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Anerkennung eines Staates PalästinaViel mehr als reine Symbolpolitik

Karim El-Gawhary
Kommentar von Karim El-Gawhary

Das Recht der Palästinenser auf einen Staat erhält immer mehr Legitimität. Die Anerkennung beinhaltet die Forderung nach einem Ende der Besatzung.

Das Red­ne­r:inn­enpult blieb leer, als der palästinensische Präsident Abbas per Video in der UN-Vollversammlung sprach Foto: Jeenah Moon/reuters

A bgesehen von stehenden Rolltreppen, einem nicht funktionierenden Teleprompter und einer narzisstischen Rede des US-Präsidenten Donald Trump gab es auf der diesjährigen UN-Generalversammlung ein hervorstechendes Thema: die Anerkennung eines palästinensischen Staats durch über 80 Prozent der UN-Mitgliedstaaten, darunter die Mehrheit der EU-Staaten.

Interessanterweise gibt es Kritik an dieser Anerkennungspolitik von zwei höchst unterschiedlichen Seiten. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnet das Ganze als einen „Zirkus“. Von palästinensischer Seite wird es zwar als ein wichtiger Schritt in Richtung internationaler Legitimität gefeiert, aber trotzdem kommt auch von hier Kritik.

Die Palästinenser bemängeln, dass diese Anerkennung nicht über Symbolpolitik hinausgehe. Sie zeige die wachsende Kluft zwischen gelebter Realität und internationaler Inszenierung.

Jeden Tag sterben mehr Menschen bei israelischen Angriffen im Gazastreifen. Jede Minute werden mehr Menschen aus Gaza-Stadt vertrieben. Ein Grund, warum die Palästinenser neben der symbolischen Anerkennung praktische und wirksame Sanktionen wie ein Waffenembargo gegen Israel fordern.

Die USA blockieren Palästinas volle UN-Mitgliedschaft

Also richtig recht machen es diese Anerkennungen ganz offensichtlich niemandem. Trotz der Kritik sollte man die Anerkennung als das bewerten, was sie ist: Das Recht der Palästinenser auf einen Staat erhält eine wachsende Legitimität. Das Ende der Besatzung hängt nicht vom Gutdünken der Besatzer ab, lautet die Botschaft. Die Anerkennung beinhaltet automatisch die Forderung nach einem Ende der Besatzung. Diese Forderung bekommt immer mehr Auftrieb.

Nun ist es kein Geheimnis, dass ausgerechnet der auf der UN-Rolltreppe stecken gebliebene Donald Trump und nicht 80 Prozent der UN-Mitglieder hier am Ende das Sagen hat. Denn ob Palästina ein vollwertiges Mitglied der UN-Generalversammlung und das neueste UN-Mitglied wird, dazu braucht es die Zustimmung des UN-Sicherheitsrats. Und das Veto der USA hat bisher jegliche Bewegung verhindert.

Die US-Regierung hat die Anerkennung eines palästinensischen Staats als eine Belohnung der Hamas bezeichnet. Die Position Netanjahus und des US-Präsidenten Trump ist hier also hundertprozentig deckungsgleich. Hier ist außer gelegentlichen Nebelkerzen keinerlei Bewegung zu erwarten.

Nun könnte man natürlich argumentieren, dass die Perspektive auf einen eigenen Staat der Hamas und anderen Palästinensern, die nach militanten Lösungen rufen, das Wasser abgraben würde. Die israelische Besatzung mit einem palästinensischen Staat zu beenden, wäre wahrscheinlich die einzige wirksame Möglichkeit, der Hamas das Wasser abzugraben.

Die Bundesrregierung macht sich einen schlanken Fuß

Doch die Bundesregierung hat sich in dieser Frage vornehm aus der Affäre gezogen. Außenminister Johann Wadephul (CDU) betonte, dass eine Anerkennung Palästinas nur der abschließende Schritt in einem Verhandlungsprozess zur Zweistaatenlösung sein könne. Von welchen Verhandlungen er eigentlich träumt, möchte man den obersten deutschen Diplomaten fragen.

Netanjahu hat immer wieder erklärt, dass er eine Zweistaatenlösung strikt ablehnt. De facto ist Berlin also nicht bereit, irgendein politisches Kapital einzusetzen, um am Status quo zu rütteln. Das deutsche Lippenbekenntnis zur Zweistaatenlösung ist nichts wert.

Das Handeln beziehungsweise Nichthandeln der Bundesregierung bedeutet derzeit: keine symbolische Anerkennung Palästinas, keine Suspendierung des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel und erst recht keine Sanktionen. Deutschland steht einer schwindenden Minderheit in der EU vor.

Ach ja, eines macht die Bundesregierung schon: Sie ruft Israel dazu auf, keine einseitigen Schritte zu unternehmen, die einer Zweistaatenlösung entgegenstehen. Netanjahu zu etwas aufzurufen, kostet nichts.

Deutsche Nahost-Starre

Indes macht die israelische Regierung derzeit nichts anderes, als einseitige Schritte zu unternehmen, die darauf hinauslaufen, dass es bald nichts mehr anzuerkennen gibt. Die Menschen werden vom Norden in den Süden des Gaza­streifens getrieben, ihre Städte werden unbewohnbar gemacht. Und nach der Zerstörung ihrer Lebensgrundlage folgt der Aufruf zur „freiwilligen Ausreise“.

Im Westjordanland werden mehr Siedlungen gebaut, die ein palästinensisches Staatsgebiet im Westjordanland in zwei Teile teilen. Und die Bundesregierung steht da – eingefroren. Nur wenn man genau hinsieht, bemerkt man ein leichtes Zucken ihrer Lippen. „Zweistaatenlösung“, haucht sie, um dann erneut in ihre nahostpolitische Starre zu verfallen.

