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Merz will Straftätern Pass entziehenHeimat ist bedingungslos

Gastkommentar von Farnaz Nasiriamini

Friedrich Merz will Doppelstaatlern den deutschen Pass entziehen. Es ist eine Forderung ohne politische Zukunft – außer an der Seite der AfD.

Friedrich Merz auf dem Weg zur Winterklausur des CDU-Bundesvorstands Foto: Marcus Brandt/dpa

W as bleibt von einer Heimat, die man verlieren kann? Die nicht da ist, wenn man fällt? Heimat ist mehr als ein Ort, mehr als ein Pass. Heimat ist ein Anker, eine Gewissheit, dass man irgendwo dazugehört, selbst wenn man Fehler macht. Wenn wir anfangen, Menschen diese Gewissheit zu nehmen, verlieren wir mehr als sie. Wir verlieren uns selbst. Wir verlieren, was dieses Land stark macht: die Überzeugung, dass Gleichheit kein Privileg, sondern ein Recht ist.

Doch Friedrich Merz sieht Heimat anders. Für ihn scheint sie etwas zu sein, das man sich verdienen muss – und das man verlieren kann, wenn man sich nicht bewährt. Straffällig gewordene Doppelstaatler, so fordert er, sollen die deutsche Staatsangehörigkeit verlieren können. Ein Satz, der einfach klingt, fast plausibel. Doch hinter dieser Forderung steckt nicht nur juristisches Flickwerk, sondern auch eine bewusste Verzerrung der Realität.

Der steinige Weg zum Pass

Merz will den Eindruck erwecken, als wäre es in Deutschland ein Leichtes, eingebürgert zu werden. Doch wer sich die Mühe macht, einen Blick in Paragraf 10 des Staatsangehörigkeitsgesetzes zu werfen, erkennt schnell, dass das Gegenteil der Fall ist. Einbürgerung in Deutschland ist keine Formalität. Es ist ein steiniger Weg, gesäumt von strengen Anforderungen: Sprachkenntnisse, ein gesicherter Lebensunterhalt, ein unbefristetes Aufenthaltsrecht und – besonders wichtig – ein klares Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Dazu muss man im Regelfall fünf Jahre warten, bis man den Antrag stellen darf. Bis zur Einbürgerungsreform 2024 waren es sogar acht Jahre. Wer sich in diesem Land einbürgern lassen will, muss beweisen, dass er oder sie hier wirklich dazugehört.

Farnaz Nasiriamini

Aufgewachsen in Mittelhessen, ist Juristin und Soziologin sowie Teil des Vorstands des Deutschen Juristinnenbunds.

Und das ist nicht alles: Bereits jetzt gibt es klare Regeln, die verhindern, dass Straffällige eingebürgert werden. Eine einzelne Verurteilung von 90 Tagessätzen oder mehrere kleinere Straftaten können ausreichen, um eine Einbürgerung zu verweigern. Wer glaubt, dass man sich durch eine Einbürgerung seiner Verantwortung entziehen könnte, irrt.

Lehre aus der Geschichte

Und selbst wer eingebürgert wird, kann seine deutsche Staatsangehörigkeit verlieren. Bis zu zehn Jahre nach der Einbürgerung ist der Entzug möglich, wenn sie durch Täuschung, Drohung oder Bestechung erschlichen wurde. Auch wenn ein Doppelstaatler sich an Kampfhandlungen einer terroristischen Vereinigung im Ausland beteiligt, ist ein Entzug möglich. Bereits hier greift der Gesetzgeber hart durch. Doch während Merz mehr fordert, zeigt sich in unserer Verfassung, warum es rechtsstaatliche Grenzen gibt, die wir nicht überschreiten sollten.

Artikel 16 ist eine Mahnung, eine Lehre aus dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte

Der Satz „Die deutsche Staatsangehörigkeit darf nicht entzogen werden“ ist mehr als ein Grundrecht in Artikel 16. Es ist das Echo eines Versprechens, das nie wieder gebrochen werden darf: nie wieder staatenlos, nie wieder entrechtet, nie wieder ausgestoßen. Es ist eine Mahnung, eine Lehre aus dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte.

In einer Zeit, in der Millionen Menschen staatenlos gemacht wurden – Jüdinnen, Kommunisten, Andersdenkende –, hat Deutschland gelernt, dass Zugehörigkeit kein politisches Spielzeug sein darf. Die Verfassung zieht eine klare Linie: Staatsbürgerschaft ist ein unveräußerliches Recht. Sie schützt die Menschen vor dem Staat. Wer Artikel 16 Grundgesetz angreift, greift nicht nur ein Grundrecht an. Er greift das Fundament an, auf dem unser Land aufgebaut wurde.

Friedrich Merz weiß, dass sein Vorschlag juristisch kaum umsetzbar ist. Er würde zu verfassungsrechtlich unzulässigen Ungleichbehandlungen zwischen deutschen Staatsangehörigen führen. Heimat darf kein Werkzeug der Bestrafung sein. Als Jurist muss er das wissen. Die SPD, die Grünen und die FDP lehnen ihn kategorisch ab. Seine Forderung hat auch politisch keine Zukunft – außer vielleicht an der Seite der AfD. Und genau das ist der Punkt. Merz geht es nicht darum, ein Problem zu lösen. Es geht ihm darum, Tatkraft zu simulieren. Und dafür nimmt er in Kauf, Ängste zu schüren.

„Wir“ und „die“

Die doppelte Staatsbürgerschaft soll dabei zum Symbol seiner Rhetorik werden – ein Feindbild, das er skizziert, um Zugehörigkeit in Frage zu stellen. Doch was bedeutet es wirklich, deutsch zu sein? Ist ein Mensch weniger deutsch, weil er neben der deutschen Staatsangehörigkeit noch eine andere besitzt? Diese Frage schwebt wie ein unsichtbares Trennmesser über der Forderung und zerschneidet, was zusammengehört.

