piwik no script img

Migrationspolitik in DeutschlandRichtet euch nach Gerichten

Gerichtsurteile sind keine linke Show, sondern der Beweis eines funktionalen Rechtsstaats. Wer das anzweifelt, hilft mit beim Abbau der Demokratie.

Ignorieren europäisches Gesetz: Bundeskanzler Friedrich Merz (r) und Bundesinnenminister Alexander Dobrindt Foto: Christoph Söder/efe/epa

I n seinem Essay „In Front of your Nose“ schreibt George Orwell: „To see what is in front of one’s nose needs a constant struggle.“ Auf Deutsch: Um zu verstehen, was sich direkt vor der eigenen Nase abspielt, bedarf es eines ständigen Kampfes. Man könnte meinen, dass der britische Schriftsteller diese Worte nicht im Jahr 1946, sondern für die heutige Zeit geschrieben hätte.

Denn in einer Zeit, in der autoritäre Erzählungen zur vermeintlichen Normalität gehören sollen, ist es nicht leicht, sich immer wieder die ­Realität zu vergegenwärtigen, die sich vor den eigenen Augen abspielt. Es ist allzu leicht, sich an das Autoritäre zu gewöhnen oder es zu ignorieren.

Am 2. Juni gab die sechste Kammer des Berliner Verwaltungsgerichts dem Antrag von drei Personen statt, die im Mai an der deutsch-polnischen Grenze trotz ihres Asylgesuchs von der Bundespolizei zurückgewiesen worden waren.

Zwei Richterinnen und ein Richter des Berliner Gerichts urteilten, dass die Bundesrepublik verpflichtet sei, Asylgesuche nach dem sogenannten Dublin-Verfahren zu entscheiden. Ohne ein Prüfverfahren sei die Zurückweisung rechtswidrig.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Keine Einzelfallentscheidung

Dieses Urteil war nun nicht besonders überraschend. Schon seit der Ankündigung des damaligen Kanzlerkandidaten und heutigen Bundeskanzlers Friedrich Merz im Januar 2025, seine Regierung werde „ab Tag eins“ Geflüchtete an den Grenzen zurückweisen, entspricht es „der klar herrschenden Meinung unter Migrations- und Europarechtlern“, so das Fachportal Legal Tribune Online, dass dies mit europäischem Recht nicht vereinbar sei. Es ist keine allzu umstrittene juristische Meinung.

Was dann passierte, war beachtlich: Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) bestimmte, dass es sich bei dem Gerichtsurteil lediglich um eine „Einzelfallentscheidung“ im Eilverfahren handele. Er sehe dementsprechend keinen Anlass, seine Politik der Zurückweisung an den Grenzen zu verändern.

Der Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichts: „Wir wissen, dass wir nach wie vor Zurückweisungen vornehmen können.“ Die höchsten Mandatsträger des Landes sagten offen, dass sie das Gerichtsurteil – über die Fälle der drei Klä­ge­r:in­nen hinaus – nicht befolgen würden.

Rückenwind von Rechts

Die beiden Politiker erhielten, natürlich, Schützenhilfe von autoritären Akteuren. So schrieb das Portal Nius, dessen Funktion darin besteht, rechtsextreme Narrative in die demokratische Mitte zu drücken, hinter dem Gerichtsurteil stecke ein „Geheimplan der Asyllobby“.

Der Berliner „Grünen-Richter war Mitglied einer links-extremen Gruppe“, schrieb Björn Harms für Nius. Die Bild-Zeitung titelte: „So tricksten drei Somalier den Asyl-Hammer herbei“. Von einem Rechtsstaat war nirgends die Rede.

Alexander Hoffmann, Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, sprang auch nicht dem Rechtsstaat, sondern den autoritären Kräften bei. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen Zeitung erklärte der Politiker bezüglich der Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts: „Für mich trägt das klare Züge einer Inszenierung durch Asyl-Aktivisten.“

Die Nichtregierungsorganisation Pro Asyl hätte den Fall der drei An­trag­stel­le­r:in­nen also orchestriert. Laut ihm urteilten die Gerichte in dieser Sache somit nicht rechtsstaatlich, sondern seien gesteuert durch linke Aktivisten. Hoffmann liefert keine Belege.