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Karim El-Gawhary
Auslandskorrespondent Ägypten
Karim El-Gawhary arbeitet seit über drei Jahrzehnten als Nahost-Korrespondent der taz mit Sitz in Kairo und bereist von dort regelmäßig die gesamte Arabische Welt. Daneben leitet er seit 2004 das ORF-Fernseh- und Radiostudio in Kairo. 2011 erhielt er den Concordia-Journalistenpreis für seine Berichterstattung über die Revolutionen in Tunesien und Ägypten, 2013 wurde er von den österreichischen Chefredakteuren zum Journalisten des Jahres gewählt. 2018 erhielt er den österreichischen Axel-Corti-Preis für Erwachensenenbildung: Er hat fünf Bücher beim Verlag Kremayr&Scheriau veröffentlicht. Alltag auf Arabisch (Wien 2008) Tagebuch der Arabischen Revolution (Wien 2011) Frauenpower auf Arabisch (Wien 2013) Auf der Flucht (Wien 2015) Repression und Rebellion (Wien 2020)
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83 Kommentare

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  • "Das Recht der Palästinenser auf einen Staat erhält immer mehr Legitimität."

    Nun, damit wäre dann ja auch das palästinensische Flüchtlingsproblem gelöst. Die UNRWA kann endgültig aufgelöst werden. Den Palästinenser:innen ihre Selbstverantwortung zurückgegeben werden.

    • @shantivanille:

      Nun mal langsam. Erst mal muss sich dieser Staat realisieren und das wird von völkrerechtswidrigen Initiativen einer faschistischen Clique in Israels Regierung verhindert. Und noch etwas: Zynismus ist in dieser Sache nun wahrlich fehl am Platz.

    • @shantivanille:

      Dazu müsste Israel zumindest die Rückkehr von Flüchtlingen ins Westjordanland erlauben.

  • In den Pyrenäen verfallen ganze Dörfer, weil die Bewohner sie verlassen haben. Wenn Frankreich und Spanien den Staat Palästina so eilfertig anerkennen, dann könnten sie ja auch für ein Staatsgebiet sorgen und jeweils einen Teil von ihrem abtreten.

    Mir jedenfalls fällt es schwer, den Isrealis zuzumuten, einen Staat neben sich zu dulden, dessen Staatsraison und Wille der Mehrheit seiner Bürger darin besteht, sie selbst abzumurksen. Wie und die absolute Bereitschaft dazu wurde am 4. Oktober mehr als deutlich demonstriert. Und die Palästinenser haben das weltweit gefeiert.

    • @fleischsalat:

      Möglicherweise kennen Sie den Madagaskar-Plan der Nazis?



      Von Heidrich vorgeschlagen sollten die europäischen Juden nach Madagaskar umgesiedelt werden.



      Ähnlich ihrem Vorschlag, viel unbesiedeltes Land.



      Ansonsten möchte ich mich den Bemerkungen O F. anschließen

      • @Oliver Wagner:

        Naja, der Vergleich geht wohl ein bisschen weit. Der andere User wollte - natürlich muss man das nicht mögen - mE zumindest zum Ausdruck bringen, dass die Unterstützung scheinbar nichts kostet und daher leicht(-fertig) ausgesprochen werden kann, ohne, wie wohl der andere User vermutet, Weiteres zu bedenken. Ich denke nicht, dass sich der andere User Unrechtsplänen anschließen wollte.

        • @Gerhard Krause:

          Noch eine kleine Ergänzung:



          Madagaskar war damals französische Kolonie

    • @fleischsalat:

      Historisch gesehen ist es andersherum. Warum war es den arabischen Palästinensern zizumuten, dass auf ihrem Land ein jüdischer Staat entsteht?

    • @fleischsalat:

      Vielleicht ist es sinnlos, auf solche offenen Aufrufe zu einer ethnischen Säuberung zu antworten, aber weil ich nicht möchte, das so etwas unkommentiert stehen bleibt: die Palästinenser haben eine Heimat und die ist weder in Spanien, noch im Frankreich, sondern in dem Gebieten, die Israel gerade illegal besetzt. Ob Israel das will oder nicht: die Palästinenser haben schlichtweg das Recht auf einen eigenen Staat - und zwar in Palästina. Ihre Recht pauschale Diffamierung der Palästinenser ist übrigens nicht nur rassistisch, sondern auch argumentativ ungeschickt, weil man das Argument angesichts der Radikalisierung auf beiden Seiten auch umdrehen könnte.

      • @O.F.:

        "die Palästinenser haben schlichtweg das Recht auf einen eigenen Staat - und zwar in Palästina."



        Und schon sind wir beim Kern des Problems: wo exakt ist das?

        • @Encantado:

          In dem Punkt muss ich widersprechen: Es gibt einen internationalen Konsens darüber, welche Gebiete den Palästinensern für ihren eigenen Staat zustehen. Und mit dem müssen sich auch die Extremisten auf beiden Seiten abfinden.

    • @fleischsalat:

      Netter Gedanke, aber diese Gegenden wurden ja nicht ohne Grund verlassen. Warum sollten die Palästinenser sich dort ansiedeln wollen?

      Sie wollen, wie vermutlich die meisten Menschen in ihrer vertrauten Umgebung und in einer Gegend leben, zu der sie eine emotionale Bindung haben.

      Angeblich soll König Ibn-Saud Truman gesagt haben, er verstehe durchaus, dass die Juden nach dem Holocaust einen eigenen Staat haben wollten. Aber warum trete man ihnen nicht einen Teil Deutschlands ab, und verjage die dort lebenden Deutschen, die doch für das Verbrechen verantwortlich seien, anstatt Menschen zu verdrängen, die daran unschuldig seien.

      Darauf soll Truman geantwortet haben, er stimme zwar grundsätzlich zu, nur wollten die Juden aus den bekannten Gründen eben unbedingt nach Palästina.

      Und hätten die Juden nach 1967 keine Siedlungen in der "Westbank" gebaut und die Palästinenser anständig behandelt, wäre es PLO & Co vielleicht schwerer gefallen, ihren Israel- und Judenhaß in die Köpfe der Menschen zu pflanzen.

