Gefährliche Miet-E-Scooter: Der Wahnsinn muss endlich ein Ende haben
E-Scooter-Fahrer:innen gefährden sich selbst und andere. Die Unternehmen haben kein Problembewusstsein, weil die Regellosigkeit lukrativ ist.
S ie sind eine wahre Plage: Elektroroller liegen auf Bürgersteigen, versperren Wege und parken alle möglichen Plätze zu. Sie nerven in unzähligen Städten, sie sind auch eine Gefahrenquelle – für Ältere, für Fußgänger:innen, die schlecht sehen oder andere Handicaps haben.
In Fußgängerzonen, auf Radwegen und Straßen sorgen E-Scooter-Fahrer:innen drängelnd oder rasend für Unsicherheit, nicht selten mit weiteren Passagier:innen im Rücken und Alkohol im Blut. Sie gefährden andere, vor allem aber sich selbst. Fast 12.000 Menschen sind 2024 bei einem Unfall mit einem E-Roller zu Schaden gekommen, ein Viertel mehr als im Vorjahr. 27 Menschen haben im vergangenen Jahr sogar ihr Leben verloren, als sie mit so einem Gefährt unterwegs waren.
Es ist höchste Zeit, etwas gegen den E-Scooter-Wahnsinn in deutschen Städten zu unternehmen. Das Problem sind nicht die Elektroroller, die sich Privatleute angeschafft haben, um damit den Weg etwa vom Bahnhof nach Hause bequem zurücklegen zu können. Das Problem sind Miet-Scooter und die Verleihfirmen, die sich seit 2019 in deutschen Innenstädten ausbreiten.
Deren Manager:innen haben kein Problembewusstsein für das Chaos, das ihre Fahrzeuge anrichten – sonst hätten sie bereits etwas dagegen unternommen. Technisch geht das, die Gefährte können per GPS verfolgt und so gesteuert werden, dass sie nicht überall abstellbar sind. Und auch die Geschwindigkeit kann in sensiblen Gebieten wie Fußgängerzonen automatisch gedrosselt werden.

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Nur: Von sich aus sehen die Unternehmen offenbar keine Veranlassung, davon Gebrauch zu machen. Sie nutzen den öffentlichen Raum für ihr Geschäftsmodell und interessieren sich nicht für die Probleme, die sie verursachen. Das Geschäft ist lukrativ; nach wenigen Monaten hat sich ein Gefährt bezahlt gemacht. Deshalb ist es für die Unternehmen nicht so schlimm, wenn eines der Kleinfahrzeuge mal verloren geht.
Immerhin: Das Bundesverkehrsministerium plant, Regeln fürs Parken von Miet-E-Scootern aufzustellen. So ist in der Diskussion, dass kommerziell genutzte Elektroroller nur noch an bestimmten Stationen abgestellt werden dürfen. Das wäre ein Fortschritt. Geschützt würden die E-Scooter-Fahrer:innen allerdings damit nicht, dafür bräuchte es eine Helmpflicht. Und um die Plage wirklich in den Griff zu bekommen, müssten die Verleihfirmen dafür in Haftung genommen werden, wenn ihre Kund:innen falsch parken, zu schnell oder mit Alkohol im Blut fahren. Mit den entsprechenden technischen Lösungen ist die Kontrolle darüber schließlich kein Problem.
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