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Buch über GazaGiftige Dröhnung

Pankaj Mishra blendet in seinem Gaza-Buch mit furchterregender Konsequenz alles aus, was der postkolonialen Lesart des Konflikts widerspricht.

Autor Pankaj Mishra Foto: Stephan Rumpf/SZ Photo/picture alliance

Es gibt Bücher, von denen fühlt man sich vergiftet, wenn man sie liest. Pankaj Mishras „Die Welt nach Gaza“ ist so eins.

Laut Werbung des S. Fischer Verlags handelt es sich um eine „kritische Analyse des Gaza-Krieges von einem der großen, international anerkannten Intellektuellen“ unserer Zeit und dieser legt schon im Prolog in dankenswerter Klarheit offen, wohin die kritische Analysereise gehen soll.

Mishra möchte, wie ein braver Schüler in den ausgelatschten Pfaden postkolonialistisch links-progressiver Israel- und Westkritik trampelnd, Deutungsrahmen verschieben, in denen sich das grauenhaft brutale Kriegsgeschehen im Gazastreifen bewegt. Für ihn steht nicht das genozidale Massaker, mit dem die Hamas am 7. Oktober mordend, vergewaltigend, verstümmelnd und entführend jüdisches Leben jenseits der Grenzen Gazas auszulöschen suchte, am Ausgangspunkt, mit diesem Kriegsgeschehen zu Rande zu kommen.

Was er hier stattdessen ganz zu sich selbst kommen sieht, sei das von zionistisch-rassistischem Expansionsdrang und Vernichtungswillen getriebene siedlerkolonialistische Regime namens Israel, das spätestens seit 1967 daran arbeite, die Palästinenser völkerzumorden.

Die gut dokumentierten Gräueltaten der Gotteskrieger beschweigt er

Die typisch weiß-westliche „Obsession“

Das Giftige dieses Langessays liegt weniger in dem Versuch, Deutungsrahmen zu verschieben, sondern darin, dass Mishra sich weigert, das eigene Weltbild und Wirklichkeitsverständnis im Lichte von dazu nicht passenden Fakten zur kritischen Disposition zu stellen. Die gut dokumentierten Gräueltaten der Gotteskrieger beschweigt er oder stellt sie als Fake News dar. Dass sich im Terror der Hamas genauso wie in der Geschichte des Nahostkonflikts ein islamisch gewandeter Antisemitismus Geltung verschaffen könnte, der nicht davon lassen mag, Israel und den Juden weltweit das Existenzrecht abzusprechen, ist Pankaj Mishra keinen Gedanken wert.

Vielmehr hält er es für eine typisch weiß-westliche „Obsession“, die Hamas und jeden Antisemitismus, so er nicht von rechts kommt, überhaupt zu problematisieren. Denn nicht der Antisemitismus treibt nach Mishras Ansicht die Hamas an, sondern der edle Kampf um die Befreiung der Palästinenser vom kolonialistischen Joch Israels.

Man kriegt es beim Lesen dieses in dröhnend-apokalyptischer Sprache daherdonnernden Traktats mit der Angst zu tun und findet sich unmittelbar zurückversetzt in die doppelte Schocksituation, in die man am 7. Oktober 2023 geriet. Denn dem Schock über das von der Hamas begangenen Massaker selbst, folgte der Schock angesichts der Jubelfeiern, die sich in die Straßen der westlichen Migrationsmetropolen ergossen. Darauf folgte der Schock angesichts eines postkolonialistisch links-aktivistischen und/oder islamistisch imprägniert antisemitischen Mobs, für den der 7. Oktober offenbar wie ein Befreiungs­signal wirkte, um dies- und jenseits der Akademien, in den Räumen von Kunst und Kultur und in den berüchtigten sozialmedialen Welten Jagd auf Juden zu machen.

Mishra liefert mit „Die Welt nach Gaza“ den ideologischen Unterbau, dem antisemitischen Treiben postkolonialen Aktivistentums die Absolution zu erteilen.

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82 Kommentare

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  • Puh, dieser Artikel wirkt dermaßen polemisch und toxisch, dass ich das Buch lesen will um mir ein vernünftiges Urteil über den Autor bilden zu können.

  • Ich habe es (noch) nicht gelesen, doch so ein Einstiegssatz ist schon harter Tobak.

    Die Besatzung konsequent als solche zu benennen, halte ich sogar für geboten. Sie muss schon alleine deshalb rasch enden, weil sie jedes Jahr die israelische Gesellschaft Richtung Unmenschlichkeit und Ungleichheit verrücken lässt, mit unabsehbaren Folgen.

    Und ja, der 7. Oktober hatte so einiges an Tagen davor und danach. Wer sich einmal tiefer ins Thema eingelesen hat, weiß, was ich meine.

    Sollte Mishra jedoch wirklich die Hamas unkritisch sehen, wie hier insinuiert, dann sollte er eine Studie darüber schleunigst nachschieben. Auch der Zweck, die Blockaden, Verhaftungen und die Besatzung zu beenden, heiligt nicht alle Mittel.

  • Faszinierend, wie schnell linke Identitätspolitik auseinanderfällt, wenn PoC Autoren Neokolonialismus aufzeigen und das nicht ins eigene Weltbild passt.

    • @Mendou:

      Vielleicht liegt das auch daran, dass linke Identitätspolitk gar keine so besonders gute Idee ist (weil sie die Schablonenhaftigkeit des jeweils bekämpften ...-ismus Eins zu Eins übernimmt)? Es hat halt jeder so seine Lieblings-Opfer- und Täteridentitäten, und bislang ist zumindest mir nicht klar, wie die Konflikte aufgelöst werden, wenn diese Schwarz-Weiß-Denke auf Identitäten trifft, die sowohl Opfer als auch Täter in jeweils "identitätsdefinierendem" Maße enthalten.

  • Das der Nahost Konflikt so unglaublich kompliziert wäre das man nur zu Erklärungen kommen kann wenn mal alle 472 Seiteneinflüsse beachtet ist eine typisch westliche (oder nur Deutsche ?) Erklärung. Die Nuancen mal weglassend wie sehr seltene Friedenverhandlungen ergibt sich doch ein sehr einfaches Bild das man eigentlich nicht in Nebel vorgetäuschter Hochkomplexität verstecken kann, vielleicht liegt das Problem bei den Lesern und nicht beim Autor ?

    • @Flugbesen:

      Es gibt verschiedene Menschentypen.



      Die einen verarbeiten zumeist recht viele Informationen und bauen die in ihre Modellierung ein, sie verweigern sich raschen, schnellen Simplifizierungen. Ergebnis: "Kommt drauf an"



      Die anderen halten Sache für einfach, nehmen weniger Informationen auf und bauen weniger ein, was "einfache" Sätze erleichtert. "Das ist so."



      Beides kann zu verschiedenen Zeitpunkten das jeweils angemessene Verhalten sein.



      Ideal variiert man oder schafft es sogar als ein Einstein seines Gebiets, etwas zu durchdringen und gerade dann einfach und halbwegs hinreichend zu erklären.



      Modellierung heißt immer Vereinfachung.