  • Seit 1948 gilt oft die Erzählung, Palästinenser seien Opfer „gestohlenen Landes“. Historisch gab es jedoch nie einen arabischen Staat Palästina; die Identität entstand erst im 20. Jahrhundert in Abgrenzung zum Zionismus. Der UN-Teilungsplan von 1947 sah einen jüdischen und einen arabischen Staat vor. Israel akzeptierte, die arabische Seite lehnte ab und griff an. Seither zeigt sich dasselbe Muster: 1948, 1967, 1973 – immer waren es arabische Staaten und Bewegungen, die Kriege begannen. Auch Rückzüge Israels führten nicht zu Frieden: Der Sinai wurde zwar in einem Vertrag zurückgegeben, doch Gaza, seit 2005 von Israel geräumt, wurde zur Raketenbasis der Hamas. Israels Sicherheitsmaßnahmen – Blockaden, Zäune, militärische Stärke – sind nicht Ausdruck von Expansion, sondern Überlebensnotwendigkeit. Solange die arabische Welt am Mythos eines „gestohlenen Landes“ festhält und Israels Existenzrecht nicht anerkennt, bleibt jeder Palästinenserstaat ein potenzielles Kriegsprojekt. Frieden ist erst möglich, wenn die arabische Seite Israel anerkennt.

    • @Carl Rouberg:

      Der Plan von 1947 war nur ein Vorschlag. Die Araber mussten ihn nicht annehmen. Zumal er für sie nicht vorteilhaft war. Dass sie sich gewehrt haben als klar war, dass die andere Seite trotzdem die Teilung durchzieht, ist auch nicht verwunderlich. Aber das ist da Muster - Israel macht einfach mal und das aus Sicht des Westens stets zu Recht, auch Präventivkriege. Was bei Arabern natürlich zu verurteilen ist.

      • @Peter Rabe:

        Den UN-Teilungsplan 1947 als bloßen „Vorschlag“ darzustellen, verkennt die Realität: Es war ein international legitimierter Beschluss. Die jüdische Seite akzeptierte, obwohl die Grenzen für sie alles andere als ideal waren. Die arabische Seite lehnte ab und griff an – nicht, weil die Teilung „unfair“ war, sondern weil sie jeden jüdischen Staat ablehnte. Das ist der Ursprung des Musters.

        Auch 1967 war kein „einfach mal“ handeln. Ägypten blockierte die Straße von Tiran, vertrieb UN-Truppen und massierte Panzer im Sinai – ein klarer Kriegsakt. Israel schlug präventiv zu, um nicht ausgelöscht zu werden. Das ist etwas anderes, als Kriege gegen Israel zu beginnen, um es zu vernichten.

        Und Gaza? Israel zog 2005 komplett ab. Ergebnis: Tausende Raketen. Wer hier noch von „Besatzung“ redet, verkennt, dass das Problem nicht Israels Handeln ist, sondern die Weigerung vieler Palästinenser, überhaupt in friedlicher Koexistenz zu leben.

        Das Muster ist also nicht, dass Israel „einfach macht“, sondern dass arabische Führungen bis heute Israels Existenzrecht nicht akzeptieren. Solange das so bleibt, scheitert jeder Friedensplan.

    • @Carl Rouberg:

      Es ist schwer, auf einen Beitrag zu antworten, an dem wirklich jeder Satz falsch ist. Um nur Beispiele zu nennen: eine palästinensische Identität ist schon früher, nämlich unter antiosmanischen Vorzeichen entstanden (und für die Rechte der Palästinenser ist das ohnehin unerheblich), den Sechstagekrieg hat Israel begonnen und in Gaza wurden eben nur Bodentruppen und Siedler abgezogen, die Kontrolle von außen ist geblieben (weshalb sogar das deutsche AA Gaza weiterhin als besetzt eingestuft hat; ohnehin kann Gaza nicht separat von den übrigen besetzten Gebieten behandelt werden). Vor allem ist aber auch Ihre Darstellung der Gegenwart verkehrt: die arabischen Staaten haben sich längst mit der Existenz Israels abgefunden, ich erinnere an die Friedensinitiative von 2002, die neben sämtlichen arabischen Staaten auch der Iran unterstützt hat, oder an die Tendenzen zur Normalisierung in den letzten Jahren. Das Problem ist nicht die "arabische Welt", sondern der Unwille Israels, seinen Beitrag zu leisten - und das wäre ein Ende der Besatzung.

    • @Carl Rouberg:

      Es gab "historisch" auch nie ein Algerien, Syrien, Tunesien, Irak usw. Die Grenzen dieser Staaten beruhen auf Entscheidungen der ehemaligen Kolonialmächte, wie auch sonst in Afrika und Teilen Asiens.

      Das Problem des UN-Teilungsplans liegt meiner Meinung nach auch darin, daß er am grünen Tisch erarbeitet worden ist, die davon betroffenen Araber, die entweder die für die Juden vorgesehenen Gebiete verlassen, oder in einem jüdischen Staat leben sollten, sind ja nie gefragt worden. Daß die Juden dem Plan zugestimmt haben, ist doch nur verständlich, sie konnten ja nur gewinnen.

      Daß macht das Verhalten der Araber seit 1948 zwar nicht besser, aber gewisse Realitäten sollte man schon akzeptieren. Dazu gehört auch, daß es inzwischen eine "palästinensische Identität" gibt. Die können Sie nicht mit historischen Belehrungen aus der Welt schaffen.

      • @ PeWi:

        "Dazu gehört auch, daß es inzwischen eine "palästinensische Identität" gibt. Die können Sie nicht mit historischen Belehrungen aus der Welt schaffen."



        Völlig richtig. Nur solange eine solche palästinensische Identität die Existenz eines israelischen Staates in der Region zu negieren scheint, kommen wir keinen Schritt weiter.

  • Wie könnte ein eigener Staat in Gaza aussehen?

    Israel zieht vollständig aus Gaza ab. Danach übernimmt eine Palästinensische Autonomiebehörde (mit Hilfe der UNO) eine Übergangsverwaltung. Diese sorgt für Sicherheit und Versorgung und bereitet freie Wahlen vor.

    WAIT!

    Genau das geschah 2005 - nach innerpalästinensischen Kämpfen übernahm die Hamas die Kontrolle über Gaza.

    • @Benzo:

      Die UN ist nicht genug. Ohne massive Unterstützung, Kontrolle und Druck auf die Hamas und Israel von den USA und den arabischen Ländern funktioniert das nicht. Ich habe allerdings starke Bedenken, dass sich in dieser Konstellation kurzfristig etwas bewegen wird.

    • @Benzo:

      Nicht ein Staat in Gaza. Sondern in Gaza + Westjordanland.

