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China droht Taiwan mit AnnexionNicht ob, sondern wann

Fabian Kretschmer
Kommentar von Fabian Kretschmer

In China wundert man sich, wenn Europa die offizielle Propagandalinie nicht für bare Münze nimmt. Und die lautet: Taiwan muss angegliedert werden.

Für die chinesische Führung ist klar, wohin Taiwan gehört Foto: Dado Ruvic/reuters

W enn sich Annalena Baerbock darüber besorgt zeigt, dass China mit seinen Drohungen gegenüber Taiwan ernst machen könnte, dann sind das nicht bloß krude Theorien des US-Geheimdienstes, sondern es ist die Anerkennung von Tatsachen, aus denen die Parteiführung in Peking keinen großen Hehl macht.

Innerhalb Chinas gibt es immer weniger Experten und Akademiker, die überhaupt noch offen mit westlichen Journalisten sprechen. Doch die, die zumindest zu Hintergrundgesprächen bereit sind, zeigen sich fast ausnahmslos verwundert darüber, wenn in Europa die offizielle Propagandalinie nicht für bare Münze genommen wird: Und diese lautet seit Gründung der Volksrepublik 1949, dass Taiwan ein unabdingbarer Teil von China ist, der mit allen Mitteln ins Mutterland eingegliedert wird.

Es ist also weniger eine Frage des „Ob“ als des „Wann“: In diplomatischen Kreisen wird es als wahrscheinlich betrachtet, dass Xi Jinping – Chinas mächtigster Staatsführer seit Mao Zedong – die „Wiedervereinigung“ Chinas noch zu seinen Lebzeiten verwirklicht sehen will. Derzeit ist Xi 69, mehr als 15 aktive politische Jahre bleiben ihm wohl nicht mehr.

Ein offener Krieg wäre dabei jedoch nur ein mögliches von vielen Szenarien. Wesentlich wahrscheinlicher ist es, dass China durch eine umfassende Blockade des See- und Luftraums die Insel ohne direkten Feuerbeschuss in die Knie zwingt. Die Gretchenfrage bleibt offen: Würden die USA in einem solchen Fall eingreifen?

Die deutsche Wirtschaft, die zunehmend abhängig vom Zugang zum chinesischen Markt ist, debattiert solche Szenarien nur geheim hinter verschlossenen Türen. Längst überfällig ist jedoch eine offene gesellschaftliche Debatte über den vielleicht entscheidenden geopolitischen Konflikt dieser Tage – nicht zuletzt, weil die ökonomischen Auswirkungen einer Annexion Taiwans durch China noch wesentlich drastischer ausfallen würden als beim Ukrainekrieg.

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Fabian Kretschmer
Korrespondent in Südkorea
Seit 2024 Korrespondent für die koreanische Halbinsel und China mit Sitz in Seoul. Berichtete zuvor fünf Jahre lang von Peking aus. Seit 2014 als freier Journalist in Ostasien tätig. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Betreibt nebenbei den Podcast "Beijing Briefing". Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.
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57 Kommentare

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  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Ich glaube nicht, dass Moralisieren an dieser Stelle weiterhilft. Am Anfang einer Lösung kann nur stehen, die Strukturen zu analysieren, die einerseits China wirtschaftlich so stark gemacht haben, dass es die Kosten für eine Annektion Taiwans ohne bedeutende innenpolitische Verwerfungen stemmen kann und die andererseits die kapitalistischen Staaten des Westens (das beinhaltet auch Südkorea und Japan, sowie Taiwan, das auch eine relativ starke pro-chinesische Partei hat) so stark abhängig von China gemacht hat, dass diese es sich wirtschaftlich kaum leisten können, es sich mit China zu verscherzen.