      Im konkreten Fall kann man wohl sehr viel auf die häufig gewaltsame Landnahme durch jüdische Siedler in den letzten hundert Jahren zurückführen, post-Holocaust beschleunigt. Der Handlungsraum dabei ist größer als nur Druff.

  • Mich stört der tendenziöse Unterton, schon allein, die Wortwahl "giftig". Ich habe das aktuelle Buch von Pankaj nicht gelesen, aber ich kenne seine früheren Arbeiten und vor allem sein Gespräch bei SRF mit Barbara Blaisch. Der hiesige Artikel wiederholt das Dilemma der deutschen Medienlandschaft, das wir seit mindestens drei Jahren erleben: Wer nicht den Mainstream- Erzählungen folgt, wir mit allen möglichen negativen Attributen - in diesem Fall "giftig" , sowieso "antisemitisch" - belegt.



    Wie bitter für die Meinungsfreiheit.

    • @Birgit Slametschka:

      Das ist also Ihrer Meinung nach in der taz der "Mainstream"? Schonmal Daniel Bax oder Julia Neumann zum Gazakrieg gelesen? Oder ist der pöse hegemoniale Mainstream einfach jede drastische Meinung, die öffentlich geäußert werden darf, obwohl sie der Ihren widerspricht?

      • @Normalo:

        Die taz ist mit Le monde diplomatique da schon eine Ausnahme. B.S. hatte nicht taz-Mainstream gesagt, sondern insgesamt. Hier gibt es dabei viele Stimmen in den Artikeln, auch welche, die die Lage aus einer eher israelischen Brille betrachten.

        • @Janix:

          Genau: HIER liest man eben BEIDE Seiten.



          Deshalb finde ich den Vorwurf, dieser Artikel vertrete die intolerante Mainstream-Hegemonie, an einer Redaktion, die sich in dem Konflikt so differenziert aufstellt, wie man sich (auch mit Rücksicht aufs Betriebsklima) nur vorstellen kann, schon etwas frech - oder, wenn man's taktisch betrachtet, als einen ziemlich fadenscheinigen Ersatz der sachlichen Auseinandersetzung durch moralische Desavouierung der Gegenmeiner.

  • "Denn nicht der Antisemitismus treibt nach Mishras Ansicht die Hamas an, sondern der edle Kampf um die Befreiung der Palästinenser vom kolonialistischen Joch Israels."

    Herrn Mishra sei empfohlen mal ein bisschen die taz zu lesen um einen etwas weiteren Background zur Geschichte Israels zu bekommen:

    "Judenhass, älter als der Holocaust"



    taz.de/Israels-Una...von-1948/!5929931/

    "Die Strippenzieher aus Teheran"



    taz.de/Geldgeber-d...Dschihad/!5870475/

    "Zionismus und Universalismus"



    taz.de/Debatte-um-...e-Mbembe/!5681657/

    Die UNO hatte mit großer Mehrheit 1948 einer Zwei-Staatenlösung zugestimmt. Die Palästinenser haben unter der Führung der arabischen Staaten, vorwiegend der Muslimbrüderschaft abgelehnt.



    Arafat bekam von Israel 1993 die Chance durch das Oslo-Abkommen sowie 2000 und 2001, Camp David und Taba, einen Palästinensischen Staat zu bekommen, mit 97 Prozent des Westjordanlandes plus Ost-Jerusalem plus Gaza. Abbas bekam 2005 mit Israels Rückzug aus Gaza die Chance und 2008 unter Olmert. Alles verpasst. Unverdrossen wird aber behauptet: Israel hätte sich geweigert. Nein, PLO und Hamas haben es vergeigt. Bewusst.

    • @shantivanille:

      Beschreiben Sie die Zweistaatenlösung von 1948 uns noch einmal bitte genau, insbesondere die Aufteilung des Lands gegenüber der Bevölkerungsstruktur im Land. Und den Unterschied zu heute.



      Finden Sie drei Gründe, warum Arafat so noch nicht unterschreiben konnte - Sie schaffen es.

    • @shantivanille:

      Was Sie in Ihrem letzten Absatz schreiben, ist falsch. Die Palästinenser*innen sind nicht alleinig für das Scheitern der Zweistaatenlösung verantwortlich (und selbst wenn sie es wären, würde es nicht rechtfertigen, was ihnen angetan wird).



      Bisher am übersichtlichsten fand ich das Kartenwerk im Anhang von "Kultur und Widerstand" (ein Interviewband mit Edward Said). Die Zweistaatenlösung scheiterte an Fragen der Souveränität, die Israel immer nur sehr bedingt gewähren wollte, der Ost-Jerusalem-Frage und der Frage der Siedlungen. Vielleicht hätte die PA dennoch den Spatz in der Hand (bei Olmert war es schon eher der Kolibri zwischen Daumen und Zeigefinger) annehmen sollen. Die PA hatte Angst vor der Reaktion der Palästinenser*innen und befürchtete, einen Machtkampf mit der Hamas zu verlieren.

  • Der Nahostkonflikt ist hochkomplex und emotional aufgeladen. Pankaj Mishra betrachtet ihn als Folge kolonialer Machtpolitik: Der europäische Antisemitismus sei 1947 nach Arabien verlagert worden, die Palästinenser hätten den Preis dafür gezahlt. Besonders umstritten ist sein Vergleich zwischen dem Warschauer Ghetto und Gaza.

    Unbestritten bleibt die humanitäre Katastrophe: Zwei Millionen Menschen leben unter schlimmsten Bedingungen, Zehntausende sind gestorben. Bilder zeigen unvorstellbares Leid, während humanitäre Hilfe blockiert wird. Mishra vermutet dahinter eine strategische Neuordnung des Nahen Ostens – mit dem Ziel, Hamas, Hisbollah und Assad zu schwächen und letztlich den Iran anzugreifen.

    Er spricht von einem Zivilisationsbruch und warnt: Ein Holocaust darf keinen neuen rechtfertigen. Der Westen müsse seine kolonialen Denkmuster überdenken, um mit dem globalen Süden auf Augenhöhe zu kommen.

    • @Jimisensei:

      „ Ein Holocaust darf keinen neuen rechtfertigen“

      Sollte durch Relativierung des Holocausts strafbar sein.

      • @AlHozo Hoto:

        Ist es aber nicht. Die Verharmlosung fällt in den Schutzbereich sofern in diesem Zusammenhang keine Billigung erfolgt. Näheres findet sich dazu im Wunsiedel-Beschluss des BVerfG von 2009.

        • @Sam Spade:

          Den kenne ich, deswegen ja sollte, statt ist.

      • @AlHozo Hoto:

        Wenn @Jimisensei die Argumentation Mishras zutreffend wiedergeben hat, kann ich dem zustimmen - habe das Buch nicht gelesen, aber den Eindruck, dass die Foristen, die es gelesen haben wollen, offenbar ganz unterschiedliche Bücher gelesen haben.



        Scharf distanzieren würde auch ich mich allerdings von Formulierungen der Art, dass ein Holocaust keinen neuen rechtfertigen dürfe.



        Bei aller (gerechtfertigten) Empörung über israelische Kriegsverbrechen in Gaza verbietet sich ein solcher Vergleich einfach von selbst - jedem Foristen hier sollte auch klar sein, warum das so ist.