    • @Benzo:

      Israel hat anfangs die Hamas ganz gerne gehabt, die wurden gezielt freigelassen, Israel hoffte damals die PLO bzw die Autonomiebehörde zu spalten, nachhaltig zu schwächen. Das war ein Fehler, inzwischen sogar aus israelischer Sicht. Aber diese Spiele zeichnen die Region auch aus, Gaza gehörte lange zu Ägypten, auch das müsste Israel aus militärischer Sich unbedingt ändern. Heute wäre der beste Weg für Israel. Eine Tür geht auf, Israel schließt dann zwei Türen dafür. Jetzt ist die Weltpolitik gezwungen, einzugreifen und Palästina zu schaffen und zu sichern. Alles andere geht nicht mehr.

      • @Andreas_2020:

        Ägypten verwaltete Gaza zeitweise militärisch (ca 15 Jahre in Summe). Aber: Gaza war nie ägyptisches Staatsgebiet oder "gehörte zu Ägypten".

        Aus meiner Perspektive möchte Ägypten aktuell möglichst nichts mit Gaza zu tun haben.

        Vielleicht klappt der zweite Anlauf einer Zwei-Staaten Lösung ... aber ich habe da kaum Hoffnung.

        • @Benzo:

          Sie haben Recht, Gaza war nicht normales Ägypten, aber die Menschen in Gaza waren Teil von Ägypten, konnten sich dort bewegen

  • In Gaza sterben und verhungern täglich Palästinenser, in der Westbank wird es ebenfalls immer schlechter für die Menschen dort. Palästina muss ein (geschützter) unabhängiger Staat werden.



    Wer sich politische Statements in Frankreich, Spanien oder Belgien anschaut, erkennt, dass wir hier vollkommen anders aufgestellt und positioniert sind. Fragt, warum eigentlich?

    • @Andreas_2020:

      "Palästina muss ein (geschützter) unabhängiger Staat werden."

      Palästina und Israel müssen geschützte Staaten werden.

      Ich glaube nicht, dass das ohne eine gemeinsame, gewaltige Kraftanstrengung von der UN, dem Westen (insbesondere die USA) und den arabischen Ländern (inkl. Iran) geht.

    • @Andreas_2020:

      Spanien, Frankreich und Belgien haben einen großen Anteil von arabisch stämmiger Bevölkerung mit Wahlrecht. Die Regierungen, die Palästina jetzt so eilfertig anerkennen, wollen gewählt werden. Wie es wohl aussähe, wenn die Spanier, Franzosen, Belgier einen arabischen Staat von der Art Palästinas als direkte Nachbarn hätten, z.B. dort, wo heute Luxemburg liegt?

      Mal eine Frage an die Foristen und Autoren hier, die sich so für die Sache der Palästinernser ins Zeug legen: Stellen sie sich mal vor, sie wären Jude, Israeli. Wie wäre dann ihre Haltung gegenüber einem arabischen Palästina in unmittelbarer Nachbarschaft?

      • @fleischsalat:

        Nicht alle Juden, Israelis sehen das so platt wie Sie.



        Es gibt viele Juden, Israelis, die sich für die Zwei-Staaten-Lösung einsetzen. Und gegen die Kriegsverbrechen der in Teilen faschistischen Regierung Netanjahus.



        Können Sie sich das vorstellen?

  • Ich frage mich, ob diese Anerkennung nicht vielleicht auch Chancen bringen könnte weil man so einen greifbaren Ansprechpartner in der Region hat an den man Forderungen stellen und diese im Zweifel durchsetzen kann. Und all jene welche immer von 'Besatzung' und 'Fremdbestimmung' raunen haben dieses Argument dann auch nicht mehr... Dann hat 'Palästina' seine eigene Regierung an welche sich das Volk mit allen Nöten wenden kann und keine schwammige 'Autonomiebehörde'...



    Aber das ist nur eine Theorie...



    Und wahrscheinlich ziemlich naiv gedacht...



    Oder wie seht ihr das?

    • @Tobias Eckert:

      Vielleicht wiederholt sich die Geschichte – diesmal anders:

      Israel räumte 2005 alle Siedlungen und zog sich aus dem Gazastreifen komplett zurück. Eine Palästinensische Autonomiebehörde übernahm anschließend mit Unterstützung u. a. der UN die Kontrolle (Stichwort: Osloer Verträge). Es gab freie Wahlen, Bildung, Aufschwung, ...

      … Danach wählten die Palästinenser die islamistische Hamas an die Macht.

      • @Benzo:

        Wer hat denn eigentlich die Osloer Verträge torpediert?

    • @Tobias Eckert:

      Die Anerkennung ändert doch nichts an der Besatzung.

      • @Francesco:

        "Die Anerkennung ändert doch nichts an der Besatzung."



        Also ist sie überflüssig. Warum wird dann soviel Wind darum gemacht?

  • Das jüdische Volk war bereit knapp 1900 Jahre auf seinen Staat zu warten, jetzt zu glauben die Palästinenser würden einfach so ihre Heimat aufgeben ist naiv. An einem palästinensischen Staat führt kein Weg vorbei für dauerhaften Frieden in der Region.

    • @Machiavelli:

      "...jetzt zu glauben die Palästinenser würden einfach so ihre Heimat aufgeben ist naiv."

      Natürlich. Das war aber schon 1947 so, als Europäer und Amerikaner in guter alter kolonial Manier glaubten, Grenzen ziehen zu können, ohne mit den Einheimischen ernsthaft darüber zu reden.

    • @Machiavelli:

      Das jüdische Volk hat eigentlich nicht auf einen Staat Israel gewartet. Nach orthodoxer Lehre bleibt es dem Messias vorbehalten, das jüdische Volk zurück ins gelobte Land zu führen.



      Der Zionismus entstand Ende des 19. Jh. als Reaktion auf den Nationalismus anderer Völker vor allem Osteuropas.

      • @Francesco:

        Das stimmt, die Idee eines jüdischen Staates ist nicht religiös grundiert. Vielmehr sehen viele Ultraorthodoxe diesen sogar als Hindernis für die Erfüllung der Prophezeiung der von Messias geleiteten Rückkehr nach Israel (Deuteronomium 30,1–6).

