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Die untergetauchte Autorin Lale Gül Foto: Henny Boogert

Bedrohte Autorin in den NiederlandenZwischen allen Fronten

Lale Gül aus Amsterdam ist abgetaucht. Sie erhält Morddrohungen. Wegen eines Buches, in dem sie das selbstbestimmte Leben preist.

A n einem späten Abend im Februar wird Lale Gül klar, dass sie das alles unterschätzt hat. Zwei Tage ist es erst her, dass ihr Buch „Ik ga leven“ veröffentlicht wurde. Nun ist sie auf dem Heimweg von ihrer ersten Talkshow, und ihr Telefon steht nicht mehr still. 20-, 30-, 40-mal klingelt es. Die Anrufer, Verwandte oder Bekannte, empören sich, dass sie soeben forderte, in den Moscheen des Landes solle auf ­Niederländisch gepredigt werden. Und dann äußerte sie sich auch noch abschätzig über Koranschulen!

Was Gül nicht weiß: Dies war nur der Anfang. Als die 23-jährige Studentin der niederländischen Literatur, geboren und aufgewachsen als Tochter anatolischer Gastarbeiter in Amsterdam, die Wohnung der Familie betritt, sitzt dort die halbe Nachbarschaft im Wohnzimmer. Alle zugleich fallen über sie her, die Vorwürfe fliegen ihr um die Ohren: „Wir Muslime haben es schon schwer genug!“ – „Schämst du dich nicht? “ – „Wie kannst du nur so ein Buch schreiben? Das sorgt für Hass und Rassismus!“

Das Erste, was auffällt, wenn Lale Gül über all das spricht, ist, wie abgeklärt sie dabei klingt. Dabei hat „Ich werde leben“, so der Titel ihres Debüts auf Deutsch, ihr Leben gelinde gesagt auf den Kopf gestellt. Sie ist untergetaucht, wohnt an einem unbekannten Ort, Treffen mit Journalisten sind nur im Geheimen möglich. Eben stieg sie aus dem Taxi, auf das sie derzeit angewiesen ist, aus Sicherheitsgründen. Oft wird sie von jemandem aus ihrem Verlag begleitet. Wenn sie ihr Buch, das seit elf Wochen auf der Bestsellerliste steht, irgendwo signiert, geschieht das immer unangekündigt.

Lale Gül ist eine elegante Erscheinung. Das lange Haar trägt sie offen, dunkle Bluse und Hose, viel Schmuck. Sie hat einen langen Weg hinter sich, der in der Kolenkitbuurt begann. Dieses Viertel ganz im Westen Amsterdams, jenseits der Stadtautobahn, war vor Jahren als schlechtestes des Landes verrufen. Hier wurde sie als Kind täglich mit einem Euro zum Supermarkt geschickt, um diesen je zur Hälfte in Weißbrot und Frischkäse zu investieren, ihr Standardfrühstück und -mittagessen. In der Stadtteilbibliothek fand sie die Inspiration, weiter zu denken, über die graubraunen Wohnblocks mit beengten Behausungen hinaus. Die Bücher erschlossen ihr eine andere Welt.

Die Morddrohungen

Zu Beginn des Treffens ist sie sachlich und abwartend. Ihre Stimme klingt warm, sie wirkt ruhig und gefasst. Die eigene Situation beschreibt sie mit analytischer Schärfe: Sicherer fühlt sie sich, jetzt, da niemand sie zu finden weiß. „Ich habe mehr Ruhe in meinem Kopf.“ Andererseits: Sie vermisst ihren Bruder und die kleine, achtjährige Schwester, die sie über alles liebt und für die sie sich verantwortlich fühlt. Aber: „Ich musste weg von zu Hause. Ich konnte so nicht weiterleben.“ Die Stadt hilft ihren zwischenzeitlichen Unterschlupf zu bezahlen.

Es war irgendwann im März, als sie untertauchte, nach Dutzenden islamistischen Morddrohungen, die sie über Social-Media-Kanäle erhielt. Von jeder einzelnen hat sie Screenshots gemacht. „Schau hier“, sagt sie und zeigt die Beweisstücke des Shitstorms an Militanz, der über sie hereinbrach, auf dem Bildschirm ihres Telefons. Ein Gruselkabinett erscheint, das sie präsentiert, ohne eine Miene zu verziehen: „Fotos von Waffen. Eine Pistole. Ein Maschinengewehr. Ein Video mit einem IS-Lied.“ Hat sie Anzeige erstattet? „Selbstverständlich. Jede Woche.“

Lale Gül zeigt die Todesdrohungen, die auf ihrem Smartphone eingegangen sind Foto: Henny Boogert

Was Lale Gül all diesen Hass eingebrockt hat, ist ihre mehr als 300-seitige Abrechnung mit dem stockkonservativen, türkisch-nationalistischen Milieu, in dem sie aufgewachsen ist. Sie empfindet es als ein Korsett aus erstickender Moral, in dem Musik und figurbetonte Kleidung verboten sind, doch das Kopftuch ab der ersten Periode obligatorisch ist. Ausgehen, flirten, Beziehungen gar werden ihr als junger Frau untersagt, selbst Freundschaften mit Jungs. Zwölf Jahre lang steht jedes Wochenende Indoktrinierung in der Millî-Görüş-Koranschule an, dazukommt die tägliche türkische Fernsehpropaganda aus der Satellitenschüssel.

Aus Sicht der Protagonistin Büsra geschrieben, ist „Ik ga leven“ auch die Chronik einer jugendlichen Dissidenz bis hin zum Abfall vom Glauben. Schon früh lehnt sie sich gegen das strikte Regime der ultrareligiösen Mutter auf. Sie verschlingt Bücher in einem Haushalt, in dem außer dem Koran nichts gelesen wird. Drei Jahre lang hat sie eine geheime Beziehung zu einem Nichtmuslim in Den Haag, und die Beschreibung ihres sexuellen Erwachens ist so euphorisch, wie der Drang zum Ausbruch aus dem Tugenddiktat tief sitzt.

Kind Gottes, Dienstmädchen, keusche Ehefrau eines koranfesten Gatten. Ich bekomme Flecken im Gesicht, wenn ich daran denke

Die Essenz des Buchs, das die Niederlande seit Monaten in Atem hält, über das in allen Medien berichtet und in Freundeskreisen diskutiert wird, ist die eines individuellen Lebensentwurfs, der sich mit Verve gegen ein autoritäres Kollektiv richtet: „Kind Gottes, Dienstmädchen, konformistisches Mitglied des Gemeinwesens, keusche Ehefrau eines koranfesten Gatten. Ich bekomme Flecken im Gesicht, wenn ich daran denke.“ Mit diesen Worten verweigert die Protagonistin den ihr zugedachten Platz. Sie legt ihr Kopftuch ab und entzieht sich allen Versuchen einer arrangierten Hochzeit.