Was macht einen Menschen „deutsch“? Ein Pass? Eine Abstammung? Oder ist es nicht vielmehr die Entscheidung, sich mit diesem Land und seinen Werten zu verbinden? Die alte Unterscheidung zwischen dem „wir“ und „die“, deren Zugehörigkeit immer ein „aber“ mit sich trägt, wirkt des­truktiv. Statt zum Ausdruck von Emanzipation und vielschichtiger Identität wird die doppelte Staatsbürgerschaft damit zum Problem, zum Makel.

Was ernstlich einen Makel offenbart, ist Merz’ Sichtweise. Die Idee, dass zwei Heimaten eine weniger wert machen könnten, zieht eine Grenze, die niemand sieht, bis man plötzlich auf der anderen Seite steht.

Was bleibt von einer Heimat, die man verlieren kann? Nichts, außer Angst. Angst, nicht dazuzugehören. Angst, dass die eigene Existenz ein Luxus ist, die bei Fehlverhalten genommen werden kann. Heimat ist kein Privileg, das man sich verdient. Heimat ist ein Versprechen, das verdient, gehalten zu werden. Heimat, die an Bedingungen geknüpft ist, ist keine Heimat. Sie ist ein Ort der Unsicherheit, des Zweifels. Und ein Land, das seine Bürger in Kategorien teilt, verliert mehr als die Menschen, die es ausstößt. Es verliert sich selbst. Es verliert das, was es stark macht: das Wissen, dass Gleichheit vor dem Gesetz kein Privileg, sondern ein Recht ist.

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61 Kommentare

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  • Deja-vu, die Diskussion hatten wir doch schonmal:

    "In Zukunft können Deutsche mit Doppelpass, die sich an Kampfhandlungen einer terroristischen Vereinigung im Ausland beteiligen, die deutsche Staatsangehörigkeit verlieren. Wie die Bundesregierung am 27.06.2019 mitteilte, hat der Bundestag eine entsprechende Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes beschlossen. Einen Tag später stimmte auch der Bundesrat zu." [1]

    rsw.beck.de/aktuel...and-mit-doppelpass

    Seit ueber 5 Jahren ist es schon moeglich bei gewissen Strafttaten die (Doppel)Staatsbuergerschaft zu entziehen.

  • Ist mir ein straffällig gewordener 'Doppelstaatler' in meinem persönlichen Umfeld bekannt? Nein.



    Oder kennen Sie einen persönlich?



    Also haben wir es im Grunde mit einem Scheinproblem zu tun. Wieder einmal wird etwas künstlich aufgebauscht - richtig, um Stimmung zu machen. Gegen wen? Gegen diejenigen, die aus diversen Gründen 'Doppelstaatler sind.

    Manche haben hier 'eine zweite oder sogar neue Heimat' gefunden (von den früheren Gastarbeiter*innen bis zu den heutigen Migrant*innen).



    Andere sind 'Wandernde zwischen zwei (kulturell verschiedenen) Welten' geblieben.



    Viele von ihnen wollen vielleicht in ihre 'erste Heimat' zurückkehren, wenn die politischen Verhältnisse es zulassen. In so einem Fall ist es gut, über den ursprünglichen Pass noch zu verfügen.



    Andere wiederum...



    Ihnen und den vielen anderen ist der Doppelpass weder in die Wiege gelegt noch irgendwann später nachgeworfen worden. Jenen aber, die versuchen, mit diesen Menschen und ihren Schicksalen



    ihr übles Heimat-Süppchen zu kochen, sollte - im übertragenen Sinn - die Tür gewiesen werden. Damit wäre uns allen geholfen.

  • Die Diskussion folgt doch aus dem letzten Gesetz, dass den Erwerb der Staatsbürgerschaft deutlich leichter gemacht hat. Man kann auch dieses Gesetz zurücknehmen, dann ist die Diskussion vorbei. Oder - wenn man sich entschließt - die Anforderungen an den Erwerb zu senken, werden eben auch die Anforderungen an den Entzug gesenkt.

  • Das Gesetz sieht in folgenden weiteren Fällen einen Verlust der Staatsangehörigkeit vor:



    freiwilliger Eintritt ohne Zustimmung der zuständigen Behörde in den Dienst von Streitkräften oder vergleichbaren bewaffneten Verbänden eines ausländischen Staates, dessen Staatsangehörigkeit der Betroffene ebenfalls besitzt.



    Bitte konsequent durchziehen.

  • 》Doch Friedrich Merz sieht Heimat anders. Für ihn scheint sie etwas zu sein, das man sich verdienen muss – und das man verlieren kann, wenn man sich nicht bewährt.《



    .



    Eben nicht "man", sondern Deutsche mit Migrationshintergrund.



    .



    Als handle es sich um Straftäter, die nur auf Bewährung frei (=Deutsche) seien, bei denen die Gefahr bestehe, "rückfällig" zu werden - hinter dieser Vorstellung wird eine zutiefst rassistische Unterscheidung (Diskriminierung) sichtbar, die "ursprünglich fremd" mit kriminell assoziiert.

  • Heimat ist Heimat und Staatsangehörigkeit ist Staatsangehörigkeit - bei vielen Menschen stimmen sie überein, müssen sie aber nicht.



    "Straffällig gewordene Doppelstaatlern (...) sollen die deutsche Staatsangehörigkeit verlieren können. Ein Satz, der einfach klingt, fast plausibel."



    Nicht nur fast plausibel, er ist plausibel. Überall anderswo wird es genau so gehandhabt - halte ich mich nicht an die Regeln fliege ich aus dem Verein, der Wohnung, dem Vertrag, etc...