        Allerdings ist der Zionismus im Wesentlichen auch eine Reaktion auf den Antisemitismus des 19. Jh. und nicht nur die Reaktion auf überall sprießende Nationalismen und irgendwelche Wir-sind-Nation-Phantastereien dieser Zeit. Herzl glabte an jüdisches Nationbuilding, war aber primär durch die neuen Diskriminierungen, durch die Dreyfus-Affäre und die allgemeine Stimmung. Etwa das antisemitische Vereinswesen, das sich gerade entwickelte und nichts anderes als Bekämpfung von Juden zum Vereinsziel erkor. Siehe z.B. die Antisemitenliga oder die "Internationalen antijüdischen Kongresse" ab 1882. Leider wenig bekann hierzulande (ausgerechnet).

  • Wie könnte man in Zukunft die Sicherheit Palästinas und Israel sicherstellen?



    Ich habe bisher noch keinen einzigen praktikablen Vorschlag dazu gehört.

    Auch in diesem Artikel wird betont, was man gegen die Politik von Israel unternehmen sollte. Und was ist im Gegenzug mit der Bedrohung durch die Hamas: "Die israelische Besatzung mit einem palästinensischen Staat zu beenden, wäre wahrscheinlich die einzige wirksame Möglichkeit, der Hamas das Wasser abzugraben." Ist das Statement alles? "Wahrscheinlich"? Das ist viel zu dürftig. Wer würde sein Leben darauf riskieren?



    Die Sicherheit der eigenen Bevölkerung ist aber die wichtigste Aufgabe der israelischen Regierung. Da ist ein dahingesagtes "Wahrscheinlich" eindeutig zu wenig.

    Damit das Sterben dauerhaft aufhört, müssen die Interessen beider Parteien berücksichtigt werden. Nur Druck auf Israel auszuüben bringt nichts, wenn nicht auch auf die Hamas Druck ausgeübt wird.

    Ich hätte mir gewünscht, das es eine Demonstration mit zwei Hauptthemen gegeben hätte: gegen die Kriegshandlungen Israels und gegen die Hamas. Hierzu sind die Fronten leider zu verhärtet.

    • @Black & White:

      Zur Thematik der Demos stimme ich zu, ich finde es tragisch, dass es keine Demos gibt, auf denen die Kriegsverbrechen der Hamas und Israels gleichermaßen thematisiert werden (oder warum, wenn man schon Nationalfahnen da haben mag, es immer nur entweder israelische oder palästinensische gibt). Allerdings ist es im Jahr 2025 sehr deutlich so, dass unsere Verbündeten für das Aushungern einer kompletten Bevölkerung und die gezielte massive Zerstörung von ziviler Infrastruktur verantwortlich sind, bei gleichzeitiger Leugnung der Fakten (Trump-Methode). Die Verantwortung für dieses aktuell geschehendes Leid liegt daher nun mal zum überwiegenden Teil bei der militärisch stärksten Partei, die aktuell weiterhin von uns Waffen bezieht. Und sorry, Flugblätter, die die Leute von einem Ort ohne Infrastruktur in einen anderen Ort ohne Infrastruktur schicken und die Einrichtung von "Hilfsstellen", in denen selbsternannte "Kreuzritter" als Sicherheitskräfte in leitenden Positionen angestellt sind und wo zufällig hunderte hingesuchende Menschen erschossen werden, reichen hier lange nicht mehr aus. Daher halte ich falsche Äquivalenzen zu diesem Zeitpunkt für ziemlich zynisch.

    • @Black & White:

      Sie schreiben im ersten Satz von der Sicherheit Palästinas und Israels. Danach aber nur noch von der Sicherheit Israels. Dabei ist vor allem die Sicherheit Palästinas gefährdet.

      • @Francesco:

        Nicht wirklich. Auch die letzten beiden Abschnitte sind dem Ausgleich der Interessen BEIDER Konfliktparteien gewidmet. Das ich mehr auf die Sicherheit von Israel eingehe, hat einfach damit zu tun, dass diese Aspekte im Artikel selbst fehlen.

        Wie gesagt halte ich die Sicherheit von Palästina UND Israel für wichtig. Vernachlässigt man eine Partei, dann wird's nicht funktionieren.

        Wenn ich träumen könnte:



        1) sofortige Einstellung der Kriegshandlungen,



        2) dann unverzügliche Freilassung aller Geiseln,



        3) Verlassen von Gaza von allen Hamas Mitgliedern und Aufnahme, z.B. vom Iran,



        4) Auf- und Wiederaufbau Gaza. bei gleichzeitiger Verhandlung über Zwei-Staaten-Lösung. Das Ganze begleitet und unterstützt von UN, den arabischen und westlichen Ländern und sonst. Sponsoren.

        Realistisch? Wie gesagt, ein schöner Traum.

        • @Black & White:

          Punkt 3) wird hier öfter gefordert - nachvollziehbar, weil ein friedliches zusammenleben mit Terroristen nicht möglich ist. Jetzt ist ein friedliches Zusammenleben zwischen Palästinensern und Israelis auch nicht möglich, solange die radikal-zionistische Terrormiliz der sogenannten "Israelischen Siedler" im Westjordanland ihr Unwesen treiben und Netanjahu und seine rechten Hardliner in Israel das sagen haben. Wohin würden sie die ins Exil schicken?

  • "Die israelische Besatzung mit einem palästinensischen Staat zu beenden, wäre wahrscheinlich die einzige wirksame Möglichkeit, der Hamas das Wasser abzugraben." lautet eine der Diagnosen des Autors. Wenn mich nich alles täuscht hat Ariel Scharon fie Besatzung Gazas 2006 (teils brutal gegen due eigenen Bürger) beendet. Gaza sollte sich selbst verwalten usw. Das Resultat war die Machtergreifung der Hamas, das Vertreiben der "gemässigteren" Leute um Abbas, fortwährende Angriffe auf Israel bis hin zu dem unfassbaren 07. Okt. 23. Warum verwundert es Leute hierzulande, dass es Stimmen gibt, die die Aussicht aus einen Hamas-Staat vor eigener Nase als wenig attraktiv erscheint? Warum verwundert es, dass man eine herbeigewünschte und in nichts realisierte Staatlichkeit als Belohnung für Angriff, Hass und Terror begreifen kann? ( und ich bin nicht einmal gegen die 2-Staaten-Lösung...

