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04.12.2023 , 19:09 Uhr
Wir haben es mit der Gefahr verschiedener rechtsextremistischer Milieus zu tun. Nämlich mit deutschem Nationalismus, türkischem Nationalismus und mit Islamismus. Welches jeweils als bedrohlicher erfahren wird, hat damit zu tun, wo man lebt.
Bekämpfen aber lässt sich jede dieser Formen von Extremismus effektiv nur, wenn man auch vor den jeweils anderen nicht die Augen verschließt. Jeder, der aber nur eine dieser Gefahren leugnet und verharmlost, sägt am Ast der zweiten demokratischen Republik auf deutschem Boden.
zum Beitrag27.05.2023 , 19:09 Uhr
Die skandalösen Exponate auf der Dokumenta waren aber eben keine politische Kritik an der ideologischen Ausrichtung der israelischen Regierung, sondern bedienten sich einer genuin antisemitischen Bildsprache, durch die sie das verschwörungsmythische Ideologem eines dämonischen jüdischen Strippenziehers als Ursache allen Weltübels (etwa denen der Verbrechen der Soharto-Diktatur in Indien) bedienten.
Warum wohl erkannte dies, trotz der Offensichtlichkeit dieser Bildsprache, diese Kulturstaatsministerin? Weil sie unbedarft-unkritisch, den simplen Dichotomien des linksidentitären Zeitgeists folgen wollend, im Gestus der reuigen Repräsentantin eines hegemonialen 'weißen' Staates glaubte, auf dem Feld der Kunst müssten sich doch die 'Sprecherpositionen' der 'marginalisierten Gruppen' zu einem harmonischen Spektakel orchestrieren lassen - nicht begreifend, dass der Antisemitismus eben nicht einfach eine Form des Rassismus ist.
Für Antisemiten waren die Juden immer die Verkörperung der liberalen Moderne schlechthin, die nur deshalb die universale Aufklärungsethik hochhielten, weil sie vom Glauben an den Universalismus, den es gar nicht gäbe. heimlich profitieren würden.
Linkes und rechtes Identitätsdenken stimmen nämlich in der Ablehnung universaler Rechtsvorstellungen überein, indem sie sie als Heuchlerei bezeichnen, die in Wirklichkeit nur der Dominanz einer partikularen Minderheit dienten.
Eine Linke, die die Grundlagen des Liberalismus nicht mehr überschreiten, sondern zurücknehmen will, wird blind für die Spezifik des Antisemitismus - sofern sie ihm nicht - natürlich ganz aus Versehen - selbst erliegt.
Der Antisemitismus nämlich ist im Kern das Ressentiment gegen die Moderne selbst, das deren Auswirkungen auf die projiziert, die es für seine Verursacher hält. Er ist so global verbreitet wie die Moderne selbst. Deshalb sollte nur Kulturstaatsministerin werden, wer analytisch denken kann. Auf buntenrBühne in buntem Outfit flimmern zu wollen, reicht nicht.
zum Beitrag21.05.2023 , 16:13 Uhr
Wenn man bedenkt, wie viel politische Bildung zum Thema Antisemitismus im Laufe der letzten Jahrzehnte durchgeführt wurde, ist es angesichts dessen bedrückend, dass das auf ihm beruhende Ressentiment funktioniert wie eh und je - vor allem auch bei Leuten, die im Brustton der Empörung glauben, Hinweise auf die unreflektierten antisemitischen Komponenten ihrer eigenen emotionalen Reflexe als hegemonialen Diffamierungsversuch abtun zu können.
zum Beitrag13.02.2023 , 01:19 Uhr
Sie haben ganz offensichtlich weder das vierstündige Interview von Bennet angehört, noch seine Richtigstellung, dass die Ereignisse von Bucha es den Ukrainern unmöglich gemacht hätten, die Verhandlungen weiterzuführen.
In dem Interview, das einzig Bennets Perspektive wiedergibt, wird lediglich gesagt, Johnson habe auf die Verhandlungen keinen Pfifferling gegeben, die Haltung der USA seien eher skeptisch gewesen. Dass aber die Entscheidung zum Abbruch in Kiew gefallen sind, hat Bennet nie in Frage gestellt. Und dafür, dass Putin je einen Friedensschluss in Aussicht stellen würde, der etwas anderes als eine Kapitulation der Ukraine wäre, gibt es nicht den Hauch eines Hinweises.
zum Beitrag13.02.2023 , 01:05 Uhr
Wenn Sie "gewalttätigen Fantasien" beiwohnen wollen, brauchen Sie sich nur allabendlich den ersten Kanal des russischen Staatsfernsehen ansehen.
Wie man angesichts der hunderten von Folterkellern, der zigtausenden Morden an Nichtkombattanten, der hunderttausendfach verschleppten Zivilisten, der mehr als dreißigtausend gekidnappten Kinder und der zehntausenden systematischen Vergewaltigungen in besetzten Gebieten noch derart onstimat die Realität verleugnen kann, ist wirklich atemberaubend.
Wer verleugnet, dass Russland eine ebenso niederschmetternde Niederlage braucht wie 1945 das nazistische Deutschland hat seine historische Lektion nicht gelernt.
zum Beitrag06.01.2023 , 17:29 Uhr
Qualifizierte Belege für die Behauptung, dass die zahlreiche Bundesoffiziere als Freunde hätten, finde ich in ihrem Post keinen, der bemerkenswerterweise viel eher nach engen russischen Kontakten klingt.
Das Ziel des Kremls ist es, die Ukraine nicht nur als selbständigen Staat, sondern als Gesellschaft vollständig zu zerstören. Den Ukrainern geht es verständlicherweise um das Gegenteil: die Selbsterhaltung.
Es ist eine simple logische Wahrheit, dass zwischen diesen beiden Zielen eine diplomatische Brücke nicht möglich ist. Aus diesem Grund wird niemand, der auf dem Boden der Charta der Vereinten Nationen steht, eine andere Auffassung vertreten, als die, dass die Ukraine so lange von allen Rechtsstaaten zur erfolgreichen Selbstverteidigung solidarisch ermächtigt werden muss, bis der Usurpator im Kreml es schluckt, dass er das Völkerrecht, die territoriale Integrität der Ukraine und die Menschenrechte der ukrainischen Bevölkerung zu respektieren hat.
Wer immer noch unter dem Vorwand, er wolle Diplomatie, für die Entsolidarisierung mit den Opfern eines Vernichtungskriegs trommelt, betreibt Putins Geschäft - unter heuchlerischer Verleugnung seines propagandistischen Dienstes.
zum Beitrag26.07.2022 , 20:41 Uhr
Richtig so.
Die Häufung boulevardjournalistischer Generalverdächtigungen gegenüber Russlanddeutschen selbst in vermeintlichen "Qualitätsformaten" des öffentlich-rechtlichen Rundfunks häufen sich, als gerade einmal einhundert von ihnen parallel zu Lawrows versuchter Intervention wegen "unserer Lisa" 2014 in Berlin demonstrierten - so als stünden sie kollektiv für 1,9 Millionen Deutsche, die aus ehemaligen Sowjetrepubliken nach Deutschland migriert sind.
In kompletter Geschichtsvergessenheit wurden sie bereits damals als "5. Kolonne Putins" kollektiv verunglimpft. Selbst schulisches Mobbing, auch von Lehrkräften, haben seit 2014 alarmierend zugenommen.
Dazu beizutragen verstößt gegen die Staatsverträge der öffentlich-rechtlichen Sender.
zum Beitrag22.06.2022 , 17:42 Uhr
Diese jungen Indonesier waren offenbar über den deutschen Völkermord an den Juden gut genug informiert, um ihn in der Symbolik ihres Gemäldes infamerweise Juden anzulasten: Denn nichts Anderes geschieht, wenn ausgerechnet die Melone eines durch Schäfenlocken als jüdisch ausgewiesenen Geschäftsmanns in dieser Installation mit SS-Runen verziert werden.
Was haben aber Juden mit dem Massenmörder Suharto zu tun? Und was kann der Geheimdienst des jüdischen Staats, dessen Halstuch einen mörderischen Scharfschützen mit Schweinskopf schmückt, für die NATO-Unterstützung für Suharto? Seit wann gehört Israel zur NATO? Und seit wann berechtigt das Leiden unter einem indonesichen Despoten dessen Opfer dazu, auf der Würde der Opfer des schlimmsten Völkermords aller Zeiten herumzutrampeln?
Im Gegenteil zu dem, was Sie hier insinuieren, scheint es mir eher so, dass so manche deutschen Kulturfunktionäre antikoloniale Romantik allzu gerne dazu missbrauchen, sich der lästigen historischen Verantwortung für den Holocaust zu entledigen. Was man selbst nicht mehr sagen darf, geschieht durch den Stellvertretermund 'edler Wilder', denen eindeutige antisemitische Hetze vermeintlich nur aus unschuldigster 'Naivetät' unterläuft. Was für eine Heuchelei!
zum Beitrag22.06.2022 , 17:24 Uhr
Alle Grundrechte, auch die Kunst- und Meinungsfreiheit, gelten laut Grundgesetz nur im Falle ihrer Vereinbarkeit mit der als höchstes Verfassungsgut in Artikel 1 festgeschriebenen allgemeinen Menschwürde - und im Rahmen der allgemeinen Gesetze.
Die antisemitische Figurendarstellung dieser Installation aber ist nicht nur mit der Würde von Juden nicht vereinbar, sondern grenzt an Volksverhetzung. Hier geht es um weit mehr als um die vermeintliche "Empfindlichkeit" der "deutschen Öffentlichkeit" - mit der es leider, wie der Skandal zeigt, nicht weit her ist. Denn das, was sich hier zeigt, wurde lange vor Beginn der Dokumenta von jüdischen Organisationen als Sorge geäußert. Dies hat die Organisatoren der Dokumenta ebenso wenig wie Frau Roth nicht dazu bewegen können, im Vorfeld genau hinzusehen, was da ausgestellt werden soll.
zum Beitrag22.06.2022 , 17:08 Uhr
Die bösartig karikierende Darstellungen eines durch Schläfenlocken als jüdisch ausgewiesenen Geschäftsmanns durch (ausgerechnet) SS-Runen auf seiner Melone und Haifischzähnen im Gesicht kann ebenso mit dem Verweis auf eine vermeintliche legitime Tradition des sozialen Widerstands weggewischt werden wie das Mossad-Halstuch um den Hals eines mörderischen Scharfschützen mit Schweinsgesicht.
Im Gegenteil zu der wenig glaubhaften Inanspruchnahme unschuldiger Naivität beweist die diskursive Verwendung von Symbolik, welche als eine nur im Kontext des 20. Jahrhunderts verständliche gar nicht traditionell sein kann, dass die Urheber dieser Installation sich nicht nur bestens mit der diskursiven Praxis heutiger Antisemiten auskennen, sondern sich an ihr mit Inbrunst aktiv partizipieren.
Die Behauptung, diese Figuren dienten der Darstellung eines emanzipatorischen Kampfs gegen autoritäre Herrschaft im eigenen Land, ist mehr als nur heuchlerisch. Laut jüdischem Weltkongress leben 25 Juden sephardischer Herkunft in Indonesien. Ihre Religion ist in Indonesien nicht anerkannt - und im Falle von Ehen mit Nichtjuden im Land wird die jüdische Religion in der Regel aufgegeben.
Diese Installation ist also derart deutlich und unverkennbar in übelster Weise antisemitisch, dass Artikel 1 des Grundgesetzes jedem Kurator einer Ausstellung in Deutschland in diesem Fall zu einer ganz klaren Grenzziehung verpflichtet.
zum Beitrag08.06.2022 , 18:41 Uhr
Ich schaue mir regelmäßig alle Umfragen zum Thema Antisemitismus an, da ich mit Jugendlichen arbeite - und es für unerträglich halte, dass die jahrzehntelange Aufklärung über die ideologischen Grundlagen des NS so wenig nachhaltige Resilienz gegen diese toxische Verschwörungsideologie bewirken konnte.
Allerdings frage ich mich schon, ob so manches definitorische Ziel über das, was Antisemitismus sei, nicht überzogen ist. Wenn ich auch überzogene historische Analogien ablehne, was bitte soll daran antisemitisch sein, ideologische Gemeinsamkeiten von NS-Ideologie und Wladimir Putins geschichtsmythologischer Selbstermächtigung zu einem genozidalen Krieg gegen die ukrainische Bevölkerung zu sehen? Die Erhebung der Ukrainer zum, aus Putins Sicht, ontologisch-negativen Menschentypus vermeintlicher Anti-Russen, denen eine eigenständige Existenzberechtigung unter dem Vorwand, sie seien zur eigenständigen Staatenbildung nicht fähig (in seinem Aufsatz vom Juli 2021 und den beiden Reden vom 21. und 23. Februar 2022) zur Legitimation eines Vernichtungskriegs, birgt ja nun tatsächlich ideologische Gemeinsamkeiten zu Hitlers Legitimation des Vernichtungskriegs gegen die Slawen in Osteuropa ("Mein Kampf", 2. Buch, 14. Kapitel).
Auch die hundertausendfache Verschleuppung ukrainischer Kinder nach Russland, die von ihren Eltern oder Waisenhäusern geraubt und dort zu Russen umerzogen wurde, findet sich vorgeprägt in der Verschleppung und Zwangsgermanisierung polnischer Kinder unter nazideutscher Besatzung.
Man kann über die Berechtigung solcher Vergleiche streiten - aber wie kann man hierin Antisemitismus erkennen? Die Verbrechen des NS reduzieren sich ja nicht auf den eliminatorischen Antisemitismus - ergo spielt der Vergleich doch nicht automatisch das Ausmaß des NS-Großverbrechens an Juden herunter.
zum Beitrag04.06.2022 , 16:28 Uhr
Berliner? Vermutlich im öffentlichen Dienst beschäftigt?
Fragen Sie mal eine durchschnittliche Handwerkerfamilie im nördlichen Ruhrgebiet, am Niderrhein, im Sauerland, im Bergischen Land oder in der Eiffel, wie gut sie ihre Tagesabläufe, inklusive berufsbedingter Fahrten, Einkaufswege, Fahrten für die Kinder und anderer notwendiger Touren mit der Kombi Fahrrad + Lastenrad geregelt bekommt. Von Gegenden wie dem Schwarzwald, dem Spessart, dem Harz oder dem Bayrischen Wald mal ganz abgesehen.
Man bringt kein Land in die Zukunft, wenn man über die Grenzen der eigenen kleinen Bubble nicht weiterzublicken imstande ist.
Aber vielleicht träumen Sie auch noch davon, Selbsternährer durch die Produkte der eigenen Balkonkästen zu werden? Das klappt eventuell ein Wochenende -wenn man von den auf dem Markt erworbenen Kartoffeln absieht...
zum Beitrag11.05.2022 , 21:33 Uhr
Da weder Snyder noch der Sozialpsychologe Welzer die Anforderungen an solide geschichtswissenschaftliche Forschung erfüllen. wäre es ratsam, von der Verlockung nach gefälligen Narrativen abzusehen und sich den Stand der historischen Forschung anzueignen.
Was in der Hinsicht von Timothy Snyder zu halten ist, verrät Jürgen Zaruskys gründlich nachrecherchierende Rezension in den Vierteljahresheften zur Zeitgeschichte. www.ifz-muenchen.d...ec84a02abc3768a5f0
zum Beitrag11.05.2022 , 20:07 Uhr
Das bezweifelt niemand. Doch gibt es dennoch qualitative und quantitative Unterschiede zum nationalsozialistischen Holocaust und Vernichtungskrieg.
zum Beitrag11.05.2022 , 20:05 Uhr
Richtig, Neben Jörg Ganzemüllers historischer Arbeit sind hier auch die empirisch gründlich auswertenden Arbeiten von Stephan Merl und Jürgen Zarusky zu berücksichtigen. Auf die unzulässige Gleichsetzung stalinistischer und nationalsozialistischer Massenverbrechen hat Jürgen Zarusky zudem angemessen in seinem 35seitigen Verriss der populärwissenschaftlichen und viel gefeierten Veröffentlichung "Bloodlands" von Timothy Snyder geantwortet (in den Vierteljahresheften für Zeitgeschichte).
zum Beitrag11.05.2022 , 19:58 Uhr
Korrekt.
zum Beitrag11.05.2022 , 19:57 Uhr
Dass die millionenfachen Hungertoten der Zwangskollektivierung und ihre Verschärfung durch die stalinische Paranoia der Verfolgung vermeintlicher "Kulaken" ein Massenverbrechen war, für das zentral Stalin verantwortlich war, bezweifelt niemand.
Seine Einordnung als Genozid hält nach Auffassung der deutschen Geschichtswissenschaft der empirischen Erforschung des Geschehens jedoch nicht stand. Da in anderen Teilen der UDSSR prozentual vergleichbar viele (z.B. in Westsibirien) oder sogar mehr umkamen (z.B. in Kasachtan) fehlt nicht nur die ethnische Fixierung, sondern zudem spielen bei dem dynamisch sich über zwei-drei Jahre sich dramatisch entwickelnden Geschehen schwere Mängel in der Verzahnung von lokalen, regionalen und zentralen Ebenen der Sowjetadministration eine ebenso große Rolle wie auf Stalin zurückgehende zentrale Befehle wie die Konfiszierung des Saatguts der von ihm paranoid als politische Gefahr fehl eingeschätzten Bauern.
Eine Gleichsetzung mit dem mit perfider bürokratischer Perfektion durchgeführten industriellen Massenmord an den europäischen Juden grenzt jedoch an gefällige Geschichtsklitterung.
Intensiver zur Hungerkrise geforscht haben in Deutschland die Historiker Stephan Merl und Jürgen Zarusky vom IfZ München.
zum Beitrag10.05.2022 , 18:19 Uhr
In der von Ihnen vorgenommenen Formulierungen ist dies eine Neufassung der 1997 endgültig bei einer Konferenz deutscher und russischer Historiker in Berlin Karlshorst endgültig beerdigten These Ernst Noltes.