    Erstens schützt das Grundgesetz ja sowieso Menschen vor Staatenlosigkeit und zweitens geht es nicht um lapidare Vergehen - aber wer grob gegen unsere Werte und Rechte verstößt zeigt ja von sich aus mindestens ein Desinteresse, eher gar Verachtung für unsere Werte und Normen, wieso sollten wir solche Menschen weiterhin in unsrem Club belassen 🤷‍♂️



    Eine Staatsangehörigkeit kann nicht nur Freibrief sein, sie muss auch eine Bringschuld sein - den Menschen etwas wert sein.

  • P.S.: Jeder Straftäter könnte die Ausbürgerung doch einfach verhindern, indem er die zweite Staatsangehörigkeit aufgibt. Insofern hat er es doch selbst in der Hand...

    • @EH 553:

      Die Doppelstaatsbürgerschaften sind aber, zumindest ursprünglich, nicht einfach so hingenommen worden. Die deutsche gab es eigentlich nur solo. Aber auch Fälle, wo die Leute aus der ersten nicht herauskamen, der frühere Staat sie aus Prinzip nicht entließ bzw. mit dessen Behörden nach einer Flucht kein Einvernehmen über irgendwas zu erzielen war.

  • In der Argumentation steckt eine schon fundamentale Unehrlichkeit, die sie (bei aller Sympathie, die ich dafür empfinde!) sehr angreifbar macht: das ganze Argument basiert auf einem sehr emphatischen Begriff von Staatsbürgerschaft (hatten wir den nicht schon lange hinter uns gelassen?). Und gleichzeitig beansprucht das Argument, das manche Bürger eben mehrere dieser so emphatischen Staatsbürgerschaften haben dürfen muss. Hier wird das verbrämt über den Begriff der Heimat.

    Und das beißt sich logisch einfach. Entweder wir sind Weltbürger und betrachten die Staatsbürgerschaft unemotional als etwas notwendiges, oder wir sind eben nationale Bürger mit einer Heimat, die dieser Heimat das besondere emotionale Band der Staatsbürgerschaft überantwortet.

    Doppelstaatler machen das aber gerade nicht. Sie beanspruchen, in zwei Staaten gleichzeitig gleichberechtigter Staatsbürger sein zu dürfen (während alle anderen nur in einem Staat abstimmen dürfen). Deswegen werden sie ja auch durch den Entzug nicht staatenlos...

    Mich würde sehr interessieren, wie die Autorin hierüber denkt.

    • @EH 553:

      Klingt für mich danach, als würden Sie es den Menschen mit zwei Staatsbürgerschaften neiden, dass diese etwas haben, das Sie nicht haben.



      Und weil das nicht sein kann, muss das, was diese Leute haben, irgendwie doch mit weniger Garantien verbunden sein, damit Ihr neidisches Herz es akzeptieren kann.



      Dass manche Staatsbürgerschaften aber nicht einfach abgegeben werden können - egal.



      Dass manche Menschen irgendwo ankommen wollen, ohne die Hoffnung auf eine Rückkehr aufgeben zu müssen. Auch egal.



      Dass manche Menschen mit den Pässen Verbindung zu ihren Familien halten, weil sie mit beiden Staatsbürgerschaften geboren wurden - auch unvorstellbar.



      Aber mal ganz "unemphatisch": Welche Staatsbürgerschaft soll ein Kind an seinem 18. aufgeben, wenn es sein Leben gleichermaßen in beiden Kulturen lebt und es nicht anders kennt?

  • Pässe bekommt heute doch im Turbo-Verfahren nachgeworfen. Die oben aufgeführten Bedingungen sind eher läppisch. Die Sprachanforderungen sind nicht hoch, für einen Job gibt es jede Menge Scheinfirmen, und Pizza ausfahren ist jetzt auch nocht so problematisch. Ein klares Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung? Und damit natürlich auch ein klares Bekenntnis zu Frauenrechten? LGBTQs? Ein kristallklare Akzeptanz Menschen gegenüber, die anderen Glaubens sind? Nicht "gläubig" sind? Kein "wir" und "die", kein "aber"?

    Ist der Wille da sich mit den Menschen in diesem Land zu verbinden?

    Wirklich verdienen muss sich da niemand etwas.

    Und vielen Menschen wird so der Eindruck vermittelt, dass dieser Pass eh nichts wert ist (außer dem Bürgergeld).

    Die Bedenken von Frau Nasiriamini sind verständlich und berechtigt.

    Hier geht es jedoch um kriminelle Doppelstaatler. Und leider ist die Realität so, dass es sich da um ein massives Problem handelt.

    Das Sicherheitsgefühl der Bürger:innen dieses Land ist längst drastisch gesunken. Nicht von ungefähr.

    • @shantivanille:

      Die Behauptung das Migranten der deutsche Pass hinterhergeworfen wird und sie sich dafür bei bei Scheinfirmen einstellen lassen, ist plattes rassistisches Framing.

  • Den ersten Absatz unterschreibe ich voll und ganz. Leider vergisst ihn die Autorin selbst im Verlauf des Textes.



    Auch wenn ich kein Freund des Mittelschichtlers M. bin: Es geht nicht darum jemanden Heimatlos zu machen, sondern um die Frage ob der Plural von Heimat Sinn ergibt und realistisch ist.

    • @Samvim:

      Nein. Es geht drum dass ein alter weißer Mann meint ein derart undefiniertes Wort wie "Heimat" definieren zu dürfen und zwar für alle Deutschen.



      Das ist einfach nur abartig vor allem da er bisher nicht wirklich durch konstruktive Lösungen sondern eher abgeschmackten Opportunismus aufgefallen ist.



      "Heimat" ist etwas persönliches und hängt damit zusammen ob man sich mit bestimmten Orten verbunden fühlt.



