Scholz kritisiert Letzte Generation: Klimakanzler am Kipppunkt
Der Kanzler findet die Aktionen der Letzten Generation „völlig bekloppt“. Die antwortet in klassischer Klimaaktivistinnenmanier: How dare you?
O laf Scholz macht keinen Klimaschutz. Er ist aber auch noch kein Kanzler, denn wir haben das Jahr 2021 und Scholz ist bloß „Klimakanzlerkandidat“. Die Letzte Generation gibt es da auch schon, allerdings nennen die sich noch „Aufstand der Letzten Generation vor den Kipppunkten“.
Mit einem Hungerstreik als Druckmittel fordern die Aufständischen ein Gespräch mit den Kandidierenden. Als Klimakanzlerkandidat findet Scholz einen Hungerstreik anscheinend eine ganz knorke Idee, weshalb er sich auf ein Gespräch einlässt, das jedoch lediglich die Unvereinbarkeit der Positionen aufzeigt und in einer Schreitirade endet.
Der Aufstand findet seinen Namen irgendwann bekloppt und nennt sich knackig: „Letzte Generation vor den Kipppunkten“, was die Allgemeinheit wohl immer noch als zu sperrig ansieht und deswegen seither konsequent abkürzt.
Wir haben das Jahr 2023, die Letzte Generation macht mit neuen Forderungen auf sich aufmerksam: 9-Euro-Ticket, 100-km/h-Tempolimit und 2030-klimaneutral-Gesellschaftsrat. Scholz dagegen lebt meist zurückgezogen und mit der Letzten Generation scheint er seit dem Gespräch nichts mehr zu tun haben wollen.
Letzte Generation (in einer Pressemitteilung)
Die Kehrtwende ereignete sich am Montag: Morgens machte sich Scholz am Bundesverfassungsgericht zu schaffen. Mit einem Abbruchhammer wollte er die Mauern des Grundgesetzes einreißen. Erst als die Polizei ihn am Boden fixiert hatte, konnte sein wahres Gesicht gezeigt werden: Scholz war ein Klimaaktivist. Wobei das wahrscheinlich nicht stimmt. Eher: Ein Klimaaktivist war Scholz! Denn ein solcher hatte sich mit einer Maske als Kanzler verkleidet. Der Abbruch war als symbolische Anspielung auf die Klimapolitik gemeint.
Vielleicht hatte der Eindruck des am Boden fixierten Klima-Olafs noch in ihm nachgewirkt, als der echte Scholz später am selben Tag vor die Kinder einer Grundschule im brandenburgischen Kleinmachnow trat und sagte: „Ich finde das völlig bekloppt, sich irgendwie an ein Bild festzukleben oder auf der Straße.“ Die Letzte Generation konterte: Wie er es wagen könne, sich vor die Kinder zu stellen, deren Zukunft er gerade vernichte, und so zu reden?
Was lernen wir über Scholz? Vielleicht, dass er Hungerstreiks knorke und Straßenblockaden „bekloppt“ findet. Oder dass sich einiges getan hat, seit er sich den Deutschen als Klimakanzler präsentieren wollte. Und dass wir uns nach 16 Jahren Merkel-Feinschliff auf rhetorisch rauere Zeiten einstellen müssen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Jahresrückblick Erderhitzung
Das Klima-Jahr in zehn Punkten
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass