Thunberg für Weiterbetrieb deutscher AKW: Union und FDP für Greta

Klimaaktivistin Thunberg spricht sich gegen das Abschalten von AKW in Deutschland aus – und bekommt Beifall von ungewohnter Seite.

Greta-Thunberg-Graffiti in Berlin Foto: Christian Spicker/imago

BERLIN taz | So viel Beifall hatte sie noch nie von Union und FDP: „Greta Thunberg hat recht“, twitterte FDP-Bundestagsfraktionsvize Johannes Vogel. Die schwedische Initiatorin der Klimaschutzbewegung Fridays for Future habe einen weiteren Beleg dafür geliefert, „dass das physikalisch (Netzstabilität), ökonomisch (Preisreduktion) und klimapolitisch (Klimaneutralität) richtig ist“, schrieb FDP-Justizminister Marco Buschmann. „Wie viele Argumente brauchen die Grünen eigentlich noch?“, sekundierte Gitta Connemann, CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der Union.

Kurz zuvor war eine Vorabmeldung über eine Äußerung Thunbergs in der ARD-Talksendung „Maischberger“ am Mittwochabend kursiert: „Wenn sie schon laufen, glaube ich, dass es ein Fehler wäre, sie abzuschalten und sich der Kohle zuzuwenden“, sagt Thunberg dort – und stellt sich damit im deutschen Streit über den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken unverhofft gegen Grüne und SPD.

Es sei „eine schlechte Idee“, auf Kohle zu setzen, solange „das Andere“ noch existiere, erklärte Thunberg weiter. Die Aktivistin bezog sich dabei auf die Krisenstrategie der Bundesregierung und insbesondere von Klimaminister Robert Habeck (Grüne), Kohlekraftwerke aus der Reserve zu holen, um die Stromerzeugung aus Gas zu reduzieren. Auch zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke sollen als Notreserve über den eigentlichen Abschalttermin Ende des Jahres am Netz bleiben – allerdings nur bis spätestens Mitte April 2023 und nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Auf die Frage, ob die AKWs nach der aktuellen Krisenphase überhaupt abgeschaltet werden sollten, sagte Thunberg: „Kommt drauf an, was passiert.“ Es gebe auch Alternativen zum Wiedereinsatz von Kohlekraft wie die erneuerbaren Energien. Thunberg warnte davor, in fossile Energie zu investieren – auch wenn sie die Notwendigkeit verstehe, die Bürger vor zu hohen Energiekosten zu schützen. Die Menschen hätten sich aber auch „selbst abhängig gemacht und eine Gesellschaft geschaffen, in der wir nicht in der Lage sind, mehr als ein Jahr in die Zukunft zu schauen. Das ist nicht nachhaltig!“, sagte die 19-jährige Aktivistin. (mit dpa)

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