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Umfrage zu Männlichkeit und GewaltUnseriöse Botschaft

Houssam Hamade
Gastkommentar von Houssam Hamade

Viele Männer neigen zur Gewalt gegen Frauen – das legt eine aufsehenerregende Umfrage nahe. Nur: Sie ist methodisch höchst fragwürdig.

Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass viele junge Männer ein toxisches Bild von Männlichkeit haben Foto: Cavan Imgaes/DEEPOL/plainpicture

Z um Wochenende ging eine schockierende Nachricht durch die Medien: Ein Drittel der jungen Männer in Deutschland werden Frauen gegenüber handgreiflich, „um ihnen Respekt einzuflößen“. Und 52 Prozent finden, dass der Haushalt Frauensache sei. Diese Zahlen entstammen einer aktuellen Umfrage der Organisation „Plan International“.

Das Problem daran ist nur: Die Umfrage ist nicht gut gemacht. Zum einen ist die Methode nicht transparent. Es ist beispielsweise nicht klar, wie genau die Fragestellungen formuliert waren. Darum lässt sich auch nicht prüfen, ob die Fragen missverständlich waren. Vor allem aber ist unklar, warum die Umfrage repräsentativ sein soll, wie Plan International behauptet. Es wurde nämlich nicht genügend sichergestellt, dass die Ergebnisse tatsächlich einem Querschnitt aller jungen Männer in Deutschland entsprechen. Wer bei einer Veranstaltung der AfD Fragen stellt, erhält andere Antworten als bei einem Punkkonzert.

Die Befragung wurde vom Marktforschungsinstitut „Moweb Research“ online durchgeführt. Die Teilnehmenden wurden hier nicht per Zufall ausgewählt, sondern per Online-Werbung und Zeitungsanzeigen erreicht. Das kann zu erheblichen Verzerrungen führen: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ein bestimmter Typ Mensch angesprochen wird. Beispielsweise könnten sich eher Leute mit Mitteilungsdrang beteiligen, oder solche, die auf bestimmten Internetseiten aktiv sind, auf denen die Anzeigen geschaltet werden. Auch ist unklar, ob Beteiligte ihre Freunde zum Mitmachen überreden, weil sie dafür bezahlt werden.

Es ist allerdings gar nicht unwahrscheinlich, dass viele junge Männer ein toxisches Bild von Männlichkeit haben. Schließlich stammen wir aus einer patriarchalen Gesellschaft, die beispielsweise sexuelle Gewalt gegen Ehefrauen bis 1997 rechtlich geschützt hat. Gerade darum sollte diese Art von Daten präzise erhoben werden. Sonst begünstigt man das Prinzip Bauchgefühl. Außerdem besteht die Gefahr, dass besser gemachten Studien zum Thema das Vertrauen abgegraben wird.

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43 Kommentare

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  • Vielen Dank für eure Beiträge. Wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Die Moderation

  • nach dem ersten reflexartigen Bericht in der TAZ "Ein gewaltiges Problem", wird hier nun eine differenzierte Betrachtung nachgeliefert. Danke!

  • Kann Mann natürlich kritisieren, so eine Studie.



    Allerdings erschien ja quasi zeitgleich eine Studie der UN (UNDP) zum Thema Vorurteile gegenüber Frauen, befragt wurden in 80 Ländern Männer über einen Zeitraum von 5 Jahren.Ein Viertel der Befragten findet es richtig, wenn ein Mann seine Frau schlägt. Nur 27% finden Gleichberechtigung für den Erhalt einer Demokratie wichtig; 46% denken, dass ein Mann ein größeres Anrecht auf einen Arbeitsplatz hat, als eine Frau usw. .



    In dieser Studie sticht Deutschland positiv heraus, allerdings wurden auch Personen jeden Alters und nicht nur junge Männer befragt.



    Das Problem ist also vorhanden. Wen die Studie interessiert, ist z.B. auf tagesschau.de nachzulesen.

    • @Philippo1000:

      Das sind aber völlig andere Zahlen, die zudem aus 80 Ländern kommen.