    Kapitalistische Unternehmen stehen strukturell (d.h. bei Drohung ihrer Vernichtung) unter dem Zwang zur Profitmaximierung. Der einzelnen Kapitalist:in ist es somit moralisch kaum vorwerfbar, die Produktion nach China zu verlagern und billige chinesische Waren zu importieren. Was ihr vorgeworfen werden kann, ist, Kapitalist:in geworden zu sein.



    Genausowenig ist es China im Rahmen der bürgerlichen Ideologie vorzuwerfen, dass dieses sich den Zugang zum eigenen Markt und den eigenen Arbeitskräften mit technischem Knowhow vergolden ließ. China war an dieser Stelle einfach nur ein guter ideologischer Gesamtkapitalist und die Unternehmen des Westens waren bereit diesen Preis zu zahlen.



    Die Staaten des Westens - die ihrerseits strukturell im kapitalistischen Wettbewerb stehen - bzw ihre Regierungen, haben sich wie ideologische Gesamtkapitalisten verhalten und versucht, eine möglichst gute Position im kapitalistischen Wettbewerb einzunehmen, also haben sie den Kapitaltransfer nach China nicht verhindert. Sie hätten sich nicht so verhalten müssen, aber das ist ihre politisch-ökonomische Ideologie.



    Nicht zuletzt wurden ihre Regierung auch genau dafür gewählt, wie die Grünen für ihr "grünes Wachstum".



    Damit sind bürgerliche Politiker:innen nicht von Schuld freigesprochen. Es muss niemand in eine kapitalistische Partei eintreten - aber es muss auch niemand eine solche Partei wählen.

  • Erhält Taiwan dann die gleiche Solidarität wie die Ukraine? Oder betrachtet der Westen das als interne Angelegenheit und als Bürgerkrieg?



    Was ist eigentlich mit Tibet? War Tibet nicht länger unabhängig als die Ukraine? Wikipedia gibt hier leider keine Auskunft, da China dort bereits alles umschreibt. Wann erkennt der Westen endlich die Exilregierung Tibets an?

    Fragen über Fragen aber überall nur Scheinheiligkeiten!

    • @Hannah Remark:

      Würde China heute in ein noch unabhängiges Tibet einmarschieren würde die Reaktion des Westens mit Sicherheit anders ausfallen als vor über 70 Jahren. Es stellt sich also die Frage ab wann man die Dinge als historisch betrachtet. Andernfalls wird man sich schnell über die Rückgabe der USA an die First Nations oder die Wiederherstellung der territorialen Integrität Mesopotamiens unterhalten müssen.

      • @Ingo Bernable:

        Sorry, aber der Ethnozid in Tibet findet momentan immer noch statt, die Exilregierung ist immer noch nicht anerkannt. Nur weil dies über 70 Jahre her ist und heute angeblich entschiedener gehandelt werden würde, ist eine dünne Ausrede. Vor allem kein Grund die Exilregierung immer noch nicht anzuerkennen und immer noch nicht entschieden auf die Einhaltung der Menschenrechte zu pochen, notfalls auch mit Sanktionen.



        Insofern sehen Sie, dass trotz des heute stattfinden Ethnozids immer noch nicht entschieden bzw. anders gehandelt wird. Ihre Ausrede ist daher nicht nachvollziehbar!

        • @Hannah Remark:

          Die gegenwärtig über die UN organisierte regelbasierte internationale Ordnung gründet sich nun einmal wesentlich auf der Anerkenntnis bestehender Grenzen. Natürlich könnte man die Tibetische Exilregirung anerkennen, genauso wie Kurdistan, Nordirland, das Baskenland, Katalonien, ... Allerdings hätte ich meine Zweifel daran ob die daraus resultierenden Ansprüche die Welt wirklich friedlicher machen. Ist München noch Teil eines unabhängigen Königreichs Bayern, autonome Räterepublik oder doch Teil der BRD? Und wie sollte die EU reagieren wenn China IRA und ETA zu legitimen Repräsentanten der von ihnen beanspruchten Gebiete erklärte?

