piwik no script img

Mitgliederbegehren in der SPDDie SPD wird das Bürgergeld nicht los

Der SPD-Vorstand ist mit einem möglichen Mitgliederentscheid beim Bürgergeld konfrontiert. Eigentlich soll das Gesetz bald durchs Parlament.

Wer ist hier im Bürgergeld auf zusätzliche Hilfe angewiesen? Essensausgabe bei der Bremer Tafel Foto: dpa
Cem-Odos Gueler

Aus Berlin

Cem-Odos Gueler

Das SPD-Mitgliederbegehren gegen die geplanten Verschärfungen beim Bürgergeld hat eine wichtige Hürde genommen: Ein Parteisprecher teilte der taz am Montag auf Anfrage mit, dass das in der ersten Stufe erforderliche Quorum von einem Prozent der Mitgliederunterschriften erreicht ist und das Begehren somit erfolgreich eingeleitet wurde. Die Initiatorinnen des Vorhabens fordern, dass anders als vergangene Woche vom Kabinett beschlossen die Sanktionen beim Bürgergeld nicht verschärft werden. „Die Sozialdemokratie darf sich nicht an einer Politik beteiligen, die Armut bestraft und Solidarität infrage stellt“, heißt es in dem Aufruf.

In der zweiten Stufe wird nun das eigentliche Begehren starten: Auf einer Onlineplattform können SPD-Mitglieder ihre Unterstützung erklären. Als erfolgreich gilt das Begehren, wenn sich innerhalb von drei Monaten 20 Prozent der 365.000 Parteimitglieder – also etwa 73.000 Menschen – hinter die Forderung stellen. In dem Fall müsste der Vorstand entscheiden, ob er dem Begehren stattgibt. Lehnt er es ab, folgt eine Abstimmung unter den SPD-Mitgliedern.

Für den Parteivorstand kommt die Nachricht denkbar ungelegen. Die SPD wollte die leidigen Debatten zum Bürgergeld hinter sich lassen. Erst vergangenen Mittwoch hatte das Bundeskabinett sich auf einen Gesetzentwurf aus dem Arbeitsministerium von Bärbel Bas (SPD) geeinigt. Demnach soll ab 2026 eine neue Grundsicherung das Bürgergeld ablösen. Die Pläne sehen vor, dass die Sanktionen dabei massiv verschärft werden.

So sollen etwa Menschen, die Fördermaßnahmen abbrechen, die Leistungen direkt um 30 Prozent für bis zu drei Monate gekürzt werden – dies entspricht beim aktuellen Regelsatz von 563 Euro etwa 150 Euro. Außerdem soll für diejenigen, die ein Arbeitsangebot ablehnen, der Regelsatz ganz gestrichen werden dürfen. Für ein wiederholtes Terminversäumnis ohne Angabe von Gründen sollen Menschen alle Leistungen verlieren. Grüne, Linke und zahlreiche Sozialverbände sehen die Bürgergeld-Pläne deshalb kritisch.

Nun steht die SPD vor einem Dilemma

So auch die drei Initiatorinnen des Mitgliederbegehrens, Eva-Maria Weimann (stellvertretende SPD-Parteivorsitzende in Bayern), Melissa Butt (Landesvorstand in Thüringen) und Franziska Drohsel (SPD Berlin, ehemalige Juso-Vorsitzende). In ihrem nun erfolgreichen Antrag für das Mitgliederbegehren fordern sie, „eine sozialdemokratische Linie, die auf Vertrauen, Unterstützung und Gerechtigkeit setzt – nicht auf Druck und Sanktionen“.

Damit steht die SPD vor dem großen Dilemma, die eigene Partei auf Kurs und den Koalitionspartner bei der Stange zu halten. Mit der Union ist vereinbart, dass die Verschärfung des Bürgergelds größtenteils zum 1. Juli 2026 in Kraft treten soll. Dafür müsste das Gesetz im Frühjahr das Parlament passieren – also noch während das Mitgliederbegehren läuft. Wie es die Parteiführung hinbekommen will, die innerparteiliche Demokratie zu achten und den Koalitionsfrieden zu gewährleisten, ist nun die große Frage.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

48 Kommentare

 / 
  • taz: **Die SPD wird das Bürgergeld nicht los**

    Momentan braucht man das angstmachende System (Hartz4, Bürgergeld, ...) noch, denn damit kann man den Arbeitnehmern klar machen, was ihnen blüht, wenn sie bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn fordern.