  • Ich habe jetzt nur das frei zugängliche Vorwort des Buches gelesen. Verstörend, wie der Autor gleich zu Beginn den Vergleich mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto heranzieht, um die Ereignisse in Gaza zu beschreiben. Ich halte das für wenig hilfreich, wie ich überhaupt Holocaust-Vergleiche (auch auf der jüdisch-israelischen Seite) nicht angemessen finde.

    Zitat aus Die Welt nach Gaza:

    "(...) dessen Opfer, (...) »ihre eigene Vernichtung über die Medien in Echtzeit übertrugen, in der bislang vergeblichen Hoffnung, die Welt werde etwas tun«"

    Von wem spricht Pankaj Mishra da? Von den Menschen, die sich im Kibbuz Nir Oz oder auf dem Gelände des Supernova-Festivals zu verstecken suchten? Nein, er spricht von den palästinensischen Opfern "(...) eines außergewöhnlichen Angriffs auf Gaza."

    Allein diese Parallelität sollte uns zu denken geben. Der Horror ist auf beiden Seiten. Das anzuerkennen, anstatt mit schiefen Vergleichen aufzuwarten, wäre ein Akt der Menschlichkeit.

    • @Klabauta:

      Ich stimme Ihnen zu … Shoa-Relativierungen dürfen wir niemals durchgehen lassen.



      Das Leid der Menschen in Gaza und nicht sofort mit Verweis auf Hamas die israelische Verantwortung für den Krieg zu sehen, ist auch ohne solche fragwürdigen Vergleiche möglich.

  • "sich weigert, das eigene Weltbild und Wirklichkeitsverständnis im Lichte von dazu nicht passenden Fakten zur kritischen Disposition zu stellen." Ist das Ironie? Kommt mir so vor, wenn gerade die meisten westlichen demokratischen Verbündeten Israels und allen voran Deutschland sich dessen genauso schuldig machen. Hier werden nicht nur seit dem 07. Oktober so viele Dinge ausgeblendet, verschwiegen, nicht berichtet nur um das eigene Weltbild nicht zu stören. Man liest ja kaum mal überhaupt eine kritische Auseinandersetzung dazu, welche Rolle Deutschlands bei der Entstehung dieses Konflikt spielt, welche Rolle die westlichen Demokratien spielten bei der konstanten Eskalation des Konflikt (Nichtdurchsetzung von Völkerrecht), welche Rolle Rassismus bei der Nahost- Politik des Westens spielt. Man blendet ständig aus, dass Israel die einzige Demokratie im Nahen Osten ist, aber das gerade noch so für die eigenen Staatsbürger (wobei auch das in Gefahr ist, und etliche Minderheiten das anders sehen), für die Palästinenser in den OPT waren sie es nie- dort gilt seit langem fast nur noch das Recht des Stärkeren. Das dies Menschen aus ehem. Kolonien bekannt vorkommt, will man nicht verstehen.

  • Die einseitige Betrachtung, die bei Mishra hier beanstandet wird, zeigt die Autorin Berger hier - mit umgekehrten Vorzeichen. Bravo

    • @Thomas Müller:

      Sehe ich genauso. Wahnsinnig einseitig und polemisch.

  • Das übliche postkolonialistische Zeugs mit Israel als Bösewicht, mit dem die Welt seit über 70 Jahren überschwemmt wird und auf den fruchtbaren Boden latenter Antisemiten von links, rechts und islamischer Seite fällt, die damit ihren Judenhass offen ausleben können.

    Artikelzitat: "Vielmehr hält er es für eine typisch weiß-westliche „Obsession“, die Hamas und jeden Antisemitismus, so er nicht von rechts kommt, überhaupt zu problematisieren. Denn nicht der Antisemitismus treibt nach Mishras Ansicht die Hamas an, sondern der edle Kampf um die Befreiung der Palästinenser vom kolonialistischen Joch Israels."

    Mishra scheint echt keinen blassen Schimmer zu haben.

    Um einen Einstieg in die tatsächliche Problematik zu bekommen, sei ihm die Lektüre von "Die Protokolle der Weisen von Zion", die Urmutter aller Verschwörungstheorien, zu empfehlen, die die Hamas so sehr liebt und auf die sie sich in ihrer Gründungscharta berufen. Hoch geschätzt auch von den Chefs der Hamas in Teheran, Khomeini, Chameini & Co. Hitler fühlte sich durch diese "Protokolle" zu "Mein Kampf" inspiriert.

    • @shantivanille:

      Ich stelle auch Ihnen die Frage, ob Sie das Buch überhaupt gelesen haben – so simpel wie in der Rezension unterstellt und von Ihnen wiederholt argumentiert Mishra nämlich gar nicht. Ohnehin ist es fragwürdig, ihm Ahnungslosigkeit und Einseitigkeit vorzuwerfen, dann aber ebenso holzschnittartig zu argumentieren: Dass Hamas im Kontext der israelischen Besatzungs- und Siedlungspolitik entstanden ist, bleibt ein historisches Faktum, das man einfach nicht ignorieren kann – dann zumindest, wenn man die Ursachen dieses Konfliktes verstehen will, statt ihn in die eigenen islamophoben Deutungsmuster zu pressen. Wer in Gaza aufgewachsen ist und Israelis stets nur als Soldaten einer Besatzungsmacht kennengelernt hat, deren Brutalität von etlichen Menschenrechtsorganisationen hinreichend dokumentiert ist, muss sicher nicht die „Protokolle“ lesen, um sich zu radikalisieren. Übrigens: ich weise ein weiteres Mal darauf hin, dass der iranische Staatschef „Khamenei“ heißt, nicht „Khameini“ – soviel zum Grundwissen…

      • @O.F.:

        Nochmals: Auch andere Rezensenten haben das Buch aus den gleichen Gründen negativ besprochen. Dass Sie wiederum das Buch eines Israelhassers für eine "differenzierte Darstellung" halten, dürfte hier keinen verwundern, geht es Ihnen doch regelmäßig darum, Gegner der liberalen westlichen Demokratie via "Differenzierung" salonfähig zu machen. Ansonsten sind die holzschnittartigen "Argumente" einer bestimmten "Israelkritik" ja zu Genüge bekannt, da erübrigt es sich in der Tat, sie nun zum xten Mal nachzulesen. Neu ist mir allerdings, dass Kritik an der Hamas - jedenfalls bei Ihnen - unter "Islamophophie" fällt, aber genau das ist ja auch Sinn und Zweck dieses Kampfbegriffes. Und dass die "Protokolle der Weisen von Zion" gerade im arabischen Raum vielfach rezipiert worden sind und den dortigen Antisemitismus befeuert haben, sollte eigentlich jemand wissen, der anderen gerne fehlendes Wissen in Sachen Naher Osten ankreidet.

        • @Schalamow:

          Auch andere Rezensenten können sich irren: Sie sehen es mir nach, wenn ich mein Urteilsvermögen nicht der Mehrheitsentscheidung opfere. Haben Sie das Buch denn gelesen? Und können Sie belegen, dass es sich bei dem Autor um einen "Israelhasser" handelt? Nein? Hm...