Der Krieg um "Lebensraum im Osten" gegen die Sowetunion war bereits, wie in "Mein Kampf" bereits 1925 nachzulesen war, neben dem Antisemitismus, das fixe ideologisch zementierte Ziel Hitlers, so unverrückbar verbunden mit dem NS wie der Antisemitismus.
Von daher war es mitnichten so, dass Hitler je mit Stalin eine 'gemeinsame Sache' vorhatte. Die Teilung Polens war für ihn ein strategischer Zwischenschritt, um weiter im Osten eine Aufmarschfläche für den Angriff gegen die Sowjetunion zu gewinnen. Das war auch Stalin klar, nur war er darauf fixiert, mehr Zeit für die Aufrüstung zu gewinnen (nachdem er durch die Säuberungen seine eigene Armeeführung enthauptet hatte), als Hitler ihm die zugestand.
Auch gab es keinen "Klassenmord" (selbst das von der sowjetischen Propaganda geschaffene Phantasiekonstrukt der "Kulaken" ist wohl kaum als "Klasse" sinnvoll zu bezeichnen), der dem industriellen Massenmord an den europäischen Juden gleichzusetzen wäre. Hitler ging es darum, sie verschwinden zu lassen; Stalin dagegen setzte ohne Rücksicht auf menschliches Leben seine brutale Modernisierungsvorstellungen um, doch war ihm die Vernichtung millionenfachen Lebens nicht eigentlich Ziel. Deshalb waren die Überlebenschancen weit höher - auch kam es selten zur Auslöschung ganzer Großfamilien wie im Holocaust. Und ob die eigenen Kinder zumindest leben dürfen, ist sehr wohl von Belang für Menschen, auch wenn sie selbst sterben müssen.
zum Beitrag10.05.2022 , 16:23 Uhr
Eine notwendige historische Korrektur der Neigung, Geschichtsbetrachtung tagesaktuell zu verbiegen. Das Beharren auf strenge Empirie und präzises kritisches Quellenstudium müssen wir beibehalten und den aufgeheizten Narrativen die schnöde nackte Wahrheit entgegenhalten.
zum Beitrag14.02.2022 , 10:37 Uhr
Genau dieses Bedenken teile ich auch.
Ein Übermaß an hysterischen Tönen aus Teilen der Presse und Funktionären transatlantischer Organisationen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass in der allgemeinen Anspannung die russische Regierung meint, ohne Gesichtsverlust keinen Rückzieher von ihrer Drohkulisse mehr machen zu können.
Ich finde die ruhige unaufgeregte Art von Bundeskanzler Scholz gut - und sehe mit Bauchschmerzen, wie viel Druck auf ihn einprasselt, sich martialisch zu gebärden. Dass auch Annalena Baerbock deeskalierend auftritt, hat mich - nach ihrem Wahlkampf - positiv überrascht.
Es gilt ruhig den Russen klarzumachen, dass ein Krieg zur politischen Konsequenz vollständiger Isolation führen würde - und nur aus Diplomatie auch für sie Mitgestaltungsmöglichkeiten in der europäischen Sicherheitsarchitektur erwachsen können. Aber Kriegsmartialik ist keine Stärke, wo Krieg nur für alle Seiten eine sinnlose suizidale Gewalt bedeutet, aus der niemand irgendetwas gewinnen kann.
zum Beitrag14.02.2022 , 09:52 Uhr
Korrekt. Man kann sich nicht mehr darüber wegtäuschen, dass hier erstmals ein aktivistische akademisches Milieu eine Schlusstrichdebatte von "links" versucht - und das mit einer ungeheuren Aggression.
Spätestens seitdem unverhohlen das offen antisemitische Pamphlet des Deutschaustraliers A Dirk Moses zum Fanal eines "Historikerstreits 2.0" aufgeblasen wurde, ist deutlich geworden, dass hier eine Geschichtsrevisionismus am Werke ist, der dem brauner Kreise in nichts nachsteht. Wenn ernsthaft jemand empirische und analytische Tatsachenaussagen und daraus gezogene ethische Schlussfolgerungen als Glaubenssätze eines "Katechismus" (analog von Gaulands "Schuldkult"-Behauptung) diffamiert und behauptet, diese seien einem Millionenheer lobotomisierter deutsscher Geschichtslehrer von einer "israelisch-amerikanischen Elite" aufoktroyiert worden - und das wird auch noch von linkslibertären Akademikern als mutiger Tabubruch begrüßt, dann zeigen sich da Abgründe.
In den Parteien scheint man diese geschichtsrevisionistische Gefahr begriffen zu haben, nicht aber unter Kulturfunktionären (s." Initiative GG 5.3 Weltoffenheit") und einem Teil heftig 'bewegter' Journalisten.
zum Beitrag13.02.2022 , 16:00 Uhr
Konsequenz aus dem obigen Post: Sowohl der linke Wokismus wie das rechtsidenitäre Denken sind gleichermaßen regressiv und antiaufklärerisch. Das Problem ist nur, dass die fatale Ähnlichkeit der theoretischen Struktur zwischen diesen beiden Ausrichtungen des Identitätsdenken gesellschaftlich nicht reflektiert wird, da es als vermeintlich progressiv daherkommt und seine Vertreterinnnen und Vertreter es schaffen, sich in so lautstarker Weise als "die Guten" in Szene setzen können.
zum Beitrag13.02.2022 , 15:56 Uhr
Das Gedeihen der von der kulturwissenschaftlichen Blase und linkslibertären Journalisten aus den USA willfährig übernommenen woken Protestkultur hat gleich mehrer toxische Momente mit der in den 70ern aus Frankreich herübergeschwappten "Neuen Rechten" (Alain de Benoist) gemein:
Drei sind dabei dem reaktionären pronazistischen Theoretiker Carl Schmitt abgewonnen; nämlich eine manichäische Schwarzweiß-Dichotomie und die Verkürzung von Politik auf binäre Machtoptionen. Zum dritten die Diskreditierung des liberalen Universalismus, der nur mehr als heuchlerische Maske westlichen Hegemoniedenkens gesehen wird. Prekär ist auch, dass die Linksidentitären - unter dem Eindruck der fatalen unilateralen 'Neuordnungskriege' der USA nach 9/11 - glaubten, einen Schulterschluss mit radikalislamischen Kräften ziehen zu sollen, deren Politikverständnis dem der nationalistischen europäischen Rechten weitgehend entspricht.
Deshalb nimmt es wenig wunder, dass der Antisemitismus zur Zeit von allen Seiten explosiv zunimmt. Denn das über Jahrhunderte sich entwickelnde und vom christlichen Antijudaismus vorgeformte Bild des Juden im Antisemitismus sah just in ihnen die Verkörperung von Universalismus, Liberalismus und Moderne, unterstellend, dass sie unter dem Deckmantel des Universalismus heimlich ihre eigene parasitäre Partikularität als alles dominierende verborgene Macht entfalten könnten. Wo Essentialismus (u.a. als Nationalismus) gedeiht, sind Juden nicht "die Andern", sondern das anti-identitäre Moment im eigenen Kollektiv, das dieses von Innen zersetzt. Auf der anderen Seite stehen sie für das anti-identitäre Potenzial des Universalismus.
Da aber sowohl das links- wie das rechtsidentitäre Denken essentialistisch sind, wird bei beiden Judenfeindschaft befeuert. Bei der woken Linken durch die Dämonisierung Israels, das das 'reine Opferkollektiv" der Palästinenser auf dem Gewissen habe, bei der identitären Rechten als dunkle Macht, die Überfremdung durch Einwanderung orchestriere.
zum Beitrag09.02.2022 , 19:21 Uhr
Das kann doch wohl niemand im Ernst akzeptabel finden! Die Verflüssigung von Frackinggas ist die mit Abstand schädlichste Methode der Energiegewinnung nach der Nutzung der Braunkohle! Die Erzeugung zahlreicher kleiner Erdbeben, die damit verbundene Freisetzung Methan, die Energiekosten der Verflüssigung und der anschließende Transport über den Atlantik sind reinster Irrsinn. Das ist noch nicht einmal zur Überbrückung der Energieprobleme eines einzigen Winters hinnehmbar!
Eher friere ich, als Abnehmer solcher Energiegewinnung zu werden! Meine Güte - es kann doch wohl die Russophobie nicht so weit gehen, dass wir jeden Schwachsinn hinnehmen. Russland hat 145 Millionen Menschen. Es ist das größte europäische Land. Es ist alternativlos, dass wir mit ihnen einen modus vivendi entwickeln, der ihre Sicherheitsinteressen mit den Selbstbestimmungsinteressen aller Europäer verbindet. Macron hat verstanden, dass dieser Weg der einzige zielrichtige ist. Und wir hatten mit Willy Brandt und Egon Bahr mal Politiker, die dergleichen außenpolitisch aushandeln konnten. Haben wir nur noch Pfeifen im Außenministerium und Kanzleramt? Und wer will bitte die feuchten Träume realisieren, die die PIS-Regierung mit Trump ausgekungelt hat? Doch niemand der ganz bei Trost ist!
zum Beitrag07.02.2022 , 23:33 Uhr
Darin stehen keine "Fakten". Auch ist es kein Bericht. Es handelt sich um ein endloses mäanderndes Deutungsnarrativ, dass unter Aussparung von Fakten einem unhaltbaren Apartheitsvorwurf dadurch Plausibilität zu verleihen sucht, indem mal flugs die 20% arabischen Israelis gegen ihren willen zu Palästinensern erklärt werden, was 93% von ihnen nicht sein wollen. Alles nur - und zwar an der Realität vorbei - damit eine legale Ungleichbehandlung behauptet werden kann, die in Wirklichkeit jeder Staat vornimmt: nämlich die zwischen Staatsbürgern und Nichtstaatsbürger. Demnach wäre jedes EU-Land ein Apartheidsstaat, weil nämlich überall nur die Staatsbürger das Wahlrecht haben.
zum Beitrag07.02.2022 , 23:25 Uhr
Das antisemitische Pamphlet einer sich gerade selbst demontierenden ehemaligen Menschenrechtsorganisation ist erstens keine Realität und zweitens auch nichts, dem sich irgendein Demokrat anzuschließen hätte. Eine Realität, die das gewaltsam durchsetzt, zeichnet sich zum Glück bei uns nicht ab!
zum Beitrag07.02.2022 , 23:23 Uhr
Die Muslimbruderschaft wurde aber 1928 gegründet- und sie war neben dem Mufti (der übrigens auf dem Balkan eine 1000-Mann starke SS-Kohorte anführte) von Beginn an antisemitisch.
Die Nazis nährten diesen muslimischen Antisemitismus, als junge Entwicklung, dann noch mit antisemitischer Propaganda durch das von Berlin aus in den arabischen Raum ausstrahlende Radio Zesen. Der militärische Erfolg Nazi-Deutschlands löste 1941 im Irak ein Pogrom aus ("Farhud").
zum Beitrag17.01.2022 , 22:09 Uhr
Eben das steht im Artikel gar nicht. Er betont die Notwendigkeit einer Reform des Programms bei gleichzeitiger prinzipieller Notwendigkeit des Erhalts des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Was Qualität von Serien betrifft, könnten ARD und ZDF wirklich von Netflix lernen - und die eingefahrene Langeweile der üblichen Talkshows, die teuer von ihren "selbständigen", aber keineswegs von unternehmerischen Risiken betroffenen Machern eingekauft werden, trägt zweifellos auch nicht mehr zur zeitgenössisch passenden Information bei. Noch heute wirken die Interviews eines Günther Gaus, obgleich Jahrzehnte alt, tausendmal interessanter als Will-Illner-Plasberg & Co.
zum Beitrag14.01.2022 , 22:46 Uhr
Mich befremden diese hingeworfenen Bemerkungen, irgendwann müssten wir das Virus "durchrauschen" lassen, solange sich noch keine Variante durchgesetzt hat, die keine oder nur selten Langzeitschäden hervorruft oder es Medikamente auf dem breiten Markt gibt, die Verläufe, die Schäden verursachen, verhindern.
Denn gut ein Drittel der Fälle im Bekanntenkreis, die Covid hatten - und von denen war keiner auf Intensivstatstation - klagen im Anschluss über eine beträchtliche Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität, entweder durch eine lähmende Grundmüdigkeit, regelmäßige Kopfschmerzattacken, eine permanente, aber unterschiedlich starke depressive Grundstimmung, schwere Hör-, Geschmacks- und Geruchsstörungen, verminderte Lern- und Konzentrationsfähigkeit, welche eine deutliche berufliche Einschränkung bedeutet, sogar einen Fall eines so stark verringerten Gedächtnisvermögens, das aus einer fitten Frau in den frühen 40ern einen Mensch gemacht hat, der an einen Demenzpatienten erinnert.
Ich muss mich beruflich eh täglich hundertfachem Kontakt aussetzen, aber dies immer mit FFP2-Maske. Und so lange dieses Virus so schädigend ist wie bisher, werde ich die auch in Zukunft bei Kontakten außerhalb meines engen familiären Umfelds anbehalten - und wenn dies über viele Jahre so bleibt. Bislang jedenfalls erfahre ich das Virus als etwas, was jeder für sich um jeden Preis vermeiden sollte.
zum Beitrag13.12.2021 , 19:30 Uhr
Das Problematische an solchem Ikonoklasmus ist, dass damit - in bester calvinistischer Manier - eine völlig unkritische, nämlich affirmative Vorstellung genährt wird. Dass Treitschke eine Straßenbezeichnung verwehrt wird, ist nachvollziehbar - hat er doch nichts hinterlassen als den mörderischen Slogan, der später das Leitmotto des "Stürmer" werden sollte.
Aber weder Luther noch die Hohenzollern sind, in all der Ambivalenz, die sie berechtigterweise auslösen sollten, von der deutschen Geistesgeschichte zu abstrahieren, falls wir nicht auf zombiehafte Weise geschichtslos werden wollen. Ich habe mich zum Beispiel erst damit befasst, dass der Erfinder des Tuberkelbakteriums koloniale Menschenversuche angestellt hat, als ich in einer "Robert-Koch-Straße" wohnte. Luther aus dem Stadtbild zu entfernen, heißt nicht nur, sozial- und kulturgeschichtlich blind für unsere historische Prägung zu werden, sondern selbst das Verständnis für die Genese der deutschen Standardsprache zu verlieren.
Welche historisch tradierten Namen sind ohne Ambivalenz zu nennen? Karl Marx? Rosa Luxemburg? Wohl auch kaum. Sollen wegen der Schrecken des Stalinismus auch ihre Namen verschwinden? Und liegt nicht in jeder historischen Prägekraft, die historische Persönlichkeiten symbolisieren, vor allem deshalb so viel Schrecken, dem wir uns doch wohl in aller Kritikfähigkeit stellen sollten, weil ihre Selbstherrlichkeit, ihre Bereitschaft zur Absolutierung dessen, was sie meint erkannt zu haben, sich so gnadenlos gegen das wendet, was ihr entgegenzustehen scheint? Und stehen nicht gerade für die schlimmsten Verwerfungen die Ikonoklasten?
Ehrlich gesagt - ich finde das, was Herr Salzborn betreibt, in diesem Rigorismus gruselig. Und dabei empfinde ich den Kampf gegen Absolutismus von zentraler Wichtigkeit. Aber nicht so - nicht im Gefolge des Ayatollahs von Genf.
zum Beitrag10.12.2021 , 15:59 Uhr
Eine Mehrheit aber hasst sie nicht, sondern ist froh, dass trotz der beispiellosen Verbrechen des NS mehr als Hundertausend das Vertrauen hatten, hier leben zu wollen.
Deshalb muss diese Mehrheit laut werden. Die extreme Rechte hat sich allerdings um die Mehrheit für die Demokratie nie geschert - für sie ist die Staatsgewalt zuständig. Der unter dem Deckmantel der Israelkritik antijüdische Teil der Mitte und der Identitätslinken muss jedoch klar signalisiert werden, dass sie sich damit von der normativen Basis unserer Verfassung verabschiedet hat, indem sie den islamistischen Antisemitismus verharmlost und sich sein Anliegen aneignet - das aber noch für einen Kampf für soziale Gerechtigkeit hält.
Nur eine allgemeine Ächtung kann den Antisemitismus im Zaum halten. Das aber setzt voraus, dass man keinem einzigen Milieu die Verbreitung von antijüdischen Ressentiments erlaubt - auch nicht im Namen des Islam und eines vermeintlichen Antirassismus.
zum Beitrag09.12.2021 , 14:40 Uhr
Jede Form des Antisemitismus ist absolut indiskutabel. Und die gesamte Gesellschaft dieses Landes, was heißt: jeder einzelne, ist verantwortlich sich ihm entgegenzustellen, wo immer er sich zu erkennen gibt. Dies gilt für Herkunftsdeutsche wie für jeden, der infolge von Zuwanderung die deutsche Staatsbürgerschaft erwirbt.
Während jeder, der in Deutschland lebt, ein Recht hat, frei von Anwürfen und jeder Form gruppenbezogener und individueller Diskriminierung zu leben, jeder Form von Rassismus und Menschenverachtung also zu bekämpfen ist, muss mit noch größerer Dringlichkeit Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass der Antisemitismus eine qualitative Besonderheit aufweist, die ihn von gewöhnlichem Rassismus unterscheidet.
Anders als die bloße Neigung zur Abwertung von herkunftsbezogenen Gruppen von Menschen, ist der Antisemitismus eine pathologische Deutung aller menschlichen Belange, welche obsessiv alle Übel der Welt durch eine winzig kleine Gruppe von Menschen verursacht sieht. Das Ausmaß an ideologisch getriebener Rationalisierung seines irrationalen Kerns ist sui generi eliminatorisch ausgerichtet - und an jede andere Form von Menschenfeindlichkeit anschlussfähig.