Gründlich seziert sie dabei immer wieder ihre Umgebung, erklärt die eigene Gedanken- und Gefühlswelt, die Frustrationen, die Wünsche, die Schlussfolgerungen. Vielfach springt sie zwischen autobiografischem Roman und Essay hin und her, und natürlich ist das Ganze auch ein Manifest im Namen von Aufklärung und individueller Freiheit. „Ich dachte“, sagt Lale Gül, „dass man gar nicht anders könnte, als mich zu verstehen, wenn ich das alles so gründlich es geht erkläre. Aber da war ich wohl etwas naiv.“

Morde, Terror, Populisten

Morde Seit 20 Jahren hält die Diskussion um Islam und Integration die Niederlande in Atem. Nachhaltigen Einfluss auf die politische Kultur hatten die Morde an Pim Fortuyn (2002) und Theo van Gogh (2004). Fortuyn wurde mit seiner Kritik an Islam, multikultureller Gesellschaft und Einwanderung eine Art Volkstribun. Der Regisseur Theo van Gogh sorgte mit groben Äußerungen über verschiedene Religionen für Kontroversen. Er wurde 2004 von dem Amsterdamer Islamisten Mohammed Bouyeri ermordet.

Terror Um Bouyeri herum existierte eine dschihadistische Zelle, die Anfang des 21. Jahrhunderts ausgehoben wurde. Mehrere Terroranschläge konnten verhindert worden. 2019 verletzte ein Afghane zwei US-amerikanische Touristen in Amsterdam lebensgefährlich.

Populisten Der Rechtspopulist Geert Wilders wurde 2011 vom Verdacht der Anstachelung zu Diskriminierung, Hass und der Beleidigung von Muslimen freigesprochen. 2016 verurteilte ihn ein Gericht wegen der Beleidigung von Marokkanern in einer Wahlkampfrede.

Migranten-Parteien Als Resultat der Polarisierung entstanden zuletzt mehrere Parteien, die auf migrantische Klientelen zielen. Zugleich haben sie ein undeutliches Verhältnis zum politischen Islam. DENK fällt durch ihre Nähe zur türkischen Regierungspartei AKP auf. Die NIDA präsentierte im Winter eine Petition, um die Beleidigung des Propheten unter Strafe zu stellen. Sie wurde 124.170-mal unterzeichnet. (taz)

Rückblickend muss sie fast lachen darüber, wie unvorbereitet sie auf diesen Sturm war. Je mehr sie ins Plaudern gerät, desto mehr vermitteln kleine Details einen Eindruck vom Entstehungsprozess dieses Buchs. Etwa, dass sie den Eltern erst nichts davon erzählte, bis der Vater unvermittelt den Karton mit den Autorin-Exemplaren in Empfang nahm. „Hast du ein Buch geschrieben?“, fragte er verdutzt, als er ihr Foto auf dem Umschlag sah. „Ach, nur eine Liebesgeschichte“, so ihre lakonische Antwort. „Ich dachte, ein paar Interessierte würden es lesen, Freundinnen, Bekannte. Und dass sich einige in der gleichen Lage darin wiederfinden.“

Der Alltag wird zum Spießrutenlauf

Womit sie nicht rechnete, war das Medieninteresse und die Dynamik, die daraus folgte. Ihr Alltag wird zum Spießrutenlauf: Empörte Nachbarn klingeln, es hagelt aggressive Anrufe von Verwandten aus der Türkei, auf der Straße wird sie beschimpft und bespuckt. Dazu kommen die Morddrohungen. Eine Zeit lang traut sich die Debütantin kaum noch aus dem Haus.

„Mein Vater ist der Briefträger im Viertel. Jeder dort weiß, wo ich wohne.“ Auch aus den Medien zieht sie sich in dieser Zeit zurück. Sie erwägt, die gerade erst begonnene literarische Karriere gleich wieder zu beenden. Später beschließt sie, nicht mehr über den Islam zu schreiben, weil das Leben ihr zu lieb ist.

Hass gegen die Abweichlerin: Bilder auf Güls Smartphone Foto: Henny Boogert

Auch das Verhältnis zu den Eltern ist nun zum Bersten gespannt. Sie sorgen sich um sie und sind zugleich wütend und verletzt. Der Vater wird überall auf seine vermeintlich ehrlose Tochter angesprochen, bis ihm permanent die Hände zittern. Die Mutter, schon länger depressiv, droht mit Selbstmord und sagt ihrer Tochter, sie hätte lieber einen Stein geboren. Wer sich wundert, wie die Frau mit 23 Jahren in dieser Situation so ruhig wirkt, findet hier einen Hinweis. „Irgendwann schaltest du deine Emotionen aus“, sagt Lale Gül.

Anfang März gibt sie in der Tageszeitung Trouw ein bemerkenswertes Interview. „Die Niederlande sind ein individualistisches Land. Im Rest der Welt ist es ziemlich normal, dass du deine Familie behalten willst“, sagt sie dort. Und dass es sie nicht glücklich machen würde, mit ihr zu brechen. Sie berichtet von Abenden auf dem Sofa, mit Tee und türkischen Seifenopern im Fernsehen. „Dann geht es nicht um ideologische Unterschiede, sondern wir sind eine gesellige Familie, und das finde ich auch wieder schön.“

In einer Situation freilich, die derart unter Spannung steht, wird der Raum für solche Zwischentöne mehr als knapp. Im Nachhinein sieht sie die Sache so: „Deine Familie ist eigentlich dein safe house, wo du immer hinkannst, wenn es dir nicht gut geht. Eine Beziehung kann enden, Freundschaften können sich verlieren. Darum wollte ich den Kontakt nicht abbrechen. Meine Eltern sind keine schlechten Menschen, nur sehr konservativ. Aber ihre Liebe ist eben nicht bedingungslos. Irgendwann hätte ich mein Glück ihrem opfern müssen.“

Die Hölle brach los, als ich von Geert Wilders gepriesen wurde. Das brachte das Fass zum Überlaufen

Dass niemand anderes als der rechtspopulistische Politiker Geert Wilders indirekt den endgültigen Bruch auslöste, ist bezeichnend dafür, wie tief Lale Gül zwischen die Fronten einer chronisch überhitzten Debatte geraten ist. Bei der letzten Fernsehdebatte vor den Parlamentswahlen Mitte März lobt Wilders „diese tapfere türkische Frau, die den Islam verlassen hat und nun bedroht wird. Das ist der Beweis, dass der türkische Islam sich in den Niederlanden nicht integriert“. Lale Gül erklärt später in niederländischen Zeitungen: „Die Hölle brach los, als ich von Geert Wilders gepriesen wurde. Das war der Tropfen, der das Fass überlaufen ließ.“

Obwohl der Wahlkampf von der Coronakrise dominiert wird und das Thema Identität keine große Rolle spielt, bekommt die Debatte um ihr Buch in dieser Zeit zusätzliche Brisanz. Zeki Baran, Vorsitzender des „Mitbestimmungsorgans der Türken in den Niederlanden“ und Mitglied der sozialdemokratischen Arbeitspartei, nennt es „Hetzerei“ und wittert eine Verschwörung: Absichtlich sei es kurz vor den Wahlen veröffentlicht worden, um die politische Rechte zu stärken.

Die Partei DENK wiederum, besonders stark im Milieu der „Nederturken“, plaziert eine Anzeige auf der Website einer türkischen Zeitung, wonach sie gegen „Feinde des Islams“ vorgehen werde – just über einem Artikel, der Lale Gül als eben solche bezeichnet. Ein Parteisprecher macht dafür einen Algorithmus verantwortlich. Der DENK-Vorsitzende im Amsterdamer Stadtrat, Numan Yılmaz, kritisiert kurz darauf die Bedrohungen gegen die Schriftstellerin, wirft ihr aber zugleich vor, sie sei islamophob und verfolge eine PR-Kampagne.