    • @DemianBronsky:

      Die Selbstverwaltung des Gazastreifens wurde in den Osloabkommen vereinbart und umgesetzt. Sharon hat die Siedlungen geräumt und die zu deren Schutz eingesetzten Truppen abgezogen. Dass die Machtergreifung der Hamas damit im Zusammenhang stünde ist reine Spekulation.



      Zu "teils brutal gegen die eigenen Bürger": Jede Hauszerstörung im Westjordanland oder Ostjerusalem durch die israelische Armee ist brutaler.

      • @Francesco:

        "Dass die Machtergreifung der Hamas damit im Zusammenhang stünde ist reine Spekulation."

        Was soll das bedeuten? Natürlich steht die Machtergreifung durch die Hamas in einem Zusammenhand damit. Ohne den Abzug hätte es sie nicht gegeben. Reicht das als Zusammenhang? Letztlich ist es ziemlich egal, ob die Räumung der Siedlungen und Abzug der IDF in einem Zusammenhang mit dem Aufstieg der Hamas steht. So oder so, war der Schritt für Israel und die Gaza-Bewohner verheerend (wiewohl ich immernoch für richtig halte). Was hat sich seit 2006 getan, so dass man heute von einer möglichen gelingenden Staatlichkeit dort ausgehen könnte? Das ist eine erstgemeinte Frage.

    • @DemianBronsky:

      Sharon hat die Siedlungen in Gaza aufgelöst und die Bodentruppen abgezogen; die Kontrolle über Gaza war aber weiterhin so groß, dass das Gebiet weiterhin als besetzt galt (auch in der Bewertung des deutschen AAs). Ohnehin kann man Gaza nicht isoliert von den restlichen besetzten Gebieten sehen. was Sie beschreiben, eine Enklave mit einer gewissen Selbstverwaltung, ist kein Staat, sondern ein Bantustan (und wenn man sich die Details bisheriger Friedenspläne anschaut, kann man bezweifeln, dass den Palästinensern je mehr geboten wurde). Von einer Belohnung zu sprechen, ist ohnehin verkehrt - es geht hier nicht um Gefälligkeiten, sondern um Rechte.

      • @O.F.:

        "die Kontrolle über Gaza war aber weiterhin so groß," schreiben Sie... Was soll das bedeuten? Israels Kontrolle über Gaza? Das scheint mir doch völlig falsch, hat doch die Hamas sofort alles an sich gerissen usw. Den Ausgang kennen wir alle. Ich glaue Sie beschönigen hier die aktuelle und damalig Unmöglichkeit – und ich wünsche es wäre anders – einer Staatlichkeit in Gaza. Und natürlich ist es eine Belohung für den 07. Okt. 23, wenn das langfristige Resultat ein Staat Palästina ist. Wie bereits oben geschrieben, bin ich dafür. Allerdings glaube ich zugleich, dass der Weg dahin nicht gerade der durch die Hamas evozierte und angestossene sein soll. Ich mag mir nicht vorstellen, wie ein Staat beschaffen sein würde, dessen Gründungsakt der 07. Okt. 23 ist und dessen Organe im Wesentlichen durch die Hamas besetzt sind. Sie verstehen nicht, dass das Israel als Drohkulisse auslegt? Ein kodifiziertes Recht auf Staatlichkeit gibt es übrigens nicht. Das vielzitierte Selbstbestimmungsrecht der Völker greift in bestimmten Kontexten, liefert aber kein explizites Recht auf Staatsgründung. Zudem ist es an Bedingungen gekoppelt. Nur weil Sie von Rechten vs. Gefälligkeiten schrieben.

        • @DemianBronsky:

          Wenn jemand sämtliche Zugänge und die Wasserversorgung eines winzigen Gebietes kontrolliert, ist die Kontrolle groß.



          Israel hat lediglich aufgehört, in Gaza direkt "Polizei" zu spielen. Das Gebiet war aber weiterhin extrem abhängig von Israel.

        • @DemianBronsky:

          Noch einmal: dass Gaza auch nach dem israelischen "Abzug" de facto besetzt war, have nicht ich mir ausgedacht, sondern dass war die Einschätzung fast der gesamten Welt - inklusive des deutschen AAs. Und ich habe nicht von einem Staat in Gaza gesprochen, sondern in der Gesamtheit der besetzten Gebiete (auch das nochmal: Gaza ist nicht isoliert zu betrachten). Ihr Hinweis, dass das Selbstbestimmungsrecht der Völker kein Recht auf einen eigenen Staat beinhaltet, greift hier nicht: das bedeutet nämlich nur, dass es kein automatisches Sezessionsrecht geht. Die palästinensische Gebiete sind allerdings kein Teil Israels, sondern illegal besetzt. Daran ändert auch plumpe Polemik ("Gründungsakt am 7.10.") nichts. Der NO-Konflikt hat nicht 2023 begonnen und bedroht sind eben nicht nur die Israelis, sondern vor allem auch die Palästinenser - und zwar nicht erst seit dem gerade tobenden Völkermord. Es gibt keinen Grund, sich die Perspektive der Besatzungsmacht uneingeschränkt zu eigen zu machen und Rechte der Besetzten auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben.

  • Die Anerkennung ist natürlich keine Belohnung der Hamas, sondern die Reaktion auf die Art und Weise wie der Gaza-Krieg von Israel geführt wird: mit exzessiver Gewalt und - noch wichtiger - ohne begleitenden politischen Prozess, der zu einer Zwei-Staaten-Lösung führen könnte. Die Absage an die Möglichkeit eines palästinensischen Staates wie gerade wieder von Netanyahu formuliert (und in Gaza und dem Westjordanland gewaltvoll praktiziert), wird durch die Nichtanerkennung Palästinas, wie Deutschland und die USA sie betreiben, belohnt.

    • @My Sharona:

      Thank die Perpetuierung der Besatzung Israel selbst oder zumindest jegliche nicht jüdisch-nationalistische Gottesstaatsvision davon zerstört. Das finde ich das besonders tragische an Argumentationslinien, die kolportieren "pro-israelisch" zu sein, aber gleichzeitig mit einer ewigen Besatzung zufrieden zu sein scheinen.