      Das ist rein emotional und natürlich kann man diese Verbundenheit zu mehreren Orten haben.



      Nur mit "Staatsbürgerschaft" hat das nichts zu tun. Die bekommt man nämlich attestiert und das hat nichts damit zu tun ob und wieviel Heimatgefühl man hat. Was auch gut so ist.

  • Doppelstaatler haben zwei Heimaten. Im übrigen ein Tipp: Einfach an die Gesetze halten.

    • @PeterArt:

      Staatsangehörigkeit hat nichts mit Heimat zu tun. Man kann durchaus keine Heimat im emotionalen Sinne haben (denn mehr ist Heimat nicht, ein Wort für die Verbundenheit mit einen Ort, sowas kann man haben, muss man aber nicht) und dennoch ist man Staatsbürger.



      Deshalb bekommst du für eins einen Wisch (Pass) und fürs andere die Freiheit dir selber Gedanken zu machen.



      Können Sie das Gesetzesbuch auswendig? Also dann auch jedes (nur auf ihre "Heimat" bezogen)?



      Wenns so einfach ist warum studieren das dann Leute?!

  • Zu diesem Thema empfehle ich, sich die Rechtsausführungen des ARD-Rechtsexperten Frank Bräutigam in der gestrigen Sendung "Hart aber fair" anzuhören. Ohne eine Änderung des Grundgesetzes ist Merz' Überlegung ein Hirngespinst! Für Änderungen des GG benötigt man nun mal eine Mehrheit von 2/3. Diese würde aktuell nicht einmal erreicht, wenn CDU und AfD der Änderung zustimmen würden.



    Zu den unsäglichen Äußerungen von Spahn in der fraglichen Sendung möchte ich mich gar nicht äußern, sonst rege ich mich nur unbändig auf; das schadet meiner Gesundheit.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Nun, die Frage, mit wem die 2/3 im Bundestag zusammenkommen sollten ... Mit Herrn Merz als Kanzler und Parteivorsitzendem doch wohl nicht? Er ist zwar (noch) Kanzlerkandidat, aber die Bereitschaft, eine eventuelle Wahl anzunehmen, scheint dramatisch zu schwinden. Es sei denn, man müsse die Halbwertszeit seiner Äußerungen insgesamt sehr grundsätzlich und kritisch hinterfragen.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Es empfiehlt sich generell solche Sendungen nicht zu schauen. Sie haben meist kaum etwas an Tiefe oder Informationsgehalt, sind darauf ausgelegt negative Emotionen zu schüren, und leben von False Balancing. Zum Glück gibt es heutzutage genug andere Medien und Quellen, wie z.b. auch die taz, als dass man sein Hirn mit den sinnbefreiten Polit-Talkshows des Öffentlichen Rundfunks zumüllen müsste.

      • @Okti:

        Liebe*r Okti, da wir uns nicht kennen, ist es glaube ich schwierig zu beurteilen, welche Sendungen ich anschaue und was ich lese. Wer meine Kommentare in den Veröffentlichungen wie taz, Kontextwochenzeitung etc. und meine Biografie kennt, weiß, dass mein Kopf alles andere als zugemüllt ist. Von daher: Vorsicht beim Kommentieren :-))

  • Konservatismus ist völlig aus der Zeit gefallen, weil nutzlos und schadet unserer Demokratie.

  • Die Autorin setzt Staatsbürgerschaft mit Heimat gleich.



    Was ist der Plural von Heimat?

    So wie es den (sprachlich) nicht gibt, sind auch mehrere Staatsbürgerschaften eine seltsame Konstruktion.



    Die muss wieder Ausnahme werden - das ist der Kern der Sache.

    • @Frauke Z:

      Nicht nur, dass es den Plural durchaus gibt, ist diese Argumentation auch völlig sinnfrei...

    • @Frauke Z:

      Der Duden kennt "Heimaten" als Plural von Heimat, die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellt sich dennoch

      • @Samvim:

        Sprache lässt sich bei Bedarf immer leicht verändern.



        Und dafür ist dann "Heimaten" eine geschmackvolle Wahl.

        Dass es subjektiv mehrere davon geben kann, ist klar. Die Gleichsetzung mit Staatsbürgerschaft hingegen ist äußerst fragwürdig.

        Übrigens wäre mir Deutschland für den Begriff "Heimat" viel zu groß.

  • Der Vorschlag von Hr. Merz ist mit anderen demokratischen Parteien nicht durchsetzbar und rechtlich fragwürdig. Insofern dürfte es sich um Wahlkampf handeln und die Idee ab dem 23. Februar wieder verschwunden sein. Wahlkampf ist nicht schön, aber da steht die CDU im demokr. Spektrum bei weitem nicht allein da.



    Es gibt aber ein paar Punkte, bei denen ich der Autorin auch inhaltlich widersprechen würde.



    Das Erlangen der dt. Staatsbürgerschaft ist doch vergleichsweise an recht geringe Anforderungen geknüpft. Die Wartezeit ist mit fünf Jahren sehr niedrig. Es sind eher "Formalitäten". Dass das "klare Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung" als besonderer Punkt aufgeführt wird, zeigt doch das eigentliche Problem: Es müsste, will man Deutscher sein, eine Selbstverständlichkeit sein (An dieser Stelle seien auch die AfDler und ihre Wähler daran erinnert.).



    Die doppelte Staatsbürgerschaft halte ich für falsch. Wie die Autorin schreibt: Heimat heißt "Anker werfen" und vor Anker liegen kann man nur an einer Stelle. Ich sehe in der doppelten Staatsbürgerschaft zudem eine Gefahr für Illoyalität, z.B. im Konflikt- oder Kriegsfall oder bei Strafverfolgung.

    • @Vigoleis:

      " [...]das "klare Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung" [...] müsste, will man Deutscher sein, eine Selbstverständlichkeit sein [...]"