    Gerhard Schröder (SPD) sagte 2005 in Davos (Weltwirtschaftsforum): "Wir müssen und wir haben unseren Arbeitsmarkt liberalisiert. Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt."

    'Fordern und Fördern' hieß es jahrelang in der Bundesagentur für Arbeit/Jobcenter. Mit der Schröder/Bertelsmann/Hartz-Reform wurde allerdings nur der Ausbau des Niedriglohnsektors gefördert.

    Der Spruch 'Fördern und Fordern' heißt doch nur: "Entweder fügst du dich oder du hungerst". Jetzt in der 'Merz-Söder-Klingbeil-Koalition' kommt sogar noch Obdachlosigkeit hinzu, wenn man nicht brav für die Reichen und Mächtigen arbeitet. Es geht nur um FORDERN UND Gewinne der Wirtschaft FÖRDERN.

    Dass die SPD bei dem Sozialabbau (den sie mit Schröder begonnen hat) jetzt wieder kräftig mitmacht, sagt sehr viel über diese Partei aus. Ein Glück, dass Willy Brandt es nicht mehr mitbekommt, was aus seiner einstmals sozialen SPD geworden ist.

  • In der SPD gibt es zwei Gruppen: Die einen, die hart arbeiten, eben die Arbeiterklasse, und die linken Intellektuellen. Bei ersteren verfangen "Hängematten"-Parolen eher als die Angst vor dem ganz tiefen Abstieg.



    In der Politik muss man oft schnell entscheiden und nicht noch die fünfte Beratung nach der eigentlichen Entscheidung abwarten. Wenn das parteiinterne Verfahren zu lange dauert, ist es technisch untauglich.



    Eine Zustimmung des Parteivolkes können die Großkopferten nur als Misstrauenvotum verstehen. Sie müssten zurücktreten.



    Mit der Überschrift "Gewissensentscheidung" der einzelnen Abgeordneten kann man auch gegen diese Mehrheit die Koalition mit der CDU retten.



    Es bleibt spannend.

  • Alle Parteien werden das Bürgergeld nie los werden. Arbeitslosigkeit ist in unserem Wirtschaftssystem systemisch unvermeidbar. Unternehmen/ Volkswirtschaft müssen Arbeit „frei“-setzen, um sich zu stabilisieren. Es geht um Arbeit, nicht um die Menschen als Arbeitskräfte. Will man eine Gesellschaft, die als Sozialstaat einig ist, Arbeitslose nicht sich selbst zu überlassen, muss es Unterstützung geben. Die finanziellen Umschichtungen von den Arbeitenden rechtfertigen sich dadurch, dass Arbeitslosigkeit potentiell alle treffen kann aber längst nicht muss. Eine Volkswirtschaft kann mit Arbeitslosigkeit funktionieren, eine Gesellschaft mit ihr aber nicht (so) gut leben.



    Beginnt die Debatte nicht da, gerät man ganz schnell in die Versuchung, Arbeitslosigkeit (nur) als individuelles Problem verstehen zu können. Für die gegenwärtige pol. Radikalisierung ist es deshalb der entscheidende Aspekt, dass „die Leut´“ in fast magischer Denkart die Arbeitslosen „verschwinden machen“ wollen. Und je deutlicher ihnen wird, dass das nicht geht, desto härter werden ihre eben auch irrationalen, wenig menschlichen Forderungen an Politik u. Arbeitslose, dass das eben doch gelingen müsste. Wie denn?

  • Schlage vor, diese neue Grundsicherung wieder Hartz IV zu nennen, um das gesamte Dilemma für Betroffene deutlich zu machen. Bürgergeld war kleine Rolle vorwärts, jetzt kommt grosse Rolle rückwärts. Dient auch zur Abschreckung, damit weniger eigentlich Berechtigte diese "Leistung" beantragen.

