Geldgeber des Islamischen Dschihad: Die Strippenzieher aus Teheran
Know-how und Geld aus Iran: Der Raketenterror aus dem Gazastreifen ist eng verbunden mit den Ränken des iranischen Regimes gegen den Westen und Israel.
Einige Aspekte der jüngsten Eskalation im Nahen Osten kommen in der deutschsprachigen Berichterstattung kaum vor: Selten liest man davon, dass jüdische und arabische Israelis Seite an Seite in den Bunkern vor dem Raketenterror aus Gaza Schutz suchen.
Meist bleibt unerwähnt, dass viele der von Hamas und derzeit vor allem vom palästinensischen Islamischen Dschihad abgefeuerten Raketen in Gaza selbst niedergehen und nach israelischen Angaben für einen erheblichen Teil der zivilen Opfer auf palästinensischer Seite verantwortlich sind. Vor allem ein Thema blieb in der deutschen Berichterstattung merkwürdig unterbelichtet: die Rolle, die das iranische Regime bei der massiven Aufrüstung und Finanzierung der antisemitischen Terrortruppen in Gaza gespielt hat.
Das ist schon deswegen bemerkenswert, weil die iranische Unterstützung für Hamas und insbesondere für den Islamischen Dschihad kein Geheimnis ist und von den Sprechern der Islamisten-Milizen offen ausposaunt wurde.
So erklärte Ramez Al-Halabi vom Islamischen Dschihad 2021 im irakischen Fernsehen: „Ein wichtiger Teil unserer Tätigkeit steht unter der Aufsicht iranischer Experten. Ich bin stolz zu sagen, dass die Raketen, die wir auf Tel Aviv abfeuern, eine iranische Signatur tragen. Diejenigen, die diese Waffen einsetzen, wurden von unseren Brüdern bei den iranischen Revolutionsgarden ausgebildet.“
Transfer von Wissen und Expertise
Bereits im Dezember 2020 brüstete sich Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah damit, dass jene Panzerabwehrwaffen, mit denen während einer der letzten Auseinandersetzung der israelische Soldat Omer Tabib getötet wurde, unter Aufsicht der iranischen Revolutionsgarden nach Gaza geschafft wurden.
Wenige Tage vor dem Beginn der letztjährigen Unruhen in Jerusalem fand in Vorbereitung des sogenannten Al-Kuds-Tags, an dem seit 1979 auf Geheiß von Ajatollah Chomeini weltweit am Ende des Fastenmonats Ramadan für die Vernichtung Israels demonstriert wird, in Teheran eine „Expertenkonferenz“ zur „Befreiung Jerusalems“ statt.
Mit dabei waren Khaled Qaddoumi, der Repräsentant der Hamas im Iran, und Naser Abu Sharif als Repräsentant des Islamischen Dschihad. Im Mai 2021 erklärte Quaddoumi: „Die Islamische Republik Iran hat einerseits sehr geholfen, was den Transfer von Wissen und Expertise angeht, und andererseits mit dem Transport der Raketen.“
Die Kooperation mit Teheran intensiviert
In Dezember 2020 erklärte Ziad al-Nakhala, seit 2018 der neue Generalsekretär des Islamischen Dschihad, der die Kooperation mit Teheran im Vergleich zu seinem Vorgänger Ramadan Shalah nochmals deutlich intensiviert und der Hamas-Führung in Gaza mittlerweile den Rang als wichtigster Verbündeter des iranischen Regimes abgelaufen hat: „All die konventionellen Waffen haben Gaza durch Qasim Soleimani, Hisbollah und Syrien erreicht, und die gesamte Widerstandsachse hat eine Rolle gespielt beim Transport der Waffen. In Syrien existieren Trainingscamps, wo unsere Brüder von der Hamas eine spezielle Ausbildung erhalten, um selbst Raketen produzieren zu können.“
Während der jüngsten Eskalation mit dem Raketenbeschuss hielt Ziad al-Nakhala sich in Teheran auf und koordinierte mit Hossein Salami, dem Kommandanten der iranischen Revolutionsgarden, das weitere Vorgehen gegen Israel.