          Auf die persönlichen Anfeindungen im Rest Ihres Beitrages muss ich nicht eingehen. Ich weise aber doch darauf hin, dass Sie nicht richtig gelesen haben: Ich habe nicht die Rezeption der "Protokolle" im arabischen Raum bestritten, sondern dass diese maßgeblich für die Radikalisierung unter den Palästinensern sind (und habe das auch begründet). Das sind, wie Sie sicher sehen, zwei sehr verschiedene Argumente.

  • Das Thema ist hochkomplex und emotional aufgeladen. Unterschiedliche Perspektiven prägen die Debatte: Während einige Israels Vorgehen als legitime Selbstverteidigung betrachten, sehen andere darin Kriegsverbrechen. Unbestritten ist die humanitäre Katastrophe in Gaza: Zwei Millionen Menschen leben in einer Trümmerlandschaft, ohne Fluchtmöglichkeit, mit Zehntausenden Toten.

    Pankaj Mishra betrachtet den Konflikt im Kontext von Kolonialismus und imperialer Machtpolitik. Seiner Ansicht nach wurde das europäische Antisemitismus-Problem 1947 nach Arabien verlagert, indem Israel auf palästinensischem Land gegründet wurde. Die Palästinenser hätten dafür den Preis gezahlt. Mishra zieht Parallelen zwischen der Niederschlagung des Warschauer Ghettos 1944 und der aktuellen Situation in Gaza – ein Vergleich, der kontrovers diskutiert wird.

    Bilder aus Gaza zeigen unvorstellbares Leid: Mütter, die die Schreie ihrer verbrennenden Kinder hören müssen, Scharfschützen, die auf Kinder zielen. Die israelische Armee schafft Fakten mit Gewalt, während humanitäre Hilfe blockiert wird. Mishra befürchtet, dass das Ziel eine strategische Neuordnung des Nahen Ostens ist: die Zerschlagung der Hamas und H

    • @Jimisensei:

      Es ist doch etwas komplexer, als "Israel wurde auf palästinensischem Land gegründet". Dort haben immer schon verschiedenste Völker und Religionen gelebt. Und Antisemitismus gab es auch schon vor der israelischen Staatsgründung - aus Europa und Deutschland exportiert und auf fruchtbaren Boden gefallen. Es gab in den 20er und 30er Jahren nicht wenige Araber, die die zionistische EInwanderung begrüßt haben - die el-Husseini-Fraktion hat sich dann mit Gewalt durchgesetzt.

      • @Kai Ayadi:

        Die Ablehnung von Jüd*innen begann ernsthaft als arabische Nationalisten nach dem 1. Weltkrieg bemerkten, dass a) eine zunehmende jüdische Einwanderung stattfand, die b) eine eigene und damit konkurrierende, zunehmend exklusive jüdische nationale Vision antrieb, die c) auf externe Ressourcen zurückgreifen konnte (Palestine Jewish Colonization Association) und die d) in ihren Augen von den britischen Kolonialherren bevorzugt wurde.

  • Offenbar hat jede Zeit nicht nur ihren eigenen Fas, sondern auch ihren eigenen Antisemitismus.

    Zurzeit sagt er: "Hallo, ich bin der Dekolonialismus."

    • @rero:

      "Fas" soll natürlich "Faschismus " heißen. Die Autokorrektur ist nicht mein Freund.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Danke vielmals für diese Einschätzung. Im Vorfelde der Leipziger Buchmesse habe ich das Werk mit Langmut absolviert. Wohl in der Hoffnung, einen Funken Differenziertheit zu entdecken. Vergeblich. Denn das Buch entpuppt sich Seite für Seite als ein tendenziöser Traktat.

    Mishras Mantra, Israel sei ein lilienweißer Apartheidstaat, speist zwar das Narrativ unzähliger Campus-Chaoten und Internet-Intifadisten, scheitert jedoch kläglich an einer Mauer voller Fakten. Der Autor vertritt vermeintlich den Dekolonialismus, klammert jedoch den Transsahara-Sklavenhandel, der 1.500 Jahre lang ein Grundpfeiler des islamischen Imperialismus war, krampfhaft aus.

    Eine derart ideologische Verblendung erklärt, warum die Free-Palestine-Bewegung den drakonischen Illiberalismus der Hamas, z.B. Misogyne und Queerfeindlichkeit, leugnet.

    Zudem ignoriert Misha eine weiteres grundlegendes Problem: Kaum eine Waffe im konventionellen Arsenal Israels ist so gefährlich wie die Schulbücher, die von der UNRWA veröffentlicht werden. Denn diese dämonisieren Juden, leugnen das Existenzrecht Israels und sorgen somit von Kindesbeinen an für immer mehr Kanonenfütter in einem Krieg, den Palästina niemals gewinnen kann.

    • @Michaela Dudley:

      1) Ihr Argument lautet: Mishra ist ein Heuchler, den man nicht ernst nehmen muss, weil er nicht auch historische arabische Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse in seine postkoloniale Kritik einbezieht. Diese Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse bezeichnen Sie als kolonial und wählen als Chiffre den Transsahara-Sklavenhandel.



      In der geschichts- und sozialwissenschaftlichen Debatte zu Post/Kolonialismus stehen bestimmte Eigenschaften des kolonialen Verhältnisses im Vordergrund: globales Ausgreifen eines kapitalistischen Nationalstaates; epistemische Gewalt; eine sehr spezifische Rechtfertigungsideologie (white man's burden). Das alles finden Sie im Verhältnis arabischer Gesellschaften zu afrikanischen Gesellschaften nicht. Deswegen ist es problematisch hier von Kolonialismus zu reden.



      2) Sie reden gern über den Transsahara-Sklavenhandel. Allerdings nutzen Sie ihn in Ihrem kommentierenden Wirken immer wieder, um postkoloniale, Israel-kritische Stimmen zu delegitimieren. Das kritisiere ich, denn es stellt ein Beispiel dafür dar wie der Nahostkonflikt in andere Debatten hineingezogen wird (wie beim Klima, taz berichtete), wodurch die Debatten um Nahost immer weiter eskalieren.

      • @My Sharona:

        Sie meinen also, wer Fremdreiche als eigene Domäne erobert und hält, seine Kultur dort hegemonial lebt und sie wirtschaftlich ausbeutet, ABER kein "weiß" gelesener Kapitalist mit einem speziell okzidentalen Sendungsbewusstsein ist, kann kein "Kolonialist" sein? Ich würde sagen, da liegt der Fehler eher in der auf ein ganz bestimmtes Täterbild geschneiderte Enge der Definition als bei Frau Dudley.

        Ansonsten gebe ich Ihnen im Ergebnis gerne Recht, dass der transsaharische Sklavenhandel wenig mit dem Gazakonflikt zu tun hat. Das liegt aber vor allem daran, dass ich die ganze identitäre Täter-Opfer-Zuordnung in ihrer krampfhaften Finalität für ziemlich Banane halte. Wie ich es INNERHALB der grobschlächtigen Logik dieser Blase begründen sollte, die ja Alles immer im beliebig erweiterbaren "Kontext" sehen will, bis der "Wer hat angefangen"-Schwarze Peter da sitzt, wo er in ihre Freund-Feind-Erkennung passt (s. o.), ist mir aber ad hoc nicht so richtig klar... ;-)

    • @Michaela Dudley:

      „ klammert jedoch den Transsahara-Sklavenhandel, der 1.500 Jahre lang ein Grundpfeiler des islamischen Imperialismus war, krampfhaft aus.“

      Ein wichtiger Punkt, den es in der Diskussion der Unterstützer von Arabischer Nationalbewegung in Gaza nicht gibt.