  • Die SPD hat ihr Pokergeld, die 200 Milliarden, die das verabschiedete Rentenpaket zusätzlich kostet, bereits verbraten. Sie hat der CDU nichts geboten und wird von der CDU auch nichts bekommen. Und eine Ablehnung, die den Bruch der Koalition darstellt, wird die SPD noch weiter verzwergen.

  • Die SPD sollte sehen, dass es links von ihr schon eine Partei gibt, die genau diese Positionen besetzt. Wie heißt es immer so schön? Die Leute wählen lieber das Original. Nach dieser Logik kann die SPD links nichts gewinnen, sehr wohl aber kann sie nach rechts weitere Stimmen verlieren.

  • Hoppla - Demokratie!



    Im Gegensatz zu den "lieben kleinen" in der Union, die gerade ihrem Kanzler in den Rücken fielen, geht es hier um ein ganz regelgerechtes innerparteiliches Verfahren.



    Es zeigt, dass die SPD aus DemokratInnen besteht, die um die besten Lösungen ringen.



    Das ist etwas völlig Anderes als die CDU, die eine Führung wählen und dann blindlings hinterher tappen.



    So war es jedenfalls bisher. Merz ist halt ein recht aufgeblasener Kanzler, der gerne ( zu) viel redet. Nun folgen aber nicht mehr Alle so einfach. Da geht dem Kanzler langsam die Luft aus...



    Dass sich eine Partei wie die SPD neben der täglichen Arbeit Diskussionen gönnt, zeigt ihre Lebendigkeit.



    Es verwundert mich, dass Viele das grundsätzlich kritisieren.



    Denn die KritikerInnen stellen das demokratische Prinzip infrage.



    In der taz wurde damals "viel Verständnis" geäußert, als die Union die Abstimmung über das "Heizungsgesetz" verzögerte.



    Dabei war das schlicht Parteipolitik und idiotische Ideologie.



    Gut, dass das Gesetz im Nachhinein von den Bürgern erfolgreich umgesetzt wurde.



    Dass die SPD kein Fan der neuen Grundsicherung ist, dürfte klar sein. Der Koalitionsfrieden ist die Frage.

    • @Philippo1000:

      Abstimmungen im Bundestag laufen aber auch in der SPD über die "lieben kleinen" Abgeordneten ab. Die politische Situation für Klingbeil, Mehrheiten zu organisieren ist die gleiche wie bei Merz.

    • @Philippo1000:

      Es zeigt sich aber auch, wie wenig Spahn seine Fraktion im Griff hat und wie sehr die Autorität Merz' beschädigt ist.

  • "Die Sozialdemokratie darf sich nicht an einer Politik beteiligen, die Armut bestraft und Solidarität infrage stellt"



    Spannend spannend, die SPD hat ein soziales Gewissen. Ich frage mich, wo dieses Gewissen war, als man selbst an der Macht war...



    Die SPD fällt zunehmend durch ein Verhalten in dieser Koalition auf, dass dem der FDP in der Ampel gleicht.



    Anscheinend haben viele nicht aufgepasst, wie gut es sich für die FDP am Ende gerechnet hat, Oppositionspolitik in einer Koalition zu betreiben...



    Nun ist die SPD ja nicht allein mit ihrer Wiederentdeckung sozialer Grundsätze. Auch die Grünen haben rote Linien für sich zurückentdeckt, beispielsweise bei Migration, die sie in der Ampel noch gwgenteilig bewertet haben. Nur sind die Grünen halt jetzt auch wieder in der Opposition - während die SPD Juniorpartner ist. Diesen Unterschied ignorieren einige SPDler gekonnt.



    Den drei Initiatorinnen des Mitgliederbegehrens muss bewusst sein, dass sie im Zweifel hier das vorzeitige Ende der Koalition riskieren. Ich frage mich, was sie sich davon ausrechnen - eine Keniakoalition um die Union besser beherrschen zu können?



    Die SPD steuert in Lindner'scher Manier ihrer Selbstversenkung entgegen.

    • @Saskia Brehn:

      Das finde ich nicht. Die fdp hat intrigiert. Es gab treffen in denen die sich darüber abgestimmt hat wie sie die eigene Regierung sabotiert. Hier bei der spd sehen wir hingegen einen lebendigen demokratischen Prozess in der Partei darum, welche Politik forciert werden soll. Der Kommentar von Phillippo1000 weiter oben ist sehr passend wie ich finde.