          • @Ingo Bernable:

            Nach dieser Logik dürften Sie die Ukraine auch nicht mit Waffen unterstützen!

    • @Hannah Remark:

      Was soll denn diese negative Attitüde?



      Es ist doch gut, dass die Menschen in Europa mittlerweile so weit sind, dass sie einander unterstützen wollen. Ein Blick in die Geschichtsbücher reicht aus, um zu erkennen, dass das nicht selbstverständlich ist.

      Tibet und Taiwan sind halt weiter weg. Sowohl geografisch, als auch kulturell und sprachlich.

      Den Vorwurf der Scheinheiligkeit möchte ich an dieser Stelle zur Absenderin zurücksenden.



      Seit wann gelten wir Europäer als Heilige, die allen gegenüber gütig und gerecht sind?



      Im Gegensatz zu manch autoritär geführten Regime - z. B. China - bemühen sich verschiedene europäische Länder zumindest humanitäre Standards einzuhalten, bzw. einzufordern. Natürlich gibt es Mängel, selbstverständlich ist es gut, wenn Sie angesprochen werden.



      Wir sollten die Erwartungen an uns selbst, als "der Westen", realistisch einschätzen.



      Es gibt viel zu tun. :-)

      • @MeineMeinungX:

        Das ist keine negative Attitüde sondern eine realistische Einschätzung der gegenwärtigen Situation!



        Scheinheiligkeiten sind nun mal Sachverhalte, wo mit zweierlei Maß gemessen wird. Das wird nun mal bei Tibet und der Ukraine getan. Bei Taiwan wird es dann nicht anders sein. Und der Eurozentrismus geht gar nicht!



        Bei Tibet hätte der Westen schon lange etwas ändern können. Nun wird es noch schändlicher!

        • @Hannah Remark:

          Soll sich jetzt Deutschland für die Freiheit der Katalanen einsetzen und Spanien boykottieren? Seit der Ming- Zeit gehört Tibet zum Einflussbereich Chinas.

          • @Pepi:

            Seit wann gehört eigentlich die Ukraine zum Einflussbereich Russlands? Mit der Argumentation lässt sich jede Annexion rechtfertigen. Egal ob nun Tibet oder die Ukraine. Chinesische Narrative sind genauso abzulehnen wie russische.

            • @Hannah Remark:

              Ich hoffe die Taiwanese teilen Ihre Ansicht und geben den Anspruch auf, die wahren Chinesen zu sein. Immerhin befinden sich noch die Goldreserven der Nationalbank von 1948 in ihrem Besitz, die bei der Flucht mitgenommen wurden.

              • @Pepi:

                Wollen die Taiwanesen denn China annektieren? Ich befürchte Sie verwechseln da etwas!

                • @Hannah Remark:

                  Die Verfassung von Taiwan ist in dieser Sache ziemlich eindeutig.

                  • @Pepi:

                    Allerdings gibt es von taiwanischer Seite her die Doktrin, den Konflikt nicht von sich aus zu verschärfen, das heißt, es ist Taiwans Politik, den faktischen Status quo mindestens so lange zu tolerieren und den Frieden zu wahren, bis die Volksrepublik China ihn bricht.

  • Am besten boykottieren wir erst mal Solarmodule aus China. Dann wird das auch richtig was mit der Energiewende... äh...

    • @sollndas:

      Wir brauchen verdammt noch mal unsere eigenen Hersteller für Solarmodule! Wir sehen ja an Russland, was es anrichten kann, wenn man sich in Energiefragen zu sehr von potentiell feindlich gesinnten Großmächten abhängig macht. Und gerade für erneuerbare Energien sollte sich jedes Land stark machen, das die Mittel dazu hat.

    • @sollndas:

      Und die Wechselrichter dazu …

      • @Der Cleo Patra:

        Das wird schon in etwa die Richtung sein: Wegkommen von den Abhängigkeite, die durch die Globalisierung entstanden sind.

        Nicht nur als mögliche Reaktion auf einen Krieg Chinas mit Taiwan, sondern allein schon als Konsequenz aus Putins Überfall der Ukraine und der Unterstützung dabei durch China.

        Der Augenöffner wird einen grundsätzlich neuen Kurs der Wirtschaftspolitik einleuten.

        • @Rudolf Fissner:

          Davon ist bisher aber noch nichts zu erkennen bei den Abhänigkeiten von China! Da unser System als oberste Maxime die Profitmaximierung hat, wird die deutsche Wirtschaft sich den Zugang zum chinesichen Markt kaum verwehren lassen, egal ob dort Menschenrechte eingehalten werden oder nicht. Menschenrechte werden als "linskideologische Projekt" bezeichnet!

          www.misereor.de/fi...obbyisten-2021.pdf

          • @Hannah Remark:

            "oberste Maxime"

            Sie wissen aber schon was Wirtschaftsförderung ist, dass Firmen auch langfristig denken und Sicherheit der Nachlieferungen über Lieferengpässe stehen können.

            Die Subventionierung der heimischen Landwirtschaft in der EU ist so ein Beispiel. Das wird zunehmen auch bei Schlüsseltechnologien.

            • @Rudolf Fissner:

              Sie wissen aber schon, dass die oberste Maxime "Profitmaximierung" zu Lohndumping und kurzfrtistiger Gewinnmaximierung führt sowie der günstigste Anbieter, der die beste Profitmaximierung verspricht, sich durchsetzt. Das können Sie auch nicht mit einer lapidaren Wirtschaftsförderung unterbinden. Der globale ökologische Raubbau sowie der Status quo beim unzureichenden Klimaschutz belegen dies eindeutig!

  • Ein Angriff Chinas auf Taiwan ist doch deutlich unrealistischer als es der Angriff Russlands auf die Ukraine war. Und das hat ganz praktische Gründe:



    - Taiwan ist - im Gegensatz zur Ukraine - eine Insel. Das bedeutet: amphibische Landung, die nur in kurzen Zeitfenstern möglich und aufgrund Taiwans Geografie extrem schwer ist



    - Chinas Armee hat praktisch keine Kampferfahrung



    - die zu erwartende Gegenwehr wird ähnlich hoch sein wie in der Ukraine

    Sollte Taiwan blockiert werden, stellt sich die Frage, wie China diese Blockade durchsetzen will. Gegen die USA einerseits und gegen andere Player in der Region.

    • @Piratenpunk:

      Das ist ein geringer Trost.

      Das Beispiel der Ukraine zeigt doch, dass ein durchgeknallter Diktator sich von solchen Tatsachen nicht abschrecken lässt. Und dass Xi es ernst meint, ist doch ganz offensichtlich, bei allem, was er in seinem Land schon durchgesetzt hat und in welcher Art und Weise (Völkermord an den Uiguren, Bruch des Hongkong-Abkommens, Null-Covid-Maßnahmen; verfassungswidrige Verlängerung seiner Regierungszeit; autoritative Änderung der chinesischen Geschichte). Der Mann ist völlig unempfindlich gegenüber unseren Erwartungen und tut, was er immer schon wollte, "durch Überzeugung oder mit Gewalt", wie wir in Chile sagen.

    • @Piratenpunk:

      Formosa wurde doch auch erobert und die lokalen Ureinwohner auf Linie gebracht. Ich sehe kein Problem. China sperrt einfach den Luftraum und die Seestrasse, die Taiwan vom Festland trennt. Unter den Alteingesessenen gibt es genug, die die Eroberer von 1948 lieber von hinten sehen würden.