      • @AlHozo Hoto:

        Vielleicht blendet man es auch aus weil der Transsahara- Sklavenhandel nichts mit der aktuellen Nationalbewegung der Palästinenser zu tun hat und auch nicht wirklich etwas mit (Post-)Kolonialismus. Im Alten Testament steht auch das die Israeliten Sklaven hatten, ist auch historisch belegt und hat die Haltung von Sklaven jetzt irgendeinen Einfluß auf die Nationalbewegung der Israelis? Europa hat eine über 3000 jährige Geschichte von Sklaverei (seit 1200 v.Chr.), welchen Einfluß soll dass auf neuzeitliche Nationalbewegungen der einzelnen Staaten gehabt haben? Fast überall auf der Welt wurden Sklaven gehalten über Jahrhunderte. Und sorry aber der christliche Imperialismus (wenn man das auf Religion runterbrechen will) hat ja wohl eine weitaus blutigere und allg. destruktivere Spur in der Geschichte hinterlassen. Die teilweise oder vollkommene Ausrottung mehrerer indigener Völker auf dem amerikanischen Kontinent, Australien und Neudseelands inkl. massiven Landraub alles im Namen des christlichen Europas.



        Wieviel Kolonien hatten denn die arabischen/ muslimischen Staaten? Oder waren sie nicht tw. selber welche weswegen sie Bestandteil Postkolonialer Studien sind?

      • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
        @AlHozo Hoto:

        Genau. Das Thema wird krampfhaft ausgeblendet.

        • @Michaela Dudley:

          Es ist für jede unterdrückte Gruppe unangenehm, eigene Täteranteile und - Geschichte sehen zu müssen. Ein Beispiel dafür ist der Feminismus.



          Auf Dauer bringt das aber nichts für die Verbesserung von Missständen. Ein wichtiges Buch dazu ist Anja Meulenbelt: "Scheidelinien" , herausgegeben Anfang der 1980er Jahre.

        • @Michaela Dudley:

          1) Es ist schlicht ein anderes Thema. Lesen Sie Manning, wenn Sie sich über die Unterschiede von transatlantischem und Transsahara-Sklavenhandel informieren wollen. Mit der Kritik an der Art des militärischen Vorgehens der IDF gegen die Palästinenser*innen hat das aber gar nichts zu tun.



          2) Ich empfinde Ihr kommentierendes Wirken als hochgradig problematisch. Sie entwerfen, wohl um Menschen zu delegitimieren, die sich gaza-solidarisch äußern, eine Generalkritik am Araber (dem einen) schlechthin. Dieser "Araber schlechthin" erfüllt nicht Ihre Kriterien für Zivilisiertheit und Moral (seine Vorfahren waren am Transsahara-Sklavenhandel beteiligt und betreiben keine kritische Vergangenheitsbewältigung) - und alle, die arabische Menschen in Gaza oder vor Rassismus in Deutschland verteidigen, daher auch nicht.

          • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
            @My Sharona:

            Da ich als Buchautorin selbst darüber schreiben, rate ich Ihnen, mal meine Ansichten und Analysen näher zur Kenntnis zu nehmen. „Race Relations: Essays über Rassismus“, (Orlanada-Verlag, 2025).

            Aus Diskretionsgründen verzichte ich auf die Verlinkung, aber die taufrisch veröffentlichte Neuauflage ist im Handel.

            Ihre weiteren auf mich bezogenen Vorwürfe treffen nicht zu. Seit 2018 betreue ich im Ehrenamt vereinzelte queere Geflüchtete. Dazu zählen einige aus Palästina. Diese tapferen Menschen haben die brutale Queerfeindlichkeit der Hamas und der Palästinensichen Behörde teils nur knapp überstanden. Solchen Menschen begegne ich mit Respekt und Demut. Und es wundert mich nicht, dass diese Verfolgten keine Zuflucht bei Hamas-Befürworter:innen suchen.

            In Anbetracht dessen ist es klar, dass vor allem Ihr zweiter Punkt keine differenzierte Betrachtungsweise wagt.

  • Hört sich nach einem typischen Pankaj Mishra Buch an.

  • Ich kenne den Essay nicht und will gerne glauben, daß er ausblendet, was seiner Sicht widerspricht. #Aber was tut die Rezensentin? Sie blendet nicht nur 50.000 tote Männer, Frauen und Kinder aus, und vieles andere mehr. Sie kann sich eine andere Sicht der Dinge als die ihre nur als "antisemitisch" vorstellen.

    • @Ulrich Hartmann:

      Sie sollten die Reihenfolge von Aktion und Reaktion nicht vergessen.



      Die israelischen Opfer wurden gezielt ermordet, teilweise auf barbarische Art und Weise.



      Die palästinensischen Opfer sind Kollateralschäden einer Militäraktion, die den Zweck hat, der Hamas eine Wiederholung ihrer Mordaktion unmöglich zu machen, indem die Verantwortlichen und ihre Handlanger getötet und die Infrastruktur zerstört wird.

      • @Don Geraldo:

        Kollateralschaden. Wow.

        Kleiner Tipp am Rande: Suchen Sie doch mal nach wieviel Zivilist:innen von Snipern und gezielten Bomben "Kollateralschaden" wurden.

    • @Ulrich Hartmann:

      An einseitigen Sichtweisen bzw. der Verleugnung komplexer Realitäten scheint der ganze Diskurs zu kranken … kann man auch gut an den Kommentaren hier erkennen, wobei ich keine Seite aus der Kritik ausnehmen will.



      Wer persönlich nicht von der Gewalt des israelisch-palästinensischen Konflikts betroffen ist, sollte vielleicht besser schweigen (gilt dann wohl auch für mich) - aber dass eine differenzierte, nicht auf fatale Freund-Feind-Zuschreibungen basierende humane Haltung möglich ist, beweisen zahlreiche Angehörige der israelischen Hamas-Geiseln, die sich für eine friedliche Lösung des Konflikts stark machen, trotz Anfeindungen aus dem rechten politischen Lager.



      Vor diesen Menschen ziehe ich meinen Hut und auf sie sollten wir hören.

      • @Abdurchdiemitte:

        Vielleicht gibt es auch in diesem Forum persönlich Betroffene oder Menschen die Verwandte und Freunde in Israel und / oder Gaza haben ...

    • @Ulrich Hartmann:

      Der Tod dieser zigtausend toten Männer, Frauen und Kinder wurden von Teheran und ihren Stellvertreterarmeen Hamas, Hizbollah, Huthis, Islamischer Jihad etc. gut vorbereitet.