      Tatsächlich glaube ich eher, dass die SPD an Bedeutung verliert, wenn die noch weiter ihr einst soziales Profil reduziert, wenn sie also die heftigsten Verschärfungen gegenüber Arbeitslosen, die die Bundesrepublik jemals gesehen hat, einfach so mitträgt. Wozu dann noch Sozialdemokraten?

      • @Kofi Camino:

        "Wozu dann noch Sozialdemokraten?"



        Gute und berechtigte Frage. Umfragen haben schon mehrfach gezeigt, die klassischen Arbeiter sind längst zur AfD übergelaufen.



        Wer ein soziales Profil sucht geht eher zur Linken.



        Wer Umweltschutz will auch eher zur Linken mittlerweile oder immer noch zu den Grünen.



        Wer wirtschaftliche Kompetenz sucht geht zur Union.



        Die SPD lebt eigentlich nur noch von Rentnern und anderen, die SPD wählen weil sie schon immer SPD gewählt haben.



        Ich weiß ich lehn mich da weit aus dem Fenster, aber ich sehe die SPD in 10 Jahren mit der 5% Hürde kämpfen.



        Kein Nachwuchs in Sicht, keine Stilrichtung wahrnehmbar.



        Scholz war die fleischgewordene SPD - unsichtbar, still, meinungslos und mit gravierenden Gedächtnislücken was man früher so gemacht hat...

  • Die SPD regiert im Bund seit 1998 fast ununterbrochen mit. Ich denke, es ist an der Zeit, dass diese Partei mal wieder in die Opposition geschickt wird.

    • @Katharina Reichenhall:

      Das eigentliche Problem der SPD ist, dass sie in jeder Regierung neoliberale Sauereien mit beschließen, statt Sozialdemokratie zu machen. Hier zerstört sich die Partei- auch und besonders durch das Machtstreben Klingbeils- selbst.

  • Auch wenn das hier viele nicht hören wollen... das Bürgergeld bzw Hartz IV ist kein Thema für die meisten "SPD" Wähler. Auch jetzt nicht. Daher sind die Kommentare hier und aus der "Linken" fehlt am Platz. Es ging immer um Arbeiter die arbeiten und arbeiten wollen. Das ist der Grund warum die Arbeiter zur AfD übergelaufen sind. Wenn wirklich das wichtigste Thema der SPD die Bürgergeldempfänger sind, dann wählen die eher die Linke. Und jetzt einfach die Koalition zu torpedieren ist auch bescheuert, denn danach folgt wahrscheinlich eine AfD Beteiligung... die Träume von Rot-Rot-Grün halte ich für unrealistisch ... aber lieber in Schönheit sterben..

    • @Duplozug:

      Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und sagen dass durch den hohen Ausländeranteil beim Bürgergeld (manche Rechte nennen es bereits "Ausländergeld") die Relevanz für die deutschen Wähler insgesamt viel geringer ist als viele linke Politiker glauben.

    • @Duplozug:

      Das ist richtig und keine neue Erkenntnis.

      Aber dennoch wird es der SPD negativ angerechnet. Der kleinste Nenner der SPD sind dann noch die Angestellten die eine Gewerkschaft im Betrieb haben. Das sind schon noch viele Menschen insgesamt, aber bei weitem keine Mehrheit UND die hat die SPD auch nicht für sich alleine. In anderen Gruppen hat sie auch ein paar Schnittmengen. Aber sie hat so keine Zukunft wenn sie jede unsoziale Aktion der CDU im Sinne der Staatsräson mitträgt.

      Insofern: Die Zustimmung zum Bürgergeld wird die SPD nicht retten und die AFD auch nicht aufhalten, es dauert nur länger. Um die AFD aufzuhalten muss viel mehr passieren und ich sehe leider absolut nicht wo das herkommen soll.

  • Glückwunsch SPD.



    Dieses panische Bemühen sich selbst in Knie zu schießen ist schon beeindruckend.



    Erst als Regierungspartei, jetzt als Junior Partner - egal Hauptsache jeden Kompromiss gleich wieder in Frage stellen.