Freilich hat sich Lale Gül in ihrem Buch auf eine Art exponiert, wie es innerhalb der türkischstämmigen Communitys selten geschieht: Als ihr der Vater durchaus aufdringlich dazu rät, den DENK-Gründer Tunahan Kuzu zu wählen – „der Einzige im Parlament, der an unsere Interessen denkt“ –, lässt sie ihn abblitzen: „Er steht für identitäre Bubble-Interessen.“ Der Vater nennt sie daraufhin eine „Nestbeschmutzerin, die sich als Maskottchen der rassistischen Niederlande hergibt“. Die Tochter sieht in dieser Rhetorik freilich einen Hinweis darauf, wie ähnlich sich die migrantische DENK und die Rechtspopulisten in ihrem Fokus an die vermeintlich eigene Bevölkerungsgruppe sind.

Türkisch, niederländisch, vor allem amsterdamerisch

Eigentlich kann sie schon mit diesen Kategorien rein gar nichts anfangen, weil sie ihre Identität ganz anders definiert. Türkisch, niederländisch, amsterdamerisch: Sie ist all das – und vor allem Letzteres. Man hört ihr das an. Und es klingt auch im Buch durch, das sich nicht nur ab und zu in akademischen Diskursen über Gruppenidentität oder Integration ergeht, sondern auch den Straßenslang der Hauptstadt geradezu kultiviert. Es sind die beiden Welten der Grenzgängerin Lale Gül, die im Gespräch berichtet, dass just der raue Amsterdamer Einschlag von Lesern anderswo im Land oft als zu grob empfunden werde.

Offensiv ist das Werk auch in einem übertragenen, symbolischen Sinn: Von Beginn an kann man ihr dabei zusehen, wie sie ihr eigenes geistig-kulturelles Terrain absteckt, das weit über den Horizont eines Migrantenkinds aus der Kolenkitbuurt herausgeht. Einem Nietzsche-Zitat folgen gleich fünf von Eduard Douwes Dekker, der unter seinem Pseudonym Multatuli zum Klassiker der niederländischen Literatur wurde. Und kann es für eine Schriftstellerin wie sie eine deutlichere Standortbestimmung geben, als der Leserschaft gleich im ersten Absatz einen „Cruijff’schen Ratschlag“ zu erteilen? Was Lale Gül mit Johan ­Cruijff, dem begnadeten Amsterdamer Fußballspieler der 1970er und 1980er Jahre, verbindet, ist dieser Lokalkolorit, der nach armem Viertel riecht.

Ähnlich selbstbewusst markiert Lale Gül ihre gesellschaftliche Position: „Ich identifiziere mich mit säkularen Türken, aber nicht mit religiösen, und genauso wenig habe ich was mit religiösen Niederländern am Hut“, erklärt sie. Ihr Buch, das sich nicht selten wie sarkastische ethnografische Erkundungen liest und dabei durchaus Humor beweist, spiegelt dies wider: Da vergleicht sie die orthodoxen Muslime mit dem niederländischen Städtchen Staphorst im fundamentalistisch-calvinistischen bible belt und nennt ihr Umfeld in Amsterdam-West „eine Art orientalische SGP“. Letztere ist die Partei der Hardcore-Calvinisten, die erst im Jahre 2013 Frauen auf ihren Wahllisten zuließ.

Was Lale Gül schwer gegen den Strich geht, ist der kulturelle Relativismus manch Progressiver im Land. „Sie denken, die islamische Kultur besteht aus schönen Kopftüchern und der Geselligkeit des Ramadans.“ Vergessen werde dabei, dass sich Schwule in solchen Communitys nicht outen können und man Frauen, die über ihr Leben selbst bestimmen wollen, als „Huren“ bezeichnet. „Neulich wurden in einem Artikel Feministinnen zitiert, die mich mutig fanden, sich aber kein Urteil anmaßten, weil es sozusagen nicht ihre Kultur sei.“

Eine verbotene Beziehung

Es gibt einen Aspekt, der diese Frau aus den gängigen Mustern und Gesetzmäßigkeiten des niederländischen Diskurses hervorhebt. Mehrfach kam es vor, dass IslamkritikerInnen oder Abfällige wie durch magnetische Kräfte von rechten Parteien angezogen wurden. Lale Gül scheint für diese Dynamik nicht empfänglich. Was vielleicht damit zu tun hat, dass der Vater ihres Exgeliebten Geert Wilders' PVV nicht nur wählt, sondern auch mit Spenden unterstützt. Und ausgerechnet zu diesem Vater, der sie am Anfang wegen des Kopftuchs, das sie damals noch trug, kritisch beäugte, baute sie eine besonders herzliche Beziehung auf.

Der Rahmen dieser Beziehung spiegelt den asymmetrischen Frontverlauf der ganzen Debatte. Auf den Straßen Den Haags schlägt dem jungen Paar immer wieder unverhohlen Rassismus entgegen. Doch ausgerechnet der väterliche Wilders-Wähler bietet ihnen irgendwann an, sie zu verteidigen – körperlich, versteht sich. An seinen politischen Vorlieben indes ändert das nichts. Und während er die Freundin seines Sohns fest in sein Herz geschlossen hat, darf seine Tochter auf gar keinen Fall mit einem muslimischen Jungen nach Hause kommen. Eine Logik, die Lale Gül von ihrer eigenen Familie in Amsterdam seltsam bekannt vorkommt.

Nun, da sie diese, ihre eigene Familie hinter sich gelassen hat, liegt vor ihr ein neues Leben mit Freiheiten, die sie zuvor niemals besaß. Vorerst aber kann Lale Gül davon wenig genießen. Sie lebt weiter im Versteck, auch wenn die Bedrohungen nach zwei Festnahmen inzwischen abgenommen haben. Während die Niederlande langsam die ersten Coronabeschränkungen aufheben, dauert Lale Güls Lockdown an. Wenn in diesen Tagen an ihrer Universität die Vorlesungen wieder beginnen, ist ihr bei diesem Gedanken mulmig zumute. Sie fragt sich, wie sie dort überhaupt hinkommen soll.

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75 Kommentare

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  • Es scheint sich da wenig zu ändern obwohl es doch inzwischen schon über mehrere Generationen geht.

    Eine Schulklasse, die Hälfte der Schüler einen Migrationshintergrund und pünktlich 6. oder 7. Klasse tauchten die Mädels nach und nach mit Kopftuch auf. Bei einer damaligen guten Freundin gab es dann auch schon ganz schnell Hausverbote. Das war 1983.



    Es waren damals meist die Kinder der ersten Generation Gastarbeiter.



    Immerhin eine (von 5) hat sich damals aus dem Korsett befreit und ist bis zum Abi gekommen und hat studiert. Mit viel Mut und einer gewissen Sturheit hat Sie sich durchgesetzt. Aber auch mit Unterstützung aus der Schule.

    Aus meiner Sicht ist es in erster Linie ein Bildungsauftrag die Blase aufzubrechen und die nötigen Werte zu vermitteln, wenn nötig auch den Eltern.

    Heute ist es oft die 3. Generation mit ähnlichen Problemen. Das zeigt mir das es ein echt langfristiges Projekt ist.

    Gruß vom Mondlicht und Danke für diesen Artikel

  • Salman Rusdhie, Taslima Nasrin, Ayaan Hirsi Ali, Seyran Ates, Hamed Abdel-Samad usw. und jetzt Lale Gül - immer dasselbe: Jemand schreibt ein islamkritisches Buch und sofort wird sie oder er aus dem radikal-islamischen Milieu mit dem Tode bedroht. Das ist widerlich und inakzeptabel, und zwar ganz unabhängig davon, ob man das jeweilige Buch nun gut findet oder nicht. Darum geht es gar nicht, sondern um das Recht auf freie Meinungsäußerung, das jedem Menschen als Menschenrecht zusteht, ohne dass sie oder er deshalb Angst haben muss.