  • Ich hatte bisher nicht vermutet, dass auch nur ein Mann so etwas ankreuzen würde: handgreiflich werden gegen die Partnerin könne okay sein.



    und all die andere irren Auffassungen.



    Ich glaube wir sollten die Solidarität mit Angegriffenen zur Konvention machen und nicht die Studie, deren Ergebnisse uns nicht passt, in Abrede stellen.



    Der verlinkte deutschlandfunk-Kommentar belegt nichts, diese vier Absätze auch nichts.



    Die Studie ist keineswegs wertlos.

    • @Land of plenty:

      Die Studie belegt halt auch nichts, wenn sie nicht richtig durchgeführt wurde und die Interpretation ist fragwürdig, welche Fragen gestellt wurden um diese Antworten zu erhalten, bleibt außerdem im Dunkeln.

      Wenn die Leipziger Autoritatismus-Studie ( aus einem anderen Artikel zum Thema) zum Beispiel Fragen wie diese hier stellt:



      "Frauen, die mit ihren Forderungen zu weit gehen“, müssten sich nicht wundern, wenn sie „in ihre Schranken gewiesen werden"- und dabei weder klar ist, was " in die Schranken verweisen" bedeutet, noch klargemacht wird, um was für "Forderungen " es sich handelt- dann ist die Aussagekraft der Antwort gleich null...

      Vielleicht soll es aber auch genau diesen Spielraum für Interpretation geben, denn wir wissen ja bereits: " traue keine Studie, die du nicht selbst gefälscht hast"...

    • @Land of plenty:

      Sie haben ja so recht.

  • Nicht nur die Art der Umfrage ist unseriös, sondern auch die Interpretation der Antworten.

    Beispielsweise wird als Argument für das altmodische Mindset der Männer, das Selbstverständnis ihrer Rolle als Ernährer herangezogen. " 52 Prozent der jungen Männer sehen ihre Rolle darin..."

    Gleichzeitig ist laut einer aktuellen Umfrage von Verivox( über deren Seriosität man natürlich genauso streiten darf) nur 24 Prozent der Frauen komplett unwichtig was der Partner verdient.



    Da scheinen mir die Männer in dieser Hinsicht ja fast ein bißchen moderner und progressiver zu sein als die Frauen?

    Immerhin: je Jünger die Frauen, desto unwichtiger das Geld in der Partnerschaft. Da gibt es also doch eine positive Veränderung und vielleicht sind es ja irgendwann nur noch 52 Prozent der Frauen, die bei der Partnerwahl aufs Geld schauen. Dann findet sich im Idealfall der passende Deckel für den Topf...

  • Meine Erfahrungen sls Sozialwissenschafter mit Studien, die an ähnlichen Mängeln krankten legen nahe, dass es hier v.a. darum ging, das politisch gewünschte Ergbnis zu erzielen (vulgo: reverse engineering)

  • Fragwürdig und erschreckend finde ich vor allem wie schnell deutschlandweit die Medien auf den Zug aufgesprungen sind oder und ungeprüft die Ergebnisse der Studie verbreitet haben, dass Gewalt gg. Frauen irgendwie doch Normalität in DE ist.

  • Ich finde den Artikel ärgerlich:

    Hat mensch bei Plan nachgefragt? Gab es Antworten?

    Hat man sich mit Plan auseinandergesetzt und die Frage gestellt, warum diese Organisation so eine "Umfrage" in "Auftrag" gibt und warum das Ergebnis dann so ist, wie behauptet?

    Nein: ärgerlich und überflüssig, ein Einzeiler hätte es dann auch getan: Studie wertlos - vergessen. Besser machen.



    Ärgerlich auch, dass dann hier im Forum munter neben der Sache gemutmaßt wird.

    • @oldleft:

      Ich bin gegenteiliger Meinung. Ein Einzeiler hätte es bei der ganz aktuellen Abhandlung des Themas "männliche Gewalt" durch die Taz nicht getan. Mich freut viel mehr die Sorgfalt, welche die Taz nach meiner Meinung hier zeigt.

