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BSW-Chefin im ZDFWagenknecht räumt Irrtum vor russischem Angriff ein

Die BSW-Chefin Sahra Wagenknecht gibt zu, nicht an einen russischen Einmarsch in die Ukraine geglaubt zu haben. Schuld am Krieg sei trotzdem der Westen.

„Ich habe mich damals auch geirrt“: BSW-Chefin Sahra Wagenknecht Foto: Nadja Wohlleben/reuters

BERLIN afp | Die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht hat zugegeben, die Lage kurz vor dem russischen Angriff im Februar 2022 falsch eingeschätzt zu haben. „Ich habe mich damals auch geirrt. Ich habe gedacht, das ist eine Drohgebärde“, sagte Wagenknecht am Mittwochabend im ZDF- „heute journal“ mit Blick auf die Zeit kurz vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine.

Russland hatte damals mit massiven Truppenbewegungen im Grenzgebiet zur Ukraine Ängste vor einer Invasion geschürt. Moskau dementierte aber jegliche Angriffspläne.

Wagenknecht hatte kurz vor dem russischen Einmarsch gesagt, dass Russland kein Interesse daran habe, in die Ukraine einzumarschieren. „Damals war das die Einschätzung des (Bundesnachrichtendienstes) BND, über die wir auch im Bundestag unterrichtet wurden. Die war falsch“, sagte sie nun im ZDF.

„Vieles war durchaus vorhersehbar und dieser Krieg hätte sicherlich vermieden werden können, wenn man mehr darauf geachtet hätte, die roten Linien der Russen nicht zu überschreiten“, fügte die BSW-Chefin hinzu.

Wagenknecht ist eine scharfe Kritikerin der westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine und spricht sich für Verhandlungen mit Russland aus. „Wir müssen, denke ich, als Deutschland wieder eine Stimme der Vermittlung werden, eine Stimme der Diplomatie in dieser Welt, die tatsächlich alles daran setzt, militärische Konflikte auf dem Verhandlungsweg zu beenden“, sagte die frühere Linken-Politikerin im „heute journal“.

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6 Kommentare

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  • Putins Vorgehen u.A. in Syrien, in Belarus, im Donbass und auf der Krim ignoriert sie weiterhin geflissentlich. Da kann man natürlich Fehleinschätzungen unterliegen, in diesem Fall stufe ich dies aber als vorsätzlich ein, denn so blöd kann doch keiner sein, dies zu übersehen. Da braucht's auch keinen BND.

  • In dem Interview wurde Sahra Wagenknecht gefragt:



    "Waren Sie schon einmal in der Ukraine, um sich das Leid der Bevölkerung anzuschauen?"



    Antwort: "Nein [Die Ukraine ist eins ihrer Megathemen; aber sie war in 34 Monaten nie dort], aber ich habe mit vielen Ukrainerinnen gesprochen - die haben Angst, dass ihre Angehörigen [nein, nicht getötet , sondern!] eingezogen werden."



    Die Ukrainerinnen haben also mehr Angst vor den Rekrutierungsbehörden als vor Putins Drohnen und Gleitbomben, seiner Soldateska, Kinderraub und der Vernichtung ihres Staates.



    Sahra Wagenknecht, Friedensfreundin.

  • Das merkt Frau Wagenknecht aber sehr früh, dass es nicht bloß Drohgebärde war.



    Verhandeln? Mit wem? Mit dem Kriegsverbrecher, der Verträge mit der Ukraine ignoriert und stattdessen einen Krieg vom Zaun gebrochen hat?



    Die Ostukraine als Belohnung für dieses Verhalten?



    Einen Diktator mit "Beute" belohnen?



    Die Strategie ist schon einmal nicht aufgegangen:



    Der Erfolg mit dem Münchener Abkommen hat Hitler auch nicht davon abgehalten, den Zweiten Weltkrieg zu entfachen.



    Putins Ziel ist die Wiederherstellung der Sowjetunion. Die Ukraine ist das erste Opfer. Die nächsten Kriege sind für ihn schon auf der To-do-Liste.



    Dafür bringt er immer wieder zwei von den Nazis abgekupferte ideologische Begründung:



    - Die Umzingelung - jetzt nicht Deutschlands, sondern Rußlands.



    - Die Heim-ins-Reich-Ideologie - jetzt nicht für alle Deutschen, sondern für alle Russen.



    Wer Russe ist, bestimmt Putin. Seine Einstufung der Ukrainer als "Russen" hat Ähnlichkeit mit der Slawentheorie der Nazis, nach der alle Slawen in Wirklichkeit irregeleitete Ostgermanen seien. Getreu dem Motto: Was nicht passt wird passend gemacht.

  • Stimmt. Der Westen ist Schuld. Und zwar der Unterlassung.



    Wären Ukraine und Georgien in die NATO und in der Folge in die EU aufgenommen worden (übrigens Maßnahmen auf diplomatischer Ebene) hätten wir weiterhin keinen Krieg in Europa.

    Und was ist eigenltich mit den roten Linien der Ukraine? Oder Georgiens? Oder EU-Staaten mit Grenze zu Russland oder Belarus?

  • Irgendwann wird Wagenknecht erkennen, dass ihre Putinfreundlichkeit auch "Irrtum" war. Hoffentlich ist es dann nicht schon zu spät.

  • Ich hätte bis zwei Tage davor das übrigens auch nicht für möglich gehalten, dass Putin sein Land dermaßen mit in die Sch.. mitnähme, gegen jedes Völkerrecht, ohne jede nachvollziehbare Rechtfertigung und unverhohlen.



    Wichtig ist: was machen wir aus der Erkenntnis?



    Erkenntnisse der Friedensforschung nicht vergessen (Hauswedell und andere), also keine Dämonisierung "der" Russen z.B. und Frieden mitdenken. Doch auch nicht populistisch wie leider Frau Wagenknecht eine post-DDR-ige "Friedens"litanei gegen "die" Amerikaner vortragen.



    Vielleicht so etwas?