      • 4G
        47351 (Profil gelöscht)
        @Pepi:

        In Taiwan darf man, im Unterschied zur Volksrepublik China, in einigermaßen demokratischen Strukturen leben und wählen. Ein Zusammenschluss mit dem Festland hat dort keine Chance, wie die letzten Wahlen und Umfragen ergeben haben. Danach wollen mehr als 70 Prozent der Taiwaner selbst dann keinen Anschluss an die Volksrepublik China, wenn es das gleiche Niveau an wirtschaftlicher und politischer Entwicklung wie in Taiwan erreicht hat. Unter den 20- bis 34-Jährigen liegt die Zahl sogar bei fast 95 Prozent.

        • @47351 (Profil gelöscht):

          Das stelle ich nicht in Frage, aber China betrachtet Taiwan( Formosa ) als Landesteil genau wie Hongkong. Die Insel Kinmen liegt gerade mal 2000 Meter vor dem chinesischen Festland.



          China könnte sie schon morgen besetzen.

  • Das Wort Angliederung ist ein Euphemismus für Überfall. Machen wir uns nichts vor, auf friedlichem Weg wird sich Taiwan niemals China unterordnen, warum auch. Taiwan ist ein freies, demokratisches Land mit einem hohen Lebensstandard. 400 Jahre lang wurde es von wechseln Kolonialisten besetzt, das letzte was die Taiwanesen wollen ist eine erneute Besetzung. Und übrigens die Nachbarstaaten und die USA wollen das auch nicht. Wenn es hier zum Krieg kommt, ist der Ukraine krieg eine Lappalie dagegen. Deshalb muss die EU klar an der Seite Taiwans stehen, damit hier überhaupt keine Diskussion aufkommt

    • @Thinktank:

      Das wird aber nichts nützen, China wird es trotzdem machen. Und Ihre Erkenntnisse über "die Taiwanesen" sind leicht ahistorisch, ähnlich wie die Vorstellungen, die sich in Westeuropa viele von der Ukraine machten, deren Geschichte kaum jemand kannte vor dem Krieg.

  • China schaut sich sehr genau an, wie sich die NATO verhält. Besonders das Verhalten der USA wird genauestens analysiert. Ich bin mir nicht sicher, ob wir oder die USA, Canada od. Mexiko wirklich ohne China existieren können. Da ist die Abhängigkeit noch viel größer. Aber eine gewaltsame Besetzung von Taiwan ist so ziemlich das Gegenteil unserer gegenwärtigen internationalen Politik. Da müssten wir damit rechnen, dass es losgehen würde, wer beansprucht was. Gerade in Afrika könnte das ein Jahrzehnt der Kriege auslösen. Aber es könnte auch in Asien zu echten Konsequenzen führen. Wem gehört eigentlich Singapur? Warum soll Hong Kong anders als der Rest von China sein?

  • 1,4 Mrd Chinesen. 23 Mio Taiwaner.



    In dieser Tatsache liegen letztlich alle Antworten. Egal ob für unsere Wirtschaft und Exporteure, Ausgang eines Konflikts und sei er kriegerisch bis zur Positionierung unserer Regierungen politisch.

    • @Tom Farmer:

      Taiwan ist der wichtigste Produzent von Halbleitern, wenn China Taiwan erobert sind wir de facto nicht mehr unabhängig. Sollten sich die deutschen gut überlegen ob sie gerne Vasallen Chinas sein wollen.

      • @Machiavelli:

        Wo der Firmensitz und wo die Produktion ist ausschlaggebend. Und warum denn Vasallen? Das wären wir in Ihrer Logik schon längst: 90 % der seltenen Erden kommen aus China.



        Ich habe zudem nicht geschrieben, dass ich das gut fände. Aber die Wahrscheinlichkeit alles letztlich möglichst weiterlaufen zu lassen scheint evident.

        • @Tom Farmer:

          Es wäre also mutmaßlich eine gute Idee, sowohl in seltenen Erden als auch in Halbleitern nicht ausschließlich den Markt entscheiden zu lassen, was wo produziert wird.



          Vielleicht auch bei weiteren Produkten nicht.



          Das ist nun schon länger klar.