      Die einzige Alternative, die Netanjahu und co anbieten, ist eine Ein-Staaten-Lösung, die in dieser politischen Stoßrichtung nicht demokratisch sein kann, da die Gewährung von Bürgerrechten für die PalästinenserInnen im Westjordanland und Gaza ja den "jüdischen Charakter" des Staates zerstören würde und daher genauso inakzeptabel für die chauvinistische Regierung wäre (abgesehen von den rechtlichen Problemen einer Annexion, wobei da vielleicht gilt: "ist der Ruf erst ruiniert...").



      Ich stimme insofern diesem Kommentar zu. Die einzige politische Vision Netanjahus scheint die Sicherung seines politischen Überlebens zu sein, daher untergräbt er ja von Beginn an schon jegliche Expertise vonseiten der IDF, daher hat er auch Gallant rausgedrängt, der immerhin wiederholt auf die fatalen Fehler von Ns "Strategie" hingewiesen hat.

  • Die Palästinenser hätten ihren Staat schon vier bis fünf Mal haben können, angefangen 1948. Diese Gelegenheiten wurden bis zum Abwinken schon aufgezählt und jeder kann sie nachlesen, der Lust hat, sich mit der Geschichte zu befassen. Sie haben es jedes Mal vorgezogen Krieg zu führen bzw. Israel mit Terror zu drangsalieren, eben weil sie alles haben wollen, "from the river to the sea". Dass Israel insbesondere nun nach dem 7. Oktober nicht motiviert ist, einen Terrorstaat an seiner Grenze zu dulden, ist mehr als verständlich.

    • @PeterArt:

      Gut zu hören, dass die Geschichte bei manchen doch noch präsent ist. So furchtbar die Lage in Gaza aktuell ist: Die Zwei-Staaten-Lösung ist nichts Neues – die lag schon öfter auf dem Tisch. Beide Seiten – vor allem auch palästinensische Akteure – haben diese Chancen verstreichen lassen und lieber auf Konfrontation statt auf ein Miteinander gesetzt.

    • @PeterArt:

      "Diese Gelegenheiten wurden bis zum Abwinken schon aufgezählt und jeder kann sie nachlesen, der Lust hat, sich mit der Geschichte zu befassen."



      Richtig ist, dass diese angeblichen Gelegenheiten bis zum Abwinken aufgezählt werden. Die Aussage wird aber dadurch nicht wahrer. "An entity less than a state", das ist das, was Rabin den Palästinensern zugestehen wollte. Und mehr haben weder Barak noch Olmert angeboten.

    • @PeterArt:

      Ägypten wollte auch den ganzen Sinai zurück. Und hat ihn bekommen (obwohl es auch dort jüdische Siedlungen gab). Frieden kann es nur gegen einen vollständigen israelischen Rückzug geben. Auf die Grenzen des Waffenstillstands von 1949. Nichts anderes haben die Palästinenser gefordert. Nein, es ist kein großzügiges Angebot, wenn Israel den Palästinensern 90 % des Westjordanlands anbietet. Und dabei weiterhin die Kontrolle über den Luftraum, die Grenze zu Jordanien und die Wasservorkommen beansprucht.

  • Deutschland erscheint mir mit seiner Nahost-Politik zunehmend als Geisterfahrer. Das Rumgestottere von Herrn Wadephul zeigt deutlich, dass unserer Regierung zunehmend die Argumente ausgehen.



    So sieht keine konsistente Politik aus.

    • @Klabauta:

      Wir Menschen lieben Schubladen: gut und böse.



      Aber was, wenn es in diesem Konflikt nur „Böse“ gibt – die rechtsextreme Regierung Israels und die islamistisch-faschistische Hamas?

      Für beide Seiten fehlen doch die Argumente.

      • @Benzo:

        Anders als Sie und ich kann es sich eine Regierung nicht leisten, sich einfach rauszuhalten. Nicht Stellung zu beziehen bedeutet in diesem Fall eben auch, den Status quo aufrechtzuerhalten, und der ist, da sind wir uns wohl einig, unhaltbar.

      • @Benzo:

        Das stimmt, die aufgezählten Akteure sind beide keine Kräfte mit glaubhaftem Interesse an einer möglichst friedlichen Lösung. Nur ist eben eine dieser Kräfte aktuell Repräsentant unseres Verbündeten Israel, daher tragen "wir" mittelbar auch eine Verantwortung für verbrecherische Handlungen von dieser Seite.



        Angesichts der realen Machtverhältnisse ist in der aktuellen humanitären Katastrophe ein "both sides" Argument irreführend.

  • Na, dann hat sich der 7. Oktober gelohnt, oder wie?

    • @Querbeet:

      Inwiefern?

    • @Querbeet:

      So sieht es leider aus.

  • Ich lese immer Weltgemeinschaft. Soll sich die Weltgemeinschaft in einen anderen Staat (Israel) einmischen? Ich möchte die ganzen Kritiker nicht hören, wenn sich die Weltgemeinschaft in Belange Deutschlands einmischt.



    Und zur Zweistaatenlösung. Die Chance wurde durch die arabischen Staaten vor knapp 80 Jahre vertan als sie einen jüdischen Staat ablehnten. Sonst sähe es jetzt evt. anders aus.

    • @Der Cleo Patra:

      "... in einen anderen Staat"? Palästina ist kein Teil Israels. Das ist keine innere Angelegenheit Israels.

    • @Der Cleo Patra:

      "Die Chance wurde durch die arabischen Staaten vor knapp 80 Jahre vertan als sie einen jüdischen Staat ablehnten." und danach noch manches weitere Mal. Was haben sie aus Gaza gemacht, als Israel es ihnen vor 20 Jahren überlassen hat? Hätte mit Hilfe ihrer arabischen Freunde ein zweites Hongkong werden können. Nein, sie mussten Terror machen.

      • @PeterArt:

        Israel hat wem Gaza überlassen? Es hat die Ein- und Ausfuhr von Waren und die Ein- und Ausreise von Menschen weiter kontrolliert, es hat den Zugang zum Meer blockiert und beherrscht den Luftraum über dem Gazastreifen.