Bereits 2013 hatte Daoud Shihab als Sprecher des Islamischen Dschihad erklärt: „Egal ob bei der Hamas oder beim Islamischen Dschihad, die Waffen in Gaza kommen vom Iran. Vielleicht hat Hamas sogar mehr iranische Waffen als wir, und jeder weiß, dass Iran uns finanziert. Viele in der arabischen und muslimischen Welt bieten ihre Unterstützung für den Widerstand an, aber der größte Teil der finanziellen und der militärischen Unterstützung kommt aus dem Iran.“
Und der heutige Hamas-Chef in Gaza, Yahya Sinwar, sagte im Juni 2019 über jene Raketen, die auch Tel Aviv erreichen können: „Ohne Irans Unterstützung für den Widerstand in Palästina hätten wir diese Fähigkeiten nicht erreicht. Iran hat uns mit Waffen, Equipment und Expertise unterstützt.“
Als „gemäßigt“ missinterpretiert
Für die enge Kooperation des Ajatollah-Regimes mit den antiisraelischen Terrorgruppen in Gaza ist es irrelevant, welche Fraktionen der iranischen Theokratie gerade am Ruder sind: Anfang 2019 hat der in Europa stets als „moderat“ verharmloste iranische Außenminister Dschawad Sarif sich in Beirut mit Vertretern der Hisbollah, der Hamas und des Islamischen Dschihad getroffen, um das weitere Vorgehen gegen Israel zu koordinieren.
Der im Westen ebenso als „gemäßigt“ missinterpretierte, bis letztes Jahr amtierende Präsident Hassan Rohani, der Israel so wie seine Vorgänger und der „Oberste Führer“ Ali Chamenei als „Krebsgeschwür“ bezeichnet hat, traf sich 2019 mit Ziad al-Nakhala. Die Nachfolger von Sarif und Rohani, Außenminister Hossein Amir-Abdollahian und Präsident Ebrahim Raisi, stehen für eine nochmals intensivierte Unterstützung der antiisraelischen Terrortruppen durch das Islamistenregime in Teheran.
Es ist eine simple Tatsache, dass die massiven Raketenangriffe von Hamas und Islamischem Dschihad auf die israelische Zivilbevölkerung ohne die kontinuierliche Unterstützung aus Teheran nicht in der Intensität möglich gewesen wären, wie die Menschen in Israel sie insbesondere im Mai 2021 und nun erneut erleiden müssen.
Wer Geschäfte macht, finanziert den Terror
Es wird geschätzt, dass der Islamische Dschihad etwa 70 Millionen US-Dollar pro Jahr aus dem Iran erhält und die Hamas zwischen 70 und 100 Millionen. In den letzten drei Jahren hat Irans Islamistenführer Chamenei laut israelischen Medienberichten der Hamas angeboten, bis zu 30 Millionen Dollar monatlich zur Verfügung zu stellen, wenn Teheran im Gegenzug Informationen über israelische Raketenstellungen von den palästinensischen Moslembrüdern erhält.
All das bedeutet: Wer mit dem Ajatollah-Regime im Iran Geschäfte macht, finanziert den Terror gegen Israel. Dementsprechend reicht es nicht, wenn die europäischen Regierungen die Raketenangriffe der iranischen Verbündeten auf Israel verurteilen. Ohne ein konsequentes Vorgehen gegen die iranische Finanzierung dieses Terrors bleiben solche Statements folgenlose Rhetorik.
Die Botschaften müssten geschlossen werden
Wollte man Israel gegen den Terror von Hamas und Islamischem Dschihad ernsthaft beistehen, müssten Geschäfte mit den iranischen Förderern des antiisraelischen Terrors komplett verboten werden. Iranische Botschaften in Europa, von denen aus immer wieder Terroranschläge geplant werden, müssten geschlossen werden. Die iranischen Revolutionsgarden und die gesamte libanesische Hisbollah, die Israel mit einem noch viel gefährlicheren Raketenarsenal bedroht als die iranischen Verbündeten in Gaza, gehören endlich auf die Terrorlisten sämtlicher demokratischer und europäischer Staaten.
In jedem Fall gilt: Ohne ein Zurückdrängen des Einflusses des antiisraelischen Regimes im Iran sind Bemühungen um eine Entspannung in der Region dauerhaft zum Scheitern verurteilt. Ein konsequentes Vorgehen nicht nur gegen die Terrormilizen an den Grenzen Israels, sondern insbesondere gegen ihre Unterstützer und Finanziers im Iran wäre im Interesse aller Menschen im Nahen und Mittleren Osten, die an einem friedlichen Zusammenleben ebenso interessiert sind wie an freien Gesellschaften.