      Erstens ist die Auseinandersetzung von Houssam Hamade hier mit den methodischen Schwächen der Befragung ausreichend plausibel. Es ist lange her, dass ich mich mich Empirie befasst habe - aber ich jedenfalls schätze das so ein. Insbesondere auch des ergänzenden Links zur Berichterstattung des Deutschlandfunks wegen, der weiter vertieft.

      Zweitens steht der Artikel hier auch in Bezug zu Taz-Artikel "Eingewaltiges Problem", von Moritz Müllender, der sich ebenfalls mit der Befragung befasst.

      Auch Müllender verkennt die methodische Problematik der Befragung nicht. Im Gegenteil, er nimmt die einem Leser plötzlich unsichere Datenlage u. ihre Erhebung zum Anlass, einen "Weckruf" dafür zu starten, das Thema "männliche Gewalt" nicht etwa deshalb ab zu tun. Vielmehr brauche es mehr Sorgfalt auch in der Gewinnung solide erforschter Daten.

      Der Artikel hier plädiert ebenfalls dafür.

      Soll das gelingen, braucht es Kritik an methodisch nicht stimmig erscheinenden Studien. Sonst kann man zu keinen validen Einschätzungen kommen.

      Weil nun beide hier genannten Artikel das nun aufzeigen u. von einander zu trennen wissen, ist Sorgfalt gewahrt. Das Thema "männliche Gewalt" u. ihre Bekämpfung wird also nicht "beschädigt", weil über eine problematische Befragung dazu berichtet wurde.

      Für mich ist das insgesammt OK. Man kann sozusagen die Befragung bei Seite legen - Das Thema "männliche Gewalt" aber nicht! Und das ist sicher richtig.

    • @oldleft:

      Zapp (NDR) hat Plan International genau das gefragt.

      Die Antworten sind, sagen wir mal, unprofessionell.

      Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung von Plan International Deutschland auf die Frage warum man so gerechnet habe.

      "Ich sag dazu nix, des möchte ich nicht beantworten."

      Folge von Zapp zum Fall:

      youtu.be/pg2QNM_m86I

      • @Sven Günther:

        ...kommt mehr als sehr unseriös rüber - diese " Umfrage " - vorallem das ausgewählte, nicht " greifbare " Milieu

  • Ich würde es mal so sagen: Traue keiner Umfrage, die du nicht selbst durchgeführt hast.



    Beweisführung: Die auffälligen parteilich einseitigen Unterschiede zwischen Forsa und INSA Umfragen.

    Wobei es mir bei Gewalt gegen Frauen gar nicht auf die Prozente ankommt, 1% wäre schon viel zu viel.

    • @Rudi Hamm:

      👍👍

  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Die Studie ist auf dem angegebenen Niveau (explorativ) und für den angegebenen Zweck (Wahrnehmung bzw. Sichtweise auf Männlichkeit) angemessen ausgelegt. Das Problem fängt an, wenn explorative Studien in der Öffentlichkeit wie bestätigende Studien behandelt werden und auf eine ganz andere Fragestellung hin hinterfragt werden.

    Die Studie kann keine Aussage dazu geben, wie viele gewaltbereite junge Männer es gibt, oder wie viele junge Männer explizit zu Gewalt gegen Frauen bereit sind, oder sogar dazu neigen. Die Studienautoren haben diese Interpretation niemals so getätigt, sie wäre auch nicht zulässig.

    Mein Fazit: Die Studie ist schon ok, die Berichterstattung ist irreführend und verzerrend bis an den Rand der Kaffeesatzleserei.

  • Erinnert mich an eine Studie, dass in 99% der Fälle die Gewalt von Männern ausgeht - ergab die Umfrage in Frauenhäusern.

    Das Thema ist zu wichtig und gerade hier ist "Unwissenschaftlichkeit" der Trigger mit dem dann die gesamte Fragestellung angezweifelt wird. Jeder sieht nur was er will. Das ist das Gegenteil von Wissenschaft.