        • @Francesco:

          Das wäre nun nicht nötig gewesen, wenn die Hamas nicht Israel permanent aus Gaza heraus angegriffen hätte. Und was soll denn die Kritik an Einfuhrkontrollen? Sie wissen so gut wie ich, dass Israel es nicht tolerieren konnte, dass die Hamas von außen mit Waffen versorgt wird. Es ist auch so schon genug durch Tunnel hineingeschmuggelt worden. "Die Ausreise kontrolliert"? Ja was denn sonst? Massenhaft Terroristen nach Israel einsickern lassen?

      • @PeterArt:

        Wie denn? Ohne Hafen? Ohne Kontrolle über den eigenen Luftraum und die Küstengewässer? Ohne freien Waren- und Personenverkehr zum Westjordanland? Ohne genug Trinkwasser?

  • Solang die Hamas nicht entmachtet ist, ist die Anerkennung "Palaestinas" eine Anerkennung der Hamas und ihrem Terror, ohne den es den aktuellen Konflikt nicht geben wuerde.



    Ohne die Anerkennung der USA, Israel und Deutschlands ist das ganze, zB in Frankreich, nur Symbolpolitik fuer die eigene muslimische Bevoelkerung, um die innere Sicherheit nach jahrelanger verfehlter Integration nicht zu gefaehrden.

  • Die Zweistaatenlösung steht ja nicht erst seit den letzten zwei Jahren auf der politischen Agenda.



    Das blenden die aus , die einen palästinensischen Staat ablehnen und die Forderung eines überwältigend großen Teils der Weltgemeinschaft nach der Zweistaatenlösung, als Sieg der Hamas verkaufen wollen



    Viele Jahre war das Palästinaproblem dem größten Teil der Weltgemeinschaft einfach egal; es gab immer vermeintlich dringendere Probleme.



    Jetzt erst rückt das brutale, menschenverachtende Vorgehen Israels das Palästinaproblem in den Brennpunkt des öffentlichen Interesses und die Dringlichkeit einer Lösung wird offensichtlich.

    • @Oliver Wagner:

      Ich glaube den Fokus auf den Konflikt hat tatsächlich das "brutale, menschenverachtende Vorgehen" (um Sie mal zu zitieren) der Hamas am 07.Okt.23 gelenkt.

      • @DemianBronsky:

        Wer mit Unmenschlichkeit auf Unmenschlichkeit antwortet, verlässt die Gemeinschaft zivilisierter Völker .

      • @DemianBronsky:

        Das ist -wieder mal in diesem Forum- eine einseitige Darstellung. Ja, der Überfall vom 7.10. war bestialisch und durch nichts !!! zu rechtfertigen. Doch genauso brutal und völlig !!! überzogen ist das genozidale Handeln der faschistischen Regierungsverantwortlichen Israels. Und nochmal und immer, immer wieder: es sind ZWEI Parteien, die Schuld an dem Desaster tragen - nicht nur eine!

  • Unsere Regierung ist feige, luschig, inkonsequent. Die agieren nach dem Motto "Wasch mir den Pelz aber mach' mich nicht nass!" Unser Land wird weltweit immer weiter isoliert, unsere Glaubwürdigkeit sinkt gen Zero. Und das wird mit "Staatsraison" entschuldigt. Was soll das denn? Selbstverständlich haben wir eine andere, tiefere Veranwortung für das jüdische Volk und die sollten wir auch wahrnehmen. Das heisst jedoch nicht, dass man dafür andere Menschen, ganze Völker vernichten lässt nur weil man sich um klare Stellungnahme drückt. Schon oft habe ich hier formuliert, dass dieses kriegsverbrecherische Verhalten einiger Faschisten in der israelischen Regierung dazu führt, dass die Juden, Israelis undifferenziert von vielen Menschen genau dafür verantwortlich gemacht werden. Das ist falsch - und doch geschieht es. Und genau diese Entwicklung wird durch pflaumige Argumente unserer Regierung gefördert, dem Antisemitismus der Weg bereitet. Klare Kante, Ausgewogenheit und ehrliche Statements helfen da heraus, nicht Drückebergerei. Mir ist die Haltung unserer Regierung vollkommen unverständlich.

    • @Perkele:

      Was ist denn die Anerkennung eines "Staates Palästina" anderes als ein Lippenbekenntnis? Oder das Aufstehen in der UN-Vollversammlung wenn Netanjahu spricht? Verantwortung übernimmt kein Land. Was sollte denn Ihrer Meinung nach Deutschland machen? Und kann das zur Lösung beitragen?

      Das Kernproblem, den rosa Elefanten im Raum, fasst kein Land an: die Hamas. Es ist ein frommer Wunsch, dass durch einen eigenen Staat die Hamas plötzlich friedlich wird. Ich würde mir ein größeres Engagement der arabischen Länder wünschen. Aber auch hier duckt man sich weg (Ausnahme Quartar).

      • @Black & White:

        Was genau soll es denn heißen, dass niemand Hamas anfasst? Was genau stellst du dir denn vor?



        Auf Israel als Staat hat D einen zumindest mittelbaren Einfluss durch politische und ggf. auch wirtschaftliche Mittel. Hamas wird bereits als Terrororganisation behandelt und geächtet, was fehlt denn da noch?

        Um die N'draghetta anzugehen wird dann Südkalabrien ausgehungert, verstehe ich das richtig?

      • @Black & White:

        Meinen Sie Qatar?

  • Im Kern seiner gestrigen Rede bei der Uno hat Netanyahu das Existenzrecht der Palästinenser bestritten.

  • Gaza war seit 2005 nicht mehr besetzt. Das hat der Hamas aber nicht das Wasser abgegraben. Gegraben wurde stattdessen ein quasi undurchdringliches Tunnelnetzwerk, in weiterhin Geiseln festgehalten werden und in dem die Hamas bis zum letzten Zivilisten weiter Krieg führen kann.

    Wie genau würde man das dieses Mal vermeiden wollen?

    • @nihilist:

      Den Tunnelbau haben die Palästinenser begonnen, weil Israel und Ägypten die Grenzen blockiert hatten. Um lebenswichtige Güter ins Land zu schmuggeln.

      • @Francesco:

        Nicht ihr Ernst. Die Tunnel wurden gebaut, um sich unter den palästinensischen Zivilisten zu verstecken, diese als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und Waffen hineinzuschmuggeln, um Israel zu terrorisieren.

    • @nihilist:

      Wie kann man dieses Mal den Völkermord an den Palestinensern vermeiden?