methoden auf der palästinensischen/Hamas-Seite zu oft vergessen ... ebenso wie die Geiseln, die sie immer noch in ihrer Gewalt haben.

      • @BrendanB:

        Fast ein bissel wie in der Paartherapie.

        Wenn wit aber jetzt die Schuldfrage kurz mal weglassen und nach vorne schauen: was wäre denn Ihrer Meinung nach das Beste für die Menschen in bezug auf die Optionen, die der IDF zur Verfügung stehen?

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Langfristig? Eine Zukunft ohne Hamas und andere Märtyrerkulte.

      • @BrendanB:

        ...........auch nicht die Schuld der palästinensischen Kinder!

        • @aberKlar Klardoch:

          Nö, natürlich nicht. Aber die der Hamas.

          • @BrendanB:

            Hamas & rechtsradikale isr. Regierung

            beide Mörder!!!!!