          Aber wie kann diese bahnbrechende Erkenntnis schonend unserer Politik näher gebracht werden?



          Wir haben doch schon ein Jahr nach dem Aufbau der lokalen Maskenherstellung alles vor die Hunde gehen lassen, weil der Staat nur zum billigsten Preis kaufen will...



          Der Markt ist heilig!



          Amen...

          • @mensch meier:

            Nein, der niedrigste Preis.

  • "Die deutsche Wirtschaft, die zunehmend abhängig vom Zugang zum chinesischen Markt ist, debattiert solche Szenarien nur geheim hinter verschlossenen Türen."

    Man kann sich denken, mit welchem Ergebnis: Wie können wir mit China weitermachen, wenn die Lage eskaliert? Wie lang müssen wir empört tun?

  • Keine Frage, dass Xi Jinping das Vorgehen seines ziemlich besten Freundes Putin im Krieg gegen die Ukraine aufmerksam beobachtet und Schlussfolgerungen für sein eigenes Vorgehen gegen Taiwan zieht.



    Die Operation „Hongkong“ war ja schon mal erfolgreich. Der anfängliche Aufschrei im Westen ist verebbt, und immer weniger Hongkonger erinnern noch sich an das Prinzip „ein Land – zwei Systeme“ (und wer sich erinnert, spricht es lieber nicht aus, um keinen Ärger zu bekommen). Für die übrigen Chinesen ist alles korrekt gelaufen, denn außer der staatlichen Propaganda bekommen sie schließlich nichts anderes zu hören und zu sehen.



    Fehlt noch ein konkreter Anlass für den Start der Operation „Taiwan“. Aber das Beispiel Ukraine zeigt, dass es auch ohne geht. Des Weiteren wird Xi Jinping Vorkehrungen treffen, um nicht, wie Putin, von einer überraschend starken Gegenwehr behindert zu werden.



    Taiwan wird, wie ich vermute, binnen Tagen (oder gar Stunden) einverleibt sein. Die Aufregung im Westen wird verstummen und dann wird alles seinen, von Staatsführer Xi Jinping vorgezeichneten Weg in eine „leuchtende Zukunft“ gehen!

    • @Pfanni:

      Ein Land zwei Systeme- das war eine Erfindung der alten Eliten um die Privilegien, die ihnen die Kolonialherren verschafften, zu behalten.

    • @Pfanni:

      Honkong und Taiwan sind kaum vergleichbar. Hongkong wurde offiziell an China übergeben und die, die sich dagegen gewehrt haben, waren kleine Leute, die keinerlei Staatsgewalt hatten. Taiwan hingegen verfügt über eine eigene Staatsgewalt, die zwar von Festlandchina nicht anerkannt wird, aber doch de facto vorhanden ist.

      Auch mit der Ukraine ist Taiwan schwer vergleichbar. Taiwan ist eine weit vom Festland entfernte Insel. Die Option einer Blockade könnte für die Volksrepublik China gut funktionieren, eine militärische Invasion hingegen wäre für die Volksrepublik China deutlich schwieriger als für die Russen in der Ukraine. Schiffe oder Flugzeuge wären die einzige Möglichkeit, über die Grenze zu kommen, die somit leichter zu verteidigen sind. Man denke an die hohen Verluste, die die Alliierten im 2. Weltkrieg bei der Landung in der Normandie hatten. Auf solche Szenarien müsste sich das festlandschinesische Militär auch einstellen, wahrscheinlich sogar auf noch mehr, weil Taiwan nahezu sein gesamtes Militär für die Verteidigung der eigenen Küsten einsetzen könnte, ohne große sonstige Aufgaben. Zudem ist die Bevölkerungsdichte in Taiwan um ein vielfaches höher als in der Ukraine, was bedeutet, dass im Verhältnis zur zu verteidigenden Fläche mehr Soldaten zur Verfügung stehen.