    Manchmal denke ich, die Strategieabteilung der SPD ist durch Undercover AFDler gesteuert.



    In der Sache ist die Bürgergeld Reform für die Tonne. Zum einen wird sie keine Einsparungen bringen, zum Zweiten in Karlsruhe kassiert werden. Und wenn man das in der SPD auch so sieht, dann hätte man gar nicht zustimmen sollen.

    • @M_Kli:

      Die SPD hat wohl zugestimmt weil (1) die CDU ihren Wählern eine Reform versprochen hatte und (2) die Reform ja eigentlich keine Reform ist, denn wie gesagt wird nichts eingespart. Also ein Versprechen gegenüber dem Koalitionspartner eingehalten ohne dass irgendwas passiert. Wie die SPD das der arbeitenden Bevölkerung vermitteln will ist mir allerdings völlig unklar. Die AfD braucht sich wirklich nur zurückzulehnen und die Koalition machen bzw den Schlamassel vergrößern zu lassen. Was anderes scheinen Merz, Klingbeil und die anderen ja wirklich nicht zu können. Ich fürchte allerdings die SPD Strategieabteilung ist nicht extern gesteuert sondern die snd wirklich so unfähig...

    • @M_Kli:

      Ich sehe hier, eher eine gelungene Retour Kutsche, für die Wirrungen der Unionspolitiker.

  • Die SPD-Basis wacht auf. Es geht nicht nur um das Bürgergeld, sondern es geht um den Schutz und die Unterstützung für ärmsten und schwächsten Menschen in dieser Gesellschaft.



    Die SPD hat an der Basis und in den Ortsvereinen immer noch ein Selbstverständnis, als eine ausgleichende, helfende Partei, die ausdrücklich eben schwachen Menschen helfen will.



    Deswegen kracht Merz mit seiner Einstellung und seiner radikal negativen Sicht auf Arme & Schwache auch durch die SPD-Decke.



    Mit dem Anliegen rockt die Basis aber eben auch gleich die Spitze der Partei durch. Mühevoll ausgehandelte Kompromisse sind damit in Frage gestellt. Und das will wohl ein Teil der SPD-Basis auch so haben.



    Die Berechtigung liegt leider auch darin, dass diese Regierung sehr im Kontrast mit der letzten SPD-geführten Regierung und vor allem mit dem Wahlkampf liegt. Die SPD wird nach Ende dieser Legislatur mit ihrem Selbstverständnis kämpfen. Es werden alte Gräben und alte Wunden aufgerissen.



    Ist die SPD jetzt auch für schwache, prekäre Menschen da, ist die SPD jetzt nur für die Gewinner, die 4000 Netto einstreichen dar. Für wen ist die SPD denn eigentlich? Für wen macht sie Politik? Und wann darf sie das ändern?

    • @Andreas_2020:

      „Die SPD-Basis wacht auf. Es geht nicht nur um das Bürgergeld, sondern es geht um den Schutz und die Unterstützung für ärmsten und schwächsten Menschen in dieser Gesellschaft“

      Das ist erstmal richtig und gut so.

      Was jedoch alle Parteien vergessen: den ganzen Umverteilungsbums zugunsten der Schwächsten müssen auch Menschen erarbeiten. Und denen („arbeitende Mitte“) muss man wenigstens soweit entgegenkommen, dass sie nicht völlig die Lust verlieren.

      Genau die, die den ganzen Laden mit ihrem Fleiss am Verdauen halten, hat nicht nur die SPD völlig vergessen.



      Es geht immer nur um Transferleistungsempfänger und Mindestlöhner. Man hat den Eindruck, 5 Euro darüber fängt der Klassenkampf gegen den pöhsen „Besserverdiener“ an. Ab da geht es nur noch ums Ausquetschen und Abkassieren.

      Keine, einzige Partei im heutigen Spektrum, egal, ob demokratisch oder nicht, steht noch für eine positive Lebensperspektive für Normlbürger. Es geht nur noch um immer neue Narrative, nach denen Verzicht und Rückschritt „alternativlos“ sein sollen.

      So bekämpft man die Radikalen nicht erfolgreich.

      • @Hungerboomer:

        Wahre Worte.