    Darüber hinaus weist wohl auch Frau Gül darauf hin, wo meiner Meinung nach ohnehin endlich mal bei der inzwischen immer wieder endlos durchgekauten Frage: "Ist der wahre Islam frauenfeindlich oder nicht? Oder doch? Oder wird der Islam nur von Männern frauenfeindlich interpretiert ist es aber eigentlich gar nicht?" der eigentlich entscheidende Punkt angesprochen werden sollte. Es geht bei der Frage: "Ist der Islam frauenfeindlich oder nicht?" doch offensichtlich gar nicht in erster Linie um berufliche Fragen, also ob der Islam nun erlaubt, dass eine Frau auch eine Ausbildung macht, studiert und berufstätig ist. Sondern es geht bei der Frage "Ist der Islam frauenfeindlich oder nicht?" vor allem um die weibliche Sexualität, ob also Frauen, die das wollen, ein, auch voreheliches, nichteheliches, Liebesleben in eigener Regie zugestanden wird, so wie das, zumindest stillschweigend, im Islam auch heterosexuellen Männern zugestanden wird. Ob der Islam also z.B. auch Frauen, die vorehelichen Sex haben oder sogar ledige, alleinerziehende Mütter akzeptieren kann oder eben auch weibliche wie männliche Homosexualität, zumindest, soweit, sie zumindest nicht mit dem Tode zu bedrohen oder gar tatsächlich umzubringen. Die immer noch viel zu reaktionären christlichen Kirchen verdammen das zwar auch noch verbal, zumindest aber wird nicht aus ihren Reihen zu Mord aufgerufen. Und bei Mord hört nun mal alles auf!

    • @Rojas:

      Keine Religion ist Frauenfreundlich. Weil die Männer haben alle "Holly Bücher" geschrieben...Du musst auch ganze Bible lesen. Bible ist auch nicht Frauenfreundlich. Und es gibt millionen Muslimische Frauen, die studieren, die vorehelichen Sex haben, alkohol komsumieren, alleine Kinder erziehen in der Türkei. Ich denke es gibt auch in andere Ländern solche moderne Muslime.

  • Also ich als sehr langer praktizierender Moslem muss sagen, dass es mich doch sehr traurig macht, dass die Frau Gül Drohungen bekommt. Das zeigt, dass solche Menschen einfach nicht verstanden haben was respekt und toleranz ist. Selbst gegenüber Meinungen die einen nicht ins eigene Weltbild passen. Solche Menschen haben einfach keine Moral und Ethik Vorstellungen und das Frau Gül solche Drohungen bekommt finde ich nicht überhaupt nicht gut.

    Bei der türkischen Kultur und auch bei allen anderen Kulturen ist es immer wichtig zu beachten, dass sich oft Traditionen mit Religiösen Werten vermischen. Oft werden diese Werte von Familie zu Familie weiter gegeben und dann denkt man es hat was mit dem Islam zutun. Der Islam hat ja schon einige strikte Pflichten die jeder Moslem einhalten muss bzw. natürlich sollte. Aber das was ich von ihrer Familiärenleben so gelesen habe ist, dass die Eltern sehr strikt ihren türkischen kulturellen Traditionen folgen und keine Abweichung möchten. Aber der Islam ist keine Religion die auf Zwang aufgebaut ist, weil wenn jemand gezwungener Maßen an Gott glaubt oder betet, dann tut er das nicht aus Überzeugung. Der Islam baut auf Überzeugung und auf freien Willen. Aber wir sind alle Menschen jeder will den anderen zu einer Meinung oder Überzeugung "zwingen" oder "beeinflussen". Man siehe nur die Geschichte der Menschheit wie zum Beispiel Ideologien wie das Kommunismus von den Sowjets. Die Frau Gül antwortet auf diesen Druck von der Familie aus mit Rebellion, aber Dialog und Kommunikation wären vielleicht auch eine Möglichkeit. Natürlich gilt das für beide Seiten. Oft wird der Islam mit den Vorurteilen bewertet, dass es Menschen zu etwas zwingt. Aber wer jemanden zum Glauben zwingt der lebt den Islam falsch. Von daher sollte man immer beide Seiten der Medallie betrachten. Klar es ist einfach zu sagen alle Moslem bzw. der Islam ist schlecht und veraltet. Aber damit wird man auch nicht weiter kommen. Dialog und Respekt ist das A und O.

    • @TurgutReis:

      Bitte beim Thema bleiben und das Buch lesen. Sie beschreibt ausschließlich Ihren familiären Weg und den Ausbruch aus den dort vorherschenden Strukturen. Eine generelle Islam-Kritik findet also gerade nicht statt. Auch schreibt sie in ihrem Buch, von fehlgeschlagenen Versuchen des Dialogs mit ihrer Familie und dem Umfeld. Auch hier keine Pauschalkritik. Auffälig ist aber, dass ihr genau das vorgeworfen wird, was dann ja im Umkehrschluss bedeutet, dass offensichtlich doch die Mehrheit sich so verhält wie ihre Familie, denn ansonten könnte man es ja gar nicht als Pauschalkritik auffassen. Sondern sich nur persönlich angegriffen fühlen. Just my two cents!

  • Ein bekannter Schweizer Soziologe würde die Bedrohungen und Gefährdungen, die sich Frau Gül seitens der Islamisten ausgesetzt sieht, einen Totalskandal nennen.



    By the way, ist das Buch von Frau Gül auch in Deutschland erhältlich?

    • @Jürgen Gojny:

      Sie können auch "Ihr Scheinheiligen" von Tuba Sarica, einer Deutschen, nehmen. Das hat damals nur nicht solch hohe Wellen geschlagen.

  • Der Artikel ist wichtig, aber ist letztendlich ebenso sexistisch. Wenn man wie ich in Bln/Kzbg aufgewachsen ist, hat man erlebt, wie sich Frauen aus der jungen Generation Hilfe holen wollten. Ob Zeitung, Fernsehen oder Verlage, das Ding ist ganz einfach: Ist man hässlich, hat man keine bekommen. Ist man dick, hat man keine bekommen. Frau Gül bekommt Aufmerksamkeit, weil sie aussieht, wie sie aussieht. Es wollten auch junge Frauen aus Konventionen ausbrechen, die sich dann nicht einem neuen Diktat unterwerfen wollten. Keine figurbetonende Kleidung, kein freizügiges Social-Media. Die wollten einfach nur frei sein und zwar von allen Diktaten. Denen hat niemand geholfen, die haben keine Aufmerksamkeit bekommen. Eher noch Häme.

    • @blEm:

      Im Bezug auf das öffentliche Interesse mag das schon stimmen.



      Sex sells - das wird wohl auch so bleiben so lange es Menschen gibt. Und Medien mit ihren Produkten möglichst viele Menschen erreichen bzw. natürlich auch Geld damit verdienen wollen.

      Aber das ist ja, manchmal möchte man sagen leider, in vielen Bereichen so, dass die Aufmerksamkeit für einen Sachverhalt stark von doch eher nebensächlichen Aspekten abhängt.