      Somit halte ich es auch für einigermaßen plausibel, was der Artikel sagt: Dass "eine umfassende Blockade des See- und Luftraums" die wahrscheinlichere, weil aus festlandchinesischer Sicht klügere Option als ein offener Krieg ist, um Taiwan zu besiegen. Eine solche Blockade wirkt aber nicht, wie Sie sagen "binnen Tagen (oder gar Stunden)", sondern es wäre eine Belagerungssituation, die darauf abzielen würde, die taiwanische Bevölkerung über einen längeren Zeitraum mürbe zu machen. Irgendwann leiden die Leute Hunger und sonstigen Mangel an Grundbedürfnissen. Aber das würde quälend lange dauern, es ginge nicht im Handstreich.

      • @Ein alter Kauz:

        Wie genau soll denn bitte eine "Seeblockade" oder eine "Sperrung des Luftraums" aussehen? Dann fliege ich mit meinem Lufthansaflug nach Taipeh und werde abgeschossen oder wie? Oder ein Frachter aus den USA wird versenkt? Ist doch Unsinn.

        • @Graustufen:

          Häufig werden Flugzeuge, die unerlaubt in einen fremden Luftraum eindringen, von Kampfflugzeugen abgedrängt. Ähnliches ist auch mit Schiffen möglich. Das Abschießen von Flugzeugen oder Versenken von Schiffen wäre eine hohe Eskalationsstufe, da gibt es andere Möglichkeiten.

  • Die Gretchenfrage, stellt sich auch für Europa, aber die Reaktionen auf sinnvolle Antworten sind erwartungsgemäß erschreckend naiv. Z.B.:



    www.welt.de/politi...-Abschreckung.html



    Wenn in 2 Jahren Psycho Trump seine Nato-Pläne verwirklichen wird, werden wir nach Macron eher mit nationalistischeren Parteien (egal ob rechts oder links) über eine Verteidigungspolitik debattieren. Das wird nicht gelingen. Wir stehen jetzt schon mit heruntergelassenen Hosen da und den meisten Menschen ist nicht mal ansatzweise bewusst, was das bedeutet.

  • Auf keinen Fall können wir uns tatenlos mit an sehen, wie Taiwan von China kannibalisiert wird. Das Elend in Hongkong anzusehen war schon beschämend genug -- und war natürlich auch eine Generalprobe seitens Chinas...

    • @miri:

      > tatenlos mit an sehen

      Genau, wir können ja die "Gorch Fock" schicken, falls die jemals wieder aus der Reparatur kommt.

      Wir könnten ja nicht mal unsere eigenen Landesgrenzen gegen die Luxemburger Gendarmerie verteidigen, geschweige denn die von Taiwan gegen die Chinesen. Das ist doch völlig illusorisch, dass unser Außenministerium dazu mehr als hohle Statements erzeugt, oder unser Vertedigungministerium mehr als lustige Versprecher.

    • @miri:

      Was schwebt Ihnen dann als Reaktioon vor?

  • Das wäre der Super-GAU für Taiwan.

    In Tibet bedeutet dies einen Genozid mit über 1,2 Millionen Toten, Millionen Menschen in Lagern, Folterlagern, Geflüchteten.

    Tibet ist nahezu ausgelöscht.

    Zudem könnte es zu einem Weltkrieg kommen.

    Zumindest zu einem globalen wirtschaftlichen Crash.

    Der Westen wäre gezwungen sämtliche wirtschaftlichen Beziehungen mit China abzubrechen und hochzurüsten. Denn China wird sich auch mit Taiwan nicht zufrieden geben.

    • @shantivanille:

      Der Westen ist gar nichts "gezwungen".



      Wir entscheiden über die Reaktion, frei!



      Da ist sind die Optionen offensichtlich: fressen oder Taiwan.



      Und die Antwort der Bevölkerung auch: Taiwan ist egal, ich will ne PlayStation...