  • Bas hat ja beim Rentenpaket mit Koalitionsende gedroht.



    Dann wissen wir ja, wo wir dran sind.

  • Die SPD, Partei der Transferleistungsempfänger.

    Schön zu sehen, dass es offenbar wenigstens noch dieses Herzensthema in dem Laden gibt, nachdem die Vertretung der arbeitenden Mitte schon lange Geschichte ist.



    Nicht nur bei der SPD, sondern bei allen, demokratischen Parteien.

  • Die SPD hat ein offensichtlich gestörtes Verhältnis zum Bürgergeld, Hartz IV und allem, was dazu gehört.

    Man könnte sich gruppenpsychoanalytisch fragen, woran das wohl liegen mag.



    Man könnte es als Symptom einer ehemaligen Volkspartei im Niedergang deuten.

    Oder man könnte die Partei auffordern, ihr Verhältnis zu dieser Form staatlicher Unterstützung zu klären.

    Anstatt ständig hin und her an dem gleichen Gesetz rumzudoktern, sollte vielleicht überlegt werden, wie eine sozialdemokratische Antwort auf die Problemlagen erwerbsfähiger Hilfebedürftiger aussähe:

    Arbeit ist besser als Nichtarbeit.



    Arbeit muss sich lohnen, monetär, aber auch was Wertschätzung und Sinngefühle anbelangt.



    Empowerment hilft mehr als Strafen.

    Wären die Jobcenter personell angemessen ausgestattet, würden die bestehenden Instrumente für Coaching, Qualifikation und Vermittlung vollkommen ausreichen.

    • @Stavros:

      Hallo, im letzten Absatz sehe ich kein Plus: Die Verwaltung der Arbeitslosigkeit verschlingt in der BRD Unmengen. Und einige von den Leuten sind dafür da - oder dürfen es sich herausnehmen - Mitbürger zu gängeln.

      Wir haben in der BRD am unteren sozialen Ende einfach viel zu viel unreglementierte Arbeit so dass dort viel Not entsteht und sich fortpflanzt.

      • @JK83:

        Ich stimme Ihnen definitiv zu, was unreglementierte Arbeit im prekären Bereich anbelangt.

        Beim anderen würde ich sagen, dass es schon sehr wichtig wäre, dass individuell beraten wird und Chancen eröffnet werden.

        Dafür muss es aber genug Vermittler für individuelle Betreuung geben und die Finanzausstattung muss auch stimmen.

    • @Stavros:

      Gute Gedanken 👍



      ...und Sozialhilfeempfänger gab es schon immer in diesem Land.



      Warum sollte es einen stören, wenn einige Leute sich mit ein paar hundert Euro für ihr Leben zufrieden geben. Bleibt mehr an Waren, Immobilien, Freizeit-& Reisemöglichkeiten für die finanziell besser gestellte Bevölkerung über - und die Straßen sind auch nicht noch mehr belastet - durch noch mehr Kfz.



      Wer sich Aus-, Weiterbilden oder Fortbilden möchte, sollte die nötige Unterstützung bekommen.



      Diese ganze Thematik ist einfach nur ausgelutscht, bis zum Erbrechen 🤑

    • @Stavros:

      Meinen sie, die SPD-Granden wissen das nicht ?



      Es ist Absicht. Ganz einfach.

      Die Mechanismen der Demokratie funktionieren nicht mehr vernünftig.



      Opposition existiert nur noch auf dem Papier denn alle sind ja mögliche Koalitionspartner von allen und wollen es sich folglich bei niemanden verscherzen.

      • @Bolzkopf:

        Dann müssen wir die Opposition sein, die sowohl die SPD auf den Pfad der Tugend zurückdrängt als auch die Demokratie verteidigt.

  • Die innerparteiliche Demokratie und die parlamentariche Demokratie sind 2 verschiederne Dinge. Über Gesetze stimmen Abgeordnete ab und nicht Parteien. Und diese Abgeordneten sind völlig frei in ihrem Abstimmungsverhalten. Hier entsteht wieder der Eindruck als wolle sich die Partei den Staat zu eigen machen.