      Wir wissen doch alle, dass - leider - es dieser Tage unter Deutschen keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist. Unter AfD-Wählern wollen 40% einen Führer, 1/3 Gewalt gegen Andersdenkende, und 20% den Einsatz von Gewalt zur Erreichung politischer Ziele

      www.fr.de/politik/...hrer-93257999.html

      JEDE(R), der/die so denkt, müsste bei einem Einbürgerungstest zwangsläufig durchfallen.

      • @Kaboom:

        Ja, danke. Da mir das bewusst ist, habe ich am Ende des dritten Absatzes auch den Klammervermerk angebracht.

  • Das sehe ich komplett anders, genauso wie bei der Ausweisung ausl. Straftäter. Doppelstaatler bekennen sich ja eben nicht zu ihrer Heimat Deutschland, sondern halten sich alle Optionen offen. Wie soll ich Solidarität zu jemanden entwickeln, der sich ein Hintertürchen offenhält.

    Da stellt sich ganz schlicht die Loyalitätsfrage. "Bist du nun einer von uns oder nicht?" Insbesondere wenn es um Staaten geht, die Deutschland bzw. der liberalen Demokratie feindlich gesonnen sind. Und mal ganz grundsätzlich: Warum sollten überhaupt Angehörige eines anderen Staates, insbesondere wenn sie sich als Zugriff auf unseren Staat haben (Wahlen, Sicherheitsbehörden)?

    Man kann sich jedes Gerede über existenzielle Bedeutung der Bekämpfung von Rechtsextremismus sparen, wenn man nicht mal bereit ist, den Einfluss der Nazis anderer Völker einzuschränken...ja ich unterstelle, dass Menschen die Gewalt gegen Deutsche ausüben, das aus rassistischem Hass tun.

    Wahltaktisch ist das für mich daher ein "No-Brainer". Deutschland profitiert und die Migranten, die es verdienen werden nicht benachteiligt. Für mich ist es unverständlich, den Rechten einen so leichten Erfolg zu belassen.

    • @Chris McZott:

      Auch an Sie: Die Doppelstaatsbürgerschaften sind, zumindest ursprünglich, nicht einfach so hingenommen worden. Die deutsche gab es eigentlich nur solo. Aber auch Fälle, wo die Leute aus der ersten nicht herauskamen, der frühere Staat sie aus Prinzip nicht entließ bzw. mit dessen Behörden nach einer Flucht kein Einvernehmen über irgendwas zu erzielen war. Von Hintertürchen kann daher keine Rede sein, solange man sich nicht dafür interessiert, um welche Kombination es in einem konkreten Fall geht.

  • Wenn das Grundgesetz zitiert wird, dann doch bitte korrekt zitieren. Das Weglassen des zweiten Satzes in Art. 16, Abs. 1 GG kommt einer unwahren Aussage gleich. Fast alle Grundrechte haben ihre Schranken. So auch Art. 16 GG. Ein Verlust der deutscheb Staatsbürgerschaft ist aufgrund eines Gesetzesvorbehalts aktuell möglich. Eine Erweiterung dieses Gesetzesvorbehalts ist im Rahmen parlamentarischer Entscheidungsprozesse jederzeit möglich und mitnichten verfassungswidrig.

    • @Daniel Wood:

      Im Artikel 16 GG I wird unterschieden zwischen Entziehung der Staatsbürgerschaft (1) und Verlust der Staatsbürgerschaft (2)

      Verlust bedeutet nichts anderes, als das kein konkreter Eingriff in den Schutzbereich erfolgt.

      Klassisches Beispiel, eine Vaterschaftsklage: Mutter ausländische Staatsbürgerin, Vater deutscher Staatsbürger, Kind in Deutschland geboren, Vater weist Vaterschaft zurück, gewinnt Klage, deutsche Staatsbürgerschaft wird Kind automatisch aberkannt.

      Bei Straftaten wäre es nicht so gelagert, da es sich um einen Entzug der Staatsbürgerschaft handelt. Es bräuchte hierfür also eine Änderung des Grundgesetzes.

    • @Daniel Wood:

      Hier ist das doch im Beitrag klar beschrieben, dass das möglich ist, es wird hier Bezug auf S. 2 genommen. "Und selbst wer eingebürgert wird, kann seine deutsche Staatsangehörigkeit verlieren. Bis zu zehn Jahre nach der Einbürgerung ist der Entzug möglich, wenn sie durch Täuschung, Drohung oder Bestechung erschlichen wurde. Auch wenn ein Doppelstaatler sich an Kampfhandlungen einer terroristischen Vereinigung im Ausland beteiligt, ist ein Entzug möglich. Bereits hier greift der Gesetzgeber hart durch. Doch während Merz mehr fordert, zeigt sich in unserer Verfassung, warum es rechtsstaatliche Grenzen gibt, die wir nicht überschreiten sollten." --> Es geht um eine verfassungsrechtliche Ungleichbehandlung, die nicht zu rechtfertigen ist. Es gelten allgemein verfassungsrechtliche Prinzipien wie der Gleichhaltssatz.:

  • Das übliche populistische Schaumschlagen mit Anbiederung an Rechtsaußen. Langweilig und keine Problemlöser. Typisch CDU/CSU eben.

    • @aujau:

      Voll einverstanden mit dem 1.Satz.



      Nicht einverstanden mit "Langweilig".



      Ist tatsächlich "höchstgefährlich !!!!" aus dem Munde eines Politikers, der sich als "Christlich demokratisch" bezeichnet !!