    In der Theorie müsste zuerst die Studie und das Ziel vorgestellt (publiziert) werden. Und dann, nach Abschluss der Befragungen, ist das Ergebnis die Ergänzung der ursprünglichen Publikation.



    Ansonsten wird immer getrickst werden und das Ergebnis hängt mehr von der Motivation des Auswerters als von den Daten ab.

  • Mit keinem dieser methodischen Einwände ist allerdings gesagt, dass die tatsächliche Zahl gewaltbereiter Männer niedriger liegt als die von den Ergebnissen der Studie nahegelegte Zahl. Ebensogut ließe sich das Gegenteil argumentieren. Z.B. könnte es sein, dass überdurchschnittlich viele Männer, die keine Gewalt gegen Frauen ausüben, an der Studie teilgenommen haben, weil möglicherweise gerade diese Gruppe an Männern auskunftsfreudiger ist. Dass also gewaltbereite Männer durch diese Art von Studiendesign unterrepräsentiert bleibt. Beides ist reine Spekulation. Was allerdings öffentlich an methodischen Einwänden geübt wird, wird häufig offen oder suggestiv als Argument dafür gebraucht, dass die Ergebnisse der Studie viel zu hoch gegriffen seien, dass also real mitnichten so viele Männer gewaltbereit seien. Diese Art zu argumentieren spricht dann doch eher für eine weit verbreitete Leugnung des Ausmaßes von männlicher Gewalt als für gute Methodenkritik. Also für das, was die Kritische Theorie als »pathische Meinung« bezeichnet hat: Es soll nicht anders sein als es sich nun mal stimmig anfühlt. Und eine verbreitete gefühlte Wahrheit ist, dass (deutsche) Männer keine Täter sind.

    • @smallestmountain:

      Also anders gesagt: auch wenn die Studie falsch ist, dann ist sie trotzdem für Sie richtig?



      Weil es halt so in ihr Bild passt

    • @smallestmountain:

      Die methodischen Einwände sagen ganz einfach "da wollte jemand seine eigene Meinung bestätigt sehen".



      Tja, und damit haben sie halt die Öffentlichkeit schlicht belogen. Kommt ganz schlecht, imagetechnisch. Plan international unterstützt ja vor allem Mädchen in wenig entwickelten Regionen. Da werden ihnen jetzt wohl ein paar Spender wegbrechen.

      Und damit ist diese Studie und ihre Veröffentlichung ein richtig fettes Beispiel für gelebten Antifeminismus aus klassisch narzisstischen Motiven. Super.

    • @smallestmountain:

      Ihre leztere Schlussfolgerung bzgl. der Relativierung ist nicht haltbar. Weshalb führen Sie ja bereits in der ersten Hälfte Ihrer Argumentation aus. Eigentlich müssten Sie zu dem Schluss kommen, dass auf der Grundlage dieser Studie kein Urteil zu fällen sei und es bessere Studien braucht (wie der Autor des Artikels ja richtig schreibt), aber letztlich haben Sie dann doch bereits ein Urteil gefällt. Witzigerweise stolpern sie über genau den Punkt, den Sie bzgl. der Kritischen Theorie aufwerfen, denn Sie relativieren ja gerade nicht Ihre Meinung, sondern bleiben letztlich dabei, weil vorher schon klar war, dass das Ausmaß mindestens so hoch ist, wenn nicht höher. Alles andere ist eben "Leugnung" und "methodische Relativierung".

    • @smallestmountain:

      Natürlich haben Sie Recht. Ich für meinen Teil lasse die "Studie" mal so stehen und vergleiche sie mit seriösen Statistiken die ähnliche Erhebungen über alle Männer in Deutschland machen. Und wenn ich feststelle, dass in dieser "Studie" (Männer bis 35) die Werte für Rassismus, Gewalt gegen Frauen und Homophobie signifikant höher sind als in der Studie über Männer aller Altersklassen, dann bleiben zwei mögliche Schlüsse:

      1.) Die "Studie" ist irgendwie doch richtig und die junge Generation hat - gemessen an den Boomern, Generation X und Y - einen riesigen Backlash in Fragen der Toleranz und der Menschenwürde hingelegt.