      Auch in der Sache ist die jetzige Situation lehrreich: Moral gibts nicht für lau.



      Und Taiwan ist zu teuer für uns!

  • Dazu gehört jedoch die Akzeptanz unserer Gesellschaften, dass wir für diese Transformation weg von Abhängigkeiten zu Autokratien hin zu auf Augenhöhe basierender Kooperation unter Achtung gleicher Umweltschutzstandards und Menschenrechte, uns in den kommenden Jahren von dem bisher selbstverständlichen Wohlstand verabschieden müssen.

    Wenn die Politik so ehrlich kommuniziert, dass wir unbedingt Abstriche bei unseren durchschnittlichen Lebensgewohnheitenacuen müssen, damit v.a. der Umweltschutz nicht mehr auf der Strecke bleibt und Menschenrechte achtet, dann kann es gelingen.



    Wenn jedoch immer mehr bekannt wird, dass wir diese Faktoren mit dem unbedingten Willen unseren Wohlstand zu erhalten mit Füßen treten, machen sich die Politiker auch irgendwann zunehmend unglaubwürdiger gegenüber der eigenen Bevölkerung l.

    • @Febe:

      Und wenn die hiesige Bevölkerung keine Lust hat, Abstriche wegen Taiwan zu machen, wird man sie eben dazu zwingen müssen.

      China macht ja vor, wie sowas geht.

  • @Andrew Bear



    Ist das ernst gemeint? Oder doch Sarkasmus? Die Wiege der Demokratie und des technischen Fortschritts liegt in Europa? Echt jetzt?

    • @Henni:

      Naja - ist doch nicht ganz falsch und die reale Komplexität lässt sich in einem Achtzeiler nicht wirklich abbilden.

    • @Henni:

      Ja, so lehrt es die Geschichte. Athen z.B. als Beispiel, die britische Bill of Rights aus dem Jahr 1689, die Französische Revolution von 1789. Alles europäisch, wenn ich mich nicht irre.

  • Bin gespannt, welche Rechtfertigungsmärchen sich die chinesische Führung dann ausdenkt - und wie viele Follower sie dafür hierzulande finden wird. Vielleicht verzichtet sie aber auch auf Propaganda und macht einfach.

  • Ich hoffe mal, daß die USA ihre Garantien einhalten. Am sinnvollsten wäre es, eine Division auf Taiwan zu stationieren.



    Ganz nebenbei ist das die schnellste Methode, die Abhängigkeit von China zu reduzieren.

  • Auch da müssen wir durch. Wir müssen als EU die Globalisierung beenden. Und CN genauso komplett boykottieren wie RU. Wir müssen unsere Waren und Ersatzteile wieder selbst herstellen in Europa. Koste es was es wolle. Ich glaube, daß wir das schaffen können durch eine starke harmonisierte EU und den starken Partner USA - ohne Staaten wie HU. Die Wiege der Demokratie und des technischen Fortschritt's liegt bei uns in Europa. Wäre doch gelacht, daß wir nicht ohne Autokratien wie RU und CN auskommen.



    Europa und die USA sollten wieder das Maß aller Dinge werden!

    • @Andrew Bear:

      Natürlich könnten wir es schaffen, dass Europa und die USA sollten wieder das Maß aller Dinge werden aber multinationale Konzerne haben andere interessen.



      Der erste logische Schritt wäre, dass Gewinne dort versteuert und zum größten Teil erneut inverstiert werden müssen, wo die Einnahmen gerneriert wurden.

    • @Andrew Bear:

      China komplett boykottieren? Dann hat China keinen Grund mehr vor einer Annektion Taiwans zurückzuschrecken. Unwahrscheinlich, dass die USA militärisch Taiwan verteidigen und einen Krieg mit der Atommacht China riskieren.

    • @Andrew Bear:

      Die USA sollten , wenn ich momentan lese was da so alles schief läuft, bloß nicht das Maß aller DInge werden, das wäre schrecklich