      Die Menschen wollen Drama, Intrigen, Sex, Gewalt, Verrat, Ungerechtigkeit...



      Naja, eben all das was man auch in einer schönen Soap geliefert bekommt. Deswegen gibt es die ja.

      Und all das kommt natürlich auch bei "echten" Geschichten gut an - was natürlich zwangsläufig heißt dass die Geschichten die nur wenig davon bieten es nicht oder nur selten in die Presse schaffen...

      Schlimm? Einfach nur menschlich?



      Vielleicht ein Ergebnis unseres eigenen Verhaltens?

    • @blEm:

      Was hat das mit Sexismus zu tun, wenn ein Artikel auf das Schicksal einer Frau eingeht, die bedroht wird, weil sie ein Buch veröffentlicht hat?



      Was haben tausende andere Schicksale in diesem Artikel zu tun? Wie lang wollen Sie solche Artikel haben?



      Man könnte auch sagen "Derailing" oder "Off Topic".

      • @Physeter:

        Meine Mutter und ich haben den Artikel nur zufällig entdeckt und der Kommentar von blem ging direkt in unsere Herzen. Und wir mussten beide weinen. Denn er sagt alles. Alles. Türkische Frauen wird nur zugehört, wenn sie ihre sexuelle Befreiung in den Mittelpunkt stellen. Dann wirden sie für westliche Medien erst interessant. Solche Worte von blem sind wichtig, weil westliche Männer ein anderen Sexismus haben, der auch unterdrückt. Bizden blem'ye selamlama selamı

        • @Hatice Özcan:

          Sie haben leider recht.



          Ich bin im Schwäbischen aufgewachsen. In den 80igern hat es Niemanden interessiert, wenn die Türken ihre Töchter aus dem "Verkehr gezogen haben", wenn sie aufmüpfig wurden (in die Türkei verfrachtet).



          Türkische Frauen wurden überhaupt nicht wahrgenommen. Kopftuch, keine Sprachkenntnisse taten ihr übriges.



          Schlimm finde ich auch wie die jungen Frauen zwischen den Fronten der männlichen Extremisten stehen. Dort die Rechten und hier die Islamisten und drumrum eine gleichgültige Gesellschaft.

  • "Was Lale Gül schwer gegen den Strich geht, ist der kulturelle Relativismus manch Progressiver im Land. „Sie denken, die islamische Kultur besteht aus schönen Kopftüchern und der Geselligkeit des Ramadans.“ Vergessen werde dabei, dass sich Schwule in solchen Communitys nicht outen können und man Frauen, die über ihr Leben selbst bestimmen wollen, als „Huren“ bezeichnet. „Neulich wurden in einem Artikel Feministinnen zitiert, die mich mutig fanden, sich aber kein Urteil anmaßten, weil es sozusagen nicht ihre Kultur sei.“



    Nicht zu vergessen die "Kopftuchverteidiger" ,von denen es einige sogar fertig kriegen das Kopftuch als Zeichen der Emanzipation zu verkaufen.

    • @Mustardmaster:

      Meine Omma (geboren in Westfalen und Christin) hatte auch ziemlich oft ein Kopftuch auf. Wurde die auch bösen Islamisten unterdrückt?



      Und wie viele muslimische Frauen kennen Sie eigentlich persönlich? Wenn ich mal schätzen darf: So ca. zwischen 0 und 1

  • Es wäre dringend an der Zeit, dass sich der essentialistische reduzierte Blick eines auf Individuen gar nicht mehr schauendes identitären Milieus ändert, dessen romantisierender Blick aus die multikulturelle Gesellschaft nur das analog strukturierte Gegenstück zu ihrer Dämonisierung darstellt.

    Rechts, hierarchisches und tribalistisches Denken gibt es unter jedem Vorzeichen - ebenso wie offene, interessierte und herzliche Menschen, die anderen unvoreingenommen begegnen und über die Grenzen ihrer Herkunft Solidarität und Freundschaft leben können.

    Dazu sind - zum Glück - sowohl die Mehrzahl der westeuropäischen Muslime wie Nichtmuslime in der Lage. Keine Unterscheidungen zu machen liefert jedoch hier lebende Menschen aus zu uns migrierten Familien den autoritären Zugriffen islamistischer Netzwerke und politischem Einfluss konservativer muslimischer Regierungen aus.

    Dabei weiß jeder, der es will, dass wir in Deutschland neben autochthon deutschen Faschisten, wie denen der NPD und des AfD-Flügels, mit den Grauen Wölfen auch eine türkische faschistische Gruppierung mit 30 000 Mitgliedern haben.

    Gerade auch, um die Welt um uns herum zu verstehen - und aus dem Wissen, dass keines der Probleme, vor denen die Welt steht, an Grenzen halt macht, ist es wichtig, überall, in Bezug auf jedes ethnische Milieu, humanitäre und extremistische Stimmen und Kräfte unterscheiden zu können.

    Linksidentitäres Politikverständnis dagegen ist nur unwesentlich weniger schädlich für unser Zusammenleben als rechtsidentitäres. Selbstbestimmung und Emanzipation sind universale Werte - und niemand verdient, dem autoritären Zugriff anderer wegen der mangelnden Bereitschaft, genau hinzuschauen, ausgeliefert zu sein.

  • Starke Frau . Starker Artikel.

    • @Waldo:

      Ich hoffe, das Buch wird bald ins Deutsche übersetzt

      • @Atarax:

        Das würde ich mir ebenfalls kaufen.

  • Selten wird ein Mensch bei der taz so uneingeschränkt angehimmelt.

    Hat es etwa den Autor beim Schreiben erwischt - und womöglich mich beim Lesen mitgerissen?

    • @Sonntagssegler:

      Sehr frustrierend finde ich, dass sich wohl in den letzten 40 Jahren sehr wenig getan hat.



      Ich hatte mit zarten 14 Jahren eine türkische Freundin und wurde freundlich von jungen Türken, die irgendwie von unserer realtiv heimlichen Beziehung erfahren hatten, mit gut gemeinten, freundlichen Worten bedroht.



      Uns blieb keine Wahl.



      Wenige Jahre später reagierte eine junge Frau mit Kopftuch beim Einkauf im Supermarkt auf mich. Ihr Mann, der ihr vorausging, bemerkte etwas und wurde argwöhnisch. Wir gingen schnell und unauffällig weiter.



      Niemand sonst nahm Notiz.

  • Einblicke in ein Frauen unterdrückendes, selbstgerechtes, auf Nichtmuslime herabschauendes Mileu hat schon 2019 die Deutsche Tuba Sarica in "Ihr Scheinheiligen" gegeben.

    • @Michael Andreas:

      Der folgende Bestseller aus den späten 80ern könnte den Horizont in ganz unerwarteter Richtung erweitern:



      "Ich wollte Hosen", von Lara Cardella.

  • Danke für diesen Artikel. Ich habe großen Respekt vor dieser mutigen jungen Frau. Einer der wichtigsten Sätze des Artikels ist meines Erachtens folgender:

    "Die Tochter sieht in dieser Rhetorik freilich einen Hinweis darauf, wie ähnlich sich die migrantische DENK und die Rechtspopulisten in ihrem Fokus an die vermeintlich eigene Bevölkerungsgruppe sind."

    Dem ist nichts hinzuzufügen. Extremismus, egal aus welcher Richtung, gehört gesellschaftlich bekämpft. Egal, ob rechte Rassisten, religiöse Extremisten oder sonstige Gesellschaftsfeinde.