Gerichte sind nicht „woke“

Das beherrschende Narrativ: Die Gerichte wollten eine „woke“ Politik durchsetzen. Es ist die gängige, gut bekannte Behauptung autoritärer Kräfte, ob in Polen unter der PiS-Regierung, in Ungarn unter Viktor Orbán oder in den USA unter Donald Trump: Die Gerichte verfolgten eine linke Agenda. Deswegen müssten sie gestoppt werden.

In den USA lässt sich diese Strategie live beobachten. Die Trump-Administration führt einen offenen Kampf gegen die Richterschaft des Landes. Sie hat sich für ihren Widerstand gegen die Justiz das Thema Migration und Asyl ausgesucht. Hier lassen sich Emotionen eben besonders gut missbrauchen.

Denn wer hier auf den Rechtsstaat verweist, gefährdet in der autoritären Erzählung die Sicherheit und den Wohlstand der Bevölkerung. Der „illegale Migrant“ dient auf beiden Seiten des Atlantiks als leicht instrumentalisierbare Figur.

Nach amerikanischem Vorbild

So ignorierte die Trump-Administration mehrere Gerichtsurteile, die mit der Ausweisung „illegaler Migranten“ zu tun hatten. Er und seine Gefolgsleute greifen die Justiz notorisch an.

So sagte US-Vizepräsident J. D. Vance, dass Rich­te­r:in­nen nicht die „legitime Macht“ der Exekutive kontrollieren dürften. Er erklärte also, dass die Regierung über dem Rechtsstaat stehe – und dass die Justiz genau das nicht machen dürfe, wozu sie in einer Demokratie existiert: die Macht der Regierung überprüfen und im Zweifel einschränken.

So offen agiert die Bundesregierung nicht – immerhin bezeichnen sich die regierenden Parteien, CDU/CSU und SPD, als „Rechtsstaatsparteien“. Der Einfluss autoritärer und rechtsextremer Kräfte auf Teile der deutschen Politik ist allerdings stark.

Innerparlamentarisch durch die AfD, außerparlamentarisch durch Portale wie Nius. Diese Kräfte bereiten den Weg dafür, wohin sich die Bundesregierung bewegt – etwa, ob sie sich an Gesetze hält oder nicht.

Im Zweifel gegen den Rechtsstaat

Die Bundesregierung hat bei der Migration autoritäre Erzählungen weitgehend kopiert und sich damit selbst ihrer Handlungsautonomie beraubt. Damit hat sie bewiesen, dass sie sich im Zweifel gegen den Rechtsstaat stellt.

Dabei geht es den autoritären Kräften weder um Migration noch um Asyl – es ist schlicht das, was sich historisch am besten eignet, um Demokratien Schritt für Schritt abzubauen.

Und so wundert es nicht, dass autoritäre Ak­teu­r:innen seit Verkündigung des Urteils die Berliner ­Rich­ter:in­nen bedrohen und diffamieren. Von den demokratischen Parteien können sie warme Worte, aber keinen Schutz erwarten. Wenn eine demokratische Regierung den Rechtsstaat angreift, öffnen sich Schleusen, die sich schwer wieder schließen lassen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Gilda Sahebi
Ausgebildet als Ärztin und Politikwissenschaftlerin, dann den Weg in den Journalismus gefunden. Beschäftigt sich mit Rassismus, Antisemitismus, Medizin und Wissenschaft, Naher Osten.
Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
  • "Richtet euch nach Gerichten"



    Welch eine Kampfüberschrift.



    Klingt auch erstmal einleuchtend. Beim zweiten Nachdenken bröselt die Parole dann aber auseinander. Schließlich suggeriert "Richtet euch nach Gerichten", dass Gerichte den politischen Kurs vorgeben.



    Das widerspricht aber elementar unserer Staatsform. Denn es ist die Politik, die den Kurs vorgibt.