Deshalb ist, trotz seines deutlichsten Vorkommens im rechtsnationalistischen Milieu, auch jede andere identitäre Verordnung nicht vor Antisemitismus gefeit: Ob Islamismus, bürgerliche Mitte oder die libertäre Identitätslinke, sie alle haben Anteil an seinem Wiedererstarken - und sei es nur in der Weise, dass sie unter faulen Ausreden (wie etwa einer oberflächlichen kategorischen Israelkritik) aus der gesellschaftlichen Verpflichtung aussteigen, sich ihm entgegenzustellen.
zum Beitrag20.11.2021 , 22:36 Uhr
Polen vestößt nicht gegen Menschenrechte. Leute, die mit einem Touristenvisum für mehrere tausend Euro legal und eingeladen nach Belarus reisen und dabei über mehrere sichere Drittstaaten (zumindest die Türkei und Russland) haben schlicht kein Recht, illegal in ein unbeteiligtes Land einzudringen. Die Genfer Flüchtlingskommission betrifft nur das Recht, in einem UN-Flüchtlingslager in einem Land unterzukommen, in dem kein Krieg herrscht - keineswegs impliziert sie das Recht, im Land der eigenen Wahl dauerhaft alimentiert zu werden. Was Belarus in seinem Land mit seinen Gästen rechtswidrig tut, ist Sache der UN, nicht der EU.
zum Beitrag20.11.2021 , 19:25 Uhr
Um diesem Elend ein Ende zu machen und ein für allemal illegalem Schlepperhandwerk die Grundlage zu entziehen, muss sofort dem UNCR Zugang für humanitäre Hilfe auf belarussischem Boden verschafft werden, um danach, flankiert über die UN, für einen sicheren Rücktransport der Menschen in ihre Heimat zu sorgen.
Es darf nie wieder in den Augen unbedarfter Menschen in Krisenregionen der Eindruck vermittelt werden, als könnten kriminelle Netzwerke im Verbund mit Despoten eine Lösung für ihre Probleme sein.
zum Beitrag20.11.2021 , 17:32 Uhr
Dass das Abtreibungsgesetz in Polen, wie zahlreiche weitere in der letzten Zeit dort erlassene gesetzliche Bestimmungen, eklatant gegen die Menschenrechte von Frauen verstößt, daran kann wenig Zweifel bestehen. Dass auf EU-Ebene dagegen gerichtlich vorgegangen wird und, falls Polen entsprechende Rechtsprechung ignoriert, von der Regierung nicht geleistete Strafzahlungen in vollem Umfang von EU-Geldern für Polen abgezogen wird, halte ich richtig. Es gilt, alle rechtsstaatlichen Mittel der EU einzusetzen, um für alle Polen rechtstaatliche Verhältnisse, die den Namen verdienen, zu erkämpfen.
Was aber ebenso wenig mit den Grundsätzen von Demokratie und Rechtstaatlichkeit vereinbar ist, ist die totalitäre Selbstermächtigungsattitüde aktivistischer Milieus. Die Methode des Prangers, die darauf setzt, Diplomaten oder demokratisch gewählten Repräsentanten, selbst wenn sie gegen demokratische und rechtstaatliche Grundsätze verstoßen, das Privatleben zur Hölle zu machen, ist gleichfalls antidemokratisch und vorsintflutlich.
Der schreckliche Satz aus Aurelius Augustinus' "De Civitate Dei", nämlich der, dass der Zweck die Mittel heiligt, ist historisch auf schrecklichste Weise mehrfach widerlegt. Es sind die Mittel, aus deren Logik sich als Selbstzweck die zugrundeliegende antidemokratische Ideologie ergibt. Wer zu regressiven Mittel aus vordemokratischen Zeiten greift, hat die eigene Demokratieunfähigkeit dadurch schon nachgewiesen - und wenn er oder sie sich noch so selbstherrlich in vermeintlich hehren Absichten zu wiegen wägt.
zum Beitrag15.11.2021 , 20:39 Uhr
Es gilt, einen so großen internationalen Druck auf Weißrussland auszuüben, dass er genötigt wird, UN- und internationale Organisationen wie das Rote Kreuz und den Roten Halbmond für die in Belarus gestrandeten Menschen des Nahen Osten sowie die Errichtung von UN-Camps auf belarussischem Territorium zuzulassen. Unter internationaler Kontrolle muss dann geklärt werden, wer geordnet zurückgeführt werden kann und wer dauerhaft in einem UN-Flüchtlingslager Schutz braucht.
Da dies aber ein hybrider Angriff auf die Stabilität von EU-Ländern und ein Beispiel einer toxischen Kooperation eines Diktators mit kriminellen Schleusermilieus darstellt, darf dies, zur Vermeidung von Folgeopfern durch weiteres Schleusen, in keinem Fall ein erfolgreicher Weg zur Einreise in die EU sein, die endlich durch eine gemeinsame europäische Asylpolitik geregelt gehört.
Jeder Eindruck, die EU könne von jedem Despoten der Kontrolle über ihre Grenzen beraubt werden, sägt an der politischen Stabilität der EU. Frankreich wählt bald - und dort stehen zwei rechtspopulistische Kandidaten bereit, sollte der Eindruck entstehen, liberale Politiker wie Macron könnten nicht dafür sorgen, dass hier legale Kriterien zur Einwanderung politisch zuverlässig durchgesetzt werden können.
zum Beitrag13.11.2021 , 21:20 Uhr
Wer das Elend des Schleusertums, die damit verbundene Beraubung von Menschen um ihr letztes Habe und tausendfachen jährlichen Tod von Menschen auf der Jagd nach der gefährlichen Illusion, der Staatenzerfall zahlreicher Regionen könne durch ihre Versorgung in Europa gelöst werden, beenden will, der muss einsehen, dass zwei Dinge international gleichzeitig zu vermitteln - und erst zu schaffen sind:
Erstens, Möglichkeiten, dass politisch Verfolgte Asylanträge für Europa in dafür einzurichtenden Anlaufstellen in Ländern außerhalb der europäischen Union einreichen können (ohne allerdings das asylgebende Land mitbestimmen zu können) und zweitens klipp und klar zu vermitteln, dass nur ein außerhalb eingereichter Antrag auch bearbeitet wird - folglich jeder hier illegal Einwandernde konsequent abgeschoben wird.
Wer keinen unkalkulierbaren Rechtsruck in Europa riskieren will, dem muss es klar sein, dass die Bereitschaft, politisch Verfolgte und Kriegsflüchtlinge in Europa weiter in größerem Ausmaß zu beherbergen, nur aufrechtzuerhalten sind, wenn die europäischen Regierungen beweisen, dass sie die Sicherheit der europäischen Grenzen aufrechterhalten können.
Wenn der durch Lukaschenko eingefädelte zehntausendfache Versuch, einer gewaltsam zu erzwingenden Einreise Erfolg hat, dass droht nicht nur dort, sondern auch in Griechenland in Folge ein Riesendruck bis zur Gefahr des Kontrollverlusts. Und dann erhält dort die Goldene Morgenröte eine Wählerzuspruch, den sich keiner vorstellen mag. Wenn dann noch einer der möglichen rechtspopulistischen Kandidaten eine französische Wahl gewinnt, ist politisch Hängen im Schacht. Kann sich irgendwer der kurzsichtigen Aktivisten vorstellen, was es für Europa insgesamt bedeutet, wenn diese Union auseinanderkracht? Hier muss die Versorgung der Flüchtlinge in Belaruss durch die UN durchgesetzt werden. Die EU kann hier nicht nachgeben!
zum Beitrag12.11.2021 , 22:32 Uhr
Vow - das ich das noch erleben darf: einen außenpolitisch klugen realpolitischen Artikel im Sinne Willy Brandts und Egon Bahrs.
Manchmal geschehen doch noch Zeichen und Wunder.
zum Beitrag01.11.2021 , 17:24 Uhr
Das ist sachlich falsch. Es werden Gleichsetzungen vorgenommen, die sowohl den ideologischen wie den strukturellen Charakter des Antisemitismus grob verfälschen und das Problem des hochgradig antisemitischen politischen Islams aus dem Blickfeld nehmen, da er nämlich ein Phänomen ist, dass unsere Gesellschaft - und hier vor allem junge Muslime - zu Recht fürchten müssen.
So zu tun allerdings, als ob die Thematisierung der Verharmlosung des Antisemitismus in der rassismuskritischen Denken nicht die Bezeichnung eines hoch kritischen Phänomens, das bei der aktuellen Zunahme antisemitischer Übergriffe eine höchst destruktive Rolle spielt, sondern ein Vorwurf 'ad hominem', ist der an sich ein Ideologem, dessen analytische Aufarbeitung Sie gerne bei Antisemitismusforschern wie David Hirsh oder Monika Schwarz-Friedel- oder weit journalistischer gefasst bei Bari Weiss -nachlesen können. Es ist diese Leugnung, durch die die essentialistische 'Linke' belegt, dass der Preis einer Zunahme des Antisemitismus ein Preis ist, den sie die jüdische Minderheit für ihren Schulterschluss mit Islamisten gerne zahlen lassen wollen.
zum Beitrag01.11.2021 , 12:29 Uhr
Ich bin in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhundert wissenschaftlich und wissenschaftsdidaktisch ausgebildet, kann auf 28 Jahre diesbezüglicher Unterrichtserffahrung zurückblicken - und kann ziemlich klar zwischen einem analytischen, ergo wissenschaftlichem Vergleich mit einem tragfähigen tertiärem Comparandum und einer Rhetorik der Verharmlosung reaktionärer islamistischer Kräfte und Verleugnung des islamischen Antisemitismus unterscheiden. Letzteres ist, was Frau Schiffer hier betreibt.
Damit aber zeigt sie nicht nur eine respektlose Gleichgültigkeit gegenüber dem zunehmendem Antisemitismus außerhalb des deutschnationalen Rechtsextremismus (nämlich dem vereinigten Antisemitismus von Identitätslinken und einem rechten politischen Islam - wie von Hamas und Hisbollah), sondern lässt auch alle Muslime im Stich, die durch autoritär islamische Kräfte unter Beschuss geraten.
Wer feige die Augen vor dem verschließt, was in Moscheegemeinschaften geschieht, die unter dem Einfluss autoritärer Strukturen aus dem Nahen Osten stehen, der hängt schlicht narzisstisch an der eigenen woken Wunschvorstellung - und zeigt, dass ihn die realen Muslime im Land, die mehrheitlich nämllich mitnichten so sind, schnurzpiepegal sind - ebenso wie der Erhalt des demokratischen Rechtsstaats.
zum Beitrag31.10.2021 , 21:53 Uhr
Wer Probleme lösen will, muss sie erst benennen können. Und sicher wollen sie die nicht lösen, die sich weigern, Realität zur Kenntnis zu nehmen.
Reaktionen auf den Bau von Synagogen im 19. Jahrhundert mit dem auf Moscheen heute zu vergleichen, ist eine derart unglaubliche Verharmlosung des Antisemitismus, dass es sprachlos macht.
Es gab nie irgendeinen Aufstand gegen die Präsenz von Juden in Deutschland, der auf anderem beruhte als auf paranoidem Wahn. Und auch die Mehrheit unserer Muslime vertreten keine Glaubensauffassung, die mehr wären als Zuneigung gegenüber familiären Feiern und Alltagsritualen, einer religiösen Versicherung eines durch und durch zivilen Moralverständnisses und die Hoffnung, dass das Sein sich nicht nur im Leben erschöpft.
Aber es gibt auch einen politischen Islam, der eine radikale Reaktion auf die auch und vor allem selbst verschuldeten Krisenphänomene des Nahen Osten ist - und der durch und durch chauvinistisch, gegenüber allen Nichtmuslimen rassistisch und gewaltsam aufgeladen ist.
Es gibt Moscheen, in denen faktisch der gewaltsame Sturz des Westens und der Tod für alle Juden propagiert wird. Es gibt dort auch Feindlichkeit gegenüber weiblicher Emanzipation und sexueller Selbstbestimmung. Hat es dergleichen je unter europäischen Juden gegeben? Und wer daran vorbeisieht, dass reaktionäre Kräfte wie Hamas und Hisbollah, arabische Ölmilliardäre und die türkische Reaktionäre von AKP bis MHP in Moscheen hierzulande reinregieren und die Integration von Muslimen bei uns kräftig verhindern helfen, der will nicht wirklich, dass Muslime zu uns gehören. Der ist verknallt in die eigenen ozeanischen Gefühle, aber schert sich nicht um die Menschen.
Wir brauchen den Willen, jeden, der ein demokratisches Miteinander zur aktiven Mitgestaltung dieser Gesellschaft auf Augenhöhe zu empowern. Das geht aber nur, wenn man auch die ernst nimmt, die es nicht wollen - und ihnen offen sagt, dass sie hier falsch sind. Wokismus ist Nabelschau - keine Zukunft.
zum Beitrag19.10.2021 , 16:26 Uhr
Als jemand, der seit 35 Jahren die NS-Forschung eng verfolge, aktiv daran beteiligt war, als in den 80er Jahren an meiner Uni (RUB) studentisch organisierte Vorlesungsreihen gegen die revisionistischen Thesen Noltes erfolgten und seit 28 Jahren zum NS in der gymn. Oberstufe unterrichte, finde ich es erschreckend, wie viele Köpfe unseres Kulturbetriebs und Journalismus einem verstörenden Versuch der Geschichtsklitterung unkritisch auf den Leim gehen.
Der NS und der Holocaust sind die am intensivsten erforschten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Spätestens seit dem Ende des Kalten Kriegs und der Öffnung vor allem der sowjetischen Archive gibt es nicht den geringsten Raum für irgendeinen seriösen Wissenschaftler, die Spezifik der NS-Ideologie und der NS-Verbrechen zu relativieren. Just aber dies betreibt A Dirk Moses, dessen aktuelle Buchveröffentlichung "Problems of Genicide" ihn nicht nur durch massive handwerkliche Schlamperei und fehlende Quellenkritik aus dem Kreis solider Historiker katapultiert, sondern explizit eine völlig verquere Lesart des NS instrumentell dazu benutzt, um im Kern das der Aufklärung erwachsene Menschenrechtsverständnis zu beseitigen und es durch das Verbot eines vermeintlich für alle Verheerungen der Menschheitsgeschichte verantwortlichen Prinzips der "permanenten Sicherheit" zu ersetzen.
Zu diesem Zweck behauptet Moses (der übrigens Australier deutscher Herkunft ist), der Kern des Nazismus sei ein Streben nach "permanenter Sicherheit" gewesen und NS-Vernichtungskrieg wie Holocaust die Verteidigung gegen einen imaginierten Feind, nämlich den Juden, den die Nazis für ein koloniales Subjekt gehalten hätten. Demnach sei der 2. Weltkrieg und der Holocaust ein verirrtes Dekolonialisierungsprojekt gewesen. Dieses Narrativ ist nicht nur falsch, sondern blanker Bullshit.
Hier geht es nicht um ein Ringen für sachlich konsequente Erforschung deutscher Kolonialgeschichte, sondern um die Deligitimierung Israels als vermeintlicher NS-Erbe. Übel!
zum Beitrag17.10.2021 , 22:10 Uhr
Mit der blinden Übernahme der verflachten US-Interpretation poststrukturalistischer Ansätze durch die Millenials ist eine Generation herangewachsen, die leichtfertig das Fundament aller progressiven Bewegungen seit der Aufklärung in die Tonne geklopft hat: nämlich die Universalität der Menschenwürde, unabhängig von Herkunft, Klasse, Nationalität und Konfession.
Die libertäre Idenititätslinke, die regressiv sich selbst der Errungenschaften des klassischen Liberalismus. erst recht der historischen Linken entledigt hat, ist auf das Niveau der neuen Rechten und ihres essentialistischen Konzepts des Ethnopluralismus herabgesunken. Eine Partei, die einer ihrer Repräsentanten erlaubt, eine politisch ihnen verbundene Bewegung wie Fridays for Future als Ausfluss der "ekligen weißen Mehrheitsgesellschaft" verächtlich zu machen, ist nur die Kehrseite der rechten Menschenverachtung.
Nur wer die Universalität der Menschenrechte, die die Würde jedes Menschen fordern, aufrechterhält, ist in der Lage den gesellschaftlichen Frieden aufrechtzuerhalten. Und wer den gefährdet, kann nicht eine einzige positive Veränderung bewirken, sondern nur noch eine Barbarisierung und Befeuerung der Entmenschlichungsspirale.
Wenn Parteien und Bewegungen derart verrohen, kann es ihnen mit der Bekämpfung des Klimawandels und der Durchsetzung sozialer Gerechtigkeit ernst sein. Diese Verrohung betrifft aber ebenso die Unterstützter wie die Verdammer von Frau Heinrich - sowie alle, die sich dem manichäischen Kommunikationsstil von Daumen runter-Daumen-hoch verschrieben haben, welcher schon unter Nero für die Bereitschaft stand, anderen die Köpfe abzusäbeln. Das alles ist unterste Schublade!
zum Beitrag13.10.2021 , 04:08 Uhr
Dem ist nichts hinzuzufügen - außer, dass es langsam an der Zeit wäre, die Boykotteure zu boykottieren.
zum Beitrag09.10.2021 , 10:37 Uhr
Herzallerliebst, wenn die Nachkommen der Mörder den Opfern ihrer Groß/väter und -mütter autoritär meinen verordnen zu dürfen, wo sie sich durch souveräne Staatlichkeit vor weiteren Völkermorden schützen dürfen.
Perfider lässt sich die Kontinuität des Judenhasses in Deutschland kaum verpacken.
zum Beitrag09.10.2021 , 10:33 Uhr
Wer den Palestinensern bisher das Selbstbestimmungsrecht verweigert hat, ist primär die palestinensische Führung, die mindestens dreiimal entsprechende Angebote abgelehnt hat und stattdessen darauf setzte, tausende israelische Zivilisten mit Raketen und Terrorattentaten umzubringen.