  • Herzlichen Dank, Farnaz Nasiriamini, für diese gute, grundlegende Argumentation. Auf so vielen Feldern - Staatsbürgerschaft, Asyl, Arbeit/Erwerbstätigkeit - haben sich Politik und politische Rhetorik nach rechts verschoben. Kapitalismus und Rassismus/Sozialdarwinismus werden zunehmend deckungsgleich: Als CDU/CSU von einem "Verramschen" der deutschen Staatsangehörigkeit durch die „Ampel“ sprachen, brachten sie deutlich zum Ausdruck, auf welchen "Break Even" zwischen Rassismus/Sozialdarwinismus und Kapitalismus sie selbst abzielen. Zuletzt war von einem "auskömmlichen Einkommen" die Rede als Voraussetzung deutscher Staatsangehörigkeit - gemeint ist wohl ein kapitalstarker Erwerb von Staatsangehörigkeit, wie ihn auch Zypern und UK anbieten. „Deals“ à la Trump ersetzen den Rechtsstaat und internationale Verträge – und wer nicht als Trump, Musk oder servierfertige Servicekraft zur Welt kommt ist ein Nichts.

  • Unabhängig von der praktischen Relevanz:

    Über die Aberkennung einer zur originären Staatsbürgerschaft hinzu erworbenen weiteren Staatsbürgerschaft (in diesem Falle der deutschen) in besonders gelagerten Fällen sollte man durchaus nachdenken können, sozusagen als logische Ergänzung zur privilegierenden Verleihung einer zweiten Staatsbürgerschaft. Eine Staatenlosigkeit tritt dabei ja gerade nicht ein. Zumindest Art. 16 GG steht diesen Überlegungen also schon einmal nicht im Wege.

    Nicht zu vergessen: es ist bereits geltendes Recht. Das OVG Berlin-Brandenburg hat in einem Eilverfahren im vergangenen Sommer eine Entscheidung des VG Berlin bestätigt und den Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft für einen russischen Spion, der für einen AfD-Bundestagsabgeordneten arbeitete und auch die deutsche Staatsbürgerschaft hatte, bestätigt (Beschluss vom 19.07.2024 - OVG 5 S 27/24).

  • Es geht um Doppelstaatler. Menschen, die sich ganz bewusst dafür entscheiden, mehrere Heimaten haben zu wollen. Daher spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, über den Entzug einer Staatsbürgerschaft zu diskutieren, wenn schwere Regelvertstöße vorliegen. Das ist bei Doppelstaatlern im Einklang mit dem Grundgesetz, den nur den vollständige Verlust der Staatsbürgerschaft ist ausgeschlossen.

    Parallel hierzu sollte auch über die Liberalisierung der Einbürgerungspolitik der vergangenen Jahre diskutiert werden. Erweist sich diese als negativ, sind auch insoweit Änderungen denkbar.

    • @DiMa:

      Schließe mich da eins zu eins an.

  • Danke für die ergreifenden, klaren Worte.

    „… Diese Frage schwebt wie ein unsichtbares Trennmesser über der Forderung und zerschneidet, was zusammengehört.“

    Vor garnicht allzulanger Zeit hätte ich, zugegeben aus meiner wahrscheinlich eingeschränkten Sicht, behauptet, wir wären auf dem Weg zu einer offenen, multikulturellen Gesellschaft schon ein Stück weit gekommen.



    Dann haben die Rechten begonnen, alles in Stücke zu schlagen.

    Die Weltoffenheit und Hilfsbereitschaft, für die wir von der Welt bewundert und beneidet wurde, ist mittlerweile einer unverbrämt offenen Ausländerfeindlichkeit gewichen.



    Und leider sind diesmal SPD und Grüne mit von der Partie.

    Es gibt außer der Linkspartei und der europäischen Volt keine politischen Kräfte mehr, die sich trauen, dem rechten Framing von AfD, Union, FDP und offen rechts agierenden Leitmedien entgegenzutreten.

    Ein merkwürdiges Land, dessen MinisterInnen versuchen, Fachkräfte in Entwicklungsländern abzuwerben um diese dann vor Ort dermaßen zu beleidigen, stigmatisieren und einzuschüchtern, das kaum jemand gerne hierbleibt.

  • Heimat hat nichts mit dem Pass zu tun und was Merz übersieht sind zwei einfach Dinge: Die Welt ändert sich und es gibt immer für einen Doppelstaatsbürger dass die alte Heimat sich beruhigt oder verbessert und man dann zurückkehrt, das geht mit zwei Pässen leichter. Die andere Sache: Die zwei-fache Staatsbürgerschaft nach jus sanguinis wird immer häufiger. Hier in Österreich sind es schon ~20% die mit zwei Staatsbürgerschaften ins Leben starten. In Deutschland sind es 2,9~4,3 Millionen Menschen nicht nur die deutsche Staatsbürgerschaft, davon 70% eine andere EU-Staatsbürgerschaft. Allein Deutsch-Polnisch sind 392tsd und man schätzt dass 10Mio Deutsche das Recht auf eine zweite Staatsbürgerschaft hätten. mediendienst-integ...buergerschaft.html



    Man muss fragen: Wie wichtig ist das Konzept Staatsbürgerschaft noch, erst recht wenn man mehr Leistungsgesellschaft will?

    • @Thomas Koll:

      Dazu ein paar ernstgemeinte Fragen:

      Ius sanguinis wurde doch unter Rot-Grün 1999 abgeschafft weil es als Nazidreck angesehen wurde. Warum sollte das jetzt gut und richtig sein?

      Wenn Staatsangehörigkeit obsolet ist, sollte der deutsche Sozialstaat auf die gesamte Weltbevölkerung ausgedehnt werden? Oder andersherum: auf welchem sozialstaatlichen Niveau würde ein fiktiver Weltstaat agieren? Auf dem Deutschen oder dem von...sagen wir mal Indonesien?

    • @Thomas Koll:

      Danke für den Beitrag, ich stimme völlig zu, das trifft das Phänomen wohl am ehesten.