  • "Zwischen allen Fronten"... Seh ich nicht. Ich sehe Frau Gül fest in den Reihen aller modernen, fortschrittlichen und demokratischen Kräfte gegen den keifenden, hetzenden und gewalttätigen Brei aus Mittelalter und Postmoderne, in dem sich viele kleine Lichter so gerne suhlen um ihre Befindlichkeit, ihre "identität" zu streicheln.

    • @Tragedy:

      Sehr optimistisch!



      Frau Gül wird bedroht und kann sich nicht mehr frei bewegen und Sie sehen sie in den Reihen der demokratischen Kräfte?



      Ich würde sagen sie hat eindeutig die A-Karte gezogen.



      In einer häufig diskriminierten Bevölkerungsgruppe zu sein, aus deren Reihen man zu allem Überfluss noch bedroht wird.



      Ihre Worte hören sich für mich wie Hohn mit relativ weitem emotionalen Abstand an.

  • Was mich - selbst Vater einer Tochter - erschuettert, ist Folgendes:



    "Aber ihre Liebe ist eben nicht bedingungslos. Irgendwann hatte ich mein Glueck ihrem opfern muessen." Was geht in den Koepfen solcher Eltern ab? Es gibt bestimmt auch heute noch "bio-"deutsche oder -niederländische Eltern, die ihren Toechtern sagen: "Mit einem Auslaender brauchst Du Dich bei uns nicht mehr blicken zu lassen." Dieser Wahn aber, als kleine, aber im Selbstverstaendnis einzige nach Gottes Willen lebende, Gemeinschaft in einer zutiefst gottlosen und rassistischen Umgebung, von jedem Mitglied, besonders den weiblichen, absolute Loyalitaet zu fordern, hat etwas zutiefst Paranoides. Das laesst sich auch bei manchen christlichen Gruppierungen, bei rechtsradikalen Sekten, und, zumindest frueher, durchaus auch bei lesbischen Separatistinnen beobachten. Abweichler:innen, Ketzer:innen, Individualist:innen, Aussteiger:innen und "Verraeter:innen" können da froh sein, wenn man sie ohne allzuviel Psychoterror oder gar Morddrohungen ziehen laesst. Ich wünsche Lale Guel weiterhin viel Kraft und jede Menge gute "Wahlverwandtschaft" (nicht Geert Wilders!), auf dass sie ihren eigenen Weg weitergehen kann. Wer weiss, vielleicht kommt auch ihre Familie irgendwann zur Besinnung, und sieht ein, dass ihre freiheitsliebende Tochter ihre Liebe und Loyalitaet verdient, und nicht ihre konformistische Gemeinschaft.

    • @Volker Scheunert:

      Unsereins muss sich natürlich mit schlecht fundierten Analysen über einem ferne Communities zurückhalten.

      Mir ist allerdings in dem Artikel die extrem konservative Mutter aufgefallen. Ich erinnere mich, das dieses Verhalten bei Frauen in Migrantengruppen oft darauf zurückzuführen ist, dass Frauen bei der Integration in die "neue" Welt" extrem benachteiligt sind und sich außerhalb der Familie keine respektvolle Position erarbeiten können.

      Daher reduzieren sie ihre Position auf Kompetenzen, die sie aus ihrer alten Heimat mitnehmen konnten, also Familie und Tradition.

      Mit zunehmender Bildung der Mädchen/Frauen zerfällt das Muster.

      Im Übrigen scheinen ja auch diese Leute in dem Viertel ziemlich krass zu sein. Unsere türkischen Nachbarn wären entsetzt.

      • @Sonntagssegler:

        Ich muss überhaupt nichts - und auch Ihre "Analyse", die durchaus etwas fue r sich hat, ist aber auch nicht allgemeingueltig, wie Ihr letzter Satz beweist. Mein Bild dieser "Community", aus der Lale Guel stammt, ergibt sich zum grösseren Teil aus dem, was im Artikel beschrieben wird.



        Und das Konzentrieren auf die eigene Gemeinschaft inmitten einer als gottlos und feindselig empfundenen Gesellschaft ist ja nichts so Ungewoehnliches.



        Auch meine Eltern waren/sind garantiert nicht perfekt (ich bin es auch nicht), aber sie haben mich halt nicht von der "Aussenwelt" ferngehalten, und es stand nie zur Disposition, mich aus der Familie zu verstossen.

    • @Volker Scheunert:

      Das hat mich auch getroffen, aber soo ungewöhnlich ist das auch bei Biodeutschen nicht. Es gibt schon komische Eltern und ich hatte auch solche.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Volker Scheunert:

      Ich denke, gerade Biodeutsche oder Bionetherländische Eltern werden ihren Töchtern sagen: "bitte heirate einen Ausländer. Deine Ehe wird statistisch länger halten."

      • @97760 (Profil gelöscht):

        Ist ehna das ein geschätzter Selbstwert?

        Na Mahlzeit

  • Zitat: Neulich wurden in einem Artikel Feministinnen zitiert, die mich mutig fanden, sich aber kein Urteil anmaßten, weil es sozusagen nicht ihre Kultur sei.

    Ich finde, dieser Satz ist Beispielhaft für das Kernproblem der Identitätspolitik! Ansonsten sehr interessanter Artikel.

  • Es gibt Tage, da denkt man, dass die Welt verrückt geworden ist. Heute ist so einer

  • Irony scheint keine starke Seite der Hasser zu sein, wenn sie Frauen die über ihr leben selbst bestimmen, als Huren bezeichnen.

  • 0G
    04369 (Profil gelöscht)

    Danke Tobias Müller für diesen Artikel. Er macht mir einmal mehr deutlich, wie sehr es darum geht den anderes Denkenden auszuhalten, einmal in den multiethischen Gegenden. Rassistische Pöbeleien durfte ich von Biodeutschen und Niederländern ebenso erfahren, wie religiös motivierte Verurteilungen, vollkommen unabhängig davon, welchem Gott gehuldigt wird. Hier wie dort darf, in erster Linie Mann, ein Nazi, oder irgendein Fundamentalist sein, der permanent damit beschäftigt ist, mich, oder mein Liebsten, in unserer/ meiner Freiheit und Würde herabzusetzen. Ich bin so müde dieser Anfeindungen, dieser geistigen Enge, Kleinherzigkeit und Ignoranz, dass ich mich frage wie lange ich noch bereit bin, die anderen zu ertragen. Nochmals danke für den Artikel und ja, auf das auf die Lale gut aufgepasst wird.

    • 9G
      90946 (Profil gelöscht)
      @04369 (Profil gelöscht):

      Es geht mir genauso.

  • Ich musste beim Lesen an einen Cartoon denken, den ich in einem Beitrag kurz nach dem Attentat auf Charlie Hebdo im Netz gesehen habe: Da war eine Kalaschnikov abgebildet, und darunter stand geschrieben "Ceci, ce n'est pas une réligion." (Das ist keine Religion. )



    Dichter kann man es nicht ausdrücken, in was sich da manche Ultra-Konservative verrennen.



    Ich wünsche der jungen Dame viel Mut und Kraft.



    Lale ist übrigens ein sehr schöner Name, im Persischen heißt das Tulpe. Im Orient hat man durchaus Sinn für phantasievolle Namen und schöne Dinge. Was ich damit sagen will: Es ist nicht alles schrecklich, was von dort kommt.