  • Oh SPD Parteiführung überrascht, dass SPD Mitglieder nicht überzeugt sind vom Obdachlosenmassenproduktionsgesetz? Ehrlich gesagt bei der aktuellen Politik tun mir die Satiriker vom Postillion leid.

  • Die Grundlinie ist seit 2019 vom Bundesverfassungsgericht vorgegeben, und die SPD sorgt sich zurecht, dass sie selbst missbraucht werden wird dafür, höchstgerichtlich bestätigtes verfassungsgegebenes Grundrecht der BürgerInnen zu schleifen. Ihre Koalition mit Rechts kann für die SPD nicht bedeuten sollen, dadurch eine Unrechtskoalition mitzutragen.

    • @Uwe Kulick:

      ...daß die spd selbst missbraucht werden wird??



      Durch eigenes Einknicken?



      Sich selbst missbrauchen?



      Neeneenee, die spd hat aktiv seit Jahren das Vertrauen ihrer Wähler missbraucht, um dann "an der Macht" (Ampel? Ich lache zynisch) die fdp alles Positive blockieren zu lassen und jetzt als Ermöglicherin von merz selbst ihre einstmals core values komplett in die Tonne zu treten. Die spd lässt sich seit Neoliberal-Schröder von der bild erpressen und hat jegliches Rückgrat eingebüsst.



      "Den Wutbürger mitnehmen" geht aber (TüV-geprüft) nach hinten los (bzw. nach rechts!).



      Die spd wird nicht mehr aufwachen. Sie ist längst museumsreif.



      Dabei liegen mehrheitsfähige Themen offen auf dem Tisch: v.a.



      Steuerungerechtigkeit. Und wegen der gestohlenen Steuern: Soziale Ungerechtigkeit & Bildungsungerechtigkeit.



      "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" steht nur noch auf alten Fahnen.



      Vielleicht könnte die KI ja den spd-Parteistrategen (ich kenne keine allerdings) ein paar Tipps geben?

    • @Uwe Kulick:

      >höchstgerichtlich bestätigtes verfassungsgegebenes Grundrecht<

      Nein - es ist ein höchstgerichtlich geschaffenes Grundrecht. Das BVerfG macht Politik.

      • @A. Müllermilch:

        > Das BVerfG macht Politik.<



        Nein, es spricht Recht, korrigiert dadurch bisweilen Politik.

  • „Die Sozialdemokratie darf sich nicht an einer Politik beteiligen, die Armut bestraft und Solidarität infrage stellt“. Vollkommen richtig. Allerdings muss man auch in der Sozialdemokratie die Zeichen der Zeit erkennen und die bedeuten, dass unser gesamtes Sozialsystem auf neue und sichere Füssen gestellt werden muss. Dazu gehört, dass die rückwärts gewandte Haltung so mancher CDU-Mitglieder und auch Minister, sich an der Zukunftsfähigkeit messen lassen muss. Die deutsche Wirtschaft ist vor allem durch ihre eigenen Fehler in der Lage in der sie jetzt ist. Das läßt sich nicht mit noch mehr Fehler in der Industrie und in der Wirtschaftpolitik beheben. Unsere Wirtschaftministerin ist leider eine Fehlbesetzung und setzt vor allem Untergangsimpulse. So wird das nichts.

  • Werte SPD und Mitglieder,



    ihr hab nicht 51%, sondern regiert in einer Koalition. Wenn ihr Merz endgültig zum Zahnlosen Tiger macht, dass rumort es in der CDU/CSU und diese Regierung platzt. Unter wem, denn mit 13% kann man kaum sagen mit wem, wollt ihr dann regieren? Es reicht nicht einmal mir grün und hellrot zusammen.



    Natürlich sage ich euch nicht was ihr tun sollt, ich habe ja mit eurer Partei nichts am Hut. Aber ich sage euch, dass ihr so bald endgültig weg vom Fenster seid, dann könnt ihr zusammen mit der FDP das Klagelied des Abstiegs singen, während die Konservativen anfangen auf dumme Gedanken zu kommen.