      Dann ist natürlich die Folgefrage, ob man noch so emotionale Staatsbürgerschaftsargumente machen darf/sollte. In gewisser Weise sind Doppelstaatler ja privilegiert gegenüber den "Einfachstaatlern", weil sie immer zwei Orte haben, an die sie können. Genau deswegen werden sie ja bei Entzug auch nicht staatenlos.



      Wenn das Konzept aber ohnehin an Bedeutung verloren hat, dann ist auch die Frage, weshalb man es mit "Heimat" o.ä. aufladen sollte.

  • Also dürfte nach der Merz Version (wieso ist er Mitglied in einer christlichen Partei?) auch jemand die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen werden, der, weil er z.B. im Urlaub im Ausland geboren wurde (der Rest der Familie alles Deutsche).

    Soll uns der März doch mal lieber erklären, wie er über seinen Spitznamen im Parlament denkt (siehe YouTube-Beitrag von Martin Sonneborn)?

    • @Andreas Braun:

      Es geht hier nicht um den rechtschaffenen deutschen Normalbürger und seine grundlose Ausbürgerung, sondern um eine mögliche Sanktion gegen Schwerverbrecher.

  • Definiere Brandmauer



    Wenn Merz an der Regierung ist, egal ob mit SPD oder Grüne, und stellt diesen Antrag, dann wird die AfD wohl zustimmen.



    1) Hat Merz dann die Brandmauer gebrochen?



    2) Ist sie immer gebrochen, wenn die AfD auch für etwas stimmt, selbst wenn Merz diese Stimmen weder braucht noch will?



    Mir scheint der Begriff Brandmauer eher aus Styropor denn aus Stein zu sein.

    • @Hans Dampf:

      Die Brandmauer wird schmelzen proportional zur Höhe der Arbeitslosenquote.

      Handelsblatt: "Gita Gopinath, Vizechefin und ökonomische Vordenkerin des Internationalen Währungsfonds (IWF), befürchtet, dass der nächste wirtschaftliche Schock bevorstehen könnte: die Rückkehr der Massenarbeitslosigkeit. Etwa 40 Prozent der Arbeitnehmer seien der KI-Revolution ausgesetzt.



      www.handelsblatt.c...-ki/100081965.html

      Wirtschaftswoche: "Das Szenario der McKinsey-Forscher geht von einer beschleunigten Einführung der KI-Systeme in den USA und in Europa aus. Diese könne bis 2030 zur Automatisierung von fast einem Drittel der Arbeitsstunden führen. Bis 2035 könnte diese Zahl in der EU sogar auf 45 Prozent steigen. . . . . Die stärksten Veränderungen sehen die Forscher auf Büro-Jobs in den Verwaltungsbereichen der Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen zukommen. Mehr als jeder zweite durch die KI verursachte Jobwechsel (54 Prozent) in Deutschland falle in diesen Bereich."



      www.wiwo.de/untern...zen-/29813612.html

  • Grundsätzlich halte ich den Vorschlag von Merz für Schwachsinn. Mich ärgert aber der erste Satz. Merz will kriminellen Doppelstaatlern den Pass entziehen, nicht pauschal allen Doppelstaatlern. Mann muss schon korrekt bleiben, auch wenn man Merz nicht mag.

    • @Müller Christian:

      Und wie gesagt, Entzug nur bei Leuten, die noch eine andere Staatsbürgerschaft haben. Der ganze Paragraph über den Horror der Staatenlosigkeit ist komplett am Thema vorbei geschrieben.

  • "ein klares Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung" wird auch in anderen Bereichen gefordert. Völlig wirkungslos. Das wird normalerweise schriftlich mit Mehrfachauswahl-Tests abgefragt. Lügen ist für Extremisten kein Problem. Schonmal daran gedacht, wieso es soviele Nazis in Bundeswehr und Polizei gibt? Das "klare Bekenntnis" wird sogar noch einfacher, wenn der Prüfer derselben Ideologie wie der zu prüfende Extremist anhängt...

  • Leider hat er vollkommen recht. Wir wundern uns warum die AFD auf über 20% kommt. Strenger Verfahren sind die einzige Möglichkeit gegen die AFD.

    • @Chris Moka:

      Nein. Genau das ist der falsche Weg. Zudem bekräftigt er die rechten Bestrebungen. Offenheit, Ehrlichkeit, Humanität - das sind Prädikate auf die alle setzen sollten um die Faschos in die Grenzen zu weisen. Wenn ich aber deren Forderungen aufgreife, mehr oder weniger abgeändert selbst betreibe (Kleine Paschas, Kriminelle, Faulenzer), dann mache ich alle Tore auf für Rechtsextremismus. Das ist eine Binsenweisheit und sollte allen wirklich fair denkenden Zeitgenossen zu denken geben.

    • @Chris Moka:

      Wenn man eine Rassistische Partei mit Rassismus bekämpft ist irgendwann egal was auf dem Label steht. Auch für die CDU nimmt der Stellenwert von Demokratie und Grundgesetz rapide ab. Wirtschaftspolitisch liegen die auch nicht weit auseinander. Beide Marktradikal, beide dreschen populistisch auf Minderheiten und sozial schwache ein. Die letzte Brandmauer ist das Bundesverfassungsgericht.

  • Welch ein schöner Text, aus dem Herzen verfasst. Vielen Dank dafür!



    "Ist ein Mensch weniger deutsch, weil er neben der deutschen Staatsangehörigkeit noch eine andere besitzt? Diese Frage schwebt wie ein unsichtbares Trennmesser über der Forderung und zerschneidet, was zusammengehört.



    Was macht einen Menschen „deutsch“? Ein Pass? Eine Abstammung?"



    Für viele Deutsche mit zus. amerikanischer Staatsangehörigkeit qua Geburt i. d. Staaten stellt sich die Frage sicher ganz anders, das sollten wir nicht vergessen.