Wenn zudem Nachkommen des nazistischen Massenmords an den Vorfahren vieler Israelis leugnen, dass Israel umgeben ist von Ländern, deren Regierungen (bis auf Jordanien) den bei ihnen seit Jahrzehnten lebenden Palestinensern Bürgerrechte zu verweigern, aber diese depravierten Menschen gerne dafür zu missbrauchen, von der Vertilgung des jüdischen Staates von der Landkarte und laut von der Entsorgung seiner Bevölkerung im roten Meer zu träumen, dann ist der Charakter des Ressentiments, welches sich heuchlerisch hinter der Entrüstung zugunstern 'armer Palestinenser' versteckt, ziemlich einfach zu durchschauen. Die Vorstellung, daraus leite sich aber ein Recht ab, das schlecht verborgene antisemitische Ressentiment auf steuerfinanzierten Bühnen zu inszenieren, ist schon eine Dreistigkeit sondergleichen.
zum Beitrag09.10.2021 , 10:23 Uhr
Die BDS-Forderungen laufen auf eine Verneinung des Existenzrechts Israels hinaus. Zudem - wem es wirklich um das friedliche Selbstbestimmungsrechts der palestinensischen Bevölkerung auf dem Territorium geht, das entsprechend der UN-Resolution von 1967 palestinensisch ist, der muss den Palestinensern in allererster Linie die Freiheit vor der Hamas wünschen.
Beides ist mit der Programmatik des BDS, deren Antisemitismus alleine an der Forderung, alle israelischen Bürger von jedem internationalen Forum auf dem Gebiet von Wissenschaft, Kultur, Sport und politischen Debatten zu verbannen und international vollständig zu isolieren, deutlich wird, nicht zu vereinbaren.
zum Beitrag08.10.2021 , 16:10 Uhr
Solange Deutschland ein demokratischer Rechtsstaat bleibt (und zum Glück gibt es wenig Anzeichen dafür, dass sich daran etwas ändert), wird kein Gericht, weder ein deutsches noch eines auf EU-Ebene, erwzingen können, dass im Land des industriellen Massenmords an den europäischen Juden die Bevölkerung dazu genötigt wird, durch Vergabe öffentlicher Räume antisemitische Veranstaltungen steuerlich subventionieren zu müssen.
zum Beitrag08.10.2021 , 16:05 Uhr
Die Gleichsetzung der Forderung nach steuerfinanzierten Bühnen für eine Kampagne, die die vollständige Verbannung israelischer Künstler, Wissenschaftler und Schriftsteller von öffentlichen Veranstaltungen und wissenschaftlicher Zusammenarbeit, ausgerechnet in Deutschland, mit der Wahrnehmung des Rechts auf freie Meinungsäußerung ist eine Dreistigkeit sondergleichen.
Anhängern des BDS steht es frei, Kneipen, Kinos oder andere gewerbliche Räume anzumieten - auf eine öffentliche Förderung ihrer einseitigen Dämonisierung des jüdischen Staates haben sie kein Recht. Dies um so mehr, als diese pauschal israelfeindliche Organisation ihr mit der Aufrechterhaltung Israels als Staat nicht vereinbarende Territorialforderung selbst die UN-Resolution von 1967 missachtet und mit keinem Wort auf die massive Vertreibung der orientalischen Juden nach 1967 aus den arabischen Staaten, die inzwischen mehr als die Hälfte aller Israelis ausmachen, zur Kenntnis nimmt - ebensowenig wie die 20% arabischen Israelis.
Diese Organisation wird mitnichten als antisemitisch verunglimpft, sondern ihr Programm erfüllt faktisch alle wissenschaftlich basierten Kriterien des israelbezogenen Antisemitismus.
zum Beitrag24.09.2021 , 16:39 Uhr
Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen der öffentlichen Tätigkeit Hamed Abdel-Samads und Ahmad Mansour auf der einen Seite und Nemi El-Hassans auf der anderen.
Die ersten sind initial als überzeugte Demokraten getreten, die eben deshalb vor der Gefahr durch autoritäre und judenfeindliche Formen des Islams warnen. El-Hassan war nicht nur auf den antisemitischen Al-Kuds Demonstrationen dabei und hat dort Parolen gerufen, sie hat nicht nur über Jahre in einer vom iranischen Regime geführten Moschee verkehrt, sondern anschließend unter den Teppich gekehrt, während ihr öffentliches Engagement (Datteltäter) sich ausschließlich gegen antiislamische Vorurteile wendete. Mit ihren Co-Produzenten hat sie zudem für I-Slam, das von Islamic Relief, einer Organisation unter maßgeblicher Beteiligung der Muslimbrüderschaft, Poetry Slams abgeliefert, die gleichermaßen israelfeindlich blieben und einer ausgesprochen konservativen Islamauslegung das Wort redeten. Gleichfalls in Interviews. Wenn sie dort lächelnd sagt, der Koran verbiete Muslimen Nichtmuslime zu heirateen, empfinden das meine in gemischten Ehen lebenden Freunde durchaus als bedrohlich.
Angesichts der Tatsache, dass die Mehrzahl der Muslime hier im Lande liberale Demokraten sind, frage ich mich schon, warum Kulturschaffende einen so großen Narren gerade an Apologeten reaktionärer Koraninterpretationen fressen müssen. Ich empfinde diese Personalie für ein didaktisches Format des ÖRR nicht nur als heikel für Juden, sondern auch als Affront gegen liberale Muslime. Ich bin gegen diese Einstellung, eben weil ich die Partizipation von Muslimen im öffentlichen Leben als so wichtig empfinde. Aber bitte nur von Demokraten, die auf dem Boden des Grundgesetzes und in Verantwortung auch für unsere Geschichte stehen.
zum Beitrag16.09.2021 , 14:55 Uhr
Moses Mendel hat völlig recht: Es bräuchte mehr wissen und mehr Sensibilität unter identitätsdeutschen Täterenkeln, was dieser Konflikt mit den Untaten der eigenen Groß- und Urgroßvätern zu tun hat - und dem unverdienten wie unverschämten Glück der von NS-Tätern abstammenden gesinnungstrunkenen deutschen Wohlstandskinder, dass die deutsche Tätergemeinschaft nach dem, was sie angerichtet hat, unverdienterweise in die Weltgemeinschaft, aus der sie sich rauskatapuliert hatten, integriert wurden.
Denn wenn weiterhindiese verwöhnten Nachfahren in der Illusion gehalten werden, ihre Schuldabwehr unter dem Deckmantel der Palestinensersolidarität werde nicht als das antijüdische Ressentiment erkannt, das sie ist, wird die Gefährdung von Juden in Deutschland weiter ansteigen. In diesem Konflikt sind beide Seiten Opfer - der Gesellschaft aber, die ihn zu verantworten hat, gebührt selbstkritische Empathie mit beiden und geschichtsbewusste Demut, anstelle der Hybris, mit der sie sich zu moralischen Richtern des jüdischen Staats überheben.
zum Beitrag03.09.2021 , 18:32 Uhr
Zitat Felix Kleins im DLF Kultur: "Herr Mbembe ist ein sehr bedeutender Philosoph Afrikas und von ihm erwarte ich, dass er, wenn er Stellung nimmt zu den Themen Holocaust, Völkermord, Apartheid, dass er da auch genau formuliert und die Sätze, die er in seinem Aufsatz "Politik der Feindschaft" äußert, sind zumindest missverständlich, wenn er das Apartheitssystem in Südafrika und die Zerstörung von Juden in Europa unmittelbar hintereinander erwähnt und auf die ideologischen Hintergründe hinweist, dass eben beides emblematische Manifestationen einer Trennungsphantasie seien."
Daran ist nichts "rassistisch" und nichts unterstellend. Mbembe stellt in diesem Aufsatz nicht nur die Palestinapolitik Israels als schlimmer als die südafrikanische Apartheitspolitik dar, sondern stellt die israelische Politik vermittels seiner verdrehten Rhetorik von "Emblematik" und "Auslöschung" auf eine Stufe mit dem NS-Völkermord an den Juden.
Das ist so hanebüchen - und fern von der historischen Realität des NS-Völkermords, so sehr merkwürdigerweise darauf erpicht, europäischen Kolonialismus auf Kosten der Dämonisierung Israels zu entlasten, dass hier vor allem der psychische Zustand der deutschen Mbembe-Apologeten erschrickt:
Deutlicher als hier hat sich noch nie gezeigt, dass der aggressive sekundäre Antisemitismus keineswegs auf die rechte Szene begrenzt ist.
Dass die Meute, die nicht offen mit der braunen Meute heulen mag, weil es sie ihres Anscheins bürgerlicher Integrität berauben würde, sich eines afrikanischen Wissenschaftlers bedient, ist besonders schäbig und feige. Klar aber wird, dass sie wieder die Köpfe von Leuten rollen sehen wollen, die wie Herr Klein die Würde von Juden in Deutschland bewahren wollen.
zum Beitrag03.09.2021 , 11:56 Uhr
Die Ideologie des Lebensraums, die millionenfach und für jeden erkennbar durch 'Mein Kampf' und Hans Grimms 'Volk ohne Raum' propagiert wurde, findet sich schon bei den Alldeutschen ab 1905, aber sie erklärt nicht den nazistischen Vernichtungswillen der europäischen Juden.
Der Bezug auf den britischen Kolonialismus begleitete freilich die Legitimation des Vernichtungskriegs gegen die slawische Bevölkerung Osteuropas, vor allem Russlands. Doch selbst beim "Generalplan Ost" hieße die Behauptung, die Nazis hätten sich nur am britischen und französischen Kolonialismus orientiert, aber lediglich in den Augen der Weltöffentlichkeit den 'Fehler' begangen, weiße Menschen imperialer Unterdrückung zu unterwerfen, selbst postum auf NS-Propaganda reinzufallen. Auch von vornherei dreißigmillionenfaches Verhungern der Zivilbevölkerung kalt einzukalkulieren (Hunger- bzw Backeplan) ist eine neue Dimension der Dehumanisierung von Politik. Vor allem aber geht in der Inhumanität der mörderischen Pläne gegen die slawische Bevölkerung, die aus der Proklamation des Anspruch 'arischer' Ansprüche auf den russischen 'Raum' erwuchs, der Holocaust schlicht nicht auf. Dass der Vernichtungswille eine Dimension erreichte, dass Juden noch aus allen Winkeln Europas in die Vernichtungsmaschinerie transportiert wurden, als der damit verbundene Aufwand den eigenen Untergang im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion nur beschleunigte, ist in keiner Weise durch irgendein historisch früheres Phänomen zu erklären.
Hier geht es ganz klar um Holocaustrelativierung, in der auf einmal derjenige Teil der Enkelgeneration ins gleiche Horn wie die extreme Rechte bläst, jedoch glaubt, sie käme damit durch, da sie doch auf das here moralische Etikett des Antikolonialismus zeigen kann. An dem akademischen Milieu das A. Dirk Moses in seiner Holocaustrelativierung unterstützt, erkennt man, dass weit mehr als die offen Rechtsextremen unter den Enkeln mit der Wahrheit des NS nicht klarkommen.
zum Beitrag02.09.2021 , 23:45 Uhr
Bei diesem wie bei einigen anderen Beiträgen dieser "Debatte" (die keine ist), muss ich jedesmal tief einatmen:
Werte woke Holocaustrelativierer: Abgesehen davon, dass wir es hier mitnichten mit einem "neuen Historikerstreit" zu tun haben. da die wenigen NS-Historiker (Saul Friedländer und Götz Aly), die sich dazu äußerten, sehr einmütig in ihrer kalten Ablehnung der abstrusen Auftritte von Michael Rothberg und A. Dirk Moses waren.
Auch war der Holocaust mitnichten der Kern der Staatsräson der vielmehr auf seiner Leugnung beruhenden Gründung der Bonner Repunlik, sondern die Westintegration, deren Zementierung sich selbst Adenauers Bemühen um diplomatische Beziehung zum jüdischen Staat Israel verdankt. bei dem er vielmehr auf die Gunst der US-Politiker schielte.
Mit Recht hat dennoch Habermas 1980 die Thesen Noltes als Angriff auf die Demokratie in Deutschland gesehen - wobei dieser dennoch nicht etwa durch ein vermeintlich "hegemoniales neues Narrativ", sondern durch empirische Forschung spätestens da widerlegt wurde, als westliche Historiker Einblick in die Dokumente auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs erhieleten.
Erst recht bleibt mir aber die Spucke weg, wenn Phrasen fallen wie die, ob deutsche "Erinnnerungspolitik" noch angemessenn für das 21. Jahrhundert sei. Nein, werte oder unwerte Holocaustrelativierer aller Couleur: Es gibt so etwas wie eine objektive empirisch beschreibbare Wirklichkeit. Und just deren Erforschung obliegt der Geschichtswissenschaft - ganz unabhängig davon. welche akademischen Freizeitmätzchen gerade schick und "woke" sind.
Solange dieses Land aber eine rechtsstaatliche Demokratie bleibt, wird Gedenken sich daran orientieren, was wirklich geschehen ist - und sich wenig an den Selbstdarstellungsambitionen von Popstars der jeweiligen flüchtigen Avantgarde scheren. Ihr werdet die industrielle Massenvernichtung der europäischen Juden nicht in eine alles einebnende Reihe von 'weißen Verbrechen' einmotten können.
zum Beitrag27.08.2021 , 22:32 Uhr
Die merken nicht, wie erbärmlich paternalistisch sie sich gebärden.
Wenn ich alleine bedenke, wie viele Absolventen an meiner Schule mit Spitzenabschlüssen nicht herkunftsdeutsch sind, kommt mir die Gülle hoch, wenn woke Bourgoisie immer noch meint, sie müsste paternalistisch Leute zu Personifikation ihres Bedürfnisses nach "Buntheit" machen, die das definitiv gar nicht mehr nötig haben - und sich als souveräne Individuen durch ihre Leistung selbstsicher behaupten können.
Wenn Juroren einen Sinn dafür hätten, was wirklich gute Texte sind, welche nämlich zuhauf Leser finden, die sich die Ohren heiß lesen können - und zwar unbenommen ihrer sexuellen Präferenzen und der Menge ihres vom Körper produzierten Melanins, dann wäre das Ergebnis automatisch "bunt". Dass die Kulturfunktionäre das aber ständig betonen müssen, zeigt ihren Klassizismus und Rassismus: Denn in Wirklichkeit glauben sie, dass sich ohne ihren eitlen Paternalismus niemand durchsetzt, der einen anderen Hintergrund hat als sie selbst.
zum Beitrag02.08.2021 , 14:50 Uhr
Da der Antisemitismus sich nachweislich qualitativ von anderen Formen der Menschenfeindlichkeit unterscheidet, reicht, wie die Forschung, die sein verschwörungsideologisches Projektionspotenzial im Detail erforscht hat, reicht eine generelle Erziehung zur Bejahung der Menschenrechte nicht ansatzweise aus. Schon der klassische Antisemitismus des 19. Jahrhunderts wurde vorangetrieben von Leuten, die betonten, persönlich nichts gegen Juden zu haben.
Wilhelm Marr, der affirmativ den modernen Antisemitismus entwickelte und seinen als eine "Antisemitismus der Vernunft" bezeichnete, konnte darauf verweisen, dass zwei seiner drei Ehefrauen jüdisch gewesen seien. Und ein Großteil derer, die hierzulande den eindeutig antisemitischen Verschwörungsmythos verbreiten, der Mossad müsse in die Anschläge von 9/11 verwickelt sein, da dabei keine Juden umgekommen sein, wird jeden Verdacht des Antisemitismus empört von sich weisen.
Alleine die prompte Abwehr des Hinweises auf Notwendigkeit der Antisemitismus unter Verweis, es sei vielmehr jede Menschenfeindlichkeit zu bekämpfen, was von der Sache ja prinzipiell niemand bestreitet, enthält als Implikation den stillschweigenden Vorwurf, hiermit würde ein "jüdisches Privileg" eingefordert, als ob sie die Zunahme des Antisemitismus zu verantworten. Es sind solche Reflexe, die zeigen, wie nötig eine Verstärkung der Aufklärung und politischen Gegenwehr gegen die hartnäckige Persistenz dieses schrecklichen Phänomens ist. Gerade, dass es selbst unter den Nachkommen der Mörder so reflexhaftdeutlich wird, ist erschreckend .
zum Beitrag23.07.2021 , 21:57 Uhr
Leider lebe ich nicht in Berlin - und zu Coronazeiten empfiehlt es sich nicht, mit dem Zug quer durch die Republik zu fahren. Aber ich hoffe doch, dass viele Berliner dabei sein werden. Denn die Zunahme antisemitischer Vorfälle ist empörend und schockierend. Das muss einfach aufhören. Ich wünsche der Demo starken Zuspruch und hoffentlich auch deutliche Wirkung.
zum Beitrag21.07.2021 , 23:03 Uhr
Ihr Post ist ein guter Beleg für genau das, was Sie so vehement abzustreiten versuchen.
Erstens geht er, wie gerade der deplazierte Link beweist, komplett an der Thematik des Artikels vorbei, der sich damit befasst, dass Jüdinnen und Juden zunächst in den USA, wo sie traditionell zu den engagiertesten Unterstützern der Sozial- und Menschenrechtsbewegungen immer gehört haben, dann entsprechend auch in Europa, seit BLM massiven Anfeindungen ausgesetzt sind. Dies gilt weitgehend inzwischen insgesamt für die studentischen Milieus der Ivey League universities - und ist bestens belegt.
Als Ausweg, um nicht als besonders hegemoniale und somit als "privilegiert" geltende "weiße" Minderheit angepöbelt zu werden, wird ihnen die kategirische Beytreitung des Existenzrechts Israels abverlangt, während global der Antisemitismus nachweislich rapide zunimmt.
Das mit einer apologetischen Haltung gegenüber der Siedlungspolitik oder Benjamin Netanjahu gleichzusetzen, ist für einen Nachkommen der Täter schon ein dickes Ding -zumal beides bei den weithin linken amerikanischen Juden alles andere als gut im Kurs steht.
Ein Witz ist es jedoch die Behauptung, die Darlegungen hier entsprächen dem, was Noam Chomsky in "Manufacturing Consense" (in dem er mit Herman sein Propagandamodell entwickelt) als Propaganda bezeichnet. Chomsky und Herman analysieren da nämlich Pressekampagnen zur Durchsetzung muskulärer US-Außenpolitik. Sie liefern kein Modell zu Analyse einzelner Artikel.