    Gerichte sind zur Überprüfung mit der Vereinbarkeit politischer Weichenstellungen mit geltenden Recht zuständig.



    Und es ist auch kein "Abbau der Demokratie", wenn Politiker Gerichtsentscheidungen anzweifeln - ganz im Gegenteil, das ist sogar so gewollt, ansonsten könnten wir uns Revision, Oberlandesgerichte und Karlsruhe ja komplett sparen, denn auch Gerichte und Richter können irren.



    Insofern ist die Überschrift "Richtet euch nach Gerichten" ein ziemlich zweischneidiges Schwert.



    Ja, final müssen politische Weichenstellungen natürlich in Einklang mit geltendem Recht sein, es ist aber gerade eine Stärke der Demokratie, dass darüber zuvor hinreichend gestritten und sinniert werden kann - und zwar über alle Instanzen.

    • @Farang:

      Zitat: "Schließlich suggeriert "Richtet euch nach Gerichten", dass Gerichte den politischen Kurs vorgeben."

      Das ist falsch, es zeigt auf, dass Gerichte Urteile auf Grundlage von Gesetzen sprechen, an die sich auch extrem rechte Politiker und Politikerinnen halten müssen.

      Natürlich kann es vorkommen, dass auch Richter und Richterinnen sich irren und dafür gibt es die Möglichkeit, Revision einzulegen, damit die Entscheidung durch ein anderes Gericht überprüft wird und das ist auch gut so, denn sonst wäre der Willkür vor Gericht Tür und Tor geöffnet.

  • "Justiz genau das nicht machen dürfe, wozu sie in einer Demokratie existiert: die Macht der Regierung überprüfen und im Zweifel einschränken"

    Der Satz würde der Autorin in Ländern wie Großbritannien, Norwegen, Schweden und anderen Ländern mit einer parlamentarischen Tradition um die Ohren gehauen.

    In deren Augen ist es das Parlament, welches die Macht der Regierung überprüft und ggf einschränkt. Die Justiz hat sich grundsätzlich aus der Politik rauszuhalten.

    Das funktioniert aber nur bei entsprechenden Demokratieverständnis und bei Vertrauen in die Arbeit der Parlamentarier.

    An beiden hapert es in Deutschland gewaltig, zeigt sich schon daran das politische Regierungsentscheidungen nicht mehr im Parlament und Ausschüssen debattiert und ggf korrigiert, sondern gleich an die Gerichte ausgelagert werden, in der Hoffnung das irgendeine Oberste Instanz es schon richten wird.

    Diese Rechtshörigkeit in Deutschland erweckt dabei teilweise schon den Eindruck, dass BGH oder BVerfG nicht mehr als Gesetzeshüter sondern als Entscheider fungieren um inkompetente politische Maßnahmen zu korrigieren.

    Das alles hat nur wenig mit einer parlamentarischen Demokratie zu tun.

  • Ich stimme der Autorin uneingeschränkt zu. Wenn Gesetzesänderungen gewünscht oder scheinbar/tatsächlich notwendig sind, müssen sie in einem demokratischen Prozess offen diskutiert werden und dann die entsprechenden Gesetzgebungsverfahren eingeleitet werden.

    Den Fall Frederike von Möhlmann (getötet 1981 bei Celle) finde ich traurig und bitter, aber auch hier musste das Gesetz eingehalten werden.

  • Erstens: Eine Partei oder deren politischen Akteure, die den Rechtsstaat angreifen, handeln nicht mehr demokratisch.



    Zweitens: Wie bestellt, so geliefert. Merz hat nie einen Hehl aus seiner menschenfeindlichen "konservativen" Agenda gemacht.



    Drittens: Die Republikaner bezeichnen sich selbst auch als Partei von "Law and Order", brechen aber am häufigsten eben jene. Betrachtet man sich die Geschichte der Unionsparteien, sieht man das gleiche Bild. Beispiel Andreas Scheuer. Zitat: "ich habe ein anderes Rechtsverständnis." Ah ja.

  • Das wird sich vielleicht von allein klären.