    Und einen Umstand sollten wir erinnern: Die Ausbürgerung sozialistischer Staaten.



    b. ndr.de



    "Rausschmiss mit Folgen: Die Ausbürgerung von Wolf Biermann



    (...)



    1976 wird Wolf Biermann während einer Konzertreise im Westen von der DDR-Führung ausgebürgert. In einer beispiellosen Aktion fordern Schriftsteller die Rücknahme der Maßnahme. Vergeblich. Zahlreiche Künstler und Intellektuelle verlassen danach die DDR."



    Eine gute Idee abschließend:



    "Weltbürger Nummer eins



    Vor 65 Jahren erfand der Schauspieler Garry Davis den World Passport. Auch der Dalai Lama, Obama und Julian Assange besitzen einen. Heute trägt die hübsche Idee wieder einen ernsthaften politischen Zug."



    b. tagesanzeiger.ch

  • Wenn sich jemand wirklich grob gesellschaftsschädigend und kriminell verhält - Drogenhandel im grossen Stil, wirtschaftskriminell, "Ehrenmord", Einbrüche im grossen Stil (Stichwort Grünes Gewölbe), Enkeltrickb- warum sollten wir den (nach Verbüssung der Haftstrafe) bei uns behalten?



    Immerhin signalisiert ein solcher Täter dann durch sein Handeln, dass ihm der Aufenthalt in unserer Gesellschaft nichts wert ist. Worin besteht dann der Verlust?



    Was ist die Gesellschaft so einem Menschen schuldig?



    Aber bitte nicht für Schwarzfahren, Falschparken oder sonst eine Lappalie!

    • @Carsten S.:

      Warum sollten wir dann einen ,,Biodeutschen'' bei uns behalten, der das alles macht? Warum bürgern wir nicht einfach alle Vergewaltiger aus und bringen die nach Taka Tuka Land?



      Weil Staatsbürgerschaft so nicht funktioniert. Das sind Deutsche, so weh es tut, und da müssen wir mit den Konsequenzen leben. Nur weil jemand eine doppelte Staatsbürgerschaft hat, heißt das nicht, dass er weniger deutsch ist, und das wird ja gerade durch solche Maßnahmen suggeriert. Die Gesellschaft ist kein Verein mit Mitgliedschaftsbeiträgen, sondern mehr eine Schicksalsgemeinschaft.

      Mal ganz abgesehen von dem Slippery Slope, was meinen Sie denn was passiert, wenn wir Ausbürgerungen von Ihren Vorschlägen zulassen? Wenn das so weiter geht mit den Trends von heute werden in 10 Jahren Personen wirklich für das Schwarzfahren ausgebürgert.



      Ausbürgerungen sind kategorisch abzulehnen

    • @Carsten S.:

      Immerhin signalisiert ein solcher Täter dann durch sein Handeln, dass ihm der Aufenthalt in unserer Gesellschaft nichts wert ist.

      Wie sehen sie das in Bezug auf Menschen deutscher Abstammung? Straftaten dieser Art werden nicht nur von Immigranten begangen.

    • @Carsten S.:

      Nach dieser Logik könnten wir in Deutschland die meisten Gefängnisse schließen und unsere schweren Straftäter (sind ja wohl meistens Männer) sämtlich exportieren, ich meine - ausbürgern.



      Was sind wir ihnen schuldig, die sie bei uns zu Straftätern wurden?

      Das Problem ist nur - wohin?



      Die meisten Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit sind vermutlich doppelte EU-Bürger*innen. Ob die jeweils anderen Länder diese haben wollen?

      Es gab Zeiten, da hat man Straftäter nach Australien verbracht (Englische zumindest) - die Aboriginis konnten sich nicht dagegen wehren. Allerdings wollen die Nachkommen der damaligen Straftäter heute auch keine mehr aufnehmen...

      Schwierig, schwierig!

      Vielleicht müssen wir anfangen, die Ursachen von Kriminalität zu analysieren und bekämpfen... Das ist natürlich komplizierter und langwieriger. Und hat plötzlich doch auch was mit "uns" zu tun. Unseren gesellschaftlichen Strukturen, unserem Rechtssystem, unserem Wirtschaftssystem, ...?



      (Ich will die Analyse nicht vorweg nehmen.)

      Komplex passt leider nicht in diesen Wahlkampf.

  • Starker Text, danke dafür. Es muss eine Veränderung in der deutschen Gesellschaft geben, wir sollten Menschen die zu uns kommen als Chance, als Gewinn erkennen. Menschen die vieles hinter sich lassen, das Gefühl zu geben sie seien unwillkommem, kann nur zu einem Nebeneinander und zu keinem Miteinander führen.

    • @Moritz Pierwoss:

      Ich stimme Ihnen von der Einstellung völlig zu. Aber ob das an der Staatsangehörigkeit bei Doppelstaatlern hängt, die schwerste Verbrechen begehen (das war doch der Vorschlag, so falsch er sein mag, muss man schon ehrlich diskutieren), finde ich nicht so klar.

    • @Moritz Pierwoss:

      Diese Veränderung müsste es in Deutschland seit 60 Jahren geben. Leider had sich in den Köpfen vieler Menschen nichts verändert seit den 1960ern. Immer wieder die gleiche Hetze, immer wieder die gleichen falschen Behauptungen über "nicht-deutsche" Menschen. Leider ist das alles "gute Tradition" in Deutschland und diese wird gehegt und gepflegt.

      Mal sehen, was passiert, wenn wirklich mal keiner mehr nach Deutschland kommen will und wir hoffnungslos überaltert dahinsiechen. Hoffentlich sorgen dann Herr Merz, Frau Wagenknecht und Frau Weidel für ausreichend Nachwuchs...