Sie haben sie also offenbar nicht gelesen, da es Ihnen wohl nur darum geht, eine Darlegung des steigenden Antisemitismus, auch von links, in ein schräges Licht zu setzen. Da kann man nur sagen: Quod erat demonstrandum.
zum Beitrag21.07.2021 , 21:45 Uhr
Dieser Fall ist, wie so viele andere - und das nicht nur in Niedersachsen, ein absoluter humanitärer Skandal. Pädagogen und Kinderärzte bekommen immer wieder solche Fälle, die auch in Deutschland geborene Kinder betreffen, die nur hier sozialisiert sind, mit, protestieren laut, aber hilflos, Während die Öffentlichkeit desinteressiert ist oder stillschweigend die Abschiebungen gutheißt.
Ich möchte mal wissen, wo da unser posches linksidentitäres Aktivistenmilieu bleibt, die sonst doch immer eifrig kommentieren. In der Uni ein Riesenspektakel wegen missliebigen Wordings moderat konservativer Professoren oder mangelndem Gendern zu veranstalten, scheint hipper zu sein als der konsequente Einsatz für Sinti und Roma. Dabei zeigt sich auch hier, wie bei der mangelnden Sensibilität gegenüber dem wieder verstärkt aufkeimenden Antisemitismus, eine erschreckende Geschichtsvergessenheit des heutigen bürgerlich-urbanen Aktivistenmilieus. Jeder, der es wissen will, müsste wissen, dass es sich bei der am stärksten diskriminierten Minderheit Europas um eine Opfergruppe deutschen Völkermords handelt, für die eine bleibende deutsche Verantwortung besteht, der wir nicht ansatzweise nachkommen. Der deutsche Kolonialismus währte nur 30 Jahre und war ein ausgesprochenes Elitenprojekt ohne Breitenbdteiligung. Anders als die einzigartig mörderischen Verbrechen des Nationalsozialismus, in die jeder von uns familiär verwoben ist.
Deutlicher als durch das schreienden Schweigen gegenüber der ungebrochenen Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma kann die heutige Generation nicht zeigen, dass sie ganz offenbar tiefer in den Fußstapfen ihrer Großeltern steht, als ihr bewusst ist.
zum Beitrag20.07.2021 , 18:07 Uhr
Das ideologische Problem der identitären Linken ist, dass sie die Fähigkeit des kritischen Denkens im Sinne der Dialektik der Aufklärung verlernt haben und der neuen Rechten - unbewusst in den Fußstapfen Alain de Benoises -bei der Verwerfung des Universalismus gefolgt sind. Mit der Übernahme des identitären Denkens folgte auch das Denken in schematischen Freund-Feindkategorien schmittscher Prägung - und einer permanenten Imagination eines Ausnahmezustands. Strukturell sind im identitären Lager rinks und lechts leicht zu velwecksern. (Jandl) Die Ursache ist theoretisches Unvermögen (und Geschichtsvergessenheit); die Konsequenzen aber sind höchst alarmierend.
zum Beitrag20.07.2021 , 17:51 Uhr
Deutlicher kann man kaum die eigene Verweigerung zur kritischen Reflexion der eigenen Affekte und Prämissen nicht deutlich machen. Denn nichts an Mira Funks gut argumentativ belegten Darlegungen zeigt auch nur die geringste Tendenz einer Apologie des gerade abgewählten Netanyahus. Sie verweist vielmehr auf den Wahnsinn der Gleichsetzung der Likudregierung mit der immens diversen israelischen Gesellschaft und zugleich mit jüdischen Minderheiten woanders, der sich in einem diffusen internalisierten Antisemitismus entlädt, der opportunerweise sich bloß als Antizionismus artikuliert. Wer angesichts der rapide zunehmenden Übergriffe gegen Jüdinnen und Juden hier und auch in anderen Ländern reflexhaft in den Gegenangriff geht, Sobald das Problem angesprochen wird, der will keine Differenzierung, sondern verteidigt das Ressentiment als sein vermeintliches Recht. Wenn 60% der jungen deutschen Juden über Auswanderung nachdenken, dann ist dies ein Alarmzeichen, das alle geschichtsbewussten Demokraten beunruhigen muss. Ein Linkssein, das hier nicht mitgeht, hat den Boden des Universalismus, der die Linke immer ausgemacht hat, verlassen und unterscheidet sich von offen Rechten nur noch kosmetisch.
zum Beitrag30.06.2021 , 22:59 Uhr
Ich habe auf der Webseite von Herrn Weber keine solche Ankündigung vernommen, sondern nur eine, die weitere Beispiele für ungekennzeichnete Zitate in der Buchveröffentlichung in Aussicht stellt.
Da eine Masterarbeit, anders als eine Dissertation, keine Veröffentlichung darstellt. dürfte es auch schwer sein, da dranzukommen. Ich nehme nicht an, dass Frau Baerbock sie ihm freiwillig zustellt.
zum Beitrag30.06.2021 , 22:53 Uhr
Die Aussage Herr Webers, hier seien in einem nichtwissenschaftlichen Buch Stellen per copy & pase plagiiert worden, die er ja durch Abdruck der Originale und ihrer Entsprechungen nachweist, sind in keiner Weise "persönliche Angriffe". Es sind belegte Aussagen zu einer Publikation , die als Visitenkarte einer Kanzlerkandidatin dienen sollte, die keinerlei Verwaltungs- oder Regierungserfahrung vorweisen kann - anders als alle anderen Kanzlerkandidten zuvor.
Angesichts der zuvor schon aufgeflogenen Aufhübschung des Lebenslaufs, der unter ihrer Führung unentdeckten Veruntreuung von 270 000 Euro durch den Kassenwart der brandenburgischen Landesgrünen und der verspätet erfolgten Meldung erhaltener Zusatzahlungen heißt das, dass hier eine Kaiserin sich als nackt erweist, für die, mangels einschlägiger Berufserfahrung, gerade mit dem Narrativ geworben werden sollte, dass sie unverbraucht und unkorrumpiert eine Hoffnung auf einen vollständigen Wandel verkörpert. Nun bleibt, verdientermaßen, der Eindruck einer ehrgeizigen Newcomerin, die sich in einen Glanz hüllen möchte, dem substanziell wenig entspricht.
Sie daraufhin gründlich zu überprüfen ist keine Diffamierung, sondern schlicht zu erwarten gewesen - erst recht hat dies nichts mit kriminellen Angriffen, wie Morddrohungen gemein.
Wenn Frau Baerbocks Lack sich derart einfach entblättern lässt, dann besitzt sie weder die Professionalität noch die Substanz, um das größte EU-Land als Kanzlerin zu führen. Und es ist im Interesse von uns allen, dass dies schon im Wahlkampf deutlich wird - und nicht zu einem Zeitpunkt, an dem ihre Unerfahrenheit unserem Land und der EU wirklich Schaden zufügen können. Die politische Durchsetzbarkeit einer Angela Merkel hat sie ganz offenbar nicht. Und ihr Wissen, nun ja: Ihr Interview auf dem Video des Atlantic Council lässt angesichts zahlreicher Patzer und Wissenslücken tief blicken.
zum Beitrag28.06.2021 , 22:30 Uhr
In diesem Land bekommen jedes Jahr über 100 000 Menschen aus medizinischen Gründen den Uterus entfernt. Unter diesen sind jährlich tausende junge Frauen, denen aufgrund einer Krebserkrankung versagt bleibt, Kinder bekommen zu können.
Dass ein Mensch, der das Glück hat, sich zwei widerstreitende Wünsche, nämlich das Austragen eines Kindes und eine seinen genetischen Grundlagen widersprechende geschlechtliche Identität zu leben, verlangt, wir sollten den Begriff Frau durch eine Bezeichnung ersetzen, die jeder der erwähnten Frauen jedesmal einen Tritt in die Magengrube verpassen muss, ist unverschämt und menschenverachtend - zumal er ja für sich selbst den Ausdruck "Mensch mit Uterus" ablehnt, weil er sich als Mann fühlt.
Frauen sind Frauen - und haben in der Regel einen Uterus. Aber auch operierte Frauen oder Frauen mit Turnersyndrom begreifen sich und sind, wie die Webseite ihres Interenverbandes zeigt, vollgültig Frauen - und denken nicht dran es aufzuhören zu sein, nur weil ein kleiner Teil als weiblich geborener Menschen, sein Frausein ablegen möchte - was ja ihr gutes Recht ist, ebenso wie ein männlich Geborener sein Mannsein ablegen und sich als Mensch des anderen Geschlechts begreifen können soll.
Aber sie, eine kaum in Promill bemessbare Größe, haben kein Recht, in die Identität der Abermillionen Frauen reinzufunken, bei denen Biologie und Identität synchron sind - egal ob die nun einen funktionsfähigen Uterus haben oder nicht. Die Verdinglichung von Frauen durch ihre Geschlechtsorgan ist unmenschlich und zynisch - und mit der Würde von Frauen ist sie nicht vereinbar!
zum Beitrag24.06.2021 , 19:53 Uhr
Ich schätze, das Problem ist eher, dass die FDP auch keine Regierung mit den Grünen will. Bzw: Das ist gar kein Problem. Wer Frieden will, wird keine Partei als gefährlicher erachten als die stramm transtatlantischen und militaristischen Grünen.
zum Beitrag24.06.2021 , 19:46 Uhr
Nachdem die Kanzlerkandidatin Baerbock in spe in einem Interview für den Atlantic Council entrückt zum besten gegeben hat, sie habe 2004 an der Oder-Neisse-Grenze, wo angeblich ihr Großvater noch im Dezember 1945 (!), gekämpft habe - und zwar für die Vereinigung Europas, plötzlich verstanden habe, dass sie in ihren europapolitischen Plänen nicht nur auf den Schultern Joseph Fischers, sondern auch auf denen ihres dort kämpfenden Großvaters stehe, werde ich sie ganz gewiss aus friedenspolitischen Gründen wählen.
Als Wählerin und Unterstützerin der frühen Grünen, der Partei der Friedensbewegung und der Millionendemonstrationen im Bonner Hofgarten in den bedrohlichen 1980ern, werde ich, dem Frieden zuliebe, zum ersten Mal in meinem Leben CDU wählen. Armin Laschet will sicher keinen Krieg auf den Spuren Ludendorffs - bei Baerbock und ihren Scharfmacherfreunden fürchte ich das Gegenteil. Ich hoffe auf eine krachende Niederlage dieser olivgrünen Partei.
zum Beitrag20.06.2021 , 22:23 Uhr
Mein Großvater väterlicherseits war, weil er als Facharbeiter in der Stahlindustrie kriegsrelevant beschäftigt war, nicht im Krieg. Aber von seiner Wohnung im Zentrum Duisburgs, die wundersamer Weise dem Feuersturm der RAF Mitte Oktober 1944 nicht zum Opfer gefallen war, konnte er wenige Tage vor dem Einmarsch der US-Armee das ununterbrochene MG-Feuer hören, weil noch hunderte politische Häftlinge und tausende sowjetische Kriegsgefangene erschossen wurden.
Dass im Westen Deutschlands ebenso viele sowjetische Menschen begraben liegen wie im Osten, obgleich hier die Rote Armee nicht kämpfte, liegt nur an der genozidalen Behandlung gefangener Rotarmisten und ziviler Fremdarbeiter. Eben deshalb begreife ich nicht, dass wieder dieses große Land dämonisiert und gegen es aufgerüstet wird, indem es auf eine einzige Führungsfigur reduziert wurde. Es ist unglaublich, dass trotz dieser Geschichte die Aufrechterhaltung der Freundschaft mit der Bevölkerung Russlands ein so gering geschätzter Wert zu sein scheint, dass sie für ein gefährliches geopolitisches Muskelspiel ad acta gelegt wird. Mich macht das ziemlich wütend und bestürzt - mir haben die vielen Begegnungen mit Russen seit 1990 viel bedeutet.
zum Beitrag11.06.2021 , 16:46 Uhr
Das ist ja genau die Frage:
Was ist das denn, mit diesen Grünen, grüne Politik?
Viele fürchten - zurrecht - es ssei nur die schneidige neoliberale Karriereorientierung sie auf eine schnuckelige Nähe dieser Generation Millenium zu Thinktanks und kapitalgetragenen Stiftungen, dank reichlich genossener Fellowships an angelsächsischen Eliteunis ein straffer Transatlantismus mit Neigung zu ebenso straffer Aufrüstung und Militarisierung, komplett fehlende Bereitschaft die großen Multis zu beschneiden, während die Finanzierung einer rein kosmetisch bleibenden ökologischen Reform alleine durch die Verteuerung privat verbrachter Energie, der Mobilität und der Lebensmittel bewerkstelligt ist, die vor allem Geringverdienern die Luft abschnürt.
Und damit niemand merkt, dass wir da nur eine ökologisch angepinselte neue Super-FDP haben, darf das Prekariat sich noch sprachlichen Genderzwang gefallen lassen.
Nein danke - die Grünen von Petra Kelly und Gerd Bastian waren 10%ig wählbar - die heutigen sind schlimmer als die CDU. Hier haben wir die aufrüstungs- und kriegswütigste aller demokratischen Parteien - und sowohl CDU wie SPD wie Linke sind allemal besser als die Ziehkinder von Joseph Fischer und Marieluise Fücks sowie ihrer transatlantischen Förderer. Dass die großen Friedensdemonstrationen im Bonner Hofgarten einst die Karriereleiter für eine kriegseifernde Yuppiegeneration werden würde, ist mir heute noch unbegreiflich.
zum Beitrag06.06.2021 , 19:40 Uhr
Auch hier im Forum erkennt man, warum die bürgerliche 'alternative' Linke seit ihrem Abdriften in den identitären Essentialismus für den Schutz unserer jüdischen Mitbürger zu einem Totalausfall geworden ist - und die allemal mehr Grund haben, sich auf die CDU, die Polizei und den Springerverlag zu verlassen - und das nur wenige Jahrzehnte nach dem unvorstellbarsten Menschheitsverbrecher aller Zeiten, das unsere Vorfahren verbrochen haben.
Dabei sehe ich jedoch keine Brücke zwischen den hiesigen Linken, die durch und durch Bürgerkinder sind, und der späten Politik der SU aus Zorn über die geopolitische Anlehnung Israels an den Westen. Vielmehr gehen die Wurzeln des westdeutschen Antisemitismus zurück auf das Umkippen der unmittelbar nach dem Krieg einsetzenden Israelromantisierung in einen Israelhass, nachdem das Land nach dem gewonnenen Sechstagekrieg aus ihrer Sicht vom 'guten David' zum 'bösen Goliath' wurde. Dass es sich hier aber keineswegs um eine linke Regierungspolitik (an Israel) handelte, sondern um genuinen Antisemitismus, der nur zwischendurch die Form einer Überindentifikation mit "dem Juden" angenommen hatte.
Hier komme mir niemand mit dem billigen Vorwurf der "Verwechslung" von Antizionismus und Antisemitismus. Der Zionismus entwickelte sich in Deutschland als Reflex auf den tödlichen Antisemitismus der völkischen deutschen Rechten bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert. Ihn, den 90% der deutschen Juden nicht ernstnahmen, generell als Nachkomme der Massenmörder generell zu verdammen, zeigt eine ressentimentgeladene Projektion, die den Kern allen Antisemitismus bildet.
Auch die im linksidentitären Milieu erfolgende Verschwisterung noch mit den chauvinistischsten arabischen Strömungen ist ähnlich zu bewerten. Vor allem aber besteht deer Sündenfall der identitären Linken in der Aufgabe des aufklärerischen Universalismus zugunsten eines tribalistischen Minderheitenverständnisses. Denn immer verkörperte für Judenhasser "der Jude" den Universalismus.
zum Beitrag31.05.2021 , 23:00 Uhr
Mit Verlaub - das ist nun eine haarsträubende und empirisch nicht haltbare Behauptung:
Es reicht ein Zitat des Wikipediaartikels zur der berühmten Statistik Emil Julius Gumbels zu politischen Morden in der Weimarer Republik, um das historisch zu widerlegen:
"In zwei Publikationen wies er nach, dass die Zahl der Morde aus dem rechten Spektrum deutlich überwog. So konnte er aufzeigen, dass im Zeitraum 1919 bis 1922 von 376 politisch motivierten Morden 354 dem rechten Spektrum zuzuordnen waren, lediglich 22 dem linken. Die Einäugigkeit der Justiz in der Weimarer Republik, die er aufzeigte, war dabei frappierend: Die Mörder aus dem linken Lager wurden mit äußerster Strenge behandelt, es kam zu zehn Hinrichtungen auf 22 Morde. Mörder aus dem rechten Lager wurden dagegen mit großer Nachsicht behandelt: Bei 354 Morden kam es zu einer einzigen lebenslangen Strafe, keiner einzigen Hinrichtung und insgesamt 90 Jahren Haft – im Durchschnitt vier Monate Haft pro Mord. Viele Morde von rechts blieben gänzlich ungesühnt."
So weit sind wir, zum Glück, nun doch nicht.
zum Beitrag31.05.2021 , 22:55 Uhr
Der heutige Antisemitismus nährt sich aus vier Quellen:
Zunächst aus dem Widererstarken einer nationalistischen Rechten mit und seit Gründung der AfD sowie rechten verschwörungsideologischen Bewegungen wie die "Querdenker" und ihrer notorischen Neigung zur Holocaustverharmlosung.
Im Bereich der bürgerlichen Mitte ist immer noch ein - jedoch nicht zur Gewalt neigendes - antijüdisches Abwehrressentiment der historischen Schuld evident.
Verharmlost, teilweise sogar abgestritten im alternativ-linken Milieu wird jedoch der seit der RAF ein gleichfalls evidenter linker Antisemitismus, der Judenfeindschaft hinter Sympathiebekundungen für die 'Sache der Palestinenser' verbirgt - sowie dabei hilft, eine weitere Form, nämlich den muslimischen Antisemitismus herunterzuspielen.