Leser*innenkommentare
Rudolf Fissner
"Sie wissen anscheinend nicht, ..."
DE hat wg. der RAF nicht ein Nachbarland annektieren und mit 8% der deutschen Bevölkerung besiedeln wollen oder die gesamte Linke als nicht integrierbar angesehen. Es wurden auch nicht Wohnkomplexe mit Raketen beschossen, in denen ein RAFler vermutet wurde.
Islamismus ist ein Begriff der in den 70'ern aufkam. Der Begriff ist für den Nahostkonflikt der falsche. Die Wut von Vertriebenen speist sich nicht aus deren Religion. Die Anführungszeichen sind da als Zitat durchaus berechtigt.
Jim Hawkins
@Rudolf Fissner Kennen Sie die Agenda von Hamas und PIJ?
Kennen Sie Aktionen dieser Gruppen?
Wie würden Sie die Regierung der Hamas beschreiben?
christine rölke-sommer
ah, der grigat mal wieder! einer der meister der täter-opfer-umkehr! rechtfertigt heute den kriegerischen überfall auf 'Asa mit uralten sprüchen aus teheran.
ingrid werner
mit den Menschen im NO, die an freien Gesellschaften interessiert sind, kann Grigat kaum die Regierungen Bahreins, der VAE usw, die neuen Freunde Israels gemeint haben, auch nicht Ägypten oder Katar. Wer kontrolliert eigentlich die Grenzen Gazas das flächenmäßig nicht besonders groß ist, so groß wie Bremen. Wie häufig wurde schon ein Fischer über den Haufen geschossen weil er die immer wieder nach Gusto durch Israel eingeschränkten Seegebiete überschritt? Aber den Schmuggel von Material für Waffen oder fertige Waffen schafft es nicht zu verhindern? Wie oft möchte man sich die regelmäßigen Waffengänge noch geben? Hat Israel da eine langfristige Strategie? Oder will es nun jedes Jahr Gaza, mal mehr mal weniger, in Trümmern legen? Wenn Israels größter Feind, der Iran, direkt vor seiner Haustür mehrere Terrorgruppen unterhält, auf einem Gebiet für das Israel selbst völkerrechtlich verantwortlich ist (richtig, Gaza ist gemeint) da müsste es doch mal was nachhaltiges unternehmen? Warum tut es das nicht? Will uns Grigat mal dafür eine Erklärung geben? Eine Theorie ist, es hat gar kein Interesse, es hält Gaza einfach weiter in dieser Belagerungssituation und verhandelt niemals, und dank des durch die Belagerungssituation vorprogrammierten Widerstandes der Palästinenser, wird es immer eine Ausrede haben warum es nicht über ein Ende der Besatzung u eine 2Staatenlösung verhandelt, so kann es auch die Kolonialisierung der WB weiter laufen lassen ohne dass USA oder EU die mal ernsthaft in Frage stellen und etwas gg sie unternehmen würden. Mit dem Status Quo lässt es sich für Israel offenbar ganz gut leben, der Iron Dome u ein paar Bombardements, Targeted Killings werden es richten, für die Palis zahlt das Ausland für den isr. Militärhaushalt zu gr.Teilen auch. Israelis sterben kaum, nur ziemlich viele Palästinenser, Kolonisierung läuft weiter. Den Movens bekommt Hamas u der PIJ nicht vom Iran geliefert sondern v Israel. Darüber werden wir nie v Grigat was hören. Warum wohl?
Jim Hawkins
@ingrid werner Sie schreiben ja wie ein Maschinengewehr.
Mit wem sollte Israel denn verhandeln?
Hat Israel noch nie mit den Palästinensern verhandelt?
Aus ihrer Sicht ist bestimmt alles immer und immer und immer wieder an Israel gescheitert, so wie Israel immer und immer und immer an alle schuld hat.
Wenn die Palästinenser so verhandlungsbereit sind wie Sie, dann wird da nie was draus.
Rudolf Fissner
@Jim Hawkins Israel will gar nicht verhandeln.