  • Die SPD muss aufpassen, dass sie sich nicht selbst erledigt mit den ewigen Quertreibern in der eigenen Partei. Die Sache mit dem Bürgergeld ist geritzt in der Koalition und fertig. Die Koalition hat jetzt einige Erfolge vorzuweisen bei Wehrdienstmusterung, Rentenpaket II 48% Haltelinie und Bürgergeld. Und der nächste Erfolg muss sein, dass CDU und SPD den Weg freimachen, dass endlich auch Politiker und neue Beamte in die Rentenversicherung einzahlen. Das ganze Pensionsprivileg muss auf den Prüfstand bei der Rentenkommission und bei den Politikern von SPD+CDU.

  • Man kann zum Thema ja stehen wie man will, aber dass Parteigänger in laufende Gesetzgebungsverfahren eingreifen halte ich für völlig daneben, da das auch die Wahlentscheidung der Wahlbürger ad absurdum führt. Wenn die Mitglieder mit ihren Parteigranden nicht zufrieden sind, ja dann bitte diese beim nächsten Perteitag in die Wüste schicken. Aber doch nicht Gesetzgebungsverfahren, die letztlich ein Wahlversprechen waren, blockieren (und das auf privilegierte Weise die den Wählern verschlossen bleiben).



    Dann liebe SPD Mitglieder doch gleich das Ding platzen lassen, dann weiß wenigstens jeder Wähler was von der SPD als Koalitionspartner zu halten ist.

  • Die SPD Abgeordneten stehen nicht vor einem Dilemma, es sei denn die SPD möchte sich endgültig vom " S " in ihrem Parteinamen trennen.



    Es ist die verdammte Pflicht und Aufgabe der SPD Abgeordneten, hier für die Werte ihrer Wähler einzustehen und sich für ein Mindestmaß, bezüglich der Einhaltung der Regierung an sozialer Menschenwürde gegenüber der Bevölkerung durchsetzen. Damit steht und fällt die Glaubwürdigkeit der Abgeordneten der SPD.



    Die SPD Abgeordneten dürfen sich nicht zum Büttel der Union machen.

  • taz: *„Die Sozialdemokratie darf sich nicht an einer Politik beteiligen, die Armut bestraft ...*

    Das macht die SPD doch schon seit mehr als 20 Jahren. Wer hat denn Hartz IV erfunden? Die SPD hatte in der Ampel ihre Chance wieder eine soziale Partei zu werden, aber sie hat sich da nur von der FDP an der Nase herumführen lassen; und will jetzt sogar mit BlackRock-Merz den Sozialstaat komplett in die Tonne treten. Man kann eigentlich nur noch fragen: "Kann die unsoziale SPD endlich weg oder braucht die noch jemand?" Wer noch sozial denken kann, der wählt 'Die Linke'.

    ***Gregor Gysi: Die CDU braucht die SPD, um Sozialabbau betreiben zu können!*** www.youtube.com/shorts/inBwsZFyEXk

  • Für die SPD geht es jetzt um die letzte Chance, noch einmal ein soziales Gewissen zeigen zu können. Insbesondere, weil es abzusehen ist, dass es für einen Großteil der aufgrund der Bildungsmisere zu wenig qualifizierten jungen Leute immer schwieriger wird, einen akzeptablen Arbeitsplatz finden zu können.

  • Mit dieser Reform zur Arbeitslosenversicherung, legt sich die SPD endgültig ins bereits durch Hartz4 geschaufelte Grab.



    Das ist der letzte und endgültige Verrat an der Arbeitnehmerschaft.



    Diese Partei kann dann endlich weg.

    • @TeeTS:

      Hm. Was haben Arbeitnehmer mit H4 zu tun?

      • @Querbeet:

        Ernsthaft jetze ?



        H4 - dient dazu, die Arbeitnehmer auf Spur zuhalten.

  • Irgendwie scheint man in der SPD noch nicht verstanden zu haben, welche Grausamkeiten in der sog. GruSi enthalten sind.



    Nach dem Hartz4 Desaster jetzt nochmal ins gleiche Horn zu stoßen, wird für die SPD alte Wunden wieder aufreißen..und könnte sich als retraumatisierendes Desaster erweisen.







    Liebe SPD, hört auf eure Rebellen..hört auf euer Herz,, sonst droht die Zerstörung des Sozialstaatsgedankens..und der einstigen Partei der sozialen Gerechtigkeit: SPD gleich mit..