      Schauen wir mal auf die Vergangenheit:

      Die UNO hatte mit großer Mehrheit 1948 einer Zwei-Staatenlösung zugestimmt. Die Palästinenser haben unter der Führung der arabischen Staaten, vorwiegend der Muslimbrüderschaft abgelehnt.

      Arafat bekam von Israel spätestens 1993 die Chance durch das Oslo-Abkommen sowie 2000 und 2001, Camp David und Taba, einen Palästinensischen Staat zu bekommen, mit 97 Prozent des Westjordanlandes plus Ost-Jerusalem plus Gaza.

      Abbas bekam 2005 mit Israels Rückzug aus Gaza die Chance und 2008 unter Olmert. Alles verpasst.

      Die Tragödie des palästinensischen Volkes besteht darin, zu ihren absoluten Ungunsten vertreten zu werden.

      So liegt Gaza jetzt in Trümmern, zigtausend Palästinenser:innen als Schutzschilde gestorben nur damit Sinwar sagen konnte: "Wir haben die Israelis jetzt genau da wo wir sie haben wollen".

      Iran kann happy sein. Ein großer politischer Sieg.

      Und Sie glauben die postkolonialistische Story.

      • @shantivanille:

        "Die UNO hatte mit großer Mehrheit 1948 einer Zwei-Staatenlösung zugestimmt. Die Palästinenser haben unter der Führung der arabischen Staaten, vorwiegend der Muslimbrüderschaft abgelehnt."



        Die angebliche Rolle der Muslimbruderschaft ist mir neu.



        Zum Teilungsplan selbst: Welchen Grund hätten die Arabischen Palästinenser haben sollen, dass auf ihrem Land ein Staat für die jüdischen Einwanderer gegründet wird? Ist das denn etwas anderes als Kolonialismus? Das Mandatssystem des Völkerbunds hatte eigentlich das Ziel, die verwalteten Gebiete schließlich in die Unabhängigkeit zu entlassen. Das gleiche galt für das UN-Treuhandsystem.

      • @shantivanille:

        Sie können mir sicher verraten, welche arabische Staat 1948 von der Muslim-Bruderschaft geführt wurde...; auch der Rest Ihres Beitrages ist historisch mindestens vereinfacht. Vielleicht schlagen Sie einmal nach, was die Streitpunkte in den bisherigen Verhandungen waren, statt die Schuld pauschal den Palästinensern zuzuschieben - macht man sich mit den Details vertraut (etwas dem Streit um Wasservorräte oder um den Verlauf von israelischen Strassen und Checkpoints, die den angeblich angebotenen Staat wieder in Bantustans zerschnitten hätten, kann man das Zaudern auf palästinensischer Seite vielleicht sogar verstehen (dann zumindest, wenn man in Palästinensern vollwertige Menschen mit gleichen Rechten sieht). Und davon abgesehen, dass unbelegte Behauptung, Iran hätte den Angriff der Hamas organisiert (als wäre letztere ein blosser Befehlsempfänger Teherans) durch blosses Wiederholen noch lange nicht belegt ist, kann nichts davon die israelische Kriegsführung rechtfertigen: auch ein angegriffener Staat bleibt an das Völkerrecht gebunden und ist für Kriegsverbrechen und - nach Ansicht nicht weniger Experten - sogar genozidale Handlungen selbst verantwortlich.

        • @O.F.:

          Danke.

      • @shantivanille:

        Wann hat Israel in dieser Zeitreihe den Abzug der illegalen Siedler aus dem Westjordanland zugesichert?

        • @Rudolf Fissner:

          Und Ostjerusalem wurde auch nie angeboten. Das Angebot war, Abu Dis nach Jerusalem einzugliedern und dort die palästinensische Hauptstadt zu errichten. Vielleicht noch mit ein paar der 1967 von Israel nach Jerusalem eingegliederten arabischen Vororten. Das eigentliche Ostjerusalem mit der Altstadt und dem Tempelberg sollte aber bei Israel bleiben.

  • Frau Eva Berger, ihnen möchte ich empfehlen sich noch eingehender mit dem Gazakrieg und den gesamten Komplex des Palästinakonflikts zu beschäftigen. Sie werden dann vielleicht erkennen, dass, bei aller berechtigter Kritik, die postkoloniale Lesart des Konfliktes den Tatsachen und Fakten noch immer gerechter wird als die Stereotype zionistische Propaganda vom arabischen, beziehungsweise palestinensischem Antisemitismus als Ursache für den Terror und Wiederstand palästinensischer Gruppen. Um das festzustellen, reicht eigentlich auch schon der Blick auf die sich aktuell fortsetzende Vertreibung und Vernichtung palästinensischen Lebens in Gaza und im Westjordanland durch Israel. Als eine Rezension bietet Ihr Text wirklich keinerlei Substanz. Verstörend eine solche total einseitige und unterkomplexe Rezension in der TAZ zu finden.

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @Erni:

      Sei es verstörend, überhaupt Meinungen zu entdecken, die mit dem erschöpften Narrativ des „Dekolonialismus“ aufräumen?

      Meine Frage ist keineswegs zynisch gemeint. Es scheint mir allerdings, dass viele in der pro-palästinensischen Bewegung allen Ernstes mit keinem Widerspruch rechnen. Als würden die Freunde und Freundinnen Israels es einfach so hinnehmen, dass der jüdische Staat kontinuierlich dämonisiert wird.

      • @Michaela Dudley:

        Dämonisiert werden doch genauso die Palästinenser. Schon in muslimischem Antisemitismus die Haupt-Ursache des Konflikts zu sehen, ist eine solche Dämonisierung.

    • @Erni:

      Vielleicht würde eine differenzierte Sichtweise auf den Nahostkonflikt und den Gaza-Krieg bedingen, dass man die postkoloniale und Hamas-glorifizierende Lesart genau wie die rechtsnationalistisch-zionistische Lesart als Extreme begreift, da beide Tatsachen und Fakten lediglich für ihre Zwecke zurechtbiegen? Genau darauf hat die Rezensentin nun in Bezug des Autors hingewiesen, der eben alles ausblendet, was seiner Deutungsart widerspricht.

      • @Karla Columna:

        Hamas hatte, selbst nach dem Genozid den sie am 7. planet angefangen haben, die Unterstützung der überwältigenden Mehrheit der Menschen in Gaza. Mehr als 5000 beteiligten sich an den Untaten.

        Sie sind extrem, aber es war eben auch der Extremismus der Mitte, woher den Nazis die Vernichtung so vieler Leben ermöglichte.

  • Keine sehr überzeugende Kritik. Klingt nach schierer Entrüstung, weil jemand wagt, eigene Dogmen in Frage zu stellen. Bereitschaft, sie zu hinterfragen, klingt anders. Mishra blendet den unmenschlichen Vernichtungswillen der Hamas aus und schiebt alles auf westlichen Rassismus, die Rezensentin blendet die Vorgeschichte aus und schiebt alles auf muslimischen Antisemitismus. Dabei böte das, was die Autorin als "Vergiftung" beschreibt, eine gute Gelegenheit dazu, eigene Dogmen mal aus radikal anderer Sicht zu betrachten und zu überdenken, auch wenn man sie nicht komplett aufgeben will. Insbesondere auch mal darüber nachzudenken, wie diese dogmatisch-ideologische Sicht auf den Konflikt den Realitätssinn verdunkelt, gerade wenn man sie auf der anderen Seite gespiegelt sieht: Das Gift kommt von beiden Seiten.