Im alternativen Milieu wird aber gleichfalls die Gefahr des Essentialismus des linksidentitären Milieus verkannt oder abgestritten, die mit dem immer schon mit den Juden assoziierten Universalismus brechen - und damit mit einer Rechtsgrundlage, die als einzige geeignet ist, jeden Antisemitismus in die Schranken zu weisen.
Emanzipatorisch kann sich nämlich nur eine Linke nennen, die die Aufklärung fortzuführen, statt sich ihrer zu entledigen denkt. Essentialismus führt zur Ontologisierung statt zur Aufhebung von Differenz - ist also im Kern reaktionär und befeuert letztendlich rechte antiaufklärerische Tendenzen. Die Linke muss endlich begreifen, dass sie sich selbst auflöst, wenn sie nicht zum Universalismus zurückfindet - und ihre Resistenz gegen Antisemitismus ist der Gradmesser ihrer historischen Berechtigung.
zum Beitrag28.05.2021 , 11:55 Uhr
Dass die Internalisierung von antisemitischen Ideologemen bei Kindern und Jugendlichen pädagogisch nicht angemessen angegangen wurde, hängt einerseits mit der Verkürzung seiner Wahrnehmung auf seine deutschnationalistische Ausprägung, andererseits aber mit einer - mit einer spezifischen Exkludierung der Wahrnehmung einer unheilvollen und nicht begriffenen Verschlungenheit des linksextremen und des muslimischen Antisemitismus zusammen - denen gegenüber eine wirkliche Feigheit von Lehrkräften (und ich bin selber eine) zu beobachten ist.
Da Kinder und Jugendliche ja noch nicht verfestigt sind in ihren politischen Interpretationsmustern kann deren Problematisierung ja nicht durch die moralische Keule, sondern nur der behutsamen Aufschlüsselung der dahinter verborgenen Denkmuster erfolgen. Denn nicht jeder Antisemitismus ist linear auf ein NS-Erbe zurückzuführen. Während aber der linksradiale Antisemitismus (sehr deutlich etwa bei RAF-Sympathisanten zu finden) gänzlich übersehen wird, externalisieren viele Lehrkräft Antisemitismus türkisch- sowie arabisch-nationalistischer Prägung, weil sie die Auseinandersetzung scheuen. Das zeigt zugleich, dass sie diese Kinder nicht wirklich als die unserer Gesellschaft erachten - weil sie sich nur für die Aufarbeitung antisemitischen Denkens verantwortlich fühlen, wenn es direkt auf die Generation ihrer Großeltern rückführbar ist. Hinweise darauf werden oft von Kollegen damit abgebügelt, dass das zu gefährliches Terrain sei.
Wem das Funktionieren der multikulturellen Gesellschaft wichtig ist, der muss die Fundierung des Denkens aller Kinder auf dem Boden des Grundgesetzes gleichermaßen für sein Anliegen halten. Die muslimischer Kinder für irrelevant zu halten, zeigt eben nicht ihre Akzeptanz, sondern eine Neigung, sie auszugrenzen. Und das woke linke (poststrukturalistische) Milieu sollte eh seine ideologische Verwurzelung in Heideggers Ontologie reflektieren - denn daran ist einiges antiaufklärerisch und zutiefst faul.
zum Beitrag25.05.2021 , 09:36 Uhr
Ich kann mich dem Vorposter nur anschließen.
Ich habe mir auch, angesichts, dass so viel von Antisemitismus in Schulen berichtet wird und ich im Schuldienst arbeite, entsprechendes Material der Bildungsserver der Länder runtergeladen - aber das dort Geschilderte habe ich nie mitbekommen, obgleich ich im Deutschunterricht auch Bücher jüdischer Autoren sowie Bücher mit Bezug zum Holocaust unterrichte.
Gegenüber Lehrkräften, von denen sie ausgehen, dass die Anstoß an Antisemitismus nehmen und ihn thematisieren würden, nehmen sich Schüler offenbar zurück. Ich fühle mich hilflos, wenn ich die Erfahrungen von Jüdinnen und Juden hier und woanders lese, weil ich ja gewillt bin, etwas zu tun, in meinem Alltag aber schlicht die Situationen nicht erfahre, in denen ein solches Eingreifen geboten wäre.
Vielleicht bräuchten wir mehr jüdische Kolleginnen und Kollegen?
zum Beitrag24.05.2021 , 20:00 Uhr
Just meine Assoziation. Aber unter unsere pseudlinke identitäre Bourgoisie ist dem Boden von Planet Erde viel zu weit entschwebt, als dass sie solche Winke mit dem Zaunphahl noch verstehen könnten.
Sie werden sich noch im "ach-so-hart-erarbeiteten" einsamen- seufz - Aufsteiger-Unglück damit trösten, für diese Welt einfach viel zu gut und viel zu moralisch zu sein...
Da ess ich mir lieber eine politisch unkorrekte Bratwurst und Pommes mit viel Majo in meinem stinkdreckigen stadtnahen Vorort einer Ruhrpottstadt.
zum Beitrag10.05.2021 , 15:31 Uhr
Es wäre dringend an der Zeit, dass sich der essentialistische reduzierte Blick eines auf Individuen gar nicht mehr schauendes identitären Milieus ändert, dessen romantisierender Blick aus die multikulturelle Gesellschaft nur das analog strukturierte Gegenstück zu ihrer Dämonisierung darstellt.
Rechts, hierarchisches und tribalistisches Denken gibt es unter jedem Vorzeichen - ebenso wie offene, interessierte und herzliche Menschen, die anderen unvoreingenommen begegnen und über die Grenzen ihrer Herkunft Solidarität und Freundschaft leben können.
Dazu sind - zum Glück - sowohl die Mehrzahl der westeuropäischen Muslime wie Nichtmuslime in der Lage. Keine Unterscheidungen zu machen liefert jedoch hier lebende Menschen aus zu uns migrierten Familien den autoritären Zugriffen islamistischer Netzwerke und politischem Einfluss konservativer muslimischer Regierungen aus.
Dabei weiß jeder, der es will, dass wir in Deutschland neben autochthon deutschen Faschisten, wie denen der NPD und des AfD-Flügels, mit den Grauen Wölfen auch eine türkische faschistische Gruppierung mit 30 000 Mitgliedern haben.
Gerade auch, um die Welt um uns herum zu verstehen - und aus dem Wissen, dass keines der Probleme, vor denen die Welt steht, an Grenzen halt macht, ist es wichtig, überall, in Bezug auf jedes ethnische Milieu, humanitäre und extremistische Stimmen und Kräfte unterscheiden zu können.
Linksidentitäres Politikverständnis dagegen ist nur unwesentlich weniger schädlich für unser Zusammenleben als rechtsidentitäres. Selbstbestimmung und Emanzipation sind universale Werte - und niemand verdient, dem autoritären Zugriff anderer wegen der mangelnden Bereitschaft, genau hinzuschauen, ausgeliefert zu sein.
zum Beitrag06.05.2021 , 23:08 Uhr
Wie kommen Sie auf den Unfug, ich hätte mich je auf den "Ethnopluralismus" der identitären Rechten bezogen? Ich habe schon mit anderen zu Studentenzeiten in den 1980ern studentische Veranstaltungen gegen die sich an Alain de Benois und dem Front National orientierenden Wiederbelebungsversuchen der Rechten (damals die Republikaner) an deutschen Hochschulen gemacht.
Aus den gleichen Gründen, nämlich einer gründlichen Kenntnis der deutschen Geschichte, kann man mir nicht einen erneuten Versuch eines Expansionismus nach Osten - nach dergleichen Begehrlichkeiten seitens der Alldeutschen ab 1915, Ludendorffs "Ober Ost", vor allem aber einen deutschen Vernichtungskrieg zur Gewinnung von "Lebensraum im Osten" - mit universalistischer Rhetorik verkaufen, wo die, die das vorangetrieben haben (da spielten die Deutschen freilich nur Co-Piloten) ihre geopolitischen Begehrlichketien in eindeutigen strategischen Schriften (u.a. von Z. Brzezinski) ja nicht ansatzweise verborgen haben.
Wer da eine deutsche Beteiligung nicht als eine hausbackene Schweinerei erkennt. dem geht offenbar historische Bildung ab. Googeln Sie mal "Paul Rohrbach- Freie Ukraine - da sieht man Parallelen von 1915 u. 2014.
zum Beitrag06.05.2021 , 22:52 Uhr
Unglaublich - ein Post von ihnen, dem ich mal zusstimmen kann.
Aber da ich die Entwicklung dieses neuen Essentiazialismus von ihrem Anfang, seit dem linguistic turn der französischen Poststrukturalisten, die den durch Sartre und Camus geprägten Existenzialismus ablösten, seit den späten 1980ern mitbekommen habe, fürchte ich, dass die Entstehung dieses Denkens bei der dadurch nicht mehr Linken (Foucault, Derridas, Barthes, Lacan) und bei der Rechten (Alain de Benois) ziemlich gleichzeitig stattfanden.
Theoretisch berufen sich beide Seiten auf NIetzsche, Heidegger - und methodisch lugt überall Carl Schmitt um die Ecke - neben der gemeinsamen intensiven Rezeption Antonio Gramscis.
Im Ergebnis - vor allem der noch durch Judith Butler verflachten Version dieses Denkens - herrscht tatsächlich eine erschreckende Analogie zwischen dem sogenannten Intersektionalismus der Butler-Fans und dem Konzept des Ethnopluralismus bei den identitären Rechten.
Beide Seiten lehnen das universalistische Denken und den Subjektbegriff des Emanzipationsideals von Liberalismus und klassischen Linken komplett ab. Es gibt nur noch ein Freund-Feind-Denken à la Schmitt - und der Wunsch auf Zerstörung der anderen Seite.
Eine erschreckende Parallele zum ideologischen Gebräu im Zwischenkriegsitalien kurz bevor Mussolinis Aufstieg. 30er Jahre re-visited.
zum Beitrag06.05.2021 , 16:43 Uhr
Einem staatlichen Reglement gegen die souveräne Entscheidung von erwachsenen Frauen hat überhaupt niemand das Wort geredet. So zu tun als ob, ist eine offen als solches erkennbare Strohmann-Argumentation.
Das, worum es ging, war die Zwangsverhüllung von Kindern vor dem Alter der Religionsmündigkeit (14 Jahre). Wer damit Probleme hat, der will wohl auch generell den Kinder- und Jugendschutz sein lassen.
zum Beitrag06.05.2021 , 16:35 Uhr
Es ist schon reichlich ironisch und alles andere als ein Zeichen von Solidarität mit Muslimen, wenn ideologische Borniertheit sorgfältige empirische Befassung mit Machtstrukturen in der islamischen Welt als klischeehaft denunziert. In dem Fall würde mich doch sehr interessieren, welche Erfahrungs- und Forschungsgrundlage der vorzuweisen hat, der so pauschal meint. eine Jahrzehnte lang forschende Wissenschaftlerin abzuwatschen.
Wer ein wenig mit der Materie zu tun hat, kennt sowohl den Einfluss der aus Saudi Arabien und den Emiraten finanzierten Netzwerke wie die vielen Organisationen, die Einflussorgane des türkischen Außenministeriums oder der MHP sind. Die Grauen Wölfe etwa sind die mit Abstand mitgliederstärkste faschistische Organisation in Deutschland - und durch sie gefährdet sind am allerwenigsten autochthone Deutsche.
Der blinde identitäre Schulterschluss mit allem, worauf das Etikett des Islam klebt, ist alles andere als eine freundliche und partnerschaftliche Einstellung gegenüber der Mehrheit der bei uns lebenden Muslime.
zum Beitrag06.05.2021 , 16:25 Uhr
Danke, Frau Schröter. Darum genau geht es in einem emanzipatorischen linken Millieu, zu dem ich das identitäre nicht rechne: um die Selbstbestimmungsrechte jedes einzigen Individuum durch Wahrung und Durchsetzung seiner Freiheitsrechte und der Förderung seiner politischen, kulturellen und sozioökonomischen Partizipationsmöglichkeiten in einer offenen und solidarischen Gesellschaft.
Der identitäre Aktivismus, der zwischen natürlichen Eigenschaften, die jeder frei für sich souverän deuten und realisieren können muss. und sowohl auf der Makro- wie der Mikroebene der Gesellschaft wikende soziale Mechanismen, die auf Menschen represssiv wirken können, nicht mehr unterscheidet, ist in die Falle eines tribalistischen Essentialismus gerutscht, durch die ihm jeder Begriff von Emanzipation abhanden gekommen ist. Paradoxerweise speist sich dieser Essentialismus aus der Leugnung objektiver individueller Unterschiede und der Behauptung, alles sei bloß Zuschreibung, die aber total. So wird die verabsolutierte "zweite" Natur verabsolutiert und hypostasiert - was zu dem gleichen Ergebnis führt wie die Sichtweise eines naturalistischen Determinismus. Emanzipation von Frauen aber ist nur dort möglich, wo die Unterschiede zwischen dem Frausein und der freien Entscheidung jeder einzelnen Frau, was das für sie bedeutet, unterschieden wird.
Alles andere ist Apologie von Fremddetermination.
zum Beitrag05.05.2021 , 17:49 Uhr
Wahnsinn! Selbsthumor! Dass es das noch gibt!
Aber ich vermute, in den langweilig nicht-woken Nischen unserer Gesellschaft ist es nie ausgestorben.
Trotzdem beruhigend - es gibt noch anderes als den Jahrmarkt selbstverliebter Eitelkeiten.
zum Beitrag05.05.2021 , 17:47 Uhr
Es gab mal Zeiten, in denen auch die sexuelle Emanzipation zu ihrer Artikulation eine Form wählte, die erwachsen, würdig und stilvoll war.
Ein Film wie Harold and Maude, um ein Tabu anzusprechen, dass den asozialen Netzwerken reichlich egal ist, bedeutete etwas.
Heute, zu einer Zeit, in der bei uns soviel selbstverständlich erlaubt ist wie noch nie zuvor, haben all diese Mems, Tweets und Netz-Selbstspreizungen, unabhängig vom Inhalt, auf den es nicht mehr ankommt, nur immer dieselbe Botschaft: Ich, der Sprecher, bin einfach nur der Größte! (Dito in jeder anderen Geschlechtsform.)
Der Kampf der Eitelkeiten aber lockt kaum noch mehr hervor als ein genervtes Gähnen. (Da nutze ich doch lieber die halbe Stunde Sonnenschein und mache mit meinem alten weißen Mann einen spießigen Spaziergang.)
zum Beitrag05.05.2021 , 17:05 Uhr
Nein, Herr Sesslein: Das Problem ist bei weitem nicht primär, dass die semantischen Spiele der Milleniums und ihrer spätinfantilen Nachahmer langweilig sind. Auch nicht, was gleichwohl schon schwerer wiegt, dass sich in den medialen und sozialmedialen Hahnereidiskursen (denen zu Debatten wirklich die geistige Substanz fehlt) ein ungeheurer Narzissmus und ungerechtfertigter Paternalismus zeigt, der nur noch genervten Widerwillen verursacht.
Das Kernproblem liegt darin, dass dieser Kultur der Schreihälse jeder Sinn dafür abgeht, dass wir wieder, wie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, in der Zeit einer globalen Krise leben und unsere Öffentlichkeitsökonomie offenbar nicht zulässt, dass auch nur eine einzige Stimme durchdringt, die so klingt, als spräche ein reifer Mensch, der nicht nur begreift, dass es ernst ist, sondern dazu noch die nötige Verantwortungsbereitschaft mitbrächte, sich mit anderen erwachsenen Menschen auf die Suche nach Lösungsansätzen zu begeben.
Während die unaufhaltsame Zunahme an Naturkatastrophen und die grassierende Auflösung funktionaler gesellschaftlicher Strukturen, die geeignet wären, nachhaltig die Primärbedürfnisse der in ihnen lebenden Menschen auf friedfertige Weise zu erfüllen, während Strukturen bröckeln, Gewalt global rasant zunimmt, verhalten sich die unreifen Diskurshähne und -hennen, als ginge es um nichts anderes als um den diskursdarwinistischen Triumph im postmodernen Spiel der Signifikanten - und das auf Ebene der Politik, der Medien, aber auch der social-media-Aktivisten.
Das Problem ist aber: Es gibt da draußen die objektive Welt. Und es gibt auch den Menschen - und zwar achtmilliardenfach in jeweils einmaliger und unwiederholbarer Ausprägung. Wem klar ist, dass es real um uns alle, ergo jeden davon geht und wir alle in Gefahr sind, dass es also Wichtigeres gibt, als narzisstische Logorhoe, dann fühlte ich mich weniger stark in einer Gesellschaft gefangen, die gerade am Rande des Vulkans einen absurden Tanz aufführt.
zum Beitrag04.05.2021 , 19:36 Uhr
Die Identitätspolitik ist rechts. Linke verändern Strukruren zur Erlangung von Emanzipation für alle Menschen aufgrund universaler Kriterien.
Tribalismus und Esssentialismus dagegen gehörten schon immer zum Arsenal der völkischen Rechten. Das erkennt schon daran, dass die Päpste der aktuellen Identitätspolitik dengleichen Vordenkern, nämlich Heidegger und Carl Schmitt folgen, wie die völkischen Ideologen der 1930er Jahre.
Der neoliberale Kahlschlag der 1990er hat ziemlich gründliche Arbeit geleistet: Das studentische Milieu der Milleniums hat seitdem lechts und rinks vorrständig velwechsert.
zum Beitrag04.05.2021 , 18:21 Uhr
Mitnichten!
Der Kommentar weist nur zurecht daraufhin, dass es merkwürdig ist, wenn eine queere deutsche Community sich einbildet, im Wirkungsgebiet der Hamas als solche unbehelligt leben zu können.
Schaut man sich die Gruppen auf dieser Demos und ihre Slogans an, so wird es noch bedenklicher. Wer ernsthaft skandiert: "From the river (Jordan) to the sea, Palestine will be free" der skandiert für eine völlige Vernichtung Israels und nicht etwa für eine israelische Politik, die einer Zweistaatenlösung entsprechend der UN-Resolution von 1967 gerecht wird.