      2.) Die "Studie" ist unfug und Plan International hat entweder keine Ahnung von wissenschaftlicher Arbeit oder hat entschieden diese "Studie" trotzdem zu veröffentlichen um Aufmerksamkeit zu generieren. Habe ich die Wahl zwischen ersterer (Inkompetenz) und letzterer (Hetze) Erklärung zwingt mich Hanlons Rasiermesser zur Annahme von Inkompetenz.

      Lange Rede, kurzer Sinn: Plan International hat keinen Plan. Nicht mal ein bißchen.

      • @Questor:

        👍👍

    • @smallestmountain:

      So funktioniert Wissenschaft nicht. Ich kann nicht eine schlecht gemachte Studie nur deshalb stehen lassen, weil das Ergebnis gut zu meinen Vermutungen passt. Am besten noch von einer Organisation, die eine bestimmte Meinung hat. In Ihrem Fall zu den Ausmaßen männlicher Gewalt. Oder von mir aus auch zu der gefühlten Wahrheit, dass deutsche Männer keine Täter sind. Und in beiden Fällen sind schlecht durchgeführte und intransparente Studien halt nicht hilfreich, egal was die Wahrheit ist.

      • @Hendrik Wegner:

        "zu der gefühlten Wahrheit, dass deutsche Männer keine Täter sind"



        Ich sach mal so: das haben die Frauen und Kinder in meiner Familie anders gefühlt. Ausgehend von meiner persönlichen Familienstatistik würde ich sagen, das mit dem Drittel stimmt. Leider.

        • @Tetra Mint:

          Zunehmend weisen die in Frauenhäusern untergekommenen Frauen eine Migrationsgeschichte auf: Zwei Drittel (66 Prozent) der Bewohnerinnen sind nicht in Deutschland geboren

      • @Hendrik Wegner:

        Wie viele, die mir geantwortet haben, verfehlen Sie mein Argument: Dass die Studie schlecht gemacht ist, taugt schlichtweg nicht als Argument dafür, dass die Ergebnisse zu hoch oder zu niedrig angesetzt sind. Ich habe weder dafür plädiert, die Ergebnisse der Studie zur Wahrheit zu erklären, noch die Studie für hilfreich erklärt.

        • @smallestmountain:

          "Dass die Studie schlecht gemacht ist, taugt schlichtweg nicht als Argument dafür, dass die Ergebnisse zu hoch oder zu niedrig angesetzt sind."

          Ja. Das behauptet auch niemand. Die Studie ist auf Grund ihrer Methodik schlicht wertlos. Damit kann keine quantitative Aussage gemacht werden. Egal welcher Art.

    • @smallestmountain:

      Die Fehler der Methodik hätten schon vor Auswertung der Ergebnisse auffallen müssen. Vor allem, weil das Veröffentlichen von schlechten Arbeiten dann dazu führen, dass künftige Befragungen verfälscht werden können. Bei solch wichtigen Themen ist das eine große Enttäuschung.

      Zumal die Fehler, die hier gemacht wurden, wirklich die ganz simplen Grundlagen sind. Wir reden hier von einer komplett falschen Herangehensweise, die man vielleicht von einer Gruppe von Studierenden im ersten Semester erwarten würde, aber doch nicht von Menschen, die diese Sachen leben.

    • @smallestmountain:

      Das Problem ist doch wie beschrieben, dass man bei einer schlechten Studie keine Aussage treffen kann. Punkt. Alles weitere was sie geschrieben haben entspricht genauso einer Agenda, wie diejenigen die die Aussagen verharmlosen. Bei wem ist es denn eine gefühlte Wahrheit dass deutsche Männer keine Täter sind. Natürlich geht man immer bei seinen Bekannten und Freunden davon aus, dass diese keine Täter sind und es gibt es auch Vorurteile dass vor allem nichtdeutsche Männer Frauen schlagen. Beides sind Probleme. Wie sie davon zu solch einer Generalisierung kommen ist mir ein Rätsel und es handelt sich wahrscheinlich um eine polemische Überspitzung ihrerseits, wenn sie behaupten, dass (deutsche) Männer generell tendenziell als unschuldig gelten.