    Aber was soll es bringen, der sehr einseitig propalästinensischen Interpretation Mishras eine sehr einseitig proisraelische Empörung entgegenzusetzen, die genauso mit ideologischen Versatzstücken arbeitet und entscheidendeAspekte ausblendet wie Mishras Lesart? Dialogunfähigkeit auf beiden Seiten, und genau das ist ja auch das eigentliche Dilemma des Konflikts.

    • @Günter Picart:

      Dem stimme ich zu. Der Artikel ist unangenehm einseitig und voreingenommen

    • @Günter Picart:

      Den Kern der Kritik von Eva Berger haben Sie offenbar nicht verstanden. "Hinterfragen von Dogmen" klingt ja immer sehr schön, Bergers Vorwurf läuft aber auf Faktenklitterung und massive Auslassungen hinaus. Inhaltlich ist Ihnen dazu aber wiederum gar nichts eingefallen. Davon abgesehen: es handelt sich um eine Rezension. Da ist es eher unüblich, die eigene Position in extenso darzulegen.



      Im übrigen ist Berger ja nicht die einzige, die Mishras krudes Machwerk verrissen hat www.perlentaucher....elt-nach-gaza.html



      Der Vorwurf der Einseitigkeit ist da noch der harmloseste. Mishra hat seinen Unsinn ja schon früher verzapft, ich zitiere da gerne mal aus der jungle world: "Ein typisches Beispiel für den derzeitigen Israelhass und die Relativierung der Shoah von postkolonialer Seite ... Mishras Text strotzt, und darüber braucht man nicht erstaunt sein, vor Lügen über Israel." jungle.world/artik...uer-die-barrikaden



      Man kein ein abgrundtief schlechtes Buch auch einfach mal ein abgrundtief schlechtes Buch nennen.

    • @Günter Picart:

      Danke für Ihre Einschätzung. Sie sprechen mir aus dem Herzen.

  • Pankaj Mishra hat ein faktenbasiertes Buch über die Entwicklung in Palästina bis zu 7/11 geschrieben und das, wie in seinen anderen herausragenden Büchern, eher aus der Sicht des globalen Südens und seinen Erfahrungen mit dem westlichen Kolonialismus. Er verlässt den hierzulande vorherrschenden Meinungskorridor der Gleichsetzung von Antizionismus, Israelkritik und Antisemitismus. Das gut recherchierte Buch zeigt auch indirekt auf, warum die deutsche Politik uns mit seiner einseitigen Sichtweise mittlerweile in großen Teilen der Welt isoliert hat. Israel war auch nie der arme David, der sich gegen alle verteidigen musste, sondern eigentlich immer der hochgerüstete Goliath, der seit 1936, verstärkt nach der Staatsgründung 1948, ein klares Ziel verfolgt. Etwas mehr objektive Schlüsse aus der verifizierbaren Geschichte der Region würde man auch der Autorin wünschen.

    • @Thomas Müller:

      Ach ja, vielleicht sollten Sie sich ein bisschen gründlicher einlesen und nicht nur auf das Buch von Mishra zurückgreifen. Wenn Israel seit 1936 und ab 1948 angeblich so hochgerüstet gewesen sein soll, fragt man sich, warum die Staatsgründung erst nach dem UN Teilungsplan erfolgte (das hätten sie ja dann einfach militärisch durchsetzen können) und sie für die ersten arabisch-israelischen Kriege ausgerechnet Waffen von der Tschechoslowakei kaufen mussten, während alle anderen Länder ein Waffen-Embargo gegen Israel einhielten. "Hochgerüsteter Goliath" - das ist doch auch schon wieder diese einseitige Schwarz-Weiß-Betrachtung, die die arabischen Länder und die Palästinenser als Opfer sieht und Israel immer nur als Täter. (Ich möchte hinzufügen, dass ich Netanyahus aktuelle Politik und den Gaza-Krieg mit großer Sorge sehe - aber auch hier sind sowohl Hamas als auch Iran nicht nur Opfer, die nicht anders können. Sie könnten anders. Opfer sind immer die getöteten Zivilisten).

      • @Karla Columna:

        "Wenn Israel seit 1936 und ab 1948 angeblich so hochgerüstet gewesen sein soll, fragt man sich, warum die Staatsgründung erst nach dem UN Teilungsplan erfolgte (das hätten sie ja dann einfach militärisch durchsetzen können"

        Dann hätten sie gegen die Briten kämpfen müssen. Ganz so stark war Israel (zu diesem Zeitpunkt genauer: der Jischuw) dann doch nicht.

    • @Thomas Müller:

      Das hätte mein Text sein können.

    • @Thomas Müller:

      „ Israel war auch nie der arme David, der sich gegen alle verteidigen musste“ Sagen sie das den Juden von Hebron, den Pazifisten des Gaza Envelopes.

      Ach die Gruppen sind beide in ihrer originären Form ermordet worden?

  • Es ist einfach nur traurig, wenn Intellektuelle ihren Intellekt der ideologischen Idiotie unterordnen. Wenn selbst so ein vielgerühmter Denker nicht über den eigenen doofen Dorfzaun schauen mag, bevor er die vermeintliche Welt da draußen mit eigenen Worten schwärzt, dann weiß ich auch nicht, warum solche Machwerke überhaupt noch von einem deutschen Verlag verlegt werden sollten.

    • @vieldenker:

      Es sagt allerdings auch einiges über Deutschland 2025 aus, wenn sich über die Veröffentlichung von Büchern entrüstet, die man offenkundig nicht gelesen hat…

  • Es gibt Rezensionen, nach deren Lektüre man sich fragt, ob man dasselbe Buch gelesen hat. Ich habe jedenfalls Zweifel, ob diese wütende Polemik Mishras differenzierter Darstellung gerecht wird. Aber vielleicht macht EB genau den Fehler, den sie Mishras vorwirft: Sie ist auf einen Deutungsrahmen fixiert, in dem der NO-Konflikt am 7.10 beginnt und Hamas allein vom Antisemitismus getrieben ist - als hätte es davor keine Besatzung gegeben, über deren brutale Realität etliche Menschenrechtsorganisationen seit Jahrberichten. Das ist bequem, wenn man über die Mitverantwortung Israels nicht nachdenken möchte - man begibt sich damit aber in ein gefährliches Fahrwasser. Es ist ja kein Zufall, dass Vertreter rechtsextremer Parteien zu einer Antisemitismus -Konferenz nach Israel eingeladen wurden: man teilt das rassistische Weltbild vom Kampf der Zivilisation (als gäbe es diese nur in ihrer westlichen Form) gegen den Islam. Dass man dann in der Linken bzw. im Post/Antikolonialismus seinen primären Feind sieht, ist konsequent. Nur sollte man sich fragen, ob dass wirklich die Konsequenz ist, die man ziehen sollte.

  • Hört sich nach "Ich bin heiliger als du und darf deshalb alles" an. War allerdings noch in keiner Gesellschaft ein Befreiungsinstrument. Wird auch nix.