    Kein Mensch wird mehr nach Deutschland wollen, wenn die Hälfte des Haushalts in Rüstung fließt, der Sozialabbau seine Blüten trägt und die Wirtschaft weiter den Bach runter geht.



    Ausländer werden zum Problem gemacht, wohl normal in unserem Land.



    Für alles andere wird man genauso Schuldige finden.

    • @Mark Menke:

      Die Rechtsextremen im Bundestag haben schon jemanden gefunden, dem sie die Schuld zuschieben, das sind Erwerbslose und Migranten. Diese Gruppen werden der restlichen Bevölkerung zum Fraß vorgeworfen, um von den Fokus von den wirklich Schuldigen abzulenken.

  • Das Bild wird auch immer Einfallsloser, ist bei denen jetzt alles ein "Hammer"? Ganz schön behämmert. Und was Julian Reichelt angeht, die einzige Kamera vor die er gehört ist die Überwachungskamera vor seiner Zellentür (nicht nur wegen Volksverhetzung).

    Dann gibt es noch den Merz, von dem habe ich gestern ein Interview bei Fox (Fake) News gesehen. Schrecklich! Eine Lüge nach der anderen und Entmenschlichung von migrierenden Menschen, indem er von "importierten Antisemistismus" geredet hat. Da war kein Unterschied zur Hetze der gesichert rechtsextremen AfD zu erkennen.

    Was wir jetzt brauchen sind Massendemonstrationen von demokratischen Menschen, um wenigstens zu versuchen, den Wahnsinn zu stoppen. Noch dürfen wir demonstrieren, wer weiß wie lange noch, wenn wir still bleiben?

    Die Demokratie hängt am seidenen Faden und die xxU-Leute spielen mit Scheren rum!

  • Gilt das auch, wenn Gerichte die Durchführung umstrittener Vorhaben gebilligt haben oder festgestellt haben, dass jemand keinen Flüchtlingsschutz bekommt und ausreisepflichtig ist?

    Was war zum Beispiel mit Lützerath und dem angeblichen grünen Verrat?

  • "Der Berliner „Grünen-Richter war Mitglied einer links-extremen Gruppe“, schrieb Björn Harms für Nius. Die Bild-Zeitung titelte: „So tricksten drei Somalier den Asyl-Hammer herbei“. Von einem Rechtsstaat war nirgends die Rede."

    Das solche schmierigen Lügen zu verbreiten bei uns nicht strafbar ist, ist keine Zierde für unser Land. Volksverhetzende Lügen sind keine Meinungsfreiheit.

    • @Jalella:

      Ich will jetzt weder BILD noch gar Nius irgendwie verteidigen, aber ich fände es sinnvoller, wenn Sie die Behauptungen dieser beiden Medien sachlich widerlegen würden.

      Dann könnte man auch in Diskussionen jenen widersprechen, die sich auf Bild oder Nius berufen. In dem Haus, in dem ich lebe, leben auch sehr viele Migranten. Und es gibt "biodeutsche" Mitbewohner, die sich damit schwertun und alles begierig nachplappern, was etwa in der BILD an Behauptungen und Unterstellungen über "Ausländer" zu lesen ist. Sie sind zwar eingeschnappt, wenn ich sie widerlege, aber ich halte es für sinnvoll, das zu tun.

      Wenn die Bild etwa die Glaubwürdigkeit der Geburtsurkunde der jungen Somalierin bezweifelt, ist das nicht automatisch eine "schmierige Lüge". Dass es an der Korrektheit der Altersangabe bei manchen minderjährigen Flüchtlingen Zweifel gibt, ist ja nicht Neues. Das sind hoffentlich nur Einzelfälle, aber überprüfen sollte man sie trotzdem.

      Und wenn bekannt wäre, in welcher Gruppe der "Grünen-Richter" Mitglied war oder ist, können alle für sich selbst entscheiden, ob sie diese Gruppe für "linksextrem" halten, oder nicht.