      • @wirklich?:

        Nein, es ist eben nicht »natürlich«, dass man davon ausgeht, keine Täter im eigenen Umfeld zu haben, sondern Ausdruck von Ignoranz und Entsolidarisierung mit Betroffenen männlicher Gewalt. Viel zu oft ist es auch aktive Komplizenschaft. Da gehen Sie mir viel zu lax mit um. Und nein, ich kann empirisch nicht belegen, WIE weit verbreitet die Meinung ist, deutsche Männer seien keine Täter. Aber dass diese Meinung weit verbreitet und Teil eines systematischen Abwehrreflexes gegens Benennen von Tätern ist, das kann ich nach ein paar Jahren Rezeption der deutschsprachigen Debatten zu sexueller Gewalt sagen. Und das passiert auch aktuell wieder bei der öffentlichen Kritik dieser Studie. Nicht generell, wie Sie es mir unterstellt haben, sondern in einer auffälligen Regelmäßigkeit, die offensichtlich mit dem Problem Rape Culture selber zu tun hat.

    • @smallestmountain:

      Das Problem ist, daß sich die Studie mit methodischen Schwächen eben angreifbar macht, von welcher Seite auch immer. Da muß man(n) sich gar nicht mehr mit den Ergebnissen befassen.....

      • @Da Hias:

        Ja, es ist auch aus feministischer Perspektive ärgerlich, wenn so eine Studie Mängel aufweist. Aber das ist etwas anderes als diese Mängel vorauseilend zu guten Gründen dafür zu erklären, dass sich insbesondere Männer nicht mit dem Ausmaß männlicher Gewalt auseinandersetzen wollen.

        • @smallestmountain:

          Eine nicht-representative, nicht-transparente Studie ist genau das:



          Nicht representativ und nicht transparent.



          Und damit UNBRAUCHBAR.

    • @smallestmountain:

      Solange keine ausreichenden und zuverlässigen Daten existieren ,ist JEDE Annahme reine Spekulation!

      • @Mustardmaster:

        Es existieren aber massenhaft Studien und Metastudien zu männlicher Gewalt.

        • @smallestmountain:

          Im Artikel geht es aber um diese eine konkrete Studie.

          PS: Es wäre neu, wenn die TAZ männliche Gewalt verharmlosen würde. Ist nicht die Bild.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Die "Bild" verharmlost das hier auch nicht, sondern weist darauf hin, dass sich die Zahlen der Studie mit den Ergebnissen anderer Studien decken: www.bild.de/ratgeb...84297330.bild.html

    • @smallestmountain:

      "Es soll nicht anders sein als es sich nun mal stimmig anfühlt."

      Dieses 'Argument' zielt übrigens in beide Richtungen. Aber das ist Ihnen ja bestimmt selbst schon aufgefallen. ;)

      • @Schnurringer:

        Sie behaupten also, die Einschätzung, dass männliche Gewalt weit verbreitet ist und dass viele Männer das (auch öffentlich) verleugnen, sei ebenso eine pathische Meinung im Sinne der Kritischen Theorie wie die Meinung, dass eine Studie zu männlicher Gewalt die Zahlen zu hoch einschätzen muss, wenn sie schlecht gemacht ist?

  • Danke, darüber rege ich mich immer wieder auf.



    Egal wer eine Statistik erhebt, der tut das erstmal ganz objektiv von sich selbst aus.



    Je ausgewählter die Probanden und vor allem die neutralen Fragen sind kommt die Aussage die man braucht, um die eigene Meinung zu unterstützen.



    Leider ist das nur Rhetorik und nicht Wissenschaft.

    • @Ramaz:

      "Leider ist das nur Rhetorik und nicht Wissenschaft."

      Ja. Aber diese Art zu arbeiten, setzt sich immer mehr durch.