Wenn aber deutsche Schwulen, Lesben und Transsexuelle, die im NS im KZ gelandet werden, gegen die Existenz eines Staates zum Schutz derjenigen, die in diesem KZ-System in Gänze für die vollständige Vernichtung vorgesehen waren, demonstrieren, an der Seite von Leuten, die davon träumen, die Nachkommen der jüdischen Opfer ihrer Großeltern ins Meer zu treiben, dann gibt es daran wohl nichts zu rechtfertigen.
Manchmal lohnt es sich, den Links eines Artikels nachzugehen, um nicht völlig mit seinen Einwänden danebenzuliegen. Und dass die dahinter sich zeigende Einstellung gegenüber Juden hochgradig bedenklich ist, lässt sich wohl auch nicht verleugnen.
zum Beitrag04.05.2021 , 16:02 Uhr
Das ist unsinnig, was Sie da schreiben. Eine gemeinsame Stellung im sozioökonomischen System haben Leute nicht durch das Geschlecht, nicht durch Hautfarbe, sondern durch Ausfüllen der gleichen Funktion im kapitalistischen Verwertungssystem.
Die Arbeiterbewegung wurde durch konkretes sozioökomisches Handeln zum Kollektivsubjekt: durch Streiks, gemeinsame Streikkassen, gewerkschaftliche Absicherung im Streik, Coop-Läden zur gemeinschaftlichen Versorgung, soziale Absicherugnsmodelle (die Bismarck, um einen Aufstand zu vermeiden, später von oben durchführte usw.
Nichts davon hat mit dem Fetisch des Identitätsgedöns zu tun. Das bietet nur den Anlass für die Selbstinszenierung abgesicherter akademischer Millenials. Das Gendersternchen hilft Pflegekräften nicht, endlich ordentlich entlohnt zu werden. Das erreichen sie nur durch den Entzug ihrer Arbeitskraft.
zum Beitrag04.05.2021 , 15:54 Uhr
Im Gegenteil! Die postmoderne Identitätskonstruktion hat den Charakter eines Fetischs. Weder Geschlechtsorgane noch die Menge der Melaninproduktion der Haut erlauben es Menschen, sich zu einem sozioökonomischen Akteur zu vereinen.
Das einzige Mittel, sich gegen Prekarisierung zur Wehr zu setzen, ist die Verweigerung der Ausübung der Funktion, die Menschen im Verwerrtungsprozess zugewiesen wird - zum Beispiel gegen einen mächtigen Marktakteur wie Amazon die Verweigerung und Unmöglichmachung der Paketzustellung.
Die Hierarchisierung von Menschen nach einer völlig irrelevanten Markierung in einer Opferhierarchie macht Menschen sozial handlumgsunfähig - und verunmöglicht ihnen, sich genau an den Stellen zu vereinigen, in denen sie gemeinsam etwas erzwingen können.
Warum wohl unterstützen Firmen wie Audi identitätspolitische Markierugnsspiele wie das Gendern? Weil es sozioökonomisch völlig irrelevant ist. Das Modell für Identitätspolitik hat die Bekleidungsfirma Benneton mit den "United Colors of Benneton" gestartet. Netter Schein - hat aber an der Ausbeutung der Näherinnen in Südasien überhaupt nichts geändert. Starke Gewerkschaften dagegen tun diesen globalen Multis immer noch ziemlich weh - weshalb sie jede Menge Mühe darauf verwenden, das um jeden Preis zu verhindern, s. Amazon.
zum Beitrag04.05.2021 , 13:26 Uhr
Ich war noch nicht fertig: Es ist absurd, Migranten nur als Opfer, damit Objekte, zu betrachten, wenn man sich mit vielen ihrer Selbstdeutungen befasst.
Wer Menschen mit türkischem Hintergrund als PoCs viktimisiert, begreift nicht, dass aus der Türkei stammenden kurdische oder aramäische Minderheiten nationalistische Türken als Vertreter einer Hegemonie erfahren - aber nicht einer deutschen.
Wer Genitalverstümmelung abstreitet oder runterspielt, verweigert den jungen Frauen, die davon betroffen sind, Solidarität und das Recht auf Unversehrtheit.
Ideologische Verallgemeinerungen stellen Verachtung der Erfahrungen von Einzelnen dar, aus denen sich alle Bevölkerungsgruppen zusammensetzen. Die Schematisierung von Menschen, egal welcher, bedeutet, sie als Individuen verschwinden zu lassen.
zum Beitrag04.05.2021 , 13:19 Uhr
Das ist ziemlicher Unfug.
Die Kommentatorin stellt klar dar, dass es sich bei rassistischen Überlegenheitserzählungen um ein globales Phänomen handelt - was wenig wundert, wenn man sich vergegenwärtigt, dass globalen Kapitalbewegungen eben nicht symmetrische Institutionen der Abwehr sozioökonomischer Zumutungen entgegenstehen.
Dass es zudem historisch merkwürdig anmutet - und wenig mit der Würdigung von Menschen zu tun hat, Migranten nur noch als Opfer und damit als Objekte von Macht, durchzudeklinieren, weil dies der Selbstinszenierung eines akademischen Aktivistenmilieus entspricht
zum Beitrag04.05.2021 , 12:55 Uhr
Klassenbewusstsein ist die Erkenntnis einer durch die Produktionsprozesse marginalisierten Massen von Menschen, sein Aktionspotenzial als Akteur zu entdecken.
Die Gemeinsamkeit der in der Arbeiterbewegung Aktiven rührt von dem her, was Georg Herwegh in die Worte fasste:
"Mann der Arbeit, aufgewacht Und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still, Wenn Dein starker Arm es will!"
Mit der von Identitätsentrepreneuren konstrierten Identitätsagenda für die akademisierte Jugend hat diese historisch gewachsene und durch sozialkämpferische Organisationen Pauperismus und Prekarisierung entgegenwirkende Aktionsgemeinschaft nicht ansatzweise irgendetwas zu tun!
Mit einer neo-idealistischen Pop-Ideologie lassen sich die Klassenkonflikte des 19. und frühen 20. Jahrhundert wahrlich nicht begreifen.
zum Beitrag04.05.2021 , 11:07 Uhr
Ihr Post ist ein schöner Beweis dafür, wie regressiv der identitätspolitische Diskurs ist.
Denn, nein, nicht das Fehlen von Frauen oder Migranten in Fürhungspositionen zeigt den Mangel an Egalität in unserer Gesellschaft aus, sondern die Existenz von Führungspositionen.
Wenn nicht etwa die extreme Konzentration gesellschaftlicher Resssourcen und die Hierarchisierung und Konzentration des Zugriffs darauf als Problem gesehen wird, sondern nur noch Geschlechtszugehörigkeit und Hauttönung der Gesichter, in denen sich die Hierarchiespitze öffentlich zeigt, dann haben Geschlecht und Hautfarbe als Fetische die Kritik der Inegalität und das Ziel gesellschaftlicher Emanzipation aller endgültig ersetzt.
Das ist das postmoderne Denken eines neoliberalen Zeitalters, das den Menschen die eigene soziale Marginalisierung als Fortschritt verkauft, wenn sie sich nur an den Gender- oder Hautfarbenfetisch klammern.
Was haben die Marginalisierten davon, wenn für DAX-Konzerne öffentliche Führungsfiguren gleichen Geschlechts und gleicher Hautfarbe das Börsenplus ihrer Unternehmen durch eine weiter radikalisierte Prekarisierung ihrer Arbeitsverhältnisse verkünden?
Überbaukosmetik ändert an gesellschaftlichen Machtverhältnissen schlichts GAR NICHTS.
zum Beitrag04.05.2021 , 10:44 Uhr
Die linke Kritik an der eben gar nicht linken Identitätspolitik reicht viel weiter: Ich nenne hier nur die aus der Szene selbst stammende Publikation von Patsy L'Amour und Koschka Linkerhand, Beißreflexe, die deutlich aufzeigt, in welches autoritäre Gebahren sich die Szene verrannt hat. Dann den 500 Seiten Schmöker "Freiheit ist keinen Metapher", herausgegeben von Vojin Sasa Vukadinovic, der auch aufzeigt, dass sich hier ein Gedankengut zusammengebraut hat, dass von dem der völkischen Rechten kaum noch uu unterscheiden ist. Zudem die Veröffentlichung von Bernd Stegemann, einem Linken, der tatsächlich noch Kapitalismuskritik betreibt und in "Die Öffentlichkeit und ihre Feinde" nachweist, wie sehr die pseudolinke Identitätspolitik den sozialen Spaltungs- und Marginalisierungsbestrebungen der Kapitallobbyisten in die Hände spielt. Und bei Vertretern der kritischen Theorie wie Alex Gruber, Ingo Elbe, Detlev Clausen und vielen anderen kann man nachlesen, dass die ideologischen Ingredienzen der identitätspolitischen akademischen Päpste und Päpstinnen (wie Judith Butler) von Carl Schmitt und Heidegger stammen und zu einer Renaissance des Antisemitismus im Aktivistenmilieu geführt haben, die sich gewaschen hat. Dieses Milieu ist eine politische Regeression, eine Wendung nach Rechts, die durch ihr Geschrei andere daran hindert, analytich genau hinzugucken, was da eigentlich vertreten wird.
zum Beitrag04.05.2021 , 10:32 Uhr
Nein, Frau Schmollack: Identitätspolitik ist nicht linksliberal, sondern antiliberal und antiemanzipatorisch. Denn eine sich als liberal begreifende societas civilis basiert auf dem Verständnis der Würde jedes Einzelnen, durchzusetzen auf der Grundlage an universalen Prinzipien orientierter Grundrechte.
Das impliziert freilich, dass in einer multiethnischen Gesellschaft im Falle einer Diskrepanz zwischen der Multiethnizität der Gesellschaftsbasis und einer auffällig davon abweichenden Zusammensetzung der Repräsentationsphäre zu überprüfen ist (allerdings zählen hier nur Staatsbürger eines Landes), ob hier nicht Aufstiegsmechanismen wirken, die dem rechtlich egalitären Gesellschaftsverständnis immanent entgegenwirken. Das aber gilt für jedes Kriterium innergesellschaftlichetr Gruppenformationen - d.h. auch etwa sozialer. (Die Domiinanz etwa von Juristen und gesellschaftswissensschaftlicher Akademiker, beim Fehlen von Handwerkern, praktischen Sozialberufen oder physisch Arbeitenden in Parlamenten und staatlichen Gremien ist der entscheidende Grund für die wachsende Entfremdung von Basis und Repräsentationsphäre seit der neoliberalen Deregulierung mithilfe der Parteien, die behaupteten, linke Demokraten zu sein.)
Wer aber Gesellschaft durch die Brille essentialistischer und tribalistischer Kriterien betrachtet, wirkt mit auf die Schaffung einer segregierten und explosiv gesspaltenen Gesellschaft hin, die auf eine gewaltige Krise steuern muss, von der nur autoritäre Kräfte profitieren können.
Es gehört zu dem deutschen Erbe, das Aufschwitz hervorgebracht hat, die Demokratie nie tief genug begriffen zu haben, um zu erkennen, dass die Basis einer wirklich demokratischen Res Publica immer ein politisch gefügter Demos ist. Wieder wird Staat - von rechts und von pseudolinks völkisch dekliniert. Manche haben aus dem Zivilistionsbruch schlicht gar nichts gelernt.
zum Beitrag02.04.2021 , 18:26 Uhr
Herr Walter scheint es zu bedauern, dass in einer Demokratie nun einmal Mehrheiten entscheidend sind. Ulkig ist nur, dass er von Paternalismus redet, wenn Thierse und Schwan auf das Spaltungspotenzial der identitären Logik (die übrigens strukturell der der AfD zum Verwechseln ähnelt und nur die Vorzeichen umkehrt), den Paternalismus einer aktivistischen Minderheit aber gleichsetzt mit den Interessen derer, die diese Aktivisten gerne im Munde führen, ohne je den Beweis erbracht zu haben, dass ihre Schützlinge sie auch dafür autorisieren würden.
Selbsternannte linksidentitäre Aktivisten und ihre Inszenierungen vermeintlicher Gruppenkränkungen haben weder von Frauen noch von Migranten ein Mandat. Mitten im Ruhrpott lebend, in dem Mulitethnik eine selbstverständliche Realität ist, um die niemand irgendein Gedöhns macht, gibt es ziemlich wenige Leute, die dem Identitätenzirkus irgendetwas abgewinnen können - wie auch das Gendern (das laut Infratest Dimap März 21 übrigens 52% der Frauen ablehnen und nur 29% gutfinden) wenig verbreitet ist.
In Wirklichkeit ist diese Politikauffassung das Hobby eines akademischen Winzzirkels, der hofft, auf dem Ticket eine Drittmittelförderung für 'coole Projekte' zu ergattern. Im multikulturellen Ruhrpott dagegen die meisten Menschen - aller Geschlechter, jeder Hautfarbe, aber vor allem der in prekärer Beschäftigung - viel mehr von Investitionen in sozialen Wohnungsbau, Bildugnssystem, gute Kinderbetreuung und arbeitsrechtlichee Absicherungen, wie sie vor Hartz IV existierten. Was interessiert uns das stupide Selbstverwirklichungstheater akademischer Blasen?
Gegen rechte Gewalt dagegen helfen gute Kumpels - aber doch keine akademischen Schwätzer!
zum Beitrag07.12.2020 , 15:59 Uhr
Weil niemand in den Ministerien ein Interesse hat, in einer Studie etwas zu bemerken, das Konsequenzen erfordern würde.
Schule soll als reibungslose Kinderbewahranstalt funktionieren und ansonsten möglichst wenig kosten.
zum Beitrag07.12.2020 , 00:26 Uhr
Ich kann nur bestätigen, dass wir Lehrkräfte uns nur noch nach Strich und Faden ... verschaukelt vorkommen.
Schon als nach den Sommerferien nicht der Hauch einer Absicht zu erkennen war, ein angemessenes Notfallkonzept für die zu erwartbare zweite Welle zu haben, wurde uns klar, dass es nicht darum geht, im Rahmen der Möglichkeit eine möglichst nachhaltiges und gutes Lernen zu ermöglichen, erst recht keine der Situation angemessene psychische Stärkung, sondern dass Schule nur dafür da ist: - erstens Erwerbstätigen Kinder und Jugendliche fürs Bruttosozialprodukt vom Hals zu halten und - zweitens den Ministern, unter Missachtung unserer und der Schüler Gesundheit, jederzeit die vollständige bürokratische Kontrolle über das Schulgeschehen zu erhalten.
Kreativität? Flexibilität? - gute Kommunikation mit Schülern und Eltern? Egal. Ruhe ins Geschehen bekommen? Egal!
Wir sitzen alle sechs bis acht Stunden im Gedränge bei zugigen Fenstern, dick eingehüllt, täglich werden die ausgerufen, die mit einem Quarantänebescheid nach Hause wandern, man bekommt Erkrankungen, Hospitalisierungen und Angst davor in den Familien mit - aber wehe, es läuft auch nur eine Stunde nicht nach dem Protokoll und nach den Bestimmungen ab.
Versucht jemand etwas Sinnvolles, wird er abgekanzelt von den Behörden. Dazu die Dauerunterstellung, als sei jeder Hinweis auf Handlungsbedarf nur der fadenscheinige Versuch, sich vor Arbeit zu drücken, während die, die noch da sind, die Kollegen, die ein besonderes Risiko haben und die, die langsam zusammenklappen, vertreten müssen.
Es ist unerträglich, zynisch - wie ein Kollege auf einem viel beachteten Instragrammvideo sagte - wir alle zählen nicht. Nicht Schulleitungen, nicht Lehrer, nicht Schüler, nicht Eltern. Wir sind Verfügungsmasse - und wo wir gesundheitlich landen ist schiet-egal.
Über 364 Kollegen sind schon hospitalisiert, 13 verstorben,, Tendenz steigend. Wären die Schüler nicht... So nimmt man sich dann zusammen, mit dicken Bauchschmerzen.
zum Beitrag13.11.2020 , 17:37 Uhr
Wie meine Mutter zuvor unterrichte ich seit mehr als zwei Jahrzehnten vor allem Klassen, in denen ein Großteil der Schülerinnen und Schüler einen Einwanderungshintergrund aufweist.
Da es mich nervt, so häufig auf Leute zu treffen, die meinen, es müsse sich dadurch in solchen Fällen immer um grundsätzlich leistungsschwache Schülerklientele handeln, freue ich mich über den Gegenbeweis.
Angesichts der Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien ist dann doch der Erfolg der beiden eine lange ausgestreckte Zunge an ein herablassend-dummes Hetzermilieu, das damit erwiessenermaßen ertappt dasteht. Die Message, dass dieses Deutschland nur durch seine Vielfalt seine Innovationskraft und geistige Stärke auch zukünftig entfalten kann, sollte von uns allen laut verbreitet werden - damit Menschenverächter merken, dass sie sich durch ihre Menschenverachtung selbst ins gesellschaftliche Aus katapultiert haben.
zum Beitrag18.09.2020 , 21:20 Uhr
Was verstehen Sie, bei einem naturwissenschaftlichen Thema wie einer Pandemie darunter, "offen für Diskussionen" zu sein?
Die Wirklichkeit eines Virus und einer durch ihn ausgelösten Pandemie sind ja wohl keine politischen, sondern naturwissenschaftliche Fragen. Verifizierte Aussagen über sie sind Tatsachen-, keine Vernunftwahrheiten. Nur letztere aber hängen ab von ethischen Prämissen, sind ergo eine Frage der Politik.
Dagegen ist das Herausfinden der empirischen Tatsachen hinter einer Pandemie ein Prozess, in dessen Verlauf eine Reihe zu Beginn weit voneinander abweichender Arbeitshypothesen, die Ausgangspunkt für ausgedehnte Reihen an Experimenten sind und sich mit der Zunahme von Gewissheiten immer weiter annähern, bis ein Kenntnisstand zum Sachverhalt erlangt wird, den eine überwiegende Menge der Forscher konsensual teilen.