  • Ich habe das Gefühl, unsere liberale Gesellschaft wird von allen Seiten bedroht. Rechter Terror, islamistischer Terror, staatliche Totalüberwachung... willkommmen, schöne neue Welt...

  • Religiosität - das Gegenteil ist Menschlichkeit. Menschlich denken, menschlich handeln, menschlich fühlen, menschlich leben. Eine religionsfreie Gesellschaft müsste doch etwas haben - oder?

    • 6G
      68514 (Profil gelöscht)
      @m.d.bichlmeier:

      So radikal würde ich das nicht ausdrücken. Denn es ist immer die Frage, wie Religiosität gelebt wird. Alle Dinge müssen hinterfragt werden. Wenn sich eine gelebte Religiosität aber dagegen sperrt, dann dann finde ich dies bedenklich. Mal zur Definiton von Releigion laut Wikipedia: Religion (von lateinisch religio ‚gewissenhafte Berücksichtigung, Sorgfalt‘, zu lateinisch relegere ‚bedenken, achtgeben‘, ursprünglich gemeint ist „die gewissenhafte Sorgfalt in der Beachtung von Vorzeichen und Vorschriften“). ... Das zeigt ja schon das Konfliktpotential, denn wenn man einfach nur die Vorschriften beachtet ohne sich zu fragen, ob man auf dem richtigen Weg ist, dann kann man auch blind in eine Sackgasse geraten, aus der man nicht so ohne weiteres mehr heraus findet. Oft genug wird alles Aufgeschriebene in den religiösen Schriften (unter anderem im Christentum) wörtlich genommen, ohne auf den Kontext der jeweiligen Zeit zu achten. Damit verbaut man sich den Blick auf das Wesentliche, welches hinter den Geschichten steht. Dann sind wir ganz schnell dabei, an alten Denkmustern festzuhalten, obwohl diese sich hinderlich auf einem Weg in eine gerechtere Zukunft erwiesen haben. Ich denke da z.B. an die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Religion ist also das Eine, Glaube ist dann der nächste Schritt, und der bedeutet: Bin ich wirklich überzeugt von den Vorstellungen, die mir meine Religion vorgibt? Haben wir die religiösen Schriften wirklich so verstanden, wie diejenigen es verstanden haben wollten, die sie damals aufgeschrieben haben? Da sind wir nämlich wieder an dem Punkt des Hinterfragens des eigenen Verhaltens.

      • @68514 (Profil gelöscht):

        Einfache Überlegung für jeden:

        Bestimmt die Religion meine Einstellung zum Leben, oder meine Einstellung zum Leben die Religion?

        • @Henry Ford:

          Zur Überlegung hilft eventuell ein wenig Praxis:



          Fragen Sie einen jungen Russlanddeutschen, der in einer relativ strengen evangelikalen Religionsgemeinschaft leben muss.

        • 6G
          68514 (Profil gelöscht)
          @Henry Ford:

          Tja das ist wie mit der Frage: War das Huhn oder das Ei zuerst da?

          Aber zu Ihrer Frage direkt: Irgendwie beides, und es muss sich jeder selbst fragen, welche Normen und Werte sinnvol sind. Hier nur auf Vorgaben der Religion zu verweisen ist dann zu einfach. Vor allem muss man hinterfragen, wer denn aktuell gültige Normen und Werte vorgegeben hat und warum. Also, selber denken ist immer noch besser als denken lassen. :-)

      • @68514 (Profil gelöscht):

        "...Denn es ist immer die Frage, wie Religiosität gelebt wird...."



        Wohl wahr. Nur wenn Sie sich mal genauer den Regelkatalog der drei Weltreligionen anschauen, den Katalog, den eben die besonders Frommen, die Orthodoxen oder Fundamentalisten über die Gesetzgebung ihres jeweiligen Heimatlandes stülpen wollen, kann einem nur schlecht werden. Ja, eine religionsfreie Welt wäre ein Traum.

        • @Stefan L.:

          Eine religionsfreie Welt wäre ein Traum?

          In den letzten hundert Jahren hatte die Welt mehrere religionsfreie Gesellschaften erlebt.

          Ein Traum waren die nicht. Oft ein Alptraum.

          • @rero:

            "Ein Traum waren die nicht. Oft ein Alptraum."



            Welche z. B.?

            • @Stefan L.:

              Wann gibt es das Buch auf Deutsch?



              Gibt es schon einen Verlag, der es übersetzt?

            • @Stefan L.:

              z.B.: DDR, UDSSR, Nazi-Deutschland

        • 6G
          68514 (Profil gelöscht)
          @Stefan L.:

          Nun, wer die Bibel wörtlich nimmt, ist zu faul zum Denken. Und wer die alten Gesetze aus den religiösen Schriften der heutigen Zeit überstülpen will, hat schlicht und ergreifend übersehen, was das damals für einen Fortschritt bedeutete, nämlich dass überhaupt Regeln verschriftlicht und als allgemeingültig erklärt wurden. Aber Regeln muss man immer an neue Erkenntnisse im Laufe der Entwicklung anpassen und deswegen haut es schlicht und ergreifend nicht mehr hin, sich heutzutage strikt an manche alte Regeln halten zu wollen. Und jesus hat genau die vorherrschenden regeln und Gesetze hinterfragt, z.B. warum man sich nicht mit manchen Menschen an einen Tisch setzen sollte, weil es der eigenen Ehre abräglich wäre. Jesus hat mit allen Menschen gesprochen und wurde deswegen angefeindet. Analogien haben wir immer noch in der heutigen Zeit, siehe Artikel. Die Kernessenz des Christentums im speziellen und von Religionen im Allgemeinen sollten wir ergründen. Da wird sicher nicht viel übrig bleiben von den ganzen Geschichten in der Bibel, wenn man allerhand Ballast mal über Bord wirft. Ich muss, z.B. wenn ich Jesus als besonderen Menschen, der verkrustete Konventionen beseitigen wollte, ihm keine Wundertaten wie z.B. aus Wasser Wein zu machen oder Blinde sehend machen oder über's Wasser gehen zu können zuschreiben. Man kann es zwar machen, aber es sind doch nur Bilder, um etwas hervorzuheben. Heutzutage müsste man sagen, Jesus war fortschrittlich, weil er überkommene Ansichten verworfen hat. Aber manch einer will die Bilder von damals leider nicht verstehen und deswegen haben wir durchaus abstruse Vorstellungen.

        • @Stefan L.:

          Liggers. Empfehle immer wieder gern:



          „Traktat über die drei Betrüger“



          de.wikipedia.org/w...ribus_impostoribus



          & Däh - etwas holperig zu lesen aber gut



          “ Die Sprengkraft dieses legendären Pamphlets liegt in seinem konzisen Titel: De Tribus Impostoribus: Blasphemie, Provokation, Frontalangriff gegen Millionen von Gläubigen der drei monotheistischen Religionen.[1] Die drei Religionsstifter Moses, Jesus und Mohammed werden als Betrüger dargestellt; der Vorwurf des Betruges zielt auf vorgebliche Offenbarungen und Taschenspielertricks (scheinbare Wunder).…“



          Wünsche viel Spaß - 🙀 -

          • @Lowandorder:

            "„Traktat über die drei Betrüger“



            de.wikipedia.org/w...ribus_impostoribus

            Danke, das kannte ich noch gar nicht.