      • @ PeWi:

        Wenn man versuchen will, jede Lüge von Bild und Nius sachlich zu widerlegen, braucht man ein Großraumbüro mit Mitarbeitenden die rund um die Uhr arbeiten, sonst ist das nicht zu schaffen!

        Wer sich in einer Diskussion auf die zwei rechten Hetzblätter bezieht, hat kein Interesse an einer sinnvollen Diskussion. Ich würde in so einem Fall einfordern, dass mein Diskussionspartner glaubwürdige Quellen nutzt und ansonsten die Diskussion beenden, denn eine auf Lügen und Hetze gegen Minderheiten basierende "Argumentation" macht einfach keinen Sinn, sieht man auch an den Talkshows, wenn dort Mitglieder der gesichert rechtsextremen AfD anwesend sind.

        Ich habe ein paar Nius-Beiträge von Reichelt gesehen. Dessen Lügen und widerwärtige Hetze ist sehr schwer zu ertragen! Ich frage mich warum Nius noch nicht verboten ist und Reichelt noch nicht wegen Volksverhetzung verhaftet wurde! Auch die Bild ist Meilenweit von Journalismus entfernt und dient nur zur Stimmungsmache pro extrem Rechts und gegen alles, was demokratisch ist!

        Ob ein Richter Mitglied bei einer Partei ist, ist übrigens erstmal egal, solange er - wie in diesem Fall - Urteile fällt die auf der aktuellen Gesetzeslage beruhen.

    • @Jalella:

      Bitte erwarten Sie von Nius und dergleichen keine auch nur ansatzweise korrekte Berichterstattung. Dazu sind diese Art Medien nicht konzipiert.

      • @aujau:

        Von Alemann wird aber auch bei den Grünen als Mitglied bezeichnet.

        Lässt sich simpel im Internetrecherchieren.

        Er hat offensichtlich wirklich Schriften zum Thema Asyl veröffentlicht.

        Die "linksextreme" Gruppe lässt sich natürlich nicht so einfach bei Google überprüfen.

        • @rero:

          Und was sollen Sie damit Aussagen? Ist doch völlig legitim, wenn ein Richter Schriften zum Thema Asyl veröffentlicht, die sich auf die aktuellen Gesetzen berufen. Es steht dem Richter sogar zu, aktuelle Gesetze zu kritisieren, wenn er diese für falsch hält.

          Wichtig ist nur, dass er Urteile fällt, die auf der aktuellen Gesetzeslage beruhen. Soweit ich informiert bin, war das in diesem Urteil der Fall. Es ist Dobrindt der das Urteil ignoriert und weiter der Bundespolizei befiehlt, gegen bestehende Gesetze zu verstoßen. Deshalb muss Dobrindt SOFORT zurücktreten und ein unabhängiges Gericht muss entscheiden, ob Dobrindt sich dadurch sogar strafbar gemacht hat. Sollte das der Fall sein muss seine Immunität aufgehoben und er verurteilt werden.

  • "Dobrindt (CSU) bestimmte, dass es sich bei dem Gerichtsurteil lediglich um eine „Einzelfallentscheidung“ im Eilverfahren handele. Er sehe dementsprechend keinen Anlass, seine Politik der Zurückweisung an den Grenzen zu verändern."

    Klar. Wenn ich jemanden umbringe und das Gericht entscheidet, dass das ein Verbrechen ist, dann heißt das ja noch lange nicht, dass es beim Töten anderer Menschen dann auch ein Verbrechen ist. Soweit zur Rechtsauffassung von Dobrinth.

    Aber was Dobrinth getan hat, hat Merz ja schon vor der Wahl angekündigt, es sollte also niemanden überraschen. Es war jederzeit klar, dass die 5 Punkte zur Abschaffung des Menschenrechts auf Asyl, die Merz in den Bundestag einbringen wollte (= AfD Politik), nicht rechtens sein werden. Dass sie trotzdem eingebracht wurden, zeigte damals schon, dass die cdU vom Rechtsstaat ähnlich viel hält wie ein Trump oder eine AfD.