  • "Denn dem Schock über das von der Hamas begangenen Massaker selbst, folgte der Schock angesichts der Jubelfeiern, die sich in die Straßen der westlichen Migrationsmetropolen ergossen."



    Nachvollziehbar, dass Frau Berger von diesen Ereignissen schockiert wurde, ich denke so ging es den meisten Menschen. Dass in ihrem Text kein Anzeichen von Schockierung über die menschenverachtende, mordende Antwort Israels darauf zu finden ist, diese nicht einmal erwähnt wird, schockiert mich wiederum. Es mag mit dem fehlenden Willen zu tun haben "das eigene Weltbild und Wirklichkeitsverständnis im Lichte von dazu nicht passenden Fakten zur kritischen Disposition zu stellen." Die gut dokumentierten Gräueltaten der IDF, vor und nach dem 7.10., beschweigt sie.

    • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
      @Residente:

      Das Entsetzen über den 7. Oktober mit der Handlungen Israels zu verknüpfen, wäre meines Erachtens eine zu vermeidende Relativierung. Der 7. Oktober war nämlich ein singuläres Ereignis, ein Akt terroristischer Gewalt, der durch seinen antisemitischen Charakter und seine Brutalität eine historische Zäsur darstellt. Ihn mit den komplexen, oft tragischen, aber dennoch notwendigen Handlungen eines Staates im Angesicht existentieller Bedrohungen gleichzusetzen, ist nicht nur eine gefährliche Verkürzung, sondern auch eine moralische Bankrotterklärung.

      Objektivität in der Berichterstattung oder in der Analyse eines Sachverhalts bedeutet nicht, dass jedwede Meinung oder Handlung als gleichwertig dargestellt werden muss. Vor allem der Zwei-Seiten-Ansatz suggeriert fälschlicherweise eine moralische Gleichwertigkeit aller Handlungen, insbesondere durch die Gleichsetzung von Terrorakten mit staatlichem Handeln, wodurch die klare Unterscheidung zwischen Aggressor und Opfer verwischt wird.

      • @Michaela Dudley:

        "notwendigen Handlungen eines Staates im Angesicht existentieller Bedrohungen"

        Was verstehen sie denn darunter? War der Staat Israel ihrer Meinung nach durch die Ereignisse des 7 Oktobers in seiner Existenz bedroht?

        Es geht auch nicht um Gleichsetzung der Ereignisse sondern um die Verhältnismäßigkeit der Reaktionen Israels im Rahmen seines Rechts auf Selbstverteidigung.

        Das Recht bezieht nämlich nicht mit ein, dass der Großteil der Gebäude zerstört wird und es einen derart hohen Anteil an Todesopfern in der Zivilbevölkerung gibt.

        Von den anderen Ereignissen wie Blockaden für Hilfsgüter etc ganz zu schweigen.

        Die anfängliche Selbstverteidigung ist längst zum Politikum verkommen, um die Großisraelträume der Faschisten in Israels Regierung zu verwirklichen.

        Gut zu beobachten derzeit im Westjordanland. Für Palästinenser derzeit ein rechtsfreier Raum.

        Gut zu beobachten im Umgang der Regierung mit der einheimischen Justiz oder mit Kritikern in den eigenen Reihen. Oder auch im Umgang mit der freien Presse.

        Netanjahu braucht den Konflikt für seine Legitimierung an der Regierung zu bleiben und dem wird alles untergeordnet. Auch Menschenleben!

        • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
          @Sam Spade:

          Der breitangelgte Terorangriff, den die Hamas am 7.Oktober 2023 verübte, und zwar mit Überfällen via Luft, Land und See, war schlicht und ergreifend existenzbedrohend.

          Der Angriffskrieg, den die Japaner mit der Überfall auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 vom Zaun brachen, war existenbedrohend.

          Der Terrorangriff, den Al-Qaida am 11. September 2001 durchführte, war existendbedrohend.

          Die Tendenz, einer attackierten Supermacht die Unverhältnismäßigkeit vorzuwerfen, nur deshalb, weil ihre Gegenoffensive weitaus mehr Zerstörung verursacht, ist weder sachlich noch realistisch.

      • @Michaela Dudley:

        "[...] notwendigen Handlungen eines Staates im Angesicht existentieller Bedrohungen gleichzusetzen, ist nicht nur eine gefährliche Verkürzung, sondern auch eine moralische Bankrotterklärung."



        Sie schätzen, meiner Meinung nach, die politischen und militärischen Realitäten der Region fatal falsch ein. Es gibt im ehemaligen Mandatsgebiet einen atomar und konventionell hochgerüsteten Staat und einen der um seine Anerkennung und seine territoriale Integrität bangen muss. Sie sehen die reiche, von asymmetrisch operierenden Militanten, angegriffene Atommacht existenziell bedroht, ich eher die von einer brutalen Besatzung und Militärmaschinerie attackierte, Bevölkerung Palästinas. Alle IDF-Verbrechen der letzten Monate "notwendig" zu nennen und im gleichen Satz von Moral zu sprechen ist spannend. Der Gedanke, dass Staaten nicht terroristisch handeln könnten, ihre Handlungen also per se legitimer seien, ist absurd, entscheidend ist die Tat, nicht der Täter.



        Eine "klare Unterscheidung zwischen Aggressor und Opfer" gibt es in diesem fast 80-Jährigen Konflikt nicht, auf beiden Seiten sind Menschen, die diese mit größter Sicherheit erkennen ein großes Hindernis auf dem Weg zu einer Lösung.

  • Ja, Pankaj Mishra gehört nicht zu den Differenzierenden, allein die Menge seiner Bücher spricht eher dagegen. Die vorliegende Besprechung zeugt allerdings auch nicht von der Bereitschaft, "das eigene Weltbild und Wirklichkeitsverständnis im Lichte von dazu nicht passenden Fakten zur kritischen Disposition zu stellen." Israel ist nicht und wahr nie ausschließlich das nette, sympathische Kibbuz-Experiment, schön mit Techno und Surfen für die, die nicht ganz so sozial visionär drauf sind. Die Besatzung hat sich tief in das gesellschaftliche und politische Gewebe Israels gefressen und es vergiftet (neben den üblichen Giften wie Neoliberalismus).



    Und dass der 07.10. nicht "aus dem Kalten" kam, sondern eine völlig überzogene und illegitime Reaktion auf mehrere Entwicklungen war, sollte nicht vergessen werden: a) die Unterdrückungsmechanismen der Besatzung, b) die Tendenz arabischer Staaten ohne die Palästinenser*innen Verträge mit Israel zu schließen, c) innerpalästinensische Konkurrenzverhältnisse (Hamas, PA, PFPL, Islamischer Dschihad). Das alles verschwindet hinter einem dekontextualisierten/ahistorischen, letztlich kulturrassistisch gedachten "muslimischen Antisemitismus".

  • Es gibt Zeitungsartikel, von denen fühlt man sich vergiftet, wenn man sie liest…

    • @Baradar:

      Immer dieser Appell an Emotionen, wenn es faktisch keine Einwände gibt.

  • Danke für diesen Text.