    • @m.d.bichlmeier:

      Es würde schon reichen, die Religionen menschlicher zu machen, am besten von innen heraus - sprich: weiterzuentwickeln und nicht in dem Glauben, daß man den Status Quo (oder das, was man dafür hält) festhalten könnte für alle Zeiten, in rückwärtsgewandten Konservatismus zu verfallen.

  • Aufklärung all over again. Man sollte Frau Gül mit Lessing-Preisen und Schiller-Medaillen überhäufen.

  • Klasse Artikel, der gerade gegen Ende die typischen Gut-Böse-Schemata komplett hinter sich lässt. Ein bisschen wie ein alter Bruce-Springsteen-Song....

  • Warum sind eigentlich so viele Leute so wahnsinnig bescheuert?

    • @Karl Kraus:

      Eine gute eine Frage. Erschütternd das Ganze.

      (unterm—- btw & entre nous only—



      Bitte. Nicht an PU weiterleiten.)

  • Zu solchen Geschichten wie der von Lale Gül fällt mir nur ein Kommentar ein:



    Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.

  • Ich kann nicht verstehen, dass der Verlag seine Autorin nicht – bspweise durch ein Pseudonym – geschützt hat. Vollkommen unverantwortlich, so eine junge, unerfahrene und naive Autorin so ins Messer laufen zu lassen.

    • @nelly_m:

      Man verteidigt also die Freiheit, in dem man bestimmte Bücher anonym erscheinen lässt.

      Da könnte man ja mal eine Liste erstellen.

      Mal davon abgesehen, dass es wahrscheinlich kein großes Problem sein dürfte, so ein Versteckspiel zu durchkreuzen, wäre es ein Armutszeugnis für eine freie Gesellschaft.

      • @Jim Hawkins:

        Gemach. Gemach alter 🏴‍☠️ -

        Wie wär’s mit Pseudonym?!



        de.wikipedia.org/wiki/Pseudonym



        Liste führt für mich an: B. Traven alias alias alias - 🙀 -



        Wäre wohl klüger gewesen. But …… ff

        • @Lowandorder:

          Bei den pseudonymischen Aliassen muss ich doch meinen Senf dazu geben:



          Mein REAL - wie mein ALIAS - Name sind nichts anderes als



          GATTUNGSBEZEICHNUNGEN!!!

        • @Lowandorder:

          Tja, die Freiheit endet für bürgerlichen Demokrat*innen dann, wenn an deren Klassenges..., äh, gerechten Gesellschaft merklich gerüttelt wird. Selbst Sozialdemokrat*innen gehen dann zur Rettung ihrer geliebten Demokratie Bündnisse mit "dem Teufel" ein und von Friedlichkeit kann dann keine Rede mehr sein ... was sie, selbst blutbefleckt, aber nicht davon abhält, einen Mangel an Friedlichkeit Anderen (gerade) in nachfolgenden Zeiten vorzuhalten ;-/

        • @Lowandorder:

          OK, B.Traven hatte ich nicht auf dem Zettel, aber dem wollte ja auch keiner an den Kragen.

          Wenn einer oder eine von sich aus ein Pseudonym wählen möchte, ist das natürlich in Ordnung.

          Wenn einer oder eine unter dem Klarnamen veröffentlichen möchte, ist das ihr und sein Recht.

          Droht deswegen Gefahr für Leib und Leben, hat der Staat das zu verhindern, die Fieslinge zu sanktionieren und die Autoren zu schützen.

          Auch wenn das Millionen kostet, wie etwa bei Rushdie. Gut angelegtes Geld.

          • @Jim Hawkins:

            ...hat der Staat das zu verhindern, die Fieslinge zu sanktionieren und die Autoren zu schützen...



            Das genügt!

  • "lobt Wilders „diese tapfere türkische Frau, die den Islam verlassen hat und nun bedroht wird. Das ist der Beweis, dass der türkische Islam sich in den Niederlanden nicht integriert“."

    Naja, wenn man die massiven Morddrohungen und eiskalte Reaktion ihrer eigenen Familie bedenkt... Da fragt man sich schon, inwieweit Integration gelungen ist.

    • @Wonneproppen:

      nun, vielleicht weil es nicht "der Islam" ist, sondern Teile des Islam? Die aber umgekeht wieder von denen gern übersehen werden, die "Rassismus und Diskriminierung" nur bei Privilegierten erkennen können oder wie dieser Formeln so lauten.....da kann dann eine junge Frau mal der Ideologie "geopfert" werden (nicht wörtlich, aber sie interessiert nicht wirklich, siehe die Feministen im Arikel "wir maßen uns kein Urteil an" - das ginge ja auch echt gar nicht....das ist ja wirklich sehr komplex, wenn eine junge Frau wegen eines Buches bedroht wird, das kann man nicht so einfach nach "unseren" Maßstäben bewerten und solidarisch sein....)

      • @Dr. McSchreck:

        Vielleicht weil das seltsame Argument mit: das sind nicht alle und den Islam gibt es nicht usw. sonst auch nie gilt.

        Wenn mal wieder ein Missbrauchsskandal bei der katholischen Kirche auftritt, dann sagt ja auch keiner, das sei nur halb so wild weil es sind ja nicht alle so, sondern es wird festgestellt, dass der ganze Laden und das Zölibat scheiße sind.

        • @Sylkoia Sal:

          Falscher Vergleich. Im Gegensatz zur katholischen Kirche ist der Islam kein Verband mit Aufnahmebedingungen, klarer internen Hierarchie und bestimmtem, ich will nicht sagen, „Firmensitz“, sondern eine Religion, also eine grundsätzlich lockere weil uneinheitliche und letztlich auf Selbstidentifikation beruhende Ansammlung von Menschen, die man nicht einmal als _eine_ Organisation bezeichnen kann.



          Konservative und fundamentalistische Einstellungen haben nichts, aber auch gar nichts, mit der jeweiligen Religion, in deren weiterem Kontext sie auftreten, zutun, sondern entstehen aus den Bedingungen der Gemeinschaften, die solche Einstellungen entwickeln.



          Das ist kein religiöses Thema, sondern ein politisches.

          • @_δτ:

            Ja, nur wenn die Religion im Staat Politik wird, dann wird die Religion zum Staat, und plötzlich sind alte Traditionen und religiöse Dogmen Gesetz..mit allen daraus entstehenden Konequenzen...

        • @Sylkoia Sal:

          dass der Fehler auch von anderen gemacht wird, macht ihn doch nicht besser. Natürlich ist auch in der katholischen Kirche die ganz überwiegende Zahl der Mitarbeiter nicht kriminell, nicht sexuell übergriffig und benimmt sich anständig. Derartige Klischees und Verallgemeinerungen sind immer falsch.

        • @Sylkoia Sal:

          Sorry - aber wer wollte widersprechen?

          Nur unser Wonneproppen - ich hab ihn ja schon nach Kölle eingeladen - soll sich in jedes beliebige Café auffe Venne setzen & Augen&Ohren aufmachen.



          Der zielt ja - über dankenswerten Dr. McSchreck hinaus - auf die hergefaselte



          gescheiterte Integration.



          Das ist ein ganz anderer Hammer.



          Woelki - ist mir komplett wumpe!



          Das andere eben - auch & vorallem gesamtgesellschaftlich nicht Get it?! Fein

  • Na, da bin ich ja mal gespannt auf die Kommentare

    • @Der Cleo Patra:

      Bis jetzt ist's gut gegangen. :)

      • @Karl Kraus:

        Es passt halt wer auf...