    Die Frage, die sich stellt, ist nur: wer kann einen Dobrinth (Innenminister, oberster Dienstherr der Polizei) davon abhalten, das Recht zu brechen? Der einzige, der Dobrinth feuern kann, ist unser recht offen rassistischer Kanzler, der kleine sauerländische Pascha. Also niemand. Was nun?

  • Diese Entwicklung schwächt die Demokratie kolossal. Nicht nur die Gewaltenteilung wird ignoriert, sondern der Bevölkerung wird vorgemacht, wie man mit unliebsamen Gerichtsurteilen und Gesetzen umgeht. Wenn meine Kids mal Mist gebaut haben und zur Rede gestellt werden, was soll ich denen erzählen?? Die antwortten doch sofort, dass der Minister und Kanzler sich doch auch nicht an Gesetze halten. Und sie liegen damit richtig....

  • Das eigentliche Problem ist, dass Politiker nicht rechtlich belangt werden können in solchen Fällen.

    Es müsste die Staatsanwaltschaft gegen den Innenminister ermitteln. Dazu müsste er sofort in Untersuchungshaft und seines Amtes vorläufig enthoben werden.

    Aber dann hätten wir ständig Politiker in Untersuchungshaft oder in langwierigen Verfahren stecken und sie könnten ihren Job nicht machen.

    Der Rechtsstaat funktioniert nur solange alle mitmachen. Wenn Politiker da nicht mehr mitmachen, dann funktioniert der Rechtsstaat nicht mehr.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Die machen ihren Job doch so oder so nicht.

  • Der faktische Fehlschluss beginnt schon damit, dass ein Berliner Verwaltungsgericht nicht über die deutsche Politik, sondern über drei Somalier geurteilt hat.

    Nur mal angenommen, das nächste Verwaltungsgericht urteilt in einem anderen Fall anders? Und dann?

    Ich kann ihre Freude/Empörung ein stückweit nachvollziehen, aber sie ist faktisch falsch.

    (Ich erspare uns, daß sie keine Einreiseerlaubnis und trotzdem nach Berlin ...)

    • @GregTheCrack:

      "Nur mal angenommen, das nächste Verwaltungsgericht urteilt in einem anderen Fall anders? Und dann?"



      Nur mal angenommen, das nächste Verwaltungsgericht urteilt in einem anderen Fall exakt gleich? Und dann?

    • @GregTheCrack:

      Ich empfehle die Ausführung bei LTO.de dazu.

  • Dobrindt hat sich früher schon als absolute Fehlbesetzung erwiesen. Das hat sich nicht geändert. Aber er handelt nicht allein. Die CDU ist und bleibt ebenfalls eine schlechte Wahl. Bald werden sie wohl die Legitimität der Gerichte bezweifeln.



    Ws sieht schlecht aus um die BRD...

  • Es ist absolut erschreckend, wie einige Unionspolitiker in trumpscher Manier sich weigern, rechtsstaatliche Prinzipien anzuerkennen. Die AfD kann sich ins Fäustchen lachen, die Union besorgt ihr bereits das Geschäft und bereitet den Boden für mehr.



    Ähnliches geschieht ja bereits gegenüber NGOs oder dem ÖRR.

  • >Ohne ein Prüfverfahren sei die Zurückweisung rechtswidrig.<

    Es geht lediglich um die Prüfung der Zuständigkeit bei bekanntem Reiseweg Belarus-Litauen-Polen-D. Kaum vorstellbar, dass das noch nicht rechtskräftig durchentschieden worden ist.

    Das Gericht, die Somalier, die Behörde wissen, dass das Asylverfahren in Litauen durchzuführen wäre. Das Rechtsschutzbedürfnis für die Feststellung der Zuständigkeit in einem deutschen Gerichtsverfahren ist zumindest fraglich.

  • Frau Sahebi, ich danke Ihnen sehr für Ihre klare Einschätzung.

  • Und die Kommentarspalte ist empört, weil geltendes Recht nicht der gefühlten Mehrheitsmeinung angepasst wird.

    • @nihilist:

      Gott sei Dank ist das noch so.