D.h. nicht die Annahmen zur Pandemie an sich verraten ideologische Positionen, sondern die Bereitschaft zur selektiven Aufnahme von Vermutungen und Teilauswertungen, die von sachfremden Überzeugungen determiniert werden.
Für die Coronaleugnerszene ist der sachfremde Glaube an den großen Coup der "Eliten" das grundlegende Dogam, um das sie beliebig Mythen, Lügen und Teilwahrheiten zu einem Narrativ gruppieren. Für jeden wissenschaftlich denkenden Menschen sind Aussagen über das Virus entweder wahr oder falsch, für sie aber eine Frage der Treue zur "Bewegung" oder blanker Verrat. Und just diese Attitüde zeigt den ganzen Wahnsinn dieses Milieus.
zum Beitrag18.09.2020 , 07:27 Uhr
Nein, bei einem bestimmten Maß an Verblendung ist eine Freundschaft nicht zu retten.
Die Coronaleugnerszene hat die Zementierungstendenz einer Sekte. Die politische Semantik dieser abegedrehten 'Bewegung' aber ist durch und durch faschistisch kodiert. Die Selbstermächtigung durch ein Erweckungsmoment hieß mal "Deutschland erwache!". Das Gebrüll "Wie sind das Volk" durch eine absolute Minderheit, die aber die Mehrheit schlichtweg nicht als Teil des "Volk" akzeptiert, weil es "Schlafschafe" seien, kennen wir auch von den Nazis, die sich auch als "Bewegung" identifizierten und als Avantgarde der "Volksgemeinschaft" sahen. Noch schlimmer sind Phantasien von Tribunalen gegen Politiker, Journalisten - aber auch Wissenschaftlern wie Drosten und Wiehler. Alle anderen werden verbal dehumanisiert, zählen nicht mehr, sind Dreck. Der immanente Sozialdarwinismus spricht Alten und Kranken das Lebensrecht ab - und der Freiheitsbegriff der Szene ist der der aggressivsten Formen des Neoliberalismus. Bei diesen Leuten findet eine komplette Dehumanisierung statt.
zum Beitrag07.09.2020 , 20:17 Uhr
Meine Schullektüren als Schülerin in der Oberstufe in den 80ern: Bölls "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" und Günther Wallraffs "Der Mann der bei Bild Heinz Esser war".
Die Sicht auf Medien insgesamt kritisch - theoretisches Fundament der Medienkritik damals die Schriften von Adorno/Habermas zur Kuturindustrie, Marcuses "Der eindimensionale Mensch" und Habermas' "Kulturwandel der Öffentlichkeit". Im Studium kam dann die Befassung mit konstruktivistischen oder diskurstheoretischen Ansätzen auf der Grundlage der Theorie von Michel Foucault zurück. Kurz: Seit dem 2. Weltkrieg ist Medien- und Kulturkritik konstitutiver Bestandteil einer jeden akademischen Ausbildung gerade von Philologen.
Wenn also nun Medienkompetenz mit einer unkritischen Haltung zu Medien gleichgesetzt wird, ist das orwellianisch - gerade wenn man die qualitativen Mängel vieler Medienbeiträge und die mangelnde Machtdistanz gerade von Chefredaktionen ist - die übrigens empirisch Medienwissenschaftler wie Lutz Hachmeister und Uwe Krüger untersucht haben.
Wissenschaftliche Medienkritik hat übrigens nicht das geringste mit "Lügenpresse"-Rufern gemein. Aber dass wir nun alle wegen dieser Leute eine apologetische Haltung zu mediatesiertem Machthandeln zu übernehmen hätten und nicht mehr die Strukturen diskursiver Macht zu untersuchen hätten, ist ja wohl ein Ansspruch, der mit einem emanzipatorischen Verständnis nicht mehr zu vereinbaren sind.
Aufklärung ist schon seit Kants Zeiten der Auszug aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit - und was auch immer Rechte verbreiten: Fortbildung, die auf die Erzeugung eines affirmativen Verständnisses von Diskurshegemonie gerichtet sind, haben mit Medienkompetenz nichts gemein.
zum Beitrag15.01.2020 , 16:03 Uhr
Die Rezension zeigt eines deutlich: Selbst die Gegenposition zum plump-weißen Suprematismus Trumps bleibt eine isolationistische und US-zentrierte Sichtweise, die glaubt ein einzelnes kulturell sehr spezifisches Land, dessen puritanistisch-protestantisches Erbe jedem Ankömmling bei der Ankunft eingeimpft wird, spiegele die Welt wider, weil die Vorfahren aller USAmerikaner irgendwo anders herkamen.
Herr Leggewies Vorschlag, Europa solle doch, immer noch auf die USA schielend, ein europäisches Pendant werden, verkennt gleichfalls, dass wir Europäer in einen Alptraum rasen, wenn wir nicht langsam die Trennung von den USA hinbekommen.
Ich weiß nicht, ob man sich im Paralleluniversum der hoch bestallten Meinungsingeneure je eine Landkarte angeschaut hat. Unsere Nachbarschaft ist der Balkan, der postsowjetische Raum und der Nahe Osten. Wir werden hier nur bestehen, wenn wir uns mit diesen Nachbarn ernsthaft und auf Augenhöhe befassen - statt uns einzubilden, wir, Westeuropa, sei so toll, dass alle anderen so werden wollen wie wir. Und selbst ein "Wir", das Funktionseliten und Bevölkerungen vereinte, gibt es nicht mehr.
Vielmehr haben Hybriss und identitäres Denken einer nicht liberalen, sondern libertär-dogmatischen westeuropäischen "Elite" dazu geführt, dass die meinte, das eigene Identitätsmodell geographisch nach 1989 endlos ausdehnen zu können, ohne sich mit den historischen Erfahrungen und realen Bedürfnisse der Dazugekommenen zu befassen. Mit denen müsssen wir - kooperativ, nicht missionarisch - friedlich und gewinnbringend zusammenleben - die USA aber sind weit weg und haben sich, ehrlich gesagt, um unsere Sicht noch nie geschert.
Deshalb brauchen wir eine wirkliche Grundsatzdebatte. In Wahrheit nämlich waren die kriselnden westlichen Eliten nicht offen, nicht zu kritischem Denken fähig, sondern ideologisch zementiert und haben ausschließlich träge im eigenen Saft geschmort. Wir brauchen einen Neuanfang - in Europa und mit Europas Nachbarschaft.
zum Beitrag30.12.2019 , 07:21 Uhr
Kleine geschichtliche Nachhilfestunde:
Am 11.8.1939 erläuterte Hitler Carl J. Burckhardt seine Lebensraum-Pläne:
"Alles, was ich unternehme, ist gegen Rußland gerichtet. Wenn der Westen zu dumm und zu blind ist, dies zu begreifen, werde ich gezwungen sein, mich mit den Russen zu verständigen, den Westen zu schlagen und dann nach seiner Niederlage mich mit meinen versammelten Kräften gegen die Sowjetunion zu wenden. Ich brauche die Ukraine, damit man uns nicht wieder wie im letzten Krieg aushungert."
Michalka, Deutsche Geschichte, S. 166
Der "Generalplan Ost" war zu jedem Zeitpunkt seit 1925, als Hitler in "Mein Kampf" seinen gegen Russland gerichteten "Drang nach Osten" darlegte, das Kernprogramm des Hitlerismus, mit allen gegen die Russen gerichteten völkermörderischen Implikationen.
Es ist bemerkenswert, dass sich seit 2014 die Kommentarbeiträge unter TAZ-Artikeln nicht mehr von denen der Jungen Freiheit unterscheiden.
zum Beitrag05.12.2019 , 20:00 Uhr
"Die Wehrmacht war ja kein monolithischer Bock, es gab durchaus Mitglieder, die den Krieg im Osten nicht als Rassenkrieg führen wollten."
Diese spekulative Annahme widerspricht ganz klar der Quellenlage - und hierin Dokumenten, die seit den 50er Jahren bekannt sind. (Vgl. Dokumente zum "Generalplanost" in den Vierteljahresheften z. Zeitgeschichte von 1959, Onlinearchiv). Als Beleg dafür, dass die komplette Leitung der Wehrmacht vollumfänglich vom 30. März 1941 über den Vernichtungscharakter des Krieges informiert war siehe Generalstabschef Halders Protokoll zu Hitlers Rede vor 250 Wehrmachtsoffizieren im (online) NS-Archiv. Völkermörderische Befehle wie der Kriegsgerichtsbarkeitserlass vom 13.5.1941 oder der Kommissarsbefehl vom 6.6. 1941 (vgl. Onlinearchiv 100(0) Dokumente deutscher und russischer Geschichte) waren jedem Offizier bekannt und wurden flächendeckend befolgt. Der Krieg der Wehrmacht war in Gänze ein Vernichtungskrieg, der sich gegen das nackte Leben der sowjetischen Zivilbevölkerung wendete. Es gab keinen Offizier, der irgendeinen anderen Krieg nach eigener Agenda geführt hätte. Sie alle haben Hitlers Vernichtugnskrieg geführt - und dies in vollem Umfang wissend. Selbst die Mehrheit der gewöhnlichen Wehrmachtssoldaten teilte den mörderischen Rassendünkel und die Verachtung für "minderwertige Slawen". Jede andere Behauptung negiert wissenschaftlich längst eruierte Fakten.
zum Beitrag30.06.2019 , 10:40 Uhr
Ich kann Frau Wiedemann nur zustimmen - was die ruchlose Hegemonial- und Kriegspolitik der USA, das Versagen der politischen Funktionseliten Europas und die Doppelmoral betrifft, die das despotisch und aggressive Saudi-Regime aus geopolitischen Gründen von den Maßstäben ausnimmt, die an alle anderen Länder der Region angelegt werden - weil sie sich so prima als Vorwand für Kriegshandlungen eignen.
Worüber ich mich wundere, ist Frau Wiedemanns Bashing der Öffentlichkeit: Sowohl die taz wie die ihr nahestehnde Partei die Grünen haben nicht nur seit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Serbien den Resten der Friedensbewegung die Unterstützung entzogen, sondern sie nach Kräften diffamiert, wo sie selbst zu propagandistischen Unterstützern von US- und NATO-Politik mutierten. Jetzt so tun, als sei es unverständlich, dass nicht Massen demonstrieren, ist infam, wenn man selbst für ein Medium schreibt, dass seit Jahren medialen Rufmord gegen friedenspolitische Aktivisten betreibt.
Ich war gerade auf der Demonstration in Ramstein gegen einen drohenden Krieg gegen den Iran; andere meiner Familie am Donnerstag in Berlin. Keiner von uns hat die taz dort gesehen - und auch keine grünen Fahnen. Der Friedensbewegung wurde der entscheidende Tritt in den Bauch verpasst, als das grüne Milieu sich auf einmal in Olivgrün gefiel - obgleich es seinen politischen Erfolg der Friedensbewegung der 80er verdankte.
Wenn organisierte Diebesbanden auf einmal rufen "Haltet den Dieb", kann man sich nur über das Ausmaß der Heuchelei wundern.
zum Beitrag04.05.2019 , 12:33 Uhr
Marie-Luise Beck, Ehefrau des langjährigen Leiters der Heinrich-Böll-Stiftung Ralf Fücks, grüne Europaabgeordnete und erbitterte Feindin Russlands war vom 1. - 4. Oktober 2014 war in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington und besuchte dort das, am 2. und 3. Oktober stattfindenden U.S.-Central Europe Strategie Forum des Center of Policy Analysis (CEPA) im "Willard InterContinental"Hotel in Washington, DC. Anliegen der Tagung, auf der nur drei politische Vertreter Deutschlands waren und zwar alles Grüne war die 'Wiederbelebung des Transatlantismus'. Gesponsert wurde die Veranstaltung, mit dem Titel "Reviving Atlanticism in Central Europe: Perils and Possibilities" durch den Ölmulti Chevron (deren Chefetage Frau Nuland von den tollen Möglichkeiten durch Förderung des ukrainischen Nationalismus mit 5 Milliarden NED-Dollars vorschwärmte) , den Rüstungsfirmen Bell Helicopter, Lockheed Martin, Raytheon, dem Hersteller des Flugabwehrsystems Patriot, Textron Systems, Boeing, Sikorsky, und der Lobbyorganisation LNG Allies die sich für im Frackingverfahren gewonnenes Flüssiggas und dessen Export nach Europa stark macht.
Alles klar? Es gibt keine Abhängigkeit von Russland durch eine hauptsächlich von Russen finanzierte Pipeline, weil eine Verkehrsroute für Erdgas nicht heißt, dass der Kunde sie benutzen muss. Aber durch die erpresserische Unterbindung des Erwerbs von Gas in Russland und dem Irak und die Zerstörung des Nahen Osten sollen die Europäer zu Zwangskunden von US-LNG gemacht werden, um die unsere Umgebung destabilisierende Kriegsmaschinerie der USA zu finanzieren. Keine Partei, die das mitmacht, ist für mich wählbar. Und ich weiß auch, warum Sarah Wagenknecht fürchterlichem Mobbing ausgesetzt ist und woran hier - durch Lobbyorganisationen orechestriert - sich "Regierungsfähigkeit" und "Nichtregierungsfähigkeit" unterscheiden soll.
zum Beitrag13.03.2016 , 08:26 Uhr
Na, das wollte Herr Kaul nun auch nicht haben. Er hat lediglich die inszenierte Dramaturgie der Will-Platzeck-Maischberger-Demokratie-Shows vermisst.
Denn wer angesichts der immer kriegerischen Umwandlung unserer transatlantisch geknebelten Gesellschaft nach dem Gutdünken transnationaler Konzerne und ihrer Machtzentrale in Washington die totalitäre Überwachung der Bevölkerung für kalten Kaffee hält, der ist schon tief im Blockflötenkonzert der Abnicker versumpft.
Martin Kaul wird gewiss weder in Moskau noch in der Ecuadorianischen Botschaft Asyl suchen müssen. Und Veranstaltungen mit Leuten, die etwas für den Erhalt wirklicher Demokratie wagen, braucht er auch nicht zu besuchen. Denn heute Abend ist ja schon wieder Talkshow-Zeit, bei der er in der ersten Reihe sitzen kann.
Ist das nicht schön?
zum Beitrag07.09.2015 , 17:38 Uhr
Kommentar entfernt. Bitte vermeiden Sie Unterstellungen und Beleidigungen.
zum Beitrag07.09.2015 , 17:37 Uhr
Der obige Artikel bildet ein geradezu lehrbuchhaftes Beispiel zur Illustration der Gründe, warum gut ausgebildete und politisch ernsthaft reflektierende Menschen nicht mehr bereit sind, für die halbgar verbackene Aufbereitung zunächst defragmentierter Einzeldaten aus den Newstickern zu einer mainstreamigen Diffamierungskampagne auch nur einen Cent zu bezahlen.
Wieder einmal meint hier jemand, eine „Querfront“ entdeckt zu haben …:
Diese Vokabel ist im Moment schwer en vogue; aber ein Begriff ist dabei schon lange nicht mehr beim Worte. Denn historisch weist diese Bezeichnung auf den (zunächst missglückten) Versuch eines Staatsstreichs des nationalkonservativen Kabinett Schleichers im Jahr 1932 mit Hilfe eines taktischen Paktes mit nationalbolschewistischen Gewerkschaftlern des ADGB (Allgemeiner Deutscher GewerkschaftsBund) und dem Gregor-Strasser-Flügel der NSDAP, welcher schließlich an der Absage der Nazis scheiterte.
Was dieses Phänomen jedoch mit den Realitäten in Großbritannien zu tun haben soll, ist mehr als fraglich: Dass die neoliberale Kahlschlagideologie des Thatcherismus und ihre anschließende Übernahme durch eine früher einmal ernst zu nehmende sozialdemokratische Parteien zunächst in England selbst, dann auch in Deutschland und Frankreich eine neoliberale europäische Politik zementierte, die es geraten lassen scheint, die EU zu verlassen, um überhaupt wieder auf souveränen Pfaden zur Sozialdemokratie zurückkehren zu können, ist eine Absurdität, die eines Kafkas würdig wäre.
Hieraus aber Corbyn einen Strick zu drehen, indem er als Genosse Farages diffamiert wird, ist eine demagogische Finte, die beweist, dass die TAZ längst zu einem hegemonialen Blatt geworden ist.
zum Beitrag06.01.2015 , 11:18 Uhr
Ich habe zwei philologische Fächer studiert, meine Examensarbeit über ein mediensoziologisches Thema verfasst & unterrichte seit zwanzig Jahren schwerpunktmäßig in der gymnasialen Oberstufe, auch u.a. zu medienanalytischen Themen.
Meine Beobachtung entspricht dabei einer auch extern (& empirisch zu belegenden) geäußerten Beobachtung: Die Leitmedien dieses Landes befinden sich in einer tiefen Krise. Dafür gibt es zahlreiche strukturelle Gründe, die von der Konzentration im Verlagswesen, der Konkurrenz durchs Internet, dem Abbau von Korrespondentenstellen, der stärkeren Bedienung aus externen Informationspools (zunehmend ohne Überprüfung der erworbenen Items), aber auch Gründe, die die Redaktionen selbst zu verantworten haben, nämlich eine zunehmende Orientierung an der hegemonialen Perspektive durch Nähe zur Politik & kritiklose Teilhabe an hegemonial finanzierten Netzwerken und "Think tanks".
Während also die Anteile von Recherche und Analyse im Zuge eines wirtschaftlichen Rationalisierungsprozesses in den Medien abnehmen, versuchen die entsprechenden Medien die abnehmende Relevanz durch eine immer schriller werdende Proklamation von Deutungshoheit zu kompensieren, die sich jedoch immer weniger von den Interessen hegemonialer Kräfte in Politik und Ökonomie unterscheiden.Da aber andererseits die Zivilgesellschaft immer weniger hierarchisch ist, weckt der gesteigerte Habitus des Paternalismus zur Wahrung einer Meinungshoheit immer mehr den Überdruss der Leser.
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