Schon seit einer Ewigkeit nicht. Über was auch? Dass illegaler Siedlungsbau anerkannt wird? Dass die Verdrängung der Bewohner im Westjordanland für dufte erklärt wird.
Nicht einmal, wenn die Palästinenser ihr Land anbieten würde, würde der rechte nationalistische Part Israels, der momentan oben dümpelt, Verhandlungen aufnehmen, denn das ist ja eh für diese schon alles seit Jahrtausenden israelische Homeland.
Jim Hawkins
@Rudolf Fissner Spät, aber er kommt und er bringt die Apartheid-Nummer und das israelische Alleinschuld-Märchen mit.
Warum nur haben Sie so einen Narren an diesem kleinen Staat gefressen und warum nur sehen Sie seine Gegner nicht als das, was sie sind?
Kommt ihnen das nicht selbst manchmal komisch vor?
Wohl kaum. Wäre es so, würden Sie das alles ja nicht denken und nicht schreiben.
chinamen
Nicht zu vergessen die Houthis im Jemen. Genauso indoktriniert vom Iran, aufgehetzt und mit Waffen versorgt.
Die Iranische Außenpolitik ist eine sehr hinterhältige und feige Spielart. Sie treten nicht selber in kriegerischen Aktionen hervor, sondern lassen andere dieses für sich tun. Sie Zündeln.
Das heutige Iran ist auch eine Folge des völkerrechtswidrigen Umsturzes der iranischen demokratischen Regierung 1954 durch die USA und UK. Damals wurde das Land so stark destabilisiert, dass es sich bis Heute nicht richtig davon erholt hat und es so zu einer leichten Beute für Trolle wie den Schah und danach dem Mullas machte.
Nachdem der Iran auch nun erfahren durfte was Vertragstreue im Westen bedeutet, sind Verhandlungen und mäßigender Einfluss auch noch sehr erschwert. Der Blick Teherans hat sich vom Westen schon längst Richtung China, Indien und Russland gerichtet. Da sehen die Mullas ihre Zukunft und ihre Kooperationspartner. Ich fürchte die Anzahl der Länder wächst, die sich von der Doppelmoral des Westens abgestoßen fühlen.
Kappert Joachim
Wenn man den Angaben glauben kann, liegt also das Budget der "islamischen Terroristen" bei 360 Millionen/Jahr. Zum Vergleich liegt Israel Budget bei 21,8 Milliarden USD pro Jahr.
Jim Hawkins
@Kappert Joachim Die RAF hatte auch geringere Mittel als die BRD, oder die ETA als der spanische Staat, die Roten Brigaden als der italienische.
Und?
Sie wissen anscheinend nicht, was Terroristen sind, deshalb die Anführungszeichen.
Jim Hawkins
Vielen Dank für diese allerdings beunruhigenden Informationen, die man so kaum in der deutschen Medienlandschaft findet.
Nur, warum steht dieser Artikel in der Kultur?
Klempner Karl
@Jim Hawkins Wenn es gilt kann sich Israel nicht auf Hilfe (auch von Freunden) verlassen. Deshalb das konseqente, harte Vorgehen gegen jegliche Bedrohung. Deshalb eine gut ausgerüstete Armee, deshalb Wehrpflicht für Männer und Frauen. Noch ein falled State Palästina mit der Hisbolla in Ostjerusalem würde alles nur noch schlimmer machen. Das Beispiel Gaza ist eine Blaupause.Gaza könnte wie Singapur eine demokratische Gesellschafft sein ohne Mauern nach Israel.
Jim Hawkins
@Klempner Karl Ja, das wäre schön, man könnte Urlaub in Israel und in Palästina machen.
Einfach so.
Phineas
Unerwähnt bleibt seit Jahren leider auch die humanitäre Situation in Gaza, bei der man sich nicht wundern sollte, wenn kein Friede einkehrt.
Hier etwas Hintergrund: reliefweb.int/repo...e-june-2022-enarhe
17900 (Profil gelöscht)
Gast
Den Ayatollahs muss man eine deutliche Ansage machen. Üble Typen, die auch noch ihr eigenes Volk in Geiselhaft hält.
Auf gar keinen Fall darf der Iran Atomwaffen bekommen.
Könnte aber Putins nächste "Spezialoperation" werden